Die Edlen von Bechburg und Falkenstein - Heinz J. Moll - E-Book

Die Edlen von Bechburg und Falkenstein E-Book

Heinz J. Moll

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Beschreibung

Die Geschichte der Edlen von Bechburg und Falkenstein ist recht komplex. - Das vorliegende Werk versucht, unter Zuhilfenahme von historischen Dokumenten und bildlichen Darstellungen Ordnung in die vielfältigen Aspekte der geschichtlichen Vergangenheit dieser mittelalterlichen Adelsfamilien zu bringen. Die Familiengeschichte (Genealogie) der beiden adligen Geschlechter mit ihren Grafen, Freiherren, Rittern und kirchlichen Würdenträgern, die dabei geführten Wappen (Heraldik) sowie die stattliche Zahl von Burgen, die in einem relativ engen geografischen Umkreis entstanden sind, werden thematisiert. Ausgewählte Stellen aus Publikationen zum vorliegenden Thema weisen die Interessierten auf weiterführende Literatur hin, wo detaillierte Informationen in Wort und Bild zu finden sind. Lehrpersonen von Sekundar- und Fachmittelschulen sowie von Gymnasien möchte ich animieren, auf der Grundlage dieses Buches die Geschichte des Mittelalters im Raum des heutigen Kantons Solothurn zu thematisieren: Durch Exkursionen zu den nahe gelegenen Stätten der damaligen Burgen und Schlösser, die teilweise nur noch als Ruinen oder zurück gelassenen Spuren im Gelände zu sehen sind, kann der Geschichtsunterricht direkt vor Ort und damit sehr anschaulich durchgeführt werden

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Dank

Allen Personen und Institutionen, die diese Publikation unterstützt haben, spreche ich hiermit meinen herzlichen Dank aus.

Ittigen b. Bern, im März 2024

Dr. Heinz J. Moll

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Beurkundete Ereignisse

3. Persönlichkeiten

3.1. Rudolf I. von Bechburg (erw. 1201-1224)

3.2. Heilwig von Falkenstein (erw. 1212-1226)

3.3. Rudolf I. von Falkenstein (erw.1227-1250)

3.4. Rudolf II. von Falkenstein (erw. 1294-1332)

3.5. Rudolf II. von Bechburg (erw. 1292-1303)

3.6. Konrad IV. von Bechburg (1299-1332)

3.7. Heinrich III. von Bechburg, Domdekan in Basel (erw. 1281-1304)

3.8. Kuno IV. von Bechburg (erw. 1282-1292)

3.9. Markward v. Bechburg, Ritter (erw. 1304-1330)

3.10. Elisabeth von Bechburg (erw. 1314)

3.11. Rudolf III. v. Bechburg, Ritter (erw. 1255-1287)

3.12. Ritter Ulrich III. von Bechburg, der Jüngere (erw. 1274-1285)

3.13. Heinrich IV. von Bechburg (erw. 1308—1325)

3.14. Mechtild von Bechburg (erw. 1312)

3.15. Heinrich V. von Bechburg (erw. 1330-1358)

3.16. Ulrich IV. von Bechburg, Domherr in Basel (erw. 1323-1345)

3.17. Hermann v. Bechburg, Ritter (erw. 1330-1360)

3.18. Benignosa, Benedikta und Margret von Bechburg (erw. 1369–1417)

3.19. Heinrich von Bechburg, Stiftskaplan in Basel (erw. 1353 -1371)

3.20. Die Bechburger in Solothurn

3.21. Henmann von Bechburg (erw. 1363-1370)

3.22. Hans II. von Falkenstein (erw. 1399-1416)

3.23. Thomas von Falkenstein (erw. 1443-1479)

3.24. Sigmund von Falkenstein (erw. 1499-1521)

3.25. Johann Christoph von Falkenstein (erw. 1523-1559)

4. Stammbaum

5. Wappen

5.1. von Bechburg

5.2. von Falkenstein

5.3. von Erlinsburg

6. Die territoriale Ausdehnung der Grafschaft

7. Güter und herrschaftliche Rechte

8. Die Burgen

8.1. Alt-Bechburg

8.2. Neu-Falkenstein

8.3. Alt-Falkenstein

8.4. Neu-Bechburg

8.5. Die Erlinsburgen

Literatur- und Quellenverzeichnis

Abkürzungen

A./in.

Aussteller/in (einer Urkunde)

auf B.

auf Bitte

AG

Aargau (Kanton)

Bd.

Band

BE

Bern (Stadt oder Kanton)

betr.

betreffend / betrifft

erw.

erwähnt (im Jahr XXXX)

Fontes Rerum

Bernensium (FRB)

Quellensammlung zur bernischen Geschichte, die mit antiken Quellen zum heutigen bernischen Raum beginnt und vor allem mittelalterliche Urkunden bis ins Jahr 1390 enthält.

Gde.

Gemeinde

Gfr.

Geschichtsfreund

Gl.

Gulden

Hrsg.

Herausgeber

HLS

Historisches Lexikon der Schweiz

Jb.

Jahrbuch

Jh.

Jahrhundert

lat.

Lateinisch

LU

Luzern (Kanton)

Or. (ib.)

Original (ebenda)

Pg.

Pergament

Pfennig

Pfund

QW

Quellenwerk(e)

Reg.

Regesten

Schildwappen

β

Schilling

S.

Siegler und Siegel

Schw. /schw.

Schweizerischer / schweizerisch

SO

Solothurn (Stadt oder Kanton)

StA

Staatsarchiv

Urk.

Urkunde(n)

Z

Zeugen

ZH

Zürich (Stadt oder Kanton)

Fotografien:

Sämtliche Fotografien, bei denen kein anderer Quellenverweis gemacht wird, stammen vom Autor.

Titelbild: Die Wappen der Bechburger und der Falkensteiner in der ‘Stemmatologia Tigurina’, dem Zürcherischen Geschlechterbuch (Pfarrer in Erlenbach ZH von 1706 bis 1724) von Erhard Dürsteler (1678-1766) [chgh.ch]

1. Einleitung

Zwischen den Edlen von Bechburg und denen von Falkenstein ist aus den Urkunden eine enge Verwandtschaft eindeutig gesichert.

Die Brüder Konrad und Rudolf von Bechburg trennten die Familie kurz vor Ende des 12 Jh. in die Zweige Bechburg und Falkenstein. Diese Erkenntnis geht zurück auf einen Vergleich aus dem Jahr 1194, den das Kloster St. Urban mit der Kirche Wynau schloss und wo beurkundet wird, dass der Bischof Diethelm von Konstanz auf die Bitte der Freien Lüthold und Werner von Langenstein, die Priester geworden waren, die Zelle zu Rot dem Zisterzienser-Orden übergeben und dem neuen Kloster deren Besitz bestätigt hatte.1

1201 traten die Bechburger das alte Familiengut im Oberaargau an St. Urban ab. Für den Zeitpunkt der Ablösung der Grafen von Falkenstein vom Haus Bechburg bleibt die Güterteilung zwischen den Brüdern Rudolf (1224 als Graf von Falkenstein erw.) und Conrad von Bechburg (1201-24 erw.) undurchsichtig.

Die Freiherren von Bechburg sassen im 13. Jh. auf den Festen Neu-Falkenstein und Alt-Bechburg und als Vögte der Grafen von Froburg auf Ober-Erlinsburg (Gemeinde Niederbipp BE). Die von ihnen im 13. Jh. errichtete Feste Neu-Bechburg bei Oensingen ging bald an die Grafen von Froburg über.

1374 wurde Henmann (oder Hans) im sogenannten ‘Safrankrieg’ auf Neu-Falkenstein belagert. Er fiel 1386 als Letzter des Geschlechts in der Schlacht bei Sempach.

Die Schlacht bei Sempach löscht somit 1386 das alte Geschlecht der Freiherren von Bechburg aus, dessen ursprünglicher Stammbesitz in den vier Gemeinden des Äusseren Amtes Falkenstein (Buchsiten, Härkingen, Egerkingen, Wolfwil), in Wynau und in Roggwil lag. - Das Erbe ging 1402 an Solothurn über.2

Geistliche Angehörige derer von Bechburg sind als Kanoniker in Basel und Zofingen sowie als Mönche bzw. Klosterfrauen in Reichenau, Einsiedeln und in der Zürcher Fraumünsterabtei bezeugt. Verschwägerungen bestanden mit den Grafen von Froburg, den Grünenberg, Klingen, Soppensee, Senn von Buchegg und Heidegg.2

Die Tradition der Bechburger, auch klerikale Funktionen zu übernehmen, setzte sich auch bei den Grafen von Falkenstein fort; Ulrich von Falkenstein wurde sogar Propst zu St. Ursen und Moutier-Grandval.3

Die Grafen von Falkenstein - als Seitenzweig der Freiherren von Bechburg - sind über mehrere Generationen gut fassbar. Nach der Resignation vom Landgrafenamt im Buchsgau 1318 traten die Vertreter der Familie als Freiherren auf. Als Erben der Grafen von Thierstein-Farnsburg kamen die Freiherren von Falkenstein wiederum zu einem Landgrafenamt, dieses Mal über den Sisgau, ein Lehen des Bischofs von Basel, das sie bis zum Verkauf der Herrschaft Farnsburg 1461 und dem Wegzug in die Gegend des mittleren Schwarzwalds ausübten. Der letzte männliche Vertreter der Familie starb 1568 als kaiserlicher Rat und Landvogt im Elsass.3

Abb. 1 Das Wappen der Bechburger im Scheiblerschen Wappenbuch4. Interessanterweise ist das Wappen dort mit ‚von Falkenstein‘ angeschrieben, genauso wie in Siebmachers Wappenbuch.61

1 Eggenschwiler Ferdinand, Zur Geschichte der Freiherren von Bechburg - Teil 1, in: Mitteilungen des Historischen Vereins des Kantons Solothurn, S. 17, 28f und 35ff (1902)

2 Meyer W., ‘von Bechburg’, im: HLS, Bd. 2, S. 134 (2003)

3 Sigrist Hans, Die Freiherren und Grafen von Bechburg-Falkenstein und ihre Burgen, im: Jahrbuch für solothurnische Geschichte, Bd. 65, S. 123 (1992)

4 Scheibler'sches Wappenbuch - BSB Cod.icon. 312 c, [S.l.] Süddeutschland, um 1450 - 17. Jh. [BSB-Hss Cod.icon. 312 c]

2. Beurkundete Ereignisse

Daten und Zeugnisse in der Form von Urkunden und anderen Schriftstücken von den Bechburgern (und Falkensteinern) reichen nur bis ins 11. Jh. zurück; was vorher geschah, ist in tiefes Dunkel gehüllt. Die Bechburger, wie auch die Froburger und Thiersteiner, sind vermutlich Nachkommen alemannischer Anführer, die sich bei der Völkerwanderung in heute solothurnischen Landen niedergelassen haben, sich grosse Länderstrecken zugeeignet und aufgrund ihrer Stellung und Funktion den Grafentitel angenommen haben. - Die Grafen wohnten im karolingischen Zeitalter unten im Tal; als dann sturmbewegte, fehdenreiche Zeiten eintraten, als volkreichere Ortschaften sich mit Mauern und Gräben zu schützen begannen, verliessen sie den Talboden und bauten sich Burgen auf Felsen und Bergeshöhen. Indem sie anfingen, sich nach ihren Wohnsitzen zu nennen, hinterliessen sie uns die ersten zuverlässigen Hinweise auf ihre Existenz und Geschichte.1

Das erste schriftliche Zeugnis für Burg und Familie von Bechburg(Conrat de Pehpurc) findet sich um 1100 in einem Bericht über die Gründung des Kluniazenserpriorats St. Alban zu Basel: In der Aufzählung seines Besitzstandes wird erwähnt, dass Konrad von Bechburg dem Kloster eine Schuppose Land (etwa 12 Jucharten) in ‘Harichingen’ (Härkingen) mit einem Ertrag von vier Schilling vergabt habe.

Diese Schenkung ist ein Beweis für den Güterreichtum der Familie. Dass die Grafen von Bechburg angesehen waren, lässt sich auch aus dem Umstand schliessen, dass sie mit in der Landesgeschichte hervortretenden Personen und Ereignissen genannt werden. So war ums Jahr 1130 (vermutlich am Reichstag zu Basel) Graf Kuno von Bechburg mit burgundischen, aargauischen, zürichgauischen und sundgauischen Grafen Zeuge, als König Lothar der Dritte der Abtei Trub im Emmental, die von dem Edeln Thüring von Brandis, Herr zu Lützelflüh, gegründet und mit Benediktinern von St. Blasien (im Schwarzwald) bevölkert worden war, die Freiheit und Unabhängigkeit vom Mutterkloster zusicherte:

Graf Kuno (Cun/Conrad) von Bechburg findet sich mitten unter anderen Würdenträgern seiner Zeit in der betreffenden Urkunde des Königs Lothar III.:5

Conrad I., als erster urkundlich bezeugter Bechburger, war noch nicht Graf; erst Cuno I. wird ausdrücklich als ‘comes’ bezeichnet.

1180 wurden bei Ausstellung der Urkunde zur Gründung des Johanniterhauses Buchsee Kuno und sein Bruder Arnold angeführt, aber ohne Geschlechtsbezeichnung. - Von Mülinen6 glaubte nun, dieser Graf Arnold sei mit jenem comes Ernoldus de Bovecta (Buchegg), der in einer Vergabungsurkunde des Herzogs Berchtold IV. von Zähringen an das Kloster Rüeggisberg (‚in comitatu Bargen‘) von 1175 als Zeuge vorkommt, die identische Person. Arnold (1175) und Kuno (1180) von Buchegg scheinen die Söhne oder Bruderssöhne Kunos I. von Bechburg gewesen zu sein. - Das Jahrzeitenbuch von Oberbuchsiten weist unterm 20. April ein Jahrzeit aus, das sich auf die Brüder (!) Heinrich von Falkenstein und Ulrich von Bechburg (1181) zu beziehen scheint. Merkwürdig ist: Sie heissen hier „von Buchegg" (!). Dies bestärkt die Vermutung, sie seien Sprösslinge eines mächtigen Dynastengeschlechtes, von dem die Grafen von Buchegg, von Bechburg, von Falkenstein und wohl auch die Freien von Balm abstammen.1

Abb. 2 Die Alt-Bechburg von Norden (Ausschnitt aus einem Bild von Albrecht Kauw aus dem Jahr 1670.7

Für Conrad und Cuno von Bechburg gibt es keine eindeutig klaren Hinweise auf ihr verwandtschaftliches Verhältnis. Dem zeitlichen Unterschied gemäss könnte Cuno Conrads Sohn gewesen sein. Es wäre für die damalige Zeit höchst ungewöhnlich, wenn beide Einzelkinder gewesen wären; sie müssen auch Brüder und Schwestern gehabt haben. Zwischen 1130 und 1180 liegt überdies eine Lücke, in der sich sehr gut eine Generation einfügen lässt, die überhaupt in keiner Urkunde erscheint. Erst für Heinrich und Ulrich von Bechburg liegt der Nachweis vor, dass sie Brüder waren, und ebenso steht fest, dass Rudolf I. und Conrad II. von Bechburg die Neffen Ulrichs waren. Ob aber Heinrich ihr Vater war oder ein anderer Bruder, ist schon wieder fraglich. Sicher ist dagegen, dass Ulrichs Stamm keine Fortsetzung hatte. Möglicherweise hatte er zwei Söhne, die beide geistlichen Standes wurden: der 1201 genannte Pleban in Wynau, Berchtold, und der 1224 erwähnte Herr Peter von Bechburg, der Pleban entweder in Egerkingen oder in Oberbuchsiten war. Da die wenigen überlieferten Namen von bechburgischen Pfründen fast durchwegs auch bechburgische Namen tragen, ist anzunehmen, dass die Bechburger ihre zahlreichen Kirchensätze vor allem zur Versorgung jüngerer Söhne nutzten.

1181 traten die Brüder Heinrich und Ulrich (‘comes Heinricus et Ulricus frater eius de Bechburg’) mit Hesso von Grenchen, Hugo von Jegenstorf, Rudolf von Koppigen, den Gebrüdern Ulrich und Berchtold von Utzenstorf und anderen Edeln aus Klein-Burgund als Zeugen auf, als Ulrich (II.) von Strassberg, genannt von Neuenburg, vom Stifte Solothurn als Erblehen Güter in Selzach und Bettlach empfing.

Den Grafen Heinrich von Bechburg trifft man wieder in jener Urkunde, durch welche 1182 Burkard von Solothurn dem dortigen Stift Eigengüter zu Dotzigen und Gunnigkofen (Gunnechoven bei Lüterkofen, ein abgegangenes Dörflein) abtrat.

Von den Rittern Cuno, Conrad und Arnold von Roggwil, drei Brüdern, sind im Jahre 1194 bei der Stiftung des Klosters St. Urban Landparzellen in Roggwil vergabt worden waren. Von diesen Rittern von Roggwil ist vorher und nachher nie wieder die Rede. Dagegen fällt auf, dass zwei von ihnen, Cuno und Conrad, ausgerechnet die beiden Namen tragen, die in der Stammtafel der Freiherren von Bechburg am häufigsten vorkommen. In jener Zeit nun, da die Geschlechtsnamen eben erst im Aufkommen und noch keineswegs feststehend waren, kam es nicht selten vor, dass die Glieder derselben Familie sich nach verschiedenen Besitzungen mit verschiedenen Namen nannten, während anderseits bestimmte Vornamen immer wieder geführt und damit für das Geschlecht kennzeichnend waren. So wäre es durchaus möglich, dass ein Zweig der Bechburger, der in Roggwil oder auf der abgegangenen Burg Rotenberg sass, sich vorübergehend «von Roggwil» nannte. Würde diese Annahme zutreffen, so wäre ursprünglich das ganze Dorf Roggwil geschlossener Eigenbesitz der Bechburger gewesen.8

Aber auch der eher seltene Name Arnold lässt sich in Verbindung mit den Bechburgern bringen. Ansatzpunkt bildet eine Urkunde aus dem Jahre 1305, in der Rudolf von Wart (nördlich von Winterthur), der spätere Mörder König Albrechts, als Mitbesitzer der Burg Neu-Falkenstein erscheint. Wenn man dem Stammbaum dieser zürcherischen Freiherren nachgeht, so ergibt sich, dass im 12. Jh. die Leitnamen des Geschlechtes „Arnold“ und „Heinrich“ waren. Allerdings besteht hier eine noch grössere Lücke zwischen den Brüdern Arnold und Heinrich (1100) und Heinrich II. (1186). Zu erfahren ist nur, dass Heinrichs Vater Arnold hiess, doch kann dieser kaum identisch sein mit dem Arnold von 1100. Hingegen erscheint es als möglich, dass dieser Arnold II. Mitte des 12. Jh. die Heiratsverbindung mit einer Tochter aus dem Hause Bechburg einging und dass deren Mitgift ein Anteil an Neu-Falkenstein war.

Abb. 3 Das Schloss Neu-Bechburg (Südfront).

Unter der Voraussetzung, dass ein ungenannter Bechburger die Erbtochter der Freien von Falkenstein heiratete, eine ebenso unbekannte Bechburgerin den Freien Arnold von Wart, ergibt sich, dass Ulrich von Bechburg den Vornamen seines Grossvaters Ulrich von Falkenstein trug, Heinrich den Vornamen eines Grossoheims aus dem Hause Wart. In der nächsten Generation kann auch der Name Rudolf aus der Verwandtschaft mit den von Wart hergeleitet werden: zur gleichen Zeit wie Rudolf von Bechburg lebte auch ein Rudolf von Wart.9

Die folgende Urkunde (Nr. 108.)10 aus dem Jahr 1201 überliefert eine ganze Reihe von wichtigen Fakten zur Geschichte des Hauses Bechburg. - Von den Bechburgern werden in dieser Urkunde namentlich Ulrich und dessen Söhne Rudolf (dem späteren Stammvater der gräflichen Linie Falkenstein) und Konrad genannt:

Mit diesem Gütertausch – implizit übertrugen die Bechburger damit auch Twing und Bann sowie das niedere Gericht zu Roggwil an das Kloster St. Urban – wird eine Verlagerung des Interesseschwerpunktes der Freiherren von Bechburg von den Stammgütern südlich der Aare zu ihrem neuen Hauptsitz, der Burg Alt-Bechburg bei Holderbank SO, sichtbar. Südlichster Teil des Besitzes blieb Wolfwil mit dem Fährrecht über die Aare.

Abb. 4 Der Bechburgische Besitz um 1200.11

Abb. 5 ‚Von Bechburg‘ im Lexikon von Leu12

In der für die Geschichte des Hauses Bechburg so wichtigen Urkunde10 nannte sich Graf Rudolf bald „von Bechburg", bald „von Falkenstein". Er besass die hohe Gerichtsherrlichkeit über den Buchsgau oder doch über einen Teil desselben. Er gilt als der Erbauer von Neu- (jetzt Alt-) Falkenstein in der Klus. Seine Frau war die Schwester des Grafen Rudolf von Neuenburg, des ersten schweizerischen Minnesängers. In Urkunden wird dieser Falkensteiner mehrmals genannt. Am 18. April 1227 war er in Solothurn Zeuge, als ein vom apostolischen Stuhle ernanntes Gericht, bestehend aus den Äbten von Trub, Erlach und Frienisberg, entschied, dass der von den Grafen Ludwig und Hermann von Froburg angesprochene Dinghof Matzendorf dem St. Ursenstift in Solothurn und die Vogtei darüber den genannten Grafen gehöre. 1224 und 1256 bewilligte er als ‚advocatus ecclesiae de Winowe‘ den Pfarrgenossen von Wynau, an die Abtei St. Urban Güter und Zehnten abzutreten.

Konrad II. von Bechburg, der Bruder des Grafen Rudolf von Falkenstein, war vermählt mit einer Gräfin von Froburg. Er wohnte auf der Burg Falkenstein bei St. Wolfgang und besass die grundherrlichen Rechte, die niedere Gerichtsherrlichkeit oder Vogtei im Balsthaler- und Guldental, das Jagdrecht, die Fischenzen, die Erzgruben, die Zölle, Zehnten und Kirchensätze. Über seine Söhne Friedrich, Konrad und Kuno wird später berichtet. Wie es scheint, hatte er auch geistliche Brüder. Kuno (II.) von Bechburg war Kanonikus in Basel und wurde 1219, 1220 und 1221 zum Zeugen genommen. Er starb am 16. Februar und wurde zu St. Alban begraben. Zu gleicher Zeit lebte Heinrich (II.) von Bechburg, Magister. 1237 und 1253 trat er in Basel als Zeuge auf. Seine Mutter hiess Judenta. Ihr stiftete er bei St. Leonhard ein Jahrzeit.3

In Urkunden wird Graf Rudolf von Falkenstein mehrmals genannt. Am 18. April 1227