GROßER MANN - KLEINER MANN - Jo Ziegler - E-Book

GROßER MANN - KLEINER MANN E-Book

Jo Ziegler

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Beschreibung

JO ZIEGLER, Jahrgang 1949, verarbeitet eigene biografische Begebenheiten aus seiner Jugend in der unmittelbaren Nachkriegszeit im zerbombten Ruhrgebiet bis hin zu Zeiten komplexer 1968er Studienjahre und übt dabei eine gesellschaftlich wenig euphorische Kritik. Gemäß des Bauplans seiner assoziativen Erzählweise, die von kleinsten, alltäglichen Beobachtungen ausgehen, zu langen Assoziationsketten führen können und, um eigenen Wahrnehmungen auf die Spur zu kommen, setzt er gezielt die Mittel der "Chronographie" als subtilen Gegenpart zur chronologischen Erzählweise ein - vornehmlich, um einer monokausalen Eindimensionalität zu entgehen und somit den vollen Fluss des Bewusstseins durch Zeiten und Erlebnisse, Erinnerungen und Fakten, Erfahrungen und Träume vorbeiziehen zu lassen. Die so gerierten ingeniösen Sprachbilder erinnern an das "automatische Schreiben" der Pariser Surrealisten, ebenfalls an die "Cutup-Technik" des amerikanischen Avantgardisten William S. Burroughs (Naked Lunch), zu denken wäre auch an die Sprach-Experimente eines James Joyce (Ulysses) oder gar an Sprachzertrümmerungen eines Gustav Sack (Ein verbummelter Student). Mit diesem literarisch anspruchsvollen Konzept, ergänzt von künstlerisch hochwertigen Fotos, führt JO ZIEGLER durch seine sieben Interviews in sieben verschiedenen Lokationen im Münsterland, im Rheinland und im Ruhrgebiet. "Dies ist ein Buch, dem jeder sich selbst hinzufügt. Beim Lesen schon beginnt die Selbstbefragung". Christa Wolf (Berührung), Vorwort zu Maxie Wander "Guten Morgen, du Schöne".

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JO ZIEGLER2021

GROßER MANN KLEINER MANN

ERLEBNISSE AUS DER NACHKRIGSZEIT – VOM ZERSTÖRTEN RUHRGEBIET BIS NACH BERLIN

BookRix GmbH & Co. KG

80331 München

dieser Digitalausgabe by Alfred Bekker/

CassiopeiaPress

[email protected]

www.alfredbekker.de

EDITION BÄRENKLAU, herausgegeben

von Jörg Martin Munsonius

2014

©Cover Jo Ziegler, Layout by Steve Mayer

Herr Dr. Krumow vom Berliner Aufbau-Verlag

genehmigte 2011 dem Autor die Nutzung

des obigen Titels in Anlehnung an

Falladas Roman

IMPRESSUM

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dub.dub.de abrufbar.

www.tredition.de

Zweite überarbeitete und bebilderte

Auflage 2021

©2021 Jo Ziegler

Cover sowie Abbildungen im Text

Herstellung und Verlag

www.tredition.de

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

978-3-347-22770-5 (Paperback)

978-3-347-22771-2 (Hardcover)

978-3-347-22772-9 (e-Book)

DIESES

BUCH

WIDME

ICH

MEINEM

SOHN

HENDRIK

SUMMARY

GROßER MANN

KLEINER MANN

JO ZIEGLER, Jahrgang 1949, verarbeitet eigene biografische Begebenheiten aus seiner Jugend in der unmittelbaren Nachkriegszeit im zerbombten Ruhrgebiet bis hin zu Zeiten komplexer 1968er Studienjahre und übt dabei eine gesellschaftlich wenig euphorische Kritik.

Gemäß des Bauplans seiner assoziativen Erzählweise, die von kleinsten, alltäglichen Beobachtungen ausgehen, zu langen Assoziationsketten führen können und, um eigenen Wahrnehmungen auf die Spur zu kommen, setzt er gezielt die Mittel der „Chronographie“ als subtilen Gegenpart zur chronologischen Erzählweise ein – vornehmlich, um einer monokausalen Eindimensionalität zu entgehen und somit den vollen Fluss des Bewusstseins durch Zeiten und Erlebnisse, Erinnerungen und Fakten, Erfahrungen und Träume vorbeiziehen zu lassen.

Die so gerierten ingeniösen Sprachbilder erinnern an das „automatische Schreiben“ der Pariser Surrealisten, ebenfalls an die „Cutup-Technik“ des amerikanischen Avantgardisten William S. Burroughs (Naked Lunch), zu denken wäre auch an die Sprach-Experimente eines James Joyce (Ulysses) oder gar an Sprachzertrümmerungen eines Gustav Sack (Ein verbummelter Student).

Mit diesem literarisch anspruchsvollen Konzept, ergänzt von künstlerisch hochwertigen Fotos, führt JO ZIEGLER durch seine sieben Interviews in sieben verschiedenen Lokationen im Münsterland, im Rheinland und im Ruhrgebiet.

„Dies ist ein Buch, dem jeder sich selbst hinzufügt. Beim Lesen schon beginnt die Selbstbefragung“.

Christa Wolf (Berührung), Vorwort zu Maxie Wander „Guten Morgen, du Schöne“.

PROLOG ● KOMPOSITION ● SYNÄSTHESIE

Während auf der Frankfurter Buchmesse 2009 viele Besucherinnen und Besucher, alte wie junge, und zunehmend auch Kinder, sich mit ihren prall gefüllten Kraftpapiertüten abmühen, sage ich zu mir:

OMNIA MEA MECUM PORTO.

Alles, was ich habe, trage ich mit mir, derweil mein gezielter Blick während des Messerundganges ein Buch-Cover fixiert, welches Männlichkeit symbolhaft signalisiert. Im gleichen Augenblick sehe ich vor meinem geistigen Auge ein weiteres Buch-Cover von einem großen Mann, Hand in Hand mit einem kleinen Mann, dazu im Buchtext ergänzt von vielen passenden Männerbefindlichkeiten, die möglicherweise noch in Erinnerungen tief vergraben sind und als Erinnerungsschätze baldigst gezielt gehoben werden sollten!

Erschöpft eingerastet im harten Sitz eines Messebusses und, während eines langen Transfers hinweggetreten und schlummernd bis hin zum Erreichen des dezentral gelegenen Parkhauses, pulsieren in meinem Hirnkino Traumblasen und Luftschlösser:

Anstatt zu platzen, vermehren sie sich!

Vermehren sich seltsam kernschattenlos, pulsieren weiter, fast expressionistisch wie getupft und hingehaucht, nicht pastös, nicht gespachtelt und nicht aufgesetzt, nein, eher erlöst von Fixpunkt und Tiefenschärfe sowie sanft abwärts schwebend, derweil ich als einzigartiger Luftschiffer gezielt die Reißleine ziehe, Sektor sieben verlasse, über einer irisierenden Landebahn kreise, die sich beim Landeanflug als schrill gepflastert zeigt mit sämtlichen Buchneuerscheinungen der Frankfurter Buchmesse im Herbst 2009, und ich komme erst im O-2-Minusfeld vor einem leeren Bücherregal zum Stillstand:

„Endstation!

Bitte aussteigen!

Der Bus endet hier!

Das Fahrtziel ist erreicht!“

Derart dissonant knistert es aus einem Lautsprecher über, unter oder hinter mir, egal, ich bin offensichtlich wieder angekommen in der Realität direkt vor einem extern gelegenen Frankfurter Messeparkhaus.

„Jo, du fährst und ich zähle Schäfchen bis zum nächsten notwendigen Tankstopp!“

„Klaro!“

Da jedoch gemäß meiner Erinnerung, die Tanknadel bereits mittig im Anzeigenfeld beim Parkieren erzitterte, wird sie mich von meinem Pistenmarathon alsbald erlösen.

Bereits auf der eintönigen Betonpiste rollend, erinnere ich mich an eine sehr weit zurückliegende Sequenz:

Wie ich betont lustlos an der Hand meines Vaters trottete.

Stadteinwärts auf dem Dortmunder Hellweg in Richtung Ostentor.

Links und rechts zerbombte Häuserzeilen.

Fassaden ohne Dächer.

Fassaden mit Fensterrahmen wie Kreuze am Himmel.

Nunmehr quengelig trabend, da mir die Wegstrecke unendlich lang erschien.

Zwei Stationen, zwei Haltestellen lang.

Denn am Geld für die Straßenbahn wurde gespart.

Endlich, am Ziel angekommen, zeigte sich eine ausgestellte Zeitung, präsentiert in Schaukästen auf Ständern, in doppelseitigen Schaukästen hinter Glas, doch derart hoch, dass ich darunter durchsehen konnte und auf der anderen Seite das gleiche Bild, die gleiche Konstellation von einem großen Mann, Hand in Hand mit einem kleinen Mann, vorfand.

Genau!

Erinnerungen wecken, darum geht es.

Erinnerungen wecken mittels eines Figurenensembles im Scherenschnitt – optisch reduziert bis zum Maximum:

GROßER MANN

KLEINER MANN

Vater und Sohn.

Oder:

Großvater und Enkel.

Beide verbunden, Hand in Hand.

Ausgebremst im Stau stehend, erfolgten erste Notizen: Befragungen, möglicherweise in Form eines Interviews.

Na, klar!

Dies ist die Geburtsstunde eines dokumentarliterarischen Projektes und, mit meinem fotografisch sehenden Auge wird es zu einer medialen Kunstinstallation geadelt, also:

Sofort einen Fragebogen für eine biografisch-narrative Gesprächsführung erstellen, mit möglichen Fragen wie:

Aus welchem Anlass wurden Sie von Ihrem Vater an die Hand genommen?

Hilfe, Trost oder Schutz suchend, beim Ausflug oder Sport, beim Pilze sammeln, beim Enten füttern, auf dem Schützenfest, bei einem Menschenauflauf oder gar bei einer Beerdigung oder einem Unfall?

Aber hallo!

Verunfallt etwa gerade mein Voice-Recorder?

Warum dieses Blinken?

Warum dieses Blinken im Stakkato-Takt in ROT!?

Warum zappelt zeitgleich die Tankanzeige in GELB!?

Warum?

Weil jetzt der ersehnte Tankstopp angesagt ist!

Und zwar bei zeitgleichem Kauf einer neuen Batterie für den Recorder − ganz einfach!

Auf jeden Fall, wenn wieder zu Hause angekommen, jedoch erst am morgigen Tag, nehme ich mir ein gezieltes Durchstöbern eingelagerter Umzugskartons aus Olims Zeiten vor, denn darin steckt mit Sicherheit ein Buch von Erika Runge mit ihren aufgezeichneten Bottroper Protokollen, die als ein Klassiker der dokumentarischen Literatur gelten, und gleichzeitig erinnere ich mich an Maxie Wander, die ebenfalls Protokolle nach Aufzeichnungen unter dem Titel „Guten Morgen, du Schöne“, edierte.

Also!

An die Arbeit!

Auf geht’s, wobei ich mir spontan zur Realisation und bis zur Drucklegung dieses dokumentar-literarischen Projektes ein Zeitlimit weniger Monate setze, um sodann unbeschwert auf der nächsten Buchmesse einzutreffen, wobei ich die Buchmesse in Leipzig im März avisiere!

Denn wer weiß, welche Idee mich möglicherweise dort anspringt?

Denn…

Denn meine Einfälle muss ich nicht suchen, sie kommen zu mir.

Ich sammele ich sie nicht in Zettelkästen, sondern vertraue auf meine gegebene Intuition.

Dazu eine Notiz aus meinem Werksverzeichnis vom Januar 2005:

„Bilder

und

Worte

und

Wortbilder

quellen

aus mir.

Beim Spielen

mit ihnen,

erfinde ich

das Spiel neu.“

So einfach ist es, wenn ich Kraft meiner Phantasie und Vorstellung in andere Welten und Szenarien abtauche… Abtauche und wieder auftauche in einem immer- währenden quirlenden Einfall-Darwinismus, bei dem ich einfach mit muss, dazu begleitet vom Wortsalat eines MAXI GALAXI in seiner Buchstabenküche während Wortschatzsuche.

Natürlich führt hierbei mein willentlich gerierter Akt zum eigenen Stil dieses Buchprojektes, basierend auf einer bereits vorhandenen dokumentar-literarischen Vorgabe – aber…

Einerseits erweitere ich fotografisch vor und nach meinen sieben sensibel geführten Interviews, einhergehend mit (m)einer dokumentarischen Kameraführung in Anlehnung an das künstlerisch-ästhetische Vorbild eines Henri Cartier-Bresson, sowie vereint in der Trias seiner bekannten dokumentierten Notizen:

„Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als sechs Sekunden schaut.“

„Ich mag es, wenn meine Bilder klar sind, oder besser: zugespitzt.“

„Das eine Auge des Fotografen schaut wie geöffnet durch den Sucher, das andere, das geschlossene, blickt in die eigene Seele.“

Andererseits kompiliert mein vorliegendes Buchprojekt GROßER MANN

KLEINER MANN

keine monotone Wiedergabe aufgezeichneter Textprotokolle in Form eines vormals getätigten Genres dokumentar-literarischen Wirkens wie eingangs erwähnt! Vielmehr ergießt sich das projizierte Sujet unter dem Aspekt

GROßER MANN

KLEINER MANN in meine eigene fortschreibende dokumentarliterarische Fassung und dokumentiert darin ein neues Genre persönlich evozierender Besinnlichkeit, wobei ich gezielt Passagen meiner aufgezeichneten Textprotokolle im Abgleich eigener Erfahrungen auswähle, kürze, umstelle, hinzu- schreibe, Akzente setze und damit meine Neu-Kreation komponiere.

Parallel blättere ich mittels meines weiteren neu kreierten Kunstgriffes die Bilderwelten von “Zeugen“ bei den Interviews auf, wobei Befindlichkeiten und Strukturen dahinter freigelegt werden und somit die Eindimensionalität geläufiger Seh- und Gefühlsnormen durchbrochen wird.

Beispielsweise aus dem Blickwinkel einer neuen Ebene. Oder aus dem Schattenwurf eines seltsam strammstehenden Zwerges − möglicherweise eines Zwar-Aber-Zwerges mit Zwille − meisterhaft eingebunden in Licht und Schatten seiner subversiven Tarnung.

Und, dabei gleichzeitig Martin Munkácsis Credo folgend, eingedenk seiner fotografischen Arbeitsweise, die sich spontan, dynamisch und ungezwungen präsentiert, und vortrefflich besticht mittels seiner geistreichen Bemerkung:

„Think while you shoot!“

Gleichwohl gefasst im Zitat von Émile Zola:

„Sehen verändert unser Wissen. Wissen verändert unser Sehen.“

Die geführten Interviews

21. 10. 2009

Interview in Köln in den Ausstellungsräumen der Magistrale des Stadthauses Deutz.

27. 10. 2009

Interview in einer gastlichen Kölner Lokation, rechtsrheinisch gelegen.

09. 11. 2009

Interview in der Rüttenscheider Hausbrauerei, Brauerei und Gaststätte im Girardet-Haus in Essen.

28. 11. 2009

Interview in der Gaststube eines wohl bekannten Restaurants im südlichen Münsterland.

18. 12. 2009

Interview in Herten, in der Bibliothek des Glashauses der Stadt Herten.

17. 01. 2010

Interview im Café Endstation des Kultur-Bahnhofs Bochum-Langendreer im Anschluss an den dortigen Neujahresempfang.

20. 02. 2010

Interview in Herdecke im Anlehngewächshaus eines Landhauses in Herdecke, „Der Stadt zwischen den Ruhrseen.“

21. 10. 2009Interview in Köln in den Ausstellungsräumen der Magistrale des Stadthauses Deutz.

Notiz:

Anfahrt bei schönem lichten Herbstwetter, hoch bewölkt, trocken. Parkieren am Tanzbrunnen. Eine wabbelige Joggerin beflügelt meinen Appetit. Ich greife zum mitgeführten Müsliriegel. Nachfolgend nervendes Suchen der Magistrale des Stadthauses Deutz, wobei eine freundlich befragte Seniorin, offensichtlich eine Anrainerin an Rollator, mich mittels ihrer Kölschen Mundart defraudiert, jedoch kurz darauf eine Patchwork-Family mit einem super breiten Kinderwagen für zwei oder gar für drei Kinder, mich in Englisch kurz und knapp einweist: „Next crossing ahead, then turn right!”

Danke!

Das klingt ja wie zu Hause, wie im Revier. Klingt wie: ‘Kurze Wege – Mittelfeld‘, entliehen aus allgemein bekannten Fußballregeln.

Nun stehe ich vor dem Eingang des Gebäudes, stehe, stehe und stehe…

Mein Interviewpartner lässt auf sich warten, daher bitte ich einen Passanten, der eine pulsierende prall gefüllte Plastiktüte schleppt, offensichtlich befüllt mit Leergut, von mir, selbstverständlich mittig im Eingang der Magistrale stehend, ein Foto mittels meines mitgeführten digitalen Fotoapparates zu machen. In derartigen Momenten bin ich ein absoluter Optimist.

Warum? Weil intuitiv dieser Typ seine prall gefüllte Plastiktüte mehr liebt als meine 677 Gramm schwere digitale Optik und, selbst wenn er brisanterweise tatsächlich damit an diesem schönen Vormittag stiften gehen sollte, dann hat er ganz, ganz schlechte Karten, denn…

Da pocht schon freudig mein Sportlerherz und ist bereit zum Quick-Start wie Super-Sprint. Denn nunmehr, nach sieben Jahren körperlicher wie seelischer Ressourcenbildung in einem sensitiv angesagten Sporting-Center, bin ich freudig fit wie Schmitts Pinscher.

Allerdings, im visuellen Umfeld vermittelt möglicherweise die Optik meiner langlebigen heiß geliebten Casuals ein anderes Bild, weswegen ich von meiner besseren Hälfte bereits Zunder bekam:

„Also, wirklich! Deine abgewrackte blaue Windjacke und dein Streifen-Hemd mit Brand- und Farbfleck, sag mal, musst du so herumlaufen?“

GROßER MANN

KLEINER MANN, was nun!?

Notizende.

Entschuldigung!

Offensichtlich sind wir hier verabredet. Als Erkennungszeichen haben Sie eine silberne Digitalkamera geschultert, sehe ich das richtig?

Ja, richtig!

Wünsche einen Guten Tag!

Dann gehen wir doch rein in den Ausstellungsraum und gehen dort in medias res.

Tja! Die Optik Ihres Interviewbogens finde ich sehr ansprechend, und dann habe ich mich auch gerne mit dem rückseitigen Text befasst und, schon sind wir im Gespräch. Aber, bitte sehr, woher stammt denn die Abbildung?

- Steht diese Frage in Zukunft jetzt immer an erster Stelle?

An eine derartige Gesprächseröffnung habe ich überhaupt nicht gedacht, schießt es mir durchs Hirn, während ich meinen Blick hebe und ihn gleichzeitig abziehe von meinen sorgsam vorbereiteten DIN-A-4 Seiten "Zur Nutzung narrativer Gesprächstechnik bei biographischnarrativer Gesprächsführung", bedeckt vom Voice Recorder nebst Stadtplan.

Zeitgleich fühle mich irgendwie ertappt. Ertappt, wie bei Nutzung eines verbotenen Spickzettels wie zu Schulzeiten. Nein, so läuft das nicht. Weder jetzt, noch in Zukunft.

Also, Flucht nach vorne mittels Ablenkung, Deviation, Pause machen oder Butter bei die Fische geben − genial! Das mach ich doch glatt:

Sehen Sie, die Ihnen dargebotene Abbildung eines kleinen Mannes, Hand in Hand mit einem großen Mann, ist das Produkt intensiver Recherche, einhergehend mit einem eigenen Foto Shooting vor Ort bei unfreundlichen Temperaturen und regnerischem Wetter. Anschließend geadelt mittels digitaler Bildbearbeitung, wobei Sie am Himmel "Den Mond von Wanne-Eickel" sehen als ein stilbildendes Element für drei Buch-Cover meiner Roman-Trilogie, bestehend aus

Buch Eins "DIE RUHR-MAGIER", aus Buch Zwei "JONA" und aus Buch Drei "PINKA RUHR-WURM".

Und wo genau, fand Ihr Foto Shooting statt?