Michas bunte Welt der Geschichten - Michael Schönberg - E-Book

Michas bunte Welt der Geschichten E-Book

Michael Schönberg

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Beschreibung

1o bunte Geschichten aus verschiedenen Genres. Thriller & Krimi, Fantasy und Alltägliches. Ernstes & Humorvolles, Liebe & Leid Ein bunter Mix, der Lesefreude garantiert.  Inhalt:  Die Möwe Hiddensee  Die Fehleinschätzung Sein erstes Veilchen  Das falsche Geschlecht Der grüne Daumen Sein Karma Nebel über dem Teich Der schwarze Hund  Bonus: Das Leben ist wie ein Regenbogen   

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Michael Schönberg

Michas bunte Welt der Geschichten

Allen meinen Leser/innen BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Rechte und Impressum

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der Verlage, Herausgeber und Autoren unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum:

Deutsche Erstveröffentlichung

Auflage 2019

Alle Rechte vorbehalten

Michael Schönberg

Covergestaltung: Wine van Velzen

Layout: Michael Schönberg

Inhaltsverzeichnis

 

Die Möwe

 

Hiddensee

 

Die Fehleinschätzung

 

Sein erstes Veilchen

 

Das falsche Geschlecht

 

Der grüne Daumen

 

Sein Karma

 

Nebel über dem Teich

 

Der schwarze Hund

 

Bonus:

Das Leben ist wie ein Regenbogen   

Die Möwe

 

 

»Es regnet mal wieder« freute er sich, als er aus dem Fenster sah.

Bernd freute sich immer über etwas Regen.

Dann blieben die Urlauber in ihren Hotels oder Wohnungen und er hatte den Strand für sich alleine.

Platz für seinen Strandsegler. Schnell war er angezogen und holte das Sportgerät aus der Garage. Den Mast legte er längs auf das Boot und fuhr mit dem Wagen, den Segler sicher an der Anhängerkupplung, zum Strand.

Zu seinem Erstaunen waren doch einige unterwegs. Allerdings alles Hundebesitzer, die am Hundestrand ihren Hund ausführten. Nicht schlimm für ihn, denn er fuhr mit dem Segler meistens die Strecke, von Burhaven in Richtung Tossens. Weg von Hund und Herrchen. Soweit, wie es der Strand zuließ. Dann wieder zurück. Und an Tagen wie diesen, wurden es einige Strecken, die er zurücklegte.

Doch heute sollte alles anders werden.

Kaum dass er den Mast gesetzt hatte, sah er auf dem kleinen Steg, der in die Nordsee hineinragte, eine Möwe, die humpelte und ihre Laute, die sie von sich gab, hörten sich an wie Babygeschrei.

Bernd befestigte den Mast und ging zum Steg. Als er sich der Möwe näherte, versuchte diese zu fliehen. Was ihr aber nicht gelang. Ein Flügel breitete sich nicht aus und so fiel sie nur hin, anstatt abzuheben.

»Ruhig meine kleine Möwe. Ich bin es, der Bernd. Du kennst mich doch, ich bin der Segler. Du hast mich doch schon oft begleitet bei meinen Ausflügen.«

Natürlich flogen immer einige Möwen um ihn herum, wenn er am Strand segelte. Ob es nun auch diese Möwe war, das wusste er natürlich nicht. Doch in den vielen Jahren, die er hier schon wohnte, hatte er einige Erfahrungen gesammelt, wie man sich Möwen gegenüber verhält.

Er kam ihr so nah, dass er sehen konnte, dass sie etwas in den Flügeln stecken hatte.

Bernd wusste durch eine schmerzliche Erfahrung, dass ihr Schnabel tiefe Wunden verursachen kann.

Immer noch auf die Möwe einredend, zog er sich seine Windjacke aus und ging weiter auf die Möwe zu, die mittlerweile aufgehört hatte Flugversuche zu unternehmen.

Geschwächt lag sie nun auf dem Steg. Ihr »Babygeschrei« hatte sich in eine leise Piepserei verändert.

Behutsam warf er die Jacke über das Tier und packte es an ihrem Hals. So war er vor dem zuschnappen des Schnabels geschützt.

Die Möwe bäumte sich etwas auf, doch dann gab sie auf. Bernd redete und redete mit ihr. So viel hatte er im ganzen letzten Jahr nicht mit seiner Frau gesprochen. Jedenfalls nicht viel mehr.

Bernd war ein eher ruhiger Vertreter der Männerwelt. Was bei seiner Herkunft, Ostfriese, nicht wunderlich war. Reden war verpönt, schweigen war Gold. Als Landschaftsangestellter, zuständig für die Schutzgebiete, hatte er es nur in der Saison mit unbedachten Urlaubern zu tun. Die unerlaubt auf den Deichen feiern oder zelten wollten. Oder die Wanderwege verließen und in das Vogelschutzgebiet eindrangen, um ungestörte Sonnenbäder zu genießen. Doch die »Verfehlungen« blieben im Rahmen und die notwendigen Gespräche auch.

 

Als Bernd die Möwe anhob und sich den beschädigten Flügel ansah, entdeckte er einen Holzstab. Zuerst war seine Vermutung, dass es ein Pfeil war, der dort drinsteckte. Doch an dem vermeintlichen Pfeil war auch noch etwas Papier. Buntes Papier und er war sich nun sicher, dass der Vogel den Kampf mit einem Drachen aufgenommen und wohl verloren hatte.

»Das müssen wir uns zuhause aber mal genauer ansehen.« Damit war seine aufwendige Konversation aber auch beendet.

Er steckte die Möwe in den Kofferraum seines Jeeps. Dort hatte er immer einen Käfig. Schließlich kam es häufiger vor, dass er kranke Tiere fand und versorgen musste. Leider war in Budjardingen keine Tierstation, wie auf Langeoog oder in Norden. So hatte er im Haus immer wieder mal ein Tier zu versorgen und in den Jahren schon einige Tiere gepflegt. Einige mussten für immer bei ihm bleiben, wenn sie in der Natur nicht mehr überleben konnten. Auch in der Tierwelt gibt es Langzeitpflegefälle.

 

Seine Frau Brunhilde fütterte nur die Tiere. Sie war Rechtsanwältin und arbeitete fast ausschließlich Zuhause. Dafür hatten sie einen kleinen Wohnraum an ihr Haus gebaut. Ihre kleine Anwaltspraxis, mit eigenem Schild und Eingang. Ihr Spezialgebiet: »Schadensersatzklagen von Urlaubern abweisen«. Andersherum wäre ein Leben in dieser Abgeschiedenheit wohl nicht möglich. Viele Anbieter von Wohnungen oder Hotels bekamen Schreiben, in denen Ersatzansprüche erhoben wurden. Viele davon unberechtigterweise, was jedoch bewiesen werden musste. So hatte sie immer nach der Saison sehr viel zu tun und ihr Mann während der Urlaubszeit. Durch diese Schadensabwendungen hatten sie viele Freunde gewonnen. Kam die Verwandtschaft aus dem Süden oder aus NRW so wurden die Unterkünfte billiger und notwendige Reparaturen auch schon mal unter der Hand geregelt.

Durch die verschiedenen »Spitzen« ihrer Arbeit lief man sich nicht so oft über den Weg, um große Reden zu schwingen. Jedenfalls nicht tagsüber.

 

Als er Zuhause ankam, sah seine Frau erstaunt aus dem Fenster, das zur Einfahrt gerichtet war und so jedes Fahrzeug oder Person wahrgenommen werden konnte. Sie stand auf und kam zur Türe.

Bernd rief ihr zu, dass er eine verletzte Möwe hätte und sie doch bitte die Wohnungstüre öffnen sollte.

Er brachte die Möwe in seine »Krankenstation«. Was nichts anderes war, als eine große Voliere im Garten, mit einzelnen Gehegen. Aber auch der eine oder andere Vogelverschlag war dort.

»Bitte hohl eine Mütze für die Möwe. Dann wird sie ruhiger« bat er seine Frau, die aber schon unterwegs war. Schließlich muss sie immer die Wunden ihres Mannes pflegen, wenn er mal wieder zu viel Vertrauen in die Tierwelt gesetzt hatte. Immer nach der Devise:

»Seht doch, ich will euch nicht Böses.«

Doch hier und da scheinen die Tiere ihn nicht immer zu verstehen. Und so wusste sie schon vor seiner Bitte, was zu holen war.

Nachdem sie dem Vogel die Mütze übergestülpt hatte, legte Bernd das Tier in eines der kleinen Gehege ab und entfernte seine Jacke.

»Die wirst du wohl waschen müssen«, denn die Möwe hatte sich ordentlich entleert.

Grüne Windjacke mit lila, weißem und schwarzen Vogelkot. Eigentlich ein Bild zum Ablichten. Abstrakte Kunst. Wenn es nicht gerade seine Jacke gewesen wäre.

Nachdem er die Möwe dort abgesetzt hatte, verschloss er das Gehege und fuhr wieder zum Strand. Aber nicht um zu Segeln. Nein, er holte sein Freizeitvergnügen nach Hause. Jetzt hieß es »in Möwe« und nicht »in Freizeit«.

 

Bernd bereitete in seinem kleinen OP, was sein ehemaliges Arbeitszimmer war, die Behandlung der Möwe vor. Da die Möwe nun nichts mehr sehen konnte, war es ein Leichtes ihr eine kleine Narkose zu spritzen. Die Ausbildung zu einem Landschaftsangestellten beinhaltete auch das Setzen von Spritzen und Behandeln von Wunden. Selbst kleine Operationen wurden dort gelehrt.

Im Notfall gab es aber einen Tiertransport in die nächste größere Stadt. In diesem Falle hatte sich Bernd entschlossen, dem Tier selbst zu helfen.

Noch im Gehege setzte er ihr die Spritze und wartete ab, bis sie betäubt war. Dann holte er sie heraus und brachte das Tier in seinen OP Raum, legte es behutsam auf den Rücken und achtete darauf den beschädigten Flügel nicht weiter zu schädigen.

Behutsam zog er den Flügel auseinander. Der Flügel hatte eine Spannweite von fast einem halben Meter. Mit einer Klammer und einem Seil hielt er den Flügel nun ausgebreitet.

Der Holzstab hatte sich in die weiche Haut zwischen dem ersten und dem zweiten Gelenk des Flügels gebohrt.

»Wie hast du das denn geschafft?«, fragte Bernd die betäubte Möwe.

Um den Stab zu entfernen, musste er die Wunde etwas vergrößern. Dann konnte er das Teil des Winddrachens entfernen und die Haut dort wieder zusammennähen. Ach ja, ein »Nähkurs« gehörte natürlich auch zur Ausbildung.

Nach der erfolgreichen Behandlung stülpe er dem Tier die Mütze wieder auf und brachte es in den Käfig zurück. Nicht ohne ihr noch eine Spritze zu geben, die den Kreislauf des Tieres stabilisieren sollte.

Im Käfig konnte die Möwe nun ihren »Betäubungsrausch« ausschlafen. Erst gegen Nachmittag wachte sie auf und Bernd, der immer wieder nach ihr gesehen hatte, hörte ihre leichten Versuche, Laute von sich zu geben.

»Beschwer dich nicht. Es geht dir bald wieder besser. Bis dahin wirst du erst mal hierbleiben.«

Mit den Worten hatte er den Käfig geöffnet und ihr die Mütze vom Kopf gezogen.

Sichtlich überrascht über die Helligkeit, stand sie auf und hob den Kopf, schnappte aber nicht zu, sondern orientierte sich erst mal. Dann versuchte sie abzuheben. Der Käfig war aber nicht groß genug, als dass sie die Flügel ausbreiten könnte.

In der Ecke des Käfigs hatte Bernd in einen Topf kleine Fischstücke abgelegt.

Es dauerte jedoch eine Weile, bis sie diese verschlang.

In den nächsten vierzehn Tagen wurde sie so gefüttert, ihre naturgegebene Angst wich und Bernd konnte sie in das größere Gehege überführen. Dafür öffnete er den kleinen Käfig und ging einen Schritt zurück. Die Möwe folgte ihm. Wohl auch, weil Bernd etwas Fisch in der Hand hatte. Wie eine Ente watschelte die Möwe, die mittlerweile den Namen »Chilaili«, weißer Vogel, bekommen hatte. Ein Name aus der indianischen Sprache. Viele seiner Patienten bekamen Namen, aus der Sprache der Indianer. Bernd hatte viel über die Kultur dieser Menschen gelesen. So konnte auch er eins werden mit der Natur, sie verstehen und respektieren.

Chilaili folgte Bernd, wo immer er hinging. Bald folgte dieser »Weiße Vogel« ihm auch ins Haus. Klar, denn dort gab es immer was zum Verzehren. Brunhilde war nicht immer begeistert, eine Möwe beim Abendessen am Tisch zu haben. Da die Tischmanieren nicht immer so waren, wie man es sich von Gästen wünschte. Gerade wenn es um das Leeren eines Darmes geht, auch wenn es um einen Möwendarm geht. Bernd hatte ein Einsehen und fütterte sie nun auf dem Boden. Wann immer sie auf den Tisch hüpfen wollte, warf er ihr etwas Nahrung in eine Ecke des Esszimmers und so war wieder Ruhe am Tisch.

In der Zeit, es waren bereits drei Monate vergangen, hatte sie schon einige kleine Flugübungen absolviert. Allerdings nur in der Voliere. Vom Boden auf einen Ast unter dem Dach, oder einmal quer durch den Käfig.

Und nun stand der große Tag an. Ihre Entlassung als Patient und als Hausbewohner.

Chilaili folgte ihm durch das ganze Haus und in den Garten. Kein Käfig über sich und die Freiheit vor Augen, breitete sie die Flügel aus und hob vom Boden ab. Schnell war sie über den Wipfeln der Bäume verschwunden, die den Garten umzäunten.

»Lebewohl Chilaili. Und lass in Zukunft die Windvögel in Ruhe. Sie sind keine Konkurrenz und eher ungesund für dich.«

Glücklich und traurig zugleich trat er wieder ins Haus.

Am Abend ging er zu der Voliere, schließlich gab es noch andere Bewohner, die versorgt werden mussten, als er auf dem Dach des Käfigs ein leichtes Tapsen hörte.

Kaum das er hochgeschaut hatte, sah er, wie Chilaili auf dem Rasen landete und lauthals ihre Rückkehr bekundete. Bernd ging zurück in den Garten.

»Hallo Chilaili, was ist denn mit dir? Du sollst in der Freiheit dein Seelenheil suchen. Begleite die Fischer und ernähre dich dort von den Fischresten, wenn du schon nicht selbst fangen willst.«

Die Möwe hörte ihm gar nicht zu, sondern erhob sich und landete auf seiner Schulter.

Bernd bewegte sich nun nicht mehr und sprach auch kein Wort mehr. Der große gelbe Schnabel war zu nah an seinem Gesicht, als dass er jetzt noch ausweichen konnte. Doch sie machte überhaupt keine Anstalten ihm etwas zuleide zu tun. Mit ihrem Schnabel zerzauste sie ihm lediglich etwas die Haare. Mutig nahm Bernd nun seinen Arm hoch und die Möwe hüpfte auf diesen gebotenen menschlichen Ast.

»Du bist ziemlich schwer, wollte ich dir nur mal sagen«, und setzte die Möwe auf einen Mauervorsprung ab. »Mit ins Haus darfst du aber nicht. Brunhilde wird sonst etwas sauer glaube ich, hat sie doch gestern noch erwähnt, dass sie sich auf ein ruhiges Abendessen, also nur sie und ich, freut. Du kannst aber gerne hier warten, ich bringe dir etwas Fisch.«

Bernd ging in das Haus und als wenn sie ihn verstanden hätte, blieb sie dort sitzen, wo Bernd sie abgesetzt hatte. Mit etwas Fisch in der Hand kam er wieder und warf Stück für Stück in die Luft. Mit akrobatischem Kunstflug schnappte sie die Stücke auf und verschlang sie im Flug. Nach und nach verschwanden die Fischstücke in ihrem Bauch.