SPINNWIND - Jo Ziegler - E-Book

SPINNWIND E-Book

Jo Ziegler

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Beschreibung

Jo Ziegler's traumluftiger DEMENZ - Roman mit SIGNALFORM lässt eine Reise In Grenzregionen aufscheinen, wobei ERINNERN und VERGESSEN gemeinsam ihren stringenten finalen Weg gehen. Dem Erinnern kann Vergessen folgen, wobei Formen des Vergessens, einhergehend mit fortschreitender Demenz, aktuelle gesellschaftliche Probleme bei einer zurzeit geschätzten Personenzahl von 1.6 Millionen Menschen in Deutschland (Stand 2021) als eine aktuelle neu zu bewältigende Zukunftsaufgabe darstellen. Demenz ist der Oberbegriff für Erkrankungsbilder, die mit einem Verlust der geistigen Funktionen wie Denken, Erinnern, Orientierung und Verknüpfen von Denkinhalten einhergehen und die dazu führen, dass alltägliche Aktivitäten nicht mehr eigenständig durchgeführt werden können. Demenz ist eine der häufigsten Krankheiten im Alter. Der Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit und das quälende Verlöschen der Persönlichkeit betrifft weltweit rund 45 Millionen Menschen - und jedes Jahr kommen weltweit über 300.000 Betroffene dazu. Allein in Deutschland sind 1,6 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Noch immer gibt es kein Heilmittel und nicht alle Ursachen sind bekannt. Und es gibt immer wieder neue Therapien und Betreuungs-Möglichkeiten für Menschen mit Demenz. Das Band kann niemand finden, das meine Gedanken bindet. (u. a. bei Freidank)

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JO ZIEGLER

2021

SPINNWIND

EINROMANVOM ERINNERNUNDVOM VERGESSEN

Cover-Gestaltung ©Jo Ziegler

Jo Ziegler`s

traumluftiger

Demenz-Roman

mit Signalform

lässt eine Reise

in Grenzregionen

aufscheinen,

wobei

Erinnern

und

Vergessen

gemeinsam

ihren

stringenten

finalen

Weg gehen.

Dem Erinnern kann Vergessen folgen, wobei Formen des Vergessens, einhergehend mit fortschreitender Demenz, aktuelle gesellschaftliche Probleme bei einer zurzeit geschätzten Personenzahl von 1.6 Millionen Menschen in Deutschland (Stand 2021) als eine aktuelle neu zu bewältigende Zukunftsaufgabe darstellen.

Demenz ist der Oberbegriff für Erkrankungsbilder, die mit einem Verlust der geistigen Funktionen wie Denken, Erinnern, Orientierung und Verknüpfen von Denkinhalten einhergehen und die dazu führen, dass alltägliche Aktivitäten nicht mehr eigenständig durchgeführt werden können.

Demenz ist eine der häufigsten Krankheiten im Alter. Der Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit und das quälende Verlöschen der Persönlichkeit betrifft weltweit rund 45 Millionen Menschen – und jedes Jahr kommen weltweit über 300.000 Betroffene dazu.

Allein in Deutschland sind 1,6 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Noch immer gibt es kein Heilmittel und nicht alle Ursachen sind bekannt. Und es gibt immer wieder neue Therapien und Betreuungs-Möglichkeiten für Menschen mit Demenz.

Das Band kann niemand finden, das meine Gedanken bindet.

(u. a. bei Freidank)

BUCHINHALT

EMIL ECKSTEIN entlässt sich selber aus der Unfallklinik, denn am heutigen zweiten Sonntag im Oktober endet die Freibad-Saison mit einem besonderen Hundeschwimmtag.

Hier trifft er MIREK CZERANSKI und seinen Schäferhund SALTO, der sein zehntes Lebensjahr erreicht hat und der den Auslöser bildet für Erinnerungen und zeitnahe Zukunftspläne, in deren Verlauf Vergangenheit und nahe Zukunft im Wechsel von absonderlichen Bildern und Formen zerfließen, und dabei den finalen Weg ebnen.

I

Er

trägt ein Lächeln im Gesicht.

Allerdings nur einseitig.

Und er hat einen Traum auf der Stirn, den niemand ihm nehmen kann.

Er denkt, Moos mit Pilzen auf dem Armaturenbrett des Taxis gehören heute zur Standardausführung wie Hybrid-Antrieb und Head-Up-Display in der Windschutzscheibe.

„Junger Mann, die Fahrt geht zum städtischen Freibad. Da ist heute Hundeschwimmtag! “

„Heute, am Sonntag?“

„Genau!“

Er

trägt Stiefeletten.

Links in der Farbe Blau.

Und rechts in der Farbe Grau.

Er dreht den blauen Absatz zur Seite, unter dem ihn eine extra klein gefaltete Banknote anlacht.

„Junger Mann, den Geldschein bitte in Kleingeld wechseln!“

„An der Tanke Nina Ass?“

„Genau!“

Er

betastet seine anatomisch geformte, stabile Cervicalstütze.

Vorne die Kehlkopfaussparung und seitlich die Wülste aus 100% Mesh.

Er öffnet den dorsalen Klettverschluss, entfernt die Manschette mitsamt Kunsthaarperücke und denkt bei dem weit geöffneten Panoramaschiebedach an den Aufstieg in die vierte Dimension:

Up, Up and Away!

„Junger Mann, behalten Sie das Wechselgeld abzüglich meines Eintrittsgeldes!“

„Sie meinen, für jeden Fuß einen halben Euro?“

„Genau!“

II

Vor

dem Aussteigen neben dem Eingang des Freibades lässt sich Eckstein im aufklappbaren Firmenkärtchen der Suleiman-Taxi-Zentrale Fahrer Kazims persönliche Rufnummer für weitere dringende Fahrten notieren. Für Ausflüge oder für Spritztouren, wie er spitz hervorhebt.

Kurz darauf zerkaut Kazim einen gestreiften Beruhigungspilz mitten aus dem Moos, wendet das Taxi, stoppt auf der gegenüberliegenden schattigen Straßenseite und schüttelt sich beim Gedanken an den heutigen Hundeschwimmtag, an deutsche Hundeliebe, an deutsche Tierliebe allgemein und denkt spontan daran, dass seine neue Freundin Walburga gleich mehrere Tiere, nämlich einen schwulen Nackthund, eine Schmuse-Balinesenkatze, eine Rennmaus, eine Albinoratte und einen Beo in ihrem Miniapartment hält. Ganz abgesehen von der strengen Geruchsmischung, die sogar ihr exotisches Parfüm Bambou, ein Geschenk ihrer kreolischen Nachbarin Zazou, keineswegs überdeckt, wünscht er dieser Tierhölle den Umzug in einen Kleintierzoo, beginnend mit Hund, Katze, Maus…

Es verbleiben noch der Vogel im Maxikäfig und die Ratte, dieses Untier. Dick, schneeweiß und verschmust auf ihrer rechten Schulter neben Hals und Wange hockend, während zwischen ihnen auf dem durchgesessenen Zwei-Sitzer-Sofa ein Tellerchen mit Knabberzeug schaukelt, das er nur umständlich vermittels einer leichten linken Körperdrehung in Richtung Ratte an Walburga mit seiner rechten Hand erreicht, während ihn der Beo in seinem runden Riesenkäfig direkt neben dem Fernsehgerät fixiert und dabei an den senkrechten Stäben mit Schnabelunterstützung raufklettert und anschließend wieder runterrutscht.

In dieser Phase beschließt Walburga das Abdecken des Käfigs mit einem roten XXXL-Strandtuch. Offenbar eine krasse Fehlentscheidung, denn der Beo darunter quatscht urplötzlich laut und markerschütternd:

„Knutschen! Knutschen!“

Derart laut, dass im Hausflur, in der Wohnung nebenan, darüber und darunter bekannt wird, was zwei junge Großstädter vermutlich gerade so treiben.

Bingo!

Oder nicht?

Leider nein!

Aber schön wär’s doch!

So denkt Kazim wiederholt frustriert beim Abgang aus seiner romantischen Komödie beim finalen Abbruchakkord. Dabei tönt im Hinterkopf die Stimme seines verstorbenen Vaters beim Erklären deutscher Eigenheiten in Bezug auf absonderliche Handhabungen ihrer geliebten Vierbeiner:

„Deutsche führen fette Ratten an langen Leinen spazieren!“

Und in seiner nebulösen Erinnerung befinden sie sich dabei auf dem Weg zum Kindergarten zwecks Anmeldung, wo ihn zeitnah Schwester Bernada als zugewandertes Kurdenkind im Schwabenländle empfängt mit ihrem Ausruf:

„Heilig‘s Blechle!“

Was nun gerade hinter dem Eingang im Schwimmbad abgeht, also wirklich, will er das in allen Einzelheiten wissen?

Nein!

Will er nicht, denn ihm genügt die Information, dass der Eintritt 50 Cent pro Fuß und Pfote beträgt und dass am heutigen Tag ausnahmsweise Hund und Herrchen gemeinsam schwimmen dürfen – für ihn jedenfalls ein unverständliches wie unhygienisches Vergnügen!

III

Vor

Aufregung sucht Eckstein die Toilette im Eingangsbereich auf. Beim Wasserlassen denkt er daran, dass Hunde – aus welchen Gründen auch immer – nicht ins Wasser pinkeln, was man allerdings von Menschen nicht behaupten kann. Übrigens, ein nicht beigelegter Streitpunkt mit seinem Goldstück Jessica, wobei die Bedeutung ihres Namens Gott wacht über dich bereits bittere Wahrheit ist.

Nach der Verrichtung und nach dem Ruck am Reißverschluss, tritt er kerzengerade vor die Toilettenkabine, wo ihn silberhelle Säulen flirrenden Herbstlichtes blenden. Doch nur für einen kurzen Moment, denn schon erkennt er die Silhouette eines wassersprotzenden zotteligen Bellos, der sich hell bellend aus dem Wellenbecken löst und auf ihn zustürmt. Die Wucht des Anpralls und das Gewicht der Vorderpfoten auf der Brust werfen seinen geschwächten Körper auf den Rücken.

Die herumstehenden Besucher, die Hundehalter, die Kinder, die Jugendlichen und alle aktiven Fotohandys erleben ihre Highlights an einer rotierenden, zusammengeballten Masse aus Mensch und Tier, aus dessen Durcheinander ein Deutscher Schäferhund im FCI-Rassestandard in der Farbe Schwarz mit rotbraunen, braunen und gelben bis hellgrauen Abzeichen sowie ein magerer kahlköpfiger Senior in halblanger weißer Feinrippunterhose mit Eingriff nebst mehreren gelben Spuren sich hervorschälen.

In der Tat, eine hüpfende tangerinrosarote Zahnprothese aus Kunststoff findet wieder in den Mund, und schon geht die Post ab im Kinderbecken mit Herrchen und Hund, weil Eckstein Nichtschwimmer ist.

Der Betriebsleiter Schissling gibt später dem Lokalreporter zu Protokoll, dass die Wiedersehensaktion geplant war. Zwei Tierärzte bescheinigen dem Senior einen leicht erhöhten Puls. Die Deutsche Tierrettung spendiert dem Bello ein Halsband mit Herz und der Pommesbudenbetreiber berichtet von einer handlichen Plattform, gefüllt mit einer musterhaft braun bis tiefbraun changierend durchgebraten Wurst, badend in scharfer, roter Super-Sauce, über die sich Herrchen mit Hund gemeinsam hermachten.