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Seit Wochen versucht Cole dem Mann seiner Träume wieder näherzukommen, doch der kleine Puerto Ricaner lässt ihn einfach abblitzen. Keine Sekunde hält er sich mit dem Jaguarwandler im selben Raum auf. Betritt Cole ein Zimmer, verlässt Pedro es umgehend. Verzweifelt beschließt Cole dieser Farce ein Ende zu machen. Da er diese Hängepartie nicht mehr aushält, geht er weg, nimmt sich eine Auszeit, auch wenn sein Alpha so seine Schwierigkeiten hat, ihn zu ersetzen.
Der erzkonservativ erzogene Pedro kämpft derweil mit seinen Gefühlen. Er fühlt sich extrem zu dem großgewachsenen Jaguar hingezogen, kann aber diese Liebe niemals ausleben, wenn er weiter mit seiner Familie verkehren will. Alternativ könnte er ein Verhältnis mit Cole anfangen und es einfach verheimlichen. Noch bevor sich Pedro zu einer Entscheidung durchringen kann, nimmt Cole sie ihm einfach ab und verlässt New York.
Verzweifelt versucht Pedro nun herauszufinden, was er tun soll. Einerseits ist es die pure Erleichterung, nicht mehr dieser Versuchung ausgesetzt zu sein, andererseits schmerzt sein Herz so sehr, dass es sich schon körperlich auswirkt.
Was wird gewinnen, die anerzogene Konditionierung oder die Liebe?
Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und für homophobe Menschen nicht geeignet.
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Sämtliche Personen dieser Geschichte sind frei erfunden und Ähnlichkeiten daher nur zufällig.
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Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und für homophobe Menschen nicht geeignet. Im wahren Leben gilt ein verantwortungsbewusster Umgang miteinander und Safer‐Sex!
Liebe Leser,
bitte beachtet beim Lesen diese Buches, dass ich keine Ahnung von der Kultur afrikanischer Naturvölker habe und daher meine Fantasie bemüht habe. Bitte verzeiht mir diese literarische Ungenauigkeit, aber sie war für die Geschichte notwendig.
Eure Celia Williams
Die Nacht breitete ihre Schwingen über Manhattan aus, die letzten roten Fetzen des Sonnenuntergangs wurden vom Dunkel abgelöst. Resigniert stand Cole am Fenster seines Einliegerapartments und lehnte mit der Stirn an der kühlen Glasscheibe. Seit Wochen schlichen er und Pedro nun schon umeinander herum. Dieses Katz und Maus Spiel ging ihm gehörig auf die Nerven. Scheinbar gab es für ihr Problem keine praktikable Lösung, also würde Cole es beenden müssen.
Trotz der Tatsache, dass er endlich ein Rudel gefunden hatte, dass seine einzelgängerischen Tendenzen tolerierte und in dem er sich auch noch heimisch und gut aufgehoben fühlte, würde er weggehen müssen. Dieses konstante Leid fraß an seiner Substanz und mittlerweile litt er nonstop an Magenbeschwerden und Krämpfen. Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass Liebeskummer solche Auswirkungen haben könnte.
Vor einigen Wochen sah die Welt noch rosig aus, der Himmel hing voller Geigen und der Jaguarwandler hörte regelrecht die Engelschöre singen. Doch Pedros Reaktion nach ihrem weltbewegend guten Sex hatte ihn schlagartig ernüchtert. Erschwerend kamen damals noch die Umstände hinzu. Wäre Chris nicht entführt worden, hätte er seinen Alpha nicht nach Alaska begleiten müssen, hätte er vielleicht die Gelegenheit gehabt, alles mit Pedro von Angesicht zu Angesicht zu klären und sie stünden heute nicht an dieser Stelle. Doch so hatte Pedro darüber nachdenken, in Panik verfallen, sich auf seine katholischen Grundwerte besinnen, es seiner Familie Recht machen und Cole einfach absägen können, bevor es seiner Meinung nach Ernst wurde. Das Problem war, dass es für Cole nicht mehr Ernst werden musste, das war es schon.
Als Gestaltwandler konnte er wittern, mit welchem Partner er harmonisch zusammenleben, eine gute Partnerschaft führen und den perfekten Sex haben konnte. Als Cole von Pedro die erste Duftnote aufschnappte, rastete etwas in ihm ein. Der kleine süße Koch war der perfekte Gefährte für den stillen und zurückhaltenden Jaguar. Drei Jahre versuchte Cole Pedro auf sich aufmerksam zu machen. Er umwarb ihn mit kleinen Geschenken und Aufmerksamkeiten. Er hielt dem Koch die Türen auf, half ihm die Einkäufe hereinzubringen und zu verstauen, tat einfach alles, damit dieser ihn wahrnahm. Doch der Kleine hielt es für einfache Freundschaftsdienste oder für gute Kollegialität, denn sie beide standen direkt in Leo de Leeuws Diensten.
Erst der extreme Hormoncocktail von ihrem Alpha und seinem Gefährten schob sie beide in die richtige Richtung und sie hatten auf dem harten Boden von Leos Schlafzimmer ihren ersten und weltbewegend guten Sex. Doch die Trennung machte alles zunichte. Cole wusste nicht, ob Pedros Verhalten mit seiner Familie zusammenhing oder ob er selbst die Homosexualität so sehr ablehnte. Sollte das der Fall sein, würden sie nie zusammenkommen.
Da der Jaguar ständig die Erregung seines Süßen wittern konnte, wusste er, dass er ihn erregte und sexuell anzog, aber da er sich so beharrlich dagegen wehrte, wollte er wohl nichts von ihm. Dieser Zustand brachte Cole um.
Frustriert fuhr er sich durch sein kurzgeschnittenes braunes Haar und brachte es total durcheinander. Jetzt hatte er die klassische Out-of-bed-Frisur. Es half nichts. Cole hatte es mit ignorieren versucht, hatte versucht Pedro zurückzugewinnen, doch all seine Bemühungen brachten keine Ergebnisse. Da er aber keinen Zwang anwenden wollte, beschloss er, dass er jetzt handeln musste.
Schnellen Schrittes verließ er seine kleine Wohnung und betrat die Diele von Leos Apartment. Seine Nase verriet ihm, dass Pedro bereits nach Hause gegangen war und sich Leo und Chris wohl im Wohnzimmer aufhielten. Als die ersten Harfenklänge von dort erklangen, wusste der Jaguar, dass er richtig lag. Leise betrat er das große Zimmer und setzte sich zu Leo auf die Couch. Niemals würde er Chris beim Spielen unterbrechen. Es klang einfach zu gut, wenn der Rotfuchs die Saiten an dem riesigen Instrument tanzen ließ. Seufzend schloss Cole die Augen und lauschte.
Eine halbe Stunde später richtete Chris das Instrument auf und sah die beiden Großkatzen auf dem Sofa durchdringend an. Eine Vorahnung verriet ihm, dass sich jetzt ihr aller Leben grundlegend verändern würde. Cole wirkte, als würde ihm etwas auf der Seele brennen und das Harfespiel hatte ihm eine kleine Galgenfrist ermöglicht, doch jetzt schien er sich nur mit Mühe ruhig halten zu können. „Na los, Kater, spuck‘s aus!“, kommandierte der kleine Canide.
Seufzend sah Cole von Leo zu Chris und wieder zurück. Man konnte vor dem Fuchs keine Geheimnisse haben. Dieser hatte extrem feine Sinne und las in fast jedem wie in einem offenen Buch. „Ich werde weggehen. Die Situation ist untragbar geworden und mittlerweile leidet unser beider Gesundheit darunter. Pedro hat dermaßen an Gewicht verloren, dass es schon nicht mehr schön ist. Mir selbst geht es nicht viel besser. Ich kann einfach nicht mehr. Es tut mir leid.“
Mit einem harschen Knurren stand Leo von der Couch auf und marschierte nun im Zimmer auf und ab. Sein großer Körper bildete einen schönen Kontrast zu der einmaligen Aussicht des Penthouses.
Chris hingegen saß noch immer ganz ruhig auf seinem Hocker und musterte Cole eindringlich. Er verstand die Gründe des Jaguars, aber er konnte auch Leos Unwillen nachvollziehen, auf seine rechte Hand verzichten zu müssen. Nicht nur, dass er einen extrem fähigen Chauffeur, Organisator und Assistenten verlor, auch ein Freund würde ihn auf unbestimmte Zeit verlassen. Cole zu ersetzten würde eine Herkulesaufgabe werden. „Wie sieht dein Bruder das?“, vielleicht brachte das den Jaguar dazu zu bleiben. Das enorme Pflichtgefühl seinem jüngeren Bruders gegenüber hatte ihn bisher immer hier in New York gehalten. Chris zog alle Strippen, auch wenn er vermutete, dass es wenig Sinn machte.
„Jace hat seine neue Stelle bei Pearson & Chillton angetreten und fühlt sich sehr wohl dort. Er braucht niemanden, der ihm Händchen hält. Langsam wird der Kleine erwachsen“, kommentierte Cole. Chris‘ Frage nach seinem Bruder brachte ihn nicht aus dem Konzept.
Glucksend zog Leo die Augenbrauen nach oben und sah seinen Freund erstaunt an: „Der Kleine? Himmel Cole! Jace überragt dich um mindestens fünf Zentimeter.“
Brummend nickte der Jaguar, erklärte aber: „Ist aus seiner Kindheit hängen geblieben. Da er sechs Jahre jünger ist als ich, kommt er mir immer noch wie ein Halbwüchsiger vor, ein Spargeltarzan zwar, aber trotzdem noch ein Jugendlicher. Mit der Zeit legt er auch noch das Schlaksige ab.“
„Es gibt nichts, womit wir dich dazu verlocken können zu bleiben?“, erkundigte sich Leo in einem berechnenden Ton.
Kopfschüttelnd sah Cole zu seinem Alpha hin: „Du könntest Pedro feuern, damit ich ihm nicht mehr begegnen muss, aber das würde mich todtraurig machen und ich würde mir dann Vorwürfe machen. Natürlich könntest du mich einfach in einen anderen Bezirk versetzen, dann bliebe ich dem Rudel erhalten, aber ich ginge trotzdem von New York weg.“ Cole tat es leid, dass er seinen Alpha gerade jetzt im Stich lassen musste. Sein Beta hatte ihn wegen seines Gefährten verlassen und lebte nun in Rooster, Alaska. Zwar gönnte Cole Veris‘ sein Glück mit dem attraktiven Polarwolf, aber es machte sein Leben zunehmend kompliziert.
Resignation machte sich in Leo breit. Als Löwe und Alpha war er es gewohnt zu bekommen, was er begehrte, doch heute schien er auf verlorenem Posten zu kämpfen. Er würde Cole nicht halten können. Nichts würde dessen Weggang verhindern. „In Ordnung, ich lasse dich ziehen. Sag mir aber bitte, wo du hin willst.“
„Im Ngorongoro-Krater in Afrika werden Wildhüter gesucht. Ich habe mich beworben und gestern kam die Mail, dass ich jederzeit anfangen kann. Noch habe ich nicht zugesagt. Es würde mir gefallen und ich käme raus.“ Hoffnungsvoll sah er seinen Alpha an.
„Tansania? Dein Ernst?“, kam das Echo von Chris. Der Fuchs blinzelte total erstaunt. Zwar hatte er gewusst, dass der Jaguar in seiner Jugend einige Jahre im Mittel- und Südamerika verbracht hatte, um dort den Dschungel zu erforschen, aber er hätte nie gedacht, dass es ihn in die afrikanische Savanne ziehen würde.
Schulterzuckend sah Cole den Fuchs an und erklärte: „Der Chef der Wildlife-Station dort ist ein Australischer Wolf. Er weiß Wandler als Parkranger zu schätzen und bevorzugt sie. Daher hat er mir und nicht einem der zehn anderen Bewerber die Stelle angeboten. Unsere Instinkte toppen jede Ausbildung. Ich würde das wirklich gerne machen.“
Zähneknirschend fragte Leo: „Wann geht’s los?“
„Am liebsten gestern, aber morgen genügt auch“, kam es postwendend von Cole.
„Brauchst du ein Visum?“, erkundigte sich Chris fürsorglich.
„Nein, denn ich werde bei einem Subunternehmen in den Staaten angestellt sein und auch von denen bezahlt werden. Daher benötige ich nur eine Aufenthaltsgenehmigung, um die sich Marcus Oranga bereits gekümmert hat. Ich muss nur noch anreisen.“ Trotz des eher unglücklichen Hintergrundes der Aktion, hippelte Cole aufgeregt auf der glatten Ledersitzfläche des Wohnzimmermöbels. Der Jaguar hatte einen Entschluss gefasst und wollte nun los.
„Ich werde den Jet auftanken lassen und du kannst in vier Stunden abheben. Ich erwarte, dass du dich regelmäßig per Mail bei uns meldest, auch der eine oder andere Skype-Anruf sollte drin sein“, erklang Leos strenge Stimme. Er würde seinen Beta nicht so einfach von der Angel lassen.
Ohne Hemmung umfasste Cole Leos kräftigen Oberkörper und drückte ihn kurz an sich. Man merkte trotz allem, dass ihm der Abschied schwer fiel. Lächelnd löste er sich von dem großgewachsenen Löwen und drehte sich zu dem Fuchs um. Der Kleine hatte bereits mit einer Umarmung gerechnet und seinen Hocker verlassen. Anders als Leo nutzte er jetzt die Tatsache, dass er kleiner und leichter als der Jaguar war und setzte sich einfach quer auf dessen Schoß, um sich umarmen zu lassen. Der pure Trost pulsierte zwischen ihnen hin und her.
Leo betrachtete diese Szene und verstand sie ohne Erklärung. Chris hatte die perfekte Größe und musste sich für eine Tröstaktion nicht erst in sein Tier verwandeln, um dem Betroffenen einige Schmuseeinheiten zukommen zu lassen. Er liebte Chris und dessen Verständnis für sein Rudel.
Lustig pfeifend betrat Pedro seinen Arbeitsplatz, beschwingt durchquerte er das Foyer und begrüßte den jungen Concierge, der hinter dem imposanten Empfang saß. Er persönlich mochte zwar dessen älteren Vorgesetzten lieber, aber auch Henry hatte ab und an frei, außerdem arbeitete er auch nicht vierundzwanzig Stunden am Tag. Nach dem freundlichen „Hallo“ betrat er mit einem Korb voller Einkäufe den Fahrstuhl. Dieser brachte ihn schnell hinauf in den obersten Stock des Hochhauses. Als die Liftanzeige die zwanzig übersprang, wurde Pedro bewusst, dass es Samstag war und die Möglichkeit bestand, dass er Cole über den Weg lief. Dies verhagelte ihm die gute Laune, was er dem Jaguar übel nahm. Nun eher missmutig gestimmt betrat er das schicke Penthouse und ging direkt in die Küche. Dabei sah er weder nach links noch nach rechts. Wie mit Scheuklappen steuerte er sein Reich an.
Dort wiederum fand er Chris vor, der sich gerade einen Kaffee aus dem Vollautomaten zog. Lächelnd begrüßte ihn der Lebensgefährte seines Chefs. Der etwa gleichgroße Rotfuchs wirkte im Vergleich zu Pedro regelrecht dürr, auch wenn er es in Wirklichkeit nicht war. Mit gemischten Gefühlen sah der Koch nun an sich hinunter und stellte erneut fest, dass auch er erheblich an Gewicht verloren hatte. Jetzt fielen seine Hosen eher locker und das Hemd hatte enorm Luft. Sein Hüftgold schmolz langsam aber sicher zusammen. Die Situation mit Cole verdarb ihm den Appetit und trotz des positiven Nebeneffekts gefiel ihm diese Tendenz nicht. Er liebte das Essen und schwelgte gerne darin, doch im Moment ging das einfach nicht.
„Na, alles klar bei dir Pedro?“, erkundigte sich Chris. Neugierig und auch besorgt sah der Fuchs seinen menschlichen Freund an und setzte sich an die hohe Theke. Wie immer kletterte er dazu umständlich auf einen der verchromten Barhocker.
„Geht so. Ich will heute Enchiladas zum Mittagessen machen. Hast du heute Abend ein Konzert?“, erkundigte sich der Latino aufmerksam.
„Ja, wie immer am Wochenende. Ich liebe mexikanisches Essen. Mit was willst du sie füllen?“
„Rinderhack. Mit Geflügel seid ihr drei ja nicht zufrieden“, kam es schnaubend von Pedro.
In diesem Moment betrat gerade Leo die Küche. Während er den geschäftig werkelnden Pedro aufmerksam musterte, setzte er sich neben Chris.
„Guten Morgen, Boss“, begrüßte der kleine Koch seinen Chef und trat an den Kaffeeautomaten. Schnell richtete er Leo seinen Wachmacher und trug ihn zu ihm hinüber.
„Pedro, bestellst du bitte eine Umzugsfirma, die Coles Sachen zusammen packt? Ich habe bereits ein Lager gemietet, um alles unterzubringen. Danach müsste die Wohnung noch gereinigt werden.“
Alle Kraft verließ Pedros Körper und die volle Kaffeetasse inklusive Untersetzter rutschte aus seinen zitternden Fingern und fiel zu Boden. Mit einem lauten Knall zerbarst das feine Porzellan in tausend Teile und der heiße Kaffee spritze in alle Richtungen. Ein Großteil des heißen Bohnensuds landete auf Pedros Hosenbeinen und verbrühte ihm die Schienbeine, doch der Latino bekam davon nichts mit. Wie erstarrt stand er mitten in der Küche und starrte Leo an, als hätte dieser plötzlich chinesisch mit ihm gesprochen.
Knurrend rutschte Chris von seinem Hocker und umrundete die Theke. Sanft griff er nach den eiskalten Händen des zitternden Mannes und zog ihn hinüber an den Küchentisch. Kopfschüttelnd sah er zu Leo hinüber und rügte ihn nur mit Blicken für dieses unsensible Verhalten. Zwar hatte Pedro eine Beziehung mit Cole abgelehnt, aber trotzdem empfand der Kleine verdammt viel für den großgewachsenen Jaguar. Ihm auf diese Weise zu eröffnen, dass der stille Chauffeur nicht mehr in New York weilte, war einfach gemein gewesen. „Setzt dich, Pedro“, dabei drückte Chris den anderen Mann auf einen Stuhl und ging vor ihm in die Hocke. Vorsichtig betastete er die Hosenbeine und krempelte kurzerhand den Stoff nah oben. Die Haut rötete sich an den Stellen, an denen der heiße Kaffee durch das Material gedrungen war, aber es war wohl nicht schlimmer, als ein Sonnenbrand. Rundum betrachtet hatte Pedro wohl Glück gehabt.
„Er ist weg?“, kam es ganz leise und brüchig von dem Latino. Vollkommen verloren sah er auf Chris hinunter.
Dieser kniete sich nun vor den Koch und streichelte dessen noch immer zitternde Hände. „Ja, Cole ist weg. Er hat sich eine andere Arbeit gesucht, er hat sogar die USA verlassen. Er hat das hier einfach nicht mehr ausgehalten.“
Blinzelnd versuchte Pedro dies für sich klar zu bekommen. Zwar verstand er Coles Unbehagen, aber gleich zu fliehen hielt er für übertrieben. „Warum? Ich halte es doch auch aus. Warum musste er gehen?“ Der pure Trotz klang in diesen Worten mit.
Mit einem sanften Lächeln erklärte Chris: „Du bist ein Mensch, deine Begierden und Gelüste sind im Vergleich zu unseren schwächer. Du kannst dich besser beherrschen. Für Cole hat es sich angefühlt, als hätte man ihn auf Null-Diät gesetzt und verlange, dass er das T-Bone-Steak, dass man mitten in die Wohnung gelegt hat, einfach ignoriert. Das kann man einige Zeit, aber irgendwann ist man so ausgehungert, dass man sich einfach nimmt, was man will. Dann kommt unser Tier in uns durch. Verstehst du, was ich dir sagen will?“
Mit einem leichten Unverständnis schüttelte Pedro den Kopf und sah hilflos zu Leo.
Dieser brachte nun einen deutlicheren Vergleich: „Chris wird ab nächster Woche auf Tournee gehen. Die Tour geht an der kompletten Ostküste entlang und dauert etwa vier Wochen. Wenn er dann nach Hause kommt, werde ich ihm die Kleider vom Körper reißen und mich bis zum Anschlag in ihm versenken, egal ob er müde ist, ob er Hunger hat, ob er Lust hat oder sonst etwas. In dieser Situation muss ich meinem Tier geben, was es braucht. Chris ist ein Wandler, er weiß das und selbst wenn es genau betrachtet eine Vergewaltigung sein wird, wird er es mir verzeihen und vermutlich nach den ersten rabiaten Momenten sogar seinen Spaß daran haben, denn er wird genauso ausgehungert sein wie ich. Bei dir sieht die Sache anders aus. Coles Jaguar sieht in dir die Beute, die er nicht haben darf. Mit jedem Tag wird sein Verlangen größer und das Zurückhalten schwerer. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Du gehst oder er. Cole hat entschieden, dass er geht.“
Vollkommen geschockt starrte Pedro von Chris zu Leo. Solch rabiaten Sex hatten sie ab und zu? Er konnte sich das beim besten Willen nicht vorstellen. Wie sollte er auch? Seine einzige Erfahrung in diesem Bereich hatte er mit Cole gemacht und dieser hatte dabei extrem gut für ihn gesorgt. Allein wenn er an dessen Dehnaktion zurück dachte, bevor er seinen dicken Schwanz in ihn geschoben hatte, prickelte es in Pedros Unterleib.
Schlagartig wurde dem Latino bewusst, dass er das nie mehr haben konnte. Cole war weg, endgültig. Trotzdem schwelte ein Funken Hoffnung in ihm: „Kommt er wieder?“
Leo schnalzte mit der Zunge und erklärte dann: „Cole kommt erst dann zurück, wenn er sich gebunden hat. Ohne Partner wird er sich nie wieder in deiner Nähe aufhalten. Würde er das tun, ginge sein Leiden von vorne los.“
Schlagartig pulsierte giftige Eifersucht in Pedros Bauch und überschwemmte erst seine Lungen, seine Arme, seinen Hals und letzten Endes seinen Kopf. Er hatte das Gefühl, an dieser widerlichen Empfindung zu ersticken. Cole zusammen mit einem andern Mann? Nein, das ging gar nicht! Ein leises Knurren bildete sich in Pedros Kehle, doch er schluckte es hinunter, bevor die beiden Wandler es hören konnten. Zwar würden sie diese Reaktion sogar verstehen, aber wie konnte er nur so empfinden? Einerseits wollte er nicht schwul sein, nichts mit Cole zu tun haben, andererseits verzehrte er sich regelrecht nach der Nähe des Jaguars und wünschte, sich einfach hingeben zu können. Wäre er doch nur in eine andere Familie hineingeboren. Sein Leben war Scheiße!
Erschöpft sackte der Puerto Ricaner in sich zusammen und wimmerte leise. Er konnte nichts mehr tun. Jetzt musste er dafür sorgen, dass Coles Apartment geräumt und gereinigt wurde, damit der nächste… . Dieser Gedanke brachte ihn fast um. Es gab keinen Ersatz für Cole. Niemand reichte an den eher stillen Allrounder heran. Cole fuhr das Auto, hatte Erfahrung im Nahkampf, konnte mit allen Arten von Schusswaffen umgehen, hatte ein enormes handwerkliches Geschick und ein gutes Gespür fürs Timing. Cole war der perfekte Assistent, die optimale rechte Hand eines Alphas und jetzt sollte jemand anderes diesen Posten übernehmen.
Der Firmenjet von Panthera Enterprises setzte ruckfrei auf der Landebahn des Flughafens von Nairobi auf. In Kenia zu landen brachte den Vorteil, dass sich die Flugstrecke bis zum Krater extrem verkürzte. In Tansania lag der nächste größere Flughafen viel weiter weg, daher nahm Cole die Einreise über das Nachbarland in Kauf.
Da er mit leichtem Gepäck reiste, trug er nur eine überdimensional große Reisetasche mit sich. Diese nahm er hochkant und schob die Arme durch die Trageschlaufen, jetzt hatte er sie wie einen Rucksack auf dem Rücken. Schnell marschierte er in die Flughalle des großen internationalen Flughafens und ging zum Schalter für die kleineren Fluglinien, die innerhalb von Kenia und in die Nachbarländer flogen. Die klimatisierte Halle machte ihm deutlich, wie extrem die Unterschiede zwischen Afrika und Amerika waren. In den USA begann gerade der Herbst, es wurde kühler und die Nächte länger. Hier endete gerade der Frühling und die Tage wurden länger. Es würde ihn schon etwas Zeit und Kraft kosten, sich anzupassen. Als Jaguar sollte es aber kein Problem darstellen.
Die freundliche Flughafenmitarbeiterin buchte ihm einen Weiterflug zum Ngorongoro-Krater, der bereits in einer Stunde starten sollte. Zeit genug, um Leo Bescheid zu sagen, dass er gut gelandet war, und noch eine Kleinigkeit zu essen. Aus der hinteren Hosentasche fischte er sein Smartphone und wählte Leos Nummer.
Fast sofort nahm der Löwe das Gespräch an: „Gut angekommen?“
Typisch Leo, nur nicht aufhalten lassen, gleich aufs Ziel los: „Ja, der Flug war problemlos. Ich habe in einer Stunde einen Direktflug zum Krater. Wenn alles glatt läuft, melde ich mich in etwa fünf bis sechs Stunden per Mail oder SMS. Bei euch ist dann mitten in der Nacht.“ Nach Pedro erkundigte er sich bewusst nicht. Mit diesem Kapitel hatte er abgeschlossen und es wurde Zeit, dass er sich von diesem Ballast befreite.
„Gut, mach das. Ich soll dir Grüße von Veris und Chris bestellen. Der Tiger bedauert es, dass du weg gehst“, kam es eher lakonisch von dem großen Löwen.
„Pft. Er ist doch selbst weg. Außerdem kennt er meine Situation und es wird für mich Zeit endlich ein Leben mit Zukunftsaussichten anzusteuern. Dieser Stillstand hat mich fertig gemacht. Aber da erzähle ich dir nichts Neues“, kam es postwendend von Cole, während er durch die Flughafenhalle zur Einkaufsmeile ging, die es an jedem internationalen Flughafen gab. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er noch eine dreiviertel Stunde bis zum Weiterflug hatte. Er musste sich ran halten.
„Ja, alles schon bekannt. Melde dich, wenn du in der Rangerstation angekommen bist. Guten Flug, Cole“, verabschiedete sich Leo gelassen.
„Ja, mache ich. Pass auf Chris auf. Bis dann“, damit beendete Cole das Gespräch.
Ohne zu zögern trat der Jaguar an eine der Bedientheken heran und bestellte sich ein belegtes Baguette. Da er keine Zeit gehabt hatte Devisen zu tauschen, bezahlte er einfach mit US-Dollar, was ihn daran erinnerte, dass er noch zu einem Umtauschschalter musste. Während er sein Salami-Baguette verspeiste, suchte er nach einer Wechselstube und wurde auch schnell fündig.
Der Schwarzafrikaner hinter dem verglasten Schalter tauschte ihm seine Dollar in Tansania-Schilling. Das Geld kam ihm irgendwie unecht vor, als er es im Geldbeutel verstaute, aber das kannte er bereits von den Landeswährungen verschiedener südamerikanischer Länder, auch dort wurde am Material für Banknoten und Münzen gespart und das Geld kam einem billig vor.
Die große Uhr in der Flughafenhalle zeigte Cole, dass es Zeit wurde sich zu dem kleinen Check-Inn-Schalter für Inlandsflüge zu begeben. Dort wurde wieder sein Pass kontrolliert und seine Tasche durchleuchtet, schließlich würde er die Grenze überqueren. Mit einem freundlichen Gruß wurde der Jaguarwandler durchgelassen und passierte die Abfertigung.
Bei dem kleinen Flugzeug handelte es sich um ein typisches Buschpilotenmodel und sogar die Zebralackierung passte perfekt ins Bild. Grinsend überquerte Cole das Rollfeld und näherte sich dem wirklich attraktiven Buschpiloten. Der schlanke Afrikaner strahlte eine Gelassenheit aus, wie man sie normalerweise nur bei älteren Menschen oder auch Wandlern fand. Doch der junge Mann schien regelrecht in sich zu ruhen.
Lächelnd begrüßte der Pilot seinen einzigen Passagier: „Willkommen in Kenia. Heute sind Sie mein einziger Fluggast. Ansonsten ist nur noch Fracht für die Wildlife-Station geladen. Wir können also los, sobald Sie ihr Gepäck verstaut haben und eingestiegen sind.“
„Gut, aber mein Name ist Cole und ein Sie ist unnötig“, dabei reichte der Jaguar dem Mann die Hand.
Als der Dunkelhäutige nach der hellen Hand seines Passagiers griff, schien regelrecht der Funke überzuspringen. Neugierig musterte er den etwa gleichgroßen schlanken Mann. Selten begegnete einem solch ein schönes Exemplar ihrer Gattung. Ein breites Lächeln erhellte sein Gesicht und weiße Zähne wurden sichtbar.
Erstaunt registrierte Cole, dass dieser Mann ganz gut zu ihm passen würde. Es bestand keine so hohe Kompatibilität wie mit Pedro, aber es kam dem schon nahe. Zudem machte der Pilot den Eindruck, durchaus nicht abgeneigt zu sein. Mit einem Schmunzeln erwiderte er das Lächeln und streichelte mit dem Daumen über den Handrücken des anderen Mannes.
Dieser reagierte, indem er sich vorstellte: „Ich bin Ogala Mutamba, für dich einfach Gala. Bleibst du länger bei den Rangern?“
Nickend bestätigte Cole und erklärte: „Ich trete dort meinen neuen Job als Stations-Ranger an. Ich musste die Chance nutzen, als sie sich mir anbot.“ Schulterzuckend lächelte er wieder.
Mit leicht schräg gelegtem Kopf erkundigte sich Ogala: „Du stammst aus Amerika. Hast du Biologie oder Zoologie studiert?“ Es wunderte ihn etwas, dass der Leiter der Station einen Fremden vorzog und den Posten nicht mit einem Einheimischen besetzte.
„Nein. Ich habe vor Ewigkeiten Wirtschaft studiert. Ich habe andere Qualitäten, die mich für den Job qualifizieren“, dabei zwinkerte Cole frech. Jetzt sollte sich Gala darauf mal einen Reim machen.
Schulterzuckend nahm der Pilot die schwere Reisetasche seines Passagiers entgegen und schob sie durch die offene Luke ins Flugzeuginnere. Danach drehte er sich wieder Cole zu: „Wenn du willst, kannst du vorne auf den Co-Pilotensitz sitzen.“
Nickend bestätigte der Jaguar und kletterte hinter Gala in die kleine Propellermaschine.
***
Die Ausräumaktion hatte Pedro enorm mitgenommen. Cole fehlte ihm so sehr. Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass er den eher stillen Mann so sehr vermissen würde. Doch dies tat er nicht nur rein verstandesmäßig, auch sein Herz verzehrte sich nach dem nun fehlenden Feedback. Seufzend rollte er sich auf der bequemen Couch in seinem Apartment zusammen und umklammerte ein Kissen, welches er an seine Brust drückte. Noch nie hatte er sich so einsam und verlassen gefühlt.
In genau diesem Moment hatte er das Gefühl die falsche Wahl getroffen zu haben. Vielleicht hätte er sich doch für den großgewachsenen und gutaussehenden Jaguar entscheiden sollen. Jetzt stand er alleine da. Resigniert schloss er die Augen und ließ die unguten Emotionen einfach über sich hinwegfließen. Tränen suchten sich einen Weg unter seinen Lidern hervor und nässten den dunklen Stoffbezug seines Sofas. Er war so ein Jammerlappen! Pedro hatte doch selbst entschieden, dass er Cole auf keinen Fall geben konnte, was sich dieser wünschte und nun trauerte er ihm hinterher, als hätte ihn die Liebe seines Lebens verlassen. Er verstand sich selbst nicht, kam nicht dahinter, warum ihn das so mitnahm. Seufzend umfasste er das Kissen fester und wünschte sich, seinem Leben wenigstens für einige Augenblicke entkommen zu können. Es ging ihm so schlecht wie noch nie in seinem Leben.
Trotzdem wehrte sich alles in ihm noch immer dagegen, die Konsequenzen zu ziehen. Um das zu tun, müsste er sein komplettes Leben umkrempeln und Platz für Cole darin schaffen. Dafür müsste er sich mit seiner Familie überwerfen und endlich Courage beweisen. Doch so weit war der kleine Latino noch nicht. Noch fehlte ihm der Mut zu diesem unwiderruflichen Schritt.