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Im Kanton Bern gibt es unzählige stille Zeugen der Vergangenheit. Über einige davon habe ich schon Schriftwerke publiziert, so zum Beispiel zu den hallstattzeitlichen Grabhügeln und den Erdwerken in der Region Bern. Während dem die bernischen Schlösser und Burgen in zahlreichen Publikationen dargestellt und beschrieben wurden, stehen leider die vielen Ruinen im Gebiet des Kantons Bern nicht im Fokus des Interesses und sind der zeitgenössischen Bevölkerung daher kaum mehr bekannt. Ziel der vorliegenden Publikation ist es daher, die Existenz der in ihrer Gesamtheit als sehr imposant, ja sogar faszinierend zu bezeichnenden Ruinenstätten wieder in Erinnerung zu rufen und dazu zu animieren, diese zum Beispiel im Rahmen eines Spaziergangs oder einer Wanderung zu besuchen. Verschiedene Autoren haben die Ruinen schon vor mehreren Jahrzehnten in der Fachliteratur beschrieben. Das vorliegende Werk zitiert unter anderem Fundberichte, die - wenn überhaupt - nur noch in wenigen Bibliotheken zu finden und wegen ihres Alters grösstenteils in Vergessenheit geraten sind. Lehrpersonen von Sekundar- und Fachmittelschulen sowie von Gymnasien möchte ich animieren, auf der Grundlage dieses Buches die Geschichte des Mittelalters im Grossraum Bern zu thematisieren: Durch Exkursionen zu den nahen gelegenen Ruinen der damaligen Herrschaftsbauten und Gotteshäusern kann der Geschichtsunterricht direkt im Gelände und damit sehr anschaulich durchgeführt werden. Ausgewählte Stellen aus Publikationen über die Ruinen weisen die Interessierten auf weiterführende Literatur hin, wo detaillierte Informationen in Wort und Bild zu finden sind. Der/dem Lesenden eröffnet sich in diesem Buch eine Welt der mystischen Faszination, die im Durchschnitt mindestens 800-900 Jahre, zu einem guten Teil sogar gegen 1000 Jahre alt ist. Heinz J. Moll
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Allen Personen und Institutionen, die diese Publikation unterstützt haben, spreche ich hiermit meinen herzlichen Dank aus.
Ganz besonders danken möchte ich an dieser Stelle meiner Ehepartnerin Esther, die mich bei den unzähligen Wochenendausflügen hin zu den Standorten der in diesem Werk aufgeführten Ruinen begleitet und mich dabei ‚logistisch‘ unterstützt hat.
Ittigen b. Bern, im Mai 2019 Dr. Heinz J. Moll
Vorwort
Belp
Bolligen
Boltigen
Burgistein
Därstetten
Diemtigen
Erlenbach-Latterbach
Frutigen
Gelterfingen
Gurzelen
Kandergrund
Köniz
Lauperswil
Ligerz
Lützelflüh
Meiringen
Melchnau
Niederstocken (Stocken-Höfen)
Oberhofen
Oberwil i.S
.
Péry-La Heutte
Reichenbach
Ringgenberg
Rohrbach - Auswil
Rüeggisberg
Signau - Bowil
Sonvilier
Stettlen
Twann
Unterseen
Uttigen
Walperswil
Wahlern-Schwarzenburg
Wilderswil
Wimmis
Wynigen
Zweisimmen
Zwieselberg
Literaturverzeichnis
Links oder rechts der Standort-Markierung ist die Nummer des betreffenden Kapitels zu finden.
ADB
Archäologischer Dienst des Kantons Bern
Bd.
Band
BHM
Bernisches Historisches Museum
Fontes rerum
Bernensium
Quellensammlung zur bernischen Geschichte, die mit antiken Quellen zum heutigen bernischen Raum beginnt und vor allem mittelalterliche Urkunden bis ins Jahr 1390 enthält.
Jb.
Jahrbuch
JbBHM
Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums
Jh.
Jahrhundert
LIDAR
Light Detection And Ranging (eine dem Radar verwandte Methode zur optischen Abstands- und Geschwindigkeitsmessung sowie zur Fernmessung atmosphärischer Parameter)
LK
Landeskarte
Schw. /schw.
Schweizerischer / schweizerisch
+
Todesjahr
Sämtliche Fotografien, bei denen kein anderer Quellenverweis gemacht wird, stammen vom Autor.
Titelseite: Ruine Jagdburg, Stocken-Höfen
Sämtliche Karten-Reproduktionen sind reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA190150)
Im Kanton Bern gibt es unzählige stille Zeugen der Vergangenheit. Über einige davon habe ich schon Schriftwerke publiziert, so zum Beispiel zu den hallstattzeitlichen Grabhügeln und den Erdwerken in der Region Bern.1
Während dem die bernischen Schlösser und Burgen in zahlreichen Publikationen dargestellt und beschrieben wurden, fehlt ein aktuelles Werk über die auf dem Kantonsgebiet liegenden Ruinen.
Leider stehen die vielen Ruinen im Gebiet des Kantons Bern nicht im Fokus des Interesses und sind der zeitgenössischen Bevölkerung daher kaum mehr bekannt. Ziel der vorliegenden Publikation ist es daher, die Existenz der in ihrer Gesamtheit als sehr imposant, ja sogar faszinierend zu bezeichnenden Ruinenstätten wieder in Erinnerung zu rufen und dazu zu animieren, diesen zum Beispiel im Rahmen eines Spaziergangs oder einer Wanderung einen Besuch abzustatten.
Verschiedene Autoren haben die Ruinen schon vor mehreren Jahrzehnten in der Fachliteratur beschrieben. Das vorliegende Werk zitiert unter anderem Fundberichte, die - wenn überhaupt - nur noch in wenigen Bibliotheken zu finden und wegen ihres Alters grösstenteils in Vergessenheit geraten sind.
Lehrpersonen von Sekundar- und Fachmittelschulen sowie von Gymnasien möchte ich animieren, auf der Grundlage dieses Buches die Geschichte des Mittelalters im Grossraum Bern zu thematisieren: Durch Exkursionen zu den nahen gelegenen Ruinen der damaligen Herrschaftsbauten und Gotteshäusern kann der Geschichtsunterricht direkt im Gelände und damit sehr anschaulich durchgeführt werden.
Die Standorte (Namen der jeweiligen politischen Gemeinde) der Ruinen werden in alphabetischer Reihenfolge behandelt. Für die Flur- und Siedlungsbezeichnungen werden die heute gebräuchlichen Ortsnamen verwendet, wie sie auch von der swisstopo in den Landeskarten der Schweiz aufgeführt werden. - Die Aufzählung der Ruinen erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Ausgewählte Stellen aus Publikationen über die Ruinen weisen die Interessierten auf weiterführende Literatur hin, wo detaillierte Informationen in Wort und Bild zu finden sind.
Dem ehemaligen Kloster Rüeggisberg und dessen Ruinen wird im vorliegenden Buch besondere Achtung zuteil, da die Ruinen von Rüeggisberg den Autor ganz speziell fasziniert und somit auch motiviert haben, das vorliegende Buch zu verfassen.
Der/dem Lesenden eröffnet sich in diesem Buch eine Welt der mystischen Faszination, die im Durchschnitt mindestens 800-900 Jahre, zu einem guten Teil sogar gegen 1000 Jahre alt ist.
Ich hoffe, mit diesem Beitrag das Interesse für die ausserordentlich komplexe und interessante mittelalterliche Geschichte des Kantons Bern wecken zu können.
Der Autor
1 Moll Heinz J., Grabstätten der mitteleuropäischen Eisenzeit in der Umgebung von Bern und nördlich davon (Verlag BoD, 2016) Moll Heinz J., Erdwerke in der Region Bern, Band 1 und 2, (Verlag BoD, 2017)
Geographische Lage:
605'988 / 192'462 (CH 1903) 46° 53' 0'' N, 7° 31' 0.2'' O
Abb.1 Position der Ruine Hohburg im Gelände südöstlich von Belp.
Die einstige Feste Belp (später Hohburg genannt) lag am Belpberg auf einem Bergvorsprung. - Die Herrschaft Belp befand sich seit dem späten 12. Jh. in der Hand der Herren von Montagny (von Montenach).
Aymo von Montenach I. aus der Hochadelsfamilie der "de Montagny" und dessen gleichnamiger Sohn wählten allerdings die bequemere Burg zu Montenach (FR) als ihren ständigen Wohnsitz. Die junge, aufstrebende Stadt Bern wurde immer mehr zur Bedrohung für den geschwächten Landadel. Aymo von Montenach II. musste 1254 dem Grafen Peter von Savoyen, dem neuen Schirmherrn der Stadt Bern, huldigen. Die Freiherrschaften Belp und Montenach wurden den Herren von Montenach abgenommen, jedoch als Lehen zurückgegeben. 1298 belagerten die Berner die Belper Burg, da Ulrich von Belp II. Parteigänger der Stadt Freiburg war. Ulrich von Belp II. musste sich nach wenigen Tagen geschlagen geben und die Burg wurde gebrandschatzt. Die Herrschaft Belp ging sodann an Bern über, doch Ulrich erhielt sie von der Stadt als Lehen zurück. Als zusätzliche Strafe wurde Ulrich 1306 das Berner Burgerrecht für mindestens zehn Jahre aufgezwungen, zudem durfte er sich eine neue Burg nur auf einem genau abgemessenen Grundriss und lediglich aus Holz erbauen (heute Areal alte Schmiede, vis-à-vis Schloss Belp).
Als letzte Namensträgerin verkaufte die mit Pierre d’Estavayer verheiratete Katharina von Belp (1313-1385) die Herrschaft Belp 1383 an den Berner Petermann von Waberen. 1405 ging die Herrschaft Montenach endgültig in savoyischen Besitz über und das alte Dynastengeschlecht erlosch wenig später. Nachkommen einer Seitenlinie nennen sich ebenfalls de Montenach und leben noch heute im Kanton Genf.2
Abb.2 Die ungefähre Lage (s. blauer Pfeil) der Ruine Hohburg am Belpberg (Blick von Nordwest Richtung Südost).
Abb.3 Anlage mit zwei Plateaus auf dem Burgplatz selbst (nach A. Moser1)
A. Moser hat in einer Publikation über bernische Burgengruppen schematische Querschnittskizzen durch «Abschnittsburgen» aufgezeigt, zu denen auch die Ruine Hohburg gehört: Burghügel auf vorspringendem Felssporn, durch einen künstlichen Halsgraben (der ursprünglich tiefer war als im heutigen teilweise verschütteten Zustand) vom Hinterland abgetrennt, auf drei (beim fünften Schema auf zwei) Seiten steil ins Tal abfallend und dadurch sturmfrei. Auf höchsten Punkten oder in halber Höhe eines Talhanges gelegen (diese Möglichkeit an den Schemata durch Punkte angedeutet).3
Abb.4 Der Hügel der Ruine Hohburg am Belpberg (Ansicht von Südosten). Auf der linken Seite sind Mauerreste erkennbar.
Abb.5 Mauerreste auf der westlichen Seite der Burgruine.
In der Lehenshuldigung von Wilhelm I. von Montagny vom 31. Januar 1286 gegenüber Ludwig von Savoyen nennt Wilhelm die Burg Belp sein eigenes Lehen. In den folgenden Jahren muss Belp an Ulrich übergegangen sein, indessen geben die Quellen über Zeitpunkt und Umstände keine Auskunft. Überhaupt erfahren wir erst aus dem Burgrechtsvertrag, den Ulrich 1306 mit Bern abschloss, etwas Näheres über Burg und Herrschaft Belp im ausgehenden 13. und frühen 14. Jh.: Ulrich hatte sich im Krieg von 1298, der mit der Schlacht am Dornbühl endete, zusammen mit seinem Onkel Wilhelm von Montagny gegen Bern gewandt und war unterlegen. Seine Burg wurde gebrochen, und die Berner besetzten den Platz. Ulrich musste sich verpflichten, die Burg in den nächsten fünf Jahren nicht wiederaufzubauen; sie wurde aber auch später nicht wiederhergestellt. 1314 ist Ulrich gestorben; mit der Tochter seines Sohnes Hartmann starb die Belper Linie aus.4
Abb.6 Mauer an steil abfallenden nordwestlichen Seite der Burgruine.
Abb.7 Mauerreste im Zentrum der ehemaligen Burg.
2 Kehrli Manuel, auf http://www.burgergemeinde-belp.ch/burgergemeinde/geschichte/
3 Moser Andreas, Bernische Burgengruppen, in: Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins, Bd. 36, Heft 4, S. 28 (1963)
4 Die Herren von Montagny vom 13. bis zum 15. Jahrhundert, in: Freiburger Geschichtsblätter, Band 66, S. 48f (1989)
Geographische Lage:
606'479 / 204'398 (CH 1903) 46°59'26.2' N, 7°31'25.7'' O
Abb.8 Position der Ruine Geristein im Gelände.
Die Stammburg (1146 Gerenstain) der Freiherren von Gerenstein entstand im 11./12. Jh. zuerst als hölzerne, dann steinerne Burg auf Felsgraten über dem alten Verbindungsweg zwischen Bern (Aaretal) und Burgdorf (Aargau) und liegt oberhalb von Bolligen auf einem Felsgrat. Die Ruine (Burgstall) wurde danach mit Bolligen unter Adligen weitervererbt, gelangte 1424 an die Kartause Thorberg und nach deren Säkularisation 1528 an Bern. Der ehemalige Burghof zu Füssen der Gerenstein wurde im 17. Jh. durch Rodung zum Weiler. Heute ist die Ruine Gerenstein zusammen mit den Resten eines einst bedeutenden savoyischen Rundturms ein beliebtes Ausflugsziel. 1975-76 wurde die Anlage restauriert.5
Im Auftrag des Verschönerungsvereins Bern hat der Architekt Oskar Weber im Jahre 1912 ein Büchlein geschrieben, das uns mit der Geschichte der Ruine Geristein bekannt macht hat:
Abb.9 Plan der sichtbar gemachten Fundamentstrukturen mit überlieferten Teilen des Rundturmes der Ruine Geristein6
Die Herrschaft Gerenstein bestand aus dem Kirchspiel Bolligen und vielleicht auch aus denjenigen von Muri, Vechigen und Stettlen. Sie bildete einen Teil der Grafschaft Kleinburgund, welche das rechte Ufer der Aare von der Brücke bei Thun bis zur Brücke von Aarwangen umfasste.
Der Name der Burg rührt ohne Zweifel her von der pfeilspitzenähnlichen Grundrissform des Felsrückens, auf dessen höchstem Punkt sie steht. Geländegebilde, Felsen, Grundstücke, Wappenformen dieser Gestalt wurden in früheren Zeiten und verschiedenen Orts noch heute in deutsch-sprechenden Landen mit "Ger" oder "Geren" bezeichnet.
Der Zeitpunkt der Erstellung der Burg kann aber schwerlich je bestimmt werden. Die noch vorhandenen Reste des Turmes weisen nach Ihrer Bauart, der runden Grundrissform, den Buckelquadern und den Steinmetzzeichen, auf eine Entstehung zu Beginn des 12. Jh. hin. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass vor dieser im Jahre 1298 zerstörten Burg an derselben Stelle schon eine Befestigung primitiverer Art gestanden hat. – Die Lage des Felsrückens in der Nähe des Engpasses, durch welche schon zu keltischen und römischen Zeiten eine viel begangene Strasse führte, begründet die Annahme, dass dieser Ort schon in frühesten Zeiten denen als Stützpunkt diente, welche an der dauernden Sicherung oder Sperrung des Engpasses ein Interesse hatten. Aus den noch vorhandenen Überresten geht hervor, dass die Burg Geristein auf dem höchsten Plateau ausser einem runden "Berchfrit" (Turm) von etwa 20m Höhe noch einen inneren Burghof mit anschliessenden, "Pallas" genannten Wohngebäuden und auf der Ostseite einen Zwingelhof hatte. Etwas tiefer gelegen war eine Vorburg mit einer künstlich in die Felsen gehauenen Höhle.
Abb.10 Der Felsrücken der Ruine Geristein; Ansicht von der Ostseite.
Abb.11 So könnte die Holzburg, erbaut im 12./13. Jh., etwa ausgesehen haben6
Abb.12 Fundament des runden Turm savoyischer Baurat der Ruine Geristein; Ansicht von der Westseite.
Der Zugang lag auf der Nordseite und ging vom nordöstlichen, tiefen Einschnitt über einen hölzernen, mit Hurden gegen die Angriffsseite geschützten Steg nach der Vorburg und von da auf noch nicht fest bestimmte Weise nach dem Burghof. – Die ganze Burgstelle ist durch einen tiefen östlichen und durch einen weniger tiefen südlichen Einschnitt vom umgebenden Gelände getrennt. Beide zur Verteidigung dienenden Einschnitte sind künstlich in den Sandsteinfelsen gehauen und wurden offenbar gleichseitig als Steinbrüche zum Bau der Burg genutzt.
Im Weiteren weiss das Büchlein von O. Weber zu berichten, dass an der Stelle der heutigen Ruine im 12. und 13. Jahrhundert die Stammburg ber Freiherren von Gerenstein stand, welche in der ersten Hälfte des 12. Jh. bis in den Anfang des 13. Jh. in verschiedenen Urkunden genannt werden. (Imer 1131; Hupold 1146; Aymon, Kastvogt der Kirche zu Lausanne, 1157; Otto, Zeuge im Stiftungsbrief von Münchenbuchsee, 1180; Heimo, Chorherr in Solothurn, 1182 und 1227; Heinrich 1223. Mit Datum vom Jahre 1256 wird noch ein Ritter Berchtold von Gerenstein genannt. Dieser gehört jedoch nicht zum freiherrlichen Geschlecht). Nach dem Jahre 1223 scheint das Geschlecht der Herren von Gerenstein im Mannesstamme ausgestorben zu sein.
Die Herrschaft Gerenstein ging vorerst wahrscheinlich durch Erbschaft an die Freiherren von Affoltern über, deren letzter männlicher Vertreter, Ritter Wernher, offenbar durch Verpfändung mehrere Rechte veräusserte und seinen Besitz verkleinerte. So gelangte der Kirchensatz von Bolligen sowie andere Gerensteinsche Besitzungen an den Ritter Ulrich von Stein und durch diesen 1274 an das Kloster Interlaken. – Die Witwe Wernhers, Johanna von Thorberg, suchte später noch die alten Rechte des Geschlechts geltend zu machen, indem sie die Kirche von Bolligen ihrem Neffen Albrecht von Thorberg übertrug. Ein im Jahre 1299 im Auftrag des Bischofs von Konstanz gefällter Richterspruch schützte indessen die Rechte Interlakens und wies jene und einen anderen Ansprecher, Heinrich von Stein, ab. Johann und ihre Töchter verzichteten im Jahre 1300 förmlich auf alle ihre Ansprüche.
Auch Wernher von Affoltern starb ohne männliche Nachkommen. Er hinterliess drei Töchter, von denen sich die jüngste, Clara, mit Ulrich von Montenach, Herr zu Belp, vermählte, wodurch der Besitz von Gerenstein mit Twing und Bann auf das Haus Montenach überging.7
Weiterführende Angaben über die Burgruine Geristein und deren Bauphasen sind in zwei Werken des Bolliger Lehrers Karl Ludwig Schmalz zu finden.8
5 Dubler Anne-Marie, Historisches Lexikon der Schweiz, Gerenstein, Bd. 5, S. 301 (2006)
6 Schmalz Karl Ludwig, Heimatkundlicher Führer Bolligen, S. 78, Verlag Stämpfli, Bern (1985)
7 Die Berner Woche in Wort und Bild: Ein Blatt für heimatliche Art und Kunst, Band 4, Heft 22, S. 261ff (1914)
8 Schmalz Karl Ludwig, Heimatkundlicher Führer Bolligen, S. 75ff, Verlag Stämpfli, Bern (1985)
Geographische Lage:
595'565 / 159'756 46° 35' 21'' N, 7° 22' 51'' O
Die Herrschaft unbekannter Ausdehnung mit der Burg Laubegg (1325 Loubegga) als Zentrum lag hoch über der Talenge beim Laubeggfall und war wie die nahe Burg Tannenberg nach 1300 in der Hand der Freiherren von Strättligen. 1336 verkaufte er beide Burgen und die Herrschaft an den Grafen von Greyerz. In der Auseinandersetzung der Berner gegen die von Greyerz zerstörten die Berner 1349 die Burg Laubegg, die Herrschaft Laubegg gelangte 1356 an die Freiburger Familie von Düdingen und 1378 weiter an die Stadt Freiburg. Im Sempacherkrieg zwischen Freiburg und Bern 1386 wechselten die Besitzrechte an Bern, die Gerichtsrechte wurden dem bernischen Niedergericht Boltigen (Kastlanei Obersimmental) übertragen. Von der einst grossen Burg Laubegg sind heute nur noch Mauerspuren und zwei Halsgräben sichtbar geblieben.9
Abb.13 Position der Ruine Laubegg im Gelände, über der Simme südlich von Boltigen.
Die Ruine Laubegg liegt zwischen Garstatt und Grubenwald im oberen Teil des Simmentals, dort wo die Simme, durch hohe, enge Felsen sich zwängend, scharf nach Westen durchbricht. Hoch über den schäumenden Wassern, auf Steiler Fluh, mag der Ortskundige noch einen Stattlichen Streifen Starken Mauerwerks erkennen, dass die hochragende Burg einst gegen Südwesten hin zu schützen bestimmt war. Dort und von Norden her, wo in alter Zeit die Tal Straße mühsam den Laubegg- Stalden erklomm, mochte die Laubegg erstürmbar sein; die anderen Seiten schützte der unwegsame, jähe Fels.
Die Geschichte der Burg Laubegg ist uns nur in einem kurzen Zeitraum, in den Jahren 1326 bis 1386, bekannt. Zur Zeit ihrer ersten Erwähnung bildete sie einen Teil des Strättlinger Besitzes im Obersimmental, den besten und liebsten wohl, denn Heinrich von Strättlingen, der auch Herr zu Mannenberg war, pflegte sich fast immer nur nach seiner Burg Laubegg zu benennen. Es scheint, dass im Gegensatz zur Herrschaft Mannenberg, die dem Reich zustand und von ihm zu Lehen ging, Laubegg Eigengut des Hauses Strättlingen gewesen sei.
Wie lange die Burg Laubegg schon vor 1326 im Besitz der Strättlinger sich befunden und ob sie vorher als Burg anderer Herren gedient habe, lässt sich nicht mehr ermitteln. Zurzeit, in der wir zum ersten Mal von ihr hören, war der Glanz des Strättlinger Hauses vorbei. Schulden drückten und zwangen zum Verkauf der Besitzungen. Kirche und Kirchensatz zu Zweisimmen, die auch Herrn Heinrich von Strättlingen auf Laubegg gehörten, machten den Anfang und gingen in den Besitz des reichen Interlakener Klosters über. Das war im Jahre 1335. Übers Jahr folgte der Verkauf von Spiez, das einem Verwandten Heinrichs, dem Freiherrn Johann von Strättlingen und dessen Sohn Heinrich gehörte. Käufer war der Gegenschwäher, Johann von Bubenberg, Schultheiss von Bern. Berns Staatliches Interesse Stand hinter dem Kauf Zur selben Zeit musste Heinrich von Strättlingen - von Laubegg - seinen übrigen Obersimmentalerbesitz aufgeben. Auch hier kaufte ein Verwandter, Graf Peter von Greyerz. Heinrichs von Strättlingen Gemahlin Mermetta entstammte dem Greyerzer Grafenhause. Und auch hier werden neben wirtschaftlichen politische Gründe den Kauf befürwortet haben. Peter von Greyerz nahm unter den Gegnern Berns eine führende Stellung ein.
Abb.14 Zeichnung der Burg Laubegg, wie sie damals ausgesehen haben könnte.10
Es waren die Jahre, in denen die Aarestadt den klärenden Feldzug gegen die Herren von Weißenburg durchführte, der das Niedersimmental und das Grenzland zwischen Nieder- und Obersimmental, die Herrschaft Simmenegg, in seine militärische Botmäßigkeit brachte.
Nun bildete die Laubegg den Vorposten der Feinde Berns im Simmental.
Abb.15 Belagerung der Burgen Laubegg und Mannenberg durch die Berner 1349. Darstellung in der Spiezer Chronik von Diebold Schilling11
Der Sieg von Laupen stärkte Berns Stellung. Doch allenthalben ging der Kampf weiter, nicht zum wenigsten im Simmental. Mit dem Banner zogen die Berner aus, um Seite an Seite mit den Weissenburger Herrschaftsleuten des Niedersimmentals die Grafen von Greyerz im Obersimmental zu bekriegen. Die Greyerzschen, verstärkt durch Zuzug der Freiherren vom Turn, damals Herren des Frutigtals, hatten von den Absichten Berns Wind bekommen und am Laubeggstalden einen Hinterhalt gelegt. Unordnung entstand in den Reihen der überfallenen Berner und mit knapper Not rettete Venner Peter Wendschatz das Banner. "ZeStunt wart derselbe venre mit werlicher hant erslagen als ein fromer getrüwer berner, der sin lip für die paner verlieren wolt", urteilt der Chronist Conrad Justinger, der uns den Hergang erzählt, wie Wendschatz, von Feinden umringt, mit letzter Kraft über ihre Häupter hinweg das Bärenbanner in die Reihen der Seinigen geschleudert habe. War das Banner gerettet, Berns Ehre blieb verletzt. Wenige Jahre später, 1349 tief im Winter, rüstete die der schwarze Tod, die Pest, in Stadt und Land Einkehr gehalten hatte. Ausgelassene Lebenslust mischte sich bei den Überlebenden mit kriegerischer Begeisterung, Pfeifen- und Trommelklang schallte aus den Lagern und in Sang und Tanz erhitzten sich die Gemüter.
Abb.16 Von der Burg Laubegg sind heute nur noch Mauerspuren zu sehen.12
Im Rausche schier hub der Sturm auf die Festen an, deren Verteidiger dieser elementaren Wucht nicht Stand halten konnten. Wie Mannenberg, wurde die Laubegg gebrochen und nach diesem Auftakt das ganze Tal mit Brand und Tod, Raub und Plünderung heimgesucht. Wenige Jahre nach ihrer Zerstörung wechselte die Herrschaft Laubegg mitsamt der Burg den Herrn. 1356 verkaufte Peter von Greyerz dem Freiburger Jakob von Tüdingen seinen Obersimmentaler Besitz und im Hause Tüdingen verblieb die Laubegg bis, anlässlich des Sempacher Krieges, Bern sich des Obersimmental endgültig bemächtigte.
Es scheint, die Burg Laubegg sei nach ihrer Zerstörung durch die Berner noch einmal aufgebaut worden. Wenigstens räumte Wilhelm von Tüdingen im Jahre 1377 Freiburg das Recht ein, seine obersimmentalischen Burgen, darunter die Laubegg, als offene Häuser zu benutzen. Gewiss ist immerhin, dass die Burg Laubegg seit ihrer Zerstörung keine Bedeutung mehr erlangte, und dass sie, in welchem Zustand auch sie an die Berner übergegangen sei, von ihnen nicht mehr zu Ehren gezogen wurde.
Der vollkommen verwahrloste Zustand, in dem sich die Trümmer dieses geschichtlich bedeutenden Bauwerks heute befinden, lässt auf seine einstige Gestalt nur unsichere Schlüsse zu. Es scheint, der Kern der Burg habe aus einem von Norden nach Süden gerichteten rechteckigen Wohnturm bestanden, der durch einen, talabwärts gerichteten, wahrscheinlich runden Wehrturm verstärkt gewesen zu sein scheint. Gegen Westen, der einen schwachen Seite der Burg, liegen gut erhaltene Reste einer (Ring)Mauer dem Turm vorgelagert. Eine in einiger Entfernung gegen den alten Laubeggstalden hin befindliche kreisrunde Mulde von etwa 6 Meter Durchmesser mag vielleicht ein schützendes Vorwerk bergen. Auch der unterhalb des Kerns klippenartig über die tief unten rauschende Simme vorspringende Felskopf war offenbar befestigt. Einer gewissen Deutung bietet die starke Überwucherung, die an den jäh abfallenden Stellen das Suchen nach Mauerresten nicht gerade einladend gestaltet, bedeutende Schwierigkeiten.13
Geographische Lage:
597'782 / 165'244 (CH 1903) 46° 38' 17.5'' N, 7° 24' 34.8'' O
Abb.17 Position der Ruine Simmenegg im Gelände nordöstlich von Boltigen.
Herrschaft und Adelssitz (1276 Simiecca) in der Gem. Boltigen BE. Die Ruine Simmenegg liegt auf einem Felskamm hoch über der Simme. Sie riegelt zusammen mit der Schattenburg und Eichstalden das Simmental ab.
Die Burgruine liegt auf 860 m.ü.M. etwa 1,6 km von der Gemeinde Boltigen entfernt. Sie wurde auf einer felsigen Anhöhe links der Simme gebaut. Die Burg bestand aus einem Bergfried, dem an der Nordostseite ein Palas angebaut war. Diese beiden Gebäudeteile waren an drei Seiten von einer Ringmauer umgeben. Der Zugang erfolgte an der von der Simme abgewandten Seite über eine Zugbrücke.
Die Burg Simmenegg wurde 1276 zum ersten Mal unter dem Namen Simieta als Lehen des Kaisers erwähnt. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts werden die Freiherren von Weissenburg, damals die mächtigsten Herren im Niedersimmental, als Lehnsträger genannt. Um 1300 zog Peter von Weissenburg seinen Schwiegersohn Thüring von Brandis als weiteren Lehnsträger bei. 1337 wurde Thüring von Brandis Bürger der Stadt Bern und mit ihm auch sein Lehen, die Simmenegg. Als 1368 die Freiherren von Weissenburg im Mannesstamm ausstarben, wurden die Freiherren von Brandis alleinige Lehnträger der Burg.
Abb.18 So könnte die Burg Simmenegg vor ihrer Zerstörung ausgesehen haben.14
Die Burg Simmenegg wurde 1276 zum ersten Mal unter dem Namen Simieta als Lehen des Kaisers erwähnt. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts werden die Freiherren von Weissenburg, damals die mächtigsten Herren im Niedersimmental, als Lehnsträger genannt. Um 1300 zog Peter von Weissenburg seinen Schwiegersohn Thüring von Brandis als weiteren Lehnsträger bei. 1337 wurde Thüring von Brandis Bürger der Stadt Bern und mit ihm auch sein Lehen, die Simmenegg. Als 1368 die Freiherren von Weissenburg im Mannesstamm ausstarben, wurden die Freiherren von Brandis alleinige Lehnträger der Burg. Von seinem Onkel, Thüring dem 2. von Brandis, erbte Rudolf von Aarburg 1374 die Burg. Sein Erbe wurde ihm aber von Mangold von Brandis streitig gemacht. Als dieser sich in der Simmenegg festsetzen wollte, erhoben sich im Jahre 1378 die Talleute des Simmentals gegen ihn. Die Stadt Bern griff in den Streit ein und sprach die Herrschaft Simmenegg Rudolf von Aarburg zu. Dieser verkaufte sie dann im Jahr 1391 an die Stadt Bern. Die Herrschaft Simmenegg wurde der Kastlanei Obersimmental angegliedert und die Burg dem Zerfall überlassen.15/16
Abb.19 Teil der heute noch sichtbaren Mauerreste der Ruine Simmenegg.17
Seinem Sohne Rudolf III.10 übertrug im Jahre 1374 dessen mütterlicher Oheim Thüring von Brandis die aus dem Erbe des Freien Johann von Weissenburg durch seine Mutter ihm angefallene Herrschaft und Veste Simmenegg, ein Reichslehen, das Kaiser Karl IV. ihm darauf ausdrücklich bestätigte.
Wohl hatte ja Rudolf III. noch 1385 in der Herrschaft Simmenegg um den Besitz derselben zu streiten, allein im folgenden Jahre war ihm die Herrschaft gesichert.
Abb.20 Die Lage der Ruine Simmenegg im Gelände; Ansicht von Nordwest.17
Abb.21 Ruine der Burg Simmenegg. Ansicht von Norden. 17
Abb.22 Originalauszug aus dem Text von Walther Merz
Das sogenannte Obersimmental, heutzutage Amtsbezirk mit zirka 7000 Seelen, mit welchem wir uns im Folgenden einzig zu befassen haben, umfasst die vier Kirchgemeinden Lenk, St. Stephan, Zweisimmen und Boltigen. Die drei erstgenannten sind in der geographischen oberen Hälfte des Tales gelegen, die letztgenannte dagegen talabwärts von der Laubegg. Seine heutige Ausdehnung hat es im Grossen und Ganzen schon 1391 erhalten, als die Berner vom Freiherrn Rudolf von Aarburg die Herrschaft Simmenegg kauften und ihrem 1386 eroberten Gebiet im Tal der Simme einverleibten. Von diesem Zeitpunkt an bildete dieser Komplex als Kastlanei Zweisimmen oder Kastlanei Obersi(e)bental eine politische Einheit, eine „Landschaft11, die vom tiefer gelegenen Talabschnitt, dem heutigen Niedersimmental, ihre eigenen, unabhängigen Schicksale hatte. Vor 1391 hieß nur das Gebiet talaufwärts der „weißen Oeyu bei Weissenbach, der Südgrenze der Herrschaft Simmenegg, Obersi(e)bental. Geographisch gehört Simmenegg (die heutige Kirchgemeinde Boltigen) durchaus zum niederen Simmental.19
Geographische Lage:
597'946 / 165'765 (CH 1903) 46° 38' 36'' N, 7° 24' 34.0'' O
Abb.23 und 24 Position der Ruine Eichstalden im Gelände. Die Darstellung mittels 3D-Reliefschattierung (recht) zeigt sehr schön den rechteckigen Grundriss der ehemaligen Burg (s. blauer Pfeil)
Die spärliche Burgruine Eichstalden liegt auf einem Felsgrat bei Seeweid am alten Simmentalweg und riegelt zusammen mit der Schattenburg und der Simmenegg das Simmental ab.
Abb.25 Die Burg Eichstalden, wie sie vor ihrer Zerstörung ausgesehen haben könnte.20
Abb.26 Teil der heute noch sichtbaren Mauerreste der Ruine Eichstalden (I)21
Abb.27 Teil der heute noch sichtbaren Mauerreste der Ruine Eichstalden. (II)21
9burgenweg.ch, Daniel Rindlisbacher
10 Liechti Erich, Burgen Schlösser und Ruinen im Simmental
11 Diebold Schillings Spiezer Chronik, Studienausgabe, Faksimile der Handschrift Mss. hist. helv. I. 16 (Manuskripte der helvetischen Geschichte) der Burgerbibilothek Bern, herausgegeben von Hans Häberli und Christoph von Steiger, Luzern: Faksimile Verlag (1991)
12 Foto: Christoph Hurni, www.flickr.com
13 von Fischer Rudolf, Die Burgen und Schlösser des Kantons Bern: Berner Oberland, I. Teil (Verlag E. Birkhäuser, Basel, 1938)
14www.hauswege.ch/simmentaler-hausweg
15 Von Tscharner Ludwig Samuel, Sammlung schw. Rechtsquellen, herausgegeben auf Veranstaltung des Schw. Juristenvereins mit Unterstützung des Bundes und der Kantone; II. Abteilung – Die Rechtsquellen des Kantons Bern; Zweiter Teil, Rechte der Landschaft, Erster Band: Das Statutarrecht des Simmentales (bis 1798); Erster Halbband: Das Obersimmental; Sauerländer, Aarau (1912)
16 Burgen und Schlösser der Schweiz, Berner Oberland 2, S. 17-19 (1939)
17 Fotos: Christoph Hurni, www.flickr.com
18 Merz Walther, Die Freien von Arburg, in: Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau, Band 29, S.83 (1901)
19 Von Tscharner Ludwig Samuel, Sammlung schw. Rechtsquellen, herausgegeben auf Veranstaltung des Schw. Juristenvereins mit Unterstützung des Bundes und der Kantone; II. Abteilung – Die Rechtsquellen des Kantons Bern; Zweiter Teil, Rechte der Landschaft, Erster Band: Das Statutarrecht des Simmentales (bis 1798); Erster Halbband: Das Obersimmental; S. 6f, Sauerländer, Aarau (1912)
20www.hauswege.ch/simmentaler-hausweg
21 Fotos: Christoph Hurni, www.flickr.com
Geographische Lage:
605'232 / 183'225 (CH 1903) 46°48'0.6''N, 7°30'25.8'' O
A. Moser berichtete 1966 über die Ausgrabungen, die von 1959 bis 1964 durchgeführt wurden:
Im mittleren Gürbetal, auf halber Höhe seines linksseitigen Hanges, findet sich auf rund 700 Meter über Meer ein heute bewaldeter Burgplatz, unmittelbar östlich des zur Gemeinde Burgistein gehörigen Weilers Äbnit.
Es handelt sich um eine sogenannte Nasenburg-, Abschnitts- oder Spornanlage, wie sie die topographischen Verhältnisse im Mittelland zur praktischen Regel machen. Auf der Süd- und Ostseite fällt der Hang steil ab, Nord- und Westseite waren durch zwei parallele, kniegebogene Gräben mit dazwischenliegendem Aushubwall gesichert. Das Burgplateau selber ist durch die Ring- und Umfassungsmauer charakterisiert. Gemauerte Innenausbauten kamen erst später hinzu und waren von geringem Ausmass.
Abb.28 Position der Ruine Alt-Burgistein im Gelände.
Von der Umfassungs- und Ringmauer fällt beim Betreten des Areals zunächst der imposante Rest der Südwestecke in die Augen; Die Südseite der Mauer ragt stellenweise noch mehr als mannshoch auf, reicht jedoch nirgends mehr über das heutige Gehniveau des Plateaus, wie dies laut mündlichen Berichten noch um 1915 der Fall gewesen sein soll. Bei den grob zugerichteten Steinen handelt es sich um Kalke, Schiefer, Bach- und Flusskiesel, mitunter Granite und Sandsteinbrocken. Die Bruchflächen wurden an den Mauerfronten gerne nach außen gekehrt; im Weiler Äbnit zeigt das Steinmaterial mehrerer Stütz- und Grundmauern ähnliche Abschlagformen. Die Mauer dürfte zur Burgzeit wenig mehr als sprunghoch über das heutige Gehniveau hinaufgereicht haben. Üblichen Burgvorstellungen widerspricht die geringe Mauerstärke von rund 1 m. Dünne, verhältnismässig hohe Mauern haben vor dem Aufkommen der Belagerungsmaschinen des 14. Jahrhunderts genügt. Auf bernischen Burgen sind Mauerstärken um 1,20 m nicht selten, auf Gavertschinggen, Kronegg, Oberhofen-Balm liegen die Maße sogar unter der Metergrenze.