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Frustriert muss Jace Jawara erkennen, dass sein Leben im Moment nur aus Schattenseiten besteht. Er hat einen miesen Job, der ihm alles abverlangt, und kein Privatleben. Dabei sehnt er sich sehnsüchtig nach einer Gefährtin oder einem Gefährten. Wie fast allen Raubtierwandlern ist es ihm egal, in welch äußerlicher Verpackung die Liebe seines Lebens daherkommt, aber finden würde er sie jetzt schon ganz gerne.
Eine Chance für eine Veränderung bietet sich, als sein Rudel eine neue Kanzlei als Firmenanwälte anheuert. Um effektiv mit den Juristen zusammenarbeiten zu können, muss zumindest ein kleiner Teil der Anwälte in die wahre Natur ihrer Mandanten eingeweiht sein. Daher ist es so üblich, dass das New Yorker-Katzenrudel ein Mitglied in der Belegschaft der neuen Mitwisser unterbringt.
Als sein Alpha Jace diese Möglichkeit bietet, greift er sofort zu. Sein Leben kann in der renommierten Kanzlei nur besser werden.
Findet der schüchterne Jaguarwandler bei seinem neuen Arbeitgeber wirklich endlich Glück und Zufriedenheit, vielleicht auch privat?
Diese Geschichte enthält homoerotische Szenen und ist daher nur für volljährige und aufgeschlossene Leser geeignet!
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Frustriert muss Jace Jawara erkennen, dass sein Leben im Moment nur aus Schattenseiten besteht. Er hat einen miesen Job, der ihm alles abverlangt, und kein Privatleben. Dabei sehnt er sich sehnsüchtig nach einer Gefährtin oder einem Gefährten. Wie fast allen Raubtierwandlern ist es ihm egal, in welch äußerlicher Verpackung die Liebe seines Lebens daherkommt, aber finden würde er sie jetzt schon ganz gerne.
Eine Chance für eine Veränderung bietet sich, als sein Rudel eine neue Kanzlei als Firmenanwälte anheuert. Um effektiv mit den Juristen zusammenarbeiten zu können, muss zumindest ein kleiner Teil der Anwälte in die wahre Natur ihrer Mandanten eingeweiht sein. Daher ist es so üblich, dass das New Yorker-Katzenrudel ein Mitglied in der Belegschaft der neuen Mitwisser unterbringt.
Als sein Alpha Jace diese Möglichkeit bietet, greift er sofort zu. Sein Leben kann in der renommierten Kanzlei nur besser werden.
Findet der schüchterne Jaguarwandler bei seinem neuen Arbeitgeber wirklich endlich Glück und Zufriedenheit, vielleicht auch privat?
Diese Geschichte enthält homoerotische Szenen und ist daher nur für volljährige und aufgeschlossene Leser geeignet!
Sämtliche Personen dieser Geschichte sind frei erfunden und Ähnlichkeiten daher nur zufällig.
E-Books sind nicht übertragbar und dürfen auch nicht kopiert oder weiterverkauft werden.
Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und für homophobe Menschen nicht geeignet.
Im wahren Leben gilt ein verantwortungsbewusster Umgang miteinander und Safer‐Sex!
Widmung:
Ein Dank an alle meine Leser, die mir die Treue halten, auch wenn meine Bücher nicht mehr so regelmäßig erscheinen wie früher.
Ebenso möchte ich meiner Familile danken, die mich immer tatkräftig unterstützt.
Als Letztes danke ihr hier noch meiner Beta-Leserin Ursula. Danke für die Korrektur meiner eher desolaten Rechtschreibung.
Und jetzt viel Vergnügen beim Lesen!
Eure Celia
Müde verließ Jace das Gerichtsgebäude am Foley Square und schlug den Kragen seines Mantels nach oben. Als Jaguarwandler hatte er kein Problem mit der herbstlichen Kälte, aber es fühlte sich trotzdem nicht toll an. Sein Blick glitt über den fast menschenleeren Platz und machte ihm erneut klar, dass in seinem Leben etwas falsch lief. Seit Ende seines Jurastudiums arbeitete er nun für die beiden Bundesrichter O’Hara und Clark und beide nutzen ihn schamlos aus. Anfangs hatte er nur eine Halbtagsstelle bei Richter O’Hara, doch mit dem geringen Gehalt konnte er seinen Lebensunterhalt nicht bestreiten. Als Richter Clark ihm anbot, ihn die restlichen Stunden des Tages einzustellen, um auch für ihn die Recherchearbeit zu erledigen, dachte Jace noch an eine glückliche Fügung. Doch schnell hatte er erkennen müssen, dass er von den beiden älteren Männern übervorteilt wurde. Er arbeitete weit mehr als zehn Stunden am Tag und verließ seinen Arbeitsplatz meist erst nach sieben Uhr am Abend. Auf Dauer konnte das niemand leisten, zumal er oft auch an den Wochenenden ran musste.
Der dunkle Platz mit den wenigen Straßenlaternen, den kahlen Bäumen und den leeren Parkbänken machte im Oktober einen trostlosen Eindruck und spiegelt sein Innenleben sehr akkurat wieder. Auch er fühlte sich öde und einsam. Die beeindruckenden Gebäude rund um den Square wirkten im Dunkeln unheimlich und fast schon gespenstisch, daher beschleunigte Jace seinen Schritt. Bis zur nächsten U-Bahn-Haltestelle war es nicht weit. Schnell durchquerte er die Säulenhalle der Chambers Street Station und lief die Stufen hinunter zum Bahnsteig. Die Haltestelle wirkte alt und heruntergekommen. Die Obdachlosen unter ihren Decken aus Zeitungen und Altpapier verstärkten diesen Eindruck noch. Am Tag gingen sie auf dem Foley Square ihrer Bettlertätigkeit nach und nachts zogen sie sich gezwungenermaßen in die wärmeren Haltestellen zurück.
Während er auf seine Bahn wartete, grübelte Jace über sein Leben nach. An den meisten Tagen war er abends dermaßen ausgepowert, dass ihm dazu die Energie fehlte, aber heute hatte er viel Zeit mit langweiligem Herumsitzen verbracht. Richter O’Hara hatte ihn beauftragt, Informationen zum Ankläger seines aktuellen Prozesses zu besorgen, da er Angst hatte, als befangen zu gelten. Da er sich aber bereits in der Verhandlung befand, hatte Jace auf dem Flur warten müssen, um den Richter zu informieren. Bei O’Hara gab es kein wirkliches Zeitmanagement. Sein Chef nutzte seine Position als Bezirksrichter, um sich seinen Arbeitstag nach seinen eigenen Interessen einzuteilen. Grundlegend war das kein Problem, da er seine Arbeit erledigte, aber für seinen Assistenten stellte es trotzdem eines dar. Wie sollte man Informationen überbringen, wenn man nicht wusste, wann der Richter Pausen einlegte. Also musste er warten und somit Arbeitszeit verschwenden, die er später wieder nachholen musste. Oft nahm er zu solchen Gelegenheiten seinen Laptop mit ins Gerichtsgebäude, aber einige Recherchen konnte er nur im stillen Kämmerlein erledigen, da die betroffenen Verhandlungen nichtöffentlich abgehalten wurden. Auch im Moment hatte er nur solche Fälle zu bearbeiten.
Als die Bahn in die Station einfuhr, sah Jace erneut auf seine Armbanduhr und seufzte resigniert. Es war schon nach acht Uhr am Abend. Er würde morgen früh allein zum Rudeltreffen fahren müssen, anstatt zusammen mit einem Rudelkammeraden. Er hatte viel Überredungskunst einsetzen müssen, um Richter Clark davon zu überzeugen, dass er an diesem Wochenende nicht arbeiten konnte. Einzig die anstehende Hochzeit in der Familie hatte er gelten lassen. Mittlerweile betrug sein Arbeitspensum für die beiden Richter über achtzig Stunden in der Woche und es war den beiden noch immer nicht genug. Für Jace war das Maß jetzt voll und er beschloss, endlich nach einer anderen Stelle zu suchen.
Während er in der Bahn durchgeschaukelt wurde dachte er über seine Optionen nach. Spontan wollte er eine Internetsuche nach offenen Stellen starten, doch dann beschloss er erst einmal mit seinem Alpha zu sprechen. Cole, sein älterer Bruder, hatte ihm vor Monaten erzählt, dass das Rudel neue Firmenanwälte hatte. Vielleicht konnte er dort unterkommen? Hier hätte er den Vorteil, dass er seine wahre Natur nicht nonstop verstecken musste.
Als die Bahn in die Station Rockaway Avenue einfuhr löste Jace die Hand von der Haltestange und verließ den Zug. Gedankenverloren marschierte er den Bahnsteig entlang und stieg dann die Treppe zur Straße hinunter. Anfangs hatte er es toll gefunden, direkt an der für ihn so passenden Haltestelle eine Wohnung zu haben, auch wenn die Kriminalitätsrate in Brownsville nicht die niedrigste war, aber heute störte es ihn. Er sah nichts anderes mehr als das Gerichtsgebäude, das angrenzende Bürogebäude, in dem die beiden Richter ihre Büros hatten, die U-Bahn-Haltestellen und seine Wohnung. Er konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, wann er das letzte Mal mit Freunden etwas Trinken gegangen war. Sein Leben kotzte ihn an und er musste etwas ändern, und zwar schnell.
Am nächsten Morgen loggte Jace sich ins Intranet, das interne Netzwerk von Panthera Enterprises, ein und ermittelte, welche Rudelmitglieder noch nicht zum Rudeltreffen aufs Land gefahren waren. Schnell fand er eine dreiköpfige Luchsfamilie, die ihm einen Platz zum Mitfahren anbot. Entspannt und gut gestimmt kam Jace auf dem „Testgelände für Agrarforschung von Panthera Enterprises“ an. Natürlich diente das riesige Gelände außerhalb des Stadtbezirks nicht der Forschung, sondern ausschließlich als Auslauf- und Jagdfläche für das Rudel. Hierher kamen alle Rudelmitglieder, die laufen, rennen und sich simpel austoben mussten. Jace kam definitiv zu selten hierher. Wenigstens litt er nicht wie viele andere Katzenwandler an Einsamkeit, die mit seiner Tätigkeit einher ging. Viele Katzenarten, wie Löwen und Leoparden brauchten das rege Rudelleben und den Austausch untereinander, um sich wohl und glücklich zu fühlen. Jaguare waren da etwas anders gestrickt. Sie mochten es, einsam herumzustreifen, sich spontan für das eine oder das andere entscheiden zu können, und ihrem Freiheitsdrang ungehemmt nachgeben zu dürfen. Einzig durch eine feste Partnerschaft ließen sie sich einschränken und akzeptierten diese notwendigen Grenzen auch vorbehaltlos. Nach so einem Zweiergefüge sehnte sich Jace mittlerweile extrem. Er wollte eine Beziehung führen, in der er sich aufgehoben und geborgen fühlte aber nicht seine Eigenständigkeit verlor.
Wie bei jedem Treffen versammelte sich das Rudel im Freien an dem großen umgestürzten Baumstamm und lauschte den Neuheiten von der Rudelspitze. Es hatte in den letzten Monaten einige Veränderungen gegeben. Heute sollte die Bindungszeremonie zwischen ihrem Alpha und seinem Gefährten stattfinden. Es hatte ganz schöne Wellen geschlagen als sich Leo de Leeuw für einen Fuchsrüden als Partner entschieden hatte. Doch bereits nach dem ersten Rudeltreffen hatte der kleine Canide alle Bedenken ausgeräumt, indem er den zuständigen Beta für Portland eindrucksvoll in seine Schranken gewiesen hatte. Der zweite Beta von New York, Veris Tigris, war nach Alaska umgesiedelt, da er dort seinen Gefährten gefunden hatte und vor zwei Wochen hatte Cole, Jace älterer Bruder, seine Taschen gepackt und war nach Afrika gereist, um dort eine Arbeit als Wildhüter anzunehmen. Also, es gab einige Veränderungen im Rudel. Hinzu kam noch, dass Panthera und zeitgleich das Rudel eine neue Anwaltskanzlei in Dienst genommen hatte und somit die Erklärung abgegeben wurde, dass jedes Rudelmitglied sich bei juristischem Beistand an diese Kanzlei zu richten hatte. Es war viel einfacher, wenn man mit seinem Anwalt offen reden konnte und nicht ständig auf seine Worte achten musste.
Abgelenkt und auch desillusioniert stand Jace am Rande der Versammlung und lauschte den Worten von vorne. Er konnte zwar nicht beim Bindungsritual zusehen, wusste aber genau, wie es ablief. Verbunden hatten sich Leo und Chris bereits durch ihre Markierungsbisse, aber heute machten sie es offiziell. Dafür gelobten sie sich vor dem ganzen Rudel Treue und Unterstützung. Das Ganze wurde gekrönt, indem sie sich gegenseitig über die Markierungsbisse leckten und sich dann küssten. Bei Mann und Frau wirkte das natürlich wesentlich romantischer, aber wo die Liebe eben hinfiel. Jace beneidete das Paar. Solch eine Zeremonie war etwas Besonderes, denn sie wurde nur der Führungsriege zu teil. Ein gewöhnliches Rudelmitglied verband sich ausschließlich durch die Markierungsbisse und ließ die Partnerschaft ins Rudelregister eintragen. So romantische Rituale wie Brautkleider, Kirchgänge oder riesige Partys gab es bei reinen Wandlerpaaren nur, wenn sie es sich wünschten oder sie oft mit Menschen interagieren mussten. Kamen Menschen ins Spiel sah die Sache anders aus. Verband sich ein Wandler mit einem Menschen wurde meistens geheiratet um die unwissende menschliche Verwandtschaft zufriedenzustellen. Dass ihr Alpha seinen Fuchs geheiratet hatte war einzig und allein dem Verhalten des Canidenrudels aus Alaska geschuldet. Nur so hatten sie davon überzeugt werden können Chris ziehen zu lassen. Heute gab es enge Bande sowohl privat als auch geschäftlich zwischen den Katzen in New York und den Wolfsartigen in Alaska.
Jace suchte noch immer nach der großen Liebe. Natürlich konnte man nicht behaupten, dass er mit seinen gerade einmal vierundzwanzig Jahren keine Chance mehr hätte, fündig zu werden, aber er brachte nicht die optimalen Voraussetzungen mit. Er hatte in seinen Teenagerjahren und als Anfang Zwanzigjähriger ein paar Liebeleien gehabt, aber schnell festgestellt, dass er mehr brauchte als nur eine hohe Kompatibilität. Der Sex war immer gut gewesen, da er recht problemlos Bettgenossen fand, die mit ihm harmonierten, aber für restlos erfüllenden Geschlechtsverkehr brauchte er jemand Dominantes. Er stand nicht auf Schläge, Schmerz oder Demütigung, damit hatte er so gar nichts am Hut, aber im Bett wollte er die Führung abgeben und sich unterwerfen, auch wenn das seiner Raubtiernatur im Grunde gar nicht entsprach. Aber es war nun einmal, wie es war. Niemand konnte aus seiner Haut. In den sonstigen Lebensbereichen bevorzugte er ein Geben und ein Nehmen und das stellte meist ein Problem dar. Viele Menschen und auch Wandler, die von Natur aus dominant waren, konnten es außerhalb des Schlafzimmers nicht ablegen und so kam es unweigerlich zu Reibereien, weil Jace sich das im alltäglichen Leben nicht gefallen ließ. Ganz besonders kritisch war es mit seiner ersten großen Liebe gewesen. Miriam hatte ihn regelrecht am Gängelband geführt und als Jace anfing sich zu wehren, hatte sie tatsächlich versucht, ihn mit Gewalt auf Kurs zu bringen. Doch da kam seine Jaguarnatur durch und beendete ihr Treiben umgehend. Als sich die wesentlich kleinere Servaldame dieser Gegenwehr gegenüber sah, beendete sie ihre Beziehung umgehend, mit der Begründung, dass sich Jace darüber klar werden musste, was er wollte. Man konnte nicht einen dominanten Sexpartner haben, der sich im restlichen Leben nicht dominant gab. Zumindest war das Miriams Ansicht gewesen und Jace hatte lange versucht, ihre Äußerung zu widerlegen, doch bisher war es ihm nicht gelungen. Entweder hatte er das gleiche Ergebnis erzielt oder eine normale Beziehung mit Gleichberechtigung im Bett geführt. Noch hatte er das für sich Passende noch nicht gefunden.
Vermutlich hingen seine Bedürfnisse mit seiner etwas eigenartigen Stellung im Rudel zusammen. Große Raubtiere, wie Löwen, Tiger, Leoparden und Geparden hatten normalerweise hohe Ränge inne, bildeten die Elite des Rudels. Selten kam es vor, dass ein Großraubtier mit eher devoter Veranlagung geboren wurde. Solch ein Wandler fand seinen Platz automatisch irgendwo im Mittelfeld oder sogar im unteren Drittel. Nur sehr wenige Wandler hatten ein Problem damit, wenn so etwas vorkam, wussten aber oft nicht, wie sie mit dem entsprechenden Rudelmitglied umgehen sollten. Jace hatte es da etwas leichter, da er als Jaguar eher zum Einzelgängertum neigte, ganz genauso wie sein Bruder Cole, der das Ganze sogar auf die Spitze trieb, indem er „das Mädchen für alles“ des Rudel-Alphas wurde. Jace war im Gro der Wandlergemeinschaft angesiedelt und teilte sich eine Rangstufe mit den Luchsen, Ozelots, Nebelpardern und Wildkatzenarten. Da die oberen Ränge immer das Bedürfnis hatten, Schwächere und weniger Dominante zu unterstützen und zu beschützen fühlte er sich dort wo er war, ziemlich wohl. Nie sah ein Beta oder Offizier in ihm eine Bedrohung und trotzdem konnte er sich besser behaupten als die meisten kleinen Wandlerarten. Jace hatte rein körperlich und geistig die Fähigkeit eines Offiziers, nur kämpfte er simpel und einfach nicht gerne. Er verteidigte sich, wenn er angegriffen wurde, ergriff aber nie selbst die Initiative oder zeigte selten aggressives Verhalten. Wurde aber jemand Schwächeres attackiert wurde Jace regelrecht zur Kampfmaschine. Seine Beschützerinstinkt funktionierte tadellos.
Erschrocken registrierte Jace, dass die restliche Zeremonie vollkommen unbemerkt an ihm vorbei gerauscht war und sich alle um ihn herum auszogen. Der große Monatslauf stand auf dem Programm. Schnell streifte er seine Sneakers ab, schlüpfte aus seinem Hemd und schob sich die dunkeln Jeans über die schmalen Hüften. Jace hatte eine gute Figur, aber sie war für einen Wandler außergewöhnlich. Normalerweise brachten Wandler ausgeprägte Muskelpartien mit und hatten eine massive Statur, vor allem wenn sie, wie Jace, über ein Meter neunzig groß waren. Doch der Jaguar war schlank und drahtig. Seine flachen Muskelstränge modellierten Glieder wie ein Balletttänzer sie hatte und seine Hüfte war schmal und sein Hintern klein. Wäre er dreißig Zentimeter kleiner würde man ihn einen Twink nennen. Mit seinen fast neunzig Kilo war er weit entfernt vom hageren, aber auch nicht der bemuskelte Typ. Trotz der Schlankheit wirkte er aufgrund seiner geschmeidigen Bewegungen kein bisschen schlaksig. Viele Wandlerfrauen wünschten sich aufgeblasenere Kerle und unter den menschlichen hatte er selten eine kompatible gerochen. Meist war es auch so, dass eine passende Menschenfrau nicht die nötige Dominanz mitbrachte, die Jace braucht, um glücklich zu sein. Bei den Männern sah die Sache etwas anders aus. Wandlermänner entschieden rein nach der Nase und sie interessierte das Aussehen nicht unbedingt. Aber fast jeder Wandler erwartete von ihm, dass er dagegenhielt und selbst Ansprüche stellte. Doch das wollte Jace nicht, er wollte sich hingeben und genießen dürfen, zumindest im Bett. Bei den Menschen fand er Männer entsprechender Gesinnung nur in SM-Clubs, das wiederum war Jace zu hardcore. Weder wollte er sieben Tage die Woche und vierundzwanzig Stunden am Tag Sklave sein, noch wollte er sich verdreschen lassen, weder mit einer Gerte noch mit einem Paddel. Hinzu kam noch, dass er einem Menschen nicht wirklich erklären konnte, warum er so schwierig war, da er ihm nicht von seiner zweiten Natur erzählen konnte, zumindest nicht, bis es ans Eingemachte ging. Nur dauerhafte Partner durften eingeweiht werden. Es gab in jedem Rudel Menschen, wie Hausangestellte und menschliche Firmenmitarbeiter, denen man reinen Wein einschenkte, doch sie banden sich dadurch auf Lebenszeit ans Rudel. Darauf wollte sich Jace bei keiner Liebschaft einlassen, denn Menschen kannten die Dauerhaftigkeit, wie Wandler sie meist anstrebten, nicht in dieser strikten Form.
Gemeinsam mit den anderen Katzen wandelte Jace seine Gestalt und sprang aus dem Stand ab. Nur in seinem Jaguarkörper fühlte er sich wirklich frei. Mit dem ersten Schritt schüttelte er sich und fühlte, wie sich die Haare seines gefleckten Fells aufrichteten. Mit einem bestialischen Schrei teilte er allen anderen Katzen mit, dass es losgehen konnte. Viele Katzen und Kater taten auf diese Art ihre Bereitschaft kund loszustürmen, zu jagen und sich zu amüsieren. Wie eine Rakete schoss Jace los und sprintete zwischen die Bäume. Kaum hatte er das nur noch spärlich belaubte Gehölz erreicht, sprang er ab, schlug seine Krallen in einen hohen stabilen Baumstamm und kletterte gewandt in die Höhe. Nun schlich er von Ast zu Ast, behielt den Boden im Auge und suchte sich ein passendes Opfer. Wobei es ihm nicht ums Fressen ging, sondern ausschließlich um den Kick des Jagens und Erbeutens. Er wählte einen drahtig gewachsenen und alleinstehenden Puma aus und folgte ihm in luftiger Höhe. Als der Berglöwe gerade das Unterholz verlassen und über eine große Lichtung marschieren wollte, ließ sich Jace aus der Höhe nach untern fallen und biss dem Verfolgten in den Schwanz.
Fauchend fuhr der andere Kater herum und holte mit der Pfote aus. Da der Puma durch die Witterung wusste, dass sein Angreifer ein anderes Rudelmitglied war und dass der Kater nur spielen wollte, blieben die Krallen eingezogen. Er wollte Jace nur einen Hieb verpassen, damit er solche Spielchen bleiben ließ oder sich ein anderes Opfer suchte.
Doch Jace hatte damit gerechnet, wich daher geschickt aus und warf sich dann ruckartig wieder nach vorne. Der Puma konnte nicht mehr schnell genug reagieren und wurde daher unter dem massiven Jaguar begraben. Mit einem Fauchen verkündete Jace, dass er gewonnen hatte. Fest umschloss sein scharfes Raubtiergebiss den Nacken des Berglöwen, aber er biss natürlich nicht zu.
Umgehend entspannte sich der Puma und signalisierte so seine Unterwerfung. Er hätte sich auch auf den Rücken gedreht, wenn er die Möglichkeit gehabt hätte, aber das Gebiss seines Jägers erlaubte es nicht.
Schnurrend wich Jace zurück, gab seine Beute frei und schlug mit der unbewaffneten Pranke nach dem Berglöwen.
Der kleinere Kater kam wieder auf die Pfoten und sprang herum. Jetzt war ihr Spiel wieder auf Anfang. Aus dem Stand katapultierte sich der kleinere Wandler vorwärts und stieß auf diese Weise Jace um. Verknäult rollten sie über den mit Herbstlaub bedeckten Waldboden. Sie rangelten wie junge Katzen und nicht wie erwachsene Wandler. Genau das machte ein guter Rudellauf aus. Jeder hatte seinen Spaß, amüsierte sich, powerte sich aus und glich so das Wesen seines inneren Tieres aus.
Als die Nacht hereinbrach trafen nach und nach alle Wandler des Rudels wieder auf der großen Lichtung ein. In dem einzigen Gebäude auf dem Gelände befanden sich ein riesiger Versammlungsraum, der für Schlechtwetter-Tage zur Verfügung stand, und sanitäre Anlagen mit einer riesigen Duschanlage.
Geschmeidig näherte sich Jace seinem Kleiderbündel und fühlte beim Vorbeilaufen des Pumas, seines Spielgefährten, das Reiben dessen drahtigen Fells am eigenen. Zügig wechselte er wieder in seine menschliche Form und klaubte die Kleider auf. Total entspannt marschierte er in die Sanitäranlagen, sicherte sich ein Plätzchen unter einem der freiwerdenden Duschköpfe und genoss das herabrieselnde warme Wasser. Die meisten Wandler hatten in ihrer Tierform das Bedürfnis, sich auszupowern und sich alles abzuverlangen, daher schwitzte man nicht wenig und wollte dann im Anschluss eine schöne ausgedehnte Dusche genießen. Auch Jace empfand so, wobei ihm das Schwimmen in einem großen Teich oder See noch lieber wäre. Aber das Grundstück beherbergte nur einen schnell fließenden Fluss, aber kein stehendes Gewässer. Selbst einem starken Jaguarwandler konnten Strudel und die starke Strömung zum Verhängnis werden, daher ließ er solche Experimente bleiben.
Angezogen verließ Jace das Rudelgebäude und näherte sich einem der größeren Lagerfeuer. Es gab keine Trennung zwischen den Rängen, hier saßen Unterwürfige mit Offizieren und Betas zusammen. Auch das Feuer, an dem Leo, sein Alpha, saß bot ein buntes Völkchen als Gesellschaft. Die Rudeltreffen wurden genutzt, um sich auszutauschen, das Einheitsgefühl zu stärken und zu beweisen, dass sie alle zusammengehörten, egal welcher Wandlergattung sie angehörten.
In den Anfangsjahren, nach dem Entkommen aus der Gefangenschaft des Militärs, gab es noch kleine artenreine Wandlergruppen, doch bereits zehn Jahre später erkannten sie, dass diese Lebensweise ihr Überleben gefährdete. So kleine Gemeinschaften konnten Verluste jeder Art nur schlecht ausgleichen, daher schlossen sich katzenartige, wolfsartige und bärenartige Wandler zu Rudeln zusammen. Hier in New York und im kompletten Osten, bis hinunter nach West Virginia herrschten die Katzen mit Leo de Leeuw an der Spitze. Im Süden schloss sich dann das Wild Territorie eines starken Bärenrudels an.
Zielstrebig näherte sich Jace der Gruppe rund um ihren Alpha. Er wollte unbedingt die Chance nutzen und mit Leo über einen Wechsel zur Anwaltskanzlei ihres Vertrauens zu sprechen. Als er näher kam wurde er von Chris, den Gefährten ihres Alphas bemerkt. Der Fuchsrüde lächelte Jace freundlich an. Sie hatten sich durch Cole kennengelernt, denn sein Bruder hatte bis zu seinem Umzug nach Afrika die Einliegerwohnung in Leos Penthouse bewohnt. Jetzt stand sie leer und wie er gehört hatte, fehlte ihrem Alpha im Moment auch noch ein guter Koch.
Inbrünstig hoffte Jace, dass sich das zwischen seinem Bruder und dem kleinen Latino positiv entwickelte. Sein Bruder hatte endlich etwas Glück im Leben verdient. Cole hatte noch weniger Beziehungen gehabt als Jace und brauchte den kleinen Koch wie andere Luft zum Atmen. Als Cole es nicht mehr ausgehalten hatte, wusste er sich nur noch zu helfen, indem er einen endgültigen Schlussstrich zog und weg ging. Niemals hatte sein Bruder damit gerechnet, dass Pedro ihm folgen könnte, doch der Kleine hatte es getan. Daher drückten alle den beiden die Daumen.
„Hallo Jace“, begrüßte Chris den jungen Jaguar.
Schüchtern lächelnd nickte Jace und ließ sich neben Chris auf einen großen Stein sinken. „Hallo Chris. Es freut mich dich wiederzusehen. Wie ist es dir mit unserem großen bösen Alpha ergangen?“ Durch Cole kannte Jace Leo so gut, dass er bedenkenlos sogar so eine Bemerkung anbringen konnte, ohne dass es deplatziert wirkte.
„Gut. Er frisst mir aus der Hand“, dabei zwinkerte Chris und stieß Jace mit der Schulter an.
Beide Männer kicherten wie Schuljungen. Chris und Jace hatten einiges gemein. Sie ordneten sich beide ganz gerne unter, wollten aber nicht übersehen oder untergebuttert werden. Chris hatte eindrucksvoll bewiesen, dass er sich sehr gut seiner Haut erwehren konnte. Auch Jace hatte das Kämpfen gelernt, sowohl das verbale als auch das tatsächliche. Als Wandler lernten sie es von klein auf, aber es machte ihm trotzdem wenig Freude. Hier unterschieden sie sich etwas. Chris fühlte sich in einer führenden und dominanteren Rolle durchaus wohl. Durch sein Jurastudium hatte Jace in Sachen Rhetorik die Nase vorn, aber er kam nicht gut damit zurecht, wenn man ihn persönlich angriff, was im Gerichtssaal und leider auch in Alltag regelmäßig vorkam, wenn man als Anwalt praktizierte. Aus genau diesem Grund hatte sich Jace dazu entschlossen, nicht die Anwaltsprüfung abzulegen, sondern lieber einem Richter oder Anwalt zuzuarbeiten. Dass er dabei auf Anhieb an zwei Ausbeuter geriet, damit hatte keiner gerechnet und Jace noch am aller wenigsten. Es frustrierte ihn, dass er den beiden befehlsgewohnten Männern nichts entgegenzusetzen hatte. Hier schlug seine Veranlagung voll zu und machte ihm das Leben schwer. Er hasste es so weich zu sein, aber er kam nicht gegen sein Wesen an.
Amüsiert beobachtete Leo seinen Gefährten und Jace Jawara, Coles jüngeren Bruder. Der Jaguar war so ganz anders als sein älterer Bruder. Wäre Cole nicht so ein strikter Einzelgänger, hätte er sogar zum Alpha getaugt, doch so blieb ihm nur der indirekte Beta-Posten. Doch Cole war immer mit dem Job zufrieden gewesen. Als sie dieses Thema einmal diskutiert hatten, schüttelte sich Cole, als Leo ihn darauf hinwies, dass auch er ein potenzieller Alpha wäre. Coles Worten nach wollte er alles sein, nur kein Anführer. Er war gerne die Unterstützung eines Alphas, aber es gefiel ihm schon nicht, dass das Rudel in ihm ein Beta sah. Nie hatte Leo in Cole einen Konkurrenten sehen müssen und Jace verwunderte Leo noch mehr. Bis zu einem gewissen Grad hatte auch Jace die Tendenz zum Einzelgänger, aber der junge Mann hatte noch nicht sein Fundament gefunden. Noch schien der Jaguar von den Gezeiten und Stürmen hin und her getrieben zu werden, noch arbeitete er nicht auf ein bestimmtes Ziel zu. Natürlich gab es viele Menschen und auch Wandler, die dem Schicksal ihr Recht ließen, aber die wenigsten Jaguare konnten das. Sie hatten meist das Bedürfnis, alles kontrollieren zu müssen. Nicht so Jace und Leo wusste und akzeptierte das. Mehrere Male in den letzten Jahren hatte sich Cole bei Leo über die Ungerechtigkeiten ausgelassen, die sein Bruder erleiden musste. Der attraktive Jaguar wollte trotz seiner eher unterwürfigen Veranlagung im Bett außerhalb davon respektiert werden. Scheinbar waren dazu nicht viele in der Lage. Vielleicht konnte er Jace wenigstens im Beruflichen helfen. Mal sehen, ob der Jaguar das Thema selbst zur Sprache brachte.
Mittlerweile schwitzten Jace‘ Handflächen und er beobachtete immer aus den Augenwinkeln heraus Leos nachdenkliches Gesicht. Ihr Alpha sah oft zu ihm herüber und schien über ihn nachzudenken. Als Freund von Cole wunderte das Jace nicht wirklich. Außer Leo, Chris, Pedro und Veris hatte sein Bruder so gut wie keine Freunde, daher besprach er seine Sorgen immer mit einem der vier oder mit Jace. Aber über seine Sorgen bezüglich Jace‘ Leben konnte er sich schlecht mit ihm unterhalten, vor allem wenn er eine neutrale Ansicht brauchte. Zwar verstand er Coles Wunsch sich mit jemandem auszutauschen, aber da es dabei um seine privaten Probleme ging, gefiel ihm nicht. Sein Herz schlug im Stakkato-Takt gegen seine Rippen und mit jeder vergehenden Minute wurde er nervöser. Wenn er das Thema, das ihm auf der Seele brannte, noch ansprechen wollte, würde er es jetzt tun müssen, denn später würde ihm wohl der Mut dazu komplett fehlen.