Artefakt - Gregory Benford - E-Book

Artefakt E-Book

Gregory Benford

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Beschreibung

Die Büchse der Pandora

Die amerikanische Archäologin Claire Anderson entdeckt auf dem Peloponnes in einem Grab einen seltsamen Kalksteinblock, in dem rätselhafte Lichterscheinungen zu beobachten sind. Es gelingt ihr, das Fundstück nach Boston zu bringen, wo es gründlich untersucht werden soll. Man stellt in seinem Umkreis Schwerkraftanomalien fest und registriert starke radioaktive Strahlung. Als sie den Block anbohren, stoßen die Wissenschaftler auf ein Vakuum, das unersättlich Luft ansaugt. Ist man auf eine Singularität gestoßen, die nun unerbittlich wächst? Könnte der Stein mit der Katastrophe von Santorin in Verbindung stehen, die einst die mykenische Kultur auslöschte? Doch es ist ganz anders, als die Forscher zunächst glauben ...

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GREGORY BENFORD

ARTEFAKT

Roman

Für

Die Vergangenheit ist nicht tot.

Sie ist nicht einmal vergangen.

WILLIAM F

Prolog

Sie begruben den großen König, als das Scharlachrot im Westen verblich. In der Grabkammer legten die heiligen Männer den eingeölten und gewachsten Leichnam auf sein hölzernes Ruhebett. Die Prozession derer, die das Totengeleit gegeben hatten, verharrte wartend. Ein Falke kreiste am dunkelnden Himmel, flatterte auf der Stelle und stieß auf die Beute herab. Das Dorf in der Talsenke war ein regelloses Durcheinander brauner Hütten. Leute standen auf den Gassen und bestaunten den Fackelzug, der in Kehren den Hang hinaufzog.

Im Innern der Grabkammer verschlossen die Priester und ihre Helfer den schmucklos behauenen Stein hinter der Innenwand der Grabkammer. Es war ein übernatürliches Ding, das summte und einen immerwährenden unheimlichen Lichtschein durch das Bernsteinornament dringen ließ. Der Wohnsitz eines Gottes oder eines dämonischen Ungeheuers.

Einige aus dem Gefolge hatten die Meinung geäußert, es solle im Ort aufbewahrt und verehrt, nicht aber mit dem König begraben werden. Doch der König hatte befohlen, dass es in seine Grabstätte gebracht werde. Um sein Volk vor dem fleckigen, fiebernden Tod zu bewahren, hatte er gesagt.

Ein hohler, unverständlicher Ruf drang aus dem Innern, gefolgt von heftiger Bewegung. Männer kamen aus der hohen Türöffnung gestürzt, die Augen aufgerissen, den Mund verzerrt.

»Tod vom Stein!«, rief eine Stimme.

Unzusammenhängende Schreie waren die Antwort.

»Verschließt die Grabkammer!«, rief ein Priester laut vom Eingang.

Die schwere eichene Tür wurde zugeschlagen.

»Nein! Mein Sohn ist noch drinnen!«

»Zu spät!«, erwiderte der Priester. »Lasst zurück, die der Stein zu Boden gestreckt hat!«

»Mein Sohn! Du kannst ihn nicht …«

»Versiegelt die Tür!«

Die dicken Riegel wurden vorgeschoben, die Türritzen mit Pech verschmiert. Dann fingen die Arbeitstrupps damit an, den langen, korridorartigen Zugang zum Kuppelgrab mit Sand und Geröll zuzuschütten. Diese abschließende Arbeit war geplant, aber nun schaufelten sie wie rasend, angetrieben von panischem Schrecken.

Der Priester und sein Gefolge eilten wild blickend und gestikulierend den Hang hinab und riefen der verstörten Gemeinde zu, was geschehen war: »Die Werkleute setzten die Deckplatte ein, als es geschah. Sie arbeiteten rasch, versahen die Platte mit Mörtel und setzten sie ein. Aber etwas …« Der Priester schnappte nach Luft. »Es ist zum Besten. Sie sind jetzt alle von uns gegangen. Das Volk ist sicher, wie unser König es wollte.«

Die Arbeiter oben am Hang füllten den Zugangsweg mit dem Aushub, den sie bei seiner Anlage zu beiden Seiten angehäuft hatten. Bald würde er ganz eingeebnet sein und der Hang des Höhenrückens, unter dem sich das Kuppelgrab verbarg, unberührt scheinen.

»Nein! Bitte! Ich flehe euch an, öffnet für einen Augenblick nur! Ich werde …«

Erschöpfung zeichnete das weise Gesicht des Priesters. »Der Stein ist in die Unterwelt zurückgekehrt, wo der König ihn fand. Wir müssen ihn dort lassen. Er wird den Menschen keinen Schaden mehr zufügen.«

1

Tief im Innern der Grabkammer war das Motorengeräusch des näherkommenden Fahrzeugs nur schwach zu hören.

»Das wird Kontos sein«, sagte George und legte den Greifzirkel aus der Hand.

»Hört sich aber nicht nach seinem Wagen an.« Aber Claire drückte vorsichtshalber auf die Speichertaste des Eingabegeräts für ihr Computerinventar.

»Wer sonst würde hier herauskommen? Dieser Schwachsinnige von der Gewerkschaft?«

»Möglich.«

»Kann ich mir nicht denken. Ich wette, es ist Kontos.«

»Warte einen Augenblick!«

Claire schaltete das Inventurprogramm aus. Sie verglich die letzten Katalognummern von Keramikscherben mit dem Ausdruck, ein mühsames Geschäft. Das Feldinventar war ein Wunderding – ein zylindrisches Magazin mit Mikrodisketten, das in den tragbaren Datenanschluss eingesetzt werden konnte. Knapp von der Größe eines Wasserglases, enthielt es die archäologischen Daten von sechs Monaten Arbeit.

Sie wischte sich die Hände ab und ging hinaus auf die Schwelle des hohen steinernen Eingangs, wo die Vormittagssonne schien. Jeder Tag war jetzt ein wenig kühler als der vorausgegangene, und sie dachte in Liebe der grünen Lauben entlang den Ufern des Charles River, des stillen, glasigen Wassers und des frischen Rotes der Backsteinmauern. Sie war der Farben Griechenlands überdrüssig, so klar und durchsichtig sie auch sein mochten. Landeinwärts spießten junge Zypressen den blassen Herbsthimmel auf. Der Hitzedunst des Sommers war gewichen, und sie konnte die fernen Schluchten ausmachen, die das Bergland zerrissen und zur Ägäis hin abfielen. Trockene Bachbetten schlängelten sich in knochenbleichen Windungen am Grund jeder Schlucht dahin und schimmerten wie abgestreifte Schlangenhäute.

Hoch oben kreiste ein Bussard ohne einen Flügelschlag in der Thermik über der Küste. Claire beschirmte die Augen gegen das grelle Licht und überlegte, wie unbedeutend das enge kleine Tal von dort oben aussehen musste – gelbbraune Hügel, ausgedörrt von der Sonne und den Winden, ein graues Schachbrettmuster, wo die griechisch-amerikanische Ausgrabung im Gange war, die braungrauen, staubigen und ausgefahrenen Zufahrtswege, alles eingegrenzt von einem weiten Blick über die stahlblaue See. Oder vielleicht glitt der Bussard mit absoluter Gleichgültigkeit über solche Zeichen menschlicher Tätigkeit hin, gerade so wie damals, als die längst eingefallenen Steinmauern pulsierendes Leben beherbergt hatten. Die Begleitgeräusche menschlichen Strebens würden sich von dort oben wie bloßes Hintergrundgeräusch ausnehmen, verglichen mit dem leisen Piepsen und Rascheln der Beute.

Der Bussard legte sich auf die Seite und zog einen engeren, absinkenden Kreis, konzentriert auf das Wesentliche.

Sie gingen den steinigen Weg hinunter. Mehrere hundert Meter entfernt, wo die ungeteerte Straße das Lager erreichte, bremste geräuschvoll ein Jeep. Eine gelbbraune Staubwolke hüllte ihn ein.

»Sieh an«, sagte sie. »Hat sich einen schmucken kleinen Jeep zugelegt.«

»Sehr modebewusst, der Oberst.«

Als sie sich dem Lager näherten, hörten sie schnelles, aufgeregtes Reden. Am Tonfall erkannte sie Dr. Alexander Kontos, den griechischen Kodirektor der Ausgrabung, ehe sie ihn neben dem Jeep stehen sah. Er sprach zornig auf eine wettergegerbte braune Gestalt ein – den Verwalter des Lagers, der den Wortschwall ohne Wimpernzucken über sich ergehen ließ.

Kontos blickte nicht zu Claire und George auf, als sie die Kehren des Weges zu den wenigen verbliebenen Zelten des Lagers herabkamen und auf den Jeep zugingen. Claire war es unmöglich, den Schwall von umgangssprachlichen Wendungen und Jargon zu verstehen, der Kontos über die Lippen ging, aber es schien sich darum zu handeln, dass er den Verwalter für die Abwesenheit der Arbeiter verantwortlich machte. Sein Gegenüber zuckte bloß die Achseln und erklärte, dass die Männer entweder an den sich ausbreitenden politischen Versammlungen und Demonstrationen teilnähmen oder sich fürchteten, für die Amerikaner zu arbeiten, weil sie mit der Missbilligung ihrer Freunde rechnen müssten.

Kontos schlug mit der flachen Hand auf den Jeep. »Sorgen Sie dafür, dass die Leute zurückkommen!«, rief er auf griechisch. Dann sah er Claire, und seine Miene wie seine Haltung wandelten sich von einem Augenblick zum nächsten.

»Ah! Die wunderschöne Claire. Ich hoffe, die Abwesenheit dieser unwissenden Bauern hat Sie nicht beunruhigt.«

»Nicht im mindesten. Wir hatten nicht mehr viel zu tun, als …«

»Ausgezeichnet. In Athen bereitet sich Großes vor, und ich werde nicht viel Zeit für diese Ausgrabung erübrigen können. Es ist gut, dass die Arbeiten weit fortgeschritten sind.«

»Was geht in Athen vor?«, fragte George.

Kontos' Miene wurde wieder etwas unfreundlicher, als er sich zu George wandte und das kräftige Kinn vorschob. »Nichts, was Sie billigen würden, des bin ich sicher.«

George zeigte ein schiefes Lächeln. »Vielleicht nicht.«

»Die Zeiten der Zwietracht und Zerrissenheit haben ein Ende. Die Parteien der Mitte sind auf unsere Seite getreten.«

»Wohin wird das führen? Zu einem Einparteienstaat?«

»Zum wahren Sozialismus.«

»Und die anderen Parteien?«

»Sie werden mit der Zeit folgen.«

Kontos trug eine maßgeschneiderte Armeeuniform, die seine dicken Oberarmmuskeln und die breite, kräftig gewölbte Brust gut zur Geltung brachte. Seine mit schimmernder Goldlitze verzierte Schirmmütze saß auf einer schwarzglänzenden Haarmähne. Das lange, schmale Gesicht wurde durch die Unterbrechung eines buschigen Schnurrbarts vor Hagerkeit bewahrt. Seine Sonnenbräune versteckte das feine Geflecht von Fältchen um die Augen, das sein Alter – Mitte vierzig, vermutete Claire – besser verriet als alles andere.

George nickte mit nüchterner Miene. »Kein Zweifel.«

»Darum muss ich meinen Aufenthalt hier bei Ihnen abbrechen.« Er wandte sich zu Claire, und seine Miene hellte sich wieder auf. »Es wird traurig sein. Abschied zu nehmen. Sehr traurig.«

Claire sagte: »Aber es gibt noch einiges zu tun!«

»Ich werde die Arbeiter zurückholen. Diese Eidechse …« – er zeigte mit dem Daumen zum Verwalter – »wird aufhören, in der Sonne zu liegen. Er wird ins Dorf gehen und die Leute zusammentrommeln.«

»Es sind noch chemische Analysen vorzunehmen, Bodenuntersuchungen, die restliche Inventarisierung …«

»Oichi, oichi.« Er schüttelte energisch den Kopf. »Das erledigen wir in Athen.«

»Wer soll das übernehmen? Labortechniker der Hochschule oder des Ministeriums? Diese Leute kennen den Grabungsort nicht, wissen nicht alles richtig zu deuten.« Claire stemmte trotzig die Hände in die Hüften.

»Sie werden Instruktionen schreiben, wo dies nötig sein sollte.«

»Es gibt immer Merkmale, die den Uneingeweihten zu Irrtümern verleiten, Proben, die individuell behandelt werden müssen. Es gibt keinen Ersatz für die Anschauung …«

»Ihr Griechisch ist ausgezeichnet«, versicherte ihr Kontos auf griechisch und lächelte. »Man wird verstehen.«

»Hören Sie«, warf George ein, »die Bodenanalyse ist im Plan, Sie können selbst nachsehen.«

»Der Grabungsplan ist jetzt eine sekundäre Überlegung.«

»Es war vereinbart«, sagte Claire. »Und wir haben noch annähernd einen Monat Zeit.«

»Oichi!« Kontos kniff die Augen zusammen, und Claire sah, dass die von den schweren Lidern ausgehenden Krähenfüße, die fast bis an seine Ohren reichten, von diesem Ausdruck herrührten. »Dieser Grabungsplan ist kein Vertrag«, sagte er mit einiger Schärfe. »Er kann abgeändert werden.«

»Die Bodenuntersuchung ist …«, fing Claire an.

»Ich persönlich habe dafür nie viel übrig gehabt. An Grabungsstätten wie dieser erbringen sie selten etwas.«

»Nun, das mag richtig sein«, sagte George, »aber hier gibt es vieles, was Sie nicht …«

»Ich kann nicht verstehen, Alexandros, warum wir es auf einmal so eilig haben sollten?« Claire unterbrach Georges mit erhobener Stimme vorgebrachten Einwand in einem Versuch, die Diskussion in Grenzen zu halten. Zum Beispiel half es immer, wenn sie ihn mit seinem vollen Vornamen anredete; Griechen waren da ganz merkwürdig.

Kontos lehnte sich gegen den Jeep und nahm wieder Notiz vom Verwalter, den er mit einer Handbewegung entließ. »Wir versuchen – wie sagen Sie? – von solchen Dingen kein Aufhebens zu machen.«

»Von welchen Dingen? Archäologie?«

»Nein, nein. Von gemeinsamen Unternehmungen.«

George nickte verdrießlich. »Verstehe. Also setzt das Ministerium die Franzosen unten in Kreta und die Deutschen oben im Norden genauso unter Druck?«

Kontos schenkte ihm einen undurchdringlichen Blick. »Nicht genauso.«

»Dann gilt diese Politik speziell uns Amerikanern?«, sagte Claire.

»Das habe ich nicht gesagt.«

»Aber darauf läuft es hinaus!«, sagte George hitzig.

»Das Ministerium hat ein tilegraphima, ein Kabel an die Universität Boston gesandt …«

»Was?« Claire wich unwillkürlich zurück.

»Darin wird versucht, diese Ausgrabung so rasch wie möglich zum Abschluss zu bringen.«

»Ich frage mich, wer das Ministerium dazu veranlasst hat«, sagte George sarkastisch.

Kontos errötete, aber nicht vor Verlegenheit, wie Claire sah, sondern vor Zorn. »Entscheidungen werden gemeinsam getroffen.«

»Gewiss. Wer entschied, dass Sie mit einem Jeep zurückkommen würden?«, fragte George.

»Er wurde mir zur Verfügung gestellt. Ich bin Offizier des Heeres und habe Anspruch darauf.«

»Interessant, wie man das ganze Personal des Ministeriums in Uniformen steckt.«

»Unsere Gesellschaft mobilisiert ihre Kräfte. Sie verleiht jedem Bürger ein Bewusstsein der Pflicht und Ehre seines Dienstes.«

Kontos stand hoch aufgerichtet und konfrontierte George in einer Haltung bewusster Herausforderung – die Arme vor der Brust verschränkt, das Kinn emporgereckt, um Georges Vorteil von fünf Zentimetern Körperlänge auszugleichen. Claire beschloss einzugreifen und die beiden, die einander mit wachsender Feindseligkeit anstarrten, abzulenken. Mit einem munteren Lächeln sagte sie: »George, sei so gut und sperr die Tür zur Grabkammer zu! Ich lasse sie nicht gern so offen, wenn niemand in der Nähe ist.«

George schaute sie verständnislos an, noch ganz auf sein Hin und Her mit Kontos fixiert. »Ah … zusperren?«

»Ja, richtig. Ich möchte dem Oberst etwas von diesen Tonwaren zeigen.«

George sagte nichts. Während die gespannte Stille noch andauerte, begann ein Vogel irgendwo im nahen Oleanderdickicht aus voller Kehle zu singen. Claire warf George einen Blick zu, und endlich verstand er und schluckte.

»Ich habe den Eindruck, dass wir hier hinausgeworfen werden«, sagte er bitter, dann stapfte er davon. Auf dem Weg hinauf blickte er gelegentlich über die Schulter zu ihnen zurück.

Kontos' Ärger schien verflogen. Er schüttelte bedauernd den Kopf und murmelte: »Dieser Mann ist ein Hitzkopf.«

»Sie waren auch nicht gerade ein Ausbund von Mäßigung.«

Er seufzte tief. »Ich werde unter Druck gesetzt. Sie verstehen, Sie sprechen unsere Sprache, das muss Kenntnisse unserer Denkart mit sich bringen. Kommen Sie!« Er winkte ihr, und sie gingen ins Lager. »Dieses Kabel ist notwendig, um – wie sagt man? In der Diplomatie heißt es – um ein Zeichen zu setzen.«

»Aber wem? Sie können es uns hier an Ort und Stelle sagen.«

»Den Leuten, die Sie regieren, Claire, auch wenn Sie es nicht wissen mögen.«

»Die Universität Boston ›regiert‹ mich nicht, Alexandros.«

»Nein, nein. Ihre Regierung. Die Hintermänner.«

»Eine kleine gemeinsame Ausgrabung …«

»Man wird das Zeichen verstehen. Die Diplomatie arbeitet mit subtilen Mitteln, meine Liebe.«

So subtil wie du?, dachte Claire höhnisch, ließ sich aber nichts anmerken.

Sie erreichten das Zelt, wo die Tonscherben sortiert wurden. Er schlug die Zeltplane am Eingang zurück und ließ ihr mit galanter Gebärde den Vortritt. Sie zogen den Kopf ein und kamen in das gelbliche, von stickiger Hitze erfüllte Dämmerlicht des Zeltes. »Mögen Sie gekühlten Tee?«, fragte Claire und öffnete den kleinen Kühlschrank.

Er nickte. »Ich hoffe, Sie verstehen, dass es sich nicht um eine Politik handelt, die ich gemacht habe.«

»Sie waren daran beteiligt.«

Er hob die Schultern. »Ich versichere Ihnen, ich wünsche Ihnen nichts Schlechtes.«

»Gewiss«, sagte Claire sarkastisch, bevor ihr einfiel, dass mit dieser Reaktionsweise nichts zu gewinnen war, wie George bewiesen hatte.

»Wahrhaftig, wie könnte ich? Nicht einer so reizenden, wunderschönen Frau! Das wäre unmöglich für einen Mann, für einen Griechen.«

»Und alle Nichtgriechen sind Barbaren, wie?«, sagte Claire. Sie schenkte den Tee ein und setzte sich an einen Sortiertisch. Tonscherben waren nach Größe, Rundung, Glanz, Farbe und Zeichnung auf der Tischplatte angeordnet. Ihr Blick schweifte wie von selbst über die Stücke hin und suchte nach Gemeinsamkeiten und zusammenpassenden Bruchkanten. Die Vergangenheit war ein Puzzlespiel, bei dem man niemals alle Stücke hatte.

Kontos lächelte breit; diese Verlagerung des Gesprächsthemas gefiel ihm. »Was mich betrifft, ich denke nicht wie Aristoteles. Meine ausländischen Kollegen stehen mir sehr nahe.« Er bekräftigte die Worte, indem er sich an die Brust schlug.

»Aber nicht so nahe, dass Sie sich beim Ministerium für uns eingesetzt hätten.«

Er breitete mit vielsagender Gebärde die Hände aus. »Ein bloßer Mensch kann das Unmögliche nicht bewirken.«

»Wie …« – beinahe hätte sie schlimm gesagt – »ist es wirklich in Athen?«

»Die Entwicklung schreitet rasch voran. Wir haben jetzt wirklich Fortschritte gemacht.«

»Diese Demonstrationen …«

»Viele davon sind für uns. Einige wenige gegen uns. Aber auch jene, die heute noch auf der anderen Seite stehen, werden lernen.«

»Wer wird sie lehren?«

»Die Polizei, falls nötig. Sie können nicht die Straßen in Besitz nehmen und sie zu einem Forum für ihre reaktionären Stimmen machen.«

»Die Demonstranten vor unserer Botschaft waren keine ›Reaktionäre‹, glaube ich.«

»Ja, das war bedauerlich. Aber verständlich. Die Menschen sind erbittert.«

»Die Tore eindrücken, Fenster zerschlagen – das Verbrennen des Sternenbanners ist heutzutage ein weltweit beliebtes Spektakel. Warum hat Ihre Polizei diese Dinge nicht verhindert?«

»Die Polizei kann nicht überall in der nötigen Stärke präsent sein.«

»Weil sie zu beschäftigt ist, reaktionäre Schädel einzuschlagen?«

»Davon kann überhaupt nicht die Rede sein. Und die Ausschreitungen gegen Ihre Botschaft werden sich nicht wiederholen. Wir sind ein zivilisiertes Land.«

»Warum fangen wir dann nicht damit an, dass wir uns an unsere Vereinbarung halten?«

Kontos seufzte theatralisch und schlürfte seinen Tee. »Sie müssen verstehen, dass ich nur eine Stimme habe. Gleichviel … vielleicht könnte ich etwas tun.«

»Gut.«

»Nur wegen unserer persönlichen Beziehung, verstehen Sie. Sie sind eine reizende Frau, und die Arbeit mit Ihnen an dieser Ausgrabung hat mir sehr viel Freude gemacht. Die Reibungen mit Leuten wie George und den anderen Amerikanern – nun, die sind nicht wie Sie. Sie können nicht über ihren kleinen Horizont hinwegsehen, erfassen nicht das Bild einer sich verändernden Welt.«

»Daran ist etwas Wahres«, sagte Claire höflich. Jahrelange Erfahrung im Mittelmeerraum hatte sie auf die nach links tendierende Entwicklung in Griechenland vorbereitet. Die amerikanische Presse malte das Schreckensgespenst eines »sozialistischen Unterleibs«, der sich von Spanien bis Griechenland erstreckte. Italien hatte eine sozialistische Regierung, deren Wirken von den Amerikanern »kosmetischer Marxismus« genannt wurde, duldete aber seine NATO-Basen. In Griechenland war die Rhetorik schärfer, drohender. Die Automatisierung der europäischen Industrie hatte viele griechische Gastarbeiter heimgeschickt, wo sie zu einem Faktor der Unzufriedenheit und Unruhe wurden und nach durchgreifenden sozialen Verbesserungen verlangten. Die Parteien der Mitte hatten ihnen wenig zu bieten. Der von den Vereinigten Staaten unterstützte – manche sagten, beherrschte – Weltwährungsfonds, von der chronischen internationalen Schuldenkrise voll in Anspruch genommen, zeigte keine Neigung, einer linksgerichteten griechischen Regierung unter die Arme zu greifen. Von den Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft hatten die meisten mit eigenen Rezessionsproblemen zu kämpfen und konnten Griechenland nur in geringem Maße Hilfe leisten. Die einzige Macht im nördlichen Mittelmeerraum, die als politisch und militärisch zuverlässiger Vasall der Vereinigten Staaten gelten konnte, war die Türkei, deren Verhältnis zu ihrem NATO-Verbündeten Griechenland noch immer denkbar schlecht war. Claire hatte miterlebt, wie die Griechen Koalitionsregierungen gebildet und Parteienschacher getrieben hatten; sie kümmerte sich wenig um konventionelle Politik, und Kontos' Nachricht bestätigte nur, was sie längst erwartet hatte.

»Sie sind in diesem Sommer der einzige Lichtblick gewesen. Sie sind eine Dame, eine Wissenschaftlerin, und es ist mir eine Freude gewesen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.«

Claire fühlte sich immer ein wenig unbehaglich, wenn sie auf plumpe Komplimente antworten musste. »Ah, danke, aber …«

»Unsere Freundschaft ist das einzige Element, das ich vermissen werde, wenn die Grabungsstätte diese Woche geschlossen wird.«

»Diese Woche?«

»Gewiss. Das sagte ich eben dem Lagerverwalter.«

»Unmöglich.«

»Aber notwendig. Es gibt Kräfte in unserer Regierung, die diese Sache nur zu gern als Vorwand benutzen würden, um einen Zwischenfall zu inszenieren.«

Auf Claires ungläubigen Blick nickte er mit bekümmerter Miene. »Es ist leider so.«

»Dies ist ein international vereinbartes Forschungsvorhaben, wir haben alle Papiere, wir haben jedes Recht …«

»Sie haben es auch zur denkbar größten Unbeliebtheit in den umliegenden Dörfern gebracht.«

»Wer sagt das? Wieso?«

»Sie sind Amerikaner. Die Bevölkerung kritisiert, dass Sie sich als Herrenmenschen benehmen, nicht wie Gäste.«

»Vor ein paar Tagen war ich in Nauplia. Die Verkäufer in den Läden waren genauso freundlich wie sonst.«

»O ja, die. Sie hängen von Ihrem Geld ab.«

»Alexandros! Sie wollen doch nicht im Ernst behaupten, dass die Dorfbewohner ringsum den Übertreibungen dieser Fanatiker in Athen Glauben schenken? Sie sind …«

»Sie kennen die Seelen dieser Menschen nicht, Claire. Sie sind stolz, und es erbittert sie, was Jahre der Unterdrückung in diesem Land angerichtet …«

»Ich glaube es nicht.«

Er sagte ruhig: »Ihre Arbeiter sind gegangen, nicht wahr?«

»Und wer hat sie dazu angestiftet?«

»Dazu bedurfte es keiner Anstiftung, Claire. Es gibt seit längerem örtliche Unruhen, Unzufriedenheit unter den Arbeitern …«

»Wenn dies zuträfe, so wäre es Ihre Pflicht, die Ausgrabungsstätte zu beschützen.«

Kontos lächelte. »So ist es. Ich werde hier eine Wache postieren. Und Sie werden nach Athen zurückkehren.«

»Aber meine Arbeit ist hier!«

»Sie können die Laboruntersuchungen in Athen überwachen. George mag dableiben und abschließen, was getan werden muss.«

»Diese Regelung gefällt mir nicht. Wir müssen erst die Arbeit beenden, es gibt eine Grabung hinter der Wand des Kuppelgrabes …«

»Ich mache Ihnen dieses Angebot als Freund, nicht als Unterhändler«, sagte Kontos und legte die Hände vor sich auf dem Tisch ineinander. »Um das Ministerium zur Billigung selbst dieser Regelung zu bewegen, werde ich meinen ganzen Einfluss auf bestimmte Leute geltend machen müssen.«

Dass Kontos Einfluss hatte, wusste sie. Er hatte mit der Tauchexpedition nach den marmornen Parthenon-Skulpturen internationales Ansehen erworben. Die berühmten Plastiken im British Museum stellten tatsächlich die zweite Schiffsladung dar, die Lord Elgin nach England gesandt hatte; die erste war auf See verlorengegangen. Kontos und mehrere seiner Landsleute hatten eine Menge Geld gesammelt, technisches Gerät und Tauchspezialisten eingesetzt und die unschätzbaren marmornen Kunstwerke geborgen, die nun Glanzstücke des Athener Museums waren. Was Kontos sagte, war seither in der kleinen Welt der griechischen Archäologie Gesetz.

»Hören Sie, Alexandros …«

»Nein, sprechen Sie nicht so!« Er stand auf, ging um den Tisch und blieb neben einer von Claires teilweise zusammengesetzten Schale stehen. Sein Blick ruhte nur flüchtig auf den Scherben, obwohl sie wusste, dass er seine Dissertation über archäologische Routinearbeit wie diese geschrieben hatte. Aber das lag jetzt weit hinter ihm. Sie witterte seinen Geruch, eine Mischung von Schweiß und herbem Duftwasser.

»Sehen Sie, ich habe gefunden …«

»Soviel Geschäftliches, nein, nein«, sagte er mit breitem Lächeln. »Ich möchte nicht, dass unser Umgang miteinander so … so formell ist, Claire. Wir sind besondere Freunde, wir können uns verständigen.« Er legte ihr die Hand auf die Schulter. »Kollegen, natürlich. Aber auch mehr als Kollegen.«

Claire saß still, noch im Zweifel, ob sie ihn recht verstanden hatte.

»Es wird mich Einfluss und Zeit kosten«, fuhr er in gewinnendem Ton fort. »Es ist nicht leicht, wissen Sie, etwas zu erreichen.«

»Ich würde gewiss zu schätzen wissen, wenn Sie etwas tun könnten.«

»Ich hoffte, Sie würden nach Athen kommen, wo wir einander … ah … besser kennenlernen könnten.«

»Ich denke, wir wissen bereits genug.«

Er drückte ihre Schulter. »Claire, diese Dinge erfordern Zeit.«

»Was für Dinge?« Sie blickte prüfend auf. Er stand hinter ihrer Schulter, und das machte es schwierig, ihn ins Auge zu fassen. Eine schlaue Taktik, dachte sie. Es wäre viel einfacher für sie, den Kopf zu neigen und schüchtern auf seine Avancen einzugehen, indem sie ihre Wange auf seine Hand legte.

»Ganz unter uns …«

»Ganz unter uns, ja: Es gibt hier nichts, was über kollegiale Höflichkeit hinausginge!«, unterbrach sie ihn scharf. Sie entzog sich seiner knetenden Hand, stand rasch auf und trat von ihm zurück.

»Ich glaube das nicht«, sagte er heiter, »und Sie auch nicht.«

»Also wissen Sie jetzt, was ich denke? ›Die kleine ungebildete Amerikanerin, kennt sich in ihren eigenen Gefühlen nicht aus, braucht eine feste Hand, ein wenig Unterweisung in der Kunst der Betörung?‹« Sie schnaufte geringschätzig.

Aber er trat unbeeindruckt näher, setzte die imponierende Massigkeit seiner Schultern unter dem frisch gebügelten Uniformtuch ein, vertrieb ihren sarkastischen Ausbruch mit einem abwehrenden Wedeln der Hand, ein kühl herablassendes Lächeln um die Mundwinkel.

Sie schnitt eine Grimasse und sagte mit forcierter Lautstärke: »Vielleicht braucht sie bloß einen ordentlichen griechischen Schwanz?«

Dies hatte die gewünschte Wirkung. Er verhielt, sein Mund zuckte in gekränkter Gereiztheit. »Das ist … beleidigend.«

»Richtig.«

»Ihr Verständnis ist …«

»Ich verstehe vollkommen.«

»Sie sind ganz und gar …«

»Wissen Sie, was Sie gerade versucht haben?«

»Ich denke schon. Aber ich bin nicht so sicher, dass Sie es wissen.«

»Sie sind bereit, uns mehr Zeit zu geben, wenn ich nach Athen komme«, sagte sie und fasste ihn scharf ins Auge. »Ich möchte wetten, Sie haben dort bereits ein kleines Hotelzimmer reserviert, nicht wahr? Nicht weit vom Ministerium, aber unauffällig? Leicht während der langen Mittagspause erreichbar. Oder geeignet als Zwischenstation auf dem abendlichen Heimweg zur Ehefrau.«

Seine Züge versteinerten.

»Ich habe recht, nicht wahr?«

»Sie sind ein Kind.«

»Vielleicht, nach Ihrer Definition«, sagte sie rasch, fühlte aber, dass ihr der Wind aus den Segeln genommen war. Hatte sie die Situation falsch verstanden? Nein … aber schon kritisierte sie ihre Reaktion als zu hart, zu beleidigend.

»Ich bot Ihnen einen Kompromiss an, eine Vereinbarung zwischen Gelehrten. Ich kann nichts dafür, wenn meine persönlichen Empfindungen hineinspielen.«

»Die werden Sie heraushalten müssen«, sagte sie kühl.

Er breitete die Hände in einer südländischen Geste der Selbstbescheidung aus. »Ich kann mich nicht zerteilen.«

»Nun, da ist nichts zu machen, ist das klar?«

»Sie werden nicht …«

»Ich werde nicht Ihre kleine Gespielin, nur um für diese Grabung ein paar Wochen mehr herauszuholen.«

Sein Gesicht lief rot an. »Sie sind ein kaltes Frauenzimmer!«

»Kalt, sagen Sie? Haben Sie schon daran gedacht, dass es an Ihrer Technik liegen könnte?«

Er bebte vor Zorn, und auf einmal spürte sie die komprimierte Gewalt des Mannes, und erkannte, dass sie zu weit gegangen war.

Er trat auf sie zu, die Fäuste geballt.

Sie wich zurück, dann kam ihr ein Gedanke, sie trat an den Tisch und hob einen Tonkrug auf. Er war fast komplett, sorgfältig gekittet. Sie hielt ihn in einer Hand.

»Wenn Sie näherkommen, lasse ich ihn fallen.«

»Sie …« Er fluchte auf griechisch.

Kontos war noch immer Archäologe, obwohl er die meiste Zeit dieser Grabung mit politischen Spielen in Athen verbracht hatte. Die frühen Jahre seiner Berufslaufbahn, die er mit dem mühseligen Zusammensetzen von Tonscherben verbracht hatte, bedeuteten ihm noch immer etwas.

Das hoffte sie jedenfalls.

Ein langer Augenblick verging. Dann veränderte sich etwas in seinen Augen.

»Lassen Sie Ihre Hände von dem Erbe meines Vaterlandes!«, sagte er steif.

»Erbe?« Sie unterdrückte ein Lachen. Die Stimmungsumschwünge des Mannes waren unglaublich.

»Sie sind hier, weil wir unsere Zustimmung gegeben haben.«

»Das ist richtig.«

»Und ich werde Ihre … Ihre Beleidigungen nicht dulden.« Er spuckte in den Staub.

»Alexandros …«

Er zog die Zeltplane mit einem Ruck beiseite und ging hinaus, ohne sich umzusehen.

2

Kurz vor Mittag fanden sie etwas Seltsames.

Claire war mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt und bemerkte George Schmitt nicht, der den staubigen Pfad herangetrottet kam, bis er rief: »He! Ich habe die Platte draußen!«

Sie blickte auf, ungläubiges Staunen in den braunen Augen. »Draußen? Ich dachte, du wolltest den Mörtel untersuchen.«

»Habe ich getan. Er ist nur ein paar Finger dick, ebenso wie die Platte.«

Kopfschüttelnd verließ sie den Schatten des wellblechgedeckten Sortierschuppens. »Du solltest nachsehen, ob der zentrale Stein sich von den anderen unterscheidet, nicht? Es war keine Rede davon, ihn aus dem Mauerwerk zu lösen.«

»Ja, aber es war einfacher als wir dachten.«

»Mit dem Entfernen dieses Steins könnte die ganze Grabkuppel einstürzen.«

Er lachte. Sein blondes Haar schimmerte im schräg einfallenden Sonnenlicht des klaren Morgens. »Ich habe das Loch gut abgestützt. Mit Brecheisen, Stahl und Holz. Es war nicht allzu schwierig – der Stein erwies sich als eine Platte von nur fünf Zentimetern Stärke.«

Claire schnitt ein Gesicht. »Komm mit!«, sagte sie knapp.

Sie hätte es besser wissen sollen, als ihn die Arbeit allein tun zu lassen. Und wenn sie danach urteilte, wie er vor ein paar Monaten die Oberschwelle des Eingangs abgestützt hatte, wäre es ein Wunder, wenn seine Stütze halten würde. Die einheimischen Arbeiter hatten die Abstützung damals von Grund auf neu aufbauen müssen. Wären die verdammten Griechen nicht in diesen Streik getreten, hätte sie George niemals eine solch knifflige Aufgabe anvertraut. Schließlich war er Archäologe und nicht Maurer oder Statiker.

Sie hegte den starken Verdacht, dass Kontos die Leute vorsätzlich von der Ausgrabungsstätte fernhielt. Er war in tiefer Verärgerung nach Athen zurückgekehrt, und wahrscheinlich beeinflusste er die Gewerkschaftsleitungen der benachbarten Städte.

Andererseits waren Streiks in letzter Zeit so häufig, dass man sich daran gewöhnte, ihren Auswirkungen durch Improvisation zu entgehen. Dieser Streik war ein Proteststreik mit dem Ziel, die Archäologen zur Einstellung weiterer Arbeiter zu zwingen, statt die Beschäftigten Überstunden machen zu lassen. Für Claire war es eine eigentümliche Art von Solidarität; die Forderungen amerikanischer Gewerkschaften beschränkten sich gewöhnlich auf Lohnerhöhungen.

Sie gingen den ausgetretenen Pfad um die Flanke des Hügels. Jeder Schritt wirbelte Staub auf. Eine einsame Zypresse hielt sich gegen die Ungunst der Verhältnisse, ein schwarzgrünes Fanal im struppigen, ausgedörrten Busch. Claire mochte den frischen, würzigen Duft, und aus Gewohnheit richtete sie ihren Blick zu den entfernten Höhen, wo Baumreihen den Horizont belebten. Bis zum Beginn der Herbstregen würde das Land sich nicht von der sengenden Trockenheit des gerade zu Ende gegangenen Sommers erholen können. Eine willkommene Brise wehte; sie trug ein Gewisper leiser Brandungsgeräusche von der anderen Seite des Hügels herüber, wo das Land in steilen Kliffs zur Ägäis abfiel.

Nun, da die meisten Expeditionsmitglieder heimgekehrt waren, schien die Gegend verlassen. Claire vermisste die Stütze des Gemeinschaftsgefühls, die lockere, kollegiale Organisation der Vermesser, Feldarchäologen, Fundauswerter, Vorarbeiter und Hilfskräfte. Jetzt waren die sandfarbenen Zelte leer, die gesammelten Früchte der sommerlichen Arbeiten erwarteten ihre Reise nach Athen.

Vom Lager ging man nur fünf Minuten zum Eingang der Grabkammer. Auf dem ansteigenden Weg gewannen sie bald einen Blick auf die ausgegrabene alte Siedlung wo die Saison über der größte Teil der Arbeit geleistet worden war. Obwohl die freigelegten Mauerreste und eingestürzten Bauwerke zahlreiche Töpferscherben und Gebrauchsgegenstände ergeben hatten, war wenig davon eigentümlich. Das Verständnis des mykenischen Griechenland hatte durch diesen heißen, konfliktgeladenen Sommer keine wesentlichen Impulse erfahren. Immerhin legte das Tholos-Kuppelgrab über der Siedlung den Schluss nahe, dass die Gegend zur damaligen Zeit von politischer Bedeutung und vielleicht sogar wohlhabend gewesen war, regiert von einem Herrscher, den man eines aufwendigen Begräbnisses würdig erachtet hatte. Das Kuppelgrab mochte sogar diese letzten Untersuchungen am Ende der Feldexploration rechtfertigen. Das war wenigstens ihre Hoffnung. Sie hatte ihren Forschungsauftrag von der Universität Boston um ein Semester verlängern lassen, um die Grabungsstätte zu schließen und ihre eigenen Projekte zu beenden. Bisher hatte sich ihre sorgfältig kalkulierte Investition von Zeit und Arbeitsaufwand nicht ausgezahlt.

Ein paar Schritte vor ihrem Helfer marschierte sie zwischen den massiven Kalksteinquadern durch den freigelegten Zugang. Ihre Bewegungen waren rasch und energisch, und bei jedem Schritt hörte man den derben, khakifarbenen Stoff ihrer Hosenbeine aneinanderstreifen. Mit achtundzwanzig hatte sie an sieben größeren Ausgrabungen in Griechenland und der Türkei teilgenommen und die Arbeit hatte sie sehnig und muskulös gemacht.

Die Wände des langen, ungedeckten Korridors stiegen zu beiden Seiten an und bildeten einen Einschnitt in den Hang, der bis zum hohen, rechteckigen Eingang der Grabkammer führte. Sie traten unter dem mächtigen Türsturz durch und sahen sich unvermittelt in tiefem Halbdunkel. Ihre Schritte hallten unter dem falschen Gewölbe des Kuppelgrabes.

Claire blieb bei einigem herumliegenden Werkzeug stehen. »Dieser Raum ist wirklich armselig.« Vorsichtig bewegte sie sich weiter. »Gott, was für ein Gewurstel.«

»Es wird halten«, sagte George trotzig. Er schlug mit der flachen Hand gegen eine der Verstrebungen. Die aus der Wand entfernte Steinplatte baumelte in einer aus knarrenden Seilen geknoteten Halterung. Sie sah, dass er sich seiner Aufgabe auf die einfachste Art und Weise entledigt hatte, ohne die Platte seitlich zu sichern. Der wichtigste Teil aber war die Abstützung der entstandenen Wandöffnung. Das schien in Ordnung zu sein. Er hatte mit den Standard-Stahlstreben gearbeitet und sie fest eingekeilt, damit sie das Gewicht trugen. Sie beugte sich zur Steinplatte.

Drei konzentrische Kreise waren in die der Grabkammer zugekehrte Oberfläche gemeißelt. Dies hatte von Anfang an ihre Neugier erregt. An den Rändern waren da und dort Kratzspuren zu sehen, die nach ihrem Urteil wahrscheinlich nicht von Bedeutung waren. Sie besah die andere Seite. Grauer Mörtel haftete an den Kanten, zerbröckelte zwischen den Fingern. Die Rückseite der Platte war leer, uninteressant.

»Zu dumm«, sagte sie.

»Ja.« George brachte eine Handlaterne und kauerte bei ihr nieder. »Aber sieh mal durch die Öffnung!«

Sie drehte sich unbeholfen in dem engen Raum zwischen der Platte und der Innenwand des Kuppelgrabes, bückte sich und spähte in die große Öffnung. Ein bernsteinfarbener, matt schimmernder Zapfen wies zu ihr heraus. Er war irgendwie auf schwarzem Gestein befestigt.

Ihr Stockte der Atem. »Was …?«

»Eine Pracht, wie? Wir dachten, die Platte könnte auf beiden Seiten bearbeitet sein, aber wer hätte gedacht, sie würden etwas dahinter einmauern?«

»Mykenische Gräber hatten keine Hohlräume in den Wänden …« fing sie an und verstummte. Soviel für die konventionelle Weisheit.

»Sieh nur, wie symmetrisch es ist!«, sagte George liebevoll. »Vollkommen. Nur, ein vollkommenes Was?«

»Ich habe nie Vergleichbares gesehen.«

»Ein Ornament, das ist gewiss.«

»Aber kein Loch darin, soweit ich sehen kann, also konnten sie es nicht um den Hals getragen haben.«

»Richtig. Dafür ist es sowieso zu lang – muss mindestens zehn Zentimeter sein. Ich frage mich, wie es befestigt ist.«

Er streckte den Arm durch die Öffnung und berührte das Gestein um die Basis des Zapfens. »Scheint in den Stein eingelassen zu sein. Ja, siehst du? An der Basis hört die Verdickung des Zapfens auf; dort hat man ihn in den dunklen Kalkstein eingesetzt.«

»Ein ziemlich seltenes Material, vor allem hier. Komisch, dass sie es verborgen haben.«

»Ja, man sollte meinen, sie würden es zur Schau stellen. Ich bin wirklich froh, dass ich nicht den Zapfen traf, als ich die Stahlstreben einsetzte.«

Wahrscheinlich war es seine Art zu sagen, dass ihm bewusst war, welches Glück er gehabt hatte. Ganz allein, im Kampf mit Gewichten, die er kaum handhaben konnte, auf gut Glück Verstrebungen hineinschlagen … Sie schüttelte den Kopf.

George drückte ihr die Lampe in die Hand. »Leuchte mal!«

Er zwängte sich in den engen Raum zwischen der hängenden Steinplatte und der Wandöffnung. Der Lichtschein zeigte, dass das schwarze Gestein die Öffnung nicht ganz ausfüllte. Er ließ auf einer Seite fünf Zentimeter und auf der anderen noch etwas mehr Raum. Oben und unten gab es keine Abstände.

Claire sagte: »Sieht so aus, als wären die Quader oben und unten auch nur Steinplatten.«

»Aber sieh dir die Seiten an! Einen halben Meter dick, mindestens.«

»Um das Gewicht der Kuppel zu beiden Seiten dieser dünneren Einsätze aufzufangen«, meinte Claire. Sie berührte die dunkle Oberfläche. Sie war ein wenig uneben, vielleicht mit der gleichen routinierten Effizienz behauen, die ein Steinmetz auf Pflastersteine wenden mochte. »Große Meißelspuren«, murmelte sie.

»Ja, man sollte meinen, dass jemand, der einen Kunstgegenstand anfertigt, feinere Arbeit leisten würde. Es sieht schlampig aus.«

»Gib mir die Lichtröhre, sei so gut! Vielleicht können wir hinter dieses Ding sehen.«

Er kroch zurück und nahm die Handlampe mit. Im Halbdunkel glaubte Claire ein goldenes Glimmen in dem Zapfen zu sehen, als enthielte er winzige reflektierende Einschlüsse. Unreinheiten, vielleicht. George murmelte hinter ihr, hantierte mit dem Licht, dessen tanzende Schatten die Lichterscheinungen anwachsen und verblassen ließ.

Wahrscheinlich Bernstein, dachte sie. Feine Arbeit, älter als 3500 Jahre. Die Jahre ihrer Ausbildung hatten ihre Fähigkeit zu ehrfürchtigem Staunen nicht verkümmern lassen.

Der Zapfen war ungefähr so lang wie ihre Hand und mündete gleichmäßig und glatt in einer gerundeten Spitze. Als sie den Stein berührte und die Hand auf seine Oberfläche legte, überkam sie ein leises Unbehagen, ein prickelndes Gefühl, und sie zog die Hand zurück.

»Hier.« George reichte ihr die Lichtröhre. Sie war bei dieser Ausgrabung seine Vorgesetzte. Obwohl die Archäologen gewöhnlich kein großes Aufhebens um die Hackordnung machten, hatte Claire nun, da die großen Namen die Ausgrabungsstätte verlassen hatten, das Recht auf die erste Inspektion. Das war bisher noch nie der Fall gewesen, und sie war erfüllt von aufgeregter Erwartung. Es war ein Glück, dass Kontos nach Athen zurückgefahren war.

Sie schob die dünne, flexible Kunststoffröhre in die Mauerlücke rechts neben dem schwarzen Kalkstein. Die Röhre enthielt neben der Optik eine dünne Entladungslampe und trug am Ende einen um 45 Grad zur Längsachse geneigten Planspiegel mit einem Objektiv, durch welches man um Ecken sehen konnte.

George schaltete die Handlampe aus. Claire setzte das Okular ans Auge, drehte die Lichtröhre und sah eine raue Oberfläche. Langsam drehte sie die Röhre seitwärts. »Erde und Felsgeröll. Ursprünglicher Boden.«

George kauerte neben ihr, während sie die Inspektion fortsetzte.

»Der Hohlraum endet rechts nach ungefähr zehn Zentimetern. Nein, warte – da ist ein kleines Loch. Sieht wie Wassererosion aus.«

»Kannst du nicht hinter diesen schwarzen Kalkstein sehen?«

»Ich versuche es. Die Perspektive ist ungünstig … vielleicht kann ich die Röhre noch ein Stück hineinschieben.«

In der Dunkelheit wirkten die beiden kauernden Gestalten geisterhaft. Licht drang aus der schmalen Öffnung und warf riesige Schatten, die bei jeder Bewegung über die gekrümmten Wände des Kuppelgrabens taumelten, um sich in der tintigen Schwärze höher oben zu verlieren.

»So. Wenn ich es jetzt noch in die richtige Position drehen kann …« Ihre etwas gepresste Stimme hallte von den Wänden wider, die dem Klang eine beinahe metallische Note verliehen. »Der Stein endet. Markierungen kann ich aus dieser Perspektive nicht erkennen. Jedenfalls hat er eine flache Rückseite.«

»Ist etwas dahinter?«

»Offener Hohlraum.«

»Wie groß?«

»Nicht zu erkennen.«

»Dann muss er wenigstens einen halben Meter oder mehr haben.«

»Wahrscheinlich Wassererosion. Hier, sieh selbst!«

Als George das Auge am Okular hatte, drehte er die Röhre hierhin und dorthin und pfiff leise durch die Zähne. »Ein ziemlich großer Block. Er scheint rückseitig freizuliegen.«

Er studierte ihn noch eine kleine Weile, dann richtete er sich auf. Claire erwiderte sein Lächeln. »Entschieden seltsam, Watson«, sagte sie.

»Ein guter Fund, nicht?«

»Kein mykenisches Grab hat eine falsche Wand wie dieses. Von diesem Bernsteinzapfen ganz zu schweigen. Eine echte Erstentdeckung.«

3

Auch am nächsten Tag ließen die griechischen Arbeiter sich nicht blicken.

Das wäre ein ernstes Problem gewesen, wenn es sich während der eigentlichen Ausgrabungsarbeiten ereignet hätte. Nun, nach Abschluss der Grabungen, war es nur lästig. Niemand hatte weitere wichtige Funde erwartet, sonst wäre Direktor Hampton an Ort und Stelle geblieben und hätte einen der Assistenten nach Boston zurückfliegen und dort seine Vorlesungen übernehmen lassen, da das Semester inzwischen begonnen hatte.

Claire war ursprünglich nur geblieben, um ihre Analyse der aufgefundenen Töpferwaren zu beenden. Als dienstälteste amerikanische Wissenschaftlerin musste sie mit den Griechen zusammen die Inventur fertigstellen, die Verpackung und den Versand der Fundstücke überwachen und das Grab verschließen, um es vor Vandalismus zu schützen.

Sie und George waren als einzige, die zu Ausgrabungsarbeiten qualifiziert waren, im Lager zurückgeblieben. Ursprünglich hatte Kontos diese letzte Phase leiten sollen, doch hatte er seit Ende Juni die meiste Zeit in Athen verbracht. Durch seine Abwesenheit waren die Amerikaner weitgehend auf sich selbst gestellt, sah man von dem Verwalter des Lagers und einer Frau aus dem Dorf ab, die im Küchenzelt ihres Amtes waltete.

Claire räumte widerwillig ein, dass Georges Verstrebungen in der Wand des Kuppelgrabes wahrscheinlich ausreichten. Dennoch verstärkten sie seinen Rahmen in der Öffnung und untersuchten die herausgenommene Steinplatte.

Mykenische Gräber waren nüchtern und schmucklos, Bauwerke eines Volkes, das niemals Überfluss gekannt hatte. Sie waren Weiterentwicklungen der seit dem dritten vorchristlichen Jahrtausend auf Kreta und den Kykladen beheimateten Tholosgräber, kreisrunden Grabkammern mit Mauergewölben oder Holzdecken.

Die Griechen der mykenischen Zeit errichteten sie, indem sie die Baugrube mit Steinquadern kreisförmig auskleideten, wobei jede Lage ein wenig über die darunterliegende vorragte, so dass schließlich eine Kuppel entstand, die entweder ganz in den Hang eingebettet war oder über ihn hinausragte. Die Kuppelgräber wurden gewöhnlich mit Erdhügeln bedeckt, die im Laufe der Zeit mit dem umgebenden Hügelgelände verschmolzen und die Auffindung der Gräber erschwerten. Während der Blütezeit der mykenischen Kultur, welche aus Gründen, die bis heute unbekannt und Gegenstand vieler Vermutungen und Diskussionen sind, unvermittelt zu einem Zentrum von Macht und Reichtum wurde, gewannen die Kuppelgräber immer größere Dimensionen und erhielten einen Zugang (Dromos) in Gestalt eines oben offenen Korridors, der den Grabhügel anschnitt und in Einzelfällen Längen bis zu dreißig Metern und darüber aufwies. Diese Zugänge blieben während der Regierungszeit der jeweiligen Dynastie möglicherweise offen, weil das Kuppelgrab für aufeinanderfolgende Begräbnisse wiederholt benutzt wurde.

Die in den Stein gemeißelten Ringe hatten Claire ursprünglich zu der Vermutung geführt, dass sie einen in die Wand eingelassenen Begräbnisplatz markierten. Der Gedanke war ihr selbst nicht recht geheuer gewesen, weil die mykenischen Griechen ihre Schachtgräber gewöhnlich offen in der Grabkammer angelegt hatten. Es bestand keine Verwandtschaft mit den schlauen Bemühungen der ägyptischen Pyramidenerbauer, die tote Stollen, Fallen, falsche Begräbniskammern und andere Täuschungsmittel anwendeten, um Grabräuber irrezuführen. Die Herren der mykenischen Welt erwarteten nicht, dass jemand sich jemals an ihren Gräbern vergreifen werde. Claire fand dieses Zeichen argloser Unschuld reizend. Dieses vor langer Zeit untergegangene Volk hatte mit einer wuchtigen Einfachheit gebaut und seine unterirdischen Kuppeln mit einer Genauigkeit und Massivität berechnet und errichtet, der in den meisten Fällen nicht einmal 3500 Jahre Verwitterung, Wassererosion und Erdbeben etwas hatten anhaben können.

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