Durchs Meer der Sonnen - Gregory Benford - E-Book

Durchs Meer der Sonnen E-Book

Gregory Benford

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Beschreibung

Aufbruch ins All

2056: Mehr als 50 Jahre nach der Entdeckung des Kleinplaneten Ikarus und der noch intakten Computertechnologie eines fremden Volkes ist das erste interstellare Schiff der Menschheit, die Lancer, fertiggestellt. Ihr Ziel: die Sonne BD+36°2147, ein roter Zwergstern, dessen Planet Radiosignale zur Erde gesendet hat. An Bord der Lancer ist Nigel Wamsley, der durch den direkten Kontakt mit dem außerirdischen Computer verändert wurde. Er allein könnte in der Lage sein, sowohl die permanenten Angriffe auf das Schiff abzuwehren als auch die Erde zu retten, von der immer schlimmere Nachrichten eintreffen ...

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GREGORY BENFORD

DURCHS MEER DER SONNEN

»CONTACT«-ZYKLUS

Zweiter Roman

INHALT

Karte

Widmung

Zitat

Teil I – 2056 Ra

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

Teil II – 2061 Erde

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

Teil III – 2056 Ra

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

Teil IV – 2061 Erde

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

Teil V – 2060 Interstellarer Raum zwischen Ra und Ross 128

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

Teil VI – 2064 Tiefenraum

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

Teil VII – 2061 Erde

1. Kapitel

2. Kapitel

Teil VIII – Nahe Ross 128

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

Teil IX – 2061 Erde

1. Kapitel

2. Kapitel

Teil X – Pocks

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

Doch auf das Ende folgt niemals ein Ja,

an dem die Zukunft dieser Welt noch hängt.

Die Nacht sagt nein, die Sonne sagt das Ja.

WALLACE S

TEIL I

*

1. Kapitel

Die lodernden Feuer am Heck jagten das Raumschiff bis hart an die Grenze der Lichtgeschwindigkeit. Sein magnetischer Atem kräuselte das spiegelglatte Dipolfeld.

– Ein Pfeil schoss durch die Finsternis –

– blauweiße Wolken zischenden Wasserstoffs entwichen –

– ein granitgrauer Asteroid ritt auf einem röhrenden Feuerstrahl –

Das Schiff atmete den interstellaren Staub ein, mixte einen Hexenkessel voll Isotopen, spie sie hinten wieder aus. Eine ultraviolette Fackel stürzte in den finsteren Abgrund, der alles verschlang.

Drinnen aber saß Nigel Walmsley beim Austernessen.

Der letzte Wein, dachte er gut gelaunt, während er sich den letzten Rest einschenkte. Und so war es denn auch. Wie auf dem Schiff verlautete, hatte keiner mehr als eine Flasche Wein mitgebracht, und der Vorrat ging nach nunmehr zwei Jahren allmählich zur Neige.

Nigel schwenkte sein Glas und genoss den letzten Schluck. Der Pinot Chardonnay verdrängte den metallischen Geschmack der Austern und ließ nur den würzigen Duft der See und den Schmelz des saftigen Fleisches übrig, eine ferne Erinnerung an die Erde. Er schlürfte genüsslich den Rest der kalten Flüssigkeit aus den Muschelschalen und genoss den Geschmack. Acht Lichtjahre von der Erde entfernt war das Echo des Goldstroms bereits verklungen.

»Das war's«, murmelte Nigel.

»Wie bitte?«

Erst jetzt merkte er, dass er seinen Gast vernachlässigt hatte. Immerhin war Ted unangemeldet gekommen, und das zur Stunde der Abendmahlzeit.

»Ich glaube nicht, dass ich diesen guten kalifornischen Wein je wieder auftreiben kann, von den Austern ganz zu schweigen.«

»Nein, wahrscheinlich nicht. Glaubst du, dass die Austern noch genießbar sind?«, fragte Ted Landon, während er verlegen auf seinem Sitz herumrutschte.

»Nur weil sie jahrelang vakuumverpackt waren?«, fragte Nigel mit einem Achselzucken.

Er machte es sich auf der Tatamimatte bequem, wobei er mit dem Ellbogen um ein Haar eine Lacklampe umgeworfen hätte. Ted war es offensichtlich peinlich, dass sein Gastgeber mehr als spärlich bekleidet vor ihm saß. Ted verschränkte die Beine im Lotossitz, freilich weil Nigel noch keine Zeit gefunden hatte, ein paar Stühle zu besorgen.

Dann holte er seinen Tabaksbeutel aus der Tasche.

»Darf ich rauchen?«

Nigel nickte zustimmend. Beim Essen hatte er zwar etwas dagegen, aber Ted wusste sowieso Bescheid. Überhaupt, Ted wusste einfach alles. Es gab eine lange Latte über das Personalprofil von Nigel, selbst im Ferritspeicher. Ted hatte es mit eigenen Augen gesehen.

Jetzt tat er einen tiefen Zug aus seiner Pfeife.

»Als ich hörte, dass du ein Apartment in der Low Amenity gemietet hast, dachte ich mir, die Behausung sei recht karg. Aber hier sieht es großartig aus.«

Nigel nickte und versuchte, sein Wohnzimmer mit Teds Augen zu betrachten.

– eine Karmesinvase, blassgelbe Blütenknospen, eine Schale mit duftendem Weihrauch, eine Teakholztruhe, hauchdünne, schleierartige Papierwände, goldene, schräge Lichtstrahlen, in denen Stäubchenwolken durch den fächelnden Luftstrom nach oben wirbeln – aber warte nur, bis Ted mal musste und das Örtchen entdeckte: eine Öffnung, mit koreanischem Porzellan ausgekleidet, mit einem Holzdeckel verschlossen, mit Trittsteinen in Fußform für den Anfänger. Es hieß, sich einfach hinzuhocken und sein Geschäft zu erledigen. Warum sollte man auch einen wertvollen Augenblick des Tages verschämt bemänteln?

»Was gibt's?«, fragte Nigel, wobei er in den transatlantischen Telegrammstil fiel.

Ted riskierte einen verschleierten, aber scharfen Blick.

»Ich bin eben dran, die Belegschaft neu zu organisieren.«

Aha. »Bist also der neue Manager.«

»Das stimmt nicht ganz, aber – schau, Nigel, ich habe ein paar wichtige Entscheidungen zu treffen.«

»In der Tat.«

Ted versuchte zu lächeln, doch dieses Lächeln verschwand ebenso schnell, wie es gekommen war.

»Du warst bisher im Außendienst.«

»Sicher. Eingekastelt, sozusagen.«

Nigel war zu alt, um seine Arbeit direkt durch Muskelkraft zu verrichten. So wurde er in einer Art Käfig in einen Servoroboter gesetzt, der außerhalb des Raumschiffes eingesetzt wurde.

»Wie ich sehe, gibt es eine lange Liste für diese Jobklasse. Und was dich betrifft, du bist …«

»Zu alt«, ergänzte Nigel düster.

»Nun ja, es gibt eine ganze Menge Leute, die so denken. Als die Abstimmungsergebnisse bekannt wurden – nämlich darüber, wer was im Raum um Isis zu tun hätte –, stellte ich fest, dass du viele Stimmen verloren hattest.«

»Das überrascht mich nicht.«

»Also bin ich gekommen, um dir den Rücktritt anzutragen. Du solltest auf eine Beschäftigung im Außendienst verzichten.«

»Ich denke nicht daran.«

»Wie bitte?«

Nun war es freilich nicht schwer, dieses entschiedene »Nein« zu interpretieren.

»Aber die allgemeinen Wahlen und ihre Ergebnisse sind ziemlich bindend.«

»O nein, sie sind eher indikativ. Mein Kollege kann mir nicht einfach den Laufpass geben, einfach so. Du bist derjenige welcher, Ted, du hast das letzte Wort. Und du weißt genau, dass du jede Wahl überstimmen kannst, sofern es sich nicht um eine absolute Mehrheit handelt.«

»Nun ja …«

»Und bei 1266 Stimmen kann ich mir kaum vorstellen, dass es eine Mehrheit geben soll, die meinen Kopf fordert.«

Ted aber hatte eine Gewohnheit, die allgemein bekannt war. Er spannte die Kiefer und biss den Mund zusammen, so dass Nigel deutlich sehen konnte, wie die aufeinandergepressten Lippen weiß wurden. Dann biss er die Vorderzähne zusammen und bewegte sie vorsichtig hin und her, als wollte er sie schleifen, während er die Kiefermuskeln spannte.

»Technisch gesehen hast du eigentlich recht, Nigel.«

»Na großartig.«

»Aber dein Gemeinschaftssinn müsste dir verraten, dass eine aktive Opposition einer bedeutenden Minderheit zu den langfristigen Interessen unserer Mission gegenläufig ist, dass also …«

»Verdammter Mist!«

Ted schliff wieder seine Zähne, seine Kiefermuskeln spannten sich. »Ich glaube, der alternative Job dürfte auch attraktiv sein.«

»Und das wäre?«

»Schwergießerei.«

Also Asteroidfelsen abschmelzen und Streben vorspannen, Laserschneider und Elektronenstrahlschmelzer bedienen. »Eingekastelt?«

»Nun ja, freilich.«

Da wird man in diesen schweren Maschinen verankert, an Hüften, Knien, Ellbogen und Handgelenken festgeschnallt, während das feine elektronische Interface direkt an die Nerven angeschlossen wird. Dabei fühlte und spürte man die Maschine, bediente und steuerte sie, man war die Maschine selbst.

»Nein, danke.«

»Ich glaube, Nigel, du hast dieses Wort in letzter Zeit ziemlich oft gebraucht.«

»Weil es so ungeheuer sparsam ist.«

Ted seufzte – spontan oder aus Berechnung? Schwer zu sagen – und legte seine großen Hände auf die Knie. Der Lotossitz war unbequem, obwohl er die Schuhe abgestreift hatte. Die meisten Gäste pflegten aus unerfindlichen Gründen diese Position einzunehmen, selbst wenn sich Nigel auf seinen Kissen räkelte. Vielleicht, weil sie die Ausstrahlung und die Schlichtheit dieses orientalischen Raumes spürten, die seinen Bewohnern eine aufrechte Haltung suggerierte. Bei Nigel bewirkte diese Atmosphäre eher das Gegenteil.

»Nigel, ich weiß genau, dass du ungern auf den Außendienst verzichtest, aber wenn du dich erst einmal umgestellt und eingearbeitet hast, wirst du dir vorkommen …«

»… wie eine Briefmarke, die man aus dem Verkehr gezogen hat.«

Teds Gesicht lief plötzlich puterrot an.

»Verdammt noch mal, ich erwarte von jedem an Bord, dass er Opfer bringt! Wenn ich dich auffordere, deine Stelle zu wechseln, dann musst du im Prinzip …«

Nigel aber schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. Er hatte längst festgestellt, dass eine besonders abrupte Geste und ein vorschnellender Zeigefinger geeignet waren, Teds Überraschungsangriffe und Wortattacken zu stoppen. Ein wertvoller Trick.

»Und wenn ich trotzdem nein sage? Die Slowslots{1}?«

Das Wort verfehlte seine Wirkung nicht. Dieses Wort aus dem Ärmel zu zaubern und wie ein As auf den Tisch zu knallen war ein Trumpf, der alle Karten stach. Dabei wirkte sich ein solcher Trick auch nachteilig auf jene kontrollierten Methoden aus, nach denen die Administratoren nur zu gern verhandelten. Gleichzeitig wurde Ted daran erinnert, dass sich Nigel bei der Entwicklung der Slowslots freiwillig als Versuchskaninchen zur Verfügung gestellt und dadurch mehr als nur ein Scherflein beigetragen hatte.

»Schau, Nigel«, meinte Ted gelassen, indem er sich absichtlich Zeit ließ, »ich bin ehrlich überrascht, dass du so denkst. Kein Mensch in der Lancer-Gemeinschaft will dich aufs Nebengleis abschieben. Deine Freunde wollten dir nur schonend beibringen, dass es endlich an der Zeit ist, sich von solchen Aufgaben zu distanzieren, die gewisse Reflexe, eine bestimmte Eignung und Ausdauer erfordern, Eigenschaften – seien wir mal ehrlich –, die du nicht mehr ganz bringen kannst. Wir alle …«

»Richtig. Mit anderen Worten: Meine Verwendung im Außendienst wurde stets als eine rein politische Angelegenheit betrachtet.«

»Harsche Worte, Nigel. Und natürlich vollkommen aus der Luft gegriffen.«

Nigel lächelte, verschränkte die Hände unter seinem Nacken und lehnte sich mit hochgezogenen Ellbogen zurück, um die Spannung im unteren Bereich seiner Rückenmuskeln zu lockern. »Gar nicht so weit hergeholt, wie du denkst«, sagte er fast träumerisch. »Gar nicht so weit …«

Bilder aus der Vergangenheit tauchten vor seinem inneren Auge auf: die Invasion der Außerirdischen in das Sonnensystem, die perlmuttschimmernde Kugel des Schnark, ein Forschungsschiff, dem er jenseits des Mondes für Sekunden begegnet war, das Wrack der Mare Marginis, eine geborstene Eierschale, die vor Jahrmillionen vom Himmel gefallen war, die vernetzte Logik dieses fremdartigen Computers der Marginis, die ihnen beigebracht hatte, wie man die Lancer baut. Er war dabei gewesen, hatte es mit eigenen Augen gesehen, doch die Bilder waren verblasst.

»Ich habe gehofft«, sagte Ted feierlich, »dich durch jene schwerwiegenden Meinungen zu beeindrucken, die hinter diesem Wahlergebnis stecken. Wir werden in einigen Monaten im Isis-Raum sein, dann aber beginnt für die Arbeitsgruppen über Tage der Ernst des Lebens. Also kann ich bei bestem Willen nicht …«

»Ich werde mich zur Reserve melden«, meinte Nigel wie von ungefähr.

»Was soll das heißen?«

»Steck mich in die Reserve-Forschungseinheit! Auf der Oberfläche wird es genügend Leerlauf und Totzeiten geben, wenn der größte Teil der Mannschaft schläft oder an anderen Aufgaben arbeitet. Du willst doch sicher nicht, dass diese Servomodule ungenutzt herumstehen. Ich werde einfach die Stellung halten und aufpassen, bis das Team wieder zur Arbeit antritt.«

»Hmmm. Das ist zwar nicht das, was ich vorhatte …«

»Ich gebe keinen roten Heller auf deine Pläne, wenn du es unbedingt wissen willst. Ich biete einen Kompromiss an.«

»Reserve ist aber keine hauptamtliche Stellung.«

»Ich nehme jede Arbeit an.«

»Nun gut …«

»Hydrojobs. Vielleicht Agri. O ja, echt, ich mag das!«

Er beobachtete Ted, während dieser die neue Möglichkeit abwog. Der aber pirschte sich an die Sache heran wie an ein kleines, flinkes Tier, das vermutlich ungefährlich, doch immerhin unberechenbar war und von dem man ebenso gut erwarten konnte, dass es zubeißt, als auch, dass es plötzlich und unerwartet Reißaus nimmt. Nun war Nigel weder Fisch noch Fleisch, und Ted scheute nichts so sehr wie die Ungewissheit. Hinter der kosmetischen Gruppenpolitik auf der Lancer lauerten nämlich diese traditionsbewussten Topdown-Manager, deren Instinkte so alt waren wie Tyrus.

Dann war Teds Lächeln plötzlich wieder da.

»Gut, sehr gut, Nigel. Es freut mich, dass du die Sache von unserem Standpunkt aus betrachtest.«

»So ist es.«

»Aber, Nigel …«

Dann war es einen Augenblick lang still.

»Da gibt's noch was, Ted. Du hast noch was auf dem Herzen.«

»In der Tat. Ich glaube, du müsstest einsehen, dass du dich … nun ja … etwas von deinen Kollegen entfernt hast, ein Umstand, der diese Wahl beeinflussen konnte.«

»Generationsprobleme. Ich gehöre eben zu einer anderen Generation.«

Teds Blick wanderte über die glatten, fast kahlen Wände des Raums. In den meisten Zimmern auf der Lancer waren die Wände mit irgendwelchen Fototapeten beklebt, die Wälder, Meeresgestade oder eine Gebirgslandschaft vorgaukelten. Hier aber gab es nur strenge Ecken und Kanten, keine Ersatzlandschaften. Ted schien dies zu stören. Nigel beobachtete ihn, während Ted wieder auf seinem Sitz hin und her zu rutschen begann und versuchte, die Gedanken seines Gegenübers zu erraten. Nigel fiel es immer schwerer, Leute wie Ted zu verstehen, ohne sich ganz in ihre Lage zu versetzen. Aber Ted war Amerikaner. Nigel hatte zwar einen Großteil seines Lebens in den USA verbracht, sich aber dennoch seine britische Denkweise bewahrt. Nun waren die meisten leitenden Stellen auf der Lancer von diesen amerikanischen Managertypen wie Ted besetzt, und Nigel brachte es nicht fertig, mit ihnen warm zu werden, vom Altersunterschied einmal abgesehen.

»Schau«, begann Ted, wobei er versuchte, ebenso resolut wie sachlich zu sein, »wir alle wissen, dass deine neurale Aktivität durch den Marginis-Computer in gewisser Weise maximiert wurde. Also können deine Sensoreneingaben, deine Verarbeitungsmethoden, deine Datenkorrelation auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig und dennoch trennscharf stattfinden.«

»Nun ja, wenn du meinst.«

»Vielleicht kommst du dir etwas überflüssig vor und bist begreiflicherweise sauer.«

Ted setzte ein bezauberndes Lächeln auf und fuhr fort:

»Warum gleich so reserviert? Wenn du dich schon durchgerungen hast, unseren Standpunkt zu akzeptieren, so meine ich …«

»Tanaka, Xiaoping, Klein und Mauscher …«, sagte Nigel, indem er die Namen in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit herunterrasselte.

Diese Leute waren nach ihm gekommen und hatten mit dem Netz dieses außerirdischen Computers Marginis experimentiert. Und dabei hatten sie sich alle irgendwie verändert, sie berichteten, dass sie die Welt mit anderen Augen sähen, mit einer merkwürdigen Intensität wahrnähmen.

»Ja, ich kenne ihre Arbeiten«, unterbrach Ted seine Gedanken. »Dennoch …«

»Du hast ihre Beschreibungen gelesen, hast die Bänder gesehen.«

»Sicher, aber …«

»Hoffentlich hilft's was. Was mich betrifft, ich kann mit diesem Zeug nichts anfangen.«

»Wirklich nicht? Ich war der Meinung, dass ihr vieles gemeinsam habt.«

»Das stimmt insofern, dass wir beispielsweise nicht viel darüber reden.«

»Warum eigentlich nicht?«

»Was soll's? So kommen wir auf keinen grünen Zweig.«

»Das 3-D, das Xiaoping geschaffen hat, bedeutet eine Menge für uns. Wenn du …«

»Aber mir bedeutet es gar nichts. Und das ist bedeutend wichtiger als alles andere, was ich dir sagen kann.«

»Wenn du nur …«

»Nun gut. Schau mal, es gibt vier verschiedene Bewusstseinszustände. Da ist einmal der Aha-Effekt, dann Hm-hm und O weh! Die meiste Zeit aber heißt es Ja-nun!«, sagte Nigel mit hämischem Grinsen.

»Okay, okay, ich hätte es besser wissen müssen.«

Ted deutete den Anflug eines Lächelns an und schlürfte den Rest seines Tees.

Nigel aber änderte seine Lage und verlagerte sein Gewicht auf das knochige Ende seines Rückgrats. Dieses Apartment war von Lancers Drehachse weiter entfernt, wodurch sich die lokale Zentrifugalspannung hier stärker auswirkte, als dies in seinem alten Domizil in der Kuppel der Fall war. Während er sich bewegte, krumpelte und schrumpelte seine Haut wie ein Sack, der schon zu lange und zu oft benutzt worden war. Er sah zwar immer noch kräftig aus, aber er wusste besser als jeder andere, dass es ihn bereits einige Mühe kostete, seine Muskeln zu spannen, und dass er nicht mehr ganz auf dem Damm war. Er betrachtete die rötlichen Flecken auf seinem Handrücken und genehmigte sich einen kleinen Seufzer. Ted wird den Seufzer wohl falsch auslegen, dachte er, aber was soll's?

»Das muss ich mir merken.« Ted kicherte. »›Ja nun!‹ – jawohl. Weißt du«, sagte er, schon im Aufbruch begriffen, »deine Reaktion auf diese Jobgeschichte war einfach Klasse. Bin froh, dass es soweit geklappt hat, und es freut mich besonders, das Problem in den Griff bekommen zu haben, bevor – nun ja – die Situation ganz verfahren war.«

Nigel aber lächelte insgeheim, weil er genau wusste, dass die Probleme nicht ausgeräumt waren und dass auch rein gar nichts in Ordnung war.

2. Kapitel

»Was, glaubst du, meint Ted wirklich?«, fragte Nikka.

Sie schlenderten über einen Pfad, der sich wie ein Band um das Innere der Kuppel schlängelte. Auf der schönsten Strecke führte dieser Pfad etwa 100 Meter durch einen Wald, der reich mit Kiefern, Eichen und belaubten Büschen bestückt war. Vielleicht war es nur Einbildung, doch Nigel kam es vor, als wäre die Luft hier weniger muffig.

»Wahrscheinlich nicht mehr, als er sagt, zumindest für den Augenblick.«

»Glaubst du, dass man mich genauso behandeln wird?«

Über den Wipfeln zog ein feiner Dunst auf und legte sich wie ein Schleier darüber. Aus der Ferne konnte Nigel entlang der Achse die andere Seite der Kuppel ausmachen. Wolken sammelten sich wie Wattebäusche um die g-Nullachse der Kuppel, so dass Nigel aus der Ferne nur einen grünen Teppich erkennen konnte, eine euklidische Reihe von Pflanzen: eine Gartenlandschaft.

»Darüber hat er sich nicht geäußert«, meinte Nigel, während er sich Nikka mit gespreizten Händen zuwandte. »Und warum auch?«

»Was das Dienstalter betrifft, bin ich nach dir das älteste Mitglied der Besatzung.«

»Verflixt und zugenäht – du bist doch nicht alt!«

»Schau, Nigel, wir sind immerhin zwanzig Jahre älter als die anderen.«

Nigel zuckte die Achseln.

»Für meine Arbeit muss ich beweglich sein, und da haben sie verdammt recht. Ich werde steif und verdrossen. Du aber bist gesund und munter. Also gibt es nichts …«

»Die Jahre, die du in den Slowslots verbracht hast, haben all dies verzögert.«

»Vielleicht zum Teil, aber nicht sehr.«

Nikka begann zügig auszuschreiten, wobei sie ihre ganze Wut und Kraft in ihren Hüftschwung legte. Ihre Kondition ist immer noch fabelhaft, dachte Nigel.

Ihr straffes schwarzes Haar war über der hohen Stirn und dem offenen Gesicht spartanisch zurückgekämmt und fiel vom Hinterkopf in langen Strähnen ab, die bis zur Mitte ihres Rückens reichten.

Nigel versuchte, sie wie ein Fremder zu betrachten und sich gleichzeitig in Teds Lage zu versetzen. Im Lauf der Jahre hatte sich die Haut über den hohen Backenknochen straff gespannt. Freilich hatte sie ihre Elastizität eingebüßt, auch hatte ihr Gesicht – zugegeben – den Glanz der besten Jahre verloren. Aber sie war noch immer eine adrette, schlanke Frau, weit davon entfernt, zum alten Eisen gezählt zu werden.

Sie atmete die Luft mit sichtlichem Wohlbehagen ein. Hier in der Nähe der Pflanzen und Algenplantagen war es angenehmer. Wenn man die Augen schloss, konnte man tatsächlich meinen, man sei in einem richtigen Wald. Hier konnte man das tiefe, gedämpfte Dröhnen der ohne Unterlass brennenden thermonuklearen Flamme vergessen.

»Nigel, es kommt mir so lange vor«, sagte sie plötzlich in klagendem Ton.

Er nickte. Zwölf Jahre war es her, seit die Lancer die Triebwerke gezündet hatte, um das Tempo allmählich auf Lichtgeschwindigkeit zu steigern. Sie alle hatten die riesige Zeitspanne mit Arbeit, mit Studien, mit Experimenten wie den Slowslots und mit astronomischen Beobachtungen ausgefüllt. Doch die Jahre hatten Gewicht und Bestand.

Das Lancer-Projekt war ein Eilauftrag, der in kürzester Zeit über die Bühne gehen musste.

Im Jahre 2021 empfing das gigantische, flächendeckende Rundfunknetz, das auf der Rückseite des Mondes errichtet worden war, ein merkwürdiges, schwaches, amplitudenmoduliertes, leicht verschwommenes Signal, das genau bei 120 Megahertz mitten im kommerziellen Rundfunkbereich auftauchte. Ursprünglich war dieses Radionetz für die Durchführung astrophysikalischer Studien im Niederfrequenzbereich bis etwa 10 Kilohertz gedacht gewesen. Die Designer in Goldstone, Bonn und Beijing hatten erst kurz zuvor die Geräte montiert, um das System in den Megahertzbereich zu hieven, weil die vollgepfropften kommerziellen Bänder so sehr gestört waren, dass eine sensitive astrophysikalische Arbeit von der Erde aus unmöglich geworden war. Der Mond aber bot eine ideale Abschirmung.

Das Emissionsmuster wies, wie man im Funklatein sagt, bedeutende, nicht zufallsbedingte Elemente auf. Die Muster hoben sich vom Hintergrund des galaktischen Störpegels ab, bevor die Sequenz der Amplitudenmodulationen ein kohärentes Muster bilden konnte, und die verschwommene elektromagnetische Schwingung verblasste.

Die nächstliegende Erklärung war irgendein intermittierender natürlicher Prozess, vielleicht ähnlich der dekametrischen Strahlung des Jupiter, die von Elektronenschwärmen in den Magnetgürteln des Planeten herrührte. Durch Wellen, die diese Gürtel durchdrangen, wurden die Elektronen gebündelt, so dass sie wie eine natürliche Antenne strahlten. Die Jupiter-Emissionen wiesen Wellenlängen von Hunderten von Metern auf, die weit unter dem Megahertzbereich lagen. Um nun all diese Erscheinungen zu erklären, nahmen die Astronomen einen riesigen Gasplaneten an, der bedeutend stärkere Magnetfelder oder eine höhere Elektronendichte besaß.

Als dann endlich die Strahlungsquelle eingegrenzt war, machte dieses Modell plötzlich Sinn. Es handelte sich um BD+36°2147, einen blassen roten Stern, 8,1 Lichtjahre entfernt, der einen großen Planeten zu haben schien, eine etwas verwirrende Erkenntnis.

Die Gründergesellschaft ISA{2} fragte sich, warum ein Stern, der verhältnismäßig in greifbarer Nähe lag, nicht routinemäßig auf ungewöhnliche Emissionen geprüft worden war. Man hatte sich offensichtlich eher auf hochenergetische, spektakuläre Objekte verlegt – Pulsare, Quasare und Radiojets. Auch die kleinen roten Sterne bereiteten einiges Kopfzerbrechen. Sie waren schwer zu sehen und lebten im Verborgenen.

BD+36°2147 war namenlos. Die alphanumerische Bezeichnung besagte lediglich, dass dieser Stern erstmals im Bonner Durchmeisterungskatalog im 19. Jahrhundert registriert worden war. Der Neigungswinkel betrug +36 Grad, 2147 aber war eine Seriennummer im Katalog, die sich auf die andere Koordinate dieses Sterns, nämlich auf die Rektaszension bezog. Aus den leichten Schwankungen dieses Sterns konnte man darauf schließen, dass ihn ein großer, dunkler Körper umkreiste, ein logischer Kandidat für einen Super-Jupiter.

Mittlerweile hatten orbitale Teleskope Hunderte von Begleitern näherer Sterne entdeckt und den Beweis erbracht, dass Planetensysteme überall im Weltraum vorkommen. So wurde auch der jahrhundertealte Streit um dieses Thema beigelegt.

Die ersten Unstimmigkeiten kamen ans Licht, als die ISA in den früheren Berichten der erdgestützten Radioteleskopstationen zu stöbern begann. Es stellte sich nämlich heraus, dass BD+36°2147 in Wirklichkeit wiederholt beobachtet worden war, wobei allerdings keinerlei Emissionen irgendwelcher Art festgestellt worden waren. Also dürften die Radiowellen, die jetzt registriert wurden, erst während der letzten drei Jahre ausgestrahlt worden sein.

Die nächste Überraschung folgte einige Monate später. Da brach nämlich in einem seltenen Zweiminuten-Intervall ein starkes Wellenfeld durch. Bei diesem amplitudenmodulierten Signal handelte es sich um eine Trägerwelle ähnlich der des kommerziellen AM-Funks. Nachdem das Signal gefiltert, beschleunigt und in einen Audio-Output gespeist wurde, kam eindeutig das Wort »und« heraus. Nicht mehr und nicht weniger.

Eine Woche später besagte eine weitere Dreiminutenportion »Nil«.

Nun wurde das große Ohr dauernd auf BD+36°2147 gerichtet, und nach weiteren sieben Monaten kam das Wort »nach(her)«.

Die Wörter kamen nur schleppend und zögernd herein, und einige Radioastronomen neigten bereits zu der Ansicht, dass dies nichts weiter sei als ein übler Trick, um Kosten zu sparen.

Das Signal wurde mal stärker, mal schwächer, dennoch konnte ein aufmerksamer Zuhörer auch ohne Dauerton das Wort erkennen. Diese Theorie aber war noch lange keine Erklärung dafür, warum das Signal dauernd verzerrt wurde und sich immer wieder auf so frustrierende Weise verlagerte. Es sah fast danach aus, als würde der ferne Sender mit der Übertragung eines Wortes beginnen und dann bereits zum nächsten Wort übergehen, bevor das erste Wort überhaupt gesendet war.

Die Signale aber kamen immer wieder herein, brachten gelegentlich ein Fragment, ein Wort, eine Silbe – doch immer noch nicht genug für eine Botschaft, die sich entziffern oder interpretieren ließ. Dennoch musste es sich eindeutig um künstlich erzeugte Signale handeln, ein Umstand, der allerdings der Magnetosphären-Theorie eines Super-Jupiter endgültig den Garaus machte. Man hielt sich allerdings an sehr scharfe Frequenzen, was sich dann hinterher als sehr nützlich erwies.

Nach acht Wochen sorgfältiger Beobachtung wurde in der Frequenz eine Doppelverschiebung entdeckt, die sich alle 29 Tage wiederholte. Die logische Erklärung dafür war, dass die Streuimpulse von einem Planeten kamen, der sich immer wieder der Erde näherte und sich von ihr entfernte, während er diese rote Zwergsonne umkreiste. Durch optische Beobachtungen wurde die Helligkeit dieses Sterns festgestellt, wobei sich auch seine Masse einigermaßen bestimmen ließ. Die Solarmasse betrug 0,32 – somit handelte es sich um einen Stern der Klasse M2. Aufgrund des 29-Tage-»Jahres« dieses Planeten und der Masse seiner Zwergsonne ließ sich nach dem Newton'schen Gesetz berechnen, dass der Abstand zwischen Planet und Fixstern neunmal geringer war als der zwischen Erde und Sonne.

Weiter konnten die Beobachtungen aus unmittelbarer Erdnähe nicht reichen. Die Radioteams hatten sich jahrelang bemüht, aus der Rotation des Planeten an sich eine Doppelverschiebung herauszufiltern. Doch eine solche war einfach nicht vorhanden und wurde eigentlich von niemand erwartet.

Ein Planet nämlich, der so nahe an seinem kühlen Stern liegt, muss infolge der Gezeiten seiner »Sonne« stets die gleiche Seite zukehren, so wie etwa der Erdmond, die Jupitermonde und auch der Merkur, der wahrscheinlich immer die gleiche Seite der Sonne zuwendet.

Doch solche Planeten sind feindliche Welten, das war jedem bekannt. Denn während die eine Seite glühend heiß war, versank die andere im ewigen Frost. Wer konnte schon an einem solchen Ort überleben und dort auch noch einen Sender aufstellen? Oder lebten sie nur in der Dämmerungszone?

Die einzige Möglichkeit, dies herauszufinden, war, einfach hinzufahren und nachzusehen. Im Jahre 2029 startete die ISA kleine relativistische Sonden zur Nahaufklärung nach BD+36°2147. Eine dieser Sonden wurde 136 Lichttage von der Erde entfernt durch einen Gammastrahl-Ausbruch vernichtet, doch die Diagnosegeräte an Bord übermittelten eine Menge Daten über das thermonukleare Feuer, das im Reaktor ausgebrochen war, bevor das Schiff zu Bruch ging. Bei der zweiten Sonde wurde dann der Verbrennungsvorgang durch die ISA nachjustiert, so dass sie bei 0,99 Lichtgeschwindigkeit am System BD+36°2147 vorbeiflog.

Dabei wurde ein riesiger Gasplanet an der richtigen Stelle geortet, der die Schwingungen des Sterns verursachte, wie sie von der Erde aus zu beobachten waren. Doch die Signale kamen von einer erdgroßen Welt, die sich noch näher beim Stern befand. Die Sonde war so programmiert, dass sie in der Nähe des Gasplaneten vorbeizog, weil seine Umlaufbahn aus dem leichten Pulsieren von BD+36°2147 abgeleitet werden konnte. Der andere Planet aber befand sich zu jener Zeit genau auf der gegenüberliegenden Seite der roten Zwergsonne, als die Sonde vorbeischoss, so dass die automatischen Geräte, die mit der Nachjustierung beschäftigt waren, nur wenige Daten sammeln konnten.

Kleine, schnelle Sonden waren preiswert und wurden von der ISA bevorzugt. Nun konnten aber solche Sonden nicht flexibel genug reagieren, und die Spieltheorie hatte bewiesen, dass sie angesichts unbekannter Risiken eher eine minderwertige strategische Alternative darstellten.

Die Metriker waren der Ansicht, dass die gewaltsame Aufklärung mit die beste Lösung sei und schlugen daher Lancer vor. Also taten sich die drei Supermächte zusammen und stellten das eben vollendete Libration-Colony-Projekt zur Verfügung. Die ISA nahm sich der Lebenszone im Inneren der rotierenden Asteroidwelt an, trieb weitere Tunnel und Räume in den Fels und richtete Duralit-Schubkammern ein, die einen Kernreaktor aufnehmen konnten. Das Design war eine Kopie des Wracks der Mare Marginis, und es funktionierte bestens. Nun wurde der Boden bestellt, Getreide gesät, es wurden Hallengänge gebuddelt, Felsen gespalten, auch wurde in der ellipsenförmigen Kuppel eine Miniatur-Ökologie eingerichtet.

Dies alles geschah, um knapp unterhalb der Lichtgeschwindigkeit zum roten Stern BD+36°2147 zu fliegen, der mittlerweile den Namen Ra erhalten hatte. Das Wort »Nil« in der Übertragung, anscheinend irrelevant und wahrscheinlich missverstanden – weil die Fehlerquote beim Entschlüsseln ziemlich hoch lag –, wurde zum Vorwand, die ägyptische Mythologie zu beschwören. Die Transmitterwelt wurde nach der Göttin der Fruchtbarkeit Isis genannt, der äußere riesige Gasplanet erhielt den Namen Horus nach dem Sohn der Göttin Isis. Die astronomische Gemeinschaft brauchte zwei Jahre, um all dies zu entscheiden, und die Londoner Times druckte Leserbriefe, in denen die Angelegenheit besprochen wurde. Die Ingenieure aber gaben ihren Segen.

Während Nigel und Nikka weiter durch die Felder schritten und dem Flüstern und Raunen der Halme lauschten, war ihnen zumute wie bei einem Spaziergang in Kansas an einem Spätsommertag. Nigel musste die Augen vor dem blendenden Licht schützen. Die gewaltigen Phosphorplatten waren in regelmäßigen Abständen in den gekrümmten Boden der Kuppel eingelassen. Sie beleuchteten die Felder auf der anderen Seite und spendeten Energie für die Lancer-Ökologie. Das Kernkraftwerk im Rachen der Lancer aber lieferte elektrischen Strom in Hülle und Fülle, um die Phosphorplatten zu heizen, doch Nigel kam dies alles verschwenderisch vor.

Es war Nikka, die seinen Gedankenfluss unterbrach.

»Was meinst du, wie wir am besten vorgehen sollen?«

»Wie bitte?«

»Wir müssen uns kritisch betrachten, auch unsere …«

»… schwindenden Kräfte.«

»Genau.«

»Nun gut – dann sollten wir uns mit geringeren Arbeiten begnügen und unsere Ansprüche herunterschrauben.«

»Ja, bis wir Isis erreichen.«

»Und dann werden wir uns in interessantere Gefilde einschleichen.«

»Wir dürfen nicht zulassen, dass man uns zu Schreibtischarbeiten verdammt.«

»Richtig. Vielleicht müssen wir uns vorerst damit begnügen, Roboter zu kontrollieren oder Ähnliches, aber …«

»… kein Papier produzieren.«

»Genau das. Inzwischen …«

»… wehret den Anfängen!«

Sie lächelte und wiederholte erleichtert:

»Wehret den Anfängen!«

Bereits vor Monaten hatte die Lancer ein selbstaufbauendes Radionetz ausgeworfen und im Schlepptau mitgezogen. Da man nämlich in einer Kuppel aus schockionisiertem Plasma reiste, ließen sich keine Radiokarten mit hoher Auflösung herstellen.

Das Netz entwickelte und entfaltete sich allmählich, und Alex steuerte die Servoantennen anhand von Synthesekarten des Ra-Systems. Der Stern aber strahlte und flammte heftig und spie spitze Flammenzungen bis hoch in seine Korona hinauf. Doch eine detaillierte kartografische Erfassung des Ziels, nämlich der Isis, sollte noch eine Weile dauern.

Nikka rüttelte Nigel wach, als sich der Fernseher in ihrer Wohnung meldete.

»Lass mich in Frieden!«, knurrte er.

»Komm doch endlich aus deinem Schneckenhaus! Es geht um die erste Übersicht der Isis-Karte, die du unbedingt sehen wolltest.«

»Ach so. Das ist etwas anderes.«

Nikka tippte an ihr Handgelenk, und der Wandschirm schaltete sich ein. Nun stellte sie Alex' Kommentar leiser und vergrößerte die Karte, während Nigel einen Blick auf die Rundschau riskierte. Die Scheibe der Isis war durch zahlreiche Kanäle durchfurcht und sah aus wie ein Teller voll Spaghetti.

»Planetare Akne«, sagte Nigel.

»Mir kommt es eher vor wie ein Flusstäler-System.«

»Höchst unwahrscheinlich. Vielleicht eine optische Täuschung. Vergiss nicht, dass dies kein Radarbild ist, sondern eine Sendung von Isis, die wir empfangen.«

»Wieso ist eine Sendung von allen Punkten des Planeten gleichzeitig möglich?«

»Eigentlich ist es unmöglich«, meinte er mit schiefem Blick. »Die einfachste und wirksamste Art, über interstellare Entfernungen zu senden, ist die, mit einer einzigen festen Antenne zu senden.«

»Nun ja«, sagte sie, während sie ihre schwarzen Haare mit ihren schlanken Fingern zurückkämmte. »Zumindest nehmen wir's an.«

»Elektromagnetische Wellen sind zivilisationsunabhängig. Es macht in keiner Zivilisation Sinn, eine Menge Antennen zu benutzen.«

Nigel aber der immer noch im Bett lag, zeigte wenig Interesse.

»Wart ab, bis wir näher rankommen«, sagte er gleichgültig.

Nikka aber stellte die Karte auf Maximum ein.

»Sag, was du willst – es sieht dennoch nach einer Flusslandschaft aus.«

3. Kapitel

Isis war eine rote Welt. Ein Hauch von Mars, dachte Nigel, während er auf sie hinabstarrte. Aber reich an Luft und wolkenverhangen.

Die eine Seite für immer Ra zugewandt, während die andere kahl und vereist in die ewige Kälte hinausblickte, gefesselt durch die Gezeiten. In der unendlichen Urnacht ächzte das Land zwischen riesigen blauen Gletschern. Ein halber Planet im Eis gefangen.

Der Wind, der aus der Dämmerung kam, strich über die hohen, schlummernden, weiß verhangenen Berge, eine kühle Brise, die einen frischen, feuchten Duft heranwehte. Entlang der Grenze zur ewigen Dämmerung, wo ein rosiger Schein blinkte, ragten Eisberge in einen roten Ozean. Die See umfasste Isis von Pol zu Pol, Eis und Land voneinander trennend. Das Land aber, das rosig schimmerte, war von Winden durchweht und mit orangegelben Wolken betupft.

Weiter südwärts brandeten breite Wellenfächer gegen zerklüftete, steile Riffe. Dort klammerte sich die See an die hoch aufragenden Felswälle des einzigen, riesigen, rostbraunen Kontinents.

Wasserfinger bahnten sich ihren Weg ins Binnenland in Richtung Ra. Flusstäler gruben sich in den grauen Granit, als wollten sie das Gesicht dieser Welt packen und es mit Gewalt dem Feuer zuwenden, Finger, die ins Auge stachen.

Kanal 11: »Ja, das Bild, das ich gemeint habe, passt zur Theorie. Perfektes Spannungsbild. Die normalen Verspannungen und Grabenrisse an den Polen sind deutlich zu erkennen …«

Kanal 20: »Teufel noch mal, da gibt es überhaupt keine Pole, und wenn ich dein Gequassel richtig verstanden habe, liegst du mit deinem Äquilibrium aus Schritt eins schief …«

Kanal 5: »Mann, schau dir mal dieses Chemikalienlager an! Ich schätze …«

Kanal 11: »Aber nein! Ich habe einen ganzen Rattenschwanz von Äquilibrien hereinbekommen, die brauchbar sind, und dieser Fall passt genau ins Bild. Alles funktioniert bestens, wenn wir annehmen, dass Isis sich durch Rotation formte, mit einem Wulst am Äquator. Als Ra dann den Drall stabilisierte, und dadurch die Zentrifugalkraft ausgelöst wurde, versuchte Isis, ihre Oberfläche zu korrigieren, um diesen Wanst loszuwerden und damit eine kugelrunde Gestalt anzunehmen …«

Kanal 5: »… zu viel Absorption in diesen Ozeanen, und lauter ungerade Zeilen, schaut nur, diese Spitzen da um 5480 Ångström, das ist nicht …«

Kanal 18: »Großartig, diese Seen im Hochland, teilweise außerhalb des Auges, sie sind blau, der Ozean aber ist rosa. Ich schätze, dass alles …«

Kanal 5: »Auf den Bergpässen hat es geregnet, da liegt geschmolzener Schnee, eigentlich müsste er blau sein …«

Kanal 11: »… also blieb der Äquator frei, die Kuppelform wurde durch die abnorme Verwerfung gespalten, und die Energie entlud sich in Richtung Rand …«

Kanal 20: »Okay, dann eben keine Pole. Du bist auf eine Grenzschicht gestoßen, das war's wohl. Siehst du diese Seitenwände am Rande des Talbandes? Ich glaube, sie zeigen eine Art gewaltiger Krustenrelaxation an, aus jener Zeit, als Isis abgebremst wurde, weil damals ein gewaltiger tektonischer Prozess einsetzte …«

Kanal 5: »… diese 5480er Struktur ist nichts weiter als eine Rückstreuung von den Bergen, Nigel, unbedingt. Es handelt sich offensichtlich um eine Eisensilikat-Gruppe. Verdammt schlammig da unten, und …«

Kanal 11: »… diese Kompressionsnetze, die von diesen Torsions- oder Lateralverschiebungen herrühren … Ich kann sie deutlich hier auf dieser Infrarotvergrößerung erkennen. Da! – Eine Menge Spalten, ein Haufen Morphologie, die mit der Drallstabilisierung einsetzte …«

Kanal 3: »… aber was sollen denn diese grässlichen, geisterhaften Spitzen im Totpunkt des Polarisationsbildes bedeuten? Du wirst mir nicht weismachen wollen, dass sie aus den Sümpfen kommen? Wohl kaum. Nein, sie kommen aus dem Meer, also müssen Eisenoxide vorhanden sein, um dies zu ermöglichen …«

Kanal 18: »Blaue Seen bedeuten, dass dieses unbekannte Etwas, welches das Meer rot färbt, was immer es auch sein mag, nicht in großen Höhen operieren kann …«

Kanal 5: »Unsinn. Bei diesem leichten Gradient kann kein Höheneffekt vorhanden sein, der könnte ja nicht einmal …«

Kanal 18: »Okay, dann wird es eben eine Weile dauern, um die Chemie in Marsch zu setzen. Vielleicht erst, wenn der Regen die Stoffe in die Niederungen hinabgespült hat …«

Kanal 29: »… gleich doppelt und dreifach verkehrt. Himmel, ich musste herumstottern, um nichts Falsches zu sagen, und wenn ich etwas zu sagen hatte, wollte ich es nicht laut sagen, aber dieses Miststück ist schnurstracks zu Gulnvich gerannt …«

Kanal 20: »… bis dann die gewölbten Schichten die Scherbeanspruchung nicht mehr aushielten, bis sie rissen, ich mag wetten, auch unter dem Eis der anderen Hemisphäre, wodurch dann wahrscheinlich eine gewaltige Umschichtung an der Oberfläche stattfand, bis schließlich die Nähte platzen, die hunderttausend Jahre lang gehalten hatten. Nicht auszudenken, was mit der Atmosphäre passierte, sobald diese Eisenmassen, die freigelegt wurden, ausdorrten …«

Kanal 5: »Eins wissen wir allerdings. Schaut euch mal dieses Spektrum an! Bei all dem Eisen muss gewiss eine Reduktionsatmosphäre vorhanden sein, außer wenn der Sauerstoffpegel erhöht wird, doch selbst dann liegt er nur bei etwa zwei Prozent. Das ist deutlich zu erkennen, und zwar an dieser Spitze gleich auf dieser Seite, nicht erdähnlich, aber ich mag wetten, dass es sich um denselben verdammten Prozess handelt wie auf der Erde vor Jahrmilliarden. Also gibt es da unten nur wenig Sauerstoff zum Atmen.«

Kanal 6: »Das eine wie das andere. Schaut mal genau hin, zählt zwei und zwei zusammen, dann muss es euch direkt in die Augen springen …«

Kanal 3: »Aha, Ferro- und Ferriverbindungen{3}. Es gibt also eine Menge Sauerstoff da unten, so viel wie auf der Erde, nur ist es im Eisen gebunden.«

Kanal 29: »Nichts, darf ich behaupten, würde …«

Kanal 20: »Also passt es genau zu dem, was unsere Rückstreu-Boys sagen. Durch die Verwerfung wird diese verfluchte Grasnarbe immer wieder aufgerissen, das Eisen dauernd wiederaufbereitet, die Luft kann ihren Sauerstoff nicht halten, das Regenwasser wäscht alles ins Meer, und, Mann, in dieser Suddelbrühe liegt der ganze Sauerstoff …«

Kanal 56: »Hört, hört, dieser Narr in P4 hat einen irren Einfall gehabt, er meint, dass da nichts weiter ist als Eisen. Doch schaut her, seht diesen großen Vulkan, das ist mit Sicherheit Schwefel, der da regelmäßig austritt und den Sauerstoff bindet. Wir haben die Windgeschwindigkeit gemessen und glauben, diese Winde wirbeln in zwei bis drei Jahren die Atmosphäre derart durcheinander, dass sich zunächst Schwefeloxid, dann aber – weil keine Sanddünen vorhanden sind – nicht Siliziumoxid, sondern Schwefeldioxid gebildet hat … Prost Mahlzeit!«

Das Bild wurde immer schärfer, je weiter die Computer in die zähe Atmosphäre eindrangen und ihre Bilder redigierten. Isis rückte immer näher heran.

Gelb, ein trockenes Ocker. Schimmernder, glatter Sand, mit braunen Felsbrocken gesprenkelt. Das Auge blickte auf Ra, die für immer und ewig darüber hing. Außerhalb der ausgedörrten Mitte, dem subsolaren Punkt, wirbelte der Wind beißenden, sauren Staub auf. Dünen trieben vor dem Wind, Hunderte von Kilometern lang. Der Sand kreiste langsam im Luftstrom, folgte dem Ringelmuster des Luftzugs, der in zeitlosem Rundtanz immer wieder zum gewölbten Zentrum des Auges zurückführte.

Der Rand des Auges war rötlich braun, weiter schlug die Farbe in satteres Braun um. Ein Anflug von Feuchtigkeit. Eine leergefegte Wüste. Zerknitterte rote Hügel in einen konzentrischen Ring von Bergen gebettet: der Sockel des Auges. Die Gipfel weiß gefleckt von Schnee. Hochtäler, die Kaltluft über die stahlblau schimmernden Seen führten.

Die Winde des Auges hatten das Land im Lauf der Zeit glatt geschliffen. Die Brise wirbelte rosigen Staub auf, der in dicken Schichten über die steilen Berghänge hinabglitt und unten, außerhalb des Auges, die Täler mit wabernden Staubschleiern füllte. Nur an jenen Stellen, wo das Land nicht mit Erdklumpen oder Staub bedeckt war, konnte man durch das Teleskop die trockenen Ebenen und die tiefen Einschnitte der Täler von Isis erkennen.

Das einsame, gewaltige konzentrische Bergmassiv war zerklüftet und zerrissen. Schlammige Flüsse liefen über die breiten Hänge vom Auge aus auf das Meer zu, das den ganzen Planeten umfasste. Weiter vom Auge entfernt ging die Wüste in eine Art Vegetation über. Braunes Gras, baumartige Gewächse. Schattierungen in Braun, Rosa, Grau und blassem Orange.

Ein feiner Staub hing in den unteren Luftschichten und verschleierte den Blick. Nur durch das IR{4} war die Sicht klar genug, um Gegenstände im Fünfmeter-Bereich zu erkennen. Eine reiche Flora, eine üppige Vegetation entlang der Flusswindungen.

Das IR aber schaute nach unten und holte immer weitere Einzelheiten heraus. Dunkle Streifen und Matten pflanzlichen Lebens im Meer. Grassteppen. Und dann – Bewegung!

»ReppleDex, hier Kommando. Habt ihr dieses System bereits durchgeackert, oder sind wir wieder einmal die Dummen?«

Wir haben soeben über Funk eine brauchbare Definition hereinbekommen, Ted. Sieh zu, dass …

»Ich schau nach, Alex. Was wir brauchen, ist die Interferenzmessung …«

»Es sind Punktquellen vorhanden, nicht wahr?«

»Nigel, hier Ted. Geh aus der Leitung!«

»Vergiss nicht, dass ich Berater bin, wenn auch nur auf Horchposten.«

»Okay, solange du keinem in die Quere kommst – Hallo, RD, wann können wir endlich …«

Er hat recht, Ted. Wir können die Quellen immer noch nicht genau lokalisieren. Sie sind verdammt klein. Kein größeres Objekt im Bereich von einem AU, also muss ich annehmen, dass …

»Okay, okay, das ist interessant. Aber …«

… immerhin haben wir herausgefunden, warum wir diese Signale bisher nicht deuten konnten …

»Wie das denn?«

Da sind diese Punktquellen, vielleicht eine Million oder mehr, doch sie senden nicht alle gleichzeitig. Ich meine, sie arbeiten nicht synchron. Sie versuchen zwar, den gleichen Text zu senden, aber sie sind einander entweder voraus oder sie hinken nach, so dass nur Funksalat herauskommt.

»Der Teufel weiß, warum irgendjemand, wer immer das sein mag, diese Art der interstellaren Kommunikation gewählt hat.«

»Alex, über welche Wellenlänge existiert eine Signalkorrelation?«

»Nigel, ich habe dich gebeten …«

»Geh mal ein bisschen raus, ja? Alex?«

Gut, ich will mal nachsehen … Die Länge der Raumkorrelation beträgt etwa dreißig Einheiten, vielleicht auch etwas mehr.

»Wie passt dies in die Topografie?«

Schließ mich mal an diesen Multikanal an, Ted, und … Ja, da haben wir's.

»Folgt sie den Talprofilen?«

Nun ja, einigermaßen. Die meisten Quellen finden sich entlang der Täler, in den Bergen tauchen sie nur sporadisch auf.

»In den Tälern ist das wichtigste Lebenselement zu finden, nämlich Wasser. Und nun zu dir, Ted.«

»Vielen Dank, Nigel. Schön, dass man gelegentlich ein Wort dazwischenflicken darf. Machen wir's kurz, Alex! Wenn man die Interferenzen in einem Tal abtastet, stellt man fest, dass das Signal kohärent ist. Senden alle Punktquellen gleichzeitig?«

Roger.

»Wenn man aber zum nächsten Tal übergeht, senden dann die Quellen kurz vor oder nach dem ersten Tal?«

Ja. Und das ist verdammt merkwürdig. Auch die Übertragungsgeschwindigkeit in Bit ist stets gering. Außerdem sind die Quellen nicht stabil.

»Wie kommt das?«

Nun, alle paar Minuten fällt die eine oder andere Quelle aus. Hie und da meldet sich aber eine neue, so dass die Anzahl einigermaßen konstant bleibt.

»Ach so. Schau, Alex, ich rufe an, um nach den Ergebnissen zu fragen. Du wolltest alles innerhalb von 1400 Stunden parat haben, aber der Termin ist verstrichen. Wir aber brauchen diese größere Grundlinie, um die nötigen Definitionen zu kriegen, und dies gleich vorgestern.«

»Halt die Luft an, Ted!«

»Nigel, ich dachte, du …«

»Ich kiebitze nur, wenn's gestattet ist. Aber ich bin sicher, dass Alex mit seinen Problemen fertigwird, wenn du ihn nicht pausenlos löcherst. Was mich angeht, würde ich gern das ganze Material durchsehen. Wahrscheinlich liegen bei dir alle optischen und IR-Profile vor.«

»Freilich. Du kannst gern hierherkommen und das Material einsehen, wenn du magst.«

»Geschenkt! Ich klebe an dieser Konsole, um die selbstprogrammierenden Möglichkeiten zu nutzen. Außerdem ist die Kommandozentrale proppenvoll.«

»Okay, okay. Wenn du gefälligst auf die Eingabe warten möchtest, wie der Rest der Belegschaft …«

»Ich frage mich, ob du dir der Tragweite unserer Bilanz bewusst bist, Ted. Keine Spur von Städten, keine Siedlungen. Keine groß angelegten Flächen, weder Felder noch Straßen. Und die EM-Übertragungen sind schwach, bis auf dieses interstellare Signal.«

»Ja, verdammt komisch. Aber es könnte sein, dass sie im Untergrund leben, während das Land für landwirtschaftliche Zwecke genutzt wird, und dass sie für die Übertragung von Informationen Kabel verwenden. Teufel, das tun wir auch auf der Erde. Für atmosphärische Übertragungen haben wir nur in den Kinderjahren des Rundfunks und des Fernsehens Energie verschwendet.«

»Aber auch die Landwirtschaft hinterlässt letzten Endes ihre Spuren. Wir müssten zumindest Kornfelder oder so was zu Gesicht bekommen.«

»Mag sein, mag sein.«

»Ich habe Alex' Angaben über die Radioquellen – die EM-Punkte, die er als elektromagnetisch bezeichnet – mit dem IR verglichen. Hat das jemand in der Kommandozentrale getan?«

»Also, ich weiß nicht …«

»Ich aber möchte meine Arbeit überprüfen. Es gibt Störspannungsprobleme, und ich habe das selbstprogrammierende Untersystem benutzt, um sie zu lösen …«

»Nein, schau, Nigel, wir hatten zu viel zu tun, um all dies noch zu versuchen. Ich schlage vor …«

»Immerhin, einige der EM- und IR-Punkte stimmen überein.«

»Welche?«

»Das ist es eben. Anscheinend handelt es sich um die beweglichen IR-Quellen.«

»Also um diejenigen, die sich nach hier und dort verlagern? Nun, ich weiß nicht …«

»Was ich damit sagen will, Ted, soll heißen, dass die Radiotransmitter auch Wärme abstrahlen. Wichtiger aber ist, dass sie sich bewegen.«

»Gut, ich kann nicht …«

Hei, wir haben den ganzen Schmarrn zusammengebastelt, aber ihr Burschen müsst mit uns Schritt halten, sonst haben wir nichts mehr zu melden, wenn …

»Alex, hier Ted. Gib uns eine Deckungskarte! Ich möchte sie mit …«

Mit dem IR vergleichen?

»So ungefähr.«

Nigel hat mir ein Loch in den Bauch gefragt und wollte die ersten Resultate. Ich habe die Punkte, nach denen er fragte, soeben ausgemacht und verifiziert. Sie sind variabel, sehr langsam zwar, aber sie bewegen sich.

»Bist du sicher?«

Ja. Die IR-Punkte sind ziemlich schwach, durch die thermische Landschaft im Hintergrund etwas kraus und trüb. Jenkins sagt, dass es sich möglicherweise um vulkanische Öffnungen handelt …

»Höchst unwahrscheinlich.«

»Seit wann hast du dich zum Geologen gemausert? Schau dir den ganzen Staub und den ganzen Mist da unten an! Das IR ist so gut wie nichts wert.«

»Richtig. Also müssen wir runter und nachsehen.«

»Das wäre ein Vorgriff, Nigel. Wir befinden uns in sicherer Entfernung. Wenn wir runtergehen, würden wir gegen die Vorschriften verstoßen, das weißt du genau.«

»Das weiß ich wohl. Und dennoch müssen wir genau dies tun!«

4. Kapitel

Ted traf etwas verspätet in Nigels und Nikkas Apartment ein. Er schleppte den üblichen Kram mit sich, eine Schreibunterlage und einen mit Notizen übersäten Block. Nigel führte ihn zuerst zur Bar und dann zu der neuen Couch, die mit weichen Kissen übersät war. Ted nahm vorsichtig Platz, als würde er diesem Möbelstück, das mit seinen scharfen Beinen und seinen klaffenden Fugen ziemlich wacklig aussah, nicht so recht trauen. Nigel hatte die Couch für die geringe Schwerkraft gebaut, die in seiner Wohnung herrschte, wobei er das Holz aus seinen persönlichen Vorräten verwendete. Er war der einzige auf der , der über massive Eiche verfügte. Er hatte das Holz sorgfältig geschnitzt und eigenhändig poliert.

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