Dreckiges Land - Pit Vogt - E-Book

Dreckiges Land E-Book

Pit Vogt

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Beschreibung

Manchmal ist mir, als müsste ich fort! Ich will fliehen aus einem Land, das eigentlich meine Heimat sein sollte. Doch kann ich das? Will ich das wirklich? Ist es hier so schlecht, dass ich es nicht mehr aushalte? Vielleicht sind es die Nachrichten, die mich ängstlich und wütend werden lassen? Ich kann es nicht sagen. Doch ich weiß, dass es an etwas liegen muss. Vielleicht liegt es an mir, denn in diesem Lande bin ich sicher, noch. Und ich habe auch mein Auskommen, meine Aussichten. Bin ich vielleicht unzufrieden? Womit? Es mag so viele furchtbare Dinge um mich herum geben, die ich nicht verstehe, nicht verstehen will. Die ich auch nicht verstehen kann. Aber ist dann wirklich alles schlecht? Ich weiß es nicht. Ist die Heimat wirklich noch -meine- Heimat?

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Inhalt

Dreckiges Land

Geh hinaus

Manchmal

Mit Fuffzich

Ende

Fort

Friedensballade

Gedanke

Gern

November

Schmutziger Ort

Worte

Am Meer

Besuch

Dämmern

Die Angestellte

Der Schauspieler

Mein Weg

Resignation

Schlaflos

Eine Weihnachtsgeschichte

Kalter Winter

Abschied?

Wenn

Meins

Erinnerungen

Zeit

Gejammer

Leuchtturm

Wiedersehen

Tod

Überflieger

Das Kind

Tod

Mondloser Abend

Shining

Letzter Blick

Phoenix

Erinnerung

Was wäre

Taxifahrer

Stich im Herz

Hofgang

Bahnhof

Der Autist

Watt

Nichts

Falscher Weg

Richtig – Falsch

Er

Das Tier

Nur ein Traum

Ohne Worte

Bedrohung

Die Abhängige

Letzte Reise

Kein Gott?

Besuch in Auschwitz

Kinder des Krieges

Der Trinker

Frau Holle

Die Show

Weit entferntes Land

Der Obdachlose

Ein bisschen Leben

Abgesang

Dreckiges Land

Jenes Land liegt längst in Scherben

Hier stirbt alles

Nichts kann werden

Überall nur Neid und Hass

Suff und Ekel nennt man Spaß

Mob und Pöbel schreit durch Straßen

Nur wer Geld hat, darf auch prassen

Armut kriecht durch manchen Block

Leben heißt hier: Dreck und Schrott

Geldgier, Klüngel in manch Ämtern

Daran will sich auch nichts ändern

Ist man ein korruptes Schwein

Braucht studiert man hier nicht sein

Autorennen nachts in Städten

Dort kann man sich kaum noch retten

Doch die Polizei schaut weg

Und so wuchert aller Dreck

Für Ganoven gibt’s kaum Strafen

Ja, die dürfen ruhig schlafen

Mut, Courage, Ehrlichkeit?

Dafür ist hier keine Zeit!

Drogen in den Parks, den Gassen

Rotlicht blüht in dunklen Straßen

Mord und Totschlag überall

Wann gibt’s wohl den großen Knall?

Schmuggel über offne Grenzen

Wer viel zockt, wird bald schon glänzen

Ist man dumm und kriminell

Kommt voran man hier sehr schnell

Wer die Wahrheit sagt im Lande

Wird zur Populisten-Bande

Ist man still und ohne List

Bleibt der stinkend-faule Mist

Aus manch kriegerischen Landen

Kommen hasserfüllte Banden

Terror kriecht ganz unerkannt

Wunderland?

Längst abgebrannt!

Ich will flüchten!

Ich will fliehen!

Ganz weit in die Ferne ziehen

Wo die Hoffnung tot und leer

Ist auch keine Heimat mehr

Geh hinaus

Geh hinaus ins pure Leben

Du kannst doch so viel noch geben

Schließ dich nicht zu Hause ein

Du bist doch kein dummes Schwein

Du bist stark und kennst die Dummen

Lass die keifen, lass die brummen

Du bist helle, klug, gesund

Bist doch artig nicht und rund

Bis doch kantig, voller Wut

Lass sie raus, zeig deine Glut

Zieh durch Nächte, durch den Tag

Schlag dich durch mit jedem Schlag

Lass ihn platzen, deinen Kragen

Scheiß auf all die blöden Klagen

Deine Fäuste sind dein Leben

Nutze sie, dann wirst du leben

Sei ein Mensch, jetzt mach schon, los

Mach dich stark und mach dich groß

Sei ein Mensch, teil endlich aus

Los, komm endlich zu uns raus

Zieh hinaus in alle Welten

Du bist hart und kannst was gelten

Laber nicht so viel herum

Ganz egal, ab gerad ob krumm

Du bist stark und kennst die Schwachen

Die nur kuschen, die nur lachen

Lass die Schwuchteln an der Ecke

Bring das Alte jetzt zur Strecke

Bist doch kantig, voller Hass

Lass ihn raus, mach´s richtig krass

Diese Welt ist nicht für Gute

Diese Welt kennt nur das Blute

Such nicht lang nach schönen Wegen

Zieh jetzt los mit leisem Beten

Lass ihn platzen deinen Kragen

Sonst wirst du zum Satansbraten

Schau nicht immer auf manch Reiche

Sonst wirst du zur schönsten Leiche

Sei ein Mensch, teil endlich aus

Los, komm endlich zu uns raus

Manchmal

Manchmal sind die Tage

atemlos und blöd

Du siehst nichts mehr

Dein toter Traum vergeht

Dann bleibst du zurück

Du gehst nicht mehr da raus

Mensch, du bist wirklich ´ne kleine graue Maus

Kleb nicht an dem

alten vergessenen Leben

Mach dich jetzt auf,

dann wirst du was Neues geben

Geh an den Strichern im Südviertel vorbei

Gaff sie nur an

Und dann tu deinen Schrei

Zieh endlich los

Sprüh deine fahlen Mauern jetzt bunt

Du bist kein Blödmann

Dein Kopf ist nicht wund

Zeig die kalte Schulter

den Gaunern und den Prassern

Hol das, was dir zusteht

aus mondtrüben Wassern

Zieh endlich los

Mach deinen müden Leib wieder frisch

Du bist noch am Leben

Du bist kein toter stinkender Fisch

Manchmal gegen Morgen

ist´s Scheiße und down

Du fühlst nichts mehr

Dein Latte-Kaffee ist ohne Schaum

Drehst dich nochmal um

und willst deine Süße

Doch die ist längst weg

Du bist allein,

hast geschwollene Füße

Dein Kopf ist so taub und du bist so tot

Deine Bude ist dunkel

Du bist in Not

Denkst an all die Spinner,

die dich ausnehmen nur

Denkst an die Zukunft

und schaltest auf Stur

Dabei willst du nur leben und geben,

vielleicht irgendwann

Nach teurem Luxus auch streben

Du bist doch kein Blödmann

Das weißt du schon lange

Doch alles scheint schwierig

Du hältst nicht mehr zur Stange

Mach Nägel mit Köpfen

Zähl die Muskeln im Spiegel

Und fühl dich nicht Scheiße

Du bist doch kein Igel

Du weißt es genau

Mach endlich reinen Tisch

Du bist doch am Leben

Du bist kein toter stinkender Fisch

Mit Fuffzich [50]

Irgendwann vorm Spiegel neulich

war´s mir gar nicht mehr erfreulich

Denn das Kinn hing schief darnieder

Und recht schlaff die Augenlider

Meine Laune - ziemlich gräulich

Stellte mich ein bisschen schräge,

seitlich links und etwas träge,

an den Spiegel mit der Wange,

die schon bleich und ziemlich bange

Und bestaunt´ die Zahnbeläge

Refrain:

Los, mit Fuffzich, alte Zecke,

bist du noch ein echter Recke

Schreist nach Liebe

und nach Weibern

Schreist nach durchgestylten Leibern

Dichtest weg die faulen Zeiten

Bist noch da und willst es bleiben

Kümmerst dich nicht um die Falten

Sondern um Naturgewalten

Gehst ab jetzt ganz neue Wege

Rufst ganz laut und ziemlich rege:

Bin zwar Fuffzich, doch ich lebe!

Doch der Schreck zog mir ins Herze

Und es gab so manchen Schmerze

Denn im Spiegel, diesem blöden,

sah ich mich, und musste beten

vor der dicken Altarkerze

Und so zog ich mit den Fingern

all die Falten, die da schlingern,

ganz nach hinten in den Nacken

Straffte meine Hinterbacken

Wollt das Alter so verhindern

(Refrain)

Rieb arg Röte in die Wangen,

die bekanntlich stark gehangen

Lächelte ein ganz klein wenig

Und brillierte wie ein König

Strich mir sanft über die Flanken

Doch oh Graus und welche Schande

Viel zu fett schien mir die Flanke

Und der Speck rollte beharrlich

Auf die Hüften, gar nicht artig

Alles Glück verlief im Sande

(Refrain)

Irgendwo, ziemlich weit unten,

in dem Slip, dem hässlich bunten,

hing was Kleines, Unbekanntes

Ungebraucht und fern des Landes

An dem Leib, dem ungesunden

Mensch, am Hintern hat´s gewackelt

Und am Kinn hat´s auch geschnackelt

Und die Schenkel – viel zu knuffig

Doch was soll´s,

wenn man schon Fuffzich

Selbst die Stirn erscheint verwackelt

(Refrain)

Überhaupt, die lichten Haare

sind ergraut über die Jahre

Und die Nase ward zum Zinken

Selbst die Oberarme winken

Und die Füße? Gott bewahre!

Nein, da ist man nicht zufrieden

Solch ein Typ kann man nicht lieben

Ich sollt endlich mal trainieren

Muss die Pfunde jetzt verlieren

Und nicht üble Laune schieben

(Refrain)

Und so kam das Fitnessstudio

Alles für ein neues Foto

Für den Spiegel, selbstverständlich

Alles Süße, das so schändlich,

kriegt der Hund mit Namen Bodo

Schaffte mich an Reck und Hantel

Passte bald in jeden Mantel

Aß nur Grünes, trank nur Wasser

Wurde zum Pralinenhasser

Die Figur war stark im Wandel

(Refrain)

Doch nach zwanzig langen Wochen

kam ich nur noch angekrochen

Stellt mich vor den Spiegel wieder

Vor die Vase mit dem Flieder

Hätte mich schon fast erbrochen

Denn statt Fett, dass mich umringte,

und dem Oberarm, der winkte

Statt der Nase, der nicht schicken

und den Flanken, den zu dicken

Stand da jemand, der arg hinkte

(Refrain)

Der zu dürr war und zu hager

Dessen Beine viel zu mager

Dessen Blick zu starr und trübe

Dessen Wangen – fad und öde

Dessen Kinn wohl auch kein Schlager

Da begriff ich voll Entsetzen

Nach dem Glück

darf man nicht hetzen

Sollt den Tag wieder genießen

Und ihn nicht am Reck vermiesen

Mich mal auf ´ne Wiese setzen

(Refrain)

Und so aß ich wieder Kuchen

Wollt manch Bonbon auch versuchen

Lachte wieder bei manch Witzen

Kam nicht mehr so sehr ins Schwitzen

Konnte wieder Glück verbuchen

Und vorm Spiegel schließlich neulich

War´s mir endlich mal erfreulich

Zwar hings Kinn noch arg darnieder

Und recht schlaff die Augenlider

Doch die Laune war nicht gräulich!

(Refrain)

Endlich auch Erotikträume

Die bislang nur düstre Schäume

Irgendwo war wieder Leben

In manch Slip schien es zu beben

Nicht mehr jenseits aller Freude

Ließ es endlich wieder krachen!

Wollt mit Fuffzich noch was machen!

Scheiß auf Schlankheit, zarte Flanken!

Scheiß auch auf manch Wackelwangen!

Endlich kann ich wieder lachen

(Refrain)

Ende

Er ging den weiten Weg hinaus

Es war ein neblig, trüber Tag

Der Morgen sah wie jeder aus

Da ging er fort von seinem Haus

Sein Blick, so starr und ohne Frag

Ein Regenschauer zog ins Land

Hier draußen, wo sonst keiner lebt

Er hat die Fotos längst verbrannt

Nur Einsamkeit lag überm Land

Für seinen Traum war´s längst zu spät

Sein Leben ließ er weit zurück,

in diesem Haus, am stillen Wald

Er suchte nicht mehr nach dem Glück

Und ließ die Hoffnung weit zurück

Und war erst fünfzig Jahre alt

Vor vierzehn Tagen war´s genau,

als er hier seinen Sohn verlor

Und wenig später starb die Frau

Es war wohl hier, ja, ja, genau,

als seine Seele starb, erfror

Bis dahin schien das Leben gut

Karriere, Geld, ein Haus, ein Boot

Doch irgendwann verlosch die Glut

Mit der Familie liefs nicht gut

Und plötzlich waren alle tot

Er setzte sich auf einen Stein,

hier draußen, auf dem weiten Feld

Warum nur musste das so sein?

Am Schluss ein Kilometerstein!

Am Ende hilft nicht Gut, nicht Geld!

Noch einmal raffte er sich auf

Noch zwei, drei Schritt, irgendwohin

Was für ein allerletzter Lauf!

Warum rafft man sich immer auf?

Und wo liegt aller Lebenssinn?

Es wurde Nacht und er blieb stehn

Ein Blitzschlag nahm ihn mit sich fort

Er konnte nicht mehr weiter gehn

Er blieb nur einfach wortlos stehn,

an diesem trüben schlimmen Ort

Geblieben ist ein Häuflein Staub,

das trieb in die Unendlichkeit

Ein Blitzschlag traf – es war nicht laut

Von manchem Leben bleibt nur Staub

in einer schwarzen Dunkelheit

Sein Haus ist fort, es steht nicht mehr

Man riss es ab vor kurzer Zeit

Und nur die Steine wiegen schwer

Sein Haus, sein Leben gibt’s nicht mehr!

Was ist´s, dass nach uns übrigbleibt?

Fort

Verrückte Stadt

Verhallt mein Schrei nach Liebe

Die Menschen hier, die geben mir nichts mehr

Ich zieh davon

in aller Herrgottsfrühe

zum fernen Ort

Der Abschied fällt nicht schwer

Am schroffen Berg,

ein Schneesturm schlägt ins Auge,

bau ich ein Zelt

Ein Bär streicht nah vorbei

Ich atme tief

Wohin ich immer schaue,

wacht Einsamkeit

Sie ist mir einerlei

Die Nacht beginnt

und Kälte zieht ins Herze