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Mit dem Arbeitsantritt bei ICM ändert sich Mikes ganzes Leben. Heraus aus dem studentischen Leben landet er direkt im Vorzimmer des Geschäftsführers von IdealCars Mannheim, Alexander Jäger. Der smarte und attraktive CEO fesselt auf Anhieb Mikes Interesse, doch der Playboy lässt aus Prinzip nichts anbrennen, nur die eigenen Angestellten sind für ihn tabu. Diese Disqualifikation schützt und quält Mike gleichermaßen. Hinzu kommt noch, dass Mike wie der typische Top aussieht und dabei gar keiner ist. Alexander hingegen interessiert sich für Männer und Frauen gleichermaßen, daher glaubt Mike auch nicht, dass er es schafft, Alexanders Interesse zu erringen und ihn auf Dauer zu fesseln.
Nach einer aufregenden Geschäftsreise ändert sich alles. Finden die zwei so unterschiedlichen Männer einen gemeinsamen Weg, oder geht doch jeder in seine eigene Richtung weiter?
Diese Geschichte enthält homoerotische Szenen und ist daher nur für volljährige und aufgeschlossene Leser geeignet!
Dieses Buch ist Band 3 der Gaylaxy Reihe, kann aber ohne Vorkenntnis der ersten Beiden Bände gelesen werden.
Band 1: Gaylaxy - Heiße Beats und coole Drinks
Band 2: Hot Bikes - Quer druch Europa
Band 3: Ein CEO zum verlieben
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Seitenzahl: 250
Sämtliche Personen dieser Geschichte sind frei erfunden und Ähnlichkeiten daher nur zufällig.
E-Books sind nicht übertragbar und dürfen auch nicht kopiert oder weiterverkauft werden.
Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und für homophobe Menschen nicht geeignet. Im wahren Leben gilt ein verantwortungsbewusster Umgang miteinander und Safer‐Sex!
Diese Buch ist der dritte Teil der Gaylaxy-Reihe, kann aber auch alleine gelesen werden!
Band 1: Gaylaxy - Heiße Beats und coole Drinks
Band 2: Hot Bikes - Einmal quer durch Europa
Specials: "Gaylaktisches Silvester", "Ostern im Gaylaxy", "ESC Love" und "Race of love" kostenfrei bei BookRix lesen!
Genervt hatte Mike sich, trotz der Tatsache, dass er am nächsten Tag einen wichtigen Termin hatte, ins Gaylaxy aufgemacht. Der angesagte und einzige Schwulenclub in Mannheim zog ihn noch immer an, wie die Motte das Licht. Mit einem eisgekühlten Mineralwasser saß er an der Bar und sah den Männern auf der Tanzfläche beim Herumzappeln zu. Bei manchen konnte man es wahrlich nicht anders nennen.
Aus den Augenwinkeln entdeckte Mike schon wieder einen Twink, der sich an ihn heranpirschte. Augenverdrehend wandte er sich wieder der Theke zu und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas. Vermutlich würde der Kleine sein Verhalten nicht als Abfuhr verstehen. Trotzdem wollte Mike es auf diese Tour versuchen. Mittlerweile hielten ihn die Twinks im Gaylaxy für extrem wählerisch und es entbrannte regelrecht ein Wettbewerb zwischen ihnen, wer es schaffte, ihn aufzureißen. Das Problem lag aber nicht darin, dass sich Mike nicht entscheiden konnte oder grundlegend etwas gegen One-Night-Stands oder Besuche im Darkroom hätte. Nein, er bevorzugte einfach einen anderen Typ Mann.
Suchend nutzte Mike den Spiegel, um sich umzusehen und tatsächlich entdeckte er das Objekt seiner geheimen Obsession. Groß, muskulös und wahnsinnig sexy marschierte Carsten Stauffer durch den Club. Der Besitzer des Gaylaxy hatte Mike vor Ewigkeiten einmal einen Besuch im Darkroom gegönnt und seither trauerte er ihm nach. Doch dieser hatte sich bereits am nächsten Tag mit einem hübschen Twink zusammengetan und seither klebten die zwei aufeinander wie Federn auf einem Frischgeteerten. Objektiv betrachtet passte Marc auch perfekt zu Carsten. Der süße, eins achtzig große Blonde mit dem schlanken eleganten Körper, ergänzte den muskulösen Zweimetermann perfekt.
Wieder betrachtete sich Mike kritisch im Spiegel und seufzte. Mit seiner Veranlagung täte er sich leichter, wenn er Marc etwas ähnlicher wäre, denn dann würden sich nicht ständig Twinks an ihn heran schmeißen. Mike war fast eins neunzig groß und mit seinen dunkelbraunen Haaren, dem gepflegten Haarschnitt und dem kräftigen Bartwuchs wirkte er wie der typische Top. Doch sein Interesse ging genau in die andere Richtung. Er bevorzugte bei einer Beziehung eher den passiven Part. Natürlich fickte er auch ab und zu mal gerne, aber er favorisierte es doch lieber andersherum. Doch mit den meisten Twinks brauchte man an so etwas gar nicht zu denken.
Sanft schmiegte sich ein schmaler warmer Körper an Mikes Seite und dieser schloss schicksalsergeben kurz seine schönen blauen Augen. Tief durchatmend drehte er sich leicht, um dem Kleinen wenigstens von Angesicht zu Angesicht eine Abfuhr zu erteilen.
Der hübsche rothaarige Twink lächelte zu Mike auf und hoffte, dass seine Chancen besser standen als die seiner Kumpels. Sie hatten eine Wette laufen, wer es wohl schaffte den Schönling abzuschleppen. Mike versprühte einen enormen Charme und hatte trotz seiner Jugend eine fesselnde Ausstrahlung. Doch bisher hatte ihn keiner knacken können. Immer lehnte er höflich und freundlich ab. Als der Twink zu Mike aufsah, verlor er sich fast in den ausdrucksstarken blauen Augen. Zu seinem Leidwesen entdeckte er Resignation in den schönen Iriden.
„Hallo Kleiner“, begrüßte Mike den Rothaarigen und legte tröstend seinen Arm um den Süßen.
Trotz der Tatsache, dass Mike ihn im Arm hatte, verstand der Rothaarige die Absicht seines Schwarms. Dies hier war Trost und nichts weiter. „Warum willst du keinen von uns? Wartest du auf einen Bestimmten?“, er klang fast schon verzweifelt. Seit Wochen himmelte er den großen Braunhaarigen an, doch dieser sah ihn nicht einmal, nahm keinen von ihnen wahr.
„Ich warte nicht wirklich auf einen Bestimmten, aber ich suche dasselbe wie du auch. Wenn die Natur netter gewesen wäre, sähe ich eher aus wie du und nicht wie der typische Top“, entgegnete Mike seufzend.
Trotz der extremen Lautstärke im Club hatte der Kleine Mike problemlos hören können. Hatte er das jetzt korrekt verstanden, dass Mike ein Bottom wie er selbst war? Zweifelnd sah er zu Mike auf und erkundigte sich dicht an seinem Ohr: „Also du stehst auf Typen wie dich und übernimmst gerne meine Position?“
Schmunzelnd sah Mike auf den Hübschen hinunter und nickte.
Der Twink lächelte sanft und bedauerte sich einen Moment selbst. Dann stellte er sich auf die Zehenspitzen und küsste Mike leicht auf den Mund. Dieser Kuss drückte ebenso Trost aus wie Mikes Umarmung. Sie waren schon zwei. Beide wünschten sich scheinbar Unerreichbares.
Mike drückte den Süßen noch mal an sich und ließ ihn dann los. „Wir sehen uns“, mit diesen Worten verabschiedete er ihn und sah im Spiegel, wie er zu seinen Kumpels zurückging. Kaum bei ihnen angekommen steckten sie ihre Köpfe zusammen. Mit ein bisschen Glück würde der Rothaarige den anderen stecken, dass er nicht toppte. Dann hätte er endlich Ruhe. Vielleicht spornte es den einen oder anderen aber auch an. Manche Männer sahen ihr Seelenheil darin, andere zu dem zu machen, was sie selbst gerne hätten.
Wieder erhaschte Mike im Spiegel einen Blick auf den kurzgeschorenen Clubbesitzer, doch diesmal hatte der seinen Partner im Arm und sie unterhielten sich über irgendetwas. Wie immer bildete sich ein unangenehmer Knoten in Mikes Magen und er seufzte resigniert. Das hatte doch keinen Sinn. Warum kam er immer wieder hier her? Um sich anzusehen, wie Carsten mit Marc glücklich war?
Seufzend rutschte Mike von seinem Barhocker und marschierte quer durch den Club in Richtung Ausgang. Er würde jetzt einige Zeit nicht hierher kommen. Es brachte nichts und quälte ihn nur. Noch ein letztes Mal nahm er das einladende Ambiente in sich auf. Die vielen Leuchtdioden an der Decke bildeten die verschiedenen Sternzeichen und Sternbilder ab. Ganz besonders beeindruckend fand Mike die Art, wie die Auffahrt des Parkhauses in den Club integriert war. Carsten hatte sie verglasen lassen und man konnte vom Club aus die Autos ins Parkhaus ein- und ausfahren sehen. Ebenso konnte man von der Auf- und Abfahrt ins Gaylaxy sehen.
Schnell wandte er sich ab und holte an der Garderobe seine Jacke. Erst auf der Straße atmete er noch einmal tief durch, bevor er sich in Richtung Straßenbahnhaltestelle aufmachte.
Als das Telefon klingelte, stand Mike gerade in Pants mit der Zahnbürste im Mund vor dem Waschbecken und grummelte vor sich hin. Trotzdem spuckte er den Schaum aus und holte sich das Mobilteil. „Eisenstein.“ Simpel und einfach, kein Schnickschnack. Am Handy meldete er sich grundlegend mit „Ja“. Jeder sollte wissen wen er mobil anrief, daher sollte die Nennung des Namens nicht nötig sein.
„Hey Sweetheart. Bist du schon aufgeregt?“, kam die rauchige Altstimme seiner besten Freundin Susi durch den Äther.
„Wart mal einen Moment“, antwortete Mike. Schnell drehte er das Wasser auf, nahm einen Mundvoll Wasser und spülte die Zahnpastareste aus. „Es geht so“, entgegnete er nun auf ihre Frage.
„Störe ich gerade bei der Morgentoilette? Sorry. Ich wollte dir eigentlich nur viel Glück wünschen.“
„Danke, Süße. Ich hoffe, dass das klappt. Aber im Notfall hab ich noch immer die Zusage der BASF. Die Stelle ist mir sicher“, echote Mike in aufgeräumtem Ton.
„Gut, dann wirst du entspannter sein, wenn nicht alles davon abhängt. Ich hab mich mal über ICM schlau gemacht. Die haben in den letzten Jahren im E-Mobil-Sektor so richtig Furore gemacht. Einige Experten bezeichnen die sogar als Alternative zu Tesla“, kam es von der attraktiven Blondine.
Davon hatte Mike noch nichts gehört, aber es klang verdammt gut. „Ich hoffe wirklich, dass es klappt. Laut der Einladung zum Vorstellungsgespräch, treffe ich direkt auf den CEO, also kein Vorgespräch mit irgendeinem Heini aus der Personalabteilung. Hältst du das für ein gutes Zeichen?“
„Vielleicht. Ich hab im Internet gelesen, dass bei ICM eine gewisse persönliche Note vorherrscht. Die sind alle per „Du“ und der Chef nimmt Anteil am Leben seiner Angestellten. Es könnte also einfach nur Firmenpolitik sein, da er ja einen Assistenten sucht“, entgegnete Susi. „Auf jeden Fall drücke ich dir die Daumen, während ich im Seminar von Prof. Huber sitze.“
Susi studierte noch immer an der Mannheimer Uni BWL. Im Gegensatz zu Mike hatte sie einfach keine Eile. Ihre reiche Familie unterstützte sie und sie musste nicht unbedingt schnell Arbeit finden. Vermutlich wäre es für ihre Angehörigen auch okay, wenn sie nach dem Studium erst mal eine ausgedehnte Weltreise oder Ähnliches unternahm. Mike vermutete, dass Susi nie wirklich arbeiten würde und ihr Masterstudium nur dazu diente, überhaupt eine Ausbildung vorzuweisen. Es machte sich im Lebenslauf einfach besser, wenn man etwas war. Auch in den gehobenen Kreisen schätzte man intelligente Menschen mehr als hirnlose Hohlbrote. „Ja, mach das. Ich muss jetzt weiter machen, sonst könnte das noch knapp werden.“
„Na dann mach mal und melde dich, wie es gelaufen ist!“ Mit diesen Worten legte Susi einfach auf. Kein Tschüss oder ähnliches, dies entsprach ganz ihrer forschen Art.
Voll konzentriert band Mike seine dunkelblaue Krawatte. Diese passte perfekt zu dem hellblauen Hemd und dem dunklen Anzug. Ebenso betonte sie seine Augen, doch darauf legte er bei Geschäftsterminen eher weniger Wert. Trotzdem suchte er seine Kleider instinktiv nach solchen Kriterien aus, schließlich war er ein schwuler Mann mit Geschmack. Geschickt zog er den Knoten fest und richtete den Kragen, bevor er nach dem Sakko griff und hineinschlüpfte.
Tief durchatmend gönnte er sich noch einen Kontrollblick und wünschte sich, dass es heute nicht zu warm werden würde. Es wäre Mist, wenn er durchgeschwitzt bei seinem Vorstellungsgespräch säße. Er hatte auch keine Ahnung, was ihn dort erwartete. Aber im Grunde spielte es auch keine Rolle, ob sie ihn bei ICM nahmen oder nicht, er hatte noch immer das Stellenangebot von der BASF in der Hinterhand. Bei dem Autobauer hatte er aber höhere Verdienstmöglichkeiten und fing gewissermaßen schon in gehobener Position an. In dem großen Chemiebetrieb müsste er sich erst hochdienen.
Fest zog Mike seine Wohnungstür hinter sich zu und passierte das eher dunkle Treppenhaus. Dies lag daran, dass es in der typischen siebziger Jahre Wohnkaserne kein Fenster im Flur gab und zudem nur ein Teil der Leuchtstoffröhren Licht erzeugte. Wenigstens der Fahrstuhl funktionierte, auch wenn Mike ihn so gut wie nie benutzte. Da er im zweiten Stock wohnte musste er das auch eher selten. Nur wenn er Getränke kaufte, schleppte er sie nicht nach oben, sondern benutzte den Lift.
Der komplette Stadtteil Käfertal war eigentlich nicht übel, aber Mike kannte hier niemanden. Er hatte keinerlei Bezug zu seinen Nachbarn, den ortsansässigen Vereinen und den Geschäften. Ursprünglich stammte Mike aus dem Schwäbischen, daher hatte er sich auch dazu entschlossen sich bei ICM zu bewerben. Die Firma stammte aus Schwäbisch Gmünd und war nach Mannheim umgesiedelt, als sie für den Standort dort zu groß wurde. Für die Konstruktionsfirma für hochwertige Elektroautos bot die Rhein-Neckar-Metropolregion einfach die bessere Infrastruktur.
Als Mike um die Ecke bog, hielt gerade die Straßenbahn an der Haltestelle und er konnte nahtlos einsteigen. Da der Berufsverkehr durch war, bekam er sofort einen Sitzplatz. Aus seiner Umhängetasche zog er den Prospekt von ICM und studierte ihn noch ein letztes Mal. Es würde ihn maßlos ärgern, wenn er an einer Frage scheitern würde, deren Antwort hier im Flyer oder auf der Homepage gestanden hätte. Denn auch die Website hatte er gründlich studiert und sich die Fakten eingeprägt.
ICM suchte einen Assistenten für ihren CEO Alexander Jäger. Der Mittdreißiger wirkte engagiert und durchsetzungsstark. Das Bild auf der Homepage hatte Mike schon beeindruckt. Hoffentlich war er als Chef so gut, wie er aussah. Weiter erfuhr er, dass das Unternehmen fünfhundert Angestellte hatte, wovon vierhundertfünfzig in der Produktion und Projektplanung arbeiteten und nur fünfzig in der Verwaltung. Eine zehn Jahre alte Firma, die man nicht als kopflastig bezeichnen konnte. Ebenso stand in der Philosophie des Unternehmens, dass Umweltschutz nicht nur ein Lippenbekenntnis darstellte und dass Alexander Jäger die Firma aus dem Nichts geschaffen hatte. Mit einer innovativen Idee und einem sehr fähigen Konstrukteursteam entwickelten sie in einer alten Lagerhalle einen Weltklasse-Elektrowagen der Superlative. Das Fahrzeug mit Carbonkarosserie konnte problemlos mit einem Tesla-Auto mithalten und sprach in seiner Exklusivität eine noch betuchtere Klientel an. Mit dem Erlös für das erste Auto finanzierten sie den ersten Umbau und produzierten bereits im zweiten Jahr vier Autos und das Personal verdoppelte sich. Diese Entwicklung steigerte sich bis heute und vor zwei Monaten bezogen sie ihr neues Firmengelände inklusive Verwaltungsgebäude hier in Mannheim, weg vom Hinterland, ab in die Metropol-Region.
Blinzelnd registrierte Mike, dass er umsteigen musste und erhob sich schnell. Auf die Anschlussbahn musste er nicht lange warten und fuhr vom Bahnhof aus die wenigen Stationen zu seinem hoffentlich zukünftigen Arbeitgeber. Das Firmengrundstück lag gewissermaßen eingerahmt vom Flugplatz und dem Luisenpark und bot noch genügend Platz für eventuelle Erweiterungen und Anbauten. Im Moment bestand die Firma aus mehreren großen Industriehallen und einem fünfstöckigen quadratisch gebauten Bürogebäude. Vermutlich bot der Bau mehr Platz als die fünfzig Angestellten der Verwaltung brauchten.
Die wenigen Meter von der Haltestelle bis zum Ziel legte er langsam und entspannt zurück. Bewusst konzentrierte sich Mike auf seine Atmung und seine gleichmäßigen Schritte. Das beruhigte ihn ungemein und linderte etwas sein Nervenflattern. Er litt nicht wirklich unter Lampenfieber, aber so kurz vor wichtigen Terminen übermannte ihn der Stress und legte sich erst, wenn er direkt in die Situation eintauchte. Meist verging sein Magengrummeln mit dem Händeschütteln oder einer allgemeinen Begrüßung.
Als er das Gebäude betrat, empfing ihn angenehme Kühle, obwohl sich die Luft nicht typisch klimatisiert anfühlte. Vermutlich verfügte das Gebäude über ein passives Heiz- und Kühlsystem, zumindest würde das zur Firmenphilosophie passen. Am Empfang begrüßte ihn eine adrette Frau Anfang Fünfzig. Lächelnd erklärte sie ihm den Weg und wünschte ihm viel Erfolg.
Wie angewiesen fuhr Mike mit dem Lift in den fünften Stock und betrat dort den Eingangsbereich der Geschäftsleitungsetage. Hier hatten der Geschäftsführer, sein Stellvertreter und der Finanzchef ihre Büros. Der Chef der Planung hatte sein Büro bei der Konstruktionsabteilung, damit er sofort reagieren und eingreifen konnte. Dies alles erfuhr man, wenn man sorgfältig die Firmenwebsite studierte.
Wieder nahm ihn eine hübsche Dame in Empfang und bat Mike Platz zu nehmen, er würde gleich hereingebeten werden. Da sonst niemand wartete, erkannte er, dass hier gut getaktet wurde. Es gab für Bewerber nichts Schlimmeres, als wenn sie mit Konkurrenten zusammen warten mussten. Neugierig sah sich Mike um. Dieser Empfangsbereich bestach durch seine offene, luftig helle Bauweise und die Grünpflanzen und das geschmackvolle Mobiliar machten es einladend. Wenn die ganze Firma dem hier entsprach, wünschte sich Mike sehnlichst, hier zu arbeiten. Hoffentlich hatte er eine Chance. Es gab sicher Bewerber mit Berufserfahrung, die ihm vollkommen fehlte. Bisher konnte er nur einige Praktika und Ferienjobs angeben und das war eben etwas wenig. Mike verbot sich ein nervöses Wippen mit den Beinen und konzentrierte sich erneut auf seine Atmung. Er durfte sich selbst nicht niedermachen, denn darin lag seine größte Schwäche. Problemlos schaffte er es, sich selbst kleinzureden und aus der Spur zu kicken. Autogenes Training hatte ihm über die stressigen Prüfungen während des Studiums geholfen und linderte auch jetzt seine Nervosität.
Ein Flügel der Doppeltür seitlich der Sitzgruppe öffnete sich und ein Mann trat hinaus ins Foyer. Der schlanke Anzugträger schüttelte gerade dem CEO von ICM die Hand und verabschiedete sich höflich. Wenn man sich den Davongehenden genau betrachtete, schien es nicht so gelaufen zu sein, wie er es sich erhofft hatte. Der Mann wirkte auf den ersten Blick kompetent und weltgewandt und wies mit Sicherheit einige Jahre Berufserfahrung auf.
„Herr Eisenstein?“, kam die Frage von Alexander Jäger, der noch immer wartend in der Tür stand.
Mike lächelte dem CEO entgegen und erhob sich umgehend, aber ohne zu hetzen. Sorgsam nahm er seine Tasche auf und klemmte sie unter den linken Arm, während er auf seinen potentiellen Chef zuging. Bei ihm angekommen reichte er Herrn Jäger die Hand und begrüßte ihn freundlich: „Ja, ich bin Mike Eisenstein. Es freut mich, dass Sie mich eingeladen haben.“
Als Antwort erhielt er ein kleines Lächeln und einen warmen festen Händedruck.
Mike konnte Männer mit laschem Handschlag nicht ausstehen, es kam ihm irgendwie wie eine Charakterschwäche vor, obwohl er wusste, dass er nur einem Klischee aufsaß.
Alexander drehte sich leicht seitlich und ließ den jungen Mann eintreten. Dabei blieb er bewusst in der ziemlich breiten Tür stehen, damit er dicht an ihm vorbeigehen musste. Sein Vorgänger hatte sich im Grunde schon in den ersten fünf Sekunden disqualifiziert, weil er roch, als hätte er am frühen Morgen im Rasierwasser gebadet. Mike Eisenstein hingegen duftete genau richtig. Eine Note von Sandelholz, Duschgel und seinem angenehmen Eigengeruch stieg Alexander in die Nase. Da er mit seinem Assistenten sehr eng zusammenarbeitete, war die Verwendung von Pflegeprodukten im richtigen Maß wichtig für einen reibungslosen Ablauf im Büro und außerhalb. Alexander verreiste oft und meist musste ihn sein Assistent begleiten. Oft standen ihnen zwei Zimmer oder eine Suite zur Verfügung. Doch ab und zu residierten sie auch privat bei Geschäftskunden und dann kam es schon mal vor, dass sie sich ein Zimmer teilen mussten. Aus genau diesem Grund suchte er einen männlichen Assistenten, denn er war die ständige Anmache durch sein Personal leid. Seine bisherige Assistentin hatte ebenfalls bei ihm ihr Glück versucht und als er sie hatte abblitzen lassen, machte sie nur noch Dienst nach Vorschrift, bis sie dann einige Monate später einen Mann aufriss und kurz darauf schwanger wurde.
Dies nahm Alexander dann zum Anlass endlich für adäquaten Ersatz zu sorgen. Doch bisher hatte er mit fünf Bewerbern gesprochen und kein passender schien in Sicht zu sein. Entweder kamen die Männer mit ihm nicht klar oder er nicht mit ihnen. Einer hatte extrem starre Ansichten und wollte alles so haben, wie es ihm in den Kram passte. Ein anderer erschien Alexander zu nachgiebig, er gehörte zu denen, die man problemlos herumschubsen konnte. So jemand war als Prellbock vollkommen ungeeignet. Ein dritter disqualifizierte sich aufgrund seiner Einstellung zu Alexander Sexualleben. Alexander war bisexuell und er nahm mit ins Bett, wer ihm gefiel. Da ließ er sich keine Vorschriften machen und schon gar nicht von den rigiden Ansichten eines Mitarbeiters. Nummer Vier und Fünf war die Arbeitsbelastung zu hoch. Doch für das, was er von seinen Assistenten verlangte, bezahlte er auch entsprechend. Wer dies nicht akzeptieren konnte, taugte nicht für die Stelle.
Aus genau diesem Grund hatte er nun den wesentlich jüngeren Kandidaten zum Vorstellungsgespräch geladen. Vielleicht war er flexibler als seine Vorgänger. Automatisch folgte Alex’ Blick der ansehnlichen Statur auf dem Weg zu ihrem Sitzplatz.
Mike betrachtete sich den wirklich geschmackvoll ausgestatteten Konferenzraum und erkannte sofort, wo Herr Jäger saß und wählte den Platz über Eck. Wie man es in jedem Rhetorikseminar lernte, vermied er es, Barrieren aufzubauen und gab sich offen und unvoreingenommen. Mal sehen, was man hier von ihm erwartete.
Alexander Jäger setzte sich und schlug erst einmal bequem die Beine übereinander. Geschickt zupfte er den Stoff des Hosenbeins gerade, damit nichts kniff und vertiefte sich kurz in die Bewerbungsmappe des gutaussehenden BWL-Studenten. Die Zeugnisse hatten ihn schon bei der ersten Durchsicht beeindruckt und deshalb hatte er ihn für die Vorstellungsrunde berücksichtigt, obwohl er keinerlei Berufserfahrung hatte. Mal sehen, ob dies im Endeffekt nicht von Vorteil war. Wenn er es geschickt anstellte, konnte er sich einen Mitarbeiter entsprechend seinen Bedürfnissen heranziehen.
Mit jeder Minute die verging, entspannte sich Mike weiter. Dass sich Alexander Jäger mit seinen Unterlagen so viel Zeit ließ und ihn nicht umgehend mit Fragen löcherte, sagte ihm, dass er wirklich eine gute Chance auf die Stelle hatte. Ein leichtes Lächeln legte sich auf Mikes Gesicht und er betrachtete seinen zukünftigen Chef aufmerksam. Meine Güte! Dieser Kerl übertraf Carsten noch an Aussehen und Ausstrahlung. Mike konnte nur staunen. Krampfhaft unterdrückte er ein Seufzen, denn er ging davon aus, dass dieses typische Hetero-Männchen damit ein Problem hätte. Im Normalfall kam die sexuelle Orientierung weder bei Vorstellungsgesprächen noch später im beruflichen Alltag zur Sprache und er musste sich nicht outen. Privat versteckte Mike seine Vorliebe nicht, aber im Job konnte es schon stören, vor allem wenn man unnötig Steine in den Weg gelegt bekam. Man musste es sich ja nicht selbst schwer machen.
Ruckartig klappte Alexander die Mappe zu und hob den Kopf. Sein Blick ging taxierend über den attraktiven Mann links von ihm. Ein echtes Schnuckelchen! Schade, dass er ihn wohl nie würde ficken dürfen. Als absoluter Top ließ er niemanden an seinen Hintern und selbst wenn Mike Eisenstein schwul wäre, würde aus diesem Grund nichts zwischen ihnen laufen. Aber viel wichtig war für Alexander die berufliche Kompatibilität zwischen ihnen. Wenn er den Unterlagen glauben durfte, sollte es zwischen ihnen problemlos klappen. „Ich erwarte von meinem Assistenten eine Menge. Ich arbeite jeden Tag von acht bis mindestens achtzehn Uhr und erwarte, dass Sie vor mir da sind und mit oder nach mir gehen. Als meine rechte Hand ist es ihr Job, mir in jeder Weise zuzuarbeiten, das heißt auch, dass sie meine Arzttermine ausmachen und mich daran erinnern hinzugehen. Auch Botengänge fallen darunter. Eine weitere Anforderung sind die Reisen. Bei jeder Geschäftsreise werden Sie mich begleiten. Das ist nicht verhandelbar. Ich muss mich auf meine Geschäftspartner konzentrieren können, da brauche ich nicht auch noch den ganzen organisatorischen Kram an der Backe.“ Fragend sah Alexander Jäger sein Gegenüber an.
Mike schürzte kurz die Lippen und erkundigte sich dann: „Wie sehen die Wochenenden aus?“ Im Grunde hatte er kein Problem mit Wochenendarbeit, denn sein Privatleben lag gewissermaßen am Boden. Zu seinen Freunden zählten vor allem ehemalige Kommilitonen und die hatten sich über ganz Deutschland verstreut. Geblieben war ihm Susi, die noch zwei Semester studieren musste und auch ihr Bruder Carsten. Doch Carsten Stauffer und sein Partner waren für Mike so ein Problem. Er schaffte es noch nicht, seine Gefühle für den großgewachsenen Clubinhaber abzustellen und solange er dies nicht konnte, hielt er sich lieber etwas fern. Um sein Studium zu finanzieren hatte Mike gekellnert und dies meist am Wochenende, daher kannte er keine freien Samstage und Sonntage.
„Ich will ehrlich sein. Grundlegend ist das Wochenende frei, aber wenn eine Reise übers Wochenende geht oder ein Event, eine Messe, eine Gala oder sonst was stattfindet, müssen Sie arbeiten. Realistisch betrachtet bleiben damit höchstens zwanzig freie Wochenenden. Ihre sechs Wochen Urlaub schaufeln wir frei. Die können und müssen Sie nehmen. Es gibt nichts Schlimmeres, als einen kompetenten Mitarbeiter wegen Burnout abschreiben zu müssen“, erklärte Alexander ruhig. Sein Blick lag noch immer taxierend auf Mike Eisenstein. Bisher nahm er die Bedingungen recht gelassen auf. Mal sehen wie es weiter ging.
Mike nickte und erklärte: „In den letzten vier Jahren habe ich jedes Wochenende gekellnert. Urlaub hatte ich gar keinen. Mit Studieren, Lernen und Kellnern war ich täglich zwischen zehn und vierzehn Stunden beschäftigt. Ein Zehn- bis Zwölfstundentag stellt für mich also eine Verbesserung dar. Bisher sehe ich in Ihren Forderungen kein Problem.“ Mike wusste aber genau, dass da noch etwas kam.
Vorsichtig bewegte Alexander seinen Kopf hin und her und erzeugte ein leises Knacken in seiner Halswirbelsäule, bevor er sich räusperte und die Beine anders herum übereinander schlug. Dann setzte er wieder zum Sprechen an: „Ich bin bisexuell. Es werden also regelmäßig Männer und Frauen in meinem Büro ein- und ausgehen. Diese Situation war für einige ihrer Mitbewerber ein großes Handicap, weswegen sie auf keinen Fall für mich arbeiten wollten. Wie sieht das bei Ihnen aus?“
Mike kniff kurz die Augen zusammen und dachte über diese Ansage nach. Sein Chef stand auch auf Männer! Im ersten Moment sorgte dieses Wissen für Herzflattern, doch dann kam ihm die Erkenntnis, dass er auf keinen Fall etwas mit Alexander Jäger anfangen durfte oder konnte. Dies würde ihn seinen Job kosten, wenn er ihn denn bekäme. Tief durchatmend erklärte Mike: „Wo liegt dabei das Problem? In der Engstirnigkeit meiner Mitbewerber oder in ihrer Angst angegraben zu werden?“
„Hauptsächlich wohl das Erste. Keiner hat sich bisher Sorgen gemacht, dass ich an ihm Interesse haben könnte. Ich stehe eher auf schlanke, kleine Männer, etwas androgyn, wenn möglich. Nein, ihr Problem lag in ihrer Funktion als Prellbock. Beziehungen enden, abgewiesene Lieferanten oder ungeeignete Investoren können manchmal zum Problem werden und dann stehen die Leute irgendwann in meinem Vorzimmer, also vor Ihrem Schreibtisch“, kam es taxierend von dem CEO.
Mike schmunzelte kurz. Natürlich fungierte man als Assistent in jeder Hinsicht als Türstopper, sowohl am Telefon als auch persönlich, wenn unerwünschte Personen unangemeldet im Büro standen. Damit hatte er auch schon gerechnet, doch eines würde er nicht tun, nämlich Geschenke für die Verflossenen seines Bosses kaufen. „Ich hab kein Problem damit, jemanden aus dem Büro zu komplementieren. Was ich aber niemals machen werde, ist Geschenke für die oder den Ex kaufen. Wenn man mit jemandem ins Bett geht, muss man sich selbst auch um das Ende kümmern. Das ist auch nicht verhandelbar“, entgegnete Mike.
Positiv überrascht vernahm Alexander diese Antwort. Mike hatte also keine Sorge wegen seiner Funktion als Prellbock, aber er wollte nicht fürs Schlussmachen missbraucht werden. Okay, damit kam er klar. Er konnte sehr wohl selbst zum Telefonhörer greifen und ein hübsches Schmuckstück oder einen Blumenstrauß für seine Verflossenen ordern. Nickend bestätigte er diese Bedingung und kam nun zum Wesentlichen. Von seinem Block riss er einen Zettel ab, schrieb einen fünfstelligen Betrag darauf, faltete ihn zusammen und schob ihn Mike hinüber.
Fragend faltete Mike den Zettel auf und betrachtete den Betrag der darauf stand. Blinzelnd fragte er sich, was das nun sollte. Dies schienen auch seine Augen auszudrücken, als er wieder zu Alexander Jäger sah.
„Das ist Ihr Einstiegsgehalt. Brutto. Reisespesen oder geschäftliche Restaurantbesuche werden separat abgerechnet. Sollten Sie sich in ihrem Job bewähren, gibt es nach sechs Monaten eine Gehaltserhöhung“, kam es lapidar von dem Geschäftsführer von ICM.
Im ersten Moment blieb Mike regelrecht die Luft weg. Niemals hatte er mit solch einem Verdienst gerechnet. Damit konnte er innerhalb von zwei Jahren problemlos seinen Studienkredit zurückbezahlen und immer noch gut leben. Lächelnd klappte er den Zettel zusammen und schob ihn in die Brusttasche seines Hemdes. Dann sah er seinen Boss wieder an: „Wann fange ich an?“
„Morgen früh. Ihre Probezeit beträgt die branchenüblichen sechs Monate. Ihre Kleidung ist angemessen und muss in der Qualität auch konstant bleiben. Ich bestehe nur auf einer Krawatte und Sakko, wenn Besucher irgendeiner Art ins Haus stehen. Sie müssen also eine in Ihrem Schreibtisch haben. Ebenso ist es sinnvoll einen Ersatzanzug im Büro zu haben. Unfälle kommen vor.“ Dabei stahl sich ein diebisches Grinsen auf Alexander Jägers Gesicht: „Vor allem passieren sie gerne mir und wenn ich meinen Ersatzanzug schon anhabe, bediene ich mich dann bei dir. Das ‚Du‘ ist ebenfalls nicht verhandelbar. Ich finde es extrem hemmend, meine recht Hand zu ‚Siezen‘.“
Mike schmunzelte und erklärte: „Alles klar, Boss. Das mit dem Ersatzanzug ist kein Problem, wenn du die Reinigung übernimmst, wenn du ihn geborgt hast.“ Frechheit siegt, dachte sich Mike und wartete auf die Entgegnung.
Als Antwort erhielt er ein kehliges Lachen, während sein Boss vor ihm her ging. Ein Blick über die Schulter und als Entgegnung kam: „Beleg nicht vergessen!“
Grinsend folgte Mike seinem Chef und war gespannt darauf, sein zukünftiges Wirkungsfeld zu sehen. Vom Konferenzraum ging es nur wenige Schritte durch das hübsch eingerichtete Foyer. Zwei Türen weiter befanden sich die Räume des CEO, zumindest besagte dies die durchsichtige Plexiglasscheibe neben der schweren Bürotür.