Die Erbin vom Pachnerhof - Toni Waidacher - E-Book

Die Erbin vom Pachnerhof E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit kräftigen Hammerschlägen trieb die junge Frau den Nagel durch den Maschendraht in das Holz und schlug ihn dann quer über den Draht, der nun bombenfest saß. Die zwei Kaninchen in dem Stall schauten ihr neugierig dabei zu. Ihre Nasen schnupperten aufgeregt, denn eigentlich war es an der Zeit, daß sie ihr Futter bekamen. »So, ihr kleinen Biester, jetzt könnt ihr net mehr entwischen«, sagte Franziska Pachner und legte den Hammer und die restlichen Nägel zurück in den Werkzeugkasten. Die Kaninchen waren am frühen Morgen ausgerissen. Zuvor hatten sie eine morsche Stelle des Drahtes durchbrochen und waren aus dem Käfig gesprungen. Als Franziska den offenen Käfig entdeckte, setzte eine große Suchaktion ein. Gefunden wurden die beiden schließlich im Gemüsegarten, wo sie sich, zum Entsetzen von Franziskas Magd, Maria Ohlanger, über die Mohrrüben hermachten. Die junge Besitzerin des Bergbauernhofes unterhalb des Zwillingsgipfels öffnete vorsichtig die Stalltür und legte die Kohlstrünke hinein. Sofort stürzten sich die beiden Tiere darauf. Franziska schaute ihnen einen Moment schmunzelnd zu. »Zur Strafe hättet ihr eigentlich nix mehr verdient«, meinte sie und stand auf. Sie ging zum Haus. Drüben im Stall rumorte Valentin Huber, der alte Knecht, der schon seit mehr als vierzig Jahren auf dem Pachnerhof arbeitete. In der geräumigen Wohnküche war Maria damit beschäftigt, Kartoffeln für das Mittagessen zu schälen. Sie war fast genauso lange auf dem Pachnerhof wie Valentin, und Franziska konnte sich überhaupt nicht vorstellen, wie es sein sollte, wenn die beiden mal nicht mehr waren. »Was gibt's denn Gutes?« fragte die Bäuerin und schaute in einen der Töpfe, die auf dem Herd standen.

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Der Bergpfarrer Bestseller – 9 –

Die Erbin vom Pachnerhof

Toni Waidacher

Mit kräftigen Hammerschlägen trieb die junge Frau den Nagel durch den Maschendraht in das Holz und schlug ihn dann quer über den Draht, der nun bombenfest saß. Die zwei Kaninchen in dem Stall schauten ihr neugierig dabei zu. Ihre Nasen schnupperten aufgeregt, denn eigentlich war es an der Zeit, daß sie ihr Futter bekamen.

»So, ihr kleinen Biester, jetzt könnt ihr net mehr entwischen«, sagte Franziska Pachner und legte den Hammer und die restlichen Nägel zurück in den Werkzeugkasten.

Die Kaninchen waren am frühen Morgen ausgerissen. Zuvor hatten sie eine morsche Stelle des Drahtes durchbrochen und waren aus dem Käfig gesprungen. Als Franziska den offenen Käfig entdeckte, setzte eine große Suchaktion ein. Gefunden wurden die beiden schließlich im Gemüsegarten, wo sie sich, zum Entsetzen von Franziskas Magd, Maria Ohlanger, über die Mohrrüben hermachten.

Die junge Besitzerin des Bergbauernhofes unterhalb des Zwillingsgipfels öffnete vorsichtig die Stalltür und legte die Kohlstrünke hinein. Sofort stürzten sich die beiden Tiere darauf. Franziska schaute ihnen einen Moment schmunzelnd zu.

»Zur Strafe hättet ihr eigentlich nix mehr verdient«, meinte sie und stand auf.

Sie ging zum Haus.

Drüben im Stall rumorte Valentin Huber, der alte Knecht, der schon seit mehr als vierzig Jahren auf dem Pachnerhof arbeitete.

In der geräumigen Wohnküche war Maria damit beschäftigt, Kartoffeln für das Mittagessen zu schälen. Sie war fast genauso lange auf dem Pachnerhof wie Valentin, und Franziska konnte sich überhaupt nicht vorstellen, wie es sein sollte, wenn die beiden mal nicht mehr waren.

»Was gibt’s denn Gutes?« fragte die Bäuerin und schaute in einen der Töpfe, die auf dem Herd standen.

»Fleischpflanzerl und Blaukraut«, antwortete Maria und zog ein grimmiges Gesicht. »Am liebsten hätt’ ich den beiden kleinen Biestern das Fell über die Ohren gezogen…«

Franziska lachte. Sie wußte, daß die Magd es nicht so meinte, wie sie es sagte. Aber schade war’s um die Mohrrüben schon.

»Na, der Schaden hält sich ja in Grenzen«, meinte sie.

Die Bäuerin setzte sich an den Tisch unterm Herrgottswinkel und nahm die Zeitung zur Hand. Gedankenverloren blätterte sie darin. Maria sah zu ihr hinüber.

»Morgen ist das Heu soweit«, bemerkte sie. »Valentin hat dann alle Hände voll zu tun. Willst net seh’n, ob du net noch eine Aushilfe bekommen kannst?«

»Daran hab’ ich auch schon gedacht«, antwortete Franzi. »Ich hab’ gestern mit der Frau Reitlinger vom Arbeitsamt in der Kreisstadt telefoniert. Allerdings hat sie mir keine großen Hoffnungen gemacht. Es gibt mehr offene Stellen als Bewerber.«

Maria Ohlanger setzte die Kartoffeln auf den Herd und schaltete die Platte ein. Dann nahm sie zwei Zwiebeln zur Hand, schälte und schnitt sie in kleine Würfel. Mit etwas Butter schwitzte sie sie in einer Pfanne an.

»Und wenn du einmal mit dem Anzengruber darüber redest?« fragte sie dabei. »Vielleicht kann er uns…«

Franziska Pachner blickte zornig auf. Sie faltete mit einer hektischen Bewegung die Zeitung zusammen und warf sie auf die Eckbank.

»Niemals!« rief sie heftig.

Die Bäuerin stand auf.

»Ich hab’ schon hundertmal gesagt, daß ich diesen Namen nie wieder in meinem Haus hören will«, sagte sie nachdrücklich. »Und schon gar net denk’ ich daran, diesen Kerl um Hilfe zu bitten.«

Sie ging hinaus und warf die Tür hinter sich zu. Maria Ohlanger schaute ihr ratlos hinterher.

*

Franziska lief ins Wohnzimmer und setzte sich auf das Sofa. Eine Unmutsfalte hatte sich auf ihrer Stirn gebildet.

Anzengruber, dachte sie, ausgerechnet der!

Dabei wußte sie, daß die Magd recht hatte. Ohne eine zweite Kraft war die Heuernte kaum zu schaffen. Es war aber auch wie verhext! Von drei Knechten, die sonst noch auf dem Hof arbeiteten, hatten zwei vor einem Monat gekündigt und waren fortgegangen, der dritte lag seit zwei Wochen im Krankenhaus und erholte sich von einer schweren Infektion. Immer wieder hatte Franziska beim Arbeitsamt in der Kreisstadt angerufen, doch die Sachbearbeiterin, die für die Vermittlung landwirtschaftlicher Arbeitskräfte zuständig war, konnte ihr beim besten Willen nicht helfen. Offenbar zogen es die Leute vor, in Fabriken ihr Geld bei geregelter Arbeitszeit zu verdienen als sich auf einem Bauernhof abzubuckeln.

Daß Maria Franziska gerade an Tobias Anzengruber erinnert hatte, riß eine alte Wunde bei der jungen Bäuerin auf.

Franzi Pachner hatte vor drei Jahren, nachdem der Vater verstorben war, den Hof übernommen. Ganz auf sich alleine gestellt, nur mit Hilfe von Maria und Valentin, hatte sie alles getan, das väterliche Erbe zu erhalten. Neben dem Hof, etlichen Hektar Land und einem großen Waldstück, hatte Alois Pachner seiner Tochter auch ein nicht unbeträchtliches Vermögen hinterlassen, das teils aus Bargeld, aber auch aus Wertpapieren bestand. Alles in allem war Franziska Pachner eine »gute Partie«.

Der Nachbarssohn Tobias Anzengruber warb schon seit längerem um die schöne Bauerntochter. Nach dem Tod ihres Vaters

sah der gewiefte Bursche seine Chance gekommen. Als Zweitgeborener hatte er nur die Möglichkeit, entweder als Knecht seines Bruders zu arbeiten oder fortzugehen. Doch beides wollte ihm nicht so recht schmecken.

Franzi war bereit, seinem Werben nachzugeben. Tobias sah nicht nur gut aus – er war der Schwarm aller Madeln im Tal –, er gab sich auch überaus hilfsbereit, arbeitete, ohne etwas dafür zu verlangen und half und tat, wo er nur konnte. Die Bäuerin erinnerte sich noch gut an den Abend, an dem Tobias sie fragte, ob sie seine Frau werden wolle.

Sie glaubte, vor Glück zu zerspringen, denn schon lange hatte sie auf diesen Moment gewartet. Doch dieses Glück wurde jäh zerstört, als Franzi ihren Verlobten in den Armen einer anderen Frau entdeckte. Auf einem Tanzabend im Hotel »Zum Löwen« war es. Die junge Bäuerin hatte mit einem anderen Burschen getanzt und war an ihren Tisch zurückgekehrt. Tobias war verschwunden und tauchte auch nicht wieder auf. Franzi fand ihn schließlich draußen in der Dunkelheit.

Die beiden standen am Rand des Parkplatzes, als die junge Frau aus dem Hotel trat. Sie waren so mit sich selbst beschäftigt, daß sie nicht bemerkten, wie Franzi sich ihnen näherte.

»Geh’, Tobias, du bist doch verlobt«, hörte sie die andere Frau sagen, doch an deren Stimme war zu erkennen, daß sie nicht ernst meinte, was sie sagte.

Tobias Anzengruber machte eine wegwerfende Handbewegung.

»Schmarr’n«, lachte er. »Die Franzi weiß ja von nix. Außerdem, wenn sie ihr vieles Geld net hätt… nehmen tät ich sie net. Das kannst mir glauben.«

Franziska fühlte, wie sich ihr Herz verkrampfte, als sie dies anhören mußte. Einen Moment lang schwindelte es ihr. Doch dann riß sie sich zusammen. Ganz ruhig ging sie auf die beiden zu, die auseinanderfuhren, als sie die Stimme vernahmen.

»Ich weiß mehr, als du glaubst, Tobias«, sagte sie, und ehe er sich versah, spürte der Bursche fünf Finger auf der linken Wange.

Dann drehte Franziska sich um und ging davon. Niemand sollte ihre Tränen sehen. Natürlich weinte sie aus Enttäuschung, aber auch aus Wut darüber, auf diesen Kerl hereingefallen zu sein. Beinahe zumindest.

Aber das würde ihr nie wieder passieren, schwor sie sich. Nie wieder würde sie sich in ein Mannsbild vergucken. Wie konnte sie denn sicher sein, daß er es nicht auf ihr Geld abgesehen hatte?

Franzi erhob sich und ging zum Fenster hinüber. Auf schmerzliche Weise war sie an ein dunkles Kapitel ihres jungen Lebens erinnert worden. Doch jetzt stand ein anderes Problem im Vordergrund. Hilfe mußte her! Nur woher nehmen, wenn sich niemand anbot?

*

Im Pfarrhaus war wieder einmal Putztag. Einmal in der Woche, meistens am Dienstag, machte sich Sophie Tappert daran, sämtliche Räume einer großen Reinigung zu unterziehen. Um dabei keine Zeit mit dem Kochen zu verlieren, köchelte auf dem Küchenherd ein Suppentopf vor sich hin, in dem alles schwamm, was der Garten an Gemüse hergab. Außerdem hatte die Haushälterin Grießklößchen als weitere Einlage vorbereitet.

Pfarrer Trenker suchte an solchen Tagen lieber die Ruhe seiner Kirche auf. Auch in der Sakristei gab es immer wieder mal etwas zu räumen und zu ordnen. Alois Kammeier, der Mesner von Sankt Johann, war dabei eine große Hilfe.

Sebastian Trenker war gerade dabei, die Einbände der Kirchenbücher abzustauben. Es waren riesige Folianten mit breiten Rücken. Die ältesten waren vor mehr als dreihundert Jahren angelegt worden. In ihnen war alles aufgezeichnet worden, was sich mit der Zeit zugetragen hatte. Geburten und Todesfälle, Hochzeiten und Taufen, Kriegs- und Pestheimsuchungen. Für Historiker waren diese Bände eine wahre Fundgrube, und nicht selten kam es vor, daß sich ein Gelehrter für ein paar Wochen im Dorf einquartierte und tagtäglich die alten Kirchenbücher studierte.

Alois Kammeier stand auf einer Trittleiter und ordnete einen Stapel Bücher, der oben auf einem der Regale lag, weil in den Reihen kein Platz mehr dafür war.

»Schau’n S’ einmal, Hochwürden«, sagte er.

Sebastian sah zu ihm hoch. Der Mesner hielt ein dickeres Buch in der Hand. Es war in schwarzes Leder gebunden, der Titel war mit goldenen Buchstaben eingeprägt.

»Was haben S’ denn da gefunden?« fragte der Geistliche.

Alois hatte seinen Fund aufgeschlagen und blätterte darin. Er machte ein ratloses Gesicht.

»Das meiste kann ich gar net lesen«, gab er zu und reichte das Buch, das ein goldenes Wappen zierte, nach unten.

Pfarrer Trenker blätterte es auf. Ziemlich verschnörkelte Schriftzeichen prangten auf dem Innenblatt, die erst auf den zweiten Blick als Buchstaben zu erkennen waren.

»Können S’ das etwa lesen?« fragte der Mesner.

Sebastian nickte.

»Da haben S’ einen interessanten Fund gemacht«, sagte er. »Das ist die Chronik einer alten Adelsfamilie, die hier im Wachnertal beheimatet war. Das Grafengeschlecht derer von Herdingen war soviel ich weiß, einstmals ein reicher und einflußreicher Zweig des böhmischen Königshauses.«

»Dann ist das Buch wohl sehr wertvoll?«

»Für Historiker bestimmt und natürlich für unsere Kirche. Es ist doch immer wieder ganz erstaunlich, was für Schätze man entdeckt.«

Der Geistliche beschloß, den Fund mit ins Pfarrhaus zu nehmen und bei Gelegenheit intensiver darin zu lesen.

Durch die offene Tür waren Schritte zu hören, die sich der Sakristei näherten.

»Das wird mein Bruder sein«, mutmaßte Sebastian. »Lassen S’ uns für heute Schluß machen.«

Wenig später steckte Max Trenker seinen Kopf herein.

»Pfüat euch, miteinand’«, sagte der Polizeibeamte. »Schönen Gruß von der Frau Tappert, das Essen steht auf dem Tisch.«

»Komm schon«, nickte der Pfarrer.

Beim Mittagessen war das Buch natürlich Gesprächsthema.

»Aber die Grafen Herdingen sind doch längst ausgestorben, oder net?« fragte der Polizist.

»Seit gut hundert Jahren, glaub’ ich«, antwortete sein Bruder.

»Also entschuldigen S’, wenn ich mich widersprech’, aber das kann net stimmen«, mischte sich Sophie Tappert ein.

Die beiden Brüder sahen sie fragend an. Es kam nicht oft vor, daß die Haushälterin an der Unterhaltung teilnahm. Sophie Tappert war von Natur aus eher schweigsam. Wenn sie doch einmal etwas sagte, dann war es ganz bestimmt nicht unwichtig.

»Sie machen mich neugierig«, sagte Sebastian. »Wieso glauben Sie, daß es net stimmen kann?«

»Weil die Hertha einen Grafen Herdingen kennengelernt hat«, kam die Antwort zurück.

»Wann?« fragte der Geistliche.

»Wo?« wollte sein Bruder gleichzeitig wissen.

Hertha Breitlanger war Sophies Freundin, mit der sie sich des öfteren traf. Gemeinsam besuchten sie Konzerte, gingen ins Café, unternahmen sie Ausflüge. So auch in der letzten Woche. Da hatten die beiden Damen an einer sogenannten Kaffeefahrt teilnehmen wollen. Natürlich wußten sie, daß man von den Sachen, die meistens dort verkauft wurden, besser die Finger ließ, aber das Rahmenprogramm – Kaffee und Kuchen mit einigen Volksmusikkünstlern – hatte sie neugierig gemacht.

Im letzten Moment mußte Sophie Tappert zu Hause bleiben. Eine fürchterliche Migräne, die sie manchmal bekam, wenn es Fönwetter war, verhinderte, daß sie die Freundin begleiten konnte. Und auf eben dieser Fahrt machte Hertha Breitlanger die Bekanntschaft von Friedrich Graf von und zu Herdingen.

»Die Hertha schwärmt nur noch von ihrem Grafen, wie vornehm und zuvorkommend er ist. Ein Kavalier der alten Schule«, vollendete Sophie Tappert ihre Neuigkeit.

Max Trenker schaute seinen Bruder fragend an.

»Verstehst du das?«

Sebastian schüttelte den Kopf.

»Also, erklärten kann ich’s mir net«, sagte er. »Allerdings bin ich kein Historiker. Vielleicht lebt tatsächlich noch ein Abkomme des alten Grafengeschlechts.«

»Mir ist’s eh wurscht«, gab Max bekannt und nahm sich noch eine Suppenkelle vor. »Frau Tappert, der Eintopf ist wieder eine wahre Wonne.«

Pfarrer Trenker schmunzelte. Er war immer wieder erstaunt darüber, wieviel Max verdrücken konnte, ohne dabei zuzunehmen. Es grenzte schon fast an ein Wunder.

*

Der junge Bursche pfiff ein munteres Lied, als er das Wachnertal durchwanderte. Er war sehr leicht und locker angezogen. Eine dreiviertellange Krachlederne und ein kariertes Hemd, dazu derbe Bergschuhe. Die blonden Locken steckten unter einem grünen Hütchen, an dem keck eine Fasanenfeder wippte.

Über dem Rücken hing ein prall gefüllter Rucksack, in dem Florian Brunner seine ganzen Habseligkeiten mit sich führte: Wäsche zum Wechseln, ein zweites Paar Schuhe, ein wenig Proviant für unterwegs. Darüber geschnürt war ein Schlafsack. Fand Florian einmal keinen rechten Platz, dann machte es ihm auch nichts aus, sich einfach unter einen Baum zu legen und die Nacht dort zu verbringen. Noch war es Sommer, und die Nächte herrlich lau.

Doch meistens hatte der Wandergesell’ Glück. Mit seinem charmanten Lächeln und dem einnehmenden Wesen gelang es ihm eigentlich immer, auf irgend einem Bauernhof unterzukommen. Natürlich tat er auch etwas dafür – den Stall ausmisten, Holz hacken – Florian war sich für keine Arbeit zu schade, und als Lohn winkten gutes Essen und ein bequemes Bett im Gesindehaus.

Der junge Bursche schaute sich um. Er nahm den Hut herunter und kratzte sich nachdenklich am Kopf. Über den Kogler hatte er das Wachnertal erreicht, war herabgestiegen und wanderte nun an der Ostseite entlang. Über ihm ragten zwei imposante Berggipfel in die Höhe. Das mußten der Himmelsspitz und die Wintermaid sein, während auf der anderen Seite die Berge nicht mehr ganz so hoch waren. Dort oben sah er saftige Almen liegen. Florian hatte einen Blick dafür. Er hatte auch schon als Senner gearbeitet, allerdings war in den Wirtschaften nicht immer leicht unterzukommen. Es mußte schon ein besonderer Glücksfall sein, daß dort Hilfe so dringend gebraucht wurde, daß der Almenwirt einen Wanderburschen beschäftigte. Da war es auf den Höfen einfacher, besonders jetzt, wo die Erntezeit vor der Tür stand.

Aber zunächst knurrte der Magen. Die Sonne stand hoch am Himmel, und es war Mittagszeit. Florian suchte sich ein schattiges Plätzchen und breitete seine Kostbarkeiten aus.

Allerdings – viel war es nicht mehr, was der Rucksack hergab – ein wenig Brot und etwas von dem Rauchspeck, den er vor einer Woche als Teil seines Lohnes auf einem Bauernhof erhalten hatte.