Sofortige Lähmung - Harald Birgfeld - E-Book

Sofortige Lähmung E-Book

Harald Birgfeld

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Beschreibung

Harald Birgfeld, geb. in Rostock, lebt seit 2001 in Heitersheim. Von Hause aus Dipl.-Ingenieur, befasst er sich seit 1980 mit Lyrik. Im Verlag ars nova erschien von ihm der Gedichtband, 295 S., "Auf deiner Reise zum Rande im Rande des Randes der Sonne". 10 Gedichtbände sowie 2 Bücher in Prosa erschienen von ihm, in mindestens 23 Anthologien ist er vertreten. Harald Birgfeld schrieb seine Gedichte, inzwischen mehr als 12.000 Strophen, überwiegend während der Fahrten in der Hamburger S-Bahn zur und von der Arbeit. Aus der Presse: Das "Hamburger Abendblatt" und andere Zeitungen berichteten vielfach über Harald Birgfeld. Aus einem Gutachten einer an der Universität Freiburg tätigen Literaturwissenschaftlerin: "Es lohnt sich, einmal einen heutigen Dichter kennen zu lernen, der mit der deutschen Sprache einen faszinierend fremden Weg betritt und trotzdem dem Leser Freiraum lässt für eigene Gedankengänge, ohne dass die Probleme in erhobener Zeigefingermanier zu zeitkritischen Trampelpfaden werden." Im vorliegenden Band werden 112 Gedichte aus dem Innersten vorgestellt. Daraus ein Beispiel: Eigentlich war es ganz anders. Immer wünschte ich mir jemanden, Der mich verstehen konnte, Und der Ansatz, dachte ich, Sei gut. Die Wahrheit aber war, Das schon der Ansatz In die falsche Richtung zeigte. Auf dem Bahnhof standen meine Doppelgänger Überall herum. Sie waren nackt wie ich Und trugen auch darunter Keine Kleidung. Alle warteten Auf meine Ankunft.

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Inhaltsverzeichnis

Abschied ist ein langer Nagel

Abschied, stand in einer Schrift

Alles sah ich prüfend an

Alles war verwandelt

Als das Geräusch verklungen war

Als ich Abschied nahm

Als ich mit dir sprach

Auf die Frage

Auf meinem Weg

Aus den Wolken brach ein Gegenstand

Ausgetreten war der Pfad

Bläulich ist die Unterhaut

Das ist das Verbot

Der Gartenstuhl stand hoch im Laub

Der Tageshimmel zog sich zu

Der Weg zum Hafen

Die andren kletterten in Bäume

Die Bahn fuhr auf dem Damm

Die Lähmung kam sofort

Die lebende Maschine

Die Schienen waren glatt

Die Stadt ist klein

Die Zeit stand wieder still

Du kuschelst dich in deinen Sitz

Du last in einem Buch

Du liebtest ein Stück Blech

Du riefst mich in dein Zimmer

Du standst nun auf

Du warst ganz verändert

Eigentlich war es ganz anders

Ein Telefongespräch mit mir

Eine Fremde liest

Eine scharfe Klinge

Eines hab' ich ganz vergessen

Einmal stach ich aus Versehen

Einmal war ich guter Dinge, bester Laune

Einmal, ich erinner mich genau

Er war alt und voller Trotz

Es gab Abendbrot

Es kam ein Brief zurück

Es kam ein Königskind zu mir

Es war ein Fest der Zahlen

Es war ein Mensch in meiner Nähe

Es zieht ein letzter Tag herauf

Früher

Für den, der schreibt

Gott hat Folgen, sagt man

Ich begegnete der lebenden Maschine

Ich brach endlich auf

Ich ging in meine Stube

Ich hab mein Ohr

Ich habe mich beschwert

Ich habe mich gefragt

Ich hatte Glück

Ich kam heim

Ich las in dem Gedicht

Ich lege keinen Wert auf Schilder

Ich sollte Überblick bekommen

Ich stand in einem Wasser

Ich stand vor dem Marienbild

Ich steh im Fensterkreuz

Ich stieß auf euch

Ich trau mich nicht

Ich war bei mir im Lohn

Ich weiß nicht, was es war

Ich wohnte hoch

Ich wollte aus dir trinken

Im Raum verbleiben keine Spuren

Immer ist grad das, was ist

Immer wieder dachte ich an Abschied

Immer wieder sandte man den Mann

In deiner Wohnung lebte außer dir

In der Kammer lagen noch

In der Tasche einer alten Hose

In einem Gegenwind

In ihrer Kammer

In meiner Haustür

In Wahrheit war ich ohne Wohnung

Ist denn Abschied

Jemand dachte über seine Träume nach

Jemand gab mir Recht

Jemand harkte einen Sandweg

Jemand sagte mir

Jemand schlug aus einem Stein

Man lud mich ein

Man rechnete damit

Man reichte ein Tablett herum

Man sandte einen Brief an mich

Man schenkte mir ein Glasgefäß

Man trug etwas im Arm

Man zog an mir um

Manchmal dreht sich

Meinem Wärter hing ich an

Mit den gespreizten Fingern

Morgens stand ich auf

Nachts bleibt mir die Angst

Nachts, als ich an deiner Seite lag

Natürlich war, was alle Menschen in sich haben

Sie brachte ihren Mann zum Zug

Sonst hattest du dich eingeteilt

„Sonst," sagt sie

Später erst erfuhr ich

Über mir, am Himmel

Ungewiss ist

Unsre Trennung währte

Unverändert starr

Vom Wind bewegt

Von innen, dachte ich

Vor mir stand eine große Müdigkeit

Wir durchquerten das System

Wir lagen uns entgegen

Zum Abschied wurde Zärtlichkeit

 

Weitere Veröffentlichungen von Harald Birgfeld

 

Gott hat Folgen, sagt man.

„Welche Folgen?", frage ich,

Und jemand sagt:

„In einer Streichholzschachtel

Sah ich all die Köpfe schlafen,

Rundherum im Freien gab es nichts mehr,

Das noch brennen konnte."

Dann ein andrer:

„Auf den feuchten Wiesen, in den Wäldern,

Wachsen wieder Pilze.

Die sind dies Jahr ohne Unterschied.

Man warnt vor ihnen.

Ihre Giftigkeit sei wirklich

Ohne Unterschied.

Das Gift sei aus der Luft gegriffen."

Mir ist alles gleich.

Ich häng, wie man hier sagt, am Tropf,

Und kann seit Neuestem, von mir aus

Über jenen Apparat, der mich am Leben hält,

Allein entscheiden.

 

Vor mir stand eine große Müdigkeit,

Die trieb mit jeder neuen Welle

Sand auf Sand in meine Augen,

Dass sie brannten.

Als ich lichterloh in Flammen stand,

Und schließlich nicht mehr übrig blieb,

Als das, was du in Händen halten konntest,

Gabst du nach und Ruh,

Und fülltest mich in eine Urne um.

Die wolltest du gelegentlich

Beschriften lassen.

 

Vom Wind bewegt,

Verhakte sich der Rank des Rosenstockes

In den Stoff der Hose die ich trug.

Es ging sehr schnell.

Ich sah zu gleicher Zeit,

Wie er sich schlängelte,

Den Kopf, gepeitscht, nach vorne schnellen ließ

Und mit den harten Zungen seiner Dornen

Zubiss.

Ja, ich war sofort gelähmt,

Stand noch Sekunden still

Und starb dann

Auf der Stelle.

 

Man reichte ein Tablett herum.

Das wanderte, weil es im Raum von Menschen eng war,

Über alle Köpfe,

Wanderte von Hand zu Hand,

Es sollte mich erreichen.

Als es ankam, war auch ich soweit.

Ich legte meinen Kopf darauf,

Das hatte man verlangt,

Und ich bestand darauf,

Dass ich in diese Geste

Ebenso die Demut wie die Tötung legen durfte.

Nach der Trennung

Konnte ich mich dafür nicht mehr intressieren,

Wohin das Tablett mit meinem Kopf

Die neue Wanderschaft begann,

Ich war zu sehr

Mit mir beschäftigt.

 

Eigentlich war es ganz anders.

Immer wünschte ich mir jemanden,

Der mich verstehen konnte,

Und der Ansatz, dachte ich,

Sei gut.

Die Wahrheit aber war,

Das schon der Ansatz

In die falsche Richtung zeigte.

Auf dem Bahnhof standen meine Doppelgänger

Überall herum.

Sie waren nackt wie ich

Und trugen auch darunter

Keine Kleidung.

Alle warteten

Auf meine Ankunft.

 

In Wahrheit war ich ohne Wohnung.

Jemand las uns vor.

Er las aus einer Dokumentation,

Die sollte eine Zukunft zeigen,

Eine nahe, die schon fast geschah,

Und eine ferne.

Auch, dass ich ein Wohnungsloser würde,

Prophezeite man.

Die Zukunft, sah ich,

War an mir stets einen Schritt Vergangenheit.

Die andren hielten die Vergangenheit

Für erste Schritte in die Zukunft.