Wir gerieten in den Gürtel der Meteoriten - Harald Birgfeld - E-Book

Wir gerieten in den Gürtel der Meteoriten E-Book

Harald Birgfeld

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Beschreibung

Im Innern der Sprache werden Kräfte freigesetzt. Harald Birgfeld, geb. in Rostock, lebt seit 2001 in Heitersheim. Von Hause aus Dipl.-Ingenieur, befasst er sich seit 1980 mit Lyrik. 11 Gedichtbände sowie 2 Bücher in Prosa erschienen von ihm, in mindestens 23 Anthologien ist er vertreten. Harald Birgfeld schrieb seine Gedichte, inzwischen mehr als 12.000 Strophen, überwiegend während der Fahrten in der Hamburger S-Bahn zur und von der Arbeit. Aus der Presse: Das "Hamburger Abendblatt" und andere Zeitungen berichteten vielfach über Harald Birgfeld. Aus einem Gutachten einer an der Universität Freiburg tätigen Literaturwissenschaftlerin: "Es lohnt sich, einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." Im vorliegenden Band werden ca. 500 Strophen des Zyklus von 10.100 Strophen aus unterschiedlichsten Spannungsfeldern zwischen Menschen vorgestellt, vielleicht ein Versuch, eine Diagnose des Zustandes der Gesellschaft in einer eigenen Sprache zu geben.

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Copyright 2015 beim Autor, Harald Birgfeld. Alle Rechte vorbehalten.

Harald Birgfeld, geb. in Rostock, lebt seit 2001 in Heitersheim. Von Hause aus Dipl.-Ingenieur, befasst er sich seit 1980 mit Lyrik. 11 Gedichtbände sowie 2 Bücher in Prosa erschienen von ihm, in mindestens 23 Anthologien ist er vertreten.

Harald Birgfeld schrieb seine Gedichte, inzwischen mehr als 12.000 Strophen, überwiegend während der Fahrten in der Hamburger S-Bahn zur und von der Arbeit.

Im vorliegenden Band werden ca. 500 Strophen des Zyklus aus unterschiedlichsten Spannungsfeldern zwischen Menschen vorgestellt.

Vielleicht ein Versuch, eine Diagnose des Zustandes der Gesellschaft in einer eigenen Sprache zu geben.

Aus dem Gutachten, 1986, einer an der Universität Freiburg tätigen Literaturwissenschaftlerin:

"Es lohnt sich, einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier zu zeitkritischen Trampelpfaden werden."

Buchumschlag: Harald Birgfeld

Herausgeber, Autor, Redakteur: Harald Birgfeld.

e-mail: [email protected]

Im Internet unter : www.Harald-Birgfeld.de

Alle Gedichte auch im Internet unter:

www.Harald-Birgfeld.de

Inhaltsverzeichnis

Aufschläge 6502 - 6504

Aufschläge 6505 - 6507

Aufschläge 6508 - 6510

Aufschläge 6511 - 6513

Aufschläge 6514 - 6516

Aufschläge 6517 - 6519

Aufschläge 6520 - 6522

Aufschläge 6523 - 6525

Aufschläge 6526 - 6528

Aufschläge 6529 - 6531

Aufschläge 6532 - 6534

Aufschläge 6535 - 6537

Aufschläge 6538 - 6540

Aufschläge 6541 - 6543

Aufschläge 6544 - 6546

Aufschläge 6547 - 6549

Aufschläge 6550 - 6552

Aufschläge 6553 - 6555

Aufschläge 6556 - 6558

Aufschläge 6559 - 6561

Aufschläge 6562 - 6564

Aufschläge 6565 - 6567

Aufschläge 6568 - 6570

Aufschläge 6571 - 6573

Aufschläge 6574 - 6576

Aufschläge 6577 - 6579

Aufschläge 6580 - 6582

Aufschläge 6583 - 6585

Aufschläge 6586 - 6588

Aufschläge 6589 - 6591

Aufschläge 6592 - 6594

Aufschläge 6595 - 6597

Aufschläge 6598 - 6600

Aufschläge 6601 - 6603

Aufschläge 6604 - 6606

Aufschläge 6607 - 6609

Aufschläge 6610 - 6612

Aufschläge 6613 - 6615

Aufschläge 6616 - 6618

Aufschläge 6619 - 6621

Aufschläge 6622 - 6624

Aufschläge 6625 - 6627

Aufschläge 6628 - 6630

Aufschläge 6631 - 6633

Aufschläge 6634 - 6636

Aufschläge 6637 - 6639

Aufschläge 6640 - 6642

Aufschläge 6643 - 6645

Aufschläge 6646 - 6648

Aufschläge 6649 - 6651

Aufschläge 6652 - 6645

Aufschläge 6655 - 6657

Aufschläge 6658 - 6660

Aufschläge 6661 - 6663

Aufschläge 6664 - 6666

Aufschläge 6667 - 6669

Aufschläge 6670 - 6672

Aufschläge 6673 - 6675

Aufschläge 6676 - 6678

Aufschläge 6679 - 6681

Aufschläge 6682 - 6684

Aufschläge 6685 - 6687

Aufschläge 6688 - 6690

Aufschläge 6691 - 6693

Aufschläge 6694 - 6696

Aufschläge 6697 - 6699

Aufschläge 6700 - 6702

Aufschläge 6703 - 6705

Aufschläge 6706 - 6708

Aufschläge 6709 - 6711

Aufschläge 6712 - 6714

Aufschläge 6715 - 6717

Aufschläge 6718 - 6720

Aufschläge 6721 - 6723

Aufschläge 6724 - 6726

Aufschläge 6727 - 6729

Aufschläge 6730 - 6732

Aufschläge 6733 - 6735

Aufschläge 6736 - 6738

Aufschläge 6739 - 6741

Aufschläge 6742 - 6744

Aufschläge 6745 - 6747

Aufschläge 6748 - 6750

Aufschläge 6751 - 6753

Aufschläge 6754 - 6756

Aufschläge 6757 - 6759

Aufschläge 6760 - 6762

Aufschläge 6763 - 6765

Aufschläge 6766 - 6768

Aufschläge 6769 - 6771

Aufschläge 6772 - 6774

Aufschläge 6775 - 6777

Aufschläge 6778 - 6780

Aufschläge 6781 - 6783

Aufschläge 6784 - 6786

Aufschläge 6787 - 6789

Aufschläge 6790 - 6792

Aufschläge 6793 - 6795

Aufschläge 6796 - 6798

Aufschläge 6799 - 6801

Aufschläge 6802 - 6804

Aufschläge 6805 - 6807

Aufschläge 6808 - 6810

Aufschläge 6811 - 6813

Aufschläge 6814 - 6816

Aufschläge 6817 - 6819

Aufschläge 6820 - 6822

Aufschläge 6823 - 6825

Aufschläge 6826 - 6828

Aufschläge 6829 - 6831

Aufschläge 6832 - 6834

Aufschläge 6835 - 6837

Aufschläge 6838 - 6840

Aufschläge 6841 - 6843

Aufschläge 6844 - 6846

Aufschläge 6847 - 6849

Aufschläge 6850 - 6852

Aufschläge 6853 - 6855

Aufschläge 6856 - 6858

Aufschläge 6859 - 6861

Aufschläge 6862 - 6864

Aufschläge 6865 - 6867

Aufschläge 6868 - 6870

Aufschläge 6871 - 6873

Aufschläge 6874 - 6876

Aufschläge 6877 - 6879

Aufschläge 6880 - 6882

Aufschläge 6883 - 6885

Aufschläge 6886 - 6888

Aufschläge 6889 - 6891

Aufschläge 6892 - 6894

Aufschläge 6895 - 6897

Aufschläge 6898 - 6900

Aufschläge 6901 - 6903

Aufschläge 6904 - 6906

Aufschläge 6907 - 6909

Aufschläge 6910 - 6912

Aufschläge 6913 - 6915

Aufschläge 6916 - 6918

Aufschläge 6919 - 6921

Aufschläge 6922 - 6924

Aufschläge 6925 - 6927

Aufschläge 6928 - 6930

Aufschläge 6931 - 6933

Aufschläge 6934 - 6936

Aufschläge 6937 - 6939

Aufschläge 6940 - 6942

Aufschläge 6943 - 6945

Aufschläge 6946 - 6948

Aufschläge 6949 - 6951

Aufschläge 6952 - 6954

Aufschläge 6955 - 6957

Aufschläge 6958 - 6960

Aufschläge 6961 - 6963

Aufschläge 6964 - 6966

Aufschläge 6967 - 6969

Aufschläge 6970 - 6972

Aufschläge 6973 - 6975

Aufschläge 6976 - 6978

Aufschläge 6979 - 6981

Aufschläge 6982 - 6984

Aufschläge 6985 - 6987

Aufschläge 6988 - 6990

Aufschläge 6991 - 6993

Aufschläge 6994 - 6996

Aufschläge 6997 - 6999

Aufschläge 6502 - 6504

Es lag kein

Diamant im Straßengraben,

Und die Scherbe, die dort blinkte,

Funkelte schon tagelang und würd mit jedem

Sonnenlicht, dass sich an seinen scharfen

Kanten brach, nach außen locken,

Und daneben lagen unter den verfall‘nen

Tagen, die noch gestern galten, dieses

Heer von zugedeckten

Splittern.

Es war in einer

Nacht, in der ich mich entschloss

Und ausging,

Und mit meinen

Händen konnte ich die

Sterne wählen, die ich sehen wollte,

Und ich war ganz sicher, dass von ihnen

Nicht ein einziger der

Mühe wert war,

Und auch umgekehrt

War ich mir selbst zu klein geworden,

Um von mir erwählt zu werden,

Und ich prüfte wirklich, ob das eigne

Leiden noch erkennbar wäre, oder immer nur

Rücklicht anderer, die sich dorthin

Entfernten.

Man traute auch dem

Laserlicht nichts zu,

Und ganz genau genommen, war der

Strahl im Weltall überhaupt nicht sichtbar,

Und mein

Sehen trat aus meinen

Augen auf die

Schrecklichkeiten, die ja immer nur ein

Einzelner verübte,

Und es war ja hier auf

Erden jedes

Lichtbund so verschmutzt und unsichtbar, dass sich die

Blicke kreuzen mochten,

Überlagern konnten,

Ineinander fielen,

Ohne dass es jemand merkte.

Aufschläge 6505 - 6507

Ich stand wohl viel zu dicht am

Stamm der Birke,

Und die Rinde wuchs um mich,

Ich sah herab an mir auf

Felder weißer

Haut, die eingerissen war und aufgebrochen,

Und dahinter lag ein liebevolles Schwarz,

Ich dachte nicht an diese

Krone über mir und an die

Zweige, die nun preisgegeben waren jeder

Liebelei, sich jugendlich durch halb geschlossne

Hände ziehen ließen,

Und ich stand vor mir,

Und meine

Arme schlang ich um das

Holz,

Und meine Wange presste ich an harte

Kanten.

Eine andre Säule stand allein

Und war ein meterhohes

Kunstwerk, das ergoss vom höchsten

Scheitel Wasser auf die runde

Außenwand, dass es zu einem

Spiegel wurde, der nicht spiegelte,

Es lief ganz glatt herab,

Und ‚selbst beim

Baden wärest du nicht mehr mit dir allein’,

So sagtest du, und stündest unter einem

Regen, den du regeln könntest,

Der dich wärmte oder kühlte,

Und es müsste möglich sein, mit einem

Handgriff dich so gläsern zu gefrieren,

Und du sähest deinem

Eingefrieren selber zu.

Es war ja so, dass jede

Unschuld immer einen einzelnen betraf,

Und in dem

Kleiderschrank lag meine

Seele, die ich nächtlich auszog,

Und sie wurde mir in dieser letzten

Dunkelheit vom Mottenfraß zerstört,

Und nichts davon hatt‘ ich bemerken können,

Und mein

Schlaf, danach, hielt lange an.

Aufschläge 6508 - 6510

Im Wald zerbrachen trockne

Zweige unter unsren Füßen,

Und es war gefährlich so zu wandern,

Und dein

Schatten ging dir nach und züngelte im

Abendrot und brannte lichterloh

Und streckte seine

Arme nach mir aus,

Und wirklich konnte ich dir gar nichts glauben,

Und es schien mir wahr, was dich so brennen machte,

Und es war dir völlig gleich,

Was hinter dir geschah.

An einer

Schnur, die zu mir niederhing,

Zog ich die

Lichtung auf,

Wir standen einem

Wald voll roter Dächer gegenüber,

Und dazwischen fehlte die Verbindung,

Und der eine

Schritt, den ich in diese

Richtung machte, ließ mich an die

Scheibe schlagen,

Und ein Taubentier, das von der andren

Seite kam, flog gegen Licht

Und brach sich das

Genick am Glas,

Und hier, bei mir, war nichts davon zu hören.

Dann sah ich in die

Tiefe, weil mein

Blick hineingefallen war,

Ich wollte ihn bewahren vor dem

Zwischenraum, dem

Schwindel und dem

Aufschlag,

Und man sagte mir, dass jeder

Stromschlag, der den Menschen träfe, ihm im ersten

Augenblick die Sehkraft rauben würde.

Aufschläge 6511 - 6513

Auf deiner

Stirn sah ich den roten Schönheitsfleck,

Der pochte unablässig,

Und dein Herz war hier zu Hause, weil es

Ausschau halten wollte,

Und den Menschen sagtest du und mir, dass hier dein

Drittes Auge säße,

Dass du so dem Herzen, das doch blind sei,

Von der

Sichtbarkeit berichten könntest,

Und dein Herz, das nach

Erkenntnis sucht, verstand in seiner

Dunkelheit von alledem kein

Wort.

Eine

Hand schob ihre

Fläche leicht und warm auf deinen

Rücken,

Und du konntest sie erkennen,

Und mir schenktest du die

Angst, ganz grundlos blind zu werden, zum

Geburtstag,

Und ich schaute hin zum

Gästetisch, der voller froher Menschen war,

Die hatten auf den

Gabeln schon die

Blicke aller anderen

Und waren gut gesättigt,

Und ich leerte ihre

Mägen wieder,

Und sie sahen nur den

Inhalt, der sie fürchtete und ekelte,

Und nichts war an der

Speise irgendwie verändert,

Und es brannten unverzagt die

Kerzen.

Man wollte, dass ich von dem

Turm die Glocke läutete, das war sehr schwer,

Und meine

Kräfte reichten grade aus, sie zu bewegen,

Und ihr Klang erhob sich über unsre

Dächer und schwang in die Steine,

Und man sprach mich an:

Der Turm, den ich ermauerte,

Wär über ein

Jahrhundert fertig,

Und man könnte nicht mehr länger auf den

Glöckner warten.

Aufschläge 6514 - 6516

Man operierte mich und fand in mir ein

Netz von weißen

Wurzeln, weit verzweigt,

Das wollte keinen

Schössling treiben,

Und es war ja einfach nicht genug,

Die nackten

Füße in die Erde einzugraben und zu warten,

Und mich band man gleich an einen

Stützpfahl,

Und die

Bindungsseile würden mit mir wachsen.

In der

Zeitung sah ich dann das

Bild des großen Hungers,

Und den

Mann, der seine tote

Frau nur leicht zur Seite legte,

Dem das

Kind auf seiner Schulter starb, mit einem

Kopf, schon todeskrank,

Und über eine

Straßenkreuzung wehte unbekümmert, von den

Wagen hin und her gerissen,

Eine leere Tüte,

Die stieg auf und wirbelte zurück

Und wurde überfahren,

Und ich ließ nicht ab von meinem neuen

Glauben, dessen

Zeichen wurden immer deutlicher.

In

Bilderbüchern fand man leere, weiße

Felder,

Und nur einer schnitt sie aus, um sie zu töten,

Weil er sah wie ihre

Nacktheit auch die

Blößen zeigte,

Und die eigne

Kleidung nützte gar nichts.

Aufschläge 6517 - 6519

Ich ging heraus aus meinem

Traum,

Du sagtest später, dass aus meinem

Munde eine Maus gelaufen wäre,

Und sie sei sofort in das

Gehege eines Gottes, den wir fütterten

Und den wir fürchteten, geschlüpft,

Und habe sich, so sagtest du, in dem

Gefieder tief versteckt,

Und meine Wirklichkeit war tags verletzt,

Ich musste mich vor

Spiegeln unter weißen

Tüchern hüten.

Man hatte einen

Himmelskörper ausgemacht,

Den grub man heimlich um und überließ

Besammaschinen die Befruchtung,

Und von uns aus sah man wegen der

Entfernung grade erst,

Wie sich der

Stern aus Staub und

Teilchen, die wir mit uns brachten,

Formte und gestaltete.

Mein Zimmer war bevölkert von den

Menschen, die hier wohnen wollten,

Und ich war enttäuscht

Und hätte niemandem erlaubt, zu kommen,

Und ein Sprecher fragte ganz bescheiden, ob ich eine

Heimat hätte, die ich über alles liebte,

Dorthin wollte man mich schaffen und mir

Ruhe gönnen,

Und kein einziger verlangte, dass ich aus dem

Spiegel treten sollte.

Aufschläge 6520 - 6522

Wenn ich heimisch wäre, hier bei dir

Und auch bei mir,

Wär ich daheim

Und sagte dir doch damals schon, dass ich der falsche

Flüchtling sei, der machte nur

Station, und hatte nichts, das er verlassen,

Nichts, dem er entkommen war,

Und niemand jagte ihn,

Und seine

Augen waren ständig auf der

Flucht.

Wenn ich heimisch wäre, hier bei dir

Und auch bei mir,

Dann wär ich nicht daheim

Und hätte nicht so unverzagt

Station gemacht,

Und einem

Flüchtling hattest du noch nie geholfen

Ohne dass er dich dafür verlassen musste,

Und ich sammelte schon heimlich

Drähte, kurze Seile, alles

Fluchtgeräte, die du kontrolliertest

Und mir nahmst,

Und meine

Augen blieben dir zum

Trost, als ich mich von dir wandte.

Wenn ich heimisch war,

War ich von mir verlassen,

Und ich dachte nicht an dich

Und würd mich irgendwann auf meiner

Flucht und ohne aufzuschauen,

Niederlassen,

Und wir würden miteinander leben,

So, wie gestern schon,

Und heute war es ähnlich,

Und auch morgen bliebe ich mit eingegrab‘nen

Armen stehen als

Vertriebener.

Aufschläge 6523 - 6525

Mit einem

Spaten stachst du auf mich ein

Und zieltest nach dem

Schädel, der lief fort,

Den würdest du auch so nicht treffen können,

Und du warfst das

Gartenwerkzeug hinterdrein,

Das war der erste

Schmerz, den ich als wahr empfand, obwohl

Du weit daneben trafst,

Und tatst mir leid,

Und ich hielt aus erneut, und

Hunger war die nächste

Folter, die du mir vor

Augen führtest, und du quältest einen

Anderen,

Und diesmal sähe ich noch alles hinter

Glas.

Hier bei uns beschäftigte man

Menschentiere, die ersetzten abgerichtete

Maschinen,

Und sie fühlten weniger als irgendein

Verschleißteil, dass sich ihretwegen

Aufrieb.

Mancher von den

Jungen glaubte auch, der

Frieden sei das unbekannte

Wurzelwerk, dass sich durch alle

Ritzen winde

Und dann grün

Und gelb

Und braun

Und weiß

Und rot zutage träte,

Und ich sagte ihnen,

Dass sie selbst in diesen

Ritzen säßen und den

Spalt mit größter Kraft geöffnet halten mussten,

Und das

Mondlicht war auch gut genug, die

Dankgebete und die

Todesschreie aufzunehmen und sie für die

Nachwelt in die

Räumlichkeiten abzustrahlen,

Und es bohrte sich die

Zeit mit ihrer Gegenwart in meiner

Nähe durch die Wand.

Aufschläge 6526 - 6528

Ich sah es gleich, dass du dir einig warst,

Und braune

Köpfe, die du aus dem

Lehmton modelliertest, hatten ihren

Eingang in der

Stirn,

Ich sprach dich an und traf sofort auf deine

Angst,

Und alles, was ich sagen könnte, wär geeignet,

Dich von dir zu trennen,

Und die Stirn ließ mich hinein

Und führte ohne

Unterbrechung gleich zum

Hinterkopf hinaus,

Und mitten drin standst du und drücktest deinen

Rücken flach zum

Schatten an die Tunnelwand.

Ich sah in deinem Mund den

Haken, der war angeschraubt

Und wäre dort, so sagtest du, schon von

Geburt an,

Und der Vater dieser

Zeugung seist du selbst im

Zorn,

Man sah den Haken nur in deinem

Lachen.

Meine Füße machten eine

Doppelspur aus roter

Farbe, weil ich unbemerkt hindurchgegangen war,

Und monochrom war der

Gedanke, der mir folgte,

Und ich trat so unversehrt aus deinem

Kopf,

Der war doch wirklich nur ein

Abguss einer Wirklichkeit, die lag

Zerbrochen auf der

Waage.

Aufschläge 6529 - 6531

Nach einem Film über Hiroshima (6. August 1945)

Unwahr ist der lange

Nagel, der in meiner Stirn sitzt,

Und man wies ihn nach als

Einzelheit, die unumgänglich war,

Auch schlug er mich nicht an die

Wand,

Er ragt noch immer aus dem

Hinterkopf und lässt sich dort berühren,

Und dies ist der

Schöntag, der, so sagt ein

Vatersohngedicht, die

Sonnenbombe fallen ließ auf unser Haupt,

Und nun sitz ich am

Straßenrand im eingebrannten

Schatten einer meiner Väter, und sein

Schrei glitt damals in die aufgeplatzte

Rinde eines Baumes, die zur neuen

Sonne schaute,

Und sein Schrei blieb unaufhörlich ohne ein

Geschlecht hier stehen.

Unwahr sind auch

Stoffemuster, die sich in die

Haut einstrahlten,

Und sie prägten sich auf

Menschendärme, Menschenlebern,

Und mein Weib hat jetzt das

Küchenkittelmuster, das ihr

Herz verkleidet hat, als

Strahlenkranz an jedes ihrer

Kinder weitergeben müssen.

Unwahr sind auch jene

Augen, die allein spazieren gingen,

Und sie lachten, als die

Köpfe falsch von ihnen dachten,

Und es war ja nicht ihr freier

Wille,

Und es blieb nicht

Zeit auch nur für einen Blick in leere

Augenhöhlen, die sogleich zerfallen waren,

Und es würden diese

Augen ohne

Tränen leben müssen,

Und es war ja niemand,

Der so schnell ein schwarzes

Laken vor den Giftball hatte werfen können,

Und es brodelte der

Fluss von aufgeplatzten

Menschenleibern und stand selbst in

Flammen.

Aufschläge 6532 - 6534

Das Morgenlicht brach grell ins

Fenster, und ich hatte kurz zuvor

Die Nacht zerrissen, die stand noch bis jetzt im

Vorhang,

Und ein kleines Vogeltier flog gegen diese

Scheibe und fiel tief in einen

Hof,

Ich hatte nichts gehört

Und sah ein wenig

Flüssigkeit dort draußen an dem Glas,

Die floss zusammen,

Und sie bildete nun einen milchig, weißen

Tropfen.

Drinnen steckte ich die Finger aus,

Und meine

Hände warfen scharfe

Schatten auf die Fensterbank,

Die glitten lautlos über meinen

Rücken, der dort lag,

Und niemals würde ich mich unter eigne

Gitterstäbe legen,

Und es war nur dieser

Wechsel zwischen kaltem Schatten

Und den warmen

Strahlen, der mich reizte.

Einen

Schritt trat ich zurück und hinter mich

Und sah mich vor dem

Fenster stehen,

Und ich war auch tief im

Hof mit meiner Hand

Und unter diesem

Vogeltier, das war noch warm,

Und auch als Rücken in der Fensterbank

Und war nicht freier als es dieser

Ausschnitt zeigte,

Und das

Grelllicht trieb mir feuchte

Fäden in die Augen,

Die verklebten etwas meine Wimpern,

Und ich wagte nicht am kleinsten

Schwarzstrich meiner

Arbeit zu radieren.

Aufschläge 6535 - 6537

Man zog aus einem

Holzhaus einen Balken, den man

Senkrecht stellte,

Und dies sei die Strafe:

Dass man jeden, der den

Balken so entferne, an denselben

Schlagen werde, dass er sterben müsse,

Und in meinem

Hause war ich doch allein

Und auch der einzige der Balken,

Und ich zündete mich an aus

Angst, dass ich verbrannte,

Und man sagte, das sei ebenso gerecht

Und ließ mich

Ungestraft.

Du warst in meine

Nacht am frühen Morgen eingebrochen,

Und du suchtest Hilfe,

Und ich bot dir weiße

Laken an,

Die waren dir zu dünn als Schutzwand,

Und die Nacht, in die du einbrachst,

Hatte wirklich eine viel zu schwache

Decke,

Und du sankst so schnell,

Dass du, bevor ich eine

Leiter fand, ein Seil, ein Handtuch oder

Irgendetwas, das ich bis zur

Einbruchstelle hätte werfen oder reichen können,

Schon ertrankst.

Neu war auch das unbeschrieb‘ne

Namensschild, das man an meine

Haustür schraubte,

Und man rief mich an

Und sprach durch ein

Gerät mit mir und sagte gleich,

Sobald man über die

Vergabe meines Namens

Klarheit habe,

Dürfte ich es wieder ganz

Entfernen.

Aufschläge 6538 - 6540

Die Straße, die ich ging, war öd und einsam,

Und es standen hier und da

Gesichter, die ich kannte,

Und mein Fuß trat wie versehentlich den Kieselstein,

Der flog auf unbedachter

Bahn weit über die Begrenzung,

Und es waren beides Nichtigkeiten, die ich den

Gesichtern zeigte:

Mich, so unwert wie ich war geliebt zu werden,

Und den Kiesel, dessen

Unschuld mich nicht rührte.

Bedachte ich genau die

Kämpfe, die ich,

Ohne mich zu rühren,

Ohne jede Waffe,

Ohne jedes laute Wort und

Ohne einen Menschen zu berühren,

Täglich kämpfte,

Ja, ich sprach sogar in einer andren

Sprache, die ich nicht verstand,

Bedachte ich genau die

Kämpfe, die ich täglich kämpfte,

Stand ich eigentlich den

Feinden, die erst morgen

Gegner waren,

Jetzt schon gegenüber,

Wenn mir schon die

Gegner fehlten, hätte ich von schönen

Siegen einen wenigstens erwählen dürfen,

Und es musste schließlich so sein, dass die

Niederlagen, die ich reichlich fand,

Die wahren

Siege waren,

Und ich sah in einer Straßenpfütze, dass sich

Jede Einzelheit der Wolkenbildung

Darin spiegelte,

Und auch der Vogelflug zog durch die

Wasseroberfläche, ohne sie zu

Ritzen.

Aufschläge 6541 - 6543

Von einer andren

Fressgewohnheit als vom

Töten und Getötet werden hattest du

Noch nichts gehört,

Dein

Gott lag mager auf dem