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Nachdem Abenteuer im Bermudadreieck wacht Tjalf in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie auf. Bei ihm wurde eine Persönlichkeitsstörung festgestellt und die ganze Welt mit den Geistern und anderen Monstern soll er sich nur ausgedacht haben, um einen wahren Schmerz zu verdrängen.
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Seitenzahl: 156
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Dennis Weiß
Die Geisterbande und die Geschichte des Dr. Maulbart
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Vorwort
Epilog
Die Kinder- und Jugendpsychiatrie
Die Gruppe
Fluchtversuch
Der einzige Weg
Das Erwachen
Was ist hier los?
Bei Bewusstsein
Ausweg?
Gegenwehr
Das Rätsel
Die Geschichte des Dr. Maulbart
Epilog
Impressum neobooks
Die GEISTERBANDE
und die Geschichte des Dr. Maulbart
Band 9
Idee: Dennis Weiß
Text: Dennis Weiß
©Dennis Weiß 2019
Sie Idee dieses Teils hatte ich schon seit Beginn der Reihe, aber es passte nie so wirklich. Aber nun habe ich es umgesetzt und hoffe, dass es beim Lesen Spaß macht die Verwirrungen und Irrungen mitdurchzumachen. An der einen oder anderen Stelle haben ich kleine Easter Eggs eingebaut. Der Teil ist im Gegensatz zu den anderen etwas ruhiger, aber minder spannend.
An dieser Stelle gilt, wie immer. mein Dank an meine wunderbare Familie, die mich immer unterstütz und mir die Zeit gibt, um diese Werke zu realisieren. Zudem vielen Dank an die Leser!
Luzy wollte nicht gefangenbleiben in dieser Welt, aber eine Macht hielt sie dort weiterhin fest. Die zwei Herzen, die in ihrer Brust schlugen, hatten einen erbitterten Krieg miteinander. Klar war nur, dass sie nicht alleine sein wollte.
Nachdem sie die Feuerattacken erzeugt hatte und losgelassen hatte, zog das Teufelsdreieck sie in seinen Bann und damit auch zurück in den Strudel. Mit ihr war Claas, der durch all die Ereignisse ohne Bewusstsein war.
Luzy hielt ihn fest im Arm, damit er nicht sein Leben verlor. Sie hielt es aus, durch den Strudel zurück in ihre Welt zu müssen. Sie landeten ebenfalls im Wasser. Claas war als Mensch nicht in der Lage, so schnell zu genesen, wie Luzy es konnte.
Es dauerte drei Tag, ehe er voll bei Bewusstsein war. An jenem Tag öffnete er die Augen und schloss sie wieder, da ihn die Sonne blendete. Er wusste erst nicht mehr, wie er hierhergelangt war, aber nach uns nach kamen die Erinnerungen.
„Da bist du ja“, bemerkte Luzy.
Claas erschrak und wich etwas zurück. In diesem Augenblick spürte er die Schmerzen, die seinen Körper plagten.
„Ich werde dir nichts antun“, versicherte sie.
„Und selbst wenn“, sprach er, „was soll ich schon hier? Meine Tochter ist tot.“
„Sie lebt in mir“, verriet Luzy, „und ich werde sie in mir behalten.“
„Wozu all das?“ fragte der alte Seemann.
„Damit ich eines Tages auf meinen Thron steigen kann“, antwortete sie.
Claas verstand nicht, was genau sie damit meinte. Die nächsten Tage erholte er sich mehr und mehr und bald konnte er aufstehen. Sie bauten sich ein Lager und er war für die Futterbeschaffung zuständig.
„Wie machen wir weiter?“ fragte er eines Abends, als sie am Lagerfeuer saßen, „immerhin können wir nicht weg von hier.“
„Ich werde einen Weg finden“, teilte sie mit, „ganz gleich wie lange es dauern möge.“
„Das gilt nicht für mich“, entgegnete Claas, „denn ich bin alt und meine Zeit begrenzt.“
Dann solltest du mir helfen“, schlug Luzy vor, „und die Welt absuchen, um einen Ausgang zu finden. Es gibt immer einen.“
Es vergingen Tage, Wochen, Monate und sie hatte die Insel, auf der sie sich befanden nahezu abgesucht und außer den Resten der Opfer und von Flora fanden sie nichts. Claas hatte sich oft allein aufgemacht, denn wenn sie Arbeitsteilung betrieben, waren sie schneller.
Eines Tages passte er nicht auf und landete in ein Loch, welches ihn in einer Unterirdische Hölle gleiten ließ. Er kam gut am Boden auf und verletzte sich nicht. Durch das Licht des Lochs konnte er eine goldene Kiste entdecken, die etwas Magisches hatte.
Der alte Seemann versuchte, sie zu schleppen, was ihm nur mäßig gelang. Nach oben kriegen, würde er sich schon gar nicht, also griff er zu einem einfacheren Mittel.
„Luzy!“ rief er so laut er konnte.
Es dauerte nicht lange, ehe sie erschien und in die Hölle kam. Zuerst hob sie ihn hoch und brachte ihn wieder zurück und danach die goldene Kiste.
„Was ist das?“ fragte Luzy anschließend.
„Wenn ich mich nicht irre, dann haben wir soeben die Bundeslade gefunden“, antwortete Claas.
„Und warum ist das so besonders?“ wollte sie wissen.
„Es könnte unsere Karte hier raus sein“, verriet Claas.
Tjalf öffnete seine Augen und befand sich mitten auf einer Liege in einem Krankenwagen, der sich sehr rasant und mit Blaulicht bewegte. Die Federung des Wagens war Gott sei Dank gut, sonst hätte er anschließend Rückenprobleme gehabt. Am Fuße saß ein Krankenpfleger, der bei dem Anblick von Tjalf etwas lächelte.
„Na, wieder wach?“ fragte er das Offensichtliche.
„Ja“, antwortete Tjalf.
„Wir sind gleich da“, sprach der Pfleger.
Tjalf hatte ihn erst jetzt gesehen und hatte sofort das Gefühl, ihn von irgendwo her zu kennen. Erst als der Mann seinen Kopf in seine Richtung drehte, war ihm klar, an wen:
„Claas?“ fragte er, „was machst du denn hier?“
„Geht das schon wieder los?“ entgegnete der Pfleger ihm, „wie oft habe ich dir schon gesagt, dass mein Name nicht Claas lautet, sondern Klaus.“
„Klaus? Nein, ich bin mir sicher, dass du Claas heißt“, korrigierte Tjalf, „aber du müsstest dich im Bermudadreieck befinden und nicht hier im Krankenwagen. Also, was machst du hier?“
„Im Bermudadreieck?“ fragte er ungläubig, „ich weiß echt nicht, wovon du da redest. Ich gebe dir am Besten noch mal eine Spritze zur Beruhigung.“
„Was?!“ regte sic Tjalf auf, denn er war sich sicher, dass es sich bei dem Pfleger um Claas handelte.
Klaus holte eine Spritze, zog sie mit irgendeinem Medikament auf und kam näher. Tjalf wollte sich wehren, dabei fiel ihm auf, dass er arretiert war. Er konnte sich nur minimal bewegen, aber eben nicht befreien.
„Lass‘ das!“ rief er, aber der Pfleger nahm seinen rechten Arm und stach in die Innenseite des Ellenbogens. Es pikste und tat im ersten Moment weh. Im nächsten Moment war Tjalf schwach und sehr müde.
„Das sollte reichen“, meinte Klaus und schaute zu, wie Tjalf seine Augen wieder schloss.
Tjalf war nicht weggetreten, sondern konnte mitbekommen, was sich um ihn herum abspielte. Es war fast, als würde er dösen. Der Krankenwagen fuhr noch einige Zeit. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Tjalf spürte, wie der Pfleger immer nach ihm schaute.
„Mereg, kannst du mich hören?“ fragte er innerlich, denn er wollte wissen, ob der Dämon gerade dasselbe durchmachte wie er.
Es kam keine Antwort und irgendetwas gab ihm die Rückmeldung, dass der Dämon kein Part mehr von ihm war. Es war anders. Ähnlich wie eine Leere, wo vorher etwas gewesen war. Einerseits könnte Tjalf sich glücklich schätzen, den Dämonen endlich losgeworden zu sein. Aber es war anders. Irgendwas stimmte nicht.
Der Wagen hielt an und die beiden Türen im hinteren Bereich wurden eifrig aufgerissen. Tjalf konnte weitere Pfleger hören. Dann wurde die Trage gelöst und er wurde aus dem Wagen auf ein Gestell gehoben.
„Was ist mit ihm?“ wollte eine ankommende Frau wissen.
„Starke Halluzination bis Persönlichkeitsstörung, vermutlich durch ein Trauma. Er ist auf jeden Fall stark selbst- und fremdgefährdend“, antwortete der Pfleger.
Was? Er stark gefährdet? Tjalf konnte nicht glauben, was er da hörte. Es musste sich um einen Trick oder eine Falle handeln bei der er denken sollte, dies hier sei die Realität. Anders konnte er es sich erklären. Aber verrückt war er auf keinen Fall!
Sie schoben die Trage in ein Gebäude. Tjalf hatte seine Augen leicht geöffnet und hatte wegen der Helligkeit das Gefühl gleich zu erblinden. Sie Pupillen musste sich an das Licht gewöhnen, nachdem er sich solange geschlossen hielt. Zudem wirkte das Medikament immer noch.
„Kinder- und Jugendpsychiatrie Helium Klinik in Schreiswig“, las er, bevor er sich im Gebäude befand.
„Da ist er ja“, sagte eine männliche Stimme, die ihm bekannt vorkam, „Tjalf. Ich hätte echt nicht gedacht, dass wir uns wiedersehen.“
Tjalf hatte nun seine Augen weit aufgerissen. Er brauchte sich nicht zu drehen, denn die Person zeigte seinen Kopf. Im ersten Moment wusste er aber nicht, um wen es sich handeln könnte. Das bemerkte der Mann und stellte sich vor:
„Du weißt wirklich nicht mehr, wer ich bin, oder?“ fragte er, „gut. Ich bin Dr. Larvaster. Dein behandelnder Psychologe.“
Erst jetzt fiel Tjalf auf, dass der Herr aussah wie Larvaster, aber halt menschlicher. Ihm fehlte das Geisterhafte. Tjalf wollte sich sofort losreißen, denn nun hatte er Panik, dass der Seelenjäger Larvaster zurückgekehrt war und ihn auf diese Art zerstören wollte.
„Lasst mich los!“ brüllte er, „er hat meine Eltern auf dem Gewissen und viele meiner Freunde!“
Aber reagierte niemand, wie Tjalf es sich erhofft hatte. Vielmehr kamen sie herbei, um ihn festzuhalten. Er erhielt eine erneute Spritze.
„Dr. Larvaster, warum macht er das?“ fragte eine weibliche Stimme und Tjalf erkannte sie als sie seiner Mutter.
„Ich weiß es nicht“, antwortete er mit verzweifelter Stimme, „wir hatten ihn doch fast soweit. Vielleicht durchlebt er das Trauma schon wieder.“
„Tun Sie bitte alles, damit ihm geholfen wird“, verlangte sein Vater.
„Das werden wir“, versprach Dr. Larvaster.
Dann schlief Tjalf ein. Er war zum einen zu erschöpft. Der Schock über diese Dinge, die alle geschehen waren, überforderten ihn. Es fühlte sich nicht in einem Traum an, dafür war es zu real. Vielmehr ging er immer noch davon aus, dass ein Zauber oder gar ein Fluch dafür verantwortlich war. Die Frage wäre nur, wie er rausgelangen konnte!
Als er das nächste Mal die Augen öffnete, befand er sich in einem Zimmer, welches hell und schlicht eingerichtet war. Er war offenbar alleine und immer noch festgeschnallt. Die Tür ging auf und seine Eltern kamen rein. Seine Mutter hatte Tränen und sein Vater hatte eine versteinerte Miene.
Tjalf beobachtet sie. Sie sahen nicht nur aus, wie seine Eltern, sie waren es. Es gab kein verändertes Verhalten zu erkennen. Wenn er nicht gesehen hätte, wie sie damals in der Unterwelt zu Staub verfallen wären, dann könnte er tatsächlich denken, dass sie lebendig waren.
„Warum seid ihr hier?“ fragte Tjalf.
„Weil wir dich lieben und uns verabschieden wollten“, teilte die Mutter mit und begann sofort zu weinen.
Es fiel ihr sichtlich schwer und Tjalf vernahm ernste Gefühle. Er selbst konnte nicht, da es ihn gerade blockierte. Der Gedanke, dass es eine Falle war, ließ ihn erstarren. Seine umarmte ihn und riss sich zusammen, um keine weiteren Tränen zu vergießen.
„Aber ihr seid eigentlich tot“, sprach Tjalf.
„Genau das ist der Grund deines Aufenthalts in dieser Kinder- du Jugendpsychiatrie“, erklärte der Vater.
Bei ihm schwang eine gewisse Wut mit- ein Genervtsein, dass aus einer großen Enttäuschung herrührte. All die Jahre hatten sie gekämpft und es schien, als sei alles für die Katz‘ gewesen.
„Aber ich habe es gesehen wie ihr von Larvaster vernichtet wurdet“, entgegnete Tjalf.
Die Mutter brach erneut in Tränen aus. Sie konnte es nicht aushalten, dass ihr Sohn ständig davon sprach, seine Eltern seien tot. Sie drückte auf einen roten Knopf an der Wand. Es löste keinen Alarm aus, aber in den nächsten Sekunden kam eine Schwester in das Zimmer.
„Was kann ich für sie tun?“ wollte sie wissen.
Tjalf konnte nicht glauben, wen er sah. Es war Lillith, die alte Dämonin, die ebenfalls gestorben war. Sofort bekam er Angst, denn was musste das für ein Zauber sein, der alle Figuren hervorbringen konnte, denen er begegnet war- selbst die Verstorbenen?
„Lasst mich los!“ schrie Tjalf und spürte, dass er allmählich wieder die Kontrolle verlor.
„Gehen sie weg von ihm“, sagte die Schwester und die Eltern verließen den Raum.
Sie Mutter war so verheult, sodass die Schminke leicht zerlief. Der Vater nahm sie in den Arm und begleitete sie hinaus. Dann holte Lillith andere Pfleger und eine erneute Spritze, um wieder ein Medikament zu injizieren. Tjalf wollte und er konnte sich nicht beruhigen. Aber als das Mittel wirkte, fuhr er wieder runter.
„So ist gut“, sprach die Schwester, „ruhe dich aus.“
„Was ist hier passiert?“ wollte ein Arzt wissen, der den Raum betreten hatte.
Es war wieder Dr. Larvaster. Tjalf sah einfach zu- er war zu vollgepumpt mit dem Medikament, so dass er sich nicht aufregen konnte. Innerlich schrie er und drehte förmlich ab.
„Er begann durchzudrehen“, antwortete Lillith, „ich habe ihm etwas zur Beruhigung gegeben.“
Dr. Larvaster schüttelte mit dem Kopf als könne er es gar nicht wahrhaben, dass Tjalf etwas Derartiges tun konnte. Dr. Larvaster näherte sich ihm und schaute ihn an. Tjalf regte sich nicht, da jede Bewegung zu anstrengend war.
„Was ist nur los mit dir?“ fragte er.
Tjalf konnte in seine Augen blicken, die Verzweiflung ausdrückten. Es waren echte Gefühle. Tjalf bekam den Eindruck, De. Larvaster hatte Mitleid mit ihm.
„Weshalb wird ein Junge in dem Alter so?“ fragte die Schwester.
„Es muss eindeutig an dem nicht verarbeiteten Trauma liegen“, vermutete SR. Larvaster.
Erst in diesem Moment fiel Tjalf auf, dass er wieder ein Junge war. All die Zeit hatte er sich aufgeregt und war von den Ereignissen in diesem Zauber oder was es auch immer war, so abgelenkt, sodass ihm gar nicht aufgefallen war, dass er wieder seine alte Gestalt angenommen hatte.
„Was für ein Trauma?“ wollte Lillith in Erfahrung bringen.
„Den Tod einer geliebten Person“, antwortete Dr. Larvaster, „damit geht jeder anders um und dieser Junge hat damit zu kämpfen.“
In diesem Augenblick spürte Tjalf die Müdigkeit, die sich rasant in ihm ausbreitete und er nur noch die Augen schließen und einschlafen wollte. Die beiden verließen das Zimmer.
Er träumte von dem alten Schloss in Brachenfeld und dem Spiegel, in dem sich einst Peter befunden hatte. In diesem Traum ging er auf den Dachboden und sah in den Spiegel. Peter erschien auf einmal und klebte an der Innenseite.
„Wach auf!“ rief er, „wach auf!“
Und Tjalf wachte auf. Er war schweißgebadet. Eine andere Schwester hatte die Vorhänge aufgezogen und die Sonne blendete ihn, sodass er sich nicht gleich erkannte. Sie hatte ihm Frühstück hingestellt. Es war bereits zubereitet. Es waren zwei Scheiben Brot, einmal belegt mit Käse und einmal mit Marmelade beschmiert. Dazu gab es Gemüsegurke in Scheiben und Apfelstücke.
„Na, gut geschlafen?“ fragte sie und Tjalf konnte sie sehen.
Diese Schwester war ihm nicht bekannt, daher regte er sich auch nicht auf. Die Schnallen an seinem Bett waren noch sehr festgezurrt. Er hätte das Essen gar nicht zu sich nehmen können.
„Geht“, antwortete er.
„Kannst du dich zusammenreißen?“ wollte die Schwester wissen und Tjalf nickte als Zeichen der Zustimmung.
Er musste ja auch mal was essen, sonst würde er bald einen Kreislaufkollaps bekommen, dachte Tjalf sich. Die Situation in der er sich befand war schon kräftezerrend genug. Die Schwester kam vorsichtig zu und band eine Schnalle los.
„Wenn du mich reinlegst, hole ich die Pfleger mit der Spritze“, warnte sie, „glaube nicht, dass ich zögere.“
„Ich habe verstanden“, machte Tjalf klar, „ich werde mich benehmen.“
Der Hunger verlangte es von ihm. Zudem bekam er das Gefühl, erst einmal sowieso nichts ausrichten zu können gegen den Umstand in einem Zauber festzusitzen. Er sollte erstmal zu Kräften kommen, ehe er etwas unternahm.
Die Schwester nahm sich einen Stuhl und setzte sich in die Nähe von Tjalf. Die gesamte Zeit war sie anwesend als Tjalf sein Frühstück zu sich nahm. Es war ungewohnt, kontrolliert zu werden und dennoch hatte er das Gefühl, ein wenig Freiheit genießen zu dürfen.
„Ich muss dich leider wieder festmachen“, erklärte die Schwester, gleich nachdem Tjalf mit dem Essen fertig war, „klappt das, oder bekommen wir Probleme?“
„Nein, wir bekommen keine Probleme“, versicherte Tjalf.
Die Schwester nahm seinen Arm und schnallte diesen wieder fest, sodass Tjalf sich nicht mehr richtig bewegen konnte. In diesem Moment spürte er, dass er dringend auf die Toilette musste.
„Ich muss mal“, schoss es aus ihm heraus.
„Okay“, sagte sie und holte eine Bettpfanne hervor, „groß?“
„Nein“, antwortete er“, klein.“
Tjalf hatte sich eingebildet, dass er auf Toilette könne, aber diese Pfanne erinnerte ihn an alte Leute. Die Schwester holte eine Kunststoffflasche in der er hineinurinieren konnte. Es war erniedrigend, auch wenn sie wegsah. Danach wurde er wieder arretiert. Sie entfernte sich mit der Flasche.
Zum Ausruhen kam es nicht, da keine zehn Minuten später ein Pfleger reinkam, der sein Bett nahm und ihn durch die halbe Klinik rollte. Tjalf konnte Hauptsächlich an die Decke schauen.
„Wo fahren wir hin?“ fragte er den Pfleger.
„Du hast ein Date“, antwortete dieser ohne spezifischer zu werden.
Tjalf konnte mit dieser Antwort wenig anfangen, aber noch mal genauer nachfragen wollte er auch nicht, denn er befürchtete, dass es wieder mit einer Spritze enden könnte. Er blickte erneut an die Decke. Manchmal gelang es ihm, seinen Kopf zu drehen und dort etwas zu erhaschen.
Sie mussten an einem Fahrstuhl, der speziell für Betten ausgerichtet war einen Moment warten. Er entdeckte daraufhin ein Poster auf dem ein Mann abgebildet war. Darunter stand: „Germe gegen Sodbrennen. Wenn ein brennendes Gefühl von Innen kommt.“
Merkwürdige Werbung, dachte sich Tjalf. Mitten in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie für ein Mittel gegen Sodbrennen zu werben. Der Fahrstuhl gab ein Klingelzeichen und öffnete sich. Der Pfleger begab sich mit ihm hinein und drückte einen Knopf.
Sobald die Tür des Fahrstuhls sich wieder schloss, kam es zu der typischen Ruhe, die entstand. Tjalf war es weniger peinlich, Geräusche von sich zu geben, als dass er die ganze Zeit nachdachte. Er hatte nämlich noch immer keine Idee zu dem, was gerade mit ihm geschah. Vor allem wunderte er sich, wo die anderen waren, da er bisher nur Totgeglaubte gesichtet hatte.
Als das Stockwerk erreicht wurde, in das der Pfleger mit ihm wollte, gab der Fahrstuhl ein Zeichen und öffnete die Tür. Der Pfleger schob in durch einen Gang, ehe sie in einem Zimmer ankamen. Kurz davor konnte er Professor Lux sehen, der an einer der Türen stand und etwas zu reparieren schien.
„Professor“, rief Tjalf ihm zu, natürlich in der Hoffnung, dieser würde sich zu erkennen geben.
Aber er schaute nicht einmal. Er war derartig vertieft in seine Arbeit. Tjalf wusste dies nicht und nahm an, dass er ihn absichtlich ignorierte. Immerhin war er der erste, der in der Realität noch lebte.
„Professor Lux!“ rief er.
„Psst! Lass‘ den Hausmeister in Frieden“ funkte der Pfleger dazwischen, „das hat doch bis hierher ganz gut geklappt, oder nicht?“
Tjalf ahnte, dass es nichts Gutes zu bedeuten hatte und wahrscheinlich die Spritze erneut drohte, wenn er an dieser Stelle weiter machen würde. Es brachte ihn nicht voran, so viel war klar. Daher überlegte er, ob er ein drittes Mal rufen wollte und entschied sich schließlich dagegen.
Immerhin schaute der Professor einmal zu ihm. Allerdings war sein Blick nicht mit Freude gefühlt. Tjalf hatte eher das Gefühl, Professor Lux hielt ihn für verrückt. Er erkannte ihn einfach nicht, woran es auch immer lag. Vielleich war er gefangen in seinem Kopf, wie bei Mereg damals. Es war ernüchternd und kräftezerrend.
Der Pfleger öffnete die Tür und fuhr das Bett hinein. Er aktivierte an den Rädern die Bremse, sodass das Bett nicht wegrollen konnte. Dann klopfte er an einer weiteren Tür und machte sie auf.