Ein alter Freund kehrt heim - Toni Waidacher - E-Book

Ein alter Freund kehrt heim E-Book

Toni Waidacher

0,0

Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. Georg Willner schaute ungeduldig den Kiesweg hinunter. Immer mehr Gläubige kamen zur Sonntagsmesse, doch die Eine, auf die der Bauernsohn wartete, war nicht darunter. Wie verabredet, hatte sich der Bauernsohn, von seiner Familie unbemerkt, auf die rechte Seite der Kirche geschlichen. Von hier aus hatte Georg nicht nur einen guten Blick auf den Weg, auf dem die Leute heraufkamen, durch dichtes Buschwerk geschützt, konnte man ihn kaum sehen. Plötzlich legte sich eine Hand auf seinen Rücken. Georg erschrak. Er hatte so konzentriert nach unten gespäht, dass er es nicht mitbekommen hatte, als sich jemand von der anderen Seite näherte. Der junge Bursche fuhr herum und blickte in das lächelnde Gesicht einer jungen Frau. »Sandra!« Stürmisch riss er sie in seine Arme und küsste sie leidenschaftlich. Sie erwiderte seine Küsse, legte dann aber den Kopf zurück. »Ich muss gleich wieder zu den anderen«, sagte die Tochter des Hofer-Bauern. »Vater wird sonst noch misstrauisch.« Georg nickte verstehend. »Was ist mit heut Nachmittag?«, wollte er wissen. »Können wir uns da seh'n?« »Ja«, flüsterte Sandra Hofer lächelnd, »und ich freu mich schon ganz narrisch drauf.«

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 119

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der Bergpfarrer – 310 –

Ein alter Freund kehrt heim

… und die alten Geschichten kochen wieder hoch

Toni Waidacher

Georg Willner schaute ungeduldig den Kiesweg hinunter. Immer mehr Gläubige kamen zur Sonntagsmesse, doch die Eine, auf die der Bauernsohn wartete, war nicht darunter. Dabei hatte er sich so darauf gefreut, sie zu sehen …

Wie verabredet, hatte sich der Bauernsohn, von seiner Familie unbemerkt, auf die rechte Seite der Kirche geschlichen. Von hier aus hatte Georg nicht nur einen guten Blick auf den Weg, auf dem die Leute heraufkamen, durch dichtes Buschwerk geschützt, konnte man ihn kaum sehen.

Plötzlich legte sich eine Hand auf seinen Rücken. Georg erschrak. Er hatte so konzentriert nach unten gespäht, dass er es nicht mitbekommen hatte, als sich jemand von der anderen Seite näherte. Der junge Bursche fuhr herum und blickte in das lächelnde Gesicht einer jungen Frau.

»Sandra!« Stürmisch riss er sie in seine Arme und küsste sie leidenschaftlich.

Sie erwiderte seine Küsse, legte dann aber den Kopf zurück. »Ich muss gleich wieder zu den anderen«, sagte die Tochter des Hofer-Bauern. »Vater wird sonst noch misstrauisch.«

Georg nickte verstehend. »Was ist mit heut Nachmittag?«, wollte er wissen. »Können wir uns da seh’n?«

»Ja«, flüsterte Sandra Hofer lächelnd, »und ich freu mich schon ganz narrisch drauf.«

»Und ich erst mal!«

Die Kirchenglocken riefen ein letztes Mal die Gläubigen zur Messe.

»Um drei, an unsrer Stelle«, sagte Sandra hastig und machte sich von ihm los. Sie hauchte ihm einen letzten Kuss auf den Mund, ehe sie wieder durch die Büsche verschwand.

Georg holte tief Luft. Wie er das hasste, diese Heimlichtuerei!

Aber es ging nicht anders. Sein Vater würde ihm die Hölle heißmachen, wenn er erfuhr, dass sein Sohn ausgerechnet mit der Tochter seines ärgsten Feindes angebandelt hatte.

Andererseits ging es Sandra nicht anders, auch der Hoferbauer würde es nicht leiden, dass seine Tochter den Sohn vom Willner-Sepp, seinem erklärten Todfeind, liebte.

Und schon gar nicht würden die beiden Streithammel ihren alten Ärger begraben und den Kindern ihren Segen geben!

Dabei wusste vermutlich kein Mensch mehr, worum es bei ihrem Zwist überhaupt ging. Aber das schien egal zu sein, Hauptsache, man lag sich über Kreuz und einer gönnte dem anderen keinen Frieden.

Georg Willner wartete noch ein paar Minuten, bevor er auch zur Kirchentür ging. Dort stand Pfarrer Trenker und begrüßte die Gläubigen. Mit jedem redete er ein paar Worte, und wenn man dem einen oder anderen die durchzechte Nacht – samstags war im ›Löwen‹ Tanzabend – noch ansah, musste der Betreffende sich auch mal eine entsprechende Anspielung gefallen lassen.

»Grüß dich, Georg«, sagte der Geistliche. »Schön, dass du da bist. Alles in Ordnung?«

Der Bauernsohn nickte, obwohl eigentlich gar nichts in Ordnung war … Aber jetzt war auch nicht der rechte Zeitpunkt, das zu erörtern.

»Wo bleibst denn bloß«, wurde er von seinem Vater gefragt, als er sich neben ihn setzte.

Viele Familien hatten seit Alters her ihre angestammten Plätze in der Kirche. Georg gab keine Antwort, sondern schielte nach links, wo die Hofers saßen, und lächelte in sich hinein, als er Sandra sah, die ihm verstohlen zuzwinkerte.

Sepp schaute seinen Sohn unwillig an.

Immer diese Eskapaden! Bestimmt war wieder mal ein Madel schuld daran, dass der Bub nicht pünktlich sein konnte!

Dann kam der Bauer nicht mehr dazu, weiter über den Burschen nachzudenken. Eine Glocke ertönte, die Gemeinde erhob sich von ihren Plätzen, und Pfarrer Trenker betrat, in Begleitung der Ministranten, den Altarraum.

Die Heilige Messe begann.

*

An diesem schönen Sonntagnachmittag saßen mehr Besucher als sonst auf der Terrasse des Pfarrhauses. Neben Claudia und Max Trenker, die mit ihrem kleinen Sohn gekommen waren, saßen Inge und Hannes Wohlrab, ein Ehepaar, das in der Pension ›Edelweiß‹ wohnte. Ihnen gegenüber hatte Florian Wohlrab Platz genommen, ihr Sohn, und an dessen Seite saß Evi Kahlenbach, seine Freundin. Und mit dem Madel hatte es eine besondere Bewandtnis …

Wochenlang war Claudia Trenker von einem Mann regelrecht terrorisiert worden, der sich unter dem Namen Robert Erlander zunächst im Hotel ›Zum Löwen‹ einquartiert hatte, um dann sehr auffällig Erkundigungen über die Schwägerin des Bergpfarrers einzuziehen. Mehr als einmal war es dabei zu Situationen gekommen, die man eher aus Kriminalfilmen kennt, indes war es kein Film, kein Roman, sondern bitterer Ernst. Erlander behauptete, Claudia, die als Journalistin beim ›Kurier‹, in Garmisch Partenkirchen arbeitete, wäre schuld am Tod einer jungen Frau.

In seinem Wahn, die ›Mörderin‹ zur Rechenschaft zu ziehen, wandte der Mann unlautere Mittel an, die Claudia auch in Lebensgefahr hätten bringen können, wären da nicht der Bergpfarrer und zahlreiche Freunde gewesen, die ihr zur Seite gestanden hatten.

Erlander verbündete sich sogar mit Patricia Vangaalen, jener ebenso reichen wie schönen und skrupellosen Unternehmerin, die Sebastian bittere Rache geschworen hatte, weil der Bergpfarrer sie abwies, als sie ihm ihre Liebe gestand.

Doch auch diese Allianz hatte keinen Erfolg in ihren Bemühungen, Claudia Trenker zu verleumden, und so schickte Robert Erlander seinen letzten Trumpf ins Rennen: Seine Nichte Evi, jahrelang von ihrem Onkel indoktriniert, erschlich sie sich, unter falschem Namen und mit einer erfundenen Geschichte, das Vertrauen der Journalistin. Evi sollte, nach dem Willen Erlanders, Claudia zur Strafe ein – angeblich harmloses – Pulver verabreichen, bei dem es sich in Wahrheit um Arsen handelte, das in dieser Dosis tödlich gewesen wäre.

Allerdings hatte Erlander nicht mit einem Umstand gerechnet, der eingetreten war, als Evi einen Spaziergang durch St. Johann machte – sie lernte einen jungen Burschen kennen und verliebte sich in ihn!

Florian Wohlrab trat in ihr Leben, und Evi machte eine Wandlung durch, die sie von ihrem Racheplan abbrachte. Das hübsche Madel hatte, nach dem Tode der Mutter bis zu seiner Volljährigkeit, im Heim gelebt, also nie erfahren, wie es war, in einer intakten Familie zu leben. Die seltenen Besuche ihres Onkels waren kein Ersatz, auch wenn man Erlander zugutehalten musste, dass er sich schon um seine Nichte kümmerte, wenn es ihm die Lebensumstände gestatteten.

»Zwanzig Jahre bin ich zur See gefahren«, hatte er bei einer ersten Vernehmung zu Protokoll gegeben, »da konnte ich mich bloß um die kleine Evi kümmern, wenn ich mal wieder Urlaub hatte und an Land kam.«

Und all die Jahre hatte Robert Erlander seine Heuer gespart, um eines Tages genug Geld zu haben, um seine unsinnige Rache zu finanzieren. Unsinnig deshalb, weil seine Schwester an einer Krankheit verstorben war, und kein Medikament der Welt sie davor hätte retten können.

Auch nicht jenes Mittel, über das Claudia seinerzeit berichtet hatte, und auf das Vera Kahlenbach ihre allerletzte Hoffnung gesetzt hatte. Vera hatte sie damals angefleht, ihr dieses neue Medikament zu beschaffen. Indes hätte die Journalistin gar keine Möglichkeit dazu gehabt, das Medikament war, wegen tödlicher Nebenwirkungen, kurz zuvor in den Staaten wieder vom Markt genommen und in Deutschland gar nicht erst zugelassen worden.

»Jedenfalls können wir von Glück sagen, dass Evi doch noch Zweifel am Racheplan ihres Onkels bekommen hatte«, bemerkte Max.

Seine Frau, die neben dem Madel saß, lächelte zustimmend. »Und wie gehts jetzt mit euch weiter?«, fragte sie, an Evi und Florian gewandt.

Anstelle der beiden jungen Leute antwortete Inge Wohlrab. »Evi kommt mit zu uns«, erklärte sie. »Wir wollen ihr das geben, was sie sich am sehnlichsten wünscht, eine Familie.«

»Was geschieht mit Onkel Reinhard?«, fragte Evi zaghaft.

Reinhard Borchers war Erlanders richtiger Name.

Max breitete die Arme aus. »Nun, erst einmal sitzt er in Untersuchungshaft«, antwortete der Bruder des Bergpfarrers, der als Polizist in St. Johann für Ruhe und Ordnung sorgte. »Der Haftrichter wird nächste Woche entscheiden, ob er bis zum Prozess dortbleiben muss. Auf jeden Fall wird Anklage gegen Reinhard Borchers erhoben, wegen Stalking, übler Nachrede, Vortäuschung einer Straftat und, was am schwersten wiegen wird, wegen Anstiftung zu einer Straftat, wenn net gar zum Mord. Immerhin hat er dich ja dazu bringen wollen, Claudia das Gift zu verabreichen.«

Sebastian beugte sich vor. »Dazu wird man dich vor Gericht auch befragen.«

Das Madel schaute ihn ängstlich an.

»Keine Sorge«, lächelte der gute Hirte von St. Johann, »du hast ja entscheidend dazu beigetragen, ein Verbrechen zu verhindern, du hast also nix zu befürchten.«

*

Mit einem Gefühl der Zufriedenheit ging Sebastian Trenker in die neue Woche. Jetzt, da endlich wieder Ruhe und Frieden in St. Johann eingekehrt waren, konnte sich der Bergpfarrer endlich wieder seinen Aufgaben als Seelsorger widmen.

Sebastian saß an diesem Montagmorgen an seinem Schreibtisch und arbeitete die Post durch, die in den letzten Tagen liegen geblieben war. In den meisten Fällen handelte es sich ohnehin nur um überflüssige Werbung, grell aufgemacht und auf teurem Papier gedruckt. Der Geistliche ärgerte sich immer wieder über diese sinnlose Verschwendung. Ohne die Briefe zu lesen, die sofort als Werbung erkennbar waren, kamen die Umschläge gleich auf jenen Stapel, der für das Altpapier gedacht war.

Beinahe wäre auch ein Kuvert dazwischen gerutscht, das einen blauen Rand hatte, es handelte sich um einen Luftpostbrief! Es war ein Wunder, dass der Brief überhaupt angekommen war, denn die Adresse konnte man kaum entziffern, der Absender war ebenfalls verwischt. Sebastian schaute auf den Stempel, der Brief war in Johannesburg, Südafrika, aufgegeben worden.

Der Bergpfarrer runzelte die Stirn.

Wer, um alles in der Welt, schrieb ihm aus Südafrika?

Sebastian überlegte. Freilich hatte es auch im Wachnertal Menschen gegeben, die hier ihre Zelte abgebrochen hatten und dort auf dem anderen Kontinent ein neues Leben begonnen hatten, aber im Moment wusste er niemanden zu benennen. Er griff zum Brieföffner und schlitzte den Umschlag auf.

Lieber Sebastian, begann der Brief, der den guten Hirten von St. Johann in helle Aufregung und Freude versetzte – kündigte doch ein Mensch seinen Besuch an, von dem Sebastian geglaubt hatte, dass er gar nicht mehr unter den Lebenden weile.

Ich komme also am 14. in Deutschland an und fahre gleich am Tag darauf nach St. Johann. Es wäre schön, wenn du mich am Bahnhof abholen könntest. Die genaue Ankunftszeit ist um elf Uhr am Vormittag. In der Hoffnung, dass du bei bester Gesundheit bist, freu ich mich auf ein Wiedersehen mit dir. Dein alter Freund, Ferdl Brandner, endete die Nachricht.

Sebastian blickte auf den Kalender und sprang auf.

Der Vierzehnte war gestern gewesen, Ferdl würde in weniger als einer halben Stunde in der Kreisstadt ankommen!

Der Bergpfarrer eilte in die Küche und erklärte seiner Haushälterin, dass er fort müsse, und sie möchte doch bitte zum Mittag einen Esser mehr einplanen.

»Ach, und bitt schön, sei’n S’ so gut und richten S’ eines der Gästezimmer her, es könnt sein, dass der Ferdl bei uns bleiben und net zum Hof fahren will.«

Sophie Tappert sah ihn erstaunt an. »Reden S’ etwa vom Brandner-Ferdl?«, fragte sie.

Sebastian nickte. »Ja, stellen S’ sich vor, nach über zwanzig Jahren bekomm ich endlich ein Lebenszeichen von ihm! Ich hab selbst schon net mehr daran geglaubt. Aber jetzt muss ich rasch los, sonst ist der Zug eher am Bahnhof, als ich.«

Unzählige Gedanken gingen Sebastian durch den Kopf, als er in die Stadt fuhr. Ja, es musste tatsächlich mehr als zwanzig Jahre her sein, dass sein Freund das Wachnertal verlassen hatte.

»Warum willst du fort?«, hatte er Ferdl auf ihrer letzten gemeinsamen Bergtour gefragt.

Ferdl hatte nur die Schultern gezuckt. »Was soll ich noch hier? Vater hat mich enterbt, den Hof bekommt ein andrer, mir bleibt net einmal das Pflichtteil, weil kein Geld da ist. Das Einzige, was ich erben könnt, wär ein Haufen Schulden.«

So hatte es jedenfalls seinerzeit der Anwalt ausgedrückt, den Xaver Brandner, Ferdls Vater, zum Nachlassverwalter bestimmt hatte. In der Tat hatte der Bauernsohn keinen Pfennig geerbt, den Brandnerhof bewirtschaftete, seit dem Tode des Altbauern Ferdl, Cousin Anton Hofer. Doch war das nicht der einzige Grund, warum Sebastians Freund fort wollte, ahnte der damals noch junge Theologe. Wann genau er die Heimat verlassen wollte, hatte der Freund nie verraten, doch eines Tages war Ferdl verschwunden, und Sebastian hörte nie wieder etwas von ihm – bis zum heutigen Tag.

Als der Bergpfarrer den Bahnsteig betrat, lief eben der Zug aus München ein. Es waren nur wenige Reisende, die ausstiegen. Darunter ein hochgewachsener Mann, der sofort ins Auge fiel.

Ferdinand Brandner schaute sich suchend um, rasch hatte er den Freund entdeckt, ließ die Reisetasche fallen und lief auf ihn zu.

Die Freunde fielen sich in die Arme.

»Lass dich anschau’n«, sagte Sebastian, nach der Umarmung. »Gut schaust aus! Ein bissel Schmaler, als früher, aber ansonsten scheint bei dir alles in Ordnung zu sein.« Ferdl lachte dröhnend. »Das will ich meinen«, erwiderte er. »In Afrika herrscht ein gesundes Klima. Du hast dich aber auch fast gar net verändert. Und daheim ist immer noch alles wie früher?«

Sebastian nickte. »Ja, freilich gibts die eine oder andre Veränderung. Das Leben geht ja weiter. Bei dir wirds net anders gewesen sein.« »Net die Spur«, nickte der Heimkehrer. »Aber egal, wo man lebt, Hauptsache ist doch, dass man glücklich dabei ist.«

Der Geistliche sah den Freund forschend an.

»Und bist du glücklich in der Fremde?« Ferdl wischte sich verstohlen die Augen. »Na ja, den Schnee, den hab ich schon so manches Mal vermisst«, räumte er ein.

Sebastian lächelte. »Du musst mir alles ganz genau erzählen. Ich hab alle Termine, die heut anlagen, verschoben. Wir haben also den ganzen Tag Zeit.«

»Den werden wir nutzen«, sagte Ferdl.

Sie durchquerten die Bahnhofshalle, und Ferdl deutete zu dem kleinen Blumenladen, neben dem Kiosk.

»Ich hoff doch sehr, dass du immer noch von der Frau Tappert verwöhnt wirst?«

»Ja, und sie freut sich schon darauf, dich mit zu verwöhnen.«

»Na und ich erst mal!«

*

Georg sprang vom Traktor herunter, direkt vor Sandras Füße. Sie fielen sich um den Hals und küssten sich.

»Wann hat das endlich ein Ende?«, fragte der Bauernsohn, als er den Blick sah, mit dem sie sich ängstlich umschaute.

Sie hatten sich zufällig am Rand der Schafweide getroffen. Die Weide gehörte zum früheren Brandnerhof, den nun Anton Hofer bewirtschaftete. Der Weg daneben führte zu der Wiese, die Georg mähen wollte. Sie war Eigentum des Willnerbauern. Das Madel seufzte. Unzählige Male hatten sie sich schon über das leidige Thema unterhalten, der Streit zwischen ihren beiden Familien lastete schwer auf ihrer Liebe, und wenn sich nicht bald etwas daran änderte, dann würden sie wohl niemals die Hochzeitsglocken läuten hören.