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Im Kanton Bern gibt es eine grosse Anzahl von Erdwerken, die durchschnittlich vor 1000 Jahren und mehr erbaut worden sind. Leider sind, genau wie im Falle der Grabstätten aus der mitteleuropäischen Eisenzeit, über die ich bereits ein Buch veröffentlicht habe, die zahlreichen Fundstätten grösstenteils in Vergessenheit geraten und bei der zeitgenössischen Bevölkerung daher kaum mehr bekannt. Ziel der vorliegenden Publikation ist es daher, die Existenz der Erdwerke wieder in Erinnerung zu rufen und dazu zu animieren, diese zum Beispiel im Rahmen eines Spaziergangs oder einer Wanderung einen Besuch abzustatten. Lehrpersonen von Sekundar- und Fachmittelschulen sowie von Gymnasien möchte ich animieren, auf der Grundlage dieses Buches die Geschichte des Früh- und Hochmittelalters im Grossraum Bern zu thematisieren: Durch Exkursionen zu den nahe gelegenen Erdwerken unserer Vorfahren kann der Geschichtsunterricht direkt im Gelände und damit sehr anschaulich durchgeführt werden. Die Aufzählung der Erdwerke erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da sie einerseits geografisch nicht exakt begrenzt ist ('Region Bern') und ich andererseits überzeugt bin, dass weitere Erdwerke ihrer Entdeckung harren. Bei der Umschreibung der einzelnen Fundstellen werden zu einem grossen Teil Ausschnitte aus Publikationen zitiert, die älter als 100 Jahre alt und deswegen nicht ohne Weiteres zugänglich sind. Ausgewählte Stellen aus Publikationen über Erdwerke und Burgstellen ohne Mauerreste weisen die Interessierten auf weiterführende Literatur hin, wo detaillierte Informationen in Wort und Bild zu finden sind. So eröffnet sich der/dem Lesenden in diesem Buch eine Welt, die durchschnittlich rund 1000 Jahre alt, zu einem guten Teil sogar noch älter ist.
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Seitenzahl: 165
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Allen Personen und Institutionen, die diese Publikation unterstützt haben, spreche ich hiermit meinen herzlichen Dank aus, insbesondere:
Herrn Ing. ETH R. Glutz, Solothurn
Herrn Dr. phil. Max Jufer, Langenthal
Monsieur André Locher, Oron-le-châtel
Frau Anna-Katharina Maibach, Aegerten
Herr Dr. Andres Moser, Erlach
Ganz besonders danken möchte ich an dieser Stelle meiner Ehepartnerin Esther, die mich bei den unzähligen Wochenendausflügen hin zu den Standorten aller in diesem Werk aufgeführten Grabstätten begleitet und mich dabei ‚logistisch‘ unterstützt hat. Auch meinen beiden Söhnen Michael und Pascal, die mich ebenfalls mehrfach ins Gelände begleitet haben, sei herzlich gedankt.
Ittigen b. Bern, im August 2017
Dr. Heinz J. Moll
Vorwort
Einleitung
Aarberg
Aarwangen
Aegerten
3.1. Gritt-Kindlinsburg
3.2. Guldhubel
Affoltern
4.1. Dolenberg
4.2. Lueg
Alchenstorf
Allmendingen
Arch
7.1. Bisenleh (Biselee)
7.2. Schwabsberg
Bellmund - Jensberg
Bern
9.1. Bremgartenwald, Viereckschanze
9.2. Nägelisboden
9.3. Reichenbachwald, Keltenwall
Bettenhausen
10.1. Muri
10.2. Humberg – Buchschild
Bleienbach
Bolligen
12.1. Grauholz
12.2. Bantiger
12.3. Burach (Burech)
12.4. Flugbrunnen - Stockeren
Büetigen
Brenzikofen
Büren
Burgdorf
Burgistein
Diemerswil
Dotzigen
19.1. Dotzigenberg
19.2. Laubgrabe
Eggiwil
20.1. Schächlihubel
20.2. Schweinsberg, der ältere
Eriswil
Frauenkappelen - Alt-Bubenberg
Gerzensee
Golaten
Grossaffoltern
25.1. Ottiswil
25.2. Suberg Hinterholz
25.3. Suberg Brandholz
Graben
Guggisberg
27.1. Ägerten
27.2. Chalchstettepuggel
27.3. Laubbachgraben
27.4. Rain - Türli
27.5. Sangernboden
Hagneck
Hasle b. Burgdorf
Heimiswil
30.1. Schlössli
30.2. Tschogge
Herbligen
31.1. Eggrain-Wolfenburg
31.2. Widibüel
Jaberg
32.1. Aarebrücke
32.2. Jabergwald
Hindelbank
Kirchdorf
Köniz
Konolfingen
36.1. Bachsgrabe
36.2. Hubel
36.3. Hürnberg
Krauchthal
37.1. Liebefels
37.2. Tannstigli
Langenthal
38.1. Schlosshubel
38.2. Untersteckholz – Kleinrot(h)
Langnau
39.1. Burspu (Bärau)
39.2. Gibelwald
39.3. Spitzenberg (Gohlgraben)
39.4. Widerberg
39.5. Zwigarten
Lauperswil
40.1. Oberdorf
40.2. St(o)eckhüsli
Leuzigen
Lützelflüh
42.1. Ginsberg
42.2. Kältberg
42.3. Münneberg
42.4. Schmidsleen
Lohn-Ammannsegg (SO)
Lyss
44.1. Busswil
44.2. Kirchhübeli
Madiswil
45.1. Bürgisweiher
45.2. Fuchsmatt-Kaser
45.3. Grauenstein
45.4. Gutenburg
45.5. Hunzen (Kleindietwil)
Moosseedorf
Mühleberg
47.1. Gümmenen
47.2. Teuftal
Münchenbuchsee
48.1. Bäreried-Ost
48.2. Bäreried–West
Muri b. Bern
Literaturverzeichnis
1. Niederhünigen
2. Oberbalm
3. Oberburg
3.1. Bachhole
3.2. Rothöhe
3.3. Waldbruder – Rappenfluh
4. Oberdiessbach - Aeschlen
5. Oppligen
6. Pieterlen
6.1. Chelte- (Greusche-) Hubel
6.2. Wygarte
7. Plateau de Diesse
8. Radelfingen – Oltigen
9. Rapperswil
9.1. Burg
9.2. Zamberg
10. Roggwil
11. Rohrbach
12. Rüderswil
12.1. Zwingherrenhoger
12.2. Schloss-Knubel
12.3. Schwanden, Fläderwal
12.4. Toggelbrunnen
13. Rüeggisberg
14. Rüti bei Büren
15. Rütschelen
16. Safnern
17. Schüpfen - Schwanden
18. Schwarzenburg
18.1. Granegg
18.2. Grasburg–Schlössli
18.3. Helfenberg
18.4. Helfenstein-Festihubel
18.5. Mülileen
18.6. Niedereichi
18.7. Spitzeren
18.8. Stein
18.9. Steinenbrünnen
19. Seeberg - Hermiswil
20. Seedorf
21. Signau
21.1. Aegerte – Riedburg
21.2. Frauets
21.3. Reckenberg
21.4. Schweinsberg, der jüngere
21.5. Weichelgrabe
22. Spiez
23. Studen
24. Sumiswald
24.1. Bärhegechnübeli
24.2. Burgbüel
25. Thörigen
26. Trachselwald
26.1. Hopfere
26.2. Schlosschnubel
27. Uebeschi
28. Twann-Tüscherz
29. Ursenbach
30. Vinelz
32. Walkringen
32.1. Adlisberg
32.2. Bigenthal
32.3. Jegerlehnscheuer
33. Wengi
34. Wileroltigen
35. Wimmis
35.1. Spissi
35.2. Weiebüel
36. Wohlen
36.1. Aspitanne
36.2. Ballmoos
36.3. Heugrabenwald
36.4. Sandbühl
36.5. Usser Mülital
36.6. Weidhus
37. Wynigen
37.1. Friesenberg
37.2. Heidenstatt
37.3. Schwanden
38. Zäziwil
38.1. Schwanden
38.2. Zwingherrenhubel
39. Zwieselberg
ADB
Archäologischer Dienst des Kantons Bern
AKBE
Archäologie im Kanton Bern
AS
Archäologie Schweiz
B.G.
Bello Gallico (Gaius Julius Caesar: „De bello gallico“, Bericht des römischen Feldherrn Gaius Iulius Caesar über den Gallischen Krieg)
BHM
Bernisches Historisches Museum
JbBHM
Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums
JbSGUF
Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte
Jh.
Jahrhundert
LK
Landeskarte
SGFU
Schweizerische Gesellschaft für Urgeschichte
TA
Topographischer Atlas
URL
Uniform Resource Locator (identifiziert und lokalisiert eine Ressource)
Der besseren Les- und Auffindbarkeit halber werden die Literaturquellen zusätzlich zum Gesamtverzeichnis am Schluss immer gleich anschliessend an die jeweiligen Original-Zitate (diese jeweils in „Anführungs- und Schlusszeichen” gesetzt) oder anderen Wiedergaben von Informationen in eckigen Klammern [ ] aufgeführt.
Sämtliche Karten-Reproduktionen sind reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA170196)
Im Kanton Bern gibt es eine grosse Anzahl von Erdwerken, die durchschnittlich vor 1000 Jahren und mehr erbaut worden sind.
Leider sind, genau wie im Falle der Grabstätten aus der mitteleuropäischen Eisenzeit, über die ich bereits ein Buch veröffentlicht habe, die zahlreichen Fundstätten grösstenteils in Vergessenheit geraten und bei der zeitgenössischen Bevölkerung daher kaum mehr bekannt. Ziel der vorliegenden Publikation ist es daher, die Existenz der Erdwerke wieder in Erinnerung zu rufen und dazu zu animieren, diese zum Beispiel im Rahmen eines Spaziergangs oder einer Wanderung einen Besuch abzustatten.
Lehrpersonen von Sekundar- und Fachmittelschulen sowie von Gymnasien möchte ich animieren, auf der Grundlage dieses Buches die Geschichte des Früh- und Hochmittelalters im Grossraum Bern zu thematisieren: Durch Exkursionen zu den nahe gelegenen Erdwerken unserer Vorfahren kann der Geschichtsunterricht direkt im Gelände und damit sehr anschaulich durchgeführt werden.
Die Aufzählung der Erdwerke erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da sie einerseits geografisch nicht exakt begrenzt ist („Region Bern“) und ich andererseits überzeugt bin, dass weitere Erdwerke ihrer Entdeckung harren.
Die Fundorte (Namen der jeweiligen politische Gemeinde) werden in alphabetischer Reihenfolge behandelt. Für die Flur- und Siedlungsbezeichnungen werden die heute gebräuchlichen Ortsnamen verwendet, wie sie auch von der swisstopo in den Landeskarten der Schweiz aufgeführt werden.
Bei der Umschreibung der einzelnen Fundstellen werden zu einem grossen Teil Ausschnitte aus Publikationen zitiert, die älter als 100 Jahre alt und deswegen nicht ohne Weiteres zugänglich sind.
Ausgewählte Stellen aus Publikationen über Erdwerke und Burgstellen ohne Mauerreste weisen die Interessierten auf weiterführende Literatur hin, wo detaillierte Informationen in Wort und Bild zu finden sind.
So eröffnet sich der/dem Lesenden in diesem Buch eine Welt, die durchschnittlich rund 1000 Jahre alt, zu einem guten Teil sogar noch älter ist.
Ich hoffe, mit diesem Beitrag zur Geschichte des Früh- und Hochmittelalters in der Region Bern eine Art „Renaissance“ der Interessen für die eindrücklichen Erdwerke in die Wege leiten zu können, die unsere Vorfahren errichtet haben und wünsche allen Interessierten eine vergnügliche Entdeckungsreise in die Vergangenheit!
Der Autor
Ferdinand Keller hat schon vor 150 Jahren eine aus meiner Sicht hervorragende Darstellung der Herkunftsgeschichte von Erd- bzw. Fliehburgen („Refugien“) veröffentlicht. Diese ist im Folgenden in den wesentlichen Teilen wiedergegeben:
„Castelle und Refugien
Wir dürfen nicht unterlassen, zu bemerken, dass die hier zur Sprache kommenden Festungen (Erdburgen), keineswegs den gallischen Völkerschaften eigentümlich sind. Sie finden sich im Gegenteil in germanischen und slawischen Ländern - hier hauptsächlich in der Form von Ringwällen - sehr häufig. Die „arces alpibus impositae tremendis“ der Rätier, welche ebenso wenig als die genannten Völker gemauerte Steinbauten aufführten, waren nichts anderes als durch Wall und Graben befestigte Berghöhen; auch die vielen auf Burggipfeln erscheinenden italischen Städteanlagen hatten in umwallten Burgen und Zufluchtsörtern ihren Ursprung.
Wir müssen ferner bemerken, dass der Ausdruck ‚Refugium‘ in den Kommentarien Cäsar's nirgends, der Ausdruck ‚perfugium‘ ein einziges Mal, aber in abstraktem Sinn vorkommt. Es schien mir aber passend, für die Bezeichnung der befestigten Bergeplätze den erstem Ausdruck zu wählen.
Im Jahre 1851 machte ich unter der Aufschrift „Keltische Vesten an den Ufern des Rheins unterhalb Schaffhausen" eine Anzahl von Verschanzungen bekannt, die ohne allen Zweifel aus der gallischen Periode unsers Landes herstammen und offenbar den Zweck hatten, bei feindlichen Einfällen den Bewohnern der Umgegend einen Zufluchtsort zu bieten. Es wurde bei der Beschreibung derselben die Ansicht geäussert, dass diese Sicherheitsplätze sich auf die kriegerischen Vorgänge beziehen, deren Cäsar ganz im Anfange seiner Memoiren über den gallischen Krieg (…) erwähnt . (…)
Seit der Veröffentlichung jener Notizen habe ich meine Nachforschungen in Beziehung auf Refugien aus vorrömischer Zeit fortgesetzt und eine Reihe solcher Plätze entdeckt, von denen mehrere ihrer Lage und Form nach sehr charakteristische Seitenstücke zu den Vesten am Rheinufer bilden, während andere, landeinwärts gelegene, offenbar zu dem Zwecke errichtet waren, bei einheimischen Kriegen, die zwischen den verschiedenen Gauen der gallischen Nation, namentlich in den letzten Zeiten ihrer Unabhängigkeit, so häufig vorkamen, den Bewohnern eines Tales oder einzelner Höfe zeitweiligen Schutz zu gewähren.
Bevor wir zur Aufzählung und Beschreibung dieser neu entdeckten Refugien übergehen, wird es nicht überflüssig sein, einige Angaben betreffend die bürgerlichen und militärischen Bauten der Gallier hier in Erinnerung zu bringen.
Die Wohnsitze der Gallier, „aedificia“ oder „tecta“ in Cäsars Kommentarien, sind einzelne zerstreut liegende Höfe, welche „zum Schutze gegen die Hitze des Sommers meistens in der Nähe von Wäldern und Flüssen errichtet waren" (Cäsar B. G. VI. 30.). „Das gallische Haus war geräumig und bestand aus Brettern und Weidengeflecht mit einem hohen Dach" (Strabo IV.). Die Grundform desselben war folglich rund, das mit Stroh bedeckte (Cäsar B. G. V. 43.) Dach konisch, die Wand aus Flechtwerk von Ruten oder Schilf und Lehm verfertigt (Die Wände dieser Wohnungen sind denen der Pfahlbauhütten ganz ähnlich, in der Form der einen und andern besteht jedoch der Unterschied, dass die der Pfahlbauhütten durchgängig ein Rektangel bildet.).
Einer Mehrzahl solcher nicht an einander stossender, sondern in fruchtbaren Ebenen und Talgründen einzeln stehender Höfe gibt Cäsar den Namen Dorf, vicus, und berichtet, dass beim Auszuge der helvetischen Gesamtbevölkerung vierhundert Ortschaften eingeäschert worden seien.
Da diese Wohnungen in der Regel keinen Unterbau aus Stein hatten (bei den neusten Ausgrabungen auf der Festung Bibracte (Mont Beuvray) sind Wohnungen mit Fundamenten aus trockenen Mauern zum Vorschein gekommen), sondern aus Stoffen bestanden, welche von der Witterung vollständig aufgelöst werden, so wäre das Aufsuchen von Trümmern solcher Behausungen ein eitles Bemühen. In den zufällig hier und da bei Bauten und Feldarbeiten aufgefundenen, durch Feuer gehärteten Klumpen oder Tafeln von Lehm, an denen man Rutheneindrücke bemerkt, lassen sich Fragmente von Wandbekleidungen gallischer Hütten mit Bestimmtheit erkennen und diese Tonscheiben bilden zusammen mit Kohlenstätten, Scherben schlecht gebrannter Töpfe, ferner mit allerlei Gerätschaften aus Bronze und Eisen die einzigen und letzten Spuren gallischer Wohnplätze und Behausungen (auf solche Lehmwände mit Eindrücken von Rutengeflecht machte ich schon im Jahre 1849 aufmerksam. Siehe Band VII unserer Mitteilungen, S. 190.). Verschieden von den Dörfern oder Flecken sind die grösseren Ortschaften, „oppida“, die man Städte oder ebenso gut befestigte Plätze, Landesfestungen, heissen kann. Der Grund, warum Cäsar die Oppida bisweilen, „urbes“, Städte heisst, rührt daher, dass sie der Mehrzahl nach einen beträchtlichen Umfang haben, mit Mauern umzogen sind und eine bedeutende Bevölkerung in sich schliessen, die Gewerbe treibt und sich im Wohlstand befindet. Mitunter hat die Obrigkeit ihren Sitz in denselben.
Alle Oppida sind Plätze, die durch ihre Lage gesichert sind, indem sie fast durchgängig entweder auf steilen, schwer zugänglichen Anhöhen oder auf Landzungen, welche durch die Krümmungen der Flüsse gebildet werden, oder auf Flussinseln, oder auf trockenen von Morästen umgebenen Stellen, oder auf Ästuarien, oder auf Vorgebirgen, die sich ins Meer erstrecken, angelegt sind. Wo die natürliche Befestigung nicht ausreichte, wurden künstliche Mauern von grosser Höhe, Dicke und Festigkeit aus Balken und Felsblöcken erbaut, deren Konstruktion Cäsar ausführlich beschreibt. (Cäsar Bd. 9. VII. 23.) Reste solcher Mauern sind in neuerer Zeit in der Commune de Cras, Dep. du Lot, aufgefunden worden. (Siehe Revue archéol. 1868, Nr. 4. Ferner auf der Festung Bibracte (Mont Beuvray).)
Die Mehrzahl dieser Festungen diente, gleich den Festungen unserer Tage, einer bedeutenden Zahl von Familien zum bleibenden Aufenthalt und war mit Wohnungen besetzt, die sich im Allgemeinen von den oben beschriebenen in keiner Weise unterscheiden. Einzelne solcher Plätze aber waren in Friedenszeiten schwach bewohnt, oder standen ganz leer und füllten sich erst beim Ausbruch eines Krieges. Oppida dieser Art können daher ebenso gut Kastelle genannt werden. Die Aufgabe dieser Oppida, die von keiner ständigen Besatzung verteidigt waren, bestand aber darin, dass sie nicht nur der darin sesshaften Bevölkerung, sondern auch derjenigen der Umgegend Schutz gewährten, welche letztere bei der Annäherung des Feindes mit Preisgebung der Wohnungen zugleich mit ihren Herden und ihrem beweglichen Eigentum sich in dieselben flüchtete und hier Rettung suchte.
Abb.1 Übergang von der Holzburg zu der steinernen Ritterburg. Holzburg mit Palisaden und Turm beim Toreingang, zu dem eine steile hölzerne Treppe hinauffährt, rings um den Fuss der Holzburg führt eine Brustwehr, ein Erdwall als untere Verteidigungslinie. Diese Zeichnung stammt aus der berühmten Tapisserie von Bayeux in Nordfrankreich, die im XI. Jahrhundert verfertigt wurde, also zeitgenössischen Eisprungs ist. [1]
Ausser diesen nicht selten mit grossartigen Verteidigungsanstalten versehenen Festungen gab es in Gallien noch eine Menge kleinerer fester Plätze, die von Cäsar nur einmal unter dem Namen Castella angeführt, aber nicht näher beschrieben werden, da sie wegen ihrer Kleinheit und Mangel an kunstgerechter Befestigung den römischen Legionen keinen längeren Widerstand zu leisten vermochten.
Von den Oppida unterscheiden sich die Castella oder Refugien ausser ihrem geringen Umfange auch noch dadurch, dass sie als, Zufluchtsorte einzelner Dörfer und Höfe in abgelegenen versteckten Orten, in waldigen Gegenden vorkommen, und in Friedenszeit ganz unbewohnt sind, während die Oppida die nach den Regeln gallischer Kriegskunst auf gemeinsame Unkosten eines Gaues angelegten und unterhaltenen Festungen waren, Sicherheitsplätze, deren Lage, Zahl und Stärke Jedermann kannte.
Solche kleinere Kastelle oder Refugien, die in unbekannter Zahl über das Land zerstreut lagen, rief in Gallien, wo nach Cäsars Bericht Parteiung nicht allein in allen Gauen, Kantonen und Gemeinden, sondern fast auch in jedem einzelnen Hause Parteiung herrschte, und wo gegenseitige Befehdung die Hauptbeschäftigung des Adels ausmachte, das Bedürfnis des Volkes ins Dasein.
Abb.2 Übergang von der Erd- und Holzburg zum Steinbau. [1]
Eine gewöhnliche oder in dem flachen Teile von Gallien die gewöhnlichste Art von Refugien waren Moräste oder vielmehr trockene, von Sümpfen umgebene Stellen. Es ist kein Zweifel, dass solche Plätze einer künstlichen Befestigung nicht ganz entbehrten, sondern von Wassergräben umzogen waren und nur über Stege, die man in Kriegszeiten entfernte, erreicht werden konnten. Diese Art von Zufluchtsörtern, deren Cäsar so häufig erwähnt, und welche die grösste Ähnlichkeit mit den Pfahlbauten in den Sumpfseen haben, kommen auch in unserm Lande vor, obgleich hier ausgedehnte Torfmoore nicht zahlreich sind. Dass es wirklich solche Verstecke in waldigen Moorgegenden gab, beweist die Auffindung von Stein- und Bronzegeräten, von zerschnittenen Hirschgeweihen, von angebranntem Holz, von Kohlenresten und zerbrochenem Tongeschirr aus der ältesten Zeit an solchen Orten.
Gleichwie während der Fehden des Mittelalters die Kirchhöfe häufig die Zufluchtsorte des Landvolkes bildeten, und aus diesem Grunde für den Bau der Dorfkirchen freie, erhöhte Plätze gewählt, die Türme fest und wehrhaft erbaut, die Kirchhöfe mit starken Mauern umzogen wurden, so waren in gallischer Zeit versteckte oder schwer zugängliche Stellen, die von den Bewohnern eines Dorfes zu Refugien bestimmten und für diesen Zweck auch eingerichteten Lokalitäten.
Aus Cäsars Berichten geht hervor, dass es bei den Galliern nicht üblich war, bei einem feindlichen Einfalle Haus und Herd hartnäckig zu verteidigen, ohne Zweifel aus dem Grunde, weil das bewegliche Eigentum höheren Wert hatte als die aus dem geringsten Material und ohne Kunst und Mühe errichteten Wohnungen. Sobald daher der Krieg herannahte und noch ehe die waffenfähige Mannschaft sich auf die Sammelplätze begeben hatte, wurden die Greise, Weiber, Kinder, Herden und das übrige Eigentum in die Sümpfe und Wälder gebracht. Häufig wurden auch vor Ankunft des Feindes, um diesem den Aufenthalt in einer Gegend zu erschweren, die Wohnungen angezündet und die Vorräte zerstört.
Die Ansicht, dass man unter dem so häufig wiederkehrenden Ausdrucke „die Bevölkerung floh in die Sümpfe und Wälder" nicht beliebige, in unwegsamen Morästen oder in der Tiefe des Waldes gelegene Orte, sondern für solche Notfälle bezeichnete und hierfür eingerichtete Lokalitäten sich zu denken habe, geht schon daraus hervor, dass ein längerer Aufenthalt der Greise, Weiber und Kinder in einem Moore, zur Winterszeit, ohne irgendwelche Unterkunft sich gar nicht denken lässt. Cäsar bestätigt diese Ansicht selbst, wenn er B. G. VI. 34 von den Eburonen erzählt: „Cäsar hatte es mit keinem regelmässigen Heere zu thun, mit keinem festen Platze, keinem verteidigungsfähigen Posten (manus certa nulla, non oppidum, non praesidium, quod se armis defenderet, sed omnis in partis dispersa multitudo), sondern mit einer nach allen Seiten hin zerstreuten Menschenmasse. Der eine war hier - der andere dorthin geflüchtet, wo ihm gerade ein verstecktes Tal, eine Waldgegend oder ein schwer zugängliches Moor Schutz und Rettung zu bieten schien Diese Zufluchtsorte waren in der Nachbarschaft wohl bekannt und dieser Umstand machte auf Cäsars Seite grosse Behutsamkeit nötig."
Wenn er ferner von den Britanniern meldet, Bd. 9. V. 9, dass sie in den Wäldern durch Natur und Kunst vortrefflich befestigte Orte haben, welche für den Fall eines einheimischen Krieges eingerichtet seien.
In den Gauen der Helvetier waren es aber hauptsächlich Berghöhen, wohin die Bevölkerung bei feindlichen Einfällen floh, und wo auch passende Stellen zu Refugien eingerichtet waren. Wirklich sehen wir auch die Helvetier nach ihrer Niederlage bei Windisch durch Cäcina im J. 68 n. Chr. vor den Verfolgungen des römischen Heeres auf den Höhen des Berges Vocetius (Bözberg) Rettung suchen.
Diese Refugien, deren Cäsar unter dem Namen Castella erwähnt, sind in beträchtlicher Zahl noch vorhanden, und wir glauben, wie gesagt, nicht zu irren, wenn wir annehmen, dass die Bewohner jedes Tales ihre bestimmten Zufluchtsorte für sich eingerichtet hatten.
Fassen wir die natürliche Beschaffenheit der von uns aufgefundenen Kastelle ins Auge, so stellen sie sich als kleinere oder grössere Plätze auf den Ausläufern oder Vorsprüngen von Hügelzügen dar, die auf drei Seiten, durch jähe Abfälle gesichert, auf der nach der Hauptmasse des Berges liegenden Seite durch einen quer über denselben laufenden Graben getrennt sind. Wall und Graben sind häufig doppelt vorhanden, je nach dem Bedürfnisse von geringen Dimensionen, oder von einem sehr bedeutenden Profil ; es sind zuweilen Werke, die mit grossem Aufwand menschlicher Kraft ausgeführt wurden. Von etwas verschiedener Form erscheinen die Refugien auf langgestreckten Bergrücken, von denen der höchste Teil an zwei mehr oder weniger voneinander abstehenden Punkten durch einen einfachen oder doppelten Wall und Graben abgeschlossen ist. Seltener finden wir bei uns Refugien auf frei stehenden Bergen mit ringförmig um den Gipfel gezogenem Wall und Graben.
In der Regel besteht der Wall aus der bei der Austeufung des Grabens hervorgehobenen Erde und der Querschnitt des erstem entspricht dem des letzteren. Bei felsiger Beschaffenheit des Terrains ist die Schutzwehr aus zusammengelesenen Steinen errichtet.
Die Festigkeit vieler Refugien ist aber, wie man sich bei näherer Betrachtung derselben leicht überzeugt, sehr gering, wenn nicht zu den aus Wällen und Gräben bestehenden Verteidigungsanstalten noch ein anderes Element hinzutritt, bei dessen Mangel die Annäherung dos Feindes zu den Schanzen und die Übersteigung derselben keine Schwierigkeit dargeboten hätte. Dieses zweite Wehrmittel bestand in der Anwendung von Pfählen, die teils vor, teils auf den Schanzen eingetrieben waren, und von denen aus, wie von den Zinnen einer Burg, der Verteidiger den anstürmenden Feind mit Wurfgeschossen und Pfeilen empfangen konnte.
Eine fernere Verteidigungsmassregel war die Anlegung von Verhauen, die aus langen Linien umgeschlagener und auf einander geschichteter Bäume bestanden und den Zutritt zu einer Verschanzung erschwerten.