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Devlin McFadde steigt nach seiner Rekonvaleszenz wieder ins Motorradfahren ein, indem er an einer dreiwöchigen Gay-Club-Tour quer durch Europa teilnimmt. So will er wieder ein Gefühl für seine Maschine und für seinen Körper entwickeln, bevor er erneut mit über dreihundert Sachen über die Rennpiste braust. Sein Leben besteht zu einhundert Prozent aus Motorsport. Dagegen fehlt ihm meistens die Zeit zur Pflege seines Privatlebens. So ist seine letzte Beziehung schon Jahre her. Trotzdem sehnt er sich danach und möchte aus dem stetigen Kreislauf der Handjobs und kurzweiligen Vergnügungen heraus.
Robert Klausitz leitet für den Verein ‚Bikes on Tour e. V.’ die Club-Tour für schwule Jungs quer über den Kontinent. Der passionierte Hobby-Motorradfahrer lebt für seine Motorrad-Touren und für nächtliche Club-Abenteuer in seiner Heimatstadt Mannheim. Für feste Beziehungen hat er keinen Sinn und genießt ungehemmt seine One-Night-Stands, bis ihn Dev McFadde vor den Bug kommt und seine Welt auf den Kopf stellt.
Ein lebhaftes Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem attraktiven Mannheimer und dem hübschen Rennfahrer beginnt.
Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und für homophobe Menschen nicht geeignet.
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Sämtliche Personen dieser Geschichte sind frei erfunden und Ähnlichkeiten daher nur zufällig.
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Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und fürhomophobe Menschen nicht geeignet. Im wahren Leben gilt ein verantwortungsbewusster Umgang miteinander und Safer‐Sex!
Weitere Bände der Gaylaxy-Reihe:
Band 1: Gaylaxy - Heiße Beats und coole Drinks
Bonusband kostenlos bei BookRix lesen: Gaylakisches Silvester
Dev McFadde, eigentlich Devlin – zumindest nannte seine Mutter ihn so –, richtete sich in seinem Sitz in der ersten Klasse der Boeing 747 gerade auf. Der Pilot hatte soeben den Landeanflug angekündigt und der Druckaufbau in seinen Ohren bestätigte ihm diese Aussage. Er hatte sich im Laufe des Fluges in den Sitz rutschen lassen und die Ohrstöpsel seines MP3-Players hatten ihn in eine Fantasiewelt entführt. Dev liebte es, Bücher zu lesen oder, wenn er dazu keine Möglichkeit hatte, Hörbüchern zu lauschen. Während seiner Reha hatten ihn die Geschichten über Eragon und dessen Drachen Saphira aufrecht gehalten. Als passionierter Motorradrennfahrer der MotoGP-Serie hatte ihn der Sturz beim vorletzten Rennen schwer getroffen. Wenigstens hatte ihn das gebrochene Bein nicht den Titel gekostet. Er hatte einen riesigen Vorsprung vor seinen Verfolgern, sodass keiner ihn mehr einholen konnte. Selten gewann jemand den Weltmeistertitel, wenn er nicht alle Rennen bestritt. Außergewöhnlich war ebenfalls, dass er mit seinen gerade mal fünfundzwanzig Jahren den Titel bisher zweimal erfolgreich verteidigen konnte. Dass er die letzten Rennen der Saison des Vorjahres hatte ausfallen lassen müssen, setzte ihm immer noch zu. Motorradrennfahrer hatten nicht den Bekanntheitsgrad von Stockcar- oder Formel1-Fahrern, weswegen es auch wenig Sponsoring durch Werbeverträge gab. Wer nicht genügend zur Seite legte, musste sich sehr einschränken. Dev hatte sein Vermögen klug investiert und konnte daher von seinen bisherigen Preisgeldern und den wenigen Einnahmen durch Werbeverträge ganz gut leben. Die erste extravagante Ausgabe in diesem Jahr war die Gay-Club-Tour durch Europa. Als er sich vor fast sieben Jahren schon einmal verletzt hatte, wagte er auf eine ähnliche Art den Wiedereinstieg ins Motorradfahren. Damals hatte er an einer Tour entlang des Highway 66 teilgenommen. Diese entspannte Art des Bikens gab ihm die Möglichkeit, langsam wieder ein Gefühl für sein Motorrad und seinen Körper zu entwickeln. Damit er auf jeden Fall ungestört blieb, hatte er sich für die Tour durch Europa entschieden – hier kannte ihn schließlich niemand. Motorradrennen hatten natürlich auch ihre Fans, aber bei Weitem nicht so viele wie der Autorennsport. Er sollte also unerkannt bleiben können. Was ihn am meisten bei dem Ganzen gestört hatte, war die Logistik. Sein erstes Rennbike hatte er schon vor Jahren auf Straßenzulassung umbauen lassen und nun musste das Motorrad von den USA nach Europa gebracht werden. Dies erledigte er per Cargo-Flug von Miami nach Frankfurt in Deutschland. Da die Tour in Mannheim startete, hielt er dies für das Sinnvollste. Der Veranstalter der Tour hatte dem zugestimmt und einen Abholservice für ihn organisiert. Seine Honda stand mittlerweile in Mannheim – die hatte der Veranstalter mit einem Anhänger abholen lassen und ebenso sein Reisegepäck, welches er einfach in der Box mit dem Motorrad mitgeschickt hatte. Jetzt hatte er nur noch seine Kombi, Helm, Handschuhe und Motorradstiefel im Gepäck. Der Leiter der Tour sollte ihn vom Flughafen abholen. Dev war schon gespannt auf den fremden Mann. Per SMS hatte er mitgeteilt, dass sein Flug pünktlich landen würde und er auch kein Gepäck aufgegeben hatte, sondern nur mit Handgepäck reiste. Inzwischen stand die Landung kurz bevor und Devlin konzentrierte sich auf das Gefühl der Vibration und der latenten Spannung in der Kabine.
Robert Klausitz, von seinen Kumpeln kurz Rob genannt, bretterte mit seiner Harley über die A67 in Richtung Frankfurt. In etwa einer halben Stunde würde der Flieger von Devlin McFadde landen und er lag definitiv gut in der Zeit. Es hatte ihn schon etwas geärgert, dass er auf seine letzte private Club-Tour verzichten musste, um einen Teilnehmer der morgen beginnenden Biker-Tour am Flughafen abzuholen. Als Vorstandsmitglied von ‚Bikes on Tour e. V.’ hatte er sich schlecht sperren können, aber in den Kram passte es ihm trotzdem nicht. Zähneknirschend hatte er sich also auf den Weg gemacht. Jetzt musste er Kindermädchen für einen Fünfundzwanzigjährigen spielen. Wenigstens hatte er Glück mit dem Wetter und dem Verkehr. Die Landung um kurz nach acht Uhr am Abend sorgte dafür, dass der Berufsverkehr bereits durch war. Außerdem herrschte typisches Juli-Wetter – warm und trocken – also optimale Motorrad-Bedingungen. Schnell passierte er Darmstadt und die Türme von Frankfurt kamen in Sicht. Frankfurt hatte als einzige deutsche Stadt eine Skyline, an der man die Stadt auf den ersten Blick erkennen konnte, und die Banktürme dominierten das Bild absolut. Auch die Gay-Szene der Mainmetropole konnte sich sehen lassen, doch für einen Abstecher blieb heute keine Zeit. Schnell kam die Abfahrt zum Airport in Sicht und Rob wechselte gelassen die Spur und folgte der Beschilderung zum Terminal 2. Am Ausgang C suchte er sich eine Abstellfläche für sein Bike und marschierte zielstrebig ins Innere. Wie immer machten ihm die Leute unwillkürlich Platz. Seine Erscheinung schüchterte die meisten Menschen ein, seine milchkaffeefarbene Haut und die dunklen Augen in Kombination mit dem schwarzen Bürstenhaarschnitt ließen ihn aggressiv und wehrhaft wirken. Eigentlich hatte Robert für Gewalt nichts übrig, doch sein Äußeres erweckte einen anderen Eindruck. Schnell kam er am passenden Ausgang an und wartete auf die Passagiere des Fluges 267 aus Miami. Immer noch verstand er die Intention dieses Tour-Teilnehmers nicht. Es gab zig Touren durch die USA, Mexiko und Kanada. Warum hatte er die enormen Kosten in Kauf genommen und noch dazu die logistischen Umstände nur für eine dreiwöchige Gay-Club-Tour? Aufgrund dessen hielt Robert den Teilnehmer für einen reichen Bengel oder zumindest für den Sprössling reicher Eltern. Devlin McFadde – was für eine Name – vermutlich schottisch-stämmig, also rothaarig. Insgeheim hatte sich Rob schon eine Meinung über den jungen Kerl gebildet, und zwar keine gute. Normalerweise machte er nicht den Fehler, vorschnell zu urteilen oder gar jemanden vorzuverurteilen. Doch irgendetwas an der ganzen Prozedur hatte ihn, gelinde gesagt, gestunken. So viel Aufwand nur für einen einzigen Teilnehmer. Was war an dem Typen so besonders? Nichts, hatte ihm der erste Vorsitzende des Vereins mitgeteilt. Aber McFadde hatte für den Abholservice für sich und sein Bike gesondert bezahlt und da dachten alle Beteiligten, dass auch der Verein den Tausender verdienen konnte und nicht irgendeine Spedition und ein Taxiunternehmen. Rob erkannte, dass sein Problem darin bestand, dass Devlin McFadde ihm den letzten Fick vor der Tour vermasselte, worauf er heute eigentlich Lust gehabt hätte. Seufzend lehnte er sich gegen die Wand im Terminal und wartete auf die Passagiere.
Dev marschierte durch die Zollkontrolle und natürlich fühlten sich die Beamten dazu genötigt, seine Kombi und das gesamte Zubehör auszupacken und auf links zu drehen. Ein Biker musste schließlich Dreck am Stecken haben. Diese Dinge ärgerten Dev immer, denn niemand hätte Michael Schuhmacher oder Fernando Alonso auf den Kopf gestellt. Wären MotoGP-Fahrer ebenso berühmt, würde ihm so etwas nicht passieren. Andererseits genoss er die Freiheit, die ihm so blieb. Man konnte es ihm einfach nicht recht machen, erkannte Dev schmunzelnd. Alles Lamentieren würde in solchen Situationen nichts helfen, man musste es wohl oder übel mit Humor nehmen. Bis die Zollbeamten mit ihm fertig waren, hatten alle anderen Passagiere den Terminal bereits verlassen. Im Endeffekt hatte es überhaupt nichts gebracht, kein Gepäck aufzugeben. Zügig marschierte er durch die Glasschiebetür und sah sich suchend um.
Mittlerweile hatte Rob eine Laune zum Gotterbarmen. Alle Passagiere hatten den Empfangsbereich verlassen, doch von Devlin McFadde war weit und breit nichts in Sicht. Genervt verschränkte er die Arme vor seiner Brust und fixierte den jungen Mann, der gerade aus der Glastür gehechtet kam und dabei seinen großen Rucksack geraderückte. Dieser sah sich suchend um, bevor sein Blick an Robert hängen blieb. Lächelnd ging er auf den wartenden Mann zu.
„Sorry, aber der Zoll hatte das Bedürfnis, die Nähte meiner Kombi unter die Lupe zu nehmen“, erklärte Dev sein Zuspätkommen. Der groß gewachsene, dunkelhaarige Mann reagierte lediglich mit einem stoischen Nicken.
Mit einem Fingerzeig deutete er Devlin an, ihm zu folgen. An der nächsten Toilette hielt er an und wies, immer noch wortlos, auf die Tür.
Dev wunderte sich etwas über das wortkarge Verhalten des anderen Mannes, aber er hatte auch keine Lust, aus diesem ein paar Worte herauszukitzeln. Wortlos verschwand er im WC und wechselte seine Kleider. Schnell hatte er die schwarze Lederkombi angelegt und war in die Motorradstiefel gestiegen. Mit dem Helm unterm Arm und den Lederhandschuhen in der Hand verließ er das stille Örtchen und kehrte zu seinem Abholservice zurück.
Während Dev sich umzog, versuchte Robert, sich zu beruhigen. Es brachte nichts, wenn er sich wegen dem Kerl aufregte. In diesem Moment wurde ihm auch bewusst, dass der Kleine ihn auf Deutsch angesprochen hatte und das fast akzentfrei. Irritiert erkannte er, dass er sich zu schnell eine Meinung gebildet hatte und nun etwas zugänglicher werden musste, um neue Eindrücke einzuweben. Seufzend erteilte er sich selbst eine Rüge. Gerade er wusste, wie sehr man unter Vorurteilen leiden konnte. Ein Deutscher mit einem afroamerikanischen Vater, der seine Mutter nicht geheiratet hatte, und dazu noch schwul sorgte für ein Füllhorn von Verurteilungen und Anfeindungen. In diesem Moment kam der Kleine aus der Toilette, steckte routiniert seine Handschuhe in den Helm und schob den großen Rucksack wieder ordentlich nach hinten. Vor Robert blieb er stehen und sah diesen fragend an.
„Entschuldige meine ruppige Art. Ich bin Robert Klausitz. Ich leite auch die dreiwöchige Europa-Tour. Es ist nicht deine Schuld, dass ich heute so schlechte Laune habe und ich wollte sie auch nicht an dir auslassen.“ Die Antwort darauf haute Rob beinahe um.
„Hi, ich bin Dev. Es freut mich, dich kennenzulernen. Die Tour beginnt erst morgen, aber ich habe gehört, dass das Gaylaxy in Mannheim etwas ganz Besonderes ist. Kannst du mir später zeigen, wie ich da hinkomme? Ich würde mich da heute schon gerne umsehen“, entgegnete Dev aufgeregt. Schon das Gefühl des gefütterten Leders auf seiner Haut gab ihm ein befriedigendes Gefühl. Jede Empfindung in dieser Aufmachung vermittelte ihm, dass die Zeit des Verzichts vorbei war. Jetzt konnte er wieder leben und in vollen Zügen genießen. Sein Bein tat endlich wieder uneingeschränkt seinen Dienst. Die Ärzte hatten ihm sogar bescheinigt, dass es besser war als vorher. Durch die Spaltung des Schienbeins hatte sich die Knochenstruktur bei der Neubildung des Knochens verdickt und wies nun eine wesentlich höhere Belastbarkeit auf. Problematischer waren die abgerissenen Bänder und die angeknackste Sehne gewesen. Um diese wieder in Schuss zu bringen, hatte er sich monatelang einer kräftezehrenden Krankengymnastik unterzogen. Doch auch hier konnte er Erfolg verbuchen. Unermüdlich und mit seiner durch und durch positiven Einstellung hatte er gegen das Hinken angekämpft. Es hatte die Gefahr bestanden, dass er seinen Fuß nicht mehr im vollen Umfang bewegen, also beugen, konnte, doch heute hatte er die volle Beweglichkeit zurückerlangt. Nur ein leichtes Ziehen bei Wetterumschwung erinnerte ihn noch an das Handicap.
Ein breites Grinsen stahl sich auf Robs Gesicht und er antwortete in perfektem Englisch: „All right. Let’s go to Gaylaxy. Perfect idea!”
Dev grinste und fragte: „Du bist nicht ganz Deutscher, oder?“
Da keinerlei Vorurteil in der Frage mitklang, antwortete Robert auch vollkommen unbefangen: „Nein, mein Vater war ein in Mannheim stationierter US-Soldat. Meine schöne Hautfarbe und auch meine Statur verdanke ich ihm. Er und meine Mutter waren lange Zeit ein Paar, aber als seine Zeit in Deutschland zu Ende ging, ist er in die USA zurückgekehrt.“
„Oh, das tut mir leid für dich. Es ist immer leichter, in einer intakten Familie aufzuwachsen. Mein Dad war ebenfalls in Deutschland stationiert – in Rammstein, fast acht Jahre lang – und ich bin in Kaiserslautern aufs Gymnasium gegangen – nicht auf die amerikanische Schule sondern auf eine normale deutsche Schule. Daher spreche ich fast so gut Deutsch wie Englisch“, erwiderte der hübsche Twink.
Rob musterte sein Gegenüber und stellte fest, dass zumindest eines seiner Vorurteile tatsächlich in vollem Umfang bedient wurde: Devlin McFadde hatte tatsächlich feuerrote Haare, dazu grüne, ausdrucksstarke Augen und eine schlanke Statur. Mit seinen etwa eins fünfundsiebzig war er mindestens fünfzehn Zentimeter kleiner als er selbst und brachte auch höchstens sechzig Kilo auf die Waage. Wie er aber vorhin das T-Shirt ausgefüllt hatte, wiesen seine Arme und Beine vermutlich beachtliche Muskeln auf. Als Motorradfahrer kein Wunder – zumindest bei seinem Bike, dessen Fahren sehr in die Arme ging. Robert war dabei gewesen, als die Jungs Devs Honda ausgepackt hatten und auch er hatte den Hobel gebührend bewundert. Vermutlich beruhten seine anfänglichen Vorurteile auf dem Anblick, der sich ihm dabei geboten hatte. Devlins Motorrad konnte man nicht einfach in einem Shop kaufen, es handelte sich um eine Sonderanfertigung oder einen Prototypen. Nur reiche Pinkel konnten sich so etwas leisten. Rob beschloss, Dev nicht auf sein Bike anzusprechen, denn dann würde sein Neid zu offensichtlich werden. „Komm, lass uns gehen. Sehen wir zu, dass wir nach Mannheim kommen und du deinen Kram im Zimmer unterbringen kannst. Wenn du willst, nehme ich dich mit in den Club, ich wollte auch noch mal hin.“
Lächelnd nickte Dev und folgte dem größeren Mann nach draußen. Dabei ruhte sein Blick unwillkürlich auf dessen Kehrseite. Der ganze Kerl steckte in schwarzem Leder, aber er trug nicht wie Dev eine Kombi im Overall-Stil sondern eine Lederhose mit Protektoren und eine dazu passende Lederjacke mit Rückenaufdruck im Biker-Stil. Um den Biker-Look perfekt zu machen, fehlten aber die Fransen an den Ärmeln und das obligatorische Halstuch. Ebenso wirkte das ausdrucksstarke Gesicht mit dem glatt rasierten Kinn nicht rockermäßig. Der knackige Hintern fesselte seine Aufmerksamkeit und unweigerlich bewunderte er auch die strammen, lederverhüllten Schenkel. Mit diesen Arschbacken konnte er vermutlich Nüsse knacken. Dev hätte gerne einmal draufgefasst. Seufzend schob er diese Gedanken beiseite, dazu würde es nicht kommen, da er sich vorgenommen hatte, in Zukunft auf One-Night-Stands zu verzichten. Sein unstetes Leben kotzte ihn an. Während seiner Reha hatte er sich oft gewünscht, einen Partner an seiner Seite zu haben, doch er hatte sich vorher nie die Mühe gemacht, nach einer besseren Hälfte zu suchen. Da es seinem Macho-Image außerdem schadete, wenn er sich öffentlich mit einem Mann an seiner Seite zeigte, hatte er es bewusst vernachlässigt, sich aktiv auf dem Markt für schwule Junggesellen umzusehen. Allerdings zählte beim MotoGP nur die Leistung, sein Privatleben interessierte dort niemanden und wenn er dadurch Sponsoren oder Werbeverträge verlor, so sei’s drum.
Vor dem Flughafengebäude steuerte Robert zielsicher seine Harley-Davidson Fat Boy Special an. Das Chrom des Choppers glänzte im kalten Licht der Leuchtstoffröhren und Dev grinste, als er sich dem Bike näherte. Dieser Hobel passte perfekt zu dem Mann neben ihm. Die kraftvolle Harley lag sicher auf der Straße und spiegelte haargenau den Freiheitsdrang wieder, den auch ihr Fahrer ausstrahlte. Irgendwie hatte er mit so einem Motorrad oder etwas Ähnlichem gerechnet. Robert wirkte wie ein Chopperfahrer – ohne Wenn und Aber. „Schöne Harley. Sie passt zu dir.“
„Danke. Ich hab sie gesehen und musste sie einfach haben. Ich habe fast zwei Jahre darauf gespart“, erklärte der groß gewachsene Mann lächelnd.
„Hast du sie neu gekauft?“, erkundigte sich Dev interessiert. Sein erstes Motorrad hatte er gebraucht erstanden und es nie bereut. Das Bike stand heute noch in der Garage in Charleston. Seine Bikes waren heute so gut wie jede andere Geldanlage, denn er konnte sie für wesentlich mehr verkaufen, als sie reell wert waren, schließlich hatte sie ein MotoGP-Weltmeister gefahren. Diese Motorsportklasse entsprach der Formel1 beim Autosport, war also die Königsklasse der Motorradfahrer.
„Ja. Ich wollte sie in einer bestimmten Lackierung und daher ging es nicht anders“, antwortete Robert auf sehr befriedigte Art. Er liebte seinen Chopper und das konnte man ganz deutlich hören.
Verstehend nickte Dev und meinte: „Ich lackiere alle meine Bikes in matt schwarz, ist so ein Spleen von mir.“ Danach zuckte er mit den Schultern.
Stutzig sah Rob auf den Kleineren hinunter und hakte nach: „Du lackierst sie selbst?“
Als Antwort erhielt er ein Nicken: „Ja, ich hab vor einer Ewigkeit ein Praktikum in einer Autolackiererei gemacht. Der Inhaber dort ist flexibel und ich hab immer noch Kontakt zu ihm. In seiner Werkstatt darf ich bis heute meine Bikes anspritzen, dabei sieht er mir aber immer kontrollierend über die Schulter. Es darf bei ihm nix über die Türschwelle, was nicht 1A-Qualität hat.“
Rob verstand zwar die Zusammenhänge nicht, wollte sich jetzt aber auch nicht mit Nachfragen aufhalten, sie hatten schließlich drei Wochen Zeit, sich besser kennenzulernen. Also schwang er sein Bein aufs Bike, setzte den Motorradhelm auf und stellte die schwere Maschine gerade. Geübt kickte er den Seitenständer nach hinten und sah Dev auffordernd an.
Dev stieg hinter Robert auf, ohne vorher die Fußstützen auszuklappen. Dies tat er erst, nachdem er gemütlich saß, mit den Füßen. Geschickt brachte er die schmalen Rasten in Position und stellte gekonnt seine Füße darauf. Fest umschlang er die schlanke Taille seines Chauffeurs und rutschte fest an dessen Kehrseite heran. Zwischen ihre Körper passte jetzt kein Blatt Papier mehr.
Woah! Der Kleine passte an seinen Rücken, als hätte ein schwuler Gott ihn dafür geschaffen. Sofort verbot sich Rob diesen Gedanken. Auf keinen Fall würde er etwas mit einem Tour-Teilnehmer anfangen. Das konnte nur schief gehen, zumal er keinerlei Interesse an einer festen Beziehung hatte, nicht einmal für den Zeitraum von drei Wochen. In jungen Jahren hatte Rob seinen Anteil an schlechten Erfahrungen gehabt und brauchte keine Auffrischung in diesem Bereich. Er beschränkte sich, wie in den letzten Jahren, auf einmalige Zusammenkünfte in Darkrooms oder bei seinem jeweiligen Fick zu Hause. Er selbst nahm nie einen Kerl mit nach Hause, er wollte es so unverfänglich wie möglich halten. Schnell startete er die Harley und rollte auf die Straße.
Dev genoss den Fahrtwind und das herrliche Wetter. Da sie in südwestliche Richtung unterwegs waren, hatten sie ab neun Uhr mit der Sonneneinstrahlung ins Visier zu kämpfen. Die Spiegelung machte es Robert fast unmöglich, die Fahrbahn zu sehen. Er hatte jetzt zwei Möglichkeiten: Er konnte einen Parkplatz oder eine Raststätte ansteuern oder aber langsamer fahren und das Visier hochklappen. Seufzend wechselte er die Spur und ging vom Gas runter. Als der Tacho nur noch achtzig anzeigte, klappte er den Sichtschutz nach oben und nestelte fix die matt getönte Sonnenbrille aus der Jacke. Geschickt schob er sie über die Augen und unter den Helm. Nachdem er ein-, zweimal eine Grimasse geschnitten hatte, saß die Brille perfekt. Diese Geschwindigkeit brachte einen Vorteil mit sich: Er konnte sich nun mit seinem Sozius unterhalten.
„Wie gefallen dir die deutschen Autobahnen?“, erkundigte sich Rob bei seinem Hintermann.
Dieser zuckte mit den Schultern, was Rob nur fühlen konnte, und antwortete: „Nicht viel anders als die US-Highways und jetzt passt sogar die Geschwindigkeit. Ich mag Landstraßen lieber – je kurviger, desto besser.“
Diese Einstellung verstand Rob. Auch er bevorzugte das Cruisen über Land. Autobahn konnte jeder fahren. Aber wenn es schnell gehen sollte, ging nichts über die asphaltierte Brummipiste. Nickend gab er also seinem Sozius zu verstehen, dass er diese Ansicht teilte.
Schweigend rollten die beiden in Richtung Rhein-Neckar-Gebiet. Schnell kamen die zwei Metropolstädte in Sicht. Ludwigshafen hatte im Prinzip nicht viel zu bieten – bemerkenswert war nur die Hochstraße mit der dazugehörigen Brücke über die Bahnlinien. In Mannheim sah die Sache anders aus. Die Kurpfalz-Stadt hatte einiges zu bieten – angefangen beim Barockschloss, in dem jetzt die Uni beheimatet war, übers Planetarium, bis hin zur SAP Arena. Doch es gab noch viele weitere Sehenswürdigkeiten, die durchaus allein eine Reise wert waren. Robert liebte seine Heimatstadt. Er hatte viel stärkere Wurzeln zu seiner Heimat als zu seiner Familie. Seine Großeltern mütterlicherseits hatten schon immer ihre Probleme gehabt mit ihrem Enkel, denn ein farbiges Kind war einfach nicht so viel wert wie ein reinweißes. Da von seiner Familie nur seine Mutter übrig war, machte er sich darüber keine Gedanken mehr. Den Schmerz der doppelten Zurückweisung hatte er recht gut verkraftet. Dass sein Vater damals einfach in die USA zurückgekehrt war, hatte ihm viele Jahre zugesetzt, aber zumindest hatte sich dieser nicht einfach aus der Verantwortung gestohlen. Er hatte ihn und seine Mutter weiterhin unterstützt und Alimente bezahlt. Die Zahlungen stellte er erst ein, als Rob sein erstes eigenes Geld verdiente. Auch heute noch schickte er zu Weihnachten und zu Roberts Geburtstag einen Scheck. Dieses Trostpflaster akzeptierte Rob als das, was es war: Er wurde dafür bezahlt, um sich von seinem Vater und dessen neuer Familie fernzuhalten. Diesen Deal konnte er akzeptieren, er hatte überhaupt nicht das Verlangen danach, seinen Vater zu sehen oder gar seine jüngeren Geschwister kennenzulernen.
Dev bewunderte die Aussicht. Mannheim gefiel ihm. Diese Stadt hatte einerseits etwas Ehrwürdiges an sich durch die vielen alten Bauten – wie beispielsweise den beeindruckenden Wasserturm, den sie gerade passiert hatten –, andererseits beeindruckte es durch den ultramodernen Industriepark am Fahrlachtunnel. Devlin mochte solche Kontraste, so etwas machte eine Stadt interessant.
Robert hielt vor dem Mercure Hotel in den Quadraten, um Dev absteigen zu lassen, bevor er auf den Hotelparkplatz fuhr, wo er sein Bike parkte. Gewandt stieg Dev ab, wobei er noch in der Bewegung die Fußraste auf der rechten Seite einklappte. Nachdem er fest stand, schob er die linke Raste ebenfalls mit dem Fuß zurück, damit sie nicht störte. Mit dem Helm in der Hand sah er nun Robert fragend an. Rob verstand auch ohne Worte, was der jüngere Mann wissen wollte. „Dein Gepäck ist bereits auf deinem Zimmer. Wie lange brauchst du, bis du fertig bist?“ Die Uhr zeigte mittlerweile kurz nach zehn – also die perfekte Zeit, um auf die Piste zu gehen.
Dev überlegte kurz und meinte: „Ich brauche fünf Minuten zum Duschen und noch mal fünf zum Anziehen. Willst du mit raufkommen?“ Pure Höflichkeit schwang in den Worten mit, keine Anzüglichkeit war darin versteckt.
Rob verstand sofort, was der Amerikaner ihm mitteilen wollte. Er hatte ausschließlich Interesse an seiner Gesellschaft und würde nichts mit ihm anfangen. Trotzdem wollte er sich dem Reiz eines halb nackten Devlin McFadde nicht aussetzen. Man musste einem trockenen Alkoholiker ja auch kein Bier direkt vor die Nase stellen. „Ich setze mich an die Bar, bis du so weit bist. Dann können wir zusammen losziehen.“ Er mochte Devlin McFadde und es kostete ihn keine Überwindung, mit diesem seine Freizeit zu verbringen.