Texas Heat - Spiel mit gezinkten Karten - Celia Williams - E-Book

Texas Heat - Spiel mit gezinkten Karten E-Book

Celia Williams

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Beschreibung

Obwohl Simon Morrow einer der besten Butler seiner Generation ist, tut er sich trotzdem in seiner neuen Funktion als Butler für die Nobel-Suiten des Skycity schwer. Krampfhaft versucht er es allen Gästen recht zu machen, was aber aufgrund der vielfältigen Wünsche einfach nicht funktionieren kann. Ständig eckt er mit seinen Kollegen und Untergebenen an und zwingt seinen Chef Michael Cole zu einer drastischen Entscheidung.

Unverhofft findet sich Simon in Texas wieder. Dort soll er im Elternhaus seines Ex-Chefs als Haushälter tätig werden. Zwar ist das ein beruflicher Abstieg, denn auf einer Ranch wird nun einmal kein Butler gebraucht, aber noch nirgends hat sich Simon so wohlgefühlt wie in dem Cowboystaat. Stark beeinflusst wird dieses Wohlbefinden durch seine stetig wachsenden Gefühle für seinen neuen Boss, Gabriel Cole. Dazu kommt aber auch das schlechte Gewissen dessen Frau Brenda gegenüber, die Simon als Freundin sehr schätzt.

Kann Simon unter diesen Bedingungen in Texas bleiben? Wäre es für alle Beteiligten nicht besser, wenn er einfach gehen würde?

 

Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und für homophobe Menschen nicht geeignet.

Alle Bände der Skycity-Reihe:

Band Eins: Rien ne va plus – Nichts geht mehr

Band Zwei: Eye of sky – Kein Spiel ohne Risiko

Band Drei: Texas Rodeo – Die Würfel sind gefallen

Band Vier: Reno Nights

Band Fünf: Texas Heat – Spiel mit gezinkten Karten

Bonusband: Einsam an Valentin und Reno Summer Nights (Kostenfrei bei BookRix lesen)

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Celia Williams

Texas Heat - Spiel mit gezinkten Karten

Gay Romance

Vielen lieben Dank an alle meine Leser für eure anhaltende Unterstützung. Ebenso möchte ich meinen Korrekturleserinnen danken für ihren Fleiß und ihren unermütlichen Zuspruch. Danke! Als letztes noch ein dickes Dankeschön an meine Familie, ohne die ich das hier nicht machen könnte. Eure CeliaBookRix GmbH & Co. KG81371 München

Der Gast ist König

Hoch aufgerichtet stand Simon vor dem wutschnaubenden Gast der Suite Fünfhundertacht. Der Kerl machte dem Etagen-Butler schon seit mehreren Tagen das Leben zur Hölle. Simon versuchte immer es allen Gästen recht zu machen, doch bei so manch einem konnte das einfach nicht funktionieren. Auch hier hatte er wieder so einen Problemfall vor sich. Mr. Roberts stammte wohl aus ärmlichen Verhältnissen und war erst spät zu Reichtum gekommen. Nun erwartete er von allen, dass sie sprangen, wenn er pfiff. Was in einem so großen Hotelbetrieb wie dem Skycity natürlich nur bedingt funktionierte. Zwar konnte das Hotelpersonal wirklich viel möglich machen, aber es ging doch nicht alles. Jetzt beispielsweise wünschte Mr. Roberts, dass das hoteleigene Schwimmbad, im Keller unter dem Casino, extra für ihn gesperrt wurde, weil er nicht gerne das Becken teilte. Doch dies ginge nur, wenn er außerhalb der regulären Öffnungszeiten schwimmen wollte, doch Mr. Roberts bestand darauf, täglich vor dem Mittagessen seine Runden zu drehen. Jeden Tag musste sich Simon dieses Theater anhören und den aufgebrachten Gast beschwichtigen. Langsam ging selbst ihm die Geduld aus. Stoisch ertrug er die Abkanzelungen des älteren Mannes, die dieser mit den Worten „wertlose Tucke“ krönte.

Nach dieser verbalen Entgleisung verneigte sich Simon leicht aus der Hüfte und wünschte dem ausfälligen Gast einfach einen schönen Tag und ließ ihn in der Tür seiner Suite stehen. Steifbeinig marschierte Simon zurück zu seinem Dienstzimmer im fünften Stock. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, sank er daran herabgleitend zu Boden und vergrub das Gesicht in den Händen. Bewusst hatte er sich nach seinem Dienstende bei seinem letzten Chef für die Arbeit im Skycity entschieden, da es hier ein tolerantes Arbeitsumfeld gab. Es war weithin bekannt, dass hier einige gleichgeschlechtliche Paare arbeiteten und es wurde von allen akzeptiert. Solche Bedingungen gab es so gut wie nirgends. Dem eher schüchternen Mann setzten Beleidigungen wie eben unheimlich zu.

Aus gutem Grund hatte sich Simon damals zu einer Laufbahn als Butler entschieden, denn er war extrem schüchtern und introvertiert. Die steife Etikette seines Wunschberufes gab ihm Halt und ein Handlungsgerüst. Dieses vorgefertigte Regelwerk für seine Tätigkeit gab ihm Sicherheit und nahm ihm einen Teil seiner natürlichen Scheu. Obwohl es schon einen gewaltigen Unterschied machte, ob man in einem privaten Haushalt oder in einem großen Hotel arbeitete, schaffte Simon es problemlos, sich anzupassen, dachte er zumindest anfangs. Doch im Skycity kam es immer wieder zu unvorhergesehenen Situationen, in denen Spontanität und Flexibilität gefragt war und da lagen Simons Defizite. Er wusste um seine Schwächen und ahnte, dass er deswegen früher oder später Ärger bekommen würde. So wie es aussah, war es heute soweit. Auf keinen Fall würde der eingebildete Mr. Roberts es sich gefallen lassen, dass Simon ihn einfach hatte stehen lassen.

Mühsam rappelte sich Simon wieder auf und durchquerte sein zwölf Quadratmeter großes Reich. Direkt neben der Tür gab es ein Waschbecken, an welches er nun heran trat. Mit zitternden Fingern zupfte er die weißen Handschuhe von den Händen und drehte das Wasser auf. Schnell landete eine Ladung kaltes Wasser auf seiner erhitzten Gesichtshaut. Ein kritischer Blick in den Spiegel verriet ihm, dass bis zum Heulen nicht viel gefehlt hatte. Mit seinen nun fünfunddreißig Jahren sollte er nicht mehr so empfindlich sein. Zwar sagte sich Simon das immer wieder selbst, aber es fiel ihm trotzdem schwer, sich daran zu halten. Seufzend trocknete er sein Gesicht, griff die beschmutzten Handschuhe und warf sie in die Wäschebox. Schweren Schrittes ging er hinüber zu seinem Schreibtisch und setzte sich in den bequemen Bürostuhl. Tief durchatmend konzentrierte er sich auf die penibel aufgeräumte Tischplatte.

Es bereitete Simon ein wohliges Gefühl, wenn alles an seinem Platz war und er nichts irgendwo suchen musste. Insgeheim dankte er auch seinen Kollegen. Da sie im Schichtbetrieb arbeiteten, teilten sie sich zu dritt dieses kleine Arbeitszimmer, welches zeitgleich als Materialdepot für das gehobene Inventar diente. Seufzend schloss er kurz die Augen und sammelte sich wieder. Er musste wieder dort hinaus, denn die nette Dame aus der Suite Fünfhundertdreizehn hatte um einen frischen Bademantel gebeten.

Schnell zog er die obere Schublade auf, entnahm ein frisches Paar Handschuhe und streifte sie über. Danach suchte er die passende Größe aus dem Regal und verließ gemessenen Schrittes sein Refugium. Auf dem Weg zur entsprechenden Suite begegnete ihm gottseidank niemand und er konnte der Dame ohne Zwischenfälle das Gewünschte bringen. Als Dank erhielt er ein freundliches Lächeln, ein Dankeschön und einen fünf Dollarschein als Trinkgeld. Lächelnd verabschiedete sich Simon von der Kundin und wünschte ihr einen schönen Aufenthalt im Spa des Hotels. Es gab auch noch nette Gäste.

Beschwerden und kein Ende

 

Das Klingeln des Telefons riss Michael Cole, den Casinobesitzer, aus seinen Gedanken. Er beschäftigte sich gerade mit dem anstehenden Großevent, welches in den nächsten Tagen im Skycity stattfinden sollte. Selten richtete ein Casino ein Dartturnier aus, doch die Vereinigung der amerikanischen Dartliga war damit auf Mike zugekommen, da der erste Vorsitzende das Ambiente des Skycity schätzte. Da sich der große Veranstaltungssaal problemlos umgestalten ließ, ging Michael umgehend auf den Wunsch ein und begann sofort mit der Planung. Bisher lief alles reibungslos und wenn man ihn weiterarbeiten lassen würde, käme er auch gut voran.

„Ja?“, meldete sich Michael kurz angebunden, denn das Telefon zeigte ihm an, dass sich sein Assistent Tom bei ihm meldete.

„Sorry, Mike. Berry ist hier und würde dich gerne sprechen.“

Seufzend antwortete Mike: „Schick ihn rein.“

Berry Edwards arbeitete seit Gründung des Skycity als Personalchef für Mike. Bisher hatte sich Mike immer auf dessen Menschenkenntnis verlassen können, doch seit einigen Monaten gab es Probleme mit einem Mitarbeiter. Wobei man es nicht wirklich als Probleme bezeichnen konnte. Simon Morrow war einer der besten und fähigsten Butler, die die renommierte New Yorker Akademie für Butler jemals absolviert hatten. Leider hatte sich seine Besetzung als Etagen-Butler nicht bewährt, denn Simon eignete sich eher als Bediensteter im Privathaushalt. Hoffentlich kam Berry heute mit einem anderen Problem zu ihm.

„Morgen Mike“, kam es aufgeräumt von dem älteren Mann. Berry zählte mit seinen über fünfzig zu den Veteranen im Skycity.

„Dir auch einen guten Morgen, Berry. Wo drückt der Schuh?“ Da sein Personalchef selten einfach so bei ihm vorbei sah, ging er davon aus, dass wieder ein Problem ins Haus stand. Entweder hatten sie eine erneute Schwangerschaft oder jemand hatte gekündigt.

Seufzend ließ sich Berry vor Mikes Schreibtisch in den bequemen Besucherstuhl sinken und sah an Mike vorbei aus dem Fenster. Das morgendliche Reno wirkte heute extrem friedlich. Allerdings lag dies ausschließlich an der Vogelperspektive, denn unten auf der Straße wuselte es wie in einem Ameisenhaufen. Nach mehreren Herzschlägen konzentrierte sich Berry auf seinen Chef. „Es tut mir leid. Ich muss dich schon wieder mit dem leidigen Thema Simon Morrow behelligen.“

Resigniert erkundigte sich Mike: „Was ist passiert?“ Alle bisherigen Probleme konnte man im Grunde nicht wirklich Simon anlasten, es handelte sich immer um eine Verkettung unglücklicher Umstände, überforderten Personals und motziger Kunden. Trotzdem handhabten es die anderen beiden Etagen-Butler souveräner und kamen mit Ausnahmesituationen besser klar.

„Fünfhundertacht hat sich darüber beschwert, dass Simon ihn einfach hat stehen lassen und seinen Wunsch einfach ignoriert. Ich habe Simon dazu noch nicht befragt, daher weiß ich nicht so genau, was dahinter steckt. Wie sollen wir vorgehen? So kann es nicht weitergehen. Aber nichts was bisher vorgefallen ist, könnte man als Kündigungsgrund heranziehen“, kam es unglücklich von Berry.

Alles in Mike sträubte sich auch gegen eine Kündigung des Butlers. Simon wurde von sehr vielen Kunden regelrecht über den grünen Klee gelobt, daher konnte er seinen Job nicht schlecht machen. Was ihm Schwierigkeiten bereitete waren Ausnahmesituationen. Kopfschüttelnd erklärte er: „Nein, wir werden ihn auf keinen Fall kündigen. Lass mich ein bisschen darüber nachdenken. Ich will Simon heute Mittag um drei in meinem Büro sehen. Sagst du ihm Bescheid?“

Nickend stimmte Berry zu und erhob sich aus dem Stuhl. Erst an der Tür drehte er sich noch einmal zu Mike um: „Es tut mir leid, diese Schwierigkeiten habe ich nicht vorhergesehen. Ich bin davon ausgegangen, dass Simon mit Bravour alle anfallenden Arbeiten meistert.“

Schulterzuckend entgegnete Mike: „Berry, das tut er doch auch. Mit jeder Alltagssituation geht er perfekt um. Er kommt bei Überraschungen ins Straucheln, das liegt ihm einfach nicht. Dafür müssen wir eine Lösung finden.“

Als die Tür hinter Berry ins Schloss fiel, lehnte sich Mike in seinem Stuhl zurück und drehte sich in Richtung Fenster um. Seine Gedanken kreisten um die Situation mit Simon, er nahm das schöne Panorama mit den schneebedeckten Bergen im Hintergrund gar nicht wahr. Vielleicht sollte er mit seiner Mutter telefonieren. Brenda wusste bei solchen Problemen immer Rat. Dieser Gedanke zauberte ein Lächeln auf Michaels Gesicht und machte ihn gleichzeitig schwermütig.

Seine Mum lag seit nun drei Wochen im Bett. Die Ärzte hatten vor neun Monaten Lymphdrüsenkrebs bei ihr diagnostiziert und sie weigerte sich, eine Therapie zu machen. Anfangs hatte sich Mike über diese Weigerung geärgert, doch nachdem er sich mit dieser Krebsart ausgiebig beschäftigt hatte, verstand er seine Mutter. Die Sterberate war extrem hoch und jede Art der Behandlung sorgte nur für Schmerzen und Qualen und keine versprach wirklich Heilung, sondern nur einen minimalen Zeitgewinn. Schweren Herzens hatte Mike die Entscheidung seiner Mutter akzeptiert und auch die damit einhergehenden Schwierigkeiten. Seine Eltern waren schon immer ein Herz und eine Seele und es traf Gabriel, Mikes Vater, extrem hart, dass er allein zurückbleiben würde. Hoffentlich warf es ihn nicht in ein extremes Tief, wenn Brenda von ihnen ging.

Aufgrund dieser Überlegungen beschloss Mike seine Mutter nicht mit seinen Problemen zu behelligen. Sie hatte genug eigene Sorgen, da brauchte sie nicht noch die seinen.

Ein Telefonklingeln riss ihn aus seinen Gedanken und er drehte den Stuhl herum. Ein Blick auf das Display zauberte ein breites Grinsen auf sein Gesicht. „Hallo Texanerin! Ich habe gerade an dich gedacht“, begrüßte Mike seine Mutter. Das Telefon zeigte die Telefonnummer an und die Endziffer drei verriet ihm, dass jemand vom Telefonanschluss aus dem elterlichen Schlafzimmer anrief. Dies tat ausschließlich Brenda.

„Guten Morgen, Michael. Wie geht es dir und Jason?“, erkundigtes ich Brenda mit einem deutlichen Lächeln in der Stimme.

„Mir geht es gut und bei Jason habe ich keine Ahnung. Der turnt im Moment irgendwo in Chicago herum und ich will es auch nicht so genau wissen“, brummelte Mike ins Telefon. Bewusst ließ er sich von seinem Lebensgefährten nicht so viel über dessen Job erzählen, denn er neigte dazu, sich zu viele Sorgen zu machen. Als Industriekletterer hatte Jason ja auch keinen ungefährlichen Job.

„Wenn du mit ihm telefonierst, richte ihm bitte liebe Grüße von mir und Gabe aus. So, jetzt erzähl mir mal, warum du gerade an mich gedacht hast“, forderte Brenda ihren Sohn auf.

„Ach nein, Mum. Ist nur eine Kleinigkeit, damit komme ich selbst klar. Warum hast du angerufen?“, entgegnete Michael abwehrend. Er hatte eben beschlossen, seine kranke Mutter nicht mit solchen Lappalien zu belästigen und würde sich auch daran halten.

Seufzend meinte Brenda: „Dein Dad hat die Haushälterin rausgeschmissen. Ich verzweifle hier noch. Das war jetzt die vierte. So kann das nicht weitergehen.“

„Warum diesmal?“, fragte Mike neugierig nach.

„Ach, das hat tausend Gründe. Sie legt die Wäsche nicht akkurat genug zusammen, ihr Schmorbraten schmeckt ihm nicht, sie benutzt das falsche Putzmittel zum Bodenwischen, alles unbedeutende Kleinigkeiten. Er sucht in den Krümeln und ich weiß einfach nicht, was ich dagegen unternehmen soll.“ Die pure Verzweiflung klang in Brendas Stimme mit.

Natürlich wussten sie beide, warum ihm die Haushälterinnen nichts recht machen konnten. Gabe verglich die Frauen automatisch mit Brenda und an sie reichte eben keine heran. Es schien ihn extrem zu schmerzen, dass ein anderer guter Geist in seinem Haushalt hantierte.

Genau in diesem Moment kam Mike ein nahezu revolutionärer Gedanke. Ginge das? Würde das nicht alle Probleme auf einmal lösen, seine und Brendas?

„Mum, ich muss dir doch von meinem Problem erzählen. Ich habe hier für die fünfte Etage drei Butler. Einer, Simon Morrow, tut sich schwer mit seinem Job. Er ist ein hervorragender Butler, aber er ist etwas unflexibel. Ich habe bisher nicht herausfinden können, wo das Problem liegt, denn bei seinem letzten Arbeitgeber war er über zehn Jahre und der war sehr zufrieden mit ihm. Ich denke, ihm liegt das Arbeiten in einem Privathaushalt mehr.“

Natürlich zog Brenda die Verbindung und erkundigte sich: „Kann er kochen, Wäsche waschen und Putzen? Einen Butler können wir hier nicht gebrauchen, aber einen Haushälter schon. Vielleicht würde das auch das Problem mit deinem Dad lösen, denn er würde nie unterstellen, dass er mich ersetzen wollte.“

Grinsend entgegnete Mike: „Als Butler muss er das alles können. Er ist ein wenig steif und zurückhaltend. Das ist ein typisches Merkmal seines Berufes, aber ich denke er ist ein netter Kerl. Soll ich ihn zur Probe vorbei schicken?“

„Besser gestern als morgen, Mike. Besorg ihm ein Ticket und Gabe oder Ramon werden ihn am Flughafen abholen. Vielleicht passt es sogar mit Johns Ankunft, die Rodeosaison endet diese Woche.“ Diese Entgegnung war typisch für Brenda Cole, sie war eine Pragmatikerin und nahm alles immer so wie es kam.

„Gut, mache ich. Eins wäre da noch. Simon gehört zu meiner Fraktion.“

Als Antwort erhielt er nur ein „Pft. Als ob wir damit nicht klar kämen. In dieser Familie gibt es mehr Schwule als Heteromänner. Wenigstens haben deine Schwester und Cousine für etwas Ausgleich gesorgt.“

Glucksend stimmte Mike zu und beendete das Gespräch mit seiner Mutter. Jetzt ging es ihm definitiv besser. Beschwingt kümmerte er sich wieder um die Planung des Dartturniers.

Strafversetzung?

 

Im Erdgeschoss des Skycity verließ Simon den haltenden Lift und betrat die Lobby des Casinos. Ein Blick in die Runde zeigte ihm, dass alles den gewohnten Gang ging. Seufzend drückte er den Rufknopf des Turmaufzugs. Ein Blick auf die große Lobbyuhr zeigte ihm, dass er noch fünf Minuten hatte, bis er bei Michael Cole erscheinen musste. Seit ihm Berry mitgeteilt hatte, dass er um drei bei Michael sein sollte, hatte er regelrecht Magenschmerzen. Der Vorfall heute Morgen hatte wohl das Fass zum Überlaufen gebracht und nun musste er mit Sanktionen rechnen. Aber ehrlicherweise musste Simon gestehen, dass er noch immer nicht wusste, wie er das Problem hätte lösen sollen. Die Beleidigung hatte ihm dann den Rest gegeben und ihn die Flucht ergreifen lassen. Natürlich wusste Simon, dass ein routinierter Butler mit seiner Berufserfahrung anders hätte reagieren müssen. Ein einfacher konsternierter Blick und eine nach oben gezogene Augenbraue wären besser gewesen als sein Abgang. Damit hatte er sich in die schwächere Position gebracht und musste dies nun ausbaden.

Mit einem leisen Läuten öffnete sich die Lifttür, worauf Simon die Kabine betrat und den Stockwerksknopf betätigte. Die Bedientafel des Aufzugs war extrem simpel, es gab zwei Knöpfe für die Stockwerke, einen beschriftet mit „Lobby“ und der andere mit „Skyrestaurant“. Zusätzlich gab es einen Nothalteknopf und einen Bedienknopf für die Gegensprechanlage für Notfälle, der auch als Notrufknopf diente.

Als Simon endlich den Blick vom Bedienelement losriss, öffnete sich auch schon die Lifttür und gab ihm den Weg frei. Der Boden des Turms war mit hochwertigem dunklem Teppich ausgelegt und er schlug sofort die Richtung zu Michaels Büro ein. Jetzt funktionierte er wieder voll im Butlermodus, man sah ihm seine aufgewirbelten Emotionen nicht an. Er musste alles, was jetzt passierte, so nehmen wie es kam.

Lächelnd sah Tom Audley dem herankommenden Butler entgegnen und nickte ihm freundlich zu. „Hallo, Simon. Geht es dir gut?“

Wie sollte er jetzt darauf antworten ohne den netten jungen Mann anzulügen? Seufzend entgegnete er: „Es geht so. Ich habe heute Morgen wieder einen Bock geschossen und weiß nicht, was das für Folgen haben wird. Folglich mache ich mir Sorgen.“

„Ich denke nicht, dass du Grund zur Sorge hast, denn Mike ist seit vorhin extrem gut drauf. Er hat nie gute Laune, wenn er jemanden zusammenstauchen muss.“

Das Augenzwinkern machte Simon Mut. Lächelnd dankte er Tom mit einem kleinen Nicken und wartete, bis dieser ihn bei ihrem Chef angekündigt hatte.

„Du kannst“, dabei deutete Tom auf die Tür.

Zügig trat Simon nach vorne und klopfte beherzt an. Das dumpfe „Herein“ drang nur leise an Simons Ohr, genügte ihm aber als Aufforderung. Sorgsam schloss er die Tür hinter sich und trat auf den Schreibtisch zu. „Guten Tag, Mr. Cole“, begrüßte Simon seinen Dienstherren. Selten hatte er es direkt mit dem Inhaber des Casinos zu tun, normalerweise kam er eher mit dem Personalchef in Kontakt.

„Guten Tag, Simon. Setzten Sie sich doch“, dabei deutete Mike auf den Stuhl vor sich. Doch dann überlegte er es sich anders. „Nein, doch nicht. Kommen Sie, wir setzen uns dort rüber.“ Geschmeidig erhob sich der Casinoboss aus seinem Bürostuhl und ging hinüber zu der gemütlichen Sitzgruppe.

Im ersten Moment zögerte Simon, doch dann folgte er seinem Chef zu dem Ensemble hinüber. Steif ließ er sich auf der Kante des Sofas nieder und musterte seinen obersten Vorgesetzten. Hier mit Michael Cole zusammenzusitzen war genauso, wie als Programmierer bei Microsoft mit Bill Gates. Krampfhaft unterdrückte er seine Nervosität und dankte dem Umstand, dass er seine Dienstuniform trug. Die gab ihm Halt und Sicherheit und genau das brauchte er jetzt.

Entspannt lehnte sich Mike zurück und musterte den sichtlich nervösen Mann ihm gegenüber. Der dunkelblonde schlanke Mann war etwa eine Handbreite kleiner als Mike und wesentlich schmaler. Zwar wirkte er durch seine kerzengerade Haltung nicht klein, aber trotzdem war er es, zumindest wenn er sich Simon im Kreis seiner Familie vorstellte. Gabe, Mikes Vater, war noch fünf Zentimeter größer als sein Sohn, Ramon und John etwa genauso groß. Alle Männer der Familie Cole wirkten wie ausgewachsene Bäume, wohingegen Simon wie ein Grashalm daherkam. Vielleicht weckte das ja etwas den Beschützerinstinkt in den Coles, hoffte Mike zumindest.

„Ich habe Sie hierher bestellt, weil ich Sie um einen Gefallen bitten wollte“, begann Mike das Gespräch.

Blinzelnd versuchte Simon das Gesagte einzusortieren. Er war davon ausgegangen, dass sie über den Vorfall von heute Morgen sprechen würden. Zögernd nickte Simon damit ihm Mike mehr erzählte.

Natürlich erkannte Mike, dass Simon sich erst entspannen konnte, wenn die Beschwerde erledigt war. „Wegen heute Morgen. Warum haben Sie den Gast einfach stehen lassen?“

Erleichterung durchpulste Simon: „Mr. Richards wünschte die Sperrung des Schwimmbades, damit er alleine seine Runden ziehen kann. Ich habe ihm erklärt, dass dies nur außerhalb der regulären Öffnungszeiten möglich wäre, aber der Gast bestand darauf um elf Uhr Schwimmen zu gehen. Ich habe mich dafür entschuldigt, dass es uns leider nicht möglich ist, seinem Wunsch nachzukommen. Das hatte zur Folge, dass er mich wüst beschimpfte. Daraufhin habe ich mich verbeugt, ihm einen schönen Tag gewünscht und habe mich zurückgezogen.“ Mit ineinander verkrampften Händen saß Simon noch immer verspannt auf der Sofakante und sah Michael Cole aufmerksam an. Doch dessen Gesicht gab nichts Preis. „Ich weiß, dass ich hätte souveräner reagieren müssen, aber es war mir in diesem Moment einfach nicht möglich.“

„Welche Beleidigung hat er herausgescherbelt“, der Ton von Mike war knallhart und ließ kein Ausweichen zu.

„Er nannte mich eine wertlose Tucke, Sir“, entgegnete Simon und blickte dabei über Mikes Schulter, an diesem vorbei. Auf keinen Fall konnte er ihm dabei ins Gesicht sehen.

Fluchend sprang Mike auf die Füße und riss seine Bürotür auf: „Tom, ich will das Mr. Richards durch die Security aus dem Hotel begleitet wird. Jim oder Dwayne sollen dafür Sorge tragen, dass er auch schön seine Rechnung bezahlt. Bei der Verabschiedung sollen sie ihm bitte ganz deutlich klar machen, dass er hier Hausverbot hat. Ich will keine homophoben Gäste im Skycity!“ Mit Wucht schlug Michael die Tür wieder zu und tigerte zwischen Fensterfront und Sitzgruppe hin und her.

Erschreckt beobachtete Simon das Verhalten seines Chefs und konnte sein Erstaunen nur schwer unterdrücken. Michael Cole verließ sich vollständig auf seine Aussage, nahm ihn beim Wort und maß dem auch Wichtigkeit zu. Dankbarkeit breitete sich in Simon aus und er entspannte sich etwas. So wie es aussah, erwartete ihn tatsächlich keine Strafe für sein Versagen.

Vor der Glasfläche blieb Mike kurz stehen und sprach über seine Schulter hinweg: „Entschuldigen Sie, aber mich regen solche Beleidigungen einfach auf. Wie kann man sich im Skycity einmieten, wenn landesweit bekannt ist, wie es hier bei uns gehandhabt wird? Wer damit nicht klar kommt, muss eben weg bleiben.“ Etwas ruhiger kam Mike zur Sitzgruppe zurück und nahm erneut Platz.

Nickend stimmte Simon zu, sah sich aber genötigt noch etwas hinzuzufügen: „Sir, ich denke nicht, dass sich Mr. Richards wirklich auf meine sexuelle Ausrichtung bezog. Ich denke für ihn ist Tucke einfach nur ein Schimpfwort wie jedes andere auch. Dass ich zufällig wirklich schwul bin, konnte er nicht wissen.“ Dann wartete er einfach ab. Das Gesicht seines Chefs wirkte jetzt wesentlich entspannter und er machte auch wieder einen ganz ausgeglichenen Ausdruck.

Doch dazu zuckte Mike nur mit der Schulter und meinte: „Solche Beleidigungen gehen in diesem Hause trotzdem nicht, ob er es wusste oder nicht. Wir sind hier liberal und aufgeschlossen. Mit mir als Chef geht auch nichts anderes. Ich werde da keine Ausnahmen machen.“

Nachdenklich musterte Mike den jetzt wesentlich entspannter dasitzenden Mann. „Nochmal zu dem persönlichen Gefallen“, aufmerksam musterte Mike seinen Angestellten und wartete auf dessen Reaktion.

Nickend konzentrierte sich Simon auf seinen Vorgesetzten.

„Meine Mutter ist seit mehreren Monaten schwer krank. Sie leidet unter Lymphdrüsenkrebs und hat noch etwa sechs Monate zu leben. Mein Vater hat so seine Probleme mit den Haushälterinnen. Unbewusst unterstellt er den Frauen, dass diese den Platz seiner Frau einnehmen wollen und er macht jeder das Leben zur Hölle, bis sie entweder kündigten oder er einen Grund findet, sie hinauszuschmeißen. Jetzt hat die vierte das Handtuch geworfen und es fehlt erneut jemand, der dem Haushalt vorsteht. Bei jeder Frau besteht die Gefahr, dass mein Vater ihr dasselbe unterstellt. Anders würde es aussehen, wenn ein Mann die Position übernehmen würde.“ Ein regelrecht lauernder Blick traf den konzentriert dreinblickenden Simon.

Natürlich erkannte Simon, worauf sein Chef hinaus wollte. Er sollte den Posten des Haushälters übernehmen. Seine Aufgaben würden sich etwas verlagern, aber grundlegend hatte er die Fähigkeit, die Arbeit zu tun. Dafür würde er zumindest für einige Monate nach Texas umsiedeln und sein Leben hier in Reno hinter sich lassen müssen. Da er erst mit seinem Dienstantritt von New York hierher gezogen war, stellte das für Simon das kleinste Problem dar. Er hatte nur wenige Freunde hier gefunden und er könnte leicht erneut umziehen. Insgeheim hatte Simon schon vor Monaten erkannt, dass das Arbeiten in einem Privathaushalt mit nur einem Chef besser zu ihm passte, als Diener vieler Herren zu sein. Doch diese Flexibilität machte die Arbeit im Skycity aus, für die er nicht wirklich geschaffen war. Seufzend nickte er und bat: „Was hängt da noch dran, Sir?“

Lächelnd erklärte Mike: „Als Haushälter erhalten sie im Wohnhaus meiner Eltern ein eigenes Zimmer. Wie es auf einer Ranch üblich ist, gibt es auf jedem Stockwerk ein eigenes Badezimmer, sie würden also meinem Vater und eventuellen Gästen regelmäßig über den Weg laufen. Wenn alles glatt läuft, werden sie in das komplette Ranchleben integriert, werden im Grunde ein Mitglied der Familie Cole. Es gibt bei uns keine Unterscheidung zwischen Personal und Familie, zumindest nicht innerhalb des Ranchhauses. Die Cowboys, die in den Schlafbaracken wohnen, sind natürlich eine andere Sache, aber beim Hauspersonal wird das in Texas immer so gehandhabt. Genau da lag für meinen Vater das Problem. Die Frauen haben das übliche Verhalten vorausgesetzt und daran wiederum hat sich mein Vater gestört. Ein freier Tag in der Woche ist Standard. Welcher das sein wird, können Sie mit meinen Eltern vereinbaren. Zu Ihren Aufgaben gehören alle Tätigkeiten eines Haushälters. Zur Unterstützung kommt schon immer zwei Mal in der Woche eine Putzfrau für zwei Stunden. Sie kümmert sich ums Fensterputzen und Böden wischen. Noch Fragen?“

Sprachlos starrte Simon sein Gegenüber an. Im Grund bekam er das perfekte Gesamtpaket angeboten. Er bekäme einen Job, der nahezu perfekt zu ihm passte und zusätzlich noch die ihm jetzt fehlenden Sozialkontakte. Doch wie sah es mit seiner sexuellen Orientierung aus? Texas war ein sehr konservativer Staat und da musste man an allen Ecken und Enden mit Anfeindungen rechnen. „Wird meine sexuelle Orientierung ein Problem sein?“ Vorsichtig, fast verzagt, klang diese Frage.

„Nein. Mein Onkel lebt mit einem Mann zusammen. Meine Eltern haben auch Jason und mich akzeptiert. Auf der Ranch wird es zu keinen Problemen kommen. Das Personal ist sehr loyal und schon ewige Zeiten auf der Ranch. Außerhalb, also in der Stadt, sollten Sie sich etwas bedeckt halten. Aber ich gehe nicht davon aus, dass sie im strassbesetzten Hemd auf die Straße gehen“, erklärte Mike in beruhigendem Ton.

Erleichterung machte sich in Simon breit. Er würde liebend gerne die Chance nutzen. Wie sah es aber aus, wenn Gabriel Cole ihn trotzdem ablehnte? Wo sollte er dann hin?

Natürlich behielt Mike seinen Untergebenen genau im Auge und erkannte auf Anhieb, wo der Schuh drückte: „Sollte es wider Erwarten nicht funktionieren, haben Sie natürlich hier im Skycity einen Job der auf sie wartet. Sie können jederzeit zurück.“

Lächelnd nickte Simon: „Wenn das so ist, würde ich mein Glück gerne in Texas versuchen.“

Freudig in die Hände klatschend erhob sich Mike und reichte Simon seine Hand.

Da Mike keine Handschuhe trug, zupfte Simon schnell seine Handschuhe von den Händen und reichte Mike seine Rechte. Alles andere wäre unhöflich gewesen.

„Eins wäre da noch. In Texas herrscht ein etwas loserer Umgangston. Ich bin Mike. Meine Eltern werden ebenfalls darauf bestehen, dass du sie mit Brenda und Gabriel ansprichst. Auch bei der Garderobe musst du etwas lockerer werden. Im schwarzen Anzug kannst du schlecht Eintopf kochen.“ Beim letzten Satz zwinkerte Mike Simon frech zu.

Blinzelnd sah Simon an sich hinunter. Wie immer trug er seine Arbeitskleidung als Butler. Ein Grinsen schob sich auf seine Lippen. Es wäre doch mal interessant zu sehen, wie waschechte Cowboys auf einen astreinen Butler reagieren würden. Nickend stimmte er dem zu und erklärte: „Ich habe auch etwas legerere Kleidung. Ich werde schon etwas finden, das passt. Danke Mike, dass ich diese Chance bekomme.“

„Mir ist am wichtigsten, dass meine Mutter und auch mein Vater gut versorgt sind, denn mein alter Herr kann vieles, aber nicht kochen. Kümmere dich gut um sie und alles wird gut“, dabei löste er seine Hand aus Simons und geleitete diesen zur Bürotür.

Im Durchgang stehend erklärte Mike seinem Assistenten: „Tom, bitte buche für Simon für morgen Nachmittag einen Flug nach Dallas und koordiniere es mit Ramon oder Gabe, dass er abgeholt wird.“

Morgen? Simon musste ein leises Kieksen regelrecht unterdrücken. Zwar hatte er gewusst, dass Eile geboten war, aber mit solch einem überhasteten Aufbruch hatte er nun nicht gerechnet. Als Mike die Tür hinter sich schloss, sah Simon Tom leicht verstört an.

Doch dieser hatte mit solch einem Auftrag bereits gerechnet und lächelte Simon aufmunternd an: „Soll ich für dich eine Umzugsfirma organisieren und dein übriges Hab und Gut einfach einlagern lassen? Vom Gehalt her kannst du es dir durchaus leisten, parallel deine Wohnung zu behalten, dann brauchst du aber einen Service, der sich regelmäßig ums Saubermachen kümmert. Wie hättest du es denn gerne?“

„Einlagern bitte. Danke, Tom. Ich fühle mich im Moment ein bisschen überfordert“, regelrecht hilflos stand Simon vor Toms Empfangspult.

„Alles gut. Ich kümmere mich darum und wenn was ist, rufe ich einfach bei dir durch. Gibst du mir noch deine Handynummer? Dann kann ich dich direkt erreichen“, meinte Tom in beruhigendem Ton.

Fahrig nickte Simon und suchte schnell sein Smartphone heraus. Mit zitternden Fingern scrolle er bis zu seiner eigenen Nummer und diktierte sie Tom, damit dieser ihn jederzeit erreichen konnte.

„Ich würde dir empfehlen, jetzt nach Hause zu fahren und dich reisefertig zu machen. Ich ruf dich später an, wann dein Flug geht und lasse dir sowohl deinen neuen Arbeitsvertrag, als auch deine Reiseunterlagen zukommen. Ja?“, kam es fürsorglich von Tom.

Wieder nickte Simon nur und winkte Tom kurz, während er schon in Richtung Fahrstuhl lief. So schnell konnte sich alles im Leben ändern.

 

Der Triumpf über Mr. Roberts war so schnell von den neuen Entwicklungen hinweg gefegt worden, dass er ihn vollkommen vergessen hatte. Doch er brachte sich schnell wieder in Erinnerung, als Simon aus dem Lift trat. Im Foyer gab es einen kleinen Tumult. So wie es aussah, wurde ein Gast gerade durch die Security aus dem Casino hinaus geleitet. Erst auf den zweiten Blick erkannte Simon den derangiert wirkenden Mr. Roberts.

Doch im selben Moment entdeckte dieser auch Simon. Wütend grölte er quer durch die Lobby des Casinos: „Sieh an! Da ist ja die wertlose Tucke. Hast du dir von deinem Chef das Arschloch versilbern lassen, um das hier durchzusetzen, oder bist du vor ihm auf die Knie gegangen?“

Knurrend packte Dwayne Marshall den aufmüpfigen Mann am Kragen und bugsierte ihn aus dem Hotel. Dass er ihn dabei regelrecht hinter sich her schleifte, interessierte den großen stellvertretenden Sicherheitschef nicht wirklich. Mit Schwung beförderte Dwayne den Schreihals ins Freie und wünschte ihm in stoischem Ton noch einen schönen Tag, bevor er einfach kehrt machte und wieder hinein marschierte. Sein Weg führte ihn direkt zu dem rot angelaufenen Simon. Der Butler stand wie angewachsen mitten im Foyer und wirkte, als wollte er am liebsten im Erdboden versinken. Instinktiv erkannte Dwayne, dass Worte hier nicht helfen würden, also trat er einfach dicht an den kleinen Mann heran und zog ihn tröstend an die breite Brust.

Hilflos klammerte sich Simon an den großgewachsenen Kollegen und versuchte sich zu beruhigen. Noch nie im Leben war ihm etwas so peinlich gewesen. Roberts war einfach ein Arschloch, dafür gab es weder eine Beschönigung, noch eine wortmäßige Alternative. Nach einigen tiefen Atemzügen löste sich Simon von dem Sicherheitsbeamten und sah blinzelnd zu ihm auf. Mit einem leichten Nicken dankte er ihm und verließ gemäßigten Schritts das Casino. Auf keinen Fall sollte ihn jemand weglaufen sehen. Es war schon schlimm genug, dass der Mistkerl ihn heute schon das zweite Mal fast zum Heulen gebracht hatte. Er musste definitiv härter werden. In Texas herrschte mit Sicherheit ein etwas rauerer Ton und dem musste er ja auch standhalten.

Vorbereitungen

 

Erneut telefonierte Mike mit seiner Mutter. Bereits nach dem dritten Klingeln meldete sich Brenda Cole mit leicht schlafheiserer Stimme.

„Hab ich dich geweckt, Mum? Das wollte ich nicht, tut mir leid“, entschuldigte sich Mike sofort.

„Wenn ich nicht geweckt werden wollte, hätte ich einfach den Klingelton abgestellt. Es ist schon gut. Was hat Simon gemeint? Kommt er nach Texas?“ Wie immer kam Brenda direkt auf den Punkt. Seit sie unter Krebs litt, hatte sich diese Eigenschaft noch verstärkt. Sie redete nicht mehr um den heißen Brei herum, sondern kam immer direkt auf den Punkt. Dabei hatte sie aber durchaus das Gespür es so zu machen, dass sie dabei niemanden verletzte oder beleidigte.

„Ja. Er ist einverstanden. Tom bucht ihm einen Flug für morgen Nachmittag und meldet sich bei euch, damit ihr das Abholen organisieren könnt. Hast du Dad schon informiert?“, erkundigte sich Michael neugierig.

„Nein und ich werde ihm auch nichts sagen. Er wird es schon merken, wenn Simon hier ist. Mal sehen, wie dein Vater mit diesem Überraschungskeks umgeht. Tu mir einen Gefallen und sorge dafür, dass Simons Arbeitsvertrag auf dich und mich läuft. Ich will nicht, dass Gabriel ihm einfach kündigen kann. Er soll auf keinen Fall am längeren Hebel sitzen. Ebenso soll sein Arbeitsvertrag unbegrenzt sein. Es wäre besser, wenn er nach meinem Tod noch einige Zeit bleiben würde. Gabriel wird dann jemanden in der Nähe brauchen, an den er gewöhnt ist, der ihm im Privatleben etwas Halt gibt.“ Brendas Stimme klang bei diesen Forderungen leicht erschöpft.

Krampfhaft schluckte Mike erst, bevor er ihr zustimmte. Zwar wusste er, dass seine Mutter nicht mehr ewig leben würde, aber erst jetzt wurde es ihm so richtig bewusst. „Ja, Mum, mache ich. Ich werde ihn Simon mitgeben und du kannst den Vertrag dann unterschreiben. Ich denke, Simon wird ganz gut auf die Ranch passen. Wenn irgendetwas sein sollte, ruf mich bitte umgehend an.“

„Natürlich mein Kleiner. Ich werde jetzt noch ein Nickerchen halten. Wir sprechen uns die Tage.“ Mit diesen Worten beendete Brenda das Telefonat und legte leise auf.

Blinzelnd starrte Mike auf den Telefonhörer und hatte nun das dringende Bedürfnis, in Jasons Armen zu versinken. Er könnte jetzt etwas Trost gebrauchen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass Jason vielleicht schon Feierabend hatte und er ihn anrufen könnte. Schnell wählte er die Handynummer seines Freundes und wartete.

Fast umgehend nahm Jason ab: „Hey, Babe. Wie geht es dir?“

„Hast du ein bisschen Zeit?“, kam es fast schon krächzend von Mike.

„Natürlich. Rob chauffiert uns gerade ins Hotel. Erzähl, ich höre dir zu.“

Das ließ sich Mike nicht zweimal sagen und berichtete Jason von den Vorkommnissen dieses Tages und von seiner Erkenntnis, dass seine Mutter bald sterben würde. Pure Traurigkeit schickte er da über den Äther.

„Oh Gott, Liebling. Ich würde dich jetzt gerne in den Arm nehmen und trösten. Es tut mir so leid, dass ich jetzt gerade so weit weg bin.“

Mike konnte ganz deutlich hören, dass Jason gerade das Mikrophon des Smartphones abdeckte und seinen Geschäftspartner etwas fragte, erst dann richtete er seine Worte wieder direkt an Mike: „Babe, du solltest heute Abend nicht alleine sein. Heute treffen sich Adrian, Marcus und Alexander zum Abendessen. Adrian kocht und er kocht wirklich gut. Willst du den dreien nicht Gesellschaft leisten?“

Seufzend erkannte Mike die gute Absicht, hatte aber nicht vor, sich Adrian und dessen Söhnen aufzudrängen. „Mal sehen. Vielleicht. Ich kann noch nichts versprechen. Kommst du am Wochenende nach Hause?“ Die letzte Frage klang fast zaghaft.

„Ja. Ich fliege bereits nach dem Mittagessen am Freitag. Ich werde also so gegen sechzehn Uhr in Reno sein. Ich hole dich dann im Casino ab. Ja?“, kam es liebevoll von Jason.

„Gut. Ich freue mich schon darauf. Bis morgen, Jason“, verabschiedete sich Mike.

„Ich liebe dich. Versuch dich ein bisschen zu entspannen und abzulenken. Ich weiß, dass es nicht leicht ist, versuche es aber wenigstens“, Jasons Rat war gut.

Fraglich war nur, ob Mike ihn befolgen konnte. „Ich liebe dich auch.“ Mit diesen Worten legte Mike auf.

Eine halbe Stunde später läutete Mikes Telefon und er erkannte an der Rufnummer, dass das nur Adrian Dobbs sein konnte. Seufzend nahm er das Gespräch entgegen. Natürlich lud ihn sein Angestellter und gleichzeitig Freund zum Abendessen ein. Ebenso verkündete er, dass sie vorhatten, heute Abend Monopoly zu spielen und es zu viert viel mehr Spaß machen würde. Selbstverständlich ließ sich Michael breit schlagen, denn in Wahrheit wollte er den Abend nicht alleine verbringen. Dankbar vereinbarte er, bis neunzehn Uhr zum Essen da zu sein. Seit Adrian und Rob, Jasons Geschäftspartner, ein Paar waren, gehörte der zweite Concierge des Skycity zu Jasons engsten Freunden.