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In der Mitte von WIR.
Eine Hommage an die Vielfalt des Ruhrgebiets in Wort und Bild.
Das E-Book In der Mitte von WIR wird angeboten von tredition und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
RUHRGEBIET, LOCATIONS, HANDVERLESEN, MEGAMASCHINSKI, VOLLVERSCHROTET
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Seitenzahl: 94
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JO ZIEGLER
2023
In der Mitte von WIR
Eine Hommageandie Vielfaltdes Ruhrgebiets
IMPRESSUM
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dub.dub.de abrufbar.
www.tredition.de
© 2023 Jo Ziegler
Buch-Cover und Illus auf den Seiten
17, 27,79 und 91
© 2023 Carolyn Pini
Herstellung und Verlag
www.tredition.de
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
978-3-347- 82425-6 (Softcover)
978-3-347-82426-3 (E-Book)
Cover
Titelblatt
Urheberrechte
VORWORT
Borussia Dortmund hat gewonnen
Hoppevögel brüten auf Zollverein
DER KOKON
KULTURLAUBE BOCHUM
Wolken Heim Unser
SO IST DAS HIER MIT DER SPRACHE
Slinky Springs to Fame
ELEKTRONISCHE URLAUBS - POST VOM LAGO BALDINI
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Titelblatt
Urheberrechte
Borussia Dortmund hat gewonnen
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VORWORT
In meinem dritten Buch OMAS KLEINES HÄUSCHEN aus einer Reihe von geschichtlichen Romanen mit ihren zusätzlichen dokumentarliterarischen Inhalten werden vier Lebensabschnitte in Form von memorierten Niederschriften in freier nicht chronologischer Abfolge mit Fotos dokumentiert.
Im zweiten Lebensabschnitt mit der gefühlten Diaspora-Studienzeit in Münster reift in mir die Erkenntnis und die Definition meiner Ruhrgebiets-Heimat als “in der Mitte von WIR“.
Niedergeschrieben als eine Ruhrgebiets-Hommage, wobei die Region im Wandel begriffen wird und anhaltende wirtschaftliche wie soziale Veränderungen permanent im Raum stehen.
(©2019 Jo Ziegler OMAS KLEINES HÄUSCHEN zweite überarbeitete Auflage www.tredition.de)
Auf diesem Wege ergab sich naheliegend der Buchtitel:
In der Mitte von WIR
Eine Hommageandie Vielfaltdes Ruhrgebiets
Borussia Dortmund hat gewonnen
Das erste symbolische Bild
enthält die ganze Geschichte
und bestimmt ihren Ort.
Die weitere Bildfolge wird
die Einzelheiten erzählen.
Diese Art, eine Geschichte zu erzählen, wurde zum ersten Mal in Deutschland angewendet und später von allen Illustrierten der Welt imitiert.(Gisèle Freund “Memoieren des Auges“)1977 S. Fischer Verlag
Mein Auto hatte ich vor dem Fußballspiel im zugeparkten Klinik-Viertel sicher im Parkhaus abgestellt. Beim Gang zum Stadion reihte ich mich ein in das Getümmel der dorthin strömenden Fußballfans, dabei umschlungen von meinem miefenden BVB-Schal aus alten Zeiten.
Sah mich mit meinem Vater wieder am Borsigplatz, beide umwickelt mit diesem flatternden BVB-Emblem. Vorbei an einem Kinoeingang mit glänzenden Schwarz-Weiß-Fotos in beleuchteten und verglasten Schaukästen. Irritierende Posen spärlich bekleideter Frauen und Männer sprangen mich an mit ihren aufreizenden Körpern, geschnürt in enges Leder und Riemen, getoppt von Boas und durchsichtigen Fummeln. Weitere schmale Kinotüren umstanden von maulfertigen miefenden Gestalten. Imbissbuden. Zunehmender Besucherstrom. Eine Eckkneipe mit offenen Türen, daraus wabernder warmer Bier- und Tabakdunst. Die Rock-Kneipe ‘Wir sind Freunde‘, na ja! Im ‘Strobels‘ schon Stimmung, im Stadion erst recht, besonders nachdem Borussia in der Verlängerung mit zwei zu eins gegen FC Schalke gewonnen hatte. Man war unter sich. Und hier stinkts, na klar, noch ´ne Frage?
Nach Spielende, auf meinem Rückweg vom Stadion zu meinem PKW, beindruckte mich ringsum die große Anzahl leerer Bierflaschen.
Ich startete spontan eine Fotoserie von vielen herumliegenden leeren Bierflaschen, auch an seltsamen Orten.
Als Betrachter stellte ich mir Fragen nach den Umständen und den beteiligten Personen ̶ und somit zur Geschichte des Zustandekommens dieser Fotos.
Offensichtlich versuchte dieser Fan, seine leere Bierflasche in diesen Postkasten als provokante unerwünschte Pülleken-Reklame einzuwerfen. Pech gehabt… Passte nicht durch den Briefschlitz… Also einfach auf der Briefklappe abgestellt!
Ein einfacher Hintergrund!
Einfach und einleuchtend!
Wie meine folgenden Zitate:
„Kommen die fremdesten Dinge durch einen Ort, eine Zeit, eine seltsame Ähnlichkeit, einen Irrtum, irgendeinen Zufall zusammen, so entstehen wunderliche Eigenheiten und eigentümliche Verknüpfungen.“ (Zitat von NOVALIS, eigentlich Georg Philipp Friedrich von Hardenberg, Schriftsteller der Frühromantik und Philosoph um 1800).
Und:
„Collage-Technik ist die systematische Ausbeutung des zufälligen oder künstlerisch provozierenden Zusammentreffens von zwei oder mehr wesensfremden Realitäten auf einer augenscheinlich dazu ungeeigneten Ebene – und der Funke Poesie, welcher bei Annäherung dieser Realitäten überspringt.“ (Zitat von MAX ERNST in 1962).
In diesem mentalen Spannungsfeld geht es nun weiter:
Wiederholt leuchtend wie einleuchtend!
Dieser Fan erhellte den heutigen Sieg vom BVB mit seiner leeren Bierflasche neben der leuchtenden Laterne auf einer Müllbox.
Das nächste Foto zaubert mir die möglichen Umstände auf meinen Hirnschirm von einer scheinbar sanft abgelegten leeren Bierflasche:
Ein weiblicher BVB-Fan, ihr Name sei Camilla, ist auf dem Weg zum Stadion. Nicht alleine, nein, sondern im Verbund mit ihrer Clique von Schwesternschülerinnen.
Mit seiner klaren Reinheit bewirkt der ‘Kleine Feigling‘ im Original in der ersten Runde eine unkomplizierte Geselligkeit und gute Laune. So weit, so gut!
Doch dabei rückt die Frage des Ticketkaufs an der Tageskasse des Fußballstadions schlagartig in einen nebulösen Hintergrund, zumal die aufgerufene Info auf dem Handy kaum lesbar erscheint:
Wie erhalte ich ein Ticket?
Aufgrund der gegenwärtigen Infektionslage können sich die Regelungen zu jedem Vorverkauf kurzfristig ändern. Prinzipiell gilt, dass die Dauerkarteninhaber ein Vorkaufsrecht besitzen und daran anschließend ein exklusiver Vorverkauf für Vereinsmitglieder von Borussia Dortmund startet. Sollten dann noch Plätze frei sein, folgt ein freier Verkauf an alle Interessenten. Über die jeweiligen Vorverkaufstermine informieren wir hier auf unserer Homepage Westfalenstadion, in Fankreisen auch als Tempel bezeichnet.
Leider ausverkauft!
Am nächsten Kiosk entfrustet ein HELLES BIERCHEN sowie die spontane Bekanntschaft mit der Frohnatur Leo aus Köln, der von seinem neu bezogenen Appartement in der Gartenstadt-Süd schwärmt und Camilla unverblümt anbaggert: „Du, sag mal, wieviel Hexe steckt in dir?“
Sie nuckeln nun abwechselnd während ihrer Fahrt in der geisterhaft leeren Straßenbahn am Fläschchen, das sie dann konkordant im Beet neben der Haustür ablegen.
Jaaa… wie man sich bettet, so liegt man. Dabei decken wir uns beide ganz sanft und leise gemeinsam zu!
Schon irritierend, diese Ansammlung von vier verschiedenen leeren Bierflaschen zusammen mit einem Flachmann in einer aufgewühlten Granit-Kleinsteinpflasterung am Rand des Gehwegs vorzufinden!
Vermüllung der Umgebung durch achtloses Wegwerfen… irgendwie grenzwertig…oder wie oder was?
Beim genauen Hinsehen ergibt sich womöglich ein sehr spezieller vormaliger Ablauf, denn neben dem Flachmann lugt die Visitenkarte vom Nikolaus hervor…………. HO!
Eine Party von Nikoläusen vor ihrem Einsatz… HOHO!
Sie lockern süffelnd ihre Zungen: Ich bin der Nikolaus und bring den kleinen Kindern was ins Haus.Die großen lass ich laufen, die können sich was kaufen……… HOHOHO!
Alle weggeworfenen Bierflaschen warten nun auf ihre Pfandkollektoren… Oder?
BIERFLASCHEN UND DOSEN SAMMELN
˃ 8 Cent für eine Bierflasche aus Glas, 25 Cent für eine Ein- oder Mehrwegflasche sowie für Getränkedosen - Pfandflaschen sind bares Geld wert. Flaschen und Dosen vom Boden aufzuheben, ist in der Regel nicht strafbar. Viele Gerichte entschieden bereits, dass beim Einsammeln von herrenlosen, pfandpflichtigen Getränkeverpackungen niemand bestohlen wird beziehungsweise niemandem der Pfandwert entwendet wird (Landgericht München: AZ 843 Cs 238 Js 238969/16) ˂
Und damit: Ende im Gelände!
Hoppevögel brüten auf Zollverein
(©2022 Jo Ziegler MAGIC MYSTERY STORYS tredition Hamburg)
Upupa Epops, so lautet sein wissenschaftlicher Name, umgangssprachlich auch Hoppevogel oder Wiedehopf genannt.
Er wurde bereits 1758 von Carl von LINNÉ unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben.
Er ist in Mitteleuropa dem Bestand nach ein stark zurückgehender seltener wie in weiten Teilen des früheren Verbreitungsgebietes verschwundener Brutvogel.
Um so erstaunlicher, auch diese Vogelart neuerdings anzutreffen neben den anderen Vögeln und Tieren besonders in und an den Gewässern und Pfützen auf dem Gelände vom Welterbe Zollverein nach dessen fortschreitender Begrünung der großen Kahlflächen.
https://www.erih.net/fileadmin/Mediendatenbank/Downloads/Industriekultur_Beitraege/D_Essen_Welterbe_Zollverein.pdf:
˃Hier ist ein Ankerpunkt der Europäischen Industriekultur. Einst galt sie als schönste Zeche der Welt, heute ist die Zeche Zollverein mit den Schächten XII und 1/2/8 samt benachbarter Kokerei das bekannteste Industriedenkmal im Ruhrgebiet und ein Zentrum der Kreativwirtschaft. Nicht nur das: 2001 ernannte die Unesco das mehr als 100 Hektar große Areal im Essener Norden zum Welterbe. Das Denkmal ist ein herausragendes Beispiel für die Anwendung von Gestaltungskonzepten der architektonischen Moderne auf einen ganzen industriellen Komplex und die einzige Anlage weltweit, an der sich die Komplexität der Kohle fördernden und verarbeitenden Industrie heute noch ablesen lässt. Zeche und Kokerei Zollverein, 1986 beziehungsweise 1993 stillgelegt, stehen geradezu sinnbildlich für den Wandel des Ruhrgebiets, jener deutschen Region, die von der sozialen, ökonomischen, ästhetischen und industriellen Geschichte des Kohle- und Stahlzeitalters bis heute geprägt ist wie keine andere. Das Doppelbock-Fördergerüst über Schacht XII ist längst zu einer Ikone der Industriekultur geworden. Es ist ein Symbol nicht nur für den Höhe- und Endpunkt einer Epoche, sondern auch für das mögliche Gelingen des Strukturwandels.˂
Und dieser Strukturwandel ist sehr gut gelungen:
Begrünt, wiederverwendbar, postindustriell!
Dabei findet in der nächtlichen Stille unterm Vollmond ein Hoppevögel-Pärchen vertrauensvoll zueinander. Beide spüren das Charisma verbundener Solidarität und gedenken ihrer Wurzeln im ewigen Stromland. Erinnern sich, wie sie aus engstem Kreise auf ins Weite strebten. Erst sanft und leise, dann aber begierig, kundig, teilhaftig, mächtig, voll. Jetzt wollen sie hier, angekommen aus ihrem Winterquartier in den Flusstälern der mittleren afrikanischen Savannen − ja, jetzt wollen sie hier, in der Mitte von WIR, wiederholt ihr Nest in einem Mauerriss eines Abbruchhauses im Essener Hafen bauen.
Hoppe-Vögelin Donata twittert:
„Alarm! Alarm! Alarm!
Unser Gebäudebrutplatz – äh, unser letztjähriger Industriebrutplatz im Essener Hafen ist heuer eine riesige Neubaustelle.
Zappermoscht!
Zawinul!
Zeche Zollverein ist alternativ angesagt mit neuen Brutplätzen.
In einer Lore?
Hoch auf dem Doppelbock, auf dem Eiffelturm des Ruhrgebietes?
Oder krass im Hartschaumloch einer Werbetafel für die Ruhrmagier − dort, wo Golddraht im Feingitter glimmt und wo goldiger Feinstaub verhalten verteilt wird?“
Nach der Rückmeldung ihres Bruders Donovan, erklärt sie seine Mail:
„Godovin, mein Lover!
Mein Bruder Donovan hat mich soeben kontaktiert, allerdings ändert er alle elf Wörter den Proxy.
Ich wechsele auf PGP und antworte ihm zweimal hintereinander OK als ein doppeltes Signal, wodurch er vorgewarnt ist, dass kurz darauf eine weitere Mail an seine Sonst-Wo-Wie-Adresse folgen wird.“
„Jaja!
Übrigens, ein Nest im Styroporloch ist immerhin besser als auf devastierten tausend Tonnen ACDC-Sand eines Truppenübungsplatzes.“