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Der vorliegende Gedichtband spannt in 57 zeitgenössischen Gedichten einen schillernden Facettenbogen von jeweils 3 Gedichten zu insgesamt 19 berührenden menschlichen Anliegen und zwischenmenschlichem Verständnis.
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Seitenzahl: 102
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Auf dem rechten Weg in die Irre
In einem Garten
In einem Park
In einer Landschaft
Aufbruch im Warten
Bis in die Jugend warten
Die Kleinheit eines Augenblickes
Stillstand in der Explosion
Die Eroberung der Erde
Entgangenes Land
Ein Land der Sonne
Die Niederwerfung eines Volkes
Die Tür, die nicht ins Freie führt
Der Wert in Liebesdingen
Die Unterstellung
Der völlig falsche Platz
Ein Bild von einem Bild entsteht
Im Abendrot
Sonnenaufgang
Stand der Mittagssonne
Ein Meer in der Hand
Trinken aus dem Meer
Die Entstehung eines Meeres
Die Speisung eines Meeres
Entfremdung zur Heimkehr
Die wahre Wirklichkeit
In den Jahreszeiten
Drei Namen für einen
Explosion nach innen
Unter einer Sonne
Auf dem Mond
In den Sternen
Frühling
Blütenloser Frühling
Vorfrühling
Die Kraft des Frühlings
Herbst
Die Versorgung
Die Beute
Die Vorsorge
Im Zwischenraum
Kampfschwimmer
Ablaufende Wasser
Irrealität
Mit den Füßen in der Kette
Angeschmiedet
Sehnsucht nach der Mitte
Beringt
Mit der Mutter an sich
Ungeschrieben aufgeschrieben
Die Mutter an sich
Für ein Kind zu schwer
Nacht
Zwei Familien
Die Tagesfrau
Denkmalspflege
Sommer
Sommersonne
Sommergewitter
Flächenbrand
Tag
Die Täglichkeit des Tages
Bis zum Tagesende
Ein Jubeltag
Tag- und Nachtgleiche
Im Un-Gemach
Herzersatz
Challenger, Januar 1986
Wie sich die Klugheit müht
Der Klugheit auf der Spur
Im Heiligtum der Klugheit
Die Doppelfrau
Winter
Ausbruch aus dem Eis
Nachts am Eis
Nur ein Flügelschlag
Ablaufende Wasser
Angeschmiedet
Auf dem Mond
Ausbruch aus dem Eis
Beringt
Bis in die Jugend warten
Bis zum Tagesende
Blütenloser Frühling
Challenger, Januar 1986
Denkmalspflege
Der Klugheit auf der Spur
Der völlig falsche Platz
Der Wert in Liebesdingen
Die Beute
Die Doppelfrau
Die Entstehung eines Meeres
Die Kleinheit eines Augenblickes
Die Kraft des Frühlings
Die Mutter an sich
Die Niederwerfung eines Volkes
Die Speisung eines Meeres
Die Tagesfrau
Die Täglichkeit des Tages
Die Unterstellung
Die Versorgung
Die Vorsorge
Die wahre Wirklichkeit
Drei Namen für einen
Ein Jubeltag
Ein Land der Sonne
Entgangenes Land
Flächenbrand
Für ein Kind zu schwer
Herzersatz
Im Abendrot
Im Heiligtum der Klugheit
Im Un-Gemach
In den Jahreszeiten
In den Sternen
In einem Garten
In einem Park
In einer Landschaft
Irrealität
Kampfschwimmer
Nachts am Eis
Nur ein Flügelschlag
Sehnsucht nach der Mitte
Sommergewitter
Sommersonne
Sonnenaufgang
Stand der Mittagssonne
Stillstand in der Explosion
Trinken aus dem Meer
Ungeschrieben aufgeschrieben
Unter einer Sonne
Vorfrühling
Zwei Familien
Die blonden Haare waren ihr schnell abgemagert,
Und sie trug als Kopfschmuck
Ringe unter ihren Augen,
Und sie war noch keine dreißig Jahre alt.
Ihr Schwur,
Sie würde gerne eine Freiheit
Gegen eine andre tauschen,
Kam ihr später viel zu kindisch vor.
Sie hatte sich gedacht,
Wenn alles so gelänge, wie sie dachte,
Würde sie sich auch die Zähne
In der neuen Freiheit richten lassen,
Und sie hatte noch das Wort des Arztes
In den Ohren:
"Wenn Sie drüben sind,
Dann lassen Sie sich alles machen,
Und die Brücke machen Sie aus Gold!"
Sie hatte ja ihr gold‘nes Kreuz,
Das wär' ein Opfer,
Und ihr Glaube war ganz fest,
Der hätte nicht darunter leiden können.
Und nun saß sie hier in einem Kellerloch,
Das war als Wohnung gar nicht schlecht,
Und fraß an ihr
Und an dem Kind.
Das Kreuz, das sie am Hals mit einem Kettchen trug,
War unberührt geblieben,
Und sie trug ein andres Kreuz,
Das brauchte dieses kleine,
Und die Zähne richtete man hier mit Kunststoff,
Der war billiger und besser.
Doch das schlimmste war ihr Frühling,
Der kam nicht in Blüte,
Und er hatte doch so hoffnungsvoll begonnen.
Drüben in dem Nachbarland
Stand man als junge Frau
Und hoffte auf den Mann, den man nicht kannte,
Aus dem Nachbarland,
Der durfte ein und aus
Und auch die Ehefrau.
Sonst war das Nachbarland kein Nachbarland,
Man hatte einen Giftzaun hochgezogen,
Und sie hatte diesen Mann gefunden,
Und er fuhr in jeder Woche einmal
Ihre Straße an,
Und viele Frauen kamen her,
Und viele Frauen sah man auf der Straße,
Und sie hatte dieses Glück gehabt
Und etwas mehr.
Dann kamen sie voran und her,
Sie hatte ihm ihr Herz
Nun wirklich aufgeräumt
Und konnte lieben,
Wie sie ihm es von sich wünschte,
Und sie blieb für ihn
Und auch das Kind,
Ein flüchtiges Gesindel,
Das hing ihm an seinem Hals.
Sie war noch Schülerin
Und kam aus gutem Haus,
Sie war ein Musterkind
Und war ein liebes, frohes, lebensfrohes
Und gesundes Kind
Und war im Übergang vom Mädchen
Zu dem Zwischending,
Das wäre gerne eine Frau
Und möchte doch ein Mädchen bleiben,
Und das Fräulein hatte man ja abgeschafft,
Das wäre so ihr Zustand,
Den würd' sie natürlich leugnen,
Wenn man danach fragte,
Und sie stand ein wenig fester
In der Spur als andere
Und hinterließ nur Spuren,
Die ein wenig freundlicher als andre waren.
Väter würden sie sich leicht
Als Schwiegertochter wünschen können,
Aber das war auch nicht zeitgemäß
Und nicht modern,
Obwohl man dieses Mädchen ohne Zögern
Lieber unmodern gesehen hätte,
Und sie war's vielleicht im Grunde auch.
Sie selbst war,
Wenn man sie in Ruhe ließ,
Mit sich beschäftigt,
Und sie spielte eines dieser Saiteninstrumente,
Und sie hatte Unterricht
Und kleidete sich angenehm
Und immer etwas unbewusst
Und dann bewusst zu ihrem Vorteil,
Und sie wuchs beneidenswert
Von niemandem beneidet
Unter liebevollen Händen auf
Und riss sich,
Wenn das Leben auf ihr ritt,
Im Handumdreh‘n die Haare auf,
Und ihre Augen stießen in den Wind
Und riefen nach der Sonne,
Und sie würde, wenn es irgend ginge,
An der Nordsee eine Sturmflut
Miterleben wollen.
Und sie wollte diesen Sturm um sich
Und alles sollte um sie wüten, toben,
Und sie wollte das, was sich so salzig
Auf den Lippen niederschlug,
In einer Gier, als gäbe es kein Salz
Auf dieser Welt,
Mit Schaum vermischt probieren.
Er stand im Abitur
Und stand schon außerhalb
Und hätte nicht mehr in die Schule gehen müssen,
Und er war zu klug
Und war zu gut,
Und jeder seiner Lehrer lernte schon von ihm
Und stellte ihn jetzt frei
Und stellte es ihm frei,
Das konnten sie
Und auch vor sich vertreten.
Und sie mochten ihn sehr gern',
Und er schrieb trotzdem mit
Und kam wohl mehr aus Kameradschaft
Zu den anderen, die freuten sich
Und sahen ihn sehr freundlich an
Und hatten nichts von ihm,
Und er erzählte in der Pause,
Dass er grad' von einer andren Prüfung käme,
Und er hätte nur aus Übermut
Und mit Erlaubnis zweier Professoren
Eine Prüfung für Juristen mitgemacht,
Dort hätte er den Fall ganz anders,
Als es in den Büchern stand, gelöst,
Und viel verständlicher
Und viel juristischer, als man es dachte,
Und er war herausgeragt,
Und seine Arbeit würde man nun weiterreichen.
Und die andren kannten seine Späße,
Seine Kapriolen,
Und er hatte seinen Orgelschein gemacht
Und übersetzte nur zum Zeitvertreib
Den ohnehin schon langen, schweren, deutschen Text
Erst ins Lateinische
Und dann ins alte Griechisch,
Beides, fand er, waren tolle Sprachen,
Und zurück ins Mittelhochdeutsch,
Und er war im Sport so voller Kraft
Und Überkraft,
Dass er sich zweimal etwas brach,
Darüber schrieb er beide Male
Einen medizinischen Befund,
Den brauchte ihm kein Arzt zu korrigieren.
Und in seiner freien Zeit ging er auf Jagd
Und jagte nichts
Und hatte seinen Jagdschein
Ungewöhnlich früh und gut gemacht,
Man musste ihn für ihn verwahren.
Nach dem Abitur, so hatte er beschlossen,
Würde er,
Weil ihm ja alle Türen offen stünden,
Die Akademie für Forstwirtschaft besuchen
Und dem Wald
Zu einem echten Wald verhelfen.
Dieses dumme Ding, die Zeit.
"Zeitenlose Zeit", hört sie's im Kopf.
Es schießt der Spruch durch ihre Selbstgespräche
Als der Ruf nach einem kleinen Kind,
Als suchte man im Spiel sein eignes Kind
Und wüsste ganz genau,
Wo es im Zimmer steckt,
Und geht an ihm vorbei
Und ruft es möglichst ahnungslos
Und überhört absichtlich die Geräusche,
Die es macht, damit man's nicht bemerkt.
Ihr tut nichts leid,
Und heute hat sie einen Tisch gedeckt
Und will ein Datum feiern,
Und es ist noch etwas Zeit,
Und alles hat sie vorbereitet,
Und sie weiß nicht,
Ob die andren Frauen ehrlich sind,
Wenn sie sie ab und zu beneiden.
Sie weiß jedenfalls von sich,
In ihrem Leben hatte alles seinen Preis,
Und manchen Preis muss man vorweg bezahlen.
Auf dem schweren Tisch steht eine Galerie
Von schönen Dingen;
Teller, Gläser, silberne Bestecke,
Blumen, seidene Servietten, Kerzen,
Kleine Porzellanfiguren,
Schüsseln denen Obst entwächst.
Das Zimmer selbst strahlt Liebe aus
Zu den Personen, die hier wohnen,
Dass sie sich die Arme
In dem Nacken faltet
Und auf alles lauscht,
Was in ihr klingt.
Und die Musik ist auch das Schnitzwerk
Dieses Augenblicks,
Und jemand, den sie gar nicht sah,
Nimmt ihr die Hand zurück
Und hält sie leicht in seiner,
Und sie dreht sich nun im Tanz mit ihm
Und flügelleicht wird sie
Und denkt, man soll nicht so viel fragen.
Und sie trägt ein langes weites Kleid,
Bestickt mit tausend Kleinigkeiten,
Die aus ihrem Leben sind,
Und ist im Kleid voll Rauschen,
Knistern, Nachsichzieh‘n,
Und rundherum sind Spiegel,
Die bespiegeln sie,
Und in den Saal, der sich nun richtig weitet,
Werden schlanke Gläser auf Tabletts herein getragen,
Das sind wunderbare Tänzerinnen,
Die den Tanz in ihrer Füllung perlen lassen,
Und heraus aus einer Eigendrehung
Ist sie selbst im Glas
Und sieht hindurch
Und lacht laut über die verzogenen Gesichter,
Und die neigen sich nun alle über sie,
Und sie erkennt ihr Kind,
Das weckt die Mutter auf
Und ruft noch einmal laut:
"Es klingelt schon".
Er verstand total
Die Welt in seiner Welt,
Und andre Welten drängten sich in seine,
Und die hatten wenig Glück mit ihm,
Er konnte sich bescheiden,
Und er hatte sich beschieden
Und entschieden,
Und Berührungspunkte waren spürbar,
Und man musste sich das eine oder andre Mal
Verzeihen können.
Irgendwie war er auch sehr brutal zu sich
Und hatte eine rücksichtslose Phantasie,
Und eine Sprache, sagte er, ist weiter nichts,
Als dieser aufgehackte Untergrund für Schienen,
Eine Schwelle reiht sich darauf an die andere,
Und oben reisen die Gedanken gnadenlos.
Bis jetzt war ihm die Reise recht,
Und eines Tages,
Es war gar kein Grund ersichtlich,
Endete die Reiserei,
Man zwang ihn, einen Bahnhof zu betreten,
Den er gar nicht kannte.
Was ihn bis hierher getragen hatte,
Reiste weiter ohne ihn,
Er selbst ließ dies Geschehen unbeachtet,
Und er sah sich um
Und suchte einen Grund,
Der war nicht flüchtig
Und war nicht vorhanden,
Und der war in ihm,
Und in ihm schwankte eine Leere
Bis in das Bewusstsein,
Eine Angst von großer Kraft
Schoss durch die Risse eines Deiches,
Den er nie gesehen hatte,
Und er wusste nicht einmal,
Was der zurückhielt.
Eine Panik hatte ihn gelähmt,
Und eine Frau in seiner Nähe
Sprach ihn an,
Er konnte sich ihr nicht erklären,
Und die Schwellen seiner Sprache
Lagen völlig ungeordnet unter den Gedanken,
Und in den Gedanken
War für Worte, für Erklärungen,
Nicht Platz, nicht Raum,
Er war auch zu beschäftigt,
Und er ging zu einem Arzt,
Den hatte seine Frau schon informiert,
Sie hatte auch gemeint,
Ihr Mann sei sicher viel zu sehr belastet,
Und der Arzt entdeckte viel an ihm
Und schwieg dazu,
Und dachte an sich selber
Und wie wenig ihm sein Wissen nützte,
Und verschrieb ihm eine Medizin.
Es stand in ihr am Horizont
Ein Flächenbrand,
Und sie war aus Papier
Und ängstigte sich sehr,