Die Frau des Terroristen - Harald Birgfeld - E-Book

Die Frau des Terroristen E-Book

Harald Birgfeld

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Beschreibung

DIE FRAU DES TERR0RISTEN, Lyrik, 53 zeitgenössische Gedichte. Dieses ist der zweite Band einer Trilogie von Facettengedichten. Dazu gehören: 1. Band der Trilogie: Im Reißverschluss der Illusion, 3. Band der Trilogie: Die Insassinnen, Epos. Zum Inhalt: Der vorliegende Gedichtband spannt in 53 zeitgenössischen Gedichten einen schillernden Facettenbogen von jeweils 3 Gedichten zu insgesamt 19 berührenden, menschlichen Anliegen und zwischenmenschlichem Verständnis. Harald Birgfeld, geb. in Rostock, lebt seit 2001 in Heitersheim. Von Hause aus Dipl.-Ingenieur, befasst er sich seit 1980 mit Lyrik. Im Verlag ars nova erschien von ihm der Gedichtband, 295 S., "Auf deiner Reise zum Rande im Rande des Randes der Sonne". In mindestens 27 Anthologien ist er vertreten. Harald Birgfeld schrieb seine Gedichte, inzwischen mehr als 12.000 Strophen, überwiegend während der Fahrten in der Hamburger S-Bahn zur und von der Arbeit. Aus der Presse: Das "Hamburger Abendblatt" und andere Zeitungen berichteten vielfach über Harald Birgfeld. Aus einem Gutachten einer an der Universität Freiburg tätigen Literaturwissenschaftlerin: "Es lohnt sich, einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier zu zeitkritischen Trampelpfaden werden."

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INHALTSVERZEICHNIS(nach Motiven)

Das Loch im Fell der Zeit

Die Vergangenheit

Die Gegenwart

Die Zukunft

Der Maler und sein Modell

In einem französischen Atelier

In einem englischen Atelier

In einem deutschen Atelier

Der Tod und das Kind

Die Rufe eines jungen Kirschbaumes

Omayra Sanchez

Ein Augenblick der fürchterlichen Stille

Der verkaufte Verkäufer

Der verkaufte Verkäufer I

Der verkaufte Verkäufer II

Der verkaufte Verkäufer III

Der Wunsch der Wünsche

Das Anbieten

Die Erfüllung

Das Verlangen

Die Frau des Terroristen

In der Asche

In der Flamme

In der Glut

Die Frau, die sich verließ

Aus sich heraus

Aus der Leiblichkeit

In einer Enge eng an eng

Gläserein

Vom Leben in dem Glasgehäuse

Vom Aufbau einer Glaslandschaft

Einbruch in das Glasgehäuse

Im Gebet

Der Versuch

Die Versuchung

Das Unversuchte

Im Geröll

Abgerutscht

Ausgerutscht

Nur gestolpert

In der Liebe

Am Morgen

Am Mittag

Am Abend

In der Zelle

Zwischen Fenster und Fenster

Zwischen Wand und Wand

Zwischen Tür und Tür

Irgendeine Einsamkeit

Die stumme Einsamkeit

Die Einsamkeit, die schreit

Die unbewusste Einsamkeit

Kunst und Körper

Die Körperkünstlerin

Der Körper einer Kunst

Die Kunst als Körper

Künstler

Der Maler

Der Komponist

Der Dichter

Raum und Räumlichkeiten

Die Stärkung

Die Schwächung

Ich leerte meinen Raum

Sinne

Sehen

Hören

Riechen

Wird die Nacht zur Nacht

Ein später Abend

Eine Nacht verdreifacht

Nach der Dunkelheit

Zarter Kuss in grellen Farben

Die Verschmelzung

Die Begrüßung

Ein gespaltener Kuss

INHALTSVERZEICHNIS(alphabetisch)

Abgerutscht

Am Abend

Am Mittag

Am Morgen

Aus der Leiblichkeit

Aus sich heraus

Ausgerutscht

Das Anbieten

Das Unversuchte

Das Verlangen

Der Dichter

Der Komponist

Der Körper einer Kunst

Der Maler

Der verkaufte Verkäufer I

Der verkaufte Verkäufer II

Der verkaufte Verkäufer III

Der Versuch

Die Begrüßung

Die Einsamkeit, die schreit

Die Erfüllung

Die Gegenwart

Die Körperkünstlerin

Die Kunst als Körper

Die Rufe eines jungen Kirschbaumes

Die Schwächung

Die Stärkung

Die stumme Einsamkeit

Die unbewusste Einsamkeit

Die Vergangenheit

Die Verschmelzung

Die Versuchung

Die Zukunft

Ein Augenblick der fürchterlichen Stille

Ein gespaltener Kuss

Ein später Abend

Einbruch in das Glasgehäuse

Eine Nacht verdreifacht

Hören

Ich leerte meinen Raum

In der Asche

In der Flamme

In der Glut

In einem deutschen Atelier

In einem englischen Atelier

In einem französischen Atelier

In einer Enge eng an eng

Nach der Dunkelheit

Nur gestolpert

Omayra Sanchez

Riechen

Sehen

Vom Aufbau einer Glaslandschaft

Vom Leben in dem Glasgehäuse

Zwischen Fenster und Fenster

Zwischen Tür und Tür

Zwischen Wand und Wand

Die Frau des Terroristen

In der Asche

Er hatte es an ihr getan

Und hatte ihr nichts angetan

In einer stillen Gartenecke,

Dahin kam sonst niemand.

Beide waren sehr, sehr jung.

Damals hatte er gesagt, er sei Soldat

Und sei verpflichtet, seine Frau,

Und sei sie auch noch nicht die Frau von ihm,

Zu seiner Frau zu machen.

Dann erst würde man ihn ziehen,

Dann erst würde man ihn, den Soldaten,

Zum Soldaten machen.

Das, so hatte er gesagt,

Sei ein Gesetz bei den Soldaten,

Und sie hatte über ihn gelacht,

Und ihm ins Haar gebissen,

Und sie gab sich hin

Aus Spaß, aus Liebe, aus Gott weiß wer was,

Und irgendetwas war an ihm,

Das sie erleben wollte.

Und sie dachte wie im Blitz,

Es hätt' sie auch ein andrer nehmen können.

Dann war es vorbei.

Sie wollte das Erlebnis

Unter allem, was es gab,

Zu Ende leben.

Sie war auch gewiss,

Dass ihr nichts bliebe,

Wenn ihr gar nichts blieb.

Er durfte schließlich gehen.

Jahre später,

Keine Nachricht kam,

Kein Zeichen, dass sie sich erinnern konnte,

Zwang man sie zum Ort des Schreckens.

Einen abgerissnen Vogelflügel,

Der am Straßenpflaster klebte,

Hatte sie sich stehlen können.

Sicher war der Vater ihres Kindes...

Blut an Glas in Leichenteilen

In der Abflughalle,

Leichenteile unter Planen.

Nichts mehr wird sie von ihm wissen dürfen.

Und sie selbst ist nichts

Und darf nichts sein,

Und er, weiß sie,

Ist tot, auf irgendein Kommando,

Und es dämmert tief in ihr

Ein irres Licht.

Es mochte sein,

Dass sie den eignen ausgerissnen Flügel

Aufgefunden hatte.

Viel zu lose hatte er gesessen all die Zeit.

Und sie ist immer noch sehr jung

Und hofft voll Übermut

Auf eine Flugprothese.

In der Flamme

Alles hatte sie sich vorgestellt,

So wie es ist,

Und sie ist ansehnlich

Und einflussreich

Und kommt vom Gegenlager,

Das hat sie geliebt

Und dies nun auch

Und lebt mit ihrem Lebenslänglich

In der Freiheit,

So wie er mit seinem Tod,

Den sprach man vielfach über ihn

Und hat ihn auch an ihn heran getragen.

Sie, das musste sie sich sagen lassen,

Ist die Frau danach.

Die Frau davor kam um,

Die Frau dazwischen fand den Tod.

Sie ist sehr blond und groß und aufgeschlossen,

Hat studiert und will das Studium nicht unterbrechen

Und vertraut auf ihr Geschick

Und baut auf seine Stärke,

Und sie sieht sich letzten Endes

Auch als Bindeglied,

Das soll sich noch bewähren.

Sie bleibt unfruchtbar.

Ihr Schoß gähnt sich

In Leere aus.

Die Medizin versuchte sich

Für eine Zeit an ihr.

Das war umsonst.

An ihm, das weiß sie, liegt es nicht.

Und überhaupt, denkt sie,

Ist zwischen allem eine dünne

Aber zähe Haut,

Die müsste man durchstoßen lernen,

Und sie selbst sieht sich

Als Loch im Fell der Nacht,

Als Tagesstern,

Dem hängen alle mit dem Fernrohr nach,

Der ist so leuchtend hell,

Trotz seiner roten Spur,

Die scheint,

Als hätte man sie angehängt an ihn,

Als ließe sie sich

Kinderleicht entfernen.

In der Glut

Ihre Stärke

Sollte seine Stärke sein, wünscht sie,

Und sie verfluchte, nicht als Mann zu leben.

Keine Frau hätt' ihr mehr

Etwas über Männer sagen dürfen,

Und sie bräuchte sich nicht länger zu bewegen,

Über Schliche nachzudenken,

Ihn zu etwas zu bewegen,

Was sie selber nicht bewegen konnte.

Ja, ja, schreiben könnte sie und planen,

Und es würde keiner lesen,

Oder reisen.

Er dort aber sitzt

Und sagt kein Wort,

Und alle hören zu

Und wissen, was, wovon

Und auch weshalb er schweigt und spricht,

Und immer wieder unterlässt er es

Zu handeln.

Tausendmal hat sie ihn dafür umgebracht,

Auf seinem Platz erschossen

Und erschoss sich selbst dabei.

Die Rücksicht, die sie auf ihn nahm,

Nahm sie auf sich,

Das war ihr großer Fehler.

Fehlerfrei zu sein, denkt sie,

In einer fehlerhaften Zeit,

Das schafft wohl keiner.

Wenn dann seine Hände nach ihr griffen,

Und sie seine Hände nach sich greifen ließ,

Verließ sie sich auf sich.

Sie glühte für ganz andre Dinge,

Als für das Zusammensein.

Dann sicherte sie sich schnell ab,

Dann fand sie die Gelegenheit,

Und schlug blitzschnell

In seinem Ohr die Zelte auf

Und war nun tausendfach in ihm

Und war die Frau, die ihn bewohnte,

Und er sagte "Ja"

Und wieder "Ja"

Und "Du hast recht",

Und er bestätigte ihr Wort,

Und er bedrängte sie

Und dachte auch

"Sie ist die Feder meines Motors,

Schlecht wär es um mich bestellt,

Hätt' ich sie nicht,

Und ohne ihre Spannung,

Ohne ihre Ruhe und Besonnenheit,

Wär alles längst umsonst",

Und sie erschoss ihn wieder nicht,

Und er verstand sie wieder nicht,

Und sie verstand ihn nicht,

Und er war wirklich nicht für sie,

Und sie war wirklich nicht für ihn,

Und andre hatten schließlich auch

Ein Stimmrecht,

Und wer wusste schon,

Wem sie sich noch

Zu ganz geheimer Wahl als Urne bot,

Und er bedachte auch die Zeit,

Die stand zu still für ihn.