Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
JO ZIEGLERs Romanwelt ist bunt, schrill, auf Vielfalt konzentriert und damit eigentlich dezentriert. Hier schreibt kein Dogmatiker der Linearität. Hier wird nicht eine Geschichte mit einem Erzählstrang stranguliert; vielmehr weiß der Autor um die Vielschichtigkeit der Welt und collagiert sie couragiert. Vom Halbachhammer, wo an jedem Sonntag in der Schmiedesaison öffentliche Vorführungen stattfinden, inspiriert, schrieb Jo Ziegler den ersten Roman der Trilogie "Die Ruhr-Magier". Dem folgte der zweite Roman "JONA". Die gleichnamige Heldin ist die Ur-Enkelin der Essener Schmiedefamilie aus den "Ruhr-Magiern". Mit ihrer Halbschwester und einer Freundin wollen sie sich am chinesischen Neujahrsfest traditionell gegenseitig Reichtum wünschen - im "Jahr des Goldenen Schweins". Im dritten Roman "PINKA RUHR-WURM" besucht Jona während des Kulturhauptstadt-Jahres Ruhr-2010 ihre Freundin Biggi im harten Stadtkern von Essen, während im Baldeney-See eine Algenpest wütet.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 683
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Jo Ziegler
Ruhr-Trilogie
DIE RUHR-MAGIER
JONA
PINKA RUHR-WURM
3. Überarbeitete Auflage der Romane
2. Auflage der drei Romane in einem Band
2016
Trilogie Lesetipp
Die Ruhr-Magier
Über dieses Buch
Vorwort
Danksagungen
DIE RUHR-MAGIER
Erster Teil
Der Plan
Der Ausflug
Der Buhurt
Die Einkehr
Das Souvenir
Die Sternfahrt
Zweiter Teil
Der Ausflug en famille
Der erste magische Auf-Ruhr-Park
Der neue Nachmieter
JONA
Personen-Register
TAXI NEW YORK
JONA II
QM 2 ~ ATLANTIK
Jona III
135 85 85 85 85 ~ CHINA
EPILOG
LITERATURHINWEISE
PINKA RUHR-WURM
ANMERKUNGEN
Kurzvita
Die Buchcover und die Abbildungen im Buch © by JO ZIEGLER
Drei Romane hat Jo Ziegler zwischen 2008 und 2010 veröffentlicht: „Die Ruhr-Magier“, „Jona“ und „Pinka Ruhr-Wurm“. Als Gesamtkunstwerk bilden die Titel die „Ruhr-Trilogie“, die hier nun in einem Buch in der 2. überarbeiteten Ausgabe vorliegt.
Stilistisch an James Joyces „Ulysses“ erinnernd, eröffnet sich dem Publikum ein Erzählreigen mit Wort-, Silben- und Reimspielen. Mal wird die Erzählung deftig und mal poetisch. Wer einen Beweis dafür haben wollte, dass lange Sätze nicht nur per se langweilig werden, bekommt ihn nun von Jo Ziegler geliefert, dessen Romanwelt bunt und schrill ist, auf Vielfalt konzentriert und damit auch dezentralisiert ist. Hier schreibt kein Dogmatiker der Linearität. Hier wird nicht eine Geschichte mit einem Erzählstrang stranguliert. Jo Ziegler weiß um die Vielschichtigkeit der Welt und versucht sie in Collagen couragiert einzufangen. Ganz gleich, ob in Wortbildern oder gemalten, gezeichneten und zusammengefügten.
Wie kann eine Chronik die Linearität verlassen - werden Sie fragen. Ganz einfach! Was Sie hier in der Ruhr-Trilogie vorfinden werden, ist nicht eine Chronologie, sondern eine Chronographie. Nicht in der monokausalen Eindimensionalität verfangen, sondern im Fluss des Bewusstseins durch Zeiten und Erlebnisse, Erinnerungen und Fakten, Erfahrungen und Träume.
Die Protagonisten mit pfiffiger Ruhr-Lakonie präsentiert Jo Ziegler mit ihrer realistischen Einstellung und ihrer herzhaften Art von Humor.
Als gebürtiger Ruhri ist Jo Ziegler nach auswärtigem Studium „in der Diaspora“ – so seine Worte, wieder schnurstracks in seine Heimat zurückgekehrt und in einem Interview im Kulturprogramm während der Leipziger Buchmesse 2010 gab er zu Protokoll: „Hier bin ich Mensch, hier könnte ich sein – so ganz frei nach Goethe. Aber wie gesagt, die Betonung liegt auf KÖNNTE! Leipzig ist nicht meine Heimat. Hier könnte ich höchstens eine Woche sein. Dann zöge es mich aber wieder ganz dringend ins Ruhrgebiet zurück.“
Uri Bülbül 2014
Freier Autor, Sprecher und Hausphilosoph des Essener Katakomben-Theaters
„Hammerhart geschmiedet“ (WAZ v. 28.08.2008)
„Stadtgeschichte einmal anders betrachtet“ essenz-Magazin Literatur, Nr.5/2008
„Eine literarische Reise durch die Zeit“ (WAZ v. 24. 06.2010)
Essen, Ende des 18. Jahrhunderts.
Boomtime im Ruhrgebiet.
Begleiten Sie die
RuhrSchmiedeKnechte
Rusticus, Frannek,
Seyboldt & Co.
Gehen Sie mit ihnen auf Tour,
nicht nur entlang der Ruhr!
Erleben Sie deren Auszeit
als „Die Ruhr-Magier“
und stranden in der Jetzt-Zeit
in ungelösten Problemen.
Das Industriedenkmal “HALBACH-HAMMER” befindet sich westlich des “GRUGA-Parks” in Essen. Es ist in vollem Umfang betriebsfertig.
Es dient der Demonstration eines aufeinander bezogenen Hütten- und Schmiedeprozesses unter einem Dach.
Erfahrene Schmiede demonstrieren die Techniken des alten Handwerks in zahlreichen Veranstaltungen.
Ende April beginnt die Schmiedesaison mit dem alljährlichen “Aufschlag”, und endet im November mit dem “Abschlag”.
Weiterführende Informationen: www.ruhrlandmuseum.de
Vor allem seit 1880 zogen Werber durch die Preußischen Ostprovinzen, um Arbeitskräfte an Ruhr und Emscher zu locken, weil dort die Zechen wie Pilze aus dem Boden schossen, einhergehend mit der Eisen- und Stahlverarbeitenden Industrie.
Eine der größten Völkerwanderungen der neuen Geschichte fand statt.
Um 1840 lebten in der Region etwa 250 000 Menschen.
Und heute?
Ist das Ruhrgebiet eines der größten Ballungsgebiete Europas mit seinen rund 5,3 Millionen Einwohnern.
Weiterführende Informationen: www.stadtbibliothek.essen.de
Wohnen im Revier, Medien-Nr.: 86026171
Hochlarmarker, Medien-Nr.: 1001813741
Stadtbauwelt 1975, Heft 46, Medien-Nr.: 86033933
Mein Dank gilt:
Hendrik Ziegler, meinem Sohn, Computerkoryphäe.
Dr. vom Hagen, Mentor.
Anton Nitsch, Siebdrucker.
Dem Amt der Tiroler Landesregierung, Innsbruck, Österreich,
eingeschlossen Herr Mag. Josef Oettl, für kostenlose Verwendung der Broschüre:
“Die Rinderseuche BSE - die Fakten”
Uri Bülbül, Leiter vom www.schreibhaus.de
1
Der alljährliche “Aufschlag” des HALBACH HAMMERS Ende April signalisierte den Auftakt der hammerharten Schmiedeprüfungen.
Denn am Ende ihrer dreieinhalbjährigen Ausbildungszeit mussten die ESSENER Ruhrschmiedeknechte die Fertigkeiten ihres alten Handwerks im aufeinander bezogenen Schmelz- und Schmiedeprozess zur Herstellung von Schmiedeeisen in stahlharter Handarbeit ihren kritischen Meistern demonstrieren.
Den wummernden Widerhall des HALBACH HAMMERS im lichten Nachtigallental begrüßten sogleich die letzten Frühlingsboten. Mit einem schrillen “Sriiih!” fegten die Mauersegler um die Hammerhütte.
Freche Spatzen hielten genervt ihre Schnäbel und die im Chor singenden Zaunkönige, Meister des komplexen Gruppengesangs, verpassten glatt ihren nächsten Einsatz.
Da zum Prüfungsumfang ebenfalls die Instandsetzung und Instandhaltung der gesamten Hammerhütte gehörte, durften sie bei fachlich übergreifenden Arbeiten Hilfe anfordern. So wurden die Zimmerer und Bautischler zu Rate gezogen, denn eine Reparatur des Wasserrades war vonnöten.
Anlass zum tiefen Durchatmen und zu einer Verschnaufpause war die sehr gute Zuarbeit der Zimmerer, so dass die exakt zugeschnittenen Eichenkernhölzer rasch verbaut waren und genügend Zeit verblieb für ein gemeinsames “Verlöten”. Und ruck zuck ward für den “Abschlag” im Herbst ein duales Rahmenprogramm gezimmert und hammerhart fixiert.
Aber jetzt, - nach bestandener Prüfung und Lossprechung, war es bei den Ruhrschmiedeknechten Usus, im Rudel einen drauf zu machen, so richtig mit Zippes und Zappes!
Da war das Dröhnen des HALBACH HAMMERS schnell vergessen. Ebenso die weiß-gelb-rot wabernde Eisenschmelze gleich einer Höllenglut im fauchenden Ansprung, die Kaskaden von stiebenden Funken, der rinnende beißende Schweiß, das schweflig stinkende Gezisch am Kühlbottich.
Ja, am Ende derart stahlharter Lehrjahre, stehliharter Lehrjahre, (Stahl hieß im altsächsischen Stehli, heute ist STEELE ein Ortsteil von ESSEN), wussten sie wo der Hammer hängt.
Und RUSTICUS, dieser Grobklotz, wusste es ganz genau.
Er reihte er sich nahtlos in die schmiedeeiserne Kette seiner Vorfahren ein und trug das Erbe bereits in fünfter Generation weiter.
Es fügte sich gut, dass FRANNEK an seiner Seite den mentalen Hammer schwang.
FRANNEK, ein Tonnen runder Kugelblitz und zugleich drei Kopf kleiner als der Zweimeter Mann RUSTICUS, dessen geschorener Quadratschädel von einem Satz Segelohren beflügelt wurde, passte zu ihm wie Faust aufs Auge, und beide bildeten ein Juxgespann erster Sorte.
Gemeines Lästern und Geunke der anderen Schmiedeknechte taten sie einfach als die größte Nebensächlichkeit ihrer häufig wortkargen aber zugleich auf Pragmatismus geeichten, und schon fast überbordenden Kreativität, ab.
Berichten zufolge, wurde grienend gemunkelt, RUSTICUS ließe sein “Sieben-Minuten-Pils” einfach stehen, wenn FRANNEK, häufig Montags, eine Blechdose mit Pralinen und feinem Gebäck nach Feierabend aus seinem Ranzen zog.
Ein Ingwerstäbchen in der linken, zwei petits fours in der rechten Backentasche malmend, schwelgte er dabei häufig in Kindheits-erinnerungen. Dann fabulierte er, leicht seibernd, einfach drauflos. Und RUSTICUS wusste inzwischen auswendig, dass in der Ortsmitte von Besançon, direkt hinter dem Dorfbrunnen, zur Linken des Gemeindehauses, am Anfang der Siegesstraße, beschattet von einer mächtigen Platane, das Fachwerkhaus des Monsieur Hirsinger gelegen war. Dass es FRANNEK bis zu seinem zehnten Geburtstag nicht schaffte, die schwere schwarze Holztür des Feinkostladens mit eigener Kraft aufzustoßen, um in den dahinter liegenden Genusstempel zu gelangen. Erst bei einem Ferienausflug mit seinen Eltern, als voll pubertierender zwölfjähriger, gelangte er selbständig in den Verkaufsraum. Wiederum sehr angetan von himmlischen Leckereien und anderen Dingen, von denen auch sein Vater immer mit leuchtenden Augen berichtete. Hatte es ihn doch auf langen, unsteten Wanderjahren als Schmiedegeselle bis in die stolze Kapitale der Franche-Comté verschlagen!
Fasziniert von den gediegenen schmiedeeisernen Gewerken an den Fassaden der Bürgerhäuser, vornehmlich vor Fenstern, Türen, an Torbögen und an Markthallen und Brunnenanlagen, sehr inspiriert und animiert, reifte damals im französischen Jura, der province profonde, seines Vaters zukunftsträchtige Geschäftsidee.
Vor Antritt der langen Reise zurück an die Ruhr, verproviantierte er sich ausgiebig: Lokale Leckereien, wie frische Walnüsse, würzige Comté-Käse-Laiber, Vin jaune, einige Flaschen Absinth aus Pontarlier, waren bereits verstaut Und dann, in der Konditorei von Elouard Hirsinger, dem anerkannt besten Chocolatier der Stadt, traf ihn, der Familiensaga zufolge, ein “Coup de foudre”, Liebe auf den ersten Blick, Amélie, seiner Auserwählten, FRANNEKS Mutter, geltend.
Choque au lit - Chocolat!
Die Burgundische Pforte passierte ein Jahr später, nordwärts, Richtung Asnithi, Wonneproppen FRANNEK mit seinen glücklichen Eltern. (Asnithi, ein Ort mit Eschen bestanden. Aus Asnithi wurde über Asnith und Assind und Essend der Ortsname ESSEN).
Seine Mutter gründete dort, eins-zwei-drei -, jene exquisite Werethina Konditorei (Werethina, heute WERDEN, Ortsteil von ESSEN).
Die Fenster der Backstube und der Lagerräume sicherte FRANNEKS Vater mit seinen neu kreierten und konzipierten schmiedeeisernen Gitterstäben: Nur teilweise eingelassen ins Mauerwerk, sich bauchig hervorwölbend in quellendem Rund, waren sie eine optische Augenweide und für alle Spitzbuben und Einbrecher eine optische Einladung für einen schnellen Fischzug, für einen Bruch en passant.
Könnte man meinen!
Aber wie immer macht der Ton die Musik:
Da erwachte beim Ansägen der Stäbe alsbald ein krasser O-Ton, da sirrte ein scharfer Hoch-Ton und dissonant schwingend freute sich die innovative Stahlmischung einschließlich inkludierter hoch brisanter Sprengsätze auf ihren gemeinsamen Höhepunkt, wobei eine satte Explosion hinter der Sakristei, ganz nah der Werkstatt des Goldschmieds und der angrenzenden Konditorei, ausgerechnet während der Ostermesse für´s Verpuffen sämtlicher Kerzen und Weihrauchschwenker sorgte und hatte, “Oh Werethina-Wunder”, als Kreuzigung an Goldschmied's Gitter Gestalt angenommen: Sattsam um heraldisch verbogene Stahlstäbe drapiert, in seinen letzten Gaunerzügen röchelnd, verschied dort die Einbruch-Legende GERARDUS GLITTER.
Eine Dokumentation über diffizile Sprengsatzanordnungen in Gitterstäben weitete FRANNEKS Vater zur Patentschrift aus. Als Vortragsreisender und als Sicherheitsberater setzte er damit nahtlos sein umtriebiges Wanderleben aus vormaliger Schmiedegesellenzeit fort.
Zwar klebte FRANNEK nachhaltig am leckeren Naschwerk aus Mutters Konditorei, dennoch faszinierten ihn seines Vaters virtuose Stahlgitter und Stahlgewitter dermaßen, dass er sich trotz seiner körperlichen Mindermaße als Schmiedeknecht verdingte, um damit, ganz im Sinne seines Vaters, von der Pike auf seinen Weg zum Großmeister anzutreten.
Wie gut also, dass RUSTICUS ihm so manches Eisen aus dem Feuer holte! Insgeheim entwarf FRANNEK eine sehr schön geschmiedete, reichlich verzierte Metalldose, dicht schließend, zum Frischhalten des feinen Gebäcks, zur Freude seiner Mutter und als Dankeschön für seinen gewichtigen Schmiedekumpel.
Vertieft in derartige Gedanken, befand er sich auf einem Schleichweg “Zum Hammer”, einer bekannten Hauruck-Kneipe im tiefen Ruhr-Tal. Hier frönte er gemütliches Abhängen, nicht alleine, sondern vorzugsweise mit seinem ehemaligen Schulkameraden SEYBOLDT, welcher nach einem kurzen beruflichen Umweg jetzt ebenfalls den Schmiedehammer schwang. Gemeinsam die mentale Sau rauslassen, dafür war hier der richtige Ort. SEYBOLDTS leicht näselnd vorgebrachten Tageskommentare hoben sogleich die allgemeine Feierabendlaune.
SEYBOLDT, ebenfalls von hünenhafter Gestalt, nur eine Handspanne kleiner als RUSTICUS, bändigte seine Blondmähne mittels eines dunkelknallroten Stirnbandes und versuchte, mit einem “Rost im Schuß” - Dreitagebart seine ins fast Unkenntliche verwachsene Oberlippenscharte zu kaschieren. Und er meinte, mit dreist hochgestelltem Rupfenkragen der Eyecatcher aller flüggen Ruhrtöchter zu sein.
Sein dezent sexy säuselndes Näseln sorgte ebenso wie FRANNEKS passend platzende Bonbontüte nachhaltig für gehobene Stimmung. Und wenn an einem solchen Zwitscherabend, geschickt platziert, FRANNEK seinen Kumpel dezent mit Spitznamen “Aal - Sigi” anging, und diesen in launischer Abwandlung gekonnt als genäselten “Aal - Higi” oder “Aal - Igi” aufblies, war´s der Spalten-Treffer grob hin.
Als frisch geborenes Spaltenkind, war er ein Elternschocker schlechthin!
Allerdings, KLEIN SEYBOLDT als Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten-Kind war in seiner Anomalität ein Volltreffer, weil:
„L K G -Spalten die häufigste aller Fehlbildungen darstellen“, erklärte bei der Kindsschau der geschätzte Doktor Prosper Albanus, Vorsteher der angegliederten Sozialstation des Klosters Werethina, seinen besorgten Eltern.
Er fuhr fort:
„Bei fünfhundert Geburten müsse man eben mit einem Spaltenkind rechnen.“
Nach eingehender Untersuchung erkannte Doktor Prosper Albanus eine Lippenspalte als Mikroform einer Lippenkerbe, kombiniert mit einer leichten Nasenscheidewandverbiegung und dominiert von einer einseitigen schmalen Gaumenspalte.
Den besorgten Eltern gab er aber sehr wohl eine hoffnungsvolle, besänftigende positive Prognose mit auf den Heimweg:
Denn, wie er sagte, sei es seiner Erfahrung nach durchaus nicht ungewöhnlich, dass derartige Verwachsungen der Lippen- und Gaumenspalten im weiteren körperlichen Wachstumsverlauf sich von selbst zum Positiven hin wandelten, sprich - mit dem Erfolg kaum mehr sichtbarer Veränderungen - den Weg in eine zeitnahe Normalität fänden.
Nestelte unter einem Stapel Papierrollen eine Tafel hervor, reichte diese den Eltern mit der Bemerkung:
„Und zur Beachtung, bitte sehr, die hier auf dieser Tafel stehenden Anweisungen dienen der frühkindlichen Sprachübung.“
Legte schnell nach:
„Denn dem sprachlichen Manko, dem halb offenen Näseln, genannt “Rhinolalia aperta”, könne man mittels gezielter Sprachübungen vorzüglich Abhilfe schaffen.“
Ein Trost, ein Zukunftstrost, denn KLEIN SEYBOLDT erwachte sodann sehr schnell zum Sensations-Phonetiker, zum H N O - EYBOLDT!
Die Ohren seiner Kameraden wurden fortan derart exotisch beschallt, dass ihnen mehrheitlich glatt die Spucke für Worthänseleien wegblieb. Einige unverbesserliche Quälgeister machten allerdings Bekanntschaft mit einer Zaunlatte. In den weiteren Jahren, fast selbst zu einer Zwei-Meter-Latte hochgeschossen, mit wilder Mähne und einem Rost-im-Schuss-Dreitagebart, wagten nur noch seine Freunde in gehobener Stimmung ein Näselimitat, und das auch nur vorsichtshalber auf Armlängendistanz.
Ganz anders gestaltete sich jedoch der Lauf der Dinge, als zwei Tage nach der hammerharten Schmiedeprüfung sich SEYBOLDT und FRANNEK auf einem Rummel in den Ruhrwiesen von Stehli vergnügten.
Wo urplötzlich so ein Unflat sich erdreistete, den hochgeschossenen Blondschopf mit Spalte von der Seite her mit einem schrägen “ey Blondie“ anzumachen.
„Ey, Blondie, wolls´te?“
Ganz hart vor einem Deeskalations -Pubs, welchen FRANNEK just in time zu platzieren gedachte, saugte SEYBOLDT lautstark Sekret von seinen überentwickelten Tonsillen und landete lamamäßig ein drittes grünes Auge auf der flachen Stehli-Stirn.
Ein glatter Abgang, ein blitzartig geordneter Rückzug, begleitet von einem Stehliharten Lachgewitter, anhaltend bis zur heimatlichen Kneipe, der ”Zornigen Ameise”, auf sicherem heimischen Essener Grund- und Boden gelegen, zündete dort sodann den Abschluss einer heißen Nummer.
Just an jenem Tag hatte die als leicht reizbar geltende Wirtin, bezeichnet als “Giftige Migampel” (ihr Spitzname “Giftige Migampel”, ins Hochdeutsche übertragen, war Namensgeber der Gaststätte “Zornige Ameise”), ihren Ausnahmetag.
Ihren Traum-Fusel-Tag der Marke SCHEIBIKO.
Denn ihr Spezi von der Rottmühle, dieser begnadete Schwarzbrenner, hatte ihr just Nachschub in einem großen Glasballon geliefert.
Die Verkostung lief sehr positiv, SEYBOLDT und FRANNEK inklusive, sozusagen all inclusive!
Tags darauf, beim Katervertreiben mit Soleiern, Senfgurken und Dröppelbier, rumpelte RUSTICUS einher. Zog unterm Rupfenhemd einen Pappdeckel hervor, auf welchem ihre drei Namen verzeichnet waren, beginnend mit RUSTICUS.
RUSTICUS No.1 in großen Lettern, kleiner geschrieben FRANNEK, ha, dieser Halbzwerg, ha, ha und dann EY EY EY- BOLDT, ha, ha, ha!
„So, und jetzt mal Butter bei die Fische, du Migampel, für jeden von uns eine Fischpfanne, mit Sauerkraut und Aräppel.
Wir planen.
Wir planen jetzt ein Ding, hammermäßig. RuhrSchmiedeHammerHart.
Unseren Ausflug auf der Ruhr, jetzt, zur schönen Jahreszeit“, rumpelte RUSTICUS, saugte seinen Bierhumpen bodenfrei, grinste schiefmäulig, orderte allgemeinen Nachschub und legte raumgreifend nach:
„Na, was meint ihr, wer ist noch von der Partie, wer kommt noch mit?
Na, wer wohl, also das Trio aus TRUTMUNDIA, Dortmund, darf keinesfalls fehlen!“
Dieses Trio Infernale oder Infantile, diese drei schrägen Ausnahme Ruhrschmiede Knechte, waren schon nach einem einzigen Schmiede Knechte Jahr in der Lage, einen Hohlkörper, schwimmfähig, mannshoch und mannstoll, in stromlinienförmiger Phallusform zu kreieren.
Tomatenrot, senkrecht arretiert auf offener Ladefläche eines Holzkarrens, musste der Modelltransport ausgerechnet am Fronleichnamstag von TRUTMUNDIA, Dortmund, über den Hellweg bis nach BUOCHENHEIM, Bochum, erfolgen.
So richtig ruhrig wurde die Fuhre auf dieser alten Etappenstraße beschleunigt, als auf dem Gebiet Wattenscheids bei leicht abschüssigem Gelände der Holzkarren rumpelnd und knarrend fast außer Kontrolle geriet. Fest und steif beharrte das Trio unisono auf dem gemeinsam Erlebten, beginnend mit einem unterirdischen Murmeln wie weit entferntes Donnergegrummel, welches in ein sirrendes Gekreisch der Göttin HEL überging, worauf das erzitternde Pferdegespann ausgebremst wurde und ohne weitere Lenkung - wie auf einer magischen Schiene gleitend - seinen Weg machte, bis zum Groten Berg an der Grenze zwischen Bochum-Dahlhausen und Hattingen-Baak, augenrollend, mit Schaum am Zaumzeug.
Erst nachdem der Phallus am nahen Horken- oder Heidenstein in der gurgelnd schmatzenden Ruhr - Flut ab- und hinweg glitt, beruhigten sich die Pferde wieder, wieherten wohlauf, schüttelten ihre Mähnen und bliesen knatternd zum deibeligen HEL-Heim-Ritt.
Fast einen halben Tag lang dauerte der Ruhr Wellen Ritt dieses knallroten Phallus- Irregengels bis hin zur Flussmündung, und da standen die Bewohner vom liberalen DYßBURG; Duisburg, allesamt auf den dicken Stadtmauern, schwenkten laut lachend und labernd Lätze, leierten lapidare Kraft- und Rumpelbrocken.
Sogar die im flachen Uferwasser siedelnden siebzehn Fischschulen steckten synchron ihre Köpfe aus dem Nass und zur Begrüßung auf abgedrehte Art und Weise platzierte ein schnatternder abstreichender Schof Wildenten das Gestüber zielgenau im roten Bereich, im Stakkato-Klatsch.
Keinem einzigen Rotzblag wurde die Kappe über die Augen gedrückt. Die Hellen strahlten heller, den Schwarzen ging´s beinahe zu schnell vorbei, die Lahmen zuckten hoch, die Alten nickten, ja, ja, ja, weitermachen, die Dumpfbacken bekamen Wind und niemand verstand die besondere Phallusrichtung: Nicht rechtsrheinisch schlapp abbiegend sondern geradeaus eingleitend in die Fahrrinne zwischen den Landungsstegen der DEUTSCHBURG vis à vis.
Mit Ruhrenergie geladen, ruhrenergetisch gerüstet und zielgenau!
BLACK HELINGA, Pächterin und kommissarische Leiterin der DEUTSCHBURG, erkannte im anlandenden Ab-Norm-Treibgut einen schlängelnden Pro-Serpina-Gruß der Unterweltgöttin, lasziv verpackt im aberrativen Jux des Trios Infernale oder Infantile aus TRUTMUNDIA, Dortmund.
Ja, sie gewahrte blitzartig einen ultimativ zukunftsträchtigen Fingerzeig:
Einen Gehr-Finger. Einen Go-Go-Gehr-Finger, einen Finger à go go!
Eine gesonderte private Einladung an das Trio aus TRTMUNDIA mit ihren Schmiedekumpanen sollte schon bald von BLACK HELINGA erfolgen, jetzt aber folgte Ruhrschmied Nummer sieben und Nummer acht, gelistet auf dem Pappdeckel von RUSTICUS, sattsam markiert durch einen Fettspritzer aus der Fischpfanne, rumpelig von loser Migampel-Hand auf´s Tischholz geklotzt.
Der Fettfleck dehnte die Namen. Der URI mit dem JURI nahm zuerst Größe, sodann Übergröße an. Wären jetzt URI und JURI STOOSS-MATT-EI persönlich anwesend, sie hätten sicherlich synchron ihren Messerprototyp aus den Gürteln gezogen, eine Feile oder Raspel ausgeklappt und das Malheur säuberlich abgeschabt, in präziser Sweyezzer Manier!
Denn diese eineiigen Zwillings-Gastarbeiter aus dem Alpenland hatten bei ihrer Schmiedeausbildung vornehmlich die Realisation eines Combi-Messers im Kopf. Sie dehnten an Duisburgs lodernden Schmiedefeuern ihre Lehrzeit frech auf vier lange Jahre und fühlten sich im liberalen Duisburg unter den vielen Exulanten sauwohl.
Immer, wenn liebe heimatliche Grüße in Form von Käse, Bündner Fleisch, Nußbrot und Dôle-Wein eintrafen, vornehmlich angelandet von Rheinschiffen am Koblenzer Turm, luden sie in der dortigen rückseitigen Wirtsstube zum geselligen Käsefondue. Zur Abrundung der Jause gab es Bündner Fleischhappen und ungezählte Becher Wein, einhergehend mit der obligatorischen URI-Wette: Bestand nun der Dôle-Rotwein aus dem Wallis aus einem Verschnitt aus Pinot Noir (mindestens 51%!) und Gamay - oder handelte es sich gar um einen reinen Pinot- Noir-Wein?
Ein fröhliches Morgenerwachen oder ein Geschnarche bis zur Mittagszeit klärte beinhart die Verlierer oder Wettengewinner.
Ihre Ruhrfische malmend, den Migampel-Trampel schief beäugend, ließen RUSTICUS, FRANNEK und SEYBOLDT ihre mentalen Schmiedehämmer weit ausholen, drei Mal extra kreisen und dann auf den Punkt bringen, auf den Silberglöckchen-hellen klirrenden Schmiedepunkt bringen, auf Nummer neun, No 9, Number nine.
Wie aus durcheinander wuselnden Gedankenschleifen fokussiert sich, stellt sich ein - wer kann das wohl sein? Jawohl, der Blödel aus BUOCHENHEIM!
Treffer, Volltreffer!
RUSTICUS malte breit grienend in kantigen Majuskeln seinen Pappdeckel bis zum Rand hin mit “B W” aus, sodann “B W” trocken schwenkend, um links-schwenkmarsch in Richtung Donerbalken wegzurumpeln.
Beim Wegräumen der Fischpfannen zischte die Migampel ins linke Ohr von RUSTICUS:
„Ey, du hast dir deine Fische wie ein Piranha einverleibt, hast du aber spitze Zähne?“
RUSTICUS grinste innerlich und äußerlich und näselte:
„Spitz wie Lumpi, hell wie…“, und bekam im selben Moment ihren Wischlappen ans Stirnband geklatscht. FRANNEK deeskalierte - wie üblich - und orderte sogleich für alle doppelstöckige SCHEIBIKOS und einen extra für die Wirtin. Resümierte allgemein beschwichtigend:
„Jawohl, mit “BW” aus BUOCHENHEIM im Bunde wären somit alle Teilnehmer der gemeinsamen Ruhrsause auf dem Pappdeckel von RUSTICUS gelistet. So weit, so gut! Na, wo bleibt er denn ab, unser RUSTICUS, trifft er gerade auf den bösen Geist, der jeden, der zu lange scheißt, von hinten in die Eier beißt?“
Sprach´s kaum aus und bekam einen derben Nasenstüber.
„Mich hat er nicht gebissen, ich hab´ ihm auf den Kopf geschissen“, beschied ihm rumpelnd RUSTICUS.
„Noch 'ne Frage?
Viele Leute kenn´ ich, Toilette fünfzig Pfennig!“
„Du hast wohl heute deinen Jubi-Tag, wie? Oder Werner? Oder was!“
„Allerdings, heute bin ich voll auf Scheibe, hab´ soeben Merklinde getroffen und sie steckte mir, dass noch das Tüpfelchen auf dem i fehlt. Meint ihr nicht auch, dass unser Hufschmiedeknecht WUNNIBALD, genannt “Blödel”, in tierischer Begleitung kommen wird?“
Wieherndes Gelächter hallte durch den Schankraum und mit typisch nagender Neugier bat die Migampel mit großen Augen und noch größeren Ohren um Aufklärung.
Nun ja, es ging darum, ob “B W” aus Bochum-Stiepel, Klapperstraße 2 b, im Anbau der Schmiede wohnend, in tierischer Nähe zur neu angebauten Stallung, einen typisch grauen Deutschen Hausesel beherbergend, einen Superesel, ein weises Grauchen, diesen, seinen Asinus “Äsop”, mitbringen würde!
Vermutlich würde das Trio aus TRUMUNDIA der Idee ebenfalls beipflichten. Und erst recht würden URI und JURI, progressive eidgenössischen Sammler von Donnersteinen sowie begnadete alpenländischen Eselflüsterer und B W's tierische Mentoren, ein derartiges Ausflugsmaskottchen im harten Sweyezzer Wortstoß an Bord willkommen heißen!
Aber, Gemach!
“Äsop”, ein weises Grauchen wie Superesel, war so klug und so geländekundig, dass er sich ausschließlich auf Bochumer Stadtgebiet bewegte, der Gute. Und WUNNIBALD, stolzer Besitzer dieses Stiepeler Esels, fand bislang noch keinen magischen Flüsterspruch für einen gezielten Grenzen überschreitenden Ausritt, obwohl ihm das Tier ansonsten gehorchte und innig anhing.
Der nickte stumm, klapperte mit dem einzigen eisenbeschlagenen Huf, stellte die langen Ohren beide nach vorne, scheuerte Stirn und Hals an WUNNIBALDS Schulter, an seinem Alphatier, genannt “Blödel”. Klappte ein Auge halb zu, blinzelte und erinnerte sich, leicht schauernd, wie er zum ersten Mal seinen Weg zur Hufschmiede gelaufen war:
Da verfügte der Bauer vom Hof Stiepel, noch am Oster-Samstag, kurzerhand seine Trakehner Stute “Krimhild” neu beschlagen zu lassen. Also, wirklich eine einfache Maßnahme für Hufschmiedeknecht WUNNIBALD, dessen Meister ihm die Arbeit noch kurzfristig vor dem langen Wochenende übertrug.
Kaum war die Stute in der Schmiede platziert, folgte gleich hintendrein, unangemeldet, eigensinnig, erbärmlich matt trottend, “Krimhilds” eseliger Stallgefährte – abgemagert und im struppigen Fell.
Stellte sich, wie selbstverständlich, neben die Trakehner Stute, als eseliger Beistand.
WUNNIBALD kam derweil beim vierten Hufbeschlag ins Schwitzen, löste das Stirnband, welches seine Prinz-Eisen-Herz-Frisur bändigte und prustete seinen Fransenpony aus der Stirn.
Asinus “Äsop” gewahrte feinfühlig wie WUNNIBALDS rote Stirnnarbe seine “Kastanien”, die Hornwarzen an den Vorderbeinen, kurz anleuchteten.
Oder nicht?
Nein, WUNNIBALD hatte nur diskret mit Kennerblick Maß genommen, ganz tief unten, huftief. Er zog sodann aus einer abseitig stehenden Werkzeugkiste gezielt einen kleinen Hufbeschlag, welchen er blitzschnell am Vorderhuf des verdutzten und verdatterten Tieres anbrachte. Die prall rote Stirnnarbe schien noch mehr zu glühen und zu leuchten. Vor Anstrengung oder Aufregung - oder gar Erregung?
Nachdem beide Tiere die Schmiede verlassen hatten, kippte WUNNIBALD eine halbe Kanne Braunbier, flüssiges Brot, Aufbaunahrung. Denn noch war der Tag lange nicht vorbei. Erwartungsgemäß braute sich etwas zusammen, aber was?
Kaum mischte der Esel seinen Stiepeler Heimathof mit einem hellen Einhufgeklapper auf, kochte der Bauer vor Ärger und versagte kurzerhand den vereinbarten Schmiedelohn. WUNNIBALDS Meister brummelte: Blödel. Und gab sich sehr mühsam den äußeren Anschein der Entrüstung, explodierte allerdings innerlich wiehernd vor Lachen über diesen einzigartigen Schmiedestreich, wohl wissend, dass sein WUNNIBALD ein ganz neuartig geschmiedetes Glanzstück aus seiner gut gehüteten Trickkiste in Umlauf gebracht hatte.
In Ingrimm, im Zorn, in vollster Wallung, ja, im ärgsten Rumor verpasste der Stiepeler Bauer dem Tier ein paar derbe Fußtritte und prügelte das dumme Eselsvieh vom Hof.
Laut klagend und markerschütternd röhrend, abnorm gepaart mit seinem silbrig hellem Hufgeklapper, trotte er zum Hufschmied zurück. Seine Esels-Schreie bedeuteten klipp und klar, dass er nach dieser berserkerhaften und rohen Behandlung, welche eine Persönlichkeitsverletzung ersten Ranges darstellte, nie wieder auch nur einen Huf auf den Stiepeler Hof setzen werde, gleichzeitig Weh leidend um seine “Krimhild” - eine schwere Trakehner Stute sowie sein wohliges Dickerchen - welches ihm nach seinem Abgang vermutlich noch in vielen heißen Träumen der Erinnerung wieder begegnen wird.
“Was nun, was tun?”, dachte WUNNIBALD.
“Anfüttern und Anbinden sind Trumpf!”, sagte ihm sein siebter Sinn.
Und praktisch erbat er sich eiligst Rat und Tat von seinen eidgenössischen Schmiedekumpanen aus Duisburg, tierisch versiert in der Deutung sämtlicher Phänomene. Hinter vorgehaltener Hand auch Auslegungen von Blitzen und Eingeweiden deutend, Vogelschauen sowie unnatürliche Manifestationen eingeschlossen.
Doch hier sollte die Lösung des Problems nicht schwer fallen! Sie lautete, mit Sweyezzer Präzision synchron vorgetragen von URI und JURI:
„Futterumstellung, Fellpflege, Flüstereinheiten und eine neue Bestallung. Und als allererste Maßnahme eine propere Heilkräuter-Kur. Eine Kur vor Ort!“
„Auf zur Krautschau“, krächzte URI.
„Ja, auf zur Krautschau in der Ruhrau“, doppelte JURI.
Schon rupften sie in den Ruhrwiesen, griffelten sie am Ufer der Ruhr, in dieser ertragreichen und gesunden Grünanlage, ganz gezielt mit ihren Expertenfingern und befüllten einen Weidenkorb mit reichhaltiger Flora. Auf den Löwenzahn rollten die Beinwellwurzeln, große Pestwurzblätter deckten farbfrohes Lungenkraut.
Iii - Aaa, 1 a, Iii - gitt!
Da stand neben seinem neuen Stall, in einem Heilkräuter geschwängertem, grünlich weißem Zink-Leim-Anstrich ein vierhufiges Ostergespenst, Augen rollend, alle sechs Augenmuskeln strapazierend:
Den möglichen Gesetzmäßigkeiten für Augenbewegungen und Augenstellungen folgend, rollten die drei Schmiedeknechte fast zwanghaft mit.
Wen wundert es, dass bei ihnen nach einem gemeinsamen gleichzeitigem Augen- Auswärtsroller eine gemeine gemeinsame grelle Assoziation vorbeizuckte? Gleich dreimal hintereinander?
Iii - Aaa, 1 a - Oh ja!
Asinus “Äsop” klappte seine Augendeckel bündig zu. Noch einmal fühlte er die Striche der Breitborstenpinsel, allerdings anders, ganz neu, ja federleicht wie in spielerischer Pinselführung, wie in gelagerter Strichführung. Ihm wurde wohlig warm. Ebenso den drei Schmiedeknechten, insbesondere dem WUNNIBALD, denn ihm oblag es, aus dem größten Farbtopf den gesamten Rücken und Bauch in roter Farbe zu streichen, während URI den Kopf und Hals in glimmendes Anthrax tauchte, und JURI die Beine und Hufe goldig glimmern ließ.
Und obendrein ein Eselsohr in Tricolor!
Denn:
„Abnorm ist Trumpf“, befand WUNNIBALD und lud spontan seine Schmiedekumpane zum Österlichen Ruhr-Trunk, zum Aufruhr-Trunk, wie zu einer heilsamen Schluckimpfung ins Wirtshaus “Zum Scharfen Eck” ein.
Lex URI und Lex JURI befolgend, also bei abrupter Umstellung auf Frischfutter mit Klee an Rindenspänen, intensiver Fellfpflege, vielen Streicheleinheiten und täglich frischem Stroh im Stall, ließen das Grautier zu einem ausgeprägt schönen Deutschen Hausesel gerieren.
Auf stattlichen anderthalb Metern Schulterhöhe dominierte sein großer Kopf mit den charakteristischen langen Ohren. Eine sauber gestutzte aufrecht stehende Nackenmähne, breite Kastanien an den Vorderbeinen, ein langer Schwanz mit eseliger Endquaste stachen da ins Auge. Ebenso der dunkle Aalstreifen auf dem Rücken, der helle Bauch und das gleichfalls hellfarbige Maul. Und erst recht der einzeln klappernde Huf, dieser Silberglöckchen-hell klirrende solitäre Huf, sorgte für Aufmerksamkeit, ja sogar für ungestüme Begeisterung und für massenhaften Zulauf in der Hufschmiede, Klapperstraße Nr. 2a, dem Ort schändlicher Hufbeschlagung durch den Hufschmiedeknecht WUNNIBALD.
Und immer, wenn WUNNIBALD in Bochum um die Ecke bog, als Blödel WUNNIBALD, als BW, als grellster Bochum-Stiepeler Hufschmiedeknecht, dann klimperte “Äsops” Silber-Hammer-Huf als Einleitung für die besten beinharten Eselwitze. Breitmäulig vom Stapel gelassen, tierisch im Abgang.
Als kleine Pointe am Stammtisch der Dorfgewaltigen baut er ohne Lizenz eine Eselsbrücke und tönt:
„Drei, drei, drei – bei ISSOS Keilerei“ (Sieg ALEXANDERS D. GR. über den Perserkönig DAREIOS III.333 v. Chr.) und wurde vom Oberlehrer im fleckigen Rubor bejahend benickt. Gleichzeitig erblüht der Zentralprestel des Popen, während er die Eselsgurke und die Spritzgurke gleichwohl mehrfach hoch leben lässt. Nur die schwer verdauliche Eselsfeige bremst weiteren verbalen Ausfall.
Und mit flinker Erwähnung der Eselsbrüder, der TRINITANER, grinsend verpackt im geschichtlichen Seitenhieb-Bonbon, folgt bündig WUNNIBALDS Spruch:
„Dank für Speis und Trank und drei Maß Bier für´s Äsop Esel Tier!“
Nach dieser tierischen Tiefenbohrung servierte die Migampel kurzerhand grienend eine Freirunde mit der Bemerkung: „Jungs, haut weg!“
SEYBOLDT setzte seinen Humpen spontan ab.
Es machte bei ihm “Klick”, und im Durch-Blick-Klick postulierte er DIE TEILNEHMERLISTE:
„Der Übersicht wegen, Ruhr abwärts gleitend, dem Ruhrflussverlauf folgend, ergibt sich also unsere Teilnehmerliste, beginnend in TRUTMUNDIA, Dortmund, wie folgt:
1 2 3 Trio Infernale, Trio Infantile, TRUTMUNDIA
4 Wunnibald, gen. Blödel, BW, BUOCHENHEIM
4 a Asinus “Äsop”, BUOCHENHEIM
5 Rusticus, ASNITHI
6 Frannek, ASNITHI
7 Seyboldt, gen. Aal - Sigi, ASNITHI
8 Uri, Gastarbeiter, eineiiger Zwilling, DUIßBURG
9 Juri, Doppler, DUIßBURG.“
RUSTICUS nickte zustimmend, ohne zu bemerken, dass die Eselei auf seinem Pappdeckel damit elegant eliminiert worden war.
Quem juck it, wen juckt´s, was soll´s, vornehmlich wichtiger erschien ihm, beim Treffen seinen brandneu geschmiedeten Jumbo Grill Spieß vorzuführen und zum Einsatz zu bringen, sowie den gemeinsam mit FRANNEK aus der Taufe gehobenen Idealspaten gleich bei Grabearbeiten und Wurzelstechen ausgiebig zu prüfen. Lobte das geschmiedete leichte und elastische Spatenblatt über den grünen Klee, hob den wackelfreien, doppelt mit dem Spatenblatt vernieteten Stiel - natürlich aus hiesigem Eschenholz hervor. War gar nicht zu bremsen, denn das Tüpfelchen auf dem i war ein warm in der Hand liegender Kugelgriff. Abgekupfert von FRANNEKS Körpermaßen.
„Hast du wenigstens nackend Modell gestanden?“, quietschte die Migampel.
FRANNEK schlug schnell die richtige Seite in seiner mentalen Deeskalationsfibel auf, tätigte einen abrupten Szenenwechsel und bot an, mit Hilfe seines umtriebigen Vaters, ein geräumiges Ruhrschiff nebst Besatzung zu chartern.
Ja, gut so! Einverstanden! Im gleichen Atemzug erklärte SEYBOLDT sich bereit, in Schönschrift die Einladungen zu versenden, wonach das Treffen am siebten Juni auf der Ruhrwiese neben der allgemein bekannten Essener Ruhr-Rott-Mühle stattfinden sollte.
Voll und ganz zufrieden mit ihren geschmiedeten Plänen, dehnten und räkelten und lümmelten sie sich bräsig am Eichholztisch, startklar fürs gepflegte Abhängen, startklar fürs Witze erzählen, endlich startklar, das Thema “Frauen” ausführlich anzugehen, als sie jäh von einem leibhaftigen sehr jungen Prachtweib in Kupfer roter Lockenpracht überm grau-blauen Schwesternkittel abrupt aus ihren schweifenden Gedanken gerissen wurden. Da flog die Tür vom Schankraum knallend auf, im sonoren Hochton erklang sehr aufgeregt:
„Mutter, das Sattelschwein ist ausgebüxt!“
Weder FRANNEK noch SEYBOLDT konnten wechseln.
Einen langen Lederriemen vom Garderobenhaken pflückend, in ihren wildledernen Schnürstiefeletten herumtänzelnd - wieder flink in Richtung Tür abdriftend - schien der Spuk schon fast vorbeigerauscht, doch an jenem Donnerstag schlug bei RUSTICUS der Blitz voll ein.
Als RUSTICUS-Tag.
Als knallrot leuchtender Segelohr-Tag.
Mit einem außergewöhnlich flinken Satz war der Zwei-Meter-Mann neben ihr, griff gezielt das lose Ende des schlapp flappenden schmalen Lederriemens, zog an, zog noch straffer an und rumpelte ganz gezielt:
„Ich helfe dir beim Suchen, willste?“ und setzte spitz hinzu: „Und anschließend geht’s inne Pilze!“ Tür auf, Tür zu, und FRANNEK und SEYBOLDT und die Migampel als verdutzt dreinblickendes Trio zurücklassend.
Sehr geschickt fischte sie mit einem Flachholz drei Soleier aus dem bauchigen Standglas, bugsierte sie federnd mittig auf drei Teller, gab Öl und Essig hinzu und drückte sie sehr langsam entzwei, auf dass sie nicht weg fitschten, gekonnt, sehr gekonnt, und sehr breit grinsend sagte sie:
„Das war Johanna, genannt JOJO, meine Tochter, mein aufregendes, quirliges Bankert-Kind. Initiiert bei einem Wanderpredigertreffen hinter dicken WERETHINA Klostermauern. Im Ergebnis ein holdes Mädchen, klein Johanna, klosterschulengeschärft und mit Praktikantinnenabschluß bei den barmherzigen Ordensschwestern. Außerdem eine virtuose Längsflötenspielerin. Euer Kumpel RUSTICUS wird heute mit Sicherheit ALPHA et OMEGA buchstabieren lernen, in Kombination mit dem “Hohen C“. Da brauchen wir gar nicht auf die Rückkehr der beiden Spezis zu warten.“
Als sie sich gerade die zweite Eihälfte salzte, federnd auf dem Teller breitdrückte, flog schon wieder die Schanktür auf und im Rahmen standen Bauer Bund-Schuh mit seinem Bello Bo-Do, lefzig seibernd. Am kurzen Strick geführt, präsentierte der Bauer das grunzende Sattelschwein Orlando und donnerte in den Schankraum:
„Hier ist der Fang des Tages. Mein Bello Bo-Do ist schon voll auf seine Kosten gekommen, gleich fünf Mal hat er sich zwickend über den Orlandohintern her gemacht und ich selber habe bei der schweinischen Rückführung eine staubtrockene Kehle bekommen!“
„Du hast eine äußerst charmante Art, einen Humpen Freibier zu ordern“, zischte die Migampel.
„Wer spricht denn hier von einem Humpen Freibier“, sattelte Bauer Bund-Schuh drauf.
„Jetzt, am Abend, fängt der Tag erst einmal richtig an, prost!“
2
Pünktlich am Freitag des siebten Juni trudelten RUSTICUS, FRANNEK und SEYBOLDT gegen Mittag just am abgesprochenen lauschigen Lagerplatz im üppigen Ruhrwiesengrün als erste ein.
Spontan erkannten sie den idealen Platz zum Errichten ihrer Zelte unter dem Laubdach, am Fuße eines kolossalen Baumstammes einer imposanten, fast dreißig Meter hohen Schwarzpappel, eines uralten faszinierenden Baumriesens, krumm und schief und knorrig stark gewunden.
Ins weiche Pappelholz trieben sie mühelos zwischen die ausgeprägten Rindenwülste ihre selbst geschmiedeten Haken und Halteringe für Kleidungsstücke, Wassersäcke und Proviantbeutel.
Im maßvollen Abstand von dieser solitär stehenden Pracht-Pappel wuchs ein Weiden-Trio, ein Drilling von Kopfweiden. Feixend vergaben sie dieses natur belassene Idyll an das Trio Infernale aus TRUTMUNDIA, Dortmund, als “Logenplatz der Charakterköpfe”, stilbildend im schönen Auenbereich.
Aber wo blieben sie denn, schließlich hatte SEYBOLDT in seiner Einladung vorsorglich neben der genauen Wegbeschreibung noch einige wichtige Hinweise für die Versorgung ihrer Pferde angemerkt!
Kaum erwähnt, hörten sie das platschende Anlanden einer kleinen Ruhr-Aak an der Uferböschung, das krächzende Geschnarre der Doppler URI und JURI, übertönt vom lauthalsen Fluchen des Bootsmannes, dessen Wurfanker sich in einem aufragenden Wurzelteller verklemmt hatte.
Nach kehlig lautstarker Begrüßung entkorkte das Duo gekonnt eine Magnum Dôle- Rotwein, welche sich artig zum Vollschluck in die Sechserrunde aufmachte, auf dass der Bootsführer der Ruhr-Aak alsbald kreuzfidel die Rückfahrt antrat.
URI und JURI verschwanden sodann unterm Maßholdergeäst, knackend, sich knarzend installierend, dabei Habitate fürs Gekreuch aufmischend. Eine daumendicke kupferfarbige Blindschleiche zischte ab und vermutlich gehörte dieses schwarz glänzende, fette Hinterteil, schnell seitwärts weg gleitend, einem Lochbewohner der Spezies Biberratte, alternativ auch Sumpf- oder Schweifbiber.
Ein erstes kleines Lagerfeuer wurde entfacht, sollte doch die hohe Rauchsäule einen markanten Orientierungspunkt für's Trio Infernale aus TRUTMUNDIA, erst recht eine effiziente Hilfe für Blödel WUNNIBALD aus BUOCHENHEIM, Bochum, sein. Zusammen mit seinem Esel “Äsop”, diesem Superesel.
Während Schäfer Lachnit vom oberen Uferland herübergrüßte, näherte sich von dort gleichzeitig eine geschlossen eintrudelnde Trias aus TRUTMUNDIA, Dortmund.
Na endlich!
Diese auf drei Rappen gegossenen Figuren, diffus im Gegenlicht schwankend.
Imposant!
Imposant abrundend bepackt.
Tetra-Pack!
Eine bestechende Tetra-Pack-Textur:
Ad primum Rappe THIER mit Schmiedegeselle und Doppel-Pack-Sack.
Ad secundum Rappe KRONE mit Schmiedegeselle und Doppel-PackSack.
Ad tertiam Rappe UNION mit Schmiedegeselle und BW im Hucke-Pack.
Missing in Action: Asinus “Äsop”, der Superesel, das weise Grauchen.
Kommunales Gelächter waberte beim spontan gereichten Satteltrunk. Gezielt tierisch wieherndes Gelächter begleitete sodann den Pferdearschtrunk für Hufschmiedegeselle BW, welcher bewusst breitmäulig vorauspreschend einen seiner neuesten brisanten Eselswitze abschoss, um vom BUOCHENHEIMER GRENZDEBAKEL abzulenken.
Aber das Trio sorgte mit begeisternd breitgetretener Berichterstattung für infernalisches Gelächter.
Im Verbund kodderte Dort-Mund:
„Schon beim Treffpunkt unterm Stiepeler Tor in BUOCHENHEIM mussten ihre Rappen den vor sich hindösenden Esel nebst seinem aufsitzenden grellen Herrchen, seinem Alphatier und Tagträumer, wach wiehern.“
Als tierischer Auftakt des Tages sozusagen, bei welchem Asinus “Asop” spontan entschied, diese drei großen schwarzen Angeber ostentativ zu ignorieren.
Immerhin notierte er beruhigend, dass die schwarzen Fieslinge davon absahen, ihn von allen drei Seiten intensiv zu beschnuppern, ihm den Räpp-Hengst zu machen! Als Affront wertete er allerdings die Order, dem Reitertross voranzutraben, als Schrittmacher zu fungieren, voranzutraben, um ja nicht abgehängt, übersehen oder gar verloren zu gehen. In der weiten unbekannten Ruhraue oder auf dem Hellweg, diesem ihm wohl sehr fremden Terrain.
Frechheit, dachte er.
Schiss ihnen einen vor den Koffer in Form kompakter formvollendeter Bochum Stiepeler Eselsköttel, glänzend im Abgang, drei dampfende Tretminenfelder füllend.
Bodenlose Frechheit, sinnierte Asinus “Äsop”.
Jetzt aber, jetzt aber erst recht, schaukelte er sich selber auf.
Jetzt zeige ich euch einmal was eine Harke ist, ihr schwarzen Oberflurzer mit zippeligen Kurzohren, ihr TRUTMUNDIA-TROTTEL, euch werde ich zum TRUTMUNDIA-TROTTEL-TRANSPORTER degradieren!
Und er tat es wieder.
Abrupt.
Mitten auf der Bochumer Stadtgrenze.
Lauthals berichtete darüber das Trio Infernale. Da war von Ausschlagen, Bocken, Bockeln oder Buckeln die Rede, vom urplötzlichen Erstarren als Grenzstopper, von personifiziertem Eigensinn, von einer Eselei hoch drei.
Hufschmied Wunnibald musste absitzen.
Pure Schadenfreude ringsum.
Dabei entging der feixenden Bande, wie sich Wunnibald von seinem “Äsop” durch kurzes Augenzwinkern verabschiedete, ebenso blieb sein leises Eselsgeflüster und eine dezente Eselstreicheleinheit unbemerkt.
Sie vernahmen allerdings ein abgehendes markiges aufrührendes Röhren bei trippelnd verhallendem Silberhuf. Als Tüpfelchen auf dem i skandierte Wunnibald das Motto vom artgenossigen Urvater Esel:
„Ich bleibe hier, in meinem Revier.
Ich, König Langohr.
In roher Lust auf Weibchen Pferd.
Um Maultierhelden zu zeugen.
Eselige Endstufe.
Punkt!“
Hinter Bochum bogen sie um die Ecke, um zu Pin-Köln.
Schon kochten neue Eselwitze hoch, witzelnd verpassten sie an der Stadtgrenze zu Essen den von SEYBOLDT sorgsam beschrieben Pfad an der Göpelbecke, einem versteckt gelegenen Bach im lichten Buchenwald, einem hellen Quell zur Tränkung ihrer Pferde. Weniger witzig, da unvermeidbar, war daher ein unbequemer Umweg zum Gasthof der “Zornigen Ameise”.
In dräuender Erwartung quietschigen Migampel-Gehampels, gepaart mit giftigem Spott, versorgte sie das Rappen-Pack wider Erwarten zügig mit frischem Wasser, lud die Jungschmiedeknechte gar zur Einkehr auf ihrem Rückweg ein zu SCHEIBIKO und SCHU-BI-DU-BI-DU.
Da blieb ihnen doch glatt die Spucke weg.
Da mussten sie den Rohling der Einladung erst einmal an- und später dann genüsslich verdauen. Klingelingeling - klingelten die Silberglöckchen in ihren Ohren – hampelig und migampelig.
Die müden Rappen wurden dem Bauer Bund-Schuh-Knecht zum Versorgen und Einstellen übergeben, zeitgleich ließ Freund und Kupferstecher FELIX VAN BOTTEL, begnadeter Schwarzbrenner und Eigner der Rottmühle, einen Hekto Bier und einen randvollen Glaskolben mit hochprozentigem Ruhr Geist rüberwachsen.
WAMPF! Das passt!
Und wenn auch am heutigen Tage am lodernden Feuer nicht geschmiedet wurde, so war es doch wie immer gleichwerte Männersache, das Rohe ins Gare zu überführen. Fleisch im Feuer, Happen vom Grill. Native Art, die Gruppe archetypisch zu nähren. Und für URI und JURI war es selbstverständlich, beim Nachlegen von Buchenholz-Scheiten, einen Löffel Butter in die Flammen zu geben - zur Besänftigung des Feuergottes - angeblich!
Geschwind steckten sie Fleischstücke auf Ahornstecken, da direkt beim ersten Grillgang während der Aufheizphase der Jumbo-Stecker, dieser neue extralange Grillspieß von RUSTICUS, hell knackend zersprungen war, zum Glück “gedönsfrei”.
SHIT HAPPENS!
Stimmung im grünen Bereich!
Und krass darüber!
Gut gesättigt, den Mageninhalt keimfrei verdaut dank Ruhr-Geist, umbrandet von zischenden Bierwogen, kam jetzt die Hohe Zeit, die Hohe Vollmond-Zeit.
Als erster zerrte sich RUSTICUS den Rupfen vom Leib, angelockt vom Frischnass, und machte den Anfang einer mondbeschienenen Nacktbaderunde in der schmatzenden Ruhrflut Eine kleine Kiesbank, diffus beschienen, bot einen vermeintlich griffigen Einstieg in das anthrax-glitzernde träge dahin gleitende Gewässer. Jedoch birgt jeder Uferstreifen, und dieser im Besonderen, seine ungeahnten Überraschungen. Schon bei seinem ersten tapsigen Schritt versank RUSTICUS knietief im Schlamm, im ruhrig aufgemischten Ruhrschlamm, rutschte tiefer und tiefer, fuhr glibberig ein in den kühlen Biotopkomplex. Wasserschnecken zwischen den Zehen. Schabende Schlingwurtz im Wadenbereich. Reflexgriff. Hinein, hinab. Heraus und “Klatsch!”, schon bekommt Nachbar-Nacktbader SEYBOLDT einen Anwurf, einen vollprankenbreiten Schlammwurf, eine volle Breitseite, Schlingwurz gespickt.
Und volles Hörnchen retour
Achtung!
Schlammschlacht!
Eine spritzige, heftige Begegnung zwischen Mensch und Tier einbegriffen. Da fliegen Ur-Molche, Kröten, Rotbachunken, Nacktschnecken, niedere Ruhrwürmer, streifen Bumskopf rund und Bumskopf eckig. Glibbern glitschig am Quadratschädel, dem kantig harten. Glitschig ruhrig aufgemischtes Allerlei.
Gesellige Biberratten, alternativ auch Sumpf- oder Schweifbiber, retteten sich in ihre Baue in den Uferböschungen, klappten die flachen Schwanzpaddel schützend über ihre Köpfe. Aufgeschreckt sprangen zahlreiche Ruhrfische im Dreieck, wurden sogleich zielgerecht im Scheitelpunkt von SEYBOLDTS Breitpranken gepackt. Im Handumdrehen zappelten ein paar Aale, Äschen und Schleien in der Uferwiese. SEYBOLDT als Mond beschienenes Nacktgespenst hechtete hintendrein, spurtete zu seinem Zelt, ergriff sein Fischmesser, nahm sehr gezielt die Fische aus, schlug die Aale platt und gab das Fischgedöns in die ersterbende Holzfeuerglut. Fügte Ruhrnatur in Reinnatur hinzu: Breite Sauerampferblätter, Löwenzahn, Mädesüß und Triebspitzen von Brennesseln. Bedeckte den Gluthaufen mit dicken Kartoffeln, abschließend mit Gras.
„So“, erklärte er kurz und bündig seinen glasig dreinblickenden Schmiedekumpanen, „nach nächtlichem sehr langsamen Durchgaren werden wir morgen früh die Basis für ein ausgiebiges Katerfrühstück vorfinden. Und nun eine gute Nacht allerseits!“
Eierte zu seinem Zelt, rollte sich dort in eine kratzige Pferdedecke.
Lugte noch einmal kurz durch einen Zeltschlitz hinaus:
Vollmondlicht auf Anthraxband des Ruhrflusses, glucksend.
Silberanthraxkräusel kleiner Wellen, plätschernd.
Schnarchquartett von rechts.
Knatternd abgehende Leibeswinde von links.
Von oben spitze Schreie des Nachtvogels.
Mondvogel, Puvogel.
Bleischwere Glieder.
Mäusegepiepse.
Erdiger Bodengeruch.
Kopfgepiepse.
Schlammig fischiger Handgeruch.
Streift den glatten Griff des Fischmessers.
Wohliges Lächeln an Schlafnetz, im Schlafnetz werden die Maschen enger:
“Er kann im Fisch arbeiten.
Schlamm. Matsch Klatsch.
Fauliger Modergeruch.
Leichengeruch.
Der roh gezimmerte Holzsarg.
Junge, das wird was.
Sieh mir mal zu.
Der Zimmermann-Hammer fällt.
Fällt wohin?
Balkenbruch.
Genickbruch.
Schulabbruch.
Die Kutte.
Kratzt, kratzt, kratzt.
Umzug.
Ora et labora.
Mutters Marketenderwagen.
Die gelbe Fischtonne.
Er kann im Fisch arbeiten.
Abt Origines.
Otto umarmt ihn.
Origines umarmt ihn.
Otto et Origines.
Hier ist die Schreibstube.
Mutter weint.
Im schwarzen Kleid.
Die Kutte.
Frannek rollt ein dralles Baiser.
Unter die Kutte.
Abt Origines ohne Kutte.
Weiße Schwabbelwülste.
Schweinepimmel.
Saurer Rülpser.
Die Frühglocke.
Aufstehen.
Hinfallen.
Fanfaren.
Wir verlassen den irdischen Sektor.
Du Seelenfeind?
Ich Schmied Seyboldt.
Ich Matutin, 4.15 Uhr Morgengebet.
Im Kräuterbeet.
Mühselig.
Rein klerikale Erfindung.
Meisterhaft.
Der Natur ganz nah.
Kartoffeln.
An Sauerampfer.
Im Kräuterbeet.
Liebe deinen nächsten.
Die Zaunlatte.
Ey, Blondie!
Birkenhübscher Bubi.
Blutende Stirn.
Steine schleppen.
Ich schleppe, du schleppst.
Konjugieren.
Schlappschwanz.
Hopfen und Malz.
Bohnen an langer Stange.
Baisers an langer Stange.
Johanna an langer Flöte.
Flötende Zaunlatte.
Spitzmaul.
Breitmaul.
Kutte von unten.
Unbeweibter Diener.
Stuhlgang.
Im Kräuterbeet.
Petri heil.
Der Natur ganz nah.
Dickdarm.
Fingerfertige Flötistin Johanna.
Schmelzpunkt.
Siedepunkt.
Stiebende Funken.
Ohne Lob kein Brot.
Rusticus mit Funkenschweif.
Vogel im ruckenden Flug.
Meckernde Himmelsziege.
Migampelgehampel.
Johanna in braunen Stiefeletten.
Taub.
Volltaub.
Absturz.
Im warmen weichen Flaum.
Nein, ich will nicht.
Rappe Thier leckt an mir.
Soll fromm sein.
Glaube mir.
Und beten.
Sei mit mir.
Bis die Suppe kalt ist.
Ich habe Hunger.
Hin et nunc.
Nicht morgen.
Tierisch kaputte Tauben.
Ohne Lob.
Vagabundennot.
Volltaube Tauben.
Stecken auf Jumbospieß.
Vogel friß oder stirb.
Langsamer.
Langsames Verbiegen.
Hosiannamäßig verbogen.
Tod.
Frische Lämmerköttel.
Mädesüß.
Freitag ist Fischtag.
Freitag heißt Otto.
Mein Name ist Luzi.
Viele Leute kenn ich.
Peng wie Georges.
M wie Montag.
Möhriger Montag.
Du bist so gut zu mir.
Kalter Wintermorgen.
Himmelsleiter.
Witwe Kaldemorgen.
Was du heute kannst besorgen.
Onkel Ottos Motto.
Er kann im Fisch arbeiten.
Im Fisch. Am Fisch. Durch den Fisch.
Auf den Tisch.
Mein lieber Scholli.
Oheim Otto.
Rollmopsrund.
Fiskeboller.
Es bleibt beim Fisch.
Er kann im Fisch arbeiten.
Silberfisch.
Plackerei hoch drei.
Durst.
Höllenglut.
Faucht.
Rauscht.
Im Ansprung.
Schwarze Todesschwinge.
Silberbirken-Tanz.
Glitzerfisch.
Auf den Tisch.
Freitagsfisch.
Flötenfisch.
Johanna beißt in Flöte.
Kugelblitz.
Rumkugeln für alle.
Ey, Seyfritsch!
Blankaal im Bottich.
Utrecht im Regen.
Onkel Otto mit Schwarzbrot.
Aal-Sigi im Steintopf.
Glitzermesser.
Ruhrspur.
Seyboldt und Cie.
Sigi macht in Aale.
Oude Genever.
Kehlschnitt.
Fehlschnitt.
Butterweicher Schnitt.
Zappelheringe.
Fette Störe.
Rogenpressen, abseihen, salzen.
Abfahren, in jedem Arm ein langer schleimiger Stör.
Das Messer zwischen den Zähnen.
Wellenritt.
Heimritt.”
SEYBOLDT schnappt nach Luft und blinzelt.
Späht durch den Zeltspalt:
Draußen Graugelichter, Nebelstriche.
Drinnen Hand am kalten Messergriff.
Schnarchquartett von rechts.
Knatternd abgehende Leibeswinde von links.
Ja, hier in den Ruhrwiesen ging’s gestern rund!
Grinst wie ein satter Säugling, rutscht noch tiefer unter die Pferdedecke und die Schlafmaschen des Schlafnetzes ziehen sich wieder zusammen, werden eng und enger.
Ein ganz langsames Ruckeln - was macht Asinus “Äsop” hier, ist er unbemerkt in der Nacht eingetroffen? Blinzelt in einen glänzenden rosigen Doppelstecker, fährt hellwach hoch, fühlt den feuchten Schweinerüssel am Knie aufwärtssteigend, rappelt sich hoch und bekommt dabei die ersten knarzigen Wortbrocken um die Ohren - im Doppelknack:
„Guten Morgen mit Musik!
Toller Tag!
Auf lasst uns brechen!“
Nicht zu fassen!
Präzise um acht Uhr standen URI und JURI als erste auf. Krochen unterm Maßholder hervor, griffen sich gezielt ein junges Sattelschwein aus dem Stall bei der nahen Rottmühle und starteten ihren tierisch schweinischen Weckappell.
Ganz schnell.
Ganz grell.
SEYBOLDT rief seine Kumpane zum Katerfrühstück. Zerlegte gekonnt den gestrigen Gluthaufen. Zerrieb auf der Zunge:
„Wünsche einen guten Appetit!“
Wohlriechendes blähte die Nasen. Voll durchgegarte, duftende Kartoffeln rutschten fast ungeteilt durch den Schlund, gefolgt von Fischhappen in kräuterfrischem Aroma. Schwarzbrot und Grieben gingen ab wie Zäpfchen. Man lutschte sauer eingelegte Gurken, man lümmelte und dehnte sich. Erste warme Sonnenstrahlen durchdrangen nachtfeuchten braunen Rupfen, dünsteten Braunbierreste an Fusel aus - bildeten ein hochwirksames Mücken-Repellent, einen Schutzfilm für jetzt und gleich und später und fürderhin.
SEYBOLDT durchforstete seinen “Rost-im-Schuß-Mehrtagebart“ nach widerspenstigen Kräuterresten, beschloss spontan, ganz ungefragt, in persönlicher Traumnachlese im Aal-Sigi-O-Ton seine Fischfertigkeiten zu erklären, wobei er ausnahmsweise sein Fischmesser, diesen super Einhand-Spänner, an seine Schmiedekumpane weiterreichte, auf dass jeder von ihnen diesen Edelstecher ausführlich sowohl optisch als auch haptisch erfahren konnte. Rutschte etwas weiter in ihre Mitte, bildete das Zentrum zwischen Grillort und Grasbett, räusperte sich und legte mit halb zugekniffenen Augen los:
„Ein halbes Jahr bevor wir unsere Ausbildung als Ruhrschmiedeknechte begannen, starb mein Vater. Geldmittel fehlten, meine Mutter und ich setzten uns zwangsmäßig kleiner in einer dürftigen Behausung.
Das Schulgeld brachte meine Mutter nicht mehr auf, es fehlte an Allem, es reichte weder vorne noch hinten. Die spontane Aussicht auf einen Arbeitsplatz im Kloster auf der Schreibstube würgte mich.
Könnt ihr euch etwa vorstellen, wie ich in brauner Kutte bei den WERETINA - Mönchen auf einer Schreibstube hocke, geleitet von einem dicken glatzköpfigen Bruder neben oder hinter mir?“
„Warum nicht“, tönte FRANNEK spitz, „mit deinem zu Zöpfchen gedrehten Blondhaar wäret ihr ein schönes Paar!“
Keckerndes Lachgewitter.
„Nun ja“, fuhr SEYBOLDT souverän wie redelustig fort.
„Zum Glück half mein Onkel.
Er besorgte den Kauf eines Marketenderwagens, auf dem meine Mutter in ihr neues Leben abfuhr und, da mein Oheim Otto ein äußerst agiler Fischhändler war, vermittelte er mir kurzerhand eine praktische Ausbildung in einer Spezialitäten-Fischfabrik im niederländischen Utrecht.
Was soll’s, diese flachshaarigen krächzenden Burschen nannten mich gleich den “diutisken Siegfried”, Strahlemann in blondem Haar. Knarzten “Sieschfritz” oder “Seyfritsch”, verkürzten knapp auf “Sigi”.
An meinem Geburtstag stand völlig unerwartet mein Oheim Otto im Rahmen, hörte belustigt wie ich “Sigi” gerufen wurde, war sichtlich angetan wie ich geschickt Aale plättete, brach in wieherndes Gelächter aus und sagte:
„Ab heute nenne ich dich Aal-Sigi!“
Er wischte sich seine Lachtränen mit dem Handrücken von beiden Pausbacken und holte dann zu meiner Freude Schwarzbrot, Grieben mit Speck und Braunbier als heimatlichen Gruß aus seinem Leinensack hervor.
„Aber, Männer! Ihr wisst ja, wer zuletzt lacht, lacht am besten, nicht wahr!?
Zuvorderst ging es natürlich sehr fachlich ans Eingemachte zur Sache. Und mein Oheim bekam exakt zu hören was er wollte. Ich erfand kurzerhand den Fisch neu. Erklärte maulfertig: Nach Schätzungen seien exakt 77% der in den Handel gelangenden Fische noch nicht geschlechtsreif, was den Beständen arg zusetze. Mit einem gerade hier entwickeltem einzigartigen Lineal können Käufer messen, ob der als Dorsch bekannte Kabeljau schon groß genug ist. Auf dem Lineal “Fiskenmaster” sind auch die Mindestgrößen von Scholle, Sprotte, Hering, Makrele und Steinbutt markiert. Der Ostsee-Kabeljau (Dorsch) muss demnach 43cm groß sein, der Kabeljau aus der Nordsee 68cm.“
SEYBOLDT spülte seinen Schluckauf-Hicks mit einem Becher Wasser fort, grinste in die Runde und steuerte den Höhepunkt zielgenau an:
„Zum Schluss zog mein Oheim Otto, fast mit spitzen Fingern, mein Geburtstagsgeschenk aus seinem Reisesack. Reichte mir, gut verpackt in einer kunstvoll gestalteten Geschenkverpackung, humorvoll grienend, dieses Super-Messer, welches gerade ausführlich durch eure Pranken gleitet.“
Kippte einen weiteren Becher Wasser und setzte nach:
„Zuerst war da dickes Papier, eine exakt verarbeitete Verpackung: Scharfe Kanten, glatte Linien, fühlbarer ökonomischer Einsatz von Material und Arbeit, vermutlich von einer Frau erstellt. Den kleinen Papieraufkleber mit einem schwungvollen Namen trennte ich ab und legte ihn beiseite. Öffnete die Schachtel, welche von innen mit wasserblauen Wellenlinien dekoriert war. Und mit Hinweis auf den speziellen Aufgabenbereich des Messers, welches am Boden der Holzschachtel in einer ausgestanzten Mulde glitzerte, war dieses spielerisch gesichert durch einen dicken Holzfisch als seitwärts zu drehender Riegel.
Mein Onkel griff geschwind und sehr gezielt das Glitzerding und legte mir den Messergriff in meine rechte Hand.
Männer!
In diesem Augenblick verschmolz meine rechte Hand mit diesem Handschmeichler, ich wechselte ostentativ in meine linke Hand, war voll beeindruckt.
Hammerhart.
Ich ergriff meine neue Welt mit beiden Händen, vereinte sie im Zukunftsgriff.
Ahnte Feinarbeit, Spitzenarbeit. Prüfte sehr genau den spitzen Klingenschliff, bog die Klinge.
Lachte auf, lachte im blitzenden Stahl mich selbst an. Und lachte noch einmal auf über meine neue Blitzidee - und stieß sodann blitzartig zu euch - Fisch, ade!“
In Begeisterung schwelgend, leerte SEYBOLDT noch einen weiteren Wasserbecher vollschlucks, forderte sein damasziertes Handschmeichlerjuwel zurück und zitierte hart neben der Ruhrspur einen Maxe:
„Es braust die Ruhr ganz prall wie Donnerhall. Wollen wir des Flusses Meister sein!?“
Ex abrupto landete spritzend und sprotzend eine Ruhr-Aak an, begleitet von kehligen Kommandos des Steuermanns, wuchs massig in greifbarer Ufernähe.
FRANNEK strahlte vor Freude, griente wie der Wickelbär von einem Ohr bis zum anderen, schlug sich vor Begeisterung auf die Schenkel und ließ ein langes abgerundetes kugelrundes “Boo, eh!” vom Stapel.
Da hatte sein Vater doch tatsächlich die Ruhr-Aak bei der Xantener Sippschft der Höhner gechartert! Léon, der Schiffseigner, bei Insidern als Ikone gehandelt, galt weithin als erfahrener, weitgereister Einhand-Eissegler, Gewinner des Issel-Cups, obendrein einäugig und, wie man munkelt, eineiig.
Sprang behände als erster an Land, gefolgt von einer neunköpfigen Bootsmannschaft rotbackiger Robustos, groben Gestalten mit fransigem Flachshaar und kantigen Gesichtern wie aus Schiffsholz geschnitzt, in exzellentem Format - genial daneben.
In ihren grünen ärmellosen Netzhemdrupfen wirkten die gewaltigen muskelbepackten Arme und Schultern riesengroß und standen in einem grotesken Verhältnis zu ihren schmalen Unterkörpern. In toto boten sie ein Standbild in leicht vornüber gebeugter Kackhaltung. Dabei weichgezeichnet, da die Beseglung der teilweise gerefften Segel sich ebenfalls speigrün zeigte, eher crescendospeigrün oder in Ansätzen von saftgrün, gelbgrün, frühlingsgrün, überhaucht von phthalozinnobergrün.
Immerhin machte der dominante massige pechschwarze Bootsleib des umgebauten Ruhrlastkahns von dreißig Klaftern Länge, mit halbhohem Aufbau und beiderseitiger 4rer-Ruderanlage, einen sehr starken Eindruck auf die Ruhrschmiedeknechte.
Die Begrüßung verlief im Wechsel bekannter und weniger bekannter maulfertiger Basis Brocken:
„Hei, hallo, ahi!“
„Ey, äh, bo, ey!“
Noch ´ne Frage?
Nee, ey!
Wie selbstverständlich rollte man gemeinsam das Hektoliter-Braunbierfass über eine Holzplanke an Bord, verstaute Gerät, teilte Reste von Fischhappen und Schwarzbrot.
Ein Blick zurück!
Und Leinen los!
Ruhrabwärts gleitend, einen Becher Braunbier in der linken Hand, den Rupfen abgelegt und den nächsten Becher in der rechten Hand, lümmelten sie sich sonnenbadend an Deck, witzelten und verdauten knatternd. Linsten links ins Auenland, in wogende Ufergräser, durchzogen von Altarmen, Flutrinnen und Senken, linsten rechts auf satte Felder. Träumten sich durch ausgedehnte Silberauenwälder, lichte Buchenwälder. Hoben ab wie Kormorane, sausten in rasendem Tempo der Mauersegler, drehten ganz weit oben majestätisch raumgreifende Raubvögelkreise, entglitten inmitten rotgoldener Funkenkaskaden, mussten juckende Haut schaben. Und mal wieder die aktuelle Lage peilen.
3
Schlich sich da ein seichter Sonnenbrand ein, als sie am liberalen Weiler Duisburg mit seinen massiven Stadtmauern vorbeiglitten?
„Wo ist das Otternfett?“
„Wo ist das Gewehröl?“
„Wer sitzt auf meiner Tube, hallo, die Tube mit der Zinksalbe wird vermisst!“
„So ein Mist, warum schaukelt der Kahn auf einmal!
Scheiße, wer von euch war schon mal seekrank?“
Jedenfalls war es plötzlich vorbei mit dem sanften Dahingleiten. Dröhnende Kommandos des genialen Einhandseglers wurden eins zu eins direkt von der drahtigen Mannschaft umgesetzt. Wendemanöver, Setzen diverser Segel, Korrekturen durch Rudereinlagen wechselten in rascher Reihenfolge und beim Trimmen, bei Ruderkorrekturen und Ausweichmanövern mitten auf dem großen Rhein-Strom wurden die Ruhrschmiedeknechte so richtig durchgeschüttelt. Begleitet von bedenklichem Bootsschlingern, unvorhersehbarem Rollen und Anlaufen massiver Bugwellen dicker Lastkähne und dann noch dieser nervige Trillerpfeifenton im Hauptmast! Das alles war zuviel für die Landratte WUNNIBALD. Die gestrige Schlammschlacht am Ruhrufer sowie das Kühlen von Flaschen im Ruhrnass waren bisher seine einzigen Wasserschnittstellen.
Das Trio aus TRUTMUNDIA beäugte ihn fast ungläubig wie seine Gesichtsfarbe spontan von sonnenrosarot ins Falbe, ins Aschgraue wechselte und er an den Hauptmast hechtete, um diesen zu umarmen und röhrend reihernd am Mast nieder glitt, wobei er sein Rupfenhemd an einer scharfen Kante bis zum Stehkragen aufriss. WUNNIBALD kam langsam wieder hoch, rollte mit den Augen bei Reiher Nummer zwei.
Just in diesem Moment, als dem Trio erste piepige Schadschreie aus den gepressten Kehlen entfuhren, sorgte eine plötzlich abdrehende Windböe dafür, dass sie voll in die Schusslinie gerieten.
Als URI und JURI aufreizend zur Rupfenschau riefen und sehr genau analysierten, dass halb verdaute Fischhappen bereits diffuse Randkonturen aufwiesen, dass sich Kräuterfäden bereits im glibberigen Zerfall befanden und diverser Körnereinschuss die Gradierung 003 bis 007 aufwies, da stand es auch dem Trio TRUTMUNDIA schlagartig Oberkante Unterlippe.
Währenddessen die eingespielte Mannschaft der Höhner das Schiff linksrheinisch, Fluss aufwärts in Richtung KRÄHENKAMP, Krefeld, zielgerecht kollernd auf Kollosionskurs hielt.
„Land in Sicht“, brüllte SEYBOLDT.
So ein Schwachsinn passt immer, dachte er bei sich und setzte lauthals hinzu:
„Krähenkamp hart Steuerbord voraus!“
Wobei alle auf den brausenden Strom blickten
„Niederrheinisches Tiefland in vollem Licht!“
„Du hast wohl einen Frischluftkoller“, grummelte FRANNEK, im Gesicht ebenfalls eine Nuance heller als üblich.
„Krähenkamp, wir kommen! Alle Mann bereit machen zum Landgang!“
Doch FRANNEK grummelte weiter, grummelte vollkritisch weiter:
„Hoffentlich stimmen die Geschichten alle, die dieser Fahrensmann uns brühwarm an die Backe leierte, damals, in der Stehpinte “Zum Quirl”, du erinnerst dich? Wie er Dinge wie Geselligkeit hervorhob wie „mach mal Halt beim Alt“ oder so ähnlich, und von seidigen Weibern faselte, uns zu Hauf umgarnende hübsche Häherinnen - ich meine Näherinnen – auftischte mit Tanz am Tanzbrunnen, schwänzelnd am Schwanenmarkt, mit Zippes und Zappes!“
„Lasst jucken, Kumpel, gleich sind wir im gelobten Land!“, schwafelte SEYBOLDT.
Versorgt mit guten Hinweisen für den Landgang durch Léon, den Höhner, und endlich wieder festen Boden unter den Füßen, Sonnenschein im Nacken, Mittagszeit am Markttag und quirlendes Treiben ringsum, fühlten sie sich abrupt vom prallen Leben umarmt, wie an eine pulsierende Aorta angeschlossen. Und genau hier pochte eitergrell der heiß empfohlene Laden für “OCCASIONEN”.
Von außen ein windschiefer verwitterter Holzschuppen, ein ausgeleiertes überbreites Holztor mit einer eingearbeiteten zusätzlichen Schlupftür, halb geöffnet, halb ausgefüllt von einem Nase popelnden Hänfling mit Fuchsgesicht und einem Dolch im auffallend breiten Gürtel aus Rindsleder.
SEYBOLDT beim Dolchstopp:
„Ey, du Occasion, nennt man dich den Fischer?“
„Richtig, du Blondei, schickt euch Léon?
Na also, alle Mann rechts um die Ecke laufen, da geht’s rein!“
Klappte schnell die Tür zu, Riegelschieben, Kettenrasseln.
Im blitzblanken korrekt aufgeräumten Verkaufsraum kauerte auf einem Hochhocker hinterm Schreibpult noch so ein Nase popelnder Hänfling mit Fuchsgesicht - Kopie in Wachs ausgeschlossen!
Fuchsgesicht 1 zu Fuchsgesicht 2:
„Léon lässt grüßen. Diese hammerharte Abordnung der Schmiedeknechte aus den energiegeladenen Ruhr-Orten will gurgeln, bring doch mal den Schottischen Single Malt vom letzten Bruch in den Bunker!“
Zog den Dolch, piekste mittig in ein Regal adrett geschichteter Seifenstücke mit der in roter Schrift gehaltenen Artikelauszeichnung „ARZTSEIFE, stark pflegend, hautschonend, stark rückfettend, aus reinen Pflanzenölen, noch stärker pflegend bei siedend heißem Wasser - aua!“, drehte die blitzende Messerklinge links herum, schwenkte das Seifenregal rechts, rechts einwärts und wies einladend zum Hereinspazieren.
Neun Augenpaare schweiften ungläubig über Neunistan, kurz hinter Absurdistan, im niederrheinischen Tiefland, in vollem Mittagslicht unterm Glasdach - mit Tiefenraumwirkung:
Auf dem Holzboden - etwa Schiffsplanken? Auf changierenden Farben und Maserungen glitten sie wie betäubt vorbei an Pelzmänteln auf Endlosstangen, vorbei an offenen Kisten mit Handwerkzeugen, Angeln, Handfeuerwaffen, Feuerwerk, Schuhwerk, Munition, Tand, bewegten sich mit offenen Mündern geradezu auf eine Regalwand in voller Wandbreite, komplett gefüllt mit Spirituosenflaschen jeglicher Couleur, genug, um ganz Krähenkamp ins Delirium zu versetzen. Davor eine imposante Fassrotunde, rechterhand begrenzt durch einen hüfthohen Stapel schimmernder Teppiche, worauf die Fuchsgesichtkopie etliche ziselierte Becher nebst Single Malt Bottel zur gefälligen Bedienung platzierte.
Hob seinen Becher zuprostend mit kurzer Order in die Runde: „Haut weg!“
Während Hochprozentiges heiß durch die Kehlen schoss, schwenkte er raumgreifend seinen Arm und fuhr fort:
„Ihr befindet euch im größten linksrheinischen Occasionszentrum, einmalig in Deutschland, abgesehen von einer Zwergenkopie in einem wurmseligen Ort, namens Worms.
Der komplette Lagerbestand hat schon einmal Bekanntschaft mit den Fluten des Vater Rheins gemacht. Alle Schiffsgüter, welche über Bord gingen, werden von uns aufgekauft. Zum Schrott- und Spottpreis - sozusagen. Dann beginnt unsere kunstvolle Restaurationsarbeit. Am einfachsten zu handhaben sind angebrochene Kisten, in denen der Inhalt nur teilweise beschädigt ist. Fehlende Etiketten bei Wein- oder Spirituosenflaschen verlangen natürlich eine phantasievolle Handhabung. Und richtige Occasionen, weil mit vielen Fragezeichen behaftet, könnten diese 30l-und 50l Holzfässer sein wie ich meine, also für uns und für euch.“
Ließ den Fuchs voll ´raushängen und fuhr fort:
„Vermutlich enthalten sie Wein. Kenner mögen vielleicht an den Fassreifen, an der Holzart oder an den Holzdauben die Provenienz erahnen. Oder die rudimentären Brandzeichen deuten. Jedenfalls haben Kiesbänke und scharfe Steinkanten die meisten Kennzeichnungen weggeraspelt.“
Wobei, wie beinhart kalkuliert, seine Krämerseele sogleich von drei Seiten umarmt wurde:
Wie elektrisiert berieten sich URI, JURI und FRANNEK und nahmen die Inspektion vor. Entschieden sich für zwei der 30 Liter-Fässer, handelten spitz einen Spitzenpreis aus mit der Zusatzvereinbarung einer adäquaten Ersatzlieferung, falls der Fassinhalt sich als ungenießbar entpuppen sollte.
Ein neungliedriger Lindwurm verließ den Occasionsschuppen, Kopf und Schwanz in Fassgestalt.
Stoppte jäh vor einem einladenden Textilgeschäft, aus welchem vier knackige Prachtweiber, vier rheinische Frohnaturen herausstöckelten, herausgeputzt und giggelnd am Lindwurm vorbeizogen.
Das Trio TRUTMUNDIA im vollgegöbelten Rupfen und WUNNIBALD im Fetzenrupfen waren plötzlich sehr kleinlaut.
Und schämten sich.
WUNNIBALD entschied spontan und lauthals:
„Wartet hier auf mich, ich kaufe mir geschwind ein schönes neues Hemd“, verschwand im Laden und tauchte in Rekordzeit draußen wieder auf:
In einem dottergelben Hemd, gewirkt in feiner Textur, beinahe knielang, mit fingerdicken haselbraunen Querstreifen, dazu ein Stirnband gleicher Qualität. Völlig unpassend zur schönen Jahreszeit thronte eine Ballonmütze auf seinem Prinz-Eisen-Herz-Schopf. Und aus gleichem Stoff bändigte er verhalten eine Wickelröhre, offensichtlich einen Langsack. Wofür, stand nicht dran. Egal, zuerst vernahmen verdutzte Passanten ein synchrones achtkehliges stoßweises Inspirieren, sodann ein Lachgewitter erster Sorte.
SEYBOLDT tönte:
„Du siehst aus wie ein Streifenhörnchen auf Safari!“
Während WUNNIBALD das Hemd hüfthoch aufrollte, parat zum Einbringen in die Hose, legte SEYBOLDT nach:
„An Bord der Ruhr-Aak wird dein Rettungsring prämiert!“
URI und JURI lobten einen Windsack aus, derweil WUNNIBALD schloss:
„Leckt mich am Arsch, ihr Ignoranten!
Mit diesen, meinen persönlichen Glücksbringern allererster Sorte, werde ich heute den hohen Königsweg gehen.“
„Hört, hört!“
Niemand bemerkte wie auch FRANNEK im Geschäft verschwand, um wieder blitzartig ins Freie herauszutreten, nämlich als geringelter Kugelblitz, in glutrotem Basiston. Gleichwohl mit fingerdicken Querstreifen, moosgrün, dazu ein Halstuch und ein zwei Meter langer Schal aus gleichem Stoff, insgesamt ein Gau aller Rot-Grün-Blinder und augenblicklich angesprungen und heiser verbellt von zwei streunenden Straßenkötern.
Gemäß Absatz acht seiner persönlichen Deeskalationsfibel, belebte er Theoretisches ganz praxisnah. Gemäß Absatz acht, welcher den Umgang mit unbotmäßigen Tieren regelte, war “Anfüttern im Kreuzwurf” angesagt.
FRANNEK zückte seine Metalldose, entnahm gezielt zwei sehr spezielle Schnapspralinen und tätigte gekonnt einen Kreuzwurf. Der Hund schnappte links, schlang, schleckte, schüttelte sich, schnappte rechts, schlang, schleckte, schüttelte sich. Verharrte, schüttelte sich, schnappte links ins Leere, verharrte, schüttelte sich, schnappte rechts ins Leere, rutschte auf gespreizten Vorderläufen seitwärts und touchierte unsanft mit der Schnauze das Pflaster. Gähnte schlundweit, rollte Augen, streckte alle Viere, zuckte, zuckte nicht mehr, atmete tief ein und tief aus und hatte damit den ersten Preis gewonnen als schnöder Schlafhund.
Spontan hob das Trio infantile den “RINGELIXTAG” aus der Taufe, sehr zum pekuniären Vergnügen des Krähenkämper Textilienverkäufers, der sukzessive seinen Lagerbestand aus der vor-vormals angesagten Buntstreifenkollektion abbauen konnte.
Wenig später setzte ein neunmalbunter neungliedriger Lindwurm, Kopf und Schwanz in Fassgestalt, seinen Weg fort. Kaum beschleunigt, ward er wieder ausgebremst.
Klang doch aus dem nächsten Wirtshaus ein sonores zweistimmiges “Prost, Prost, Prösterchen”
Drang durch die geöffnete Wirtshaustür, drang durch einen weit geöffneten Fensterflügel, in dessen Rahmen der Dorfdepp zappelnd und seibernd den unterlegten Trommelrhythmus ins Abseits schickte und die Ruhrschmiede anlallte. Oder anlachte? Oder einlud? Sie mit Dauergrinsen, ohne Worte, perfekt und zufrieden in seine Welt integrierte? Prost, Prost, Prösterchen!
Im Bier sind Kalorien.
P P P!
Der Schnaps ist Medizin.
P P P!
Im Wein ist Sonnenschein.
P P P!
Hinein, hinein, hinein.
Und schon waren sie drin.
Begrüßten den bulligen Wirt hinterm Zentraltresen und umlagerten das Gesangsduo im linken Eck, im Erkereck, auf dessen Fensterbank eine hagere Langlatte im besten Mannesalter, Segelohr an Eierkopf mit Silberstoppeln, im Schneidersitz hockte, gewandet in einen königsblauen Künstlerkittel und eifrig auf einem Klemmbrett eine Zeichnung bearbeitete.
Ein glatt gescheuerter massiver Buchenholztisch in Nierenform, massiv einladend in Form und Funktion, schien recht geschaffen für ein feucht fröhliches Zechgelage. Für die beiden Weinfässer, sichtbar geborgen auf einem Bock vor der Innenrunde des Holztisches, wurde der Entkorkungsobulus entrichtet, für die knurrenden Mägen Lammbraten, Gemüse, Kartoffeln an Speck und Gartengrün geordert. Und vorneweg Blutwurst und Schinkenspeck, Nussbrot und Griebenschmalz, Vater und Sohn für alle: für den dumpfen Quartalssäufer halb hinterm Tresen, hart vorm Abtrittsort, für den zappelnden Dorftrottel im Rahmen des weit geöffneten Fensterflügels, für die beiden Fahrensleut vom LUST-ORC, für den Wandervogel wie PULS, halb verdeckt hinter einem Gummibaum und natürlich für den fetten Wirt.
Während dieser Warmlaufphase schlüpften die Ruhrschmiede nacheinander auf den Stuhl des Barbiers gegenüber und nach und nach braute sich im linken Eck, im Erkereck, eine scharfe Cölnisch Wasser Wolke zusammen.
Mal sehen, wo sie niedergeht!
Die Fahrensleut vom LUST-ORC und PULS, der Kunstmaler, definierten unisono den Duft als denjenigen eines neunstöckigen orientalischen Freudenhauses, variatio delectat!