Wild Territories II - Nordlichter über Alaska - Celia Williams - E-Book

Wild Territories II - Nordlichter über Alaska E-Book

Celia Williams

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Beschreibung

Eigentlich ist Veris mit seinem Alpha nach Alaska gereist, um dessen Gefährten zurück zu holen, dass er dabei einem Mann begegnen könnte, der fast perfekt zu ihm passt, damit hat der Tigerwandler nicht gerechnet. Trotzdem wagt der Kater den waghalsigen Versuch, den Polarwolf für sich zu gewinnen.

Erschwert wird dies nicht nur durch die leicht homophobe Einstellung des Rudels, sondern auch durch die Tatsache, dass Joseph Arctos nicht nur der Beta des Caniden-Rudels ist, sondern auch der zukünftige Alpha.

Kann dieses leicht engstirnige Rudel einen Mann an der Seite ihres Betas akzeptieren, vor allem, wenn dieser zudem noch eine Katze ist?

 

Diese Geschichte enthält homoerotische Szenen und ist daher nur für volljährige und aufgeschlossene Leser geeignet!

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Celia Williams

Wild Territories II - Nordlichter über Alaska

Gay Fantasy Romance

Hier ein dickes fettes Dankeschön an meine beiden Korrekturleserinnen Ursula und Iris. Ihr macht euch immer so viel Mühe mit meinen Texten! Danke! Ebenso möchte ich meinem Mann danken, der meine Schreiberei klaglos erträgt! Und auch euch Lesern möchte ich herzlich danken. Eure Unterstützung hat mich so weit gebracht. Danke. Eure CeliaBookRix GmbH & Co. KG81371 München

Wichtige Hinweise

Sämtliche Personen dieser Geschichte sind frei erfunden und Ähnlichkeiten daher nur zufällig.

 

E-­Books sind nicht übertragbar und dürfen auch nicht kopiert oder weiterverkauft werden.

 

Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und für homophobe Menschen nicht geeignet. Im wahren Leben gilt ein verantwortungsbewusster Umgang miteinander und Safer‐Sex!

 

 

 

Reihenfolge bei Wild Territories:

Band 1: Süße Harfenklänge

Special: Lynx in love (kostenfrei bei BookRix lesen!)

Band 2: Nordlichter über Alaska

Entstehungsgeschichte

 

Ursprünglich züchteten die verschiedenen Staaten auf der kompletten Welt die Tierwandler als Verstärkung oder auch Verbesserung ihres Militärs. Da sich Mutter Natur nicht überlisten ließ, geriet alles im Laufe der Zeit außer Kontrolle und jetzt, einhundert Jahre später, lebten weltweit Millionen Wandler verborgen unter den Menschen und das Militär hatte bereits vor fünfzig Jahren die Verfolgung eingestellt. Denn schon damals erarbeiteten sich viele Wandler hohe Positionen in Wirtschaft, Politik und auch beim Militär. Da man einen Gestaltwandler in seiner menschlichen Gestalt nicht von einem normalen Menschen unterscheiden konnte, infiltrierten sie jede Ebene der Gesellschaft, schafften sich eine dauerhafte Basis und hatten so die Überhand über ihre Verfolger.

Heute traten viele Wandler, vor allem Wolfsartige und Bärenwandler, wieder dem Militär bei, denn sie eigneten sich nun mal am besten für diese Jobs. Ihre Körper wiesen eine Robustheit auf, von der ein Mensch nur träumen konnte. Zudem verfügten sie über Kräfte, die oft den Einsatz von Maschinen unnötig machten. Ein Wandler erklomm eine Steilwand ohne Sicherungsmaterial in der halben Zeit wie ein menschlicher Freeclimber mit mehrjähriger Erfahrung, auch wenn er es noch nie gemacht hatte.

Trotzdem sahen sich die Wandler als Teil der Menschheit. Etwas anderes blieb ihnen auch nicht übrig, denn viele von ihnen fanden ihre perfekten Partner in den Reihen des gewöhnlichen Homo sapiens. Hier hatten sie es im Grunde auch leichter als der gewöhnliche Mensch, denn sie konnten wittern, wer gut zu ihnen passte. Ihre empfindlichen Nasen verrieten ihnen den Grad der Kompatibilität. Diese Übereinstimmung machte auch nicht vor den Geschlechtern halt. Wenn ein Mann über einen Geschlechtsgenossen stolperte, dann band er sich auch an diesen, zumindest bei den aufgeschlossenen Wandlergruppen.

Der New Yorker Katzen-Alpha hatte sogar einen Fuchsrüden zum Ehemann genommen, da dieser perfekt zu ihm passte. Laut der ermittelten Statistiken des Caniden-Rudels aus Alaska, sollte man sich darüber nicht wundern, denn die Duftmarke war ein absolut verlässlicher Indikator. War die Übereinstimmung groß genug, funktionierte es immer, ohne Ausnahme.

Warum sich aber gerade die Alaska-Caniden an den Grundsatz hielten, dass Bindungen nur unter Verschiedengeschlechtlichen erfolgen durften, verstand daher niemand. Vor allem Veris Tigris nicht.

Startschwierigkeiten

 

Seit Chris sich an Leo gebunden hatte, herrschte hier in Alaska im Caniden-Rudel eine echt seltsame Stimmung. Die Katzen flogen einen Tag nach dem geglückten Manöver ab und ließen ein ziemlich angefressenes Rudel Wolfsartige zurück.

Veris bewegte sich zwischen den Fuchs-, Wolfs-, Wildhund- und Kojotenwandlern wie auf Eiern. Als Katze fühlte er sich nicht gerade gut zwischen all diesen bellenden Vierbeinern. Trotzdem hielt ihn ein einziger von diesen Kläffern hier – Joseph Arctos. Der Beta des Rudels hatte schneeweiße Haare mit fast schwarzen Haaransätzen und erinnerte somit auch in seiner menschlichen Gestalt an den Polarwolf, der in ihm steckte. Veris hatte ständig das Bedürfnis sich an dem gleichgroßen Mann zu reiben. Natürlich konnte er das nicht tun, denn von dem jüngeren Wandler kamen keinerlei Signale, dass er überhaupt Interesse an ihm hatte. Trotzdem verharrte er hier und besprach mit Joseph ihre Bedürfnisse und ihre technischen Gegebenheiten in New York.

Die Caniden betrieben hier in Alaska ein gut florierendes Sicherheitsunternehmen mit einem exzellenten Ruf weltweit. Selten hatte Veris so viele Ex-Militärs auf einem Haufen gesehen. Die Alaska-Caniden waren viel dichter an ihrem Erbe, als viele andere Wandler. Anfangs sollte die Überprüfung ihres Firmensitzes in New York nur eine Finte sein, doch Veris fand die technischen Möglichkeiten und die Erfahrung des Rudels dermaßen beeindruckend, dass er seinem Alpha gegenüber um eine vollständige Ausführung des Auftrags bat.

Natürlich spielte mit hinein, dass Joseph Arctos verdammt perfekt duftete. Nicht ganz so kompatibel wie Chris es für Leo war, aber verdammt dicht dran. So eine Konvergenz wie zwischen dem Fuchs und dem Löwen gab es extrem selten und Veris wollte zumindest ausloten, ob es für sie beide eine Chance gab. Doch bisher blockte der Rüde jede Annäherung ab. Aber sie kannten sich auch erst drei Tage und Veris hatte es bisher auf der Freundschaftsschiene probiert. Trotzdem ging der arktische Wolf vollkommen auf Abwehr. Ob das an seinem Geschlecht lag oder an seiner Art, musste Veris noch herausfinden. Es ärgerte ihn, dass er so gar keine Fortschritte machte. Selbst eine totale Abfuhr wäre ihm lieber.

Natürlich würde der Wolf solch eine Brüskierung des Kunden nicht wagen. Diese Erkenntnis ließ Veris frustriert aufseufzen. Was hatte er sich nur gedacht? Er hatte sie in eine unhaltbare Situation manövriert aus der sie erst ausbrechen konnten, wenn die Überprüfung abgeschlossen war und das konnte Wochen dauern. Purer Frust wälzte sich durch Veris‘ Körper.

 

Der Sumatratiger marschierte durch das Foyer des Canis-Firmengebäudes auf der Suche nach Joseph. Der sollte heute Morgen mit ihm die Sicherheitsprotokolle von Panthera Enterprises durchgehen, doch der Wolf war nirgends aufzutreiben. Veris litt etwas unter der Einsamkeit. Im Gästehaus des Unternehmens herrschte nun gewissermaßen gähnende Leere, denn nur noch Veris hatte dort sein Quartier. Vor allem der Abend und die Nacht waren still und einsam. Zwar lebte der Tiger auch in New York allein, doch als Beta des Rudels hatte er so viel zu tun, dass er nur zum Schlafen nach Hause kam. Hier lag die Sache aber anders. Außer den Besprechungen hatte er nichts zu tun. Er wälzte technische Daten und beurteilte, ob sie für Panthera interessant sein könnten. Im Grunde hätte er das auch in New York tun können, doch der Alpha der Wolfsartigen befürwortete seinen Verbleib in Alaska.

Gleich nach der Abreise von Leo und Chris wurde Veris von Darius Amarok, dem hiesigen Rudelführer, zur Seite genommen und gebeten ebenfalls zu beurteilen, ob nicht noch engere Geschäftsbeziehungen zustande kommen könnten. Die Caniden wussten, dass es besser wäre, ihre finanzielle und wirtschaftliche Sicherheit nicht von einem einzigen Branchenzweig abhängig zu machen. Daher stimmte der Tiger der Bitte zu und beurteilte zeitgleich die Möglichkeit für weitere Geschäfte mit den Caniden.

 

Die hintere Tür des Foyers öffnete sich und Joseph Arctos stürmte regelrecht in den großen Raum. Der großgewachsene schlanke Polarwolfswandler wirkte, als käme er gerade vom Sport. Eine leichte Röte lag auf seinem Gesicht und die hellen Bartstoppeln hoben sich deutlich von der verfärbten Haut ab.

Veris, der an der Wand gelehnt hatte, stieß sich sofort ab und trat dem Wolf entgegen. Sein bewundernder Blick streifte den anderen Mann. Beim Anblick der weichen Stoppeln wünschte sich Veris, sich daran reiben zu dürfen. Vermutlich würde ihm Joseph eins überbraten, wenn er es versuchen würde.

Erstaunt verharrte der Rüde im Schritt und starrte den Kater fragend an. Immer wenn sie sich nahe kamen, drang ihm die Witterung des Sumatratigers in die Nase und alles in ihm ballte sich zusammen. Sein Körper kämpfte einen schlammigen Grabenkampf gegen seinen Verstand. Einerseits lockte ihn der würzige Duft nach Mann und Kater, andererseits stieß ihn sein Verlangen ab. In ihrem Rudel wurde Sex zwischen Männern geduldet, schließlich machte es Spaß, aber man konnte sich nicht an einen Gleichgeschlechtlichen binden, denn das wäre für den Rudelerhalt kontraproduktiv. Warum wartete Veris hier auf ihn? Hatte er etwas vergessen? Joseph hatte normalerweise ein gutes Gedächtnis.

Auch ohne Ausformulierung der Frage gab Veris bereitwillig Antwort: „Du hast mich hergebeten, um unsere aktuellen Protokolle durchzugehen.“

Erkenntnis leuchtete in den hellblauen Augen des Wolfes auf. Zerknirscht trat er auf den Tiger zu und deutete an, ihm zu folgen. Dabei ging er sehr dicht an dem Kater vorbei. Bis zu einem gewissen Grad tat er es absichtlich, wollte damit endlich die Fronten klären. Er betrieb hier Abschreckungspolitik.

Automatisch schnappte dabei Veris die veränderte Witterung des Rüden auf. Er stank nach Wölfin. Anders konnte es Veris nicht nennen. Harsch einatmend folgte er dem Mann, der so gut zu ihm passen würde und sich lieber mit etwas Zweitklassigem zufrieden gab, solange es nur das passende Geschlecht und Gattung hatte. Gut, er konnte dieser Vorgabe folgen. Von nun an würde er den Rüden behandeln wie jeden anderen auch.

Bisher hatte er sich wie ein Gentleman verhalten, hielt ihm Türen auf, reichte ihm ein Glas Wasser, wenn er sich näher befand und zeigte sich rundum aufmerksam. Er konnte aber auch anders. Ihm den Hof zu machen hatte sich in genau diesem Moment als sinnlos herausgestellt. Warum sollte er unnötig Energie verschwenden? Von nun an würde er sich mit Joseph keine Mühe mehr geben. Dicht hinter dem Polarwolf betrat er dessen Büro, um die Unterlagen durchzugehen. Das kleine Büro wurde vollständig von der übertragenen Witterung der Wölfin eingenommen und Veris hatte das Gefühl, dass ihm Übelkeit die Kehle zuschnürte. Knurrend schüttelte er kurz den Kopf und erklärte auf Josephs fragenden Blick: „Sorry Alter, aber du stinkst abartig. Das halte ich auf Dauer nicht aus.“

Im ersten Moment wollte Joseph schon brüskiert auffahren, doch dann erkannte er, dass es in Wandlerkreisen wohl schon als extrem unhöflich gelten konnte, wenn er gegenüber einem so passenden Partner so sehr nach anderen Sexgespielen roch. Ohne Erklärung hatte er dem anderen Mann klar machen wollen, dass er kein Interesse hatte. Leider fesselte ihn der athletisch aussehende Tiger extrem. Immer wenn der nicht hinsah, verschlang er ihn regelrecht mit den Augen, achtete aber akribisch darauf, dabei nie erwischt zu werden. Ruckartig nickte er und erhob sich: „Ich bin gleich wieder da.“ Schnell schob er Veris die Unterlagen zu und verließ sein Büro. Im Untergeschoss konnte er duschen und die Kleider wechseln.

Voll konzentriert auf die Akte las Veris Blatt um Blatt und verbot sich jedes Abwandern der Gedanken. Jetzt zählte nur noch das Geschäft. Joseph wollte ein Statement abgeben und es war bei ihm eins zu eins angekommen.

Unter der Dusche schrubbte Joseph seine Haut mit einer wohlriechenden Flüssigseife ab, entfernte sorgfältig jede Spur des verbliebenen Duftes. Seufzend registrierte er, dass er zwar das erreicht hatte, was er wollte, dabei aber Veris verletzt hatte und es ihm auch nicht besser ging. Mit dieser Handlung hatte er alle Möglichkeiten in Richtung des Katers verbauen wollen. Das war ihm wohl zu einhundert Prozent gelungen. Vor allem wollte er es sich selbst so schwer wie möglich machen. Er fand den Tiger sympathisch und vor allem anziehend. Immer wieder geisterten seltsame Gedanken durch sein Hirn und er konnte es einfach nicht abstellen. Am schlimmsten war für Joseph, dass der Sex mit der Wölfin nicht einmal in die Kategorie Mittelmaß fiel. Er war echt übel gewesen. Joseph hatte sich regelrecht zum Erguss zwingen müssen. Der abturnende Körperduft der Wölfin hatte es ihm regelrecht schwer gemacht, hart zu bleiben. Allein die Fantasie, hart und tief in den Tiger zu stoßen, hatte es ihm möglich gemacht zu kommen. Man sagte nicht ohne Grund, dass Sex Kopfsache wäre. Frustriert sah er an sich hinunter und betrachtete sein schon wieder pochendes Glied, das einladend von seiner Körpermitte abstand. Allein ein Gedanke an die Samtpfote reichte schon aus, um diese Reaktion zu provozieren. Resigniert ignorierte er seinen Zustand und dachte an eklige Begebenheiten. Der Geruch eines Schlachtfelds im Nahen Osten nach drei Tagen genügte schon, um seine Erregung abklingen zu lassen. Die Erinnerung an den süßlichen Leichengeruch bei fünfundvierzig Grad im Schatten, schaffte es problemlos ihn herunter zu bringen.

 

Erst kam Joseph zu spät und dann ließ er ihn hier einfach sitzen. Ob er wohl etwas vergessen hatte? Ruckartig blätterte Veris und verdrängte die schon wieder aufkommenden Gedanken an den extrem anziehenden Rüden. Es brachte nichts, sich über ihn weiter den Kopf zu zerbrechen. Es gab für sie keine gemeinsame Zukunft, das hatte der Wolf ihm heute unmissverständlich klar gemacht. Trotzdem kehrten Veris‘ Gedanken immer wieder zu ihm zurück.

Das leise Öffnen der Tür zog seine Aufmerksamkeit auf den Eintretenden. Joseph war zurück und duftete jetzt definitiv besser. Jetzt roch er nach Wasser, Seife und sich selbst. Er hatte geduscht. Warum machte er denn sowas? Der Gestank hätte ihn konstant an das bevorzugte Weibchen erinnert, doch jetzt duftete er wieder nur nach sich selbst und stachelte Veris damit an, sich an ihm zu reiben, bis er seine Witterung angenommen hätte. Allein die Vorstellung, wie die feinen Bartstoppeln über seine eigene Haut rieben, sorgten für eine Ganzkörpergänsehaut bei dem Tiger. Kopfschüttelnd konzentrierte er sich auf das Hier und Jetzt. Sie hatten Arbeit! In genau diesem Moment kam ihm eine Frage siedend heiß in den Kopf geschossen: Warum hatte er den Geruch abgewaschen? War es ein Versehen gewesen, sich ihm so zu präsentieren? Tat es ihm vielleicht leid? Veris konnte keine dieser Fragen beantworten, daher beschloss er, an der festgelegten Route festzuhalten und auf eine Annäherung durch den Wolf zu warten. Er würde in Zukunft Joseph nur noch wie einen Kumpel behandeln, wie einen oberflächlichen Bekannten.

„Wie weit bist du?“, erkundigte sich Joseph vorsichtig. Er konnte spüren, dass Veris einen Beschluss gefasst hatte und dieser ihm vermutlich nicht schmecken würde. Da er aber selbst Anlass zur Veränderung gegeben hatte, durfte er sich jetzt nicht beschweren.

Mit einer lässigen Bewegung aus dem Handgelenk ließ Veris die Papiere auf die Tischplatte gleiten und erklärte: „Fast durch. Hinten die Statistiken habe ich mir noch nicht angesehen.“

Gut, dann konnten sie schon über den Inhalt diskutieren. Ohne viel Schnickschnack fasste Joseph die Statistiken und Tabellen in wenigen Worten zusammen, damit es weiter gehen konnte. Einträchtig arbeitend sahen die beiden Männer den halben Tag zusammen die Unterlagen durch. Nachmittags um zwei reckte und streckte sich Veris und ließ den Kopf vorne über die Brust rollen.

Dies beobachtete und Joseph und erkundigte sich mitfühlend: „Ein bisschen Auslauf gefällig?“

Ein Tiger in Alaska

Begeistert leuchteten Veris Augen auf. Oh ja, ein guter Lauf, das wäre jetzt genau das Richtige! „Bin dabei!“ Seit ihrem letzten Rudellauf vor drei Wochen hatte Veris nur in geschlossenen Räumen seine Tiergestalt angenommen. Ihm fehlte es, die Muskeln zu dehnen und zu strecken. Alleine das Gefühl, wenn er die Pfoten spreizte und Luft in die empfindlichen Zwischenräume eindrang, ließ ihn in Gedanken schnurren.

„Gut. Ich sage Darius Bescheid und wir treffen uns dann in einer viertel Stunde vor dem Gebäude.“ Gemeinsam verließen sie das einstöckige Firmengebäude und Joseph begab sich umgehend auf die Suche nach seinem Alpha. Sein Herz pochte ihm bis zum Hals, wenn er sich vorstellte mit dem Tiger an seiner Seite über den Permafrost zu laufen. Ob sich der Kater in der Kühle Alaskas überhaupt wohl fühlte? Nur sibirische Tiger stammten aus kühlen Regionen, alle anderen kamen eher aus subtropischen Gegenden. Schützte ihn sein kurzes Fell ausreichend vor der Kälte?

 

Da Veris seine Kleidung nicht einfach im Freien deponieren konnte, denn es bestand die Gefahr, dass sie nass wurde oder sogar einfror, falls es bei ihnen länger dauerte, lief er schnell zum Blockhaus. Dort schlüpfte er aus seinen Cargohosen und seinem Pullover. Die Unterwäsche und das Shirt ließ er einfach auf dem Kleiderhaufen fallen. Jetzt, mitten am Tag herrschten hier ganz angenehme zwölf Grad, dafür würde in der Nacht das Thermometer bis auf stattliche Minus fünfzehn Grad fallen. Erst in vier Wochen würde sich der Sommer hier festsetzen und selbst dann zeigte die Quecksilbersäule nachts nur knapp über dem Gefrierpunkt. Alaska war eben nicht Hawaii. Energisch zog er die Tür des Hauses ins Schloss. Nackt rekelte sich Veris in der kühlen Brise. Seine Warzenhöfe zogen sich zusammen und seine Nippel standen von seiner haarlosen Brust ab wie zwei aufgepfropfte Kieselsteinchen. Er mochte dieses Gefühl der Kühle auf der Haut. Trotzdem wandelte er schnell die Gestalt. In seinem Rudel störte sich niemand an dieser Freikörperkultur, doch er hatte keine Ahnung, wie es hier gehandhabt wurde. Sich zurückzuhalten kostete ihn ja nichts.

Mit geschmeidigen Schritten trabte Veris zurück zum Firmengebäude. Direkt vor dem Flachbau befand sich ein überdimensionierter Wendehammer, in dessen Zentrum drei große Fichten standen. Die unteren Zweige befanden sich so hoch, dass sogar ein Sattelschlepper darunter durchfahren konnte, ohne sich das Dach zu zerkratzen. Für den Tiger stellten diese Bäume einen echten Anreiz dar. Seine tierischen Verwandten kletterten nur selten, meist in Gefahrensituationen, auf Bäume, doch Veris liebte jede Art des Kletterns. Ob eine Steilwand, ein Baum oder eine künstliche Kletterwand, er bezwang alles. Irgendwann wollte er einmal einen Achttausender besteigen. Mit etwas Anlauf überwand er die ersten paar Meter, dann kletterte er mit Hilfe seiner scharfen Krallen bin hinauf zum ersten Ast. Die stabile Verzweigung hielt problemlos sein Gewicht und er fläzte sich gemütlich in die Gabelung. Seinen Kopf legte er auf der Pfote ab und seine Augen huschten über die Landschaft. Ihm gefiel die karge Landschaft Alaskas. Zu gerne würde er einmal eine Wanderung durch die Berge machen und das am liebsten in seiner Tiergestalt.

 

In seiner Wolfsgestalt kehrte Joseph zum Firmengebäude zurück. Suchend sah er sich um. Er konnte Veris wittern, sah ihn aber nirgends. Erst ein leises Fauchen aus der Höhe ließ ihn auf den friedlich daliegenden Sumatratiger hoch im Baum aufmerksam werden. Wahnsinn! Joseph konnte in seiner Tiergestalt kein bisschen klettern, aber er hatte auch keine ausfahrbaren Krallen, im Gegensatz zu Veris. Natürlich bemerkte Joseph, dass ihn der Gestreifte genau im Auge behielt, jeder seiner Bewegungen mit den Augen folgte. Diese Tatsache regte den Spieltrieb des Rüden an. Wie ein spielender Welpe sprang er zurück, schob dann die Beine nach vorne und stellte die Rute steil auf. Ein beherztes hin- und herwedeln mit dem buschigen Schwanz forderte den Tiger zum Spielen auf.

Natürlich konnte Veris dieser Einladung nicht widerstehen und sprang einfach von dem hohen Ast herunter. Wie jede Katze landete Veris sicher auf den Pfoten. Das erschreckte Fiepen des Rüden ließ ihn überrascht aufschauen. In den hellen Iriden spiegelte sich dessen Erschrecken. Der Wolf hatte wohl nicht damit gerechnet, dass der Tiger ohne Zwischenstopp von dort oben heruntersprang. Veris blickte noch einmal nach oben. Es waren doch höchstens zehn Meter! Das entsprach etwa einer Fallhöhe von drei Metern bei einem normalen Stubentiger, nichts Besonderes. Ganz entspannt drehte er sich wieder dem arktischen Wolf zu und schnurrte leise.

Noch immer saß dem Polarwolf der Schreck in den Gliedern, sein weißes Fell stand leicht gesträubt vom Rücken ab. Mit einem leichten Schütteln glättete er die Fellpartie und betrachtete das Raubtier, das so langsam und elegant auf ihn zukam. Schön, wahrlich wunderschön. Die schwarzen Fellstreifen betonten die festen Muskelpartien unter dem seidenweichen braun-goldenen Fell. Die grünen Augen, umrandet von dunklen Wimpern, beeindruckten Joseph über alle Maßen. Dieser Blick konnte ein Gegenüber problemlos hypnotisieren. Ein klägliches Winseln entkam seiner Kehle und er schüttelte erneut seinen Körper. Er verachtete sich für die Faszination, die der Tiger auf ihn ausübte. Das musste aufhören.

Schnell fuhr Joseph auf den Hinterläufen herum und trabte hinaus in die freie Landschaft.

Im ersten Moment sah der Tiger dem davonlaufenden Wolf irritiert nach, doch dann zuckte er im übertragenen Sinne mit der Schulter und folgte dem weißbefellten Caniden. Gerade in seiner Tiergestalt duftete er wie Zucker, zumindest für Veris. Die Kombination von Testosteron, Mann und Wolf wirkte wie Viagra auf den Tiger. In diesem Moment dankte Veris Mutter Natur oder auch den ihm unbekannten Wissenschaftlern, dass man einem Tiger und somit auch ihm, die Erregung nicht wirklich ansah. Natürlich konnte Joseph sie wittern, dagegen konnte er nichts tun, aber im Gegenzug roch auch Veris dessen aufgeladene Duftmarke. Seinem Mitläufer ging es nicht anders, auch er platzte fast aus allen Nähten vor lauter Geilheit. Pech, für die Distanz zwischen ihnen hatte Joseph selbst gesorgt, jetzt musste er mit den Folgen leben.

 

Schnell änderte sich ihr Laufverhalten und sie wechselten von dem entspannten Trab in wahrliches Laufen. Schnell legten sie Meile um Meile zurück. Der Untergrund wurde steiniger, dann ragten die ersten Felsen vor ihnen auf, die von hohen Nadelbäumen eingerahmt wurden. Der Wald Alaskas hatte seinen ganz eigenen Charme. Begeistert streifte der Tiger zwischen den dicken Stämmen herum, rieb sich daran und genoss die Reibung auf seinem mittellangen Fell. Veris hatte vor Jahren festgestellt, dass seine Felllänge nicht nur von der Jahreszeit abhing, im Winter waren seine Fellhaare per se länger, sondern auch von der Art, wie er seine Haare als Mensch trug. Je länger, desto buschiger und länger war auch sein Tierfell. Im Moment trug er seine Haare stufig geschnitten in Löwenmähnenlook. Sein braunes Haar umspielte sein kantiges Gesicht im Wind und er liebte dieses Gefühl auf den Wangen und am Hals. Aber es machte ihm auch nichts aus, wenn er die Haare raspelkurz abrasierte. Beim Militär hatte er sie immer so kurz getragen, es war einfach praktischer.

Die blauen Augen folgten dem gestreiften Wandler. Der lange Katzenschwanz schwang durch die Luft und Joseph musste immer den Impuls bekämpfen, los zu sprinten und die wedelnde Quaste einzufangen. Wie sich dieses Haarbüschel in seinem Intimbereich anfühlen würde? Energisch schüttelte er seinen Kopf und vertrieb so diesen abwegigen Gedanken. Er musste unbedingt aufhören so über Veris nachzudenken. Zwar verbot ihm nichts etwas mit dem Tiger anzufangen, aber es hätte keine Zukunft. Da der New Yorker aber Chris und Leo vor Augen hatte, würde er mindestens das selbe erwarten und würde unweigerlich enttäuscht werden. Das konnte er ihm nicht geben. Als zukünftiger Alpha musste er sich an ein Weibchen binden.

Es spielte keine Rolle, ob es sich dabei um eine Wandlerin oder um eine Menschenfrau handelte, Hauptsache er konnte mit ihr Nachwuchs zeugen. Frust machte sich in seinem Inneren breit. Bevor er Veris begegnete, hatte er sich an diesem Zwang nie gestört, doch jetzt ärgerte es ihn, dass man ihn in der Wahl einschränkte. Aus Prinzip hätte er gerne die Möglichkeit es selbst zu entscheiden, auch wenn er bisher das weibliche Geschlecht bevorzugte.

Natürlich hatte Joseph in seiner Sturm- und Drangphase wie jeder andere Jugendliche alles gevögelt, was bei drei nicht auf den Bäumen war, da war auch der eine oder andere Kerl dabei. Aber wenn seine Wahl bisher auf einen Mann fiel, dann eher auf androgyne und zierliche Twinks und niemals auf solche gestandenen Männer wie ihn selbst. Veris entsprach so gar nicht seinen Vorlieben und doch wirkte er auf ihn dermaßen anziehend, dass er sich nonstop daran erinnern musste, dass er nichts mit ihm anfangen durfte.

Ein kurzes Techtelmechtel solange Veris in Alaska wäre, würde Joseph schon gefallen, aber er kannte sich. Sollte der Sex tatsächlich so gut sein, wie er ihn sich vorstellte, würde er sich nicht mehr trennen wollen. Also durften sie nichts mit einander anfangen, auf keinen Fall!