Wild Territories I - Süße Harfenklänge - Celia Williams - E-Book

Wild Territories I - Süße Harfenklänge E-Book

Celia Williams

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Beschreibung

Chris, ein Fuchsgestaltwandler, lebt und arbeitet seit zehn Jahren im Big Apple, im Territorium der Katzen. Nach einem Wechsel an der Führungsspitze des Katzenrudels müssen alle Aufenthaltsgenehmigungen rudelfremder Gestaltwandler erneuert werden. Auch Chris reicht seine Papiere bei den Katzen ein und schickt als nette Geste zwei Freikarten für das nächste Konzert mit, denn der kleine Fuchswandler verdient sein Geld mit Harfe­ spielen beim Manhattan Symphonic Orchestra.

Leo, der Alpha der Katzen, nutzt die Karten für sich und seine potentielle Gefährtin. Als sich der große Löwe und der kleine Fuchs begegnen, erkennt der Katzenmann, dass es für ihn einen kompatibleren Partner als die attraktive Löwin an seiner Seite gibt.

Kann eine Beziehung zwischen zwei so unterschiedlichen Männern überhaupt gut gehen? Sie trennt nicht nur die Tatsache, dass sie zwei vollkommen gegensätzlichen Spezies angehören, sondern auch, dass sie in allem total verschieden sind. Ein hinreißendes Vor und Zurück beginnt, wobei die Interessen zweier Rudel, internationale Firmenpolitik und familiäre Bande bedacht werden müssen.

 

Diese Buch enthält explizite homoerotische Szenen uns ist daher nur für tolerante und volljährige Leser geeignet.

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Celia Williams

Wild Territories I - Süße Harfenklänge

Gay Fantasy Romance / Gestaltwandler

Danke! Hier danke ich meiner guten Freundin Ursula für ihr Nachlesen meiner manchmal verworrenen Texte und die Geduld, die sie dabei mitbringt. Ebenso möchte ich Iris danken, die meiner Geschichte den letzten Schliff verpasst hat und nocheinmal nach Grammatikfehlern gesucht hat. Danke. Auch möchte ich hier meiner Familie für ihre anhaltende Unterstützung danken. Als letztes danke ich euch, meinen Lesern, denn wenn ihr euch nicht hinsetzen würdet und meine Geschichten lesen würdet, könnte ich mir die Zeit sparen. Danke! Eure CeliaBookRix GmbH & Co. KG81371 München

Wichtige Hinweise

Sämtliche Personen dieser Geschichte sind frei erfunden und Ähnlichkeiten daher nur zufällig.

 

E-­Books sind nichtübertragbar und dürfen auch nicht kopiert oder weiterverkauft werden.

 

Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und für homophobe Menschen nicht geeignet. Im wahren Leben gilt ein verantwortungsbewusster Umgang miteinander und Safer‐Sex!

Anders als man denkt

Die Welt ist nicht so wie sie den meisten Menschen erscheint. Seit vier Generationen leben Gestaltwandler unerkannt und verborgen unter ihnen. Sie haben ihre eigenen Strukturen, Gesetze und Verhaltensregeln geschaffen. Mittlerweile besetzen sie hohe Positionen in weltweit operierenden Konzernen und sind führend beim Militär, der Forschung und haben ihre Finger in allen Regierungen weltweit. Die Welt ist definitiv anders als der normale Mensch es annimmt.

 

Die Militärs weltweit brauchten vor zweihundert Jahren überragende Soldaten, da aber die Fähigkeiten der menschlichen Kämpfer limitiert waren, beschlossen sie, einen Supersoldaten zu erschaffen. Anfangs versuchten sie es mit Kybernetik und dem Integrieren von künstlichen Komponenten in den menschlichen Körper. Doch dies ertrugen die Probanden nicht und es kam zu desaströsen Zwischenfällen. Als Konsequenz wandten sich die Forscher einer anderen Technik zu.

Sie kombinierten die DNA von Menschen und verschiedenen Tieren. In Europa beschäftigte sich die NATO mit der Vermischung von Katzengenen mit menschlichen. Die Asiaten züchteten mit Bären. Nordamerika konzentrierte sich auf hundeartige Tiere, wie Wölfe, Füchse, Kojoten und Wildhunde. Der afrikanische Versuch mit Vogelarten zu splicen scheiterte auf kolossale Weise. Durch die Methode Versuch und Irrtum stellten die Wissenschaftler weltweit schnell fest, dass man nur Säugetiere untereinander splicen konnte. Natürlich wollte das Militär diese Wild Soldiers unbedingt kontrollieren können, daher setzte man eine Kombination aus massiver Konditionierung und Geburtenkontrolle ein, denn der Sexualtrieb stellte bei diesen Elitesoldaten ein Problem dar.

Doch wie zu erwarten, ließ sich die Natur nicht in Formen pressen und ging ihren eigenen Weg. Bereits zehn Jahre nach der Schaffung der ersten Wild Soldiers entkamen einige in die Freiheit. Die Verhütung der weiblichen Exemplare versagte bereits nach Monaten und es passierte das, was im Leben eben immer passierte. Es geriet außer Kontrolle.

Innerhalb der nächsten fünfzig Jahre verbreiteten sich die Mensch-Tier-Hybriden über die ganze Erde und die Eigenschaften der nächsten Generation waren noch beeindruckender, als die der ursprünglichen. Sie konnten sich wandeln. Trug ein Hybrid die Gene eines Wolfes, war dieser nun in der Lage, sich auch in das entsprechende Tier zu verwandeln. Nach diesem Entwicklungssprung hörten die Militärs mit der Jagd auf die Hybriden auf, mittlerweile gab es weltweit so viele und mächtige, dass diese anfingen in die obersten Strukturen und Hierarchien der Regierungen und des Militärs vorzudringen. Sie jetzt zu jagen oder gar zu eliminieren würde automatisch zu Fragen führen, die kein General oder Stabschef jemals beantworten wollte oder könnte. Die Wild Soldiers wurden zum wohlgehüteten Geheimnis der beteiligten Regierungen. Es wurde die Maxime ausgeben: Nichts sehen, nichts sagen, nichts hören!

Konzertprobe

Chris stimmte wie jeden Morgen seine Harfe. Er saß zwischen all den Musikern des Manhattan Symphonic Orchestras und bereitete sich auf die Generalprobe des neuesten Konzerts vor. Die vielfältigen Aromen im Konzertsaal drangen in seine Nase und er filterte sie automatisch. Keine Gefahr in Verzug. Es roch nach Schweiß, Deospray, Bohnerwachs und nach Instrumentenöl. Also alles war wie immer. Während er dieser stumpfsinnigen Tätigkeit nachging, er konnte seine Harfe mittlerweile im Schlaf stimmen, dachte er über die neuen Machtverhältnisse im Big Apple nach. Seufzend hatte er auf diese Machtverschiebung reagiert. In der letzten Woche hatte die Spitze des ortsansässigen Katzen-Rudels gewechselt und somit lief seine Aufenthaltsgenehmigung in New York aus. Seit nun zehn Jahren arbeitete er in Manhattan und wohnte in einem kleinen Zwei-Zimmer-Apartment in Washington Heights. Vor seiner Anstellung bei dem Orchester hatte er auch in Manhattan Musik studiert, dazu war er extra von Alaska hierher gezogen.

Dies stellte für einen Menschen kein sonderliches Problem dar, doch Chris Renard gehörte zu den Nachkommen der Wild Soldiers, er war ein Fuchswandler. Dies konnte man seiner menschlichen Erscheinung ebenfalls ansehen, hatte sein Haar doch die gleiche Farbe wie sein flammend rotes Fuchsfell. Seine schlanke, nicht allzu große Gestalt überzog eine cremig weiße Haut, die von Millionen Sommersprossen verziert wurde. Mit seinen bernsteinfarbenen Augen konnte man ihn als echten Hingucker bezeichnen, zumindest unter Schwulen. Frauen fanden ihn eher niedlich und beschützenswert, obwohl er als Wandler wirklich keinen Schutz brauchte. Trotz der natürlichen Feindschaft, oder besser gesagt, dem angeborenen Misstrauen zwischen den Katzen und den Wolfsartigen, erhielt Chris damals eine Einreise- und Aufenthaltsgenehmigung. Diese musste alle vier Jahre verlängert werden. Normalerweise hätte er sich erst in zwei Jahren wieder um diese Formalität kümmern müssen, zumal er bei den einheimischen Wandlern gewissermaßen unter dem Radar flog.

Doch der Wechsel an der Führungsspitze sorgte dafür, dass alle Genehmigungen erloschen und nun erneuert werden mussten. Der neue Alpha sorgte so für einen Überblick über sein Territorium. So nannten die Rudel und Wandlergruppierungen ihre Bezirke: Wild Territories. Die New Yorker Katzen herrschten von Maine im Norden, über New York bis hinunter nach West Virginia.

Chris Aufmerksamkeit richtete sich sofort auf den Dirigenten, der gerade die Erhöhung auf der Bühne der Metropolitan Opera betrat. Dies war die Generalprobe vor der morgigen Premiere von „World of Musicals“. Alle Musiker standen unter Spannung und achteten akribisch auf jeden noch so kleinen Fingerzeig des Taktstockschwingers.

Chris schob die Ohrstöpsel tiefer in seinen Gehörgang und befand sich umgehend im Arbeitsmodus. Als Wandler verfügte er über viel bessere Sinne als jeder Mensch und er ertrug die Lautstärke des Symphonieorchesters nur mit Hilfe dieses Hörschutzes. Neue Kollegen wunderten sich immer wieder darüber, aber Chris hatte vor vielen Jahren eine passende Ausrede formuliert. Als Grund gab er einen Hörschaden als Kind an, der dafür sorgte, wenn er sich zu lauten Tönen aussetzte, dass ein Tinnitus ihn quälte und seinen Gleichgewichtssinn störte. Jeder Musiker verstand daher seine Vorsicht, denn mit diesem Hördefekt konnte man nicht musizieren.

Die übliche Totenstille legte sich über die Musiker, es wirkte immer, als würde die Welt für einen kleinen Moment die Luft anhalten. Der Taktstock ging in die Höhe und der erste Einsatz wurde gegeben. Chris verlor sich in der berauschenden Musik von „Phantom der Oper“.

Katzenangelegenheiten

Energisch klopfte es an der Tür des Vorstandsbüros von Panthera Enterprises. Das Hochhaus des weltweit operierenden Industriekonzerns befand sich im Bankenviertel von Manhattan. Gleichzeitig dienten die oberen vier Stockwerke des Gebäudes als Machtzentrale des hiesigen Katzen-Rudels. Der Alpha der Katzen fungierte zeitgleich auch als Geschäftsführer des millionenschweren Unternehmens.

Leopold de Leeuw, Mutige und seine Freunde nannten ihn Leo, lehnte sich in seinem gemütlichen Chefsessel zurück und konnte über das Verhalten seines Stellvertreters und Betas nur den Kopf schütteln. Einerseits wurde dieser von Leos Assistentin schon angekündigt und andererseits hatte der Löwenwandler die andere Katze schon gewittert und identifiziert. Brummend gab er Veris die Erlaubnis einzutreten.

Veris Tigirs, der stärkste Tigerwandler des Rudels, betrat zügigen Schrittes das Büro seines Alphas. Ihn verband mit Leo nicht nur die Rudelhierarchie, sondern auch eine lebenslange Freundschaft. Mit einem Tablet-PC in der Hand durchquerte er das nobel eingerichtete Büro. Die dazu passende Einrichtung hatte Leos Vorgänger ausgesucht, doch der neue Rudelführer hatte bereits die Kunstwerke austauschen lassen und so dem Raum seine ganz eigene Note aufgedrückt. An den Möbeln war nichts auszusetzen und Leo hatte in diesem Bezug eine pragmatische Ader, warum sollte er etwas austauschen, was noch nicht kaputt war.

Sein Vorgänger Lincoln Onca, ein Jaguarwandler, hatte seinen Posten freiwillig und auch bewusst abgegeben. Mit seinen fünfundfünfzig Jahren beschloss er, dass er von nun an mehr Zeit mit jagen und ausspannen verbringen, und nicht mehr für die Geschicke von Hunderttausenden von Katzen zuständig sein wollte. Natürlich hatte Linc genau darauf zugearbeitet, denn ein kluger Alpha wusste, wann es Zeit war zu gehen. Genau für diesen Fall hatte er Leo protegiert und als seinen Nachfolger ausgebildet. Auch Leo hatte bereits einen Nachfolger für sich selbst im Auge. Die Erbfolge wurde durch die Stärke entschieden, doch dazu mussten die Wandler keine Kämpfe oder ähnliches veranstalten. Ihre Instinkte verrieten ihnen, wer ein tauglicher und starker Anführer war. Der zweite Beta ihres Rudels, Finn Kugar, ein Pumawandler, sollte in etwa fünfzehn bis maximal zwanzig Jahren Leo beerben, denn dieser wollte nicht so lange das Rudel anführen wie sein Vorgänger.

„Hey Boss, ich hab die Unterlagen der anstehenden Genehmigungen. Es sind achtunddreißig Stück. Es sind rudelfremde Katzen, Bären und auch Wolfsartige dabei. Alles vertreten, was auf der Erde kreucht und fleucht. Willst du genauere Daten?“, Veris sah seinen Alpha fragend an.

Leopold schürzte die Lippen und nickte dann: „Erzähl mir was über die Caniden-Brut.“ Da die Wolfsartigen die natürlichen Gegner der Katzen waren, fiel ihr Augenmerk immer kritisch auf diese Besucher und Einwanderer. Die meisten Caniden blieben aber nicht im Katzenterritorium, da sie typische Rudeltiere waren und sich alleine nicht wirklich wohl fühlten.

„Es sind zwei Wölfe in Manhattan zu einer Tagung. Ihr Aufenthalt endet am Freitag. Es ist also nur eine Lappalie. Eine Schakal-Familie lebt in Brooklyn, der Familienvater ist leitender Angestellter der hiesigen Wasserwerke und ein absoluter Spezialist, wenn es um die Frischwasseraufbereitung geht. Wir sollten deren Genehmigung auf jeden Fall verlängern. Keiner von denen hat je Probleme gemacht. Ein Fuchs aus Washington Heights ist beim Manhattan Symphonic Orchestra unter Vertrag. Ich hab keine Ahnung was für ein Instrument er spielt, aber er ist schon seit zehn Jahren in New York und bisher nicht aufgefallen. Er hat auch zwei Karten für die morgige Premiere von „World of Musicals“ in der Met mitgeschickt“, informierte der Beta seinen Vorgesetzten.

„Aufmerksam. Sollten wir das als Bestechung auslegen?“, erkundigte sich Leo in aufgeräumten Ton.

Veris brummte nur: „Er schickt regelmäßig Tickets und Linc hat sie immer unter den Interessierten verteilt. Warst du noch nie zu einem Konzert in der Met oder in der Carnegie Hall?“

„Alles Katzenjammer, wenn du mich fragst. Also nein, sicher nicht. Es würde mich schon interessieren, wie er diese Geräuschkulisse erträgt. Füchse haben sehr empfindliche Ohren“, wunderte sich Leo und dachte über die zwei Karten nach. „Willst du in die Aufführung?“

Veris wiegte kurz den Kopf hin und her und meinte dann: „Du könntest mit Carmella hingehen.“

Leopold schnalzte mit der Zunge und überdachte diesen Vorschlag. Vermutlich würde sich das Topmodel anschließend von ihm ficken lassen. Frauen standen auf solche Veranstaltungen. Lohnte sich das? Da sich Carmella als kompatibel erwiesen hatte, sollte er darüber nachdenken.

Der Tigerwandler warf seinem Alpha noch einen saftigen Informationsbrocken hin: „Es gehen auch Vertreter von Pearson & Chillton hin. Auf dem anschließenden Sektempfang kann man sicher gut ein Gespräch initiieren.“ Bei dieser renommierten Anwaltskanzlei wollte Leo sein Unternehmen unterbringen. Diese Rechtssozietät galt als eine der besten der Welt, weil sie sich nicht nur auf das amerikanische Gesetz, sondern auch auf Internationales verstanden.

Knurrend streckte Leo seine Hand fordernd aus: „Gib schon her!“

Mit einer angedeuteten Verbeugung überreichte Veris seinem Chef die Tickets und meinte nur: „Viel Spaß heute Abend bei dem Katzenjammer. Meines Wissens spielt aber nur ein Wandler mit. Ist es dann nicht Gekläffe?“

Leopold griff den Tacker von seinem Schreibtisch und warf ihn seinem davon huschenden Stellvertreter nach. Natürlich zerschellte das Gerät an der Wand, hinterließ eine Delle in der Holzvertäfelung und ging zu Bruch. Verdammter Tiger! „Wenn, dann ist es Gewinsel“, brummelte sich Leo abschließend in den Bart.

Cats und anderer Katzenjammer

Chris fühlte sich ganz in seinem Element. Im schwarzen Smoking, mit zurück gekämmtem Haar und der Harfe an seiner Brust war seine Welt perfekt. Meist verschwand das Orchester im berühmt-berüchtigten Orchestergraben. Da es sich aber heute nicht um eine Oper oder Ähnliches handelte, saßen die Musiker auf der großen Bühne und die Leinwand hinter ihnen zeigte immer Szenen aus den entsprechenden Musicals und Fakten dazu. Chris hatte diese Doku bereits gesehen und hielt sie für extrem gut gelungen. Der Regisseur dieses Zusammenschnitts hatte sich wirklich Gedanken gemacht und die Lieder perfekt in Szene gesetzt, zumal er bei Bild- und Textübergängen auf den Rhythmuswechsel in den Stücken geachtet hatte.

Die sanften Klänge seines Saiteninstruments machte die Ouvertüre erst perfekt. Die Harfe zählte nicht gerade zu den beeindruckensden Instrumenten, zumindest nicht, wenn es um Soli ging. Vom Gewicht und dem Ausmaß her, kamen nur wenige andere Instrumente mit. Ein Kontrabass war genauso groß und schwer, aber alles andere wurde stationär gespielt. Ein Pianist musste gezwungener Maßen auf einem Klavier zu Hause üben und auf einem anderen während der Proben und bei den Konzerten spielen. Jedes Instrument spielte sich etwas anders, handelte es sich doch um handgefertigte Werkstücke und nicht um Industrieware. Chris nahm es in Kauf, mit dem schweren Harfenkasten auf dem Rücken quer durch Manhattan zu pilgern und wieder zurück, nur damit er immer die gleiche Harfe spielen konnte. Sein Einkommen bot ihm auch nicht die Möglichkeit, eine zweite anzuschaffen. Aber als Wandler störte ihn das Gewicht auch nicht weiter.

Trotz seiner schmalen Gestalt und nur ein Meter fünfundsiebzig Körpergröße hatte er enorme Kräfte. Er konnte problemlos einen Kleinwagen ein paar Zentimeter anheben, damit man etwas Eingeklemmtes darunter hervorziehen konnte. Dies hatte er in seiner Heimat, in Alaska, in seinen Teenager-Jahren auch einmal getan, als sich sein Schulkammarad den Wagen beim Reifenwechsel auf den Fuß fallen ließ. Manche Wandler sollten keine technischen Aufgaben erledigen, weil sie einfach zu schusslig dazu waren. Wenigstens heilten solche glatten Knochenbrüche bei Gestaltwandlern schnell und sauber.

Bis zur Konzertpause brachten sie sieben Musikstücke aus Phantom der Oper, Cats, Hair, West Side Story, Der Zauberer von Oz, Starlight Express und Jesus Christ Superstar hinter sich. Während Chris den Applaus zur Pause genoss, glitt sein Blick automatisch über die Logenplätze, hin zu den reservierten für die Führungsspitze der Katzen. Tatsächlich saßen dort ein Mann und eine wunderschöne Frau. An dem Mann fiel Chris, trotz des großen Abstands zur Bühne, das wallende Haar auf. Die blonde Mähne wirkte fast wie die eines Löwen. Vermutlich war der großgewachsene und sichtlich muskulöse Mann ein Löwenwandler, dies würde zumindest gut zu seiner menschlichen Erscheinung passen. Nun ja, Chris sah man ja auch den Fuchs an. Seine schmale spitze Nase erinnerte neben seinem feuerroten Haar durchaus an Cap aus dem Disney-Film. Vorsichtig richtete Chris seine Harfe auf und verließ mit seinen Kollegen die Bühne. Jeder von ihnen nutzte die zwanzigminütige Pause für eine Erfrischung und einen schnellen Toilettengang.

 

Leo stand neben Carmella und schwelgte in ihrem femininen und ansprechenden Duft. Seine Sinne verrieten ihm, dass diese Löwenwandlerin sehr gut zu ihm passen könnte. Würde er mit ihr schlafen, konnte sie mit Sicherheit von ihm schwanger werden. Doch Leopold hatte keine wirklichen Ambitionen für Nachwuchs zu sorgen. Als Alpha galt seine Fürsorge dem ganzen Rudel und mit Kind müsste er seine Aufmerksamkeit teilen. Trotzdem sprach ihn die hübsche langgliedrige Blondine an. Gerne würde er mit ihr eine Beziehung führen, ob kurz oder lang war ihm im Prinzip egal. Sie sollte einerseits ein Zeitvertreib und andererseits eine regelmäßige Begleitung zu offiziellen Anlässen sein.

„Die Musik ist wirklich toll. Danke Leopold, dass du mich mit hierher genommen hast“, erklärte die Blondine mit strahlendem Blick, während sie die weichen Ohrstöpsel tiefer in ihren Gehörgang schob.

Ja, er mochte Carmella wirklich und ihre zierliche streichelnde Hand auf seinem Jackett-Ärmel verriet ihm, dass die Sympathie und das Interesse auf Gegenseitigkeit beruhte. Trotzdem musste er erst ausloten, wie es bei ihr um das Thema Familie und Kinder bestellt war. Auf keinen Fall wollte er ihr falsche Hoffnungen machen und das Drama im Voraus einleiten. Sollte sie sich eine Familie wünschen, würde er die Finger von ihr lassen. So gut duftete sie nun auch wieder nicht.

„Gerne. Die Freikarten hat Panthera Enterprises von einem der Musiker erhalten. Ein Fuchswandler, dessen Aufenthaltsgenehmigung zur Verlängerung ansteht“, bei diesen Worten reichte Leo seiner Begleiterin ein Glas Champagner und wartete auf ihre Entgegnung. Bisher hatte er den Eindruck gewonnen, dass man sich mit Carmella sehr gut unterhalten konnte, doch sie hatten noch nie über Politik, Wirtschaft oder andere ernste Dinge gesprochen. Mit einer strohdummen Vorzeigepuppe konnte er nichts anfangen. Seine Begleiterinnen mussten mitreden können und gleichzeitig klug genug sein, um zu erkennen, wann sie schweigen und etwas für sich behalten mussten.

„So, ihr duldet Caniden auf Katzengebiet? Ich würde alle Wolfsartigen ausweisen und wenn sie nicht gehen wollen, zwangsweise entfernen. Sie machen nur Probleme.“

Diese kaltherzige und auch überzogene Äußerung ließ Leo stutzen. Er konnte mit Fanatikern oder Rassenidioten nichts anfangen. Es gab für ihn nichts Schlimmeres als Rassismus, schließlich gab es in ihren Reihen eine Vielzahl von Katzenmischlingen. Paarungen fanden im Normalfall unter Katzenarten oder mit Menschen statt. Dabei entstanden auch Hybriden zwischen verschiedenen Spezies, und viele davon hatten sich nicht nur als vollwertige Mitglieder ihres Rudels, sondern als absolute Bereicherung erwiesen. In der Hierarchie folgte nach den Betas eine Offiziersriege, die für die Ordnung im Rudel und für dessen Sicherheit zuständig war. Mittlerweile bestanden die Reihen der Offiziere zu siebzig Prozent aus Mischlingen, da diese die besseren Kämpfer und Taktiker waren. Diese Tatsache leugnete niemand, der alle Sinne und seinen Verstand beisammen hatte. Mit Carmellas Einstellung konnte Leo nichts anfangen, aber er würde hier, in der Öffentlichkeit, keinen Streit mit ihr darüber anfangen. Aber spätestens in der Limousine würde er ihr seine Meinung geigen. Wie konnte man nur so verbohrt sein.

Das melodische Läuten der Glocke, die das Ende der Pause ankündigte, ersparte Leo eine Antwort. Seine Begleiterin und er deponierten ihre leeren Sektkelche auf dem Stehtisch und begaben sich zurück in die Loge.

Die Anwälte von Pearson & Chillton saßen zwei Logen weiter und Leo konnte erst auf dem anschließenden Umtrunk mit ihnen ins Gespräch kommen. Inständig hoffte er, dass Carmella keine unpassenden Äußerungen von sich gab, denn dafür hatte Leopold nicht nur kein Verständnis, er neigte auch zu extrem schmerzhaften Verbalattacken gegenüber Unfähigen. Wenn er jemanden nicht schlagen konnte, wie Frauen oder schwächere Rudelmitglieder, dann verteilte er verbale Hiebe. Es traf aber nie unverdient einen Unschuldigen. Leo besorgte sich immer erst alle Fakten, denn seine mündlichen Strafen schmerzten mindestens so sehr wie seine körperlichen Attacken.

Beschnuppert

Erfrischt kehrte Chris auf die Bühne zurück, zog seine Harfe zwischen seine schlanken Schenkel und wartete auf den Dirigenten. Konzentriert blendete der Fuchswandler die vielen auf ihn einstürmenden Gerüche aus. Manchmal wünschte er sich, dass es auch so etwas wie Geruchsstöpsel gäbe. Aber bisher hatte noch niemand so etwas erfunden. Es roch intensiv nach Parfum, Schweiß und zu seinem Leidwesen, Mottenkugeln. Warum verwendeten Menschen so etwas noch? Wie ein Rockstar betrat der Dirigent als letzter sein Podium und sonnte sich erst einmal im Applaus des Publikums. Dann drehte er sich zum Orchester und gab das Zeichen. Die ersten Klänge der Eröffnungsmelodie von Rocky schwebten über die Ränge und nahm die Zuhörer gefangen.

Eine Stunde später endete das fulminante Konzert mit der Titelmelodie von My Fair Lady. Der tosende Applaus zeigte den Musikern und dem Dirigenten, dass sie ihre Sache gut gemacht hatten. Erleichtert stellte Chris seine Harfe in die Ausgangsposition und lehnte sich entspannt zurück. Im Gegensatz zu seinen menschlichen Kollegen stellte das Spielen für ihn, trotz des enormen Gewichts seines Instruments, keine Belastung oder gar Anstrengung dar. Viele Musiker standen im eigenen Schweiß und würden sich vor dem offiziellen Empfang erst noch frisch machen müssen. Chris hatte kaum einen Schweißtropfen vergossen und konnte die Zeit nutzen, um seine Harfe in ihren Transportbehälter zu packen. Diese nahm er gleich mit in die Umkleidekabine und parkte sie, um sie später abzuholen. Viele seiner Kollegen machten dies genauso, bevor sie auf dem Empfang aufschlugen.

Durch die schmale Seitentür betrat er, eine halbe Stunde nach Ende des Konzerts, das große Foyer der Met. Die beiden geschwungenen Treppenaufgänge führten im großen Bogen hinauf auf die oberen Ränge und zu den Logen und dominierten den saalartigen Eingangsbereich. Einige seiner Kollegen hatten sich bereits unter die Zuhörer gemischt. Man konnte die Musiker ganz leicht ausmachen, denn heutzutage trug niemand mehr zum Konzertbesuch einen Smoking, sondern eher elegante Anzüge oder Kombinationen. Frauen erschienen in eleganten Abendkleidern oder Kostümen, immer abhängig von der Exklusivität des Sitzplatzes. Bei dieser After-Veranstaltung waren ausschließlich Gäste aus den Logen zugegen, also trug die Dame von Welt Kleid und nicht Kostüm. Gelassen schlenderte Chris zwischen den Gästen hindurch und lächelte abwechselnd von rechts nach links. Als Harfespieler blieb er den Leuten nicht wirklich im Gedächtnis. Der Musiker, der die erste Geige spielte, fiel schon eher auf, oder der Pianist, da diese beiden regelmäßig Soli hatten. Selten gab es Gelegenheiten für ihn in den Vordergrund zu rücken und im Allgemeinen störte es ihn auch nicht. Im Gegenteil, er begrüßte es sogar mit der Masse zu schwimmen.

Als Fuchswandler fiel er durch seine auffällige Haarfarbe immer auf und er musste sich im Beisammensein mit Menschen immer extrem beherrschen, da er mit seinen Kräften sparsam umgehen musste. Einzig in seinem Urlaub, den er in seiner Heimat Alaska, bei seinem Geburtsrudel verbrachte, konnte er alle Vorsicht fahren lassen, denn in Rooster lebten nur Wandler. Die kleine Siedlung nördlich von King Solmon am Rande des Katmai-Nationalparks bot genug Auslauf- und Jagdfläche für das ganze Caniden-Rudel. Dort konnte er unbeschwert die Seele baumeln lassen und endlich mal ganz Tier sein. Diese Entbehrung machte ihm im Big Apple immer zu schaffen. Leider konnte er nur hier oder eben in einer anderen Großstadt mit seiner Musik Geld verdienen, in Alaska hatte seine Begabung keinerlei Wert und keiner dort schätzte sie im täglichen Leben. Wenn er seine Heimat besuchte, spielte er an einem Abend immer für Publikum und die Wandler besuchten diese friedliche Zusammenkunft zahlreich, denn solche Zerstreuungen gab es in Alaska nicht gerade an der nächsten Ecke.

Wenn er hier in New York nur Anschluss an die hiesigen Wandler bekommen könnte, ginge es ihm besser. Doch ein Fuchs unter Katzen, das funktionierte nicht allzu gut. Während seines Studiums hatte er sich lose mit einigen Katzen angefreundet, einem Luchs und einem Puma-Hybriden. Doch ihre Interessen gingen sehr schnell, sehr weit auseinander. Die beiden Samtpfoten verdienten ihren Lebensunterhalt mit Tanzen. Die Luchsfrau wechselte zur Juilliard, dem renommierten Musikkonservatorium und der namhaften Schauspielschule, und erhielt schnell ein Engagement in einem großen Ballett-Ensemble. Der Puma-Hybrid wechselte das Studienfach und machte mit Modedesign weiter, die vielen kakophonischen Töne machten ihn, seinen Angaben nach, total fertig. Dies konnte Chris durchaus nachvollziehen, hatte er doch auch so seine Probleme, wenn vor den Proben alle Musiker ihre Instrumente stimmten und unterschiedliche Musikstücke probten oder passagenweise übten. Auch ihm setzten diese Disharmonien zu, doch da er alle anderen Aspekte seiner Arbeit liebte, nahm er dies billigend in Kauf.

Heute Abend gehörte auch das Repräsentieren zu seinem Job. Zeitgleich konnte er sich auch dem Vertreter der Katzen vorstellen und sachte vorfühlen, ob er wohl in New York bleiben durfte. Selbst wenn sie ihn auswiesen, würden sie ihm vermutlich eine gewisse Karenz erlauben, damit er regulär kündigen konnte. Wenn er dies unterließ, würde er nie wieder bei einem großen Orchester unterkommen und im Normalfall hielten die Wandler bei solchen Sachen zusammen und machten einander das Leben nicht schwerer als notwendig. Auch Katzen pflegten dieses Gebaren im Umgang mit Caniden, auch wenn sie natürliche Feinde waren.

An der Bar ließ sich Chris erst einmal ein Mineralwasser reichen, bevor er sich auf die Suche machte. Seine gute Nase führte ihn sehr schnell in die richtige Richtung. Das Aroma nach Großkatze deutete ihm den genauen Weg. Vorsichtig passierte er die verschiedenen Gruppen von Musikliebhabern, die bei Gesprächen und Häppchen zusammen standen.

Doch wie von einer Richtschnur gezogen, kam er den beiden Löwen immer näher. Seine Sinneszellen in seiner empfindlichen Fuchsnase hatten ihm sofort die Gattung der Katzen verraten. Auch deutete die Witterung darauf hin, dass der Kater und die Katze sehr gut harmonieren würden. Trotzdem sprach etwas in der Duftnote des Männchens ihn magisch an. Als er nur noch wenige Schritte von der Gruppe entfernt war, verhielt Chris im Schritt. Es wäre extrem unhöflich gewesen, genau jetzt in das angeregte Gespräch zu platzen.

Der Mähnenträger in dem dunkelblauen Versage-Anzug unterhielt sich angeregt über Firmenrecht, wenn Chris richtig hörte. Die Löwin hing wie ein hübsches Accessoire an seinem Arm und der Musiker erkannte auf den ersten Blick, wen er da vor sich hatte.

Carmella Lions trug also ihren Namen zu Recht. Das aparte Topmodel lief für so bekannte Marken wie Prada und Gucci. Auch für Maybelline hatte sie schon Werbung gemacht und dabei wortwörtlich geglänzt, denn für diese Hochglanzaufnahmen hatte der Fotograf ihr ganzes Gesicht mit Goldpuder bestäubt. Nur die langen schwarzgetuschten Wimpern stachen aus dem Goldrausch hervor. Damit hatte nicht nur der Fotograf Furore gemacht, sondern auch die Kosmetikfirma und der Name Carmella Lions war wochenlang in aller Munde gewesen. Als bekennend schwuler Mann kannte sich Chris mit Kosmetika aus und daher interessierten ihn solche Entwicklungen ebenfalls.

Wenn er sich mal aufs Szeneparkett wagte, tuschte auch er seine Wimpern und trug Kajal auf, doch dabei ließ er es im Normalfall bewenden, denn mit mehr wirkte er sehr schnell tuntig und er hatte eigentlich keine solche Ader. Trotz seiner Homosexualität fühlte er sich als ganzer Mann, auch wenn seine Chancen einen passenden Partner zu finden damit auf fast Null sanken. Die meisten kompatiblen Männer hatten kein Interesse an einer gleichgeschlechtlichen Beziehung. Wandler, weil kein Nachwuchs möglich war, und Menschen, weil nur die wenigsten homosexuell waren. Mit Wandlern konnte Chris durchaus Spaß haben, denn die meisten fühlten sich mit beidem wohl, ob homo oder hetero spielte bei Sex ohne Hintergedanken keine Rolle. Doch eine Partnerschaft machte in den Augen der meisten nur Sinn, wenn man auch Kinder zeugen konnte. Rein schwule Wandler gab es ganz selten, genauso selten wie reine Heteros.

 

Leo beendete gerade seine Ausführung, als er die feine Wildtiernote eines Caniden auffing. Tief sog er den Duft ein und analysierte die Pheromone. Der Rüde empfand gerade einen Anflug von Verlangen und zog den Löwenwandler magisch an. Tief durchatmend konzentrierte sich Leopold auf seinen Gesprächspartner. Erst musste er die Geschäftsbeziehung mit den Anwälten unter Dach und Fach bringen, bevor er sich dieser lustvollen Ablenkung widmen konnte.

Carmella wurde neben Leo nervös. Sie witterte Leopolds Erregung und ihr Körper machte sich für den geplanten Sex bereit. Eigentlich hätte sie lieber einen weniger dominanten Partner, einen den sie mehr lenken konnte. Aber nur ein Dummkopf lehnte eine Liaison mit dem Alpha des New Yorker-Rudels ab. Und sie gehörte nicht zu den Deppen dieser Welt. Lasziv rieb sie ihre hübsch gerundeten Brüste an dem muskulösen Unterarm ihres Begleiters. Stumm seufzte sie, denn im Grunde bevorzugte sie auch Männer mit einer eher athletischen Figur und nicht solche Kraftpakete, wie der Wandler neben ihr. Leoparden oder Geparden entsprachen eher ihrem Beuteschema, aber keine kluge Katze stieß Leopold de Leeuw von der Bettkante.

Mit Unbehagen erkannte Leo, dass die Löwin an seiner Seite sehr stark auf seine Pheromone ansprach, dabei reagierte er eigentlich auf den Rüden hinter sich. Wie der Fuchs wohl aussah? Neugier brannte in ihm und sengte ihm regelrecht ein Loch in den Nacken. Ob der berüchtigte Hühnerdieb wohl auch so begehrlich auf ihn reagierte, wie er auf ihn?

Die Anwälte von Pearson & Chillton verabschiedeten sich mit einer Anhäufung von Floskeln und versprachen in den nächsten Tagen bei Panthera Enterprises vorstellig zu werden. Ziel erreicht. Leo fühlte sich sehr beschwingt und musste nun mit der anstehenden Situation fertig werden, während die Advokaten zur nächsten Gästegruppe weiterzogen.

Konzentriert sah er Carmella an und wollte sie gerade darauf hinweisen, dass seine Erregung nicht ihr Verdienst war, als sie angesprochen wurden. Die heißere Tenorstimme jagte einen Schauder durch Leos Körper.

Chris trat auf das Löwenpaar zu, im genauen Wissen, dass sie sein Näherkommen witterten. Höflich begrüßte er die beiden: „Guten Abend. Ich hoffe, ihnen hat das Konzert gefallen.“ Dabei blieb er vor dem beindruckenden Löwenpaar stehen und betrachtete sie nacheinander. Carmella kannte er von Aufnahmen und Fernsehauftritten und sie wirkte im wahren Leben genauso präsent, wie auf den Bildern.

Der Löwenmann brachte Chris an die Grenze des Erträglichen. Sein steifer Schwanz klemmte schmerzhaft in seiner Smokinghose und pochte im Takt seines Herzens. Selten reagierte er so unmittelbar und heftig auf die Witterung eines Mannes. Dieser Löwe könnte ihn glücklich machen, ihn ins Nirwana ficken und doch hatte Chris keine Chance, wenn dieser sich mit solchen Sexbomben wie Carmella Lions umgab. Er selbst hatte durchaus ein attraktives Äußeres, aber bei weitem keine Modelfigur oder gar dieselben Vorzüge. Resigniert lächelte er sanft.

Leo hatte das Gefühl, sein Herz bliebe stehen. Der Kleine wirkte so traurig. Die bernsteinfarbenen Augen sprachen von Einsamkeit und von hoffnungslosem Verlangen. Dem Rothaarigen sah man den Fuchs deutlich an, zumindest wenn man wusste, dass dies in ihm steckte. Die Sommersprossen luden zum Spielen ein. Am liebsten hätte Leo einen Füller ausgepackt und die Punkte miteinander verbunden, um zu sehen, ob ein Bild dabei heraus käme. Diesen Fuchs würde er sich krallen und ihn ficken, bis sie beide nicht mehr stehen konnten. Dieses rote Fell würde sein Bett zieren und basta!

„Mach dich vom Acker, du Köter. Keiner will dich hier haben!“, blaffte Carmella unhöflich und brüskierte den kleinen Fuchs ungeniert.

Leopold hatte das Gefühl ihn würde ein Herzinfarkt ereilen, als er sah, wie der kleine Fuchs zurückwich. Oh nein, auf keinen Fall würde er ihn entkommen lassen, egal was für Beleidigungen seine Begleiterin von sich gab. Doch dies musste ebenfalls sofort aufhören. Er wollte den Kleinen in seinem Bett und das auf unbestimmte Zeit. Ihm war es egal, was das für Schwierigkeiten machte. Dieser Harfespieler würde nur noch an seiner Seite an den Saiten zupfen.

Energisch packte er Carmellas Genick und drückte sie mit der Vorderseite gegen die Wand. Dabei ließ er jede Sanftheit oder Rücksichtnahme bei Seite und näherte sich ihrem Ohr: „Wenn du es jemals wieder wagst, diesen Ton in meiner Gegenwart anzuschlagen, werde ich dich aus New York hinaus prügeln und du darfst auch nie wieder kommen. Jetzt gehst du zur Garderobe, holst deinen verfickten Mantel und verschwindest von hier. Ich will von dir nie wieder etwas hören oder sehen. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?“ Dabei drückte er ihr Genick mahnend mit seiner Hand und machte seinen Standpunkt klar.

Gequält wimmerte Carmella auf und keuchte durch ihre leicht geöffneten Lippen: „Verstanden.“ Kaum hatte sich der Stahlklammergriff gelöst, hastete das Topmodel zwischen den anderen Gästen hindurch und verschwand unter einer der geschwungenen Treppen in Richtung Garderobe.