Erdwerke in der Region Bern - Heinz J. Moll - E-Book

Erdwerke in der Region Bern E-Book

Heinz J. Moll

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Beschreibung

Im Kanton Bern gibt es eine grosse Anzahl von Erdwerken, die durchschnittlich vor 1000 Jahren und mehr erbaut worden sind. Leider sind, genau wie im Falle der Grabstätten aus der mitteleuropäischen Eisenzeit, über die ich bereits ein Buch veröffentlicht habe, die zahlreichen Fundstätten grösstenteils in Vergessenheit geraten und bei der zeitgenössischen Bevölkerung daher kaum mehr bekannt. Ziel der vorliegenden Publikation ist es daher, die Existenz der Erdwerke wieder in Erinnerung zu rufen und dazu zu animieren, diese zum Beispiel im Rahmen eines Spaziergangs oder einer Wanderung einen Besuch abzustatten. Lehrpersonen von Sekundar- und Fachmittelschulen sowie von Gymnasien möchte ich animieren, auf der Grundlage dieses Buches die Geschichte des Früh- und Hochmittelalters im Grossraum Bern zu thematisieren: Durch Exkursionen zu den nahe gelegenen Erdwerken unserer Vorfahren kann der Geschichtsunterricht direkt im Gelände und damit sehr anschaulich durchgeführt werden. Die Aufzählung der Erdwerke erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da sie einerseits geografisch nicht exakt begrenzt ist ('Region Bern') und ich andererseits überzeugt bin, dass weitere Erdwerke ihrer Entdeckung harren. Bei der Umschreibung der einzelnen Fundstellen werden zu einem grossen Teil Ausschnitte aus Publikationen zitiert, die älter als 100 Jahre alt und deswegen nicht ohne Weiteres zugänglich sind. Ausgewählte Stellen aus Publikationen über Erdwerke und Burgstellen ohne Mauerreste weisen die Interessierten auf weiterführende Literatur hin, wo detaillierte Informationen in Wort und Bild zu finden sind. So eröffnet sich der/dem Lesenden in diesem Buch eine Welt, die durchschnittlich rund 1000 Jahre alt, zu einem guten Teil sogar noch älter ist.

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Dank

Allen Personen und Institutionen, die diese Publikation unterstützt haben, spreche ich hiermit meinen herzlichen Dank aus, insbesondere:

Herrn Ing. ETH R. Glutz, Solothurn

Herrn Dr. phil. Max Jufer, Langenthal

Monsieur André Locher, Oron-le-châtel

Frau Anna-Katharina Maibach, Aegerten

Herr Dr. Andres Moser, Erlach

Ganz besonders danken möchte ich an dieser Stelle meiner Ehepartnerin Esther, die mich bei den unzähligen Wochenendausflügen hin zu den Standorten aller in diesem Werk aufgeführten Grabstätten begleitet und mich dabei ‚logistisch‘ unterstützt hat. Auch meinen beiden Söhnen Michael und Pascal, die mich ebenfalls mehrfach ins Gelände begleitet haben, sei herzlich gedankt.

Ittigen b. Bern, im August 2017

Dr. Heinz J. Moll

Inhaltverzeichnis Band 1

Vorwort

Einleitung

Aarberg

Aarwangen

Aegerten

3.1. Gritt-Kindlinsburg

3.2. Guldhubel

Affoltern

4.1. Dolenberg

4.2. Lueg

Alchenstorf

Allmendingen

Arch

7.1. Bisenleh (Biselee)

7.2. Schwabsberg

Bellmund - Jensberg

Bern

9.1. Bremgartenwald, Viereckschanze

9.2. Nägelisboden

9.3. Reichenbachwald, Keltenwall

Bettenhausen

10.1. Muri

10.2. Humberg – Buchschild

Bleienbach

Bolligen

12.1. Grauholz

12.2. Bantiger

12.3. Burach (Burech)

12.4. Flugbrunnen - Stockeren

Büetigen

Brenzikofen

Büren

Burgdorf

Burgistein

Diemerswil

Dotzigen

19.1. Dotzigenberg

19.2. Laubgrabe

Eggiwil

20.1. Schächlihubel

20.2. Schweinsberg, der ältere

Eriswil

Frauenkappelen - Alt-Bubenberg

Gerzensee

Golaten

Grossaffoltern

25.1. Ottiswil

25.2. Suberg Hinterholz

25.3. Suberg Brandholz

Graben

Guggisberg

27.1. Ägerten

27.2. Chalchstettepuggel

27.3. Laubbachgraben

27.4. Rain - Türli

27.5. Sangernboden

Hagneck

Hasle b. Burgdorf

Heimiswil

30.1. Schlössli

30.2. Tschogge

Herbligen

31.1. Eggrain-Wolfenburg

31.2. Widibüel

Jaberg

32.1. Aarebrücke

32.2. Jabergwald

Hindelbank

Kirchdorf

Köniz

Konolfingen

36.1. Bachsgrabe

36.2. Hubel

36.3. Hürnberg

Krauchthal

37.1. Liebefels

37.2. Tannstigli

Langenthal

38.1. Schlosshubel

38.2. Untersteckholz – Kleinrot(h)

Langnau

39.1. Burspu (Bärau)

39.2. Gibelwald

39.3. Spitzenberg (Gohlgraben)

39.4. Widerberg

39.5. Zwigarten

Lauperswil

40.1. Oberdorf

40.2. St(o)eckhüsli

Leuzigen

Lützelflüh

42.1. Ginsberg

42.2. Kältberg

42.3. Münneberg

42.4. Schmidsleen

Lohn-Ammannsegg (SO)

Lyss

44.1. Busswil

44.2. Kirchhübeli

Madiswil

45.1. Bürgisweiher

45.2. Fuchsmatt-Kaser

45.3. Grauenstein

45.4. Gutenburg

45.5. Hunzen (Kleindietwil)

Moosseedorf

Mühleberg

47.1. Gümmenen

47.2. Teuftal

Münchenbuchsee

48.1. Bäreried-Ost

48.2. Bäreried–West

Muri b. Bern

Literaturverzeichnis

Inhaltsverzeichnis Band 2

1. Niederhünigen

2. Oberbalm

3. Oberburg

3.1. Bachhole

3.2. Rothöhe

3.3. Waldbruder – Rappenfluh

4. Oberdiessbach - Aeschlen

5. Oppligen

6. Pieterlen

6.1. Chelte- (Greusche-) Hubel

6.2. Wygarte

7. Plateau de Diesse

8. Radelfingen – Oltigen

9. Rapperswil

9.1. Burg

9.2. Zamberg

10. Roggwil

11. Rohrbach

12. Rüderswil

12.1. Zwingherrenhoger

12.2. Schloss-Knubel

12.3. Schwanden, Fläderwal

12.4. Toggelbrunnen

13. Rüeggisberg

14. Rüti bei Büren

15. Rütschelen

16. Safnern

17. Schüpfen - Schwanden

18. Schwarzenburg

18.1. Granegg

18.2. Grasburg–Schlössli

18.3. Helfenberg

18.4. Helfenstein-Festihubel

18.5. Mülileen

18.6. Niedereichi

18.7. Spitzeren

18.8. Stein

18.9. Steinenbrünnen

19. Seeberg - Hermiswil

20. Seedorf

21. Signau

21.1. Aegerte – Riedburg

21.2. Frauets

21.3. Reckenberg

21.4. Schweinsberg, der jüngere

21.5. Weichelgrabe

22. Spiez

23. Studen

24. Sumiswald

24.1. Bärhegechnübeli

24.2. Burgbüel

25. Thörigen

26. Trachselwald

26.1. Hopfere

26.2. Schlosschnubel

27. Uebeschi

28. Twann-Tüscherz

29. Ursenbach

30. Vinelz

32. Walkringen

32.1. Adlisberg

32.2. Bigenthal

32.3. Jegerlehnscheuer

33. Wengi

34. Wileroltigen

35. Wimmis

35.1. Spissi

35.2. Weiebüel

36. Wohlen

36.1. Aspitanne

36.2. Ballmoos

36.3. Heugrabenwald

36.4. Sandbühl

36.5. Usser Mülital

36.6. Weidhus

37. Wynigen

37.1. Friesenberg

37.2. Heidenstatt

37.3. Schwanden

38. Zäziwil

38.1. Schwanden

38.2. Zwingherrenhubel

39. Zwieselberg

Abkürzungen:

ADB

Archäologischer Dienst des Kantons Bern

AKBE

Archäologie im Kanton Bern

AS

Archäologie Schweiz

B.G.

Bello Gallico (Gaius Julius Caesar: „De bello gallico“, Bericht des römischen Feldherrn Gaius Iulius Caesar über den Gallischen Krieg)

BHM

Bernisches Historisches Museum

JbBHM

Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums

JbSGUF

Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte

Jh.

Jahrhundert

LK

Landeskarte

SGFU

Schweizerische Gesellschaft für Urgeschichte

TA

Topographischer Atlas

URL

Uniform Resource Locator (identifiziert und lokalisiert eine Ressource)

Literatur, Quellenangaben:

Der besseren Les- und Auffindbarkeit halber werden die Literaturquellen zusätzlich zum Gesamtverzeichnis am Schluss immer gleich anschliessend an die jeweiligen Original-Zitate (diese jeweils in „Anführungs- und Schlusszeichen” gesetzt) oder anderen Wiedergaben von Informationen in eckigen Klammern [ ] aufgeführt.

Ausschnitte aus topographischen Karten und Darstellungen mit 3D-Reliefschattierung:

Sämtliche Karten-Reproduktionen sind reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA170196)

Vorwort

Im Kanton Bern gibt es eine grosse Anzahl von Erdwerken, die durchschnittlich vor 1000 Jahren und mehr erbaut worden sind.

Leider sind, genau wie im Falle der Grabstätten aus der mitteleuropäischen Eisenzeit, über die ich bereits ein Buch veröffentlicht habe, die zahlreichen Fundstätten grösstenteils in Vergessenheit geraten und bei der zeitgenössischen Bevölkerung daher kaum mehr bekannt. Ziel der vorliegenden Publikation ist es daher, die Existenz der Erdwerke wieder in Erinnerung zu rufen und dazu zu animieren, diese zum Beispiel im Rahmen eines Spaziergangs oder einer Wanderung einen Besuch abzustatten.

Lehrpersonen von Sekundar- und Fachmittelschulen sowie von Gymnasien möchte ich animieren, auf der Grundlage dieses Buches die Geschichte des Früh- und Hochmittelalters im Grossraum Bern zu thematisieren: Durch Exkursionen zu den nahe gelegenen Erdwerken unserer Vorfahren kann der Geschichtsunterricht direkt im Gelände und damit sehr anschaulich durchgeführt werden.

Die Aufzählung der Erdwerke erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da sie einerseits geografisch nicht exakt begrenzt ist („Region Bern“) und ich andererseits überzeugt bin, dass weitere Erdwerke ihrer Entdeckung harren.

Die Fundorte (Namen der jeweiligen politische Gemeinde) werden in alphabetischer Reihenfolge behandelt. Für die Flur- und Siedlungsbezeichnungen werden die heute gebräuchlichen Ortsnamen verwendet, wie sie auch von der swisstopo in den Landeskarten der Schweiz aufgeführt werden.

Bei der Umschreibung der einzelnen Fundstellen werden zu einem grossen Teil Ausschnitte aus Publikationen zitiert, die älter als 100 Jahre alt und deswegen nicht ohne Weiteres zugänglich sind.

Ausgewählte Stellen aus Publikationen über Erdwerke und Burgstellen ohne Mauerreste weisen die Interessierten auf weiterführende Literatur hin, wo detaillierte Informationen in Wort und Bild zu finden sind.

So eröffnet sich der/dem Lesenden in diesem Buch eine Welt, die durchschnittlich rund 1000 Jahre alt, zu einem guten Teil sogar noch älter ist.

Ich hoffe, mit diesem Beitrag zur Geschichte des Früh- und Hochmittelalters in der Region Bern eine Art „Renaissance“ der Interessen für die eindrücklichen Erdwerke in die Wege leiten zu können, die unsere Vorfahren errichtet haben und wünsche allen Interessierten eine vergnügliche Entdeckungsreise in die Vergangenheit!

Der Autor

Einleitung

Ferdinand Keller hat schon vor 150 Jahren eine aus meiner Sicht hervorragende Darstellung der Herkunftsgeschichte von Erd- bzw. Fliehburgen („Refugien“) veröffentlicht. Diese ist im Folgenden in den wesentlichen Teilen wiedergegeben:

„Castelle und Refugien

Wir dürfen nicht unterlassen, zu bemerken, dass die hier zur Sprache kommenden Festungen (Erdburgen), keineswegs den gallischen Völkerschaften eigentümlich sind. Sie finden sich im Gegenteil in germanischen und slawischen Ländern - hier hauptsächlich in der Form von Ringwällen - sehr häufig. Die „arces alpibus impositae tremendis“ der Rätier, welche ebenso wenig als die genannten Völker gemauerte Steinbauten aufführten, waren nichts anderes als durch Wall und Graben befestigte Berghöhen; auch die vielen auf Burggipfeln erscheinenden italischen Städteanlagen hatten in umwallten Burgen und Zufluchtsörtern ihren Ursprung.

Wir müssen ferner bemerken, dass der Ausdruck ‚Refugium‘ in den Kommentarien Cäsar's nirgends, der Ausdruck ‚perfugium‘ ein einziges Mal, aber in abstraktem Sinn vorkommt. Es schien mir aber passend, für die Bezeichnung der befestigten Bergeplätze den erstem Ausdruck zu wählen.

Im Jahre 1851 machte ich unter der Aufschrift „Keltische Vesten an den Ufern des Rheins unterhalb Schaffhausen" eine Anzahl von Verschanzungen bekannt, die ohne allen Zweifel aus der gallischen Periode unsers Landes herstammen und offenbar den Zweck hatten, bei feindlichen Einfällen den Bewohnern der Umgegend einen Zufluchtsort zu bieten. Es wurde bei der Beschreibung derselben die Ansicht geäussert, dass diese Sicherheitsplätze sich auf die kriegerischen Vorgänge beziehen, deren Cäsar ganz im Anfange seiner Memoiren über den gallischen Krieg (…) erwähnt . (…)

Seit der Veröffentlichung jener Notizen habe ich meine Nachforschungen in Beziehung auf Refugien aus vorrömischer Zeit fortgesetzt und eine Reihe solcher Plätze entdeckt, von denen mehrere ihrer Lage und Form nach sehr charakteristische Seitenstücke zu den Vesten am Rheinufer bilden, während andere, landeinwärts gelegene, offenbar zu dem Zwecke errichtet waren, bei einheimischen Kriegen, die zwischen den verschiedenen Gauen der gallischen Nation, namentlich in den letzten Zeiten ihrer Unabhängigkeit, so häufig vorkamen, den Bewohnern eines Tales oder einzelner Höfe zeitweiligen Schutz zu gewähren.

Bevor wir zur Aufzählung und Beschreibung dieser neu entdeckten Refugien übergehen, wird es nicht überflüssig sein, einige Angaben betreffend die bürgerlichen und militärischen Bauten der Gallier hier in Erinnerung zu bringen.

Die Wohnsitze der Gallier, „aedificia“ oder „tecta“ in Cäsars Kommentarien, sind einzelne zerstreut liegende Höfe, welche „zum Schutze gegen die Hitze des Sommers meistens in der Nähe von Wäldern und Flüssen errichtet waren" (Cäsar B. G. VI. 30.). „Das gallische Haus war geräumig und bestand aus Brettern und Weidengeflecht mit einem hohen Dach" (Strabo IV.). Die Grundform desselben war folglich rund, das mit Stroh bedeckte (Cäsar B. G. V. 43.) Dach konisch, die Wand aus Flechtwerk von Ruten oder Schilf und Lehm verfertigt (Die Wände dieser Wohnungen sind denen der Pfahlbauhütten ganz ähnlich, in der Form der einen und andern besteht jedoch der Unterschied, dass die der Pfahlbauhütten durchgängig ein Rektangel bildet.).

Einer Mehrzahl solcher nicht an einander stossender, sondern in fruchtbaren Ebenen und Talgründen einzeln stehender Höfe gibt Cäsar den Namen Dorf, vicus, und berichtet, dass beim Auszuge der helvetischen Gesamtbevölkerung vierhundert Ortschaften eingeäschert worden seien.

Da diese Wohnungen in der Regel keinen Unterbau aus Stein hatten (bei den neusten Ausgrabungen auf der Festung Bibracte (Mont Beuvray) sind Wohnungen mit Fundamenten aus trockenen Mauern zum Vorschein gekommen), sondern aus Stoffen bestanden, welche von der Witterung vollständig aufgelöst werden, so wäre das Aufsuchen von Trümmern solcher Behausungen ein eitles Bemühen. In den zufällig hier und da bei Bauten und Feldarbeiten aufgefundenen, durch Feuer gehärteten Klumpen oder Tafeln von Lehm, an denen man Rutheneindrücke bemerkt, lassen sich Fragmente von Wandbekleidungen gallischer Hütten mit Bestimmtheit erkennen und diese Tonscheiben bilden zusammen mit Kohlenstätten, Scherben schlecht gebrannter Töpfe, ferner mit allerlei Gerätschaften aus Bronze und Eisen die einzigen und letzten Spuren gallischer Wohnplätze und Behausungen (auf solche Lehmwände mit Eindrücken von Rutengeflecht machte ich schon im Jahre 1849 aufmerksam. Siehe Band VII unserer Mitteilungen, S. 190.). Verschieden von den Dörfern oder Flecken sind die grösseren Ortschaften, „oppida“, die man Städte oder ebenso gut befestigte Plätze, Landesfestungen, heissen kann. Der Grund, warum Cäsar die Oppida bisweilen, „urbes“, Städte heisst, rührt daher, dass sie der Mehrzahl nach einen beträchtlichen Umfang haben, mit Mauern umzogen sind und eine bedeutende Bevölkerung in sich schliessen, die Gewerbe treibt und sich im Wohlstand befindet. Mitunter hat die Obrigkeit ihren Sitz in denselben.

Alle Oppida sind Plätze, die durch ihre Lage gesichert sind, indem sie fast durchgängig entweder auf steilen, schwer zugänglichen Anhöhen oder auf Landzungen, welche durch die Krümmungen der Flüsse gebildet werden, oder auf Flussinseln, oder auf trockenen von Morästen umgebenen Stellen, oder auf Ästuarien, oder auf Vorgebirgen, die sich ins Meer erstrecken, angelegt sind. Wo die natürliche Befestigung nicht ausreichte, wurden künstliche Mauern von grosser Höhe, Dicke und Festigkeit aus Balken und Felsblöcken erbaut, deren Konstruktion Cäsar ausführlich beschreibt. (Cäsar Bd. 9. VII. 23.) Reste solcher Mauern sind in neuerer Zeit in der Commune de Cras, Dep. du Lot, aufgefunden worden. (Siehe Revue archéol. 1868, Nr. 4. Ferner auf der Festung Bibracte (Mont Beuvray).)

Die Mehrzahl dieser Festungen diente, gleich den Festungen unserer Tage, einer bedeutenden Zahl von Familien zum bleibenden Aufenthalt und war mit Wohnungen besetzt, die sich im Allgemeinen von den oben beschriebenen in keiner Weise unterscheiden. Einzelne solcher Plätze aber waren in Friedenszeiten schwach bewohnt, oder standen ganz leer und füllten sich erst beim Ausbruch eines Krieges. Oppida dieser Art können daher ebenso gut Kastelle genannt werden. Die Aufgabe dieser Oppida, die von keiner ständigen Besatzung verteidigt waren, bestand aber darin, dass sie nicht nur der darin sesshaften Bevölkerung, sondern auch derjenigen der Umgegend Schutz gewährten, welche letztere bei der Annäherung des Feindes mit Preisgebung der Wohnungen zugleich mit ihren Herden und ihrem beweglichen Eigentum sich in dieselben flüchtete und hier Rettung suchte.

Abb.1 Übergang von der Holzburg zu der steinernen Ritterburg. Holzburg mit Palisaden und Turm beim Toreingang, zu dem eine steile hölzerne Treppe hinauffährt, rings um den Fuss der Holzburg führt eine Brustwehr, ein Erdwall als untere Verteidigungslinie. Diese Zeichnung stammt aus der berühmten Tapisserie von Bayeux in Nordfrankreich, die im XI. Jahrhundert verfertigt wurde, also zeitgenössischen Eisprungs ist. [1]

Ausser diesen nicht selten mit grossartigen Verteidigungsanstalten versehenen Festungen gab es in Gallien noch eine Menge kleinerer fester Plätze, die von Cäsar nur einmal unter dem Namen Castella angeführt, aber nicht näher beschrieben werden, da sie wegen ihrer Kleinheit und Mangel an kunstgerechter Befestigung den römischen Legionen keinen längeren Widerstand zu leisten vermochten.

Von den Oppida unterscheiden sich die Castella oder Refugien ausser ihrem geringen Umfange auch noch dadurch, dass sie als, Zufluchtsorte einzelner Dörfer und Höfe in abgelegenen versteckten Orten, in waldigen Gegenden vorkommen, und in Friedenszeit ganz unbewohnt sind, während die Oppida die nach den Regeln gallischer Kriegskunst auf gemeinsame Unkosten eines Gaues angelegten und unterhaltenen Festungen waren, Sicherheitsplätze, deren Lage, Zahl und Stärke Jedermann kannte.

Solche kleinere Kastelle oder Refugien, die in unbekannter Zahl über das Land zerstreut lagen, rief in Gallien, wo nach Cäsars Bericht Parteiung nicht allein in allen Gauen, Kantonen und Gemeinden, sondern fast auch in jedem einzelnen Hause Parteiung herrschte, und wo gegenseitige Befehdung die Hauptbeschäftigung des Adels ausmachte, das Bedürfnis des Volkes ins Dasein.

Abb.2 Übergang von der Erd- und Holzburg zum Steinbau. [1]

Eine gewöhnliche oder in dem flachen Teile von Gallien die gewöhnlichste Art von Refugien waren Moräste oder vielmehr trockene, von Sümpfen umgebene Stellen. Es ist kein Zweifel, dass solche Plätze einer künstlichen Befestigung nicht ganz entbehrten, sondern von Wassergräben umzogen waren und nur über Stege, die man in Kriegszeiten entfernte, erreicht werden konnten. Diese Art von Zufluchtsörtern, deren Cäsar so häufig erwähnt, und welche die grösste Ähnlichkeit mit den Pfahlbauten in den Sumpfseen haben, kommen auch in unserm Lande vor, obgleich hier ausgedehnte Torfmoore nicht zahlreich sind. Dass es wirklich solche Verstecke in waldigen Moorgegenden gab, beweist die Auffindung von Stein- und Bronzegeräten, von zerschnittenen Hirschgeweihen, von angebranntem Holz, von Kohlenresten und zerbrochenem Tongeschirr aus der ältesten Zeit an solchen Orten.

Gleichwie während der Fehden des Mittelalters die Kirchhöfe häufig die Zufluchtsorte des Landvolkes bildeten, und aus diesem Grunde für den Bau der Dorfkirchen freie, erhöhte Plätze gewählt, die Türme fest und wehrhaft erbaut, die Kirchhöfe mit starken Mauern umzogen wurden, so waren in gallischer Zeit versteckte oder schwer zugängliche Stellen, die von den Bewohnern eines Dorfes zu Refugien bestimmten und für diesen Zweck auch eingerichteten Lokalitäten.

Aus Cäsars Berichten geht hervor, dass es bei den Galliern nicht üblich war, bei einem feindlichen Einfalle Haus und Herd hartnäckig zu verteidigen, ohne Zweifel aus dem Grunde, weil das bewegliche Eigentum höheren Wert hatte als die aus dem geringsten Material und ohne Kunst und Mühe errichteten Wohnungen. Sobald daher der Krieg herannahte und noch ehe die waffenfähige Mannschaft sich auf die Sammelplätze begeben hatte, wurden die Greise, Weiber, Kinder, Herden und das übrige Eigentum in die Sümpfe und Wälder gebracht. Häufig wurden auch vor Ankunft des Feindes, um diesem den Aufenthalt in einer Gegend zu erschweren, die Wohnungen angezündet und die Vorräte zerstört.

Die Ansicht, dass man unter dem so häufig wiederkehrenden Ausdrucke „die Bevölkerung floh in die Sümpfe und Wälder" nicht beliebige, in unwegsamen Morästen oder in der Tiefe des Waldes gelegene Orte, sondern für solche Notfälle bezeichnete und hierfür eingerichtete Lokalitäten sich zu denken habe, geht schon daraus hervor, dass ein längerer Aufenthalt der Greise, Weiber und Kinder in einem Moore, zur Winterszeit, ohne irgendwelche Unterkunft sich gar nicht denken lässt. Cäsar bestätigt diese Ansicht selbst, wenn er B. G. VI. 34 von den Eburonen erzählt: „Cäsar hatte es mit keinem regelmässigen Heere zu thun, mit keinem festen Platze, keinem verteidigungsfähigen Posten (manus certa nulla, non oppidum, non praesidium, quod se armis defenderet, sed omnis in partis dispersa multitudo), sondern mit einer nach allen Seiten hin zerstreuten Menschenmasse. Der eine war hier - der andere dorthin geflüchtet, wo ihm gerade ein verstecktes Tal, eine Waldgegend oder ein schwer zugängliches Moor Schutz und Rettung zu bieten schien Diese Zufluchtsorte waren in der Nachbarschaft wohl bekannt und dieser Umstand machte auf Cäsars Seite grosse Behutsamkeit nötig."

Wenn er ferner von den Britanniern meldet, Bd. 9. V. 9, dass sie in den Wäldern durch Natur und Kunst vortrefflich befestigte Orte haben, welche für den Fall eines einheimischen Krieges eingerichtet seien.

In den Gauen der Helvetier waren es aber hauptsächlich Berghöhen, wohin die Bevölkerung bei feindlichen Einfällen floh, und wo auch passende Stellen zu Refugien eingerichtet waren. Wirklich sehen wir auch die Helvetier nach ihrer Niederlage bei Windisch durch Cäcina im J. 68 n. Chr. vor den Verfolgungen des römischen Heeres auf den Höhen des Berges Vocetius (Bözberg) Rettung suchen.

Diese Refugien, deren Cäsar unter dem Namen Castella erwähnt, sind in beträchtlicher Zahl noch vorhanden, und wir glauben, wie gesagt, nicht zu irren, wenn wir annehmen, dass die Bewohner jedes Tales ihre bestimmten Zufluchtsorte für sich eingerichtet hatten.

Fassen wir die natürliche Beschaffenheit der von uns aufgefundenen Kastelle ins Auge, so stellen sie sich als kleinere oder grössere Plätze auf den Ausläufern oder Vorsprüngen von Hügelzügen dar, die auf drei Seiten, durch jähe Abfälle gesichert, auf der nach der Hauptmasse des Berges liegenden Seite durch einen quer über denselben laufenden Graben getrennt sind. Wall und Graben sind häufig doppelt vorhanden, je nach dem Bedürfnisse von geringen Dimensionen, oder von einem sehr bedeutenden Profil ; es sind zuweilen Werke, die mit grossem Aufwand menschlicher Kraft ausgeführt wurden. Von etwas verschiedener Form erscheinen die Refugien auf langgestreckten Bergrücken, von denen der höchste Teil an zwei mehr oder weniger voneinander abstehenden Punkten durch einen einfachen oder doppelten Wall und Graben abgeschlossen ist. Seltener finden wir bei uns Refugien auf frei stehenden Bergen mit ringförmig um den Gipfel gezogenem Wall und Graben.

In der Regel besteht der Wall aus der bei der Austeufung des Grabens hervorgehobenen Erde und der Querschnitt des erstem entspricht dem des letzteren. Bei felsiger Beschaffenheit des Terrains ist die Schutzwehr aus zusammengelesenen Steinen errichtet.

Die Festigkeit vieler Refugien ist aber, wie man sich bei näherer Betrachtung derselben leicht überzeugt, sehr gering, wenn nicht zu den aus Wällen und Gräben bestehenden Verteidigungsanstalten noch ein anderes Element hinzutritt, bei dessen Mangel die Annäherung dos Feindes zu den Schanzen und die Übersteigung derselben keine Schwierigkeit dargeboten hätte. Dieses zweite Wehrmittel bestand in der Anwendung von Pfählen, die teils vor, teils auf den Schanzen eingetrieben waren, und von denen aus, wie von den Zinnen einer Burg, der Verteidiger den anstürmenden Feind mit Wurfgeschossen und Pfeilen empfangen konnte.

Eine fernere Verteidigungsmassregel war die Anlegung von Verhauen, die aus langen Linien umgeschlagener und auf einander geschichteter Bäume bestanden und den Zutritt zu einer Verschanzung erschwerten.