Wild Territories V - Seattle Connections - Celia Williams - E-Book
SONDERANGEBOT

Wild Territories V - Seattle Connections E-Book

Celia Williams

5,0
2,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 2,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Um ihn in Sicherheit zu bringen, schickt Walter Greenway seinen Sohn Ray zu seinem Freund Bill nach Seattle. Dort soll er vor der serbischen Mafia versteckt werden, bis Walter seine Schulden bezahlt hat.

Anfangs wehrt Ray sich vehement gegen die Maßnahme, die sein Leben retten soll. Doch schnell wird alles anders, als er entdeckt, dass in dem eigenwilligen Veteranen mehr steckt als Ray jemals geglaubt hat.

 

Keine Sekunde hatte der Pumawandler Bill Tanner angenommen, dass der Wilderer und Tunichtgut, dem ihn sein Freund schickt, sich als sein perfekter Gefährte für seine Raubkatze entpuppen könnte. Doch genauso ist es.

Der junge, neureiche Schnösel versteht die Welt, in der er lebt, nicht und weigert sich anfangs, sich anzupassen. Schnell muss er erkennen, dass vieles ganz anders ist, als er immer geglaubt hat.

 

Können zwei so unterschiedliche Männer, die scheinbar nichts gemein haben, überhaupt glücklich miteinander werden? Gibt es für Ray einen Weg, den Klauen des organisierten Verbrechens zu entkommen?  Findet es selbst heraus.

 

Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und für homophobe Menschen nicht geeignet.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
5,0 (1 Bewertung)
1
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Celia Williams

Wild Territories V - Seattle Connections

Hier möchte ich die Chance nutzen und allen meinen Lesern danken. Zwischen meinen Büchern vergeht mittlerweile recht viel Zeit, da ich nicht mehr so zum Schreiben komme wie in den vergangenen Jahren. Daher danke ich Euch für Eure Geduld. Ebenso danke ich meiner Beta-Leserin Angelika, die unermüdlich mein Buch kontrolliert und verbessert hat. Ohne sie wäre das Lesevergnügen wesentlich geringer. ;-) Als letztes möchte ich hier meine Familie küssen. Ich erhalte jede Unterstützung die ich Brauche. Danke dafür! Eure CeliaBookRix GmbH & Co. KG81371 München

Klappentext

Wild Territories V – Seattle Connections

 

Um ihn in Sicherheit zu bringen, schickt Walter Greenway seinen Sohn Ray zu seinem Freund Bill nach Seattle. Dort soll er vor der serbischen Mafia versteckt werden, bis Walter seine Schulden bezahlt hat.

Anfangs wehrt Ray sich vehement gegen die Maßnahme, die sein Leben retten soll. Doch schnell wird alles anders, als er entdeckt, dass in dem eigenwilligen Veteranen mehr steckt als Ray jemals geglaubt hat.

 

Keine Sekunde hatte der Pumawandler Bill Tanner angenommen, dass der Wilderer und Tunichtgut, dem ihn sein Freund schickt, sich als sein perfekter Gefährte für seine Raubkatze entpuppen könnte. Doch genauso ist es.

Der junge, neureiche Schnösel versteht die Welt, in der er lebt, nicht und weigert sich anfangs, sich anzupassen. Schnell muss er erkennen, dass vieles ganz anders ist, als er immer geglaubt hat.

 

Können zwei so unterschiedliche Männer, die scheinbar nichts gemein haben, überhaupt glücklich miteinander werden? Gibt es für Ray einen Weg, den Klauen des organisierten Verbrechens zu entkommen? Findet es selbst heraus.

 

Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und für homophobe Menschen nicht geeignet.

Wichtige Hinweise

Sämtliche Personen dieser Geschichte sind frei erfunden und Ähnlichkeiten daher nur zufällig.

 

E-Books sind nicht übertragbar und dürfen nicht kopiert oder weiterverkauft werden.

 

Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und für homophobe Menschen nicht geeignet.

 

Im wahren Leben gilt ein verantwortungsbewusster Umgang miteinander und Safer‐Sex!

 

 

 

Liebe Leser,

 

eigentlich sollte die Geschichte von Raymond, dem Wilderer aus Wild Territories III, und Bill, dem Besitzer des Army-Shops in Seattle aus Wild Territories II, nur ein Special, also eine Kurzgeschichte werden. Dann habe ich angefangen zu tippen und es wurden immer mehr Worte. Es sollte mich wieder auf Wild Territories einstimmen, damit ich den richtigen Flow bekomme für die Geschichte von Jace, Coles Bruder, dem unterwürfigen Jaguarwandler. Jetzt wird die Geschichte von Bill und Ray zu Wild Territories V und Jace muss noch etwas warten.

Manchmal geht das menschliche Hirn seltsame Wege und als Autorin muss ich diesen verschlungenen Pfaden folgen.

Ich hoffe, es macht euch Freude, sich mit mir durchs literarische Dickicht zu kämpfen.

 

Eure Celia

Veränderungen

Langsam nahm Bill das Smartphone vom Ohr und starrte noch immer ungläubig auf das nun dunkle Display. Wilderei! Mit jeder anderen kriminellen Handlung wäre der Pumawandler besser zurechtgekommen, aber nun ausgerechnet das. In seinem Inneren herrschte ein maßloser Gefühlscocktail. Einerseits empfand er Freude, weil er gerade mit einem seiner ältesten und besten Freunde telefoniert hatte, andererseits fühlte er sich regelrecht angeekelt von der Handlung dessen Sohnes. Wie konnte der Nachkomme eines so guten Mannes wie Walter Greenway auf Abwege geraten?

Zu Beginn des verstörenden Telefonats hatte Bill noch ein zufriedenes und erfreutes Gefühl, dass er endlich einmal Walter zur Seite stehen konnte. Sein Freund hatte ihm vor drei Jahrzehnten den Arsch gerettet und jetzt konnte er sich endlich revanchieren. Mit jedem weiteren Wort hatte sich ein immer schwerer werdender Klumpen in seinem Magen gebildet. Wie konnte man hilflose Tiere nur auf solch eine bestialische Weise verletzen? Hatte der Typ keinen Funken Mitgefühl für die Schwächeren und Hilflosen?

Selbst als er von dessen Bedrohung durch den serbischen Kredithai Duran Muscovic erfuhr, löschte das seinen Unmut nicht vollständig aus. Es sorgte nur dafür, dass er die Handlungen des jungen Greenway in einem nicht ganz zu trüben Licht sah.

Als Walter ihn dann darum bat, seinen Junior wieder auf den rechten Weg zu bringen und ihn vor seinem Häscher zu schützen, konnte Bill nicht ablehnen. Egal wie egoistisch oder borniert der Kriminelle ihm gegenüber auftrat, Bill beschloss ihm auf jeden Fall beizubringen, dass man Mutter Natur in all ihren Facetten respektieren musste.

 

Seufzend erkannte Bill, dass er nicht zulassen konnte, einen Kriminellen mit solch einem Hintergrund ins Rudelgebiet der Pacific-Katzen zu bringen, ohne diese zu informieren. Vielleicht würde ihm der Zugang sogar verwehrt werden. Dann musste Bill eine gangbare Alternative finden.

Als Puma brauchte er nicht unbedingt ein Rudel, um sich wohl und glücklich zu fühlen, aber es brachte enorme Vorteile, wenn man sich einem anschloss. Am Ende seiner Militärzeit hatte er sich lange und breit überlegt, wo er in Zukunft leben wollte. Da Bill seine Militärzeit an so tristen und heißen Orten wie Afghanistan, Irak und Sudan verbracht hatte, wünschte er sich für sein Zivilleben ein etwas wohnlicheres Ambiente. Also kam für ihn nur die West- oder Ostküste in Frage. Das New Yorker-Katzenrudel herrschte von der kanadischen Grenze bis hinunter nach West Virigina. Die Pacific-Katzen bestimmten über die Bundesstaaten Washington, Oregon, Kalifornien, Nevada und Idaho. Da Bill schon immer die natürlichen und riesigen Wälder geliebt hatte, entschied er sich für Seattle als Wohnort und wurde problemlos ins dort heimische Katzenrudel aufgenommen.

Seufzend wischte Bill erneut über das Display, entsperrte das Gerät und suchte aus seiner Kontaktliste die Telefonnummer des für Seattle zuständigen Betas heraus. Inständig hoffte er, dass man ihm erlauben würde sich um Greenway Junior zu kümmern.

Andernfalls würde er in Alaska bei den Wölfen anfragen. Dort konnte er sich mit dem jungen Idioten in einer Blockhütte vergraben und das Ganze aussitzen. Ob er mit dem ihm unbekannten Menschen einen Lagerkoller bekommen würde, musste dann abgewartet werden. Zumindest hätte er in Alaska die Möglichkeit, sich in seiner Raubtiergestalt in die Wälder zurückzuziehen. In Seattle ging das nicht so problemlos. Er musste zumindest bis zum Stadtrand fahren. Dafür konnte man in Seattle einfach ins Kino oder Einkaufen gehen, wenn man sich nicht mehr riechen konnte.

„Cliffton“, die raue und sehr tiefe Stimme des Betas riss Bill aus seinen Gedanken.

Nach einem Räuspern meldete er sich: „Guten Morgen, William. Ich habe ein Problem und hoffe, dass ihr mir helfen könnte, es zu lösen.“

„Sprich“, kam die einsilbige Antwort.

Ein Grinsen machte sich auf Bills Gesicht breit. William Cliffton hatte das stoische Wesen seines sibirischen Tigers. Aus diesem Grund verstanden sich Bill und William auch ausnehmend gut miteinander. Sie hatten beide ein ähnliches Leben hinter sich, nur das William im Gegensatz zu ihm schon vor Jahrzehnten eine kompatible Gefährtin gefunden hatte und seither in einer glücklichen Partnerschaft lebte. Die kleine, zierliche Leoparden-Hybriddame ergänzte in ihrer quirligen Art perfekt den extrem ruhigen Tiger.

„Ein Freund aus England hat Probleme mit seinem Sohn. Er hat sich mit einem serbischen Kredithai eingelassen, der seine Finger in allen möglichen dubiosen Geschäften, bis hin zur Wilderei, hat. Er hat den Jungen dazu gezwungen, in Afrika auf Beutezug zu gehen. Er ist von den Parkrangern gefasst worden und wurde von der Hotelleitung nach Hause geschafft. Sie fürchten den Skandal und die damit einhergehenden Gewinneinbrüche. Tansania ist auf die Einnahmen der Star-Rice Hotelkette angewiesen.“ Bewusst neutral ratterte Bill den Bericht herunter, ließ William seine eigenen Schlüsse ziehen.

„Wird er von dem Kredithai verfolgt?“

Seufzend antwortete Bill: „Das ist unklar. Sein Vater zahlt den Serben aus. Wir hoffen, dass er dann Ruhe gibt. Sollte dem nicht so sein, werde ich mich mit dem Scottia-Rudel in Verbindung setzen. Die haben wenig Verständnis für Wilderer.“ Obwohl er seinem Beta gerade mitgeteilt hatte, dass er die Ermordung dieses Kriminellen billigte und sogar vorantrieb, wusste Bill, dass William sich daran nicht stören würde. Trotz der Tatsache, dass sie Wandler mit menschlicher Seite waren, so steckte ein Teil Raubtier in jedem von ihnen. Jeder Mensch, der sich mit der Wandlergemeinschaft anlegte, ging das Risiko ein getötet zu werden. Das entsprach der Mentalität der Jäger und die Rudel hielten sich an das Motto: „Fressen oder gefressen werden“. Hinzu kam, dass sie etwas gegen Umweltsünder und Wilderer im Speziellen hatte. Jeder Wandler fühlte sich der Natur verpflichtet, da sie die freie unveränderte Landschaft brauchten, um ihrem Raubtier Auslauf zu verschaffen.

„Gut, lass ihn kommen. Sollte er seine Taten aber nicht bereuen, wird es für ihn Konsequenzen haben. Wir dulden solche Verbrechen gegen die Natur nicht in unserem Rudelgebiet.“ Die knallharte Ansage gab Bill eine Richtschnur, an die er sich halten konnte. Egal wie die Sache mit Raymond Greenway ausging, würde er ihm einbläuen, dass man Tiere in Frieden ließ, egal ob Wild- oder Haustiere.

Lebensbeichten

Resigniert saß Ray auf dem Besucherstuhl im Vorzimmer der Star-Rice Group. Hinter der schweren Mahagonitür in dem mondänen Londoner Hochhaus erwartete ihn niemand geringeres als sein alter Herr. Wieder einmal hatte er diesen maßlos enttäuscht. Ray musste zumindest vor sich selbst zugeben, dass er einen ganz schönen Bock geschossen hatte. Diesmal hatte er den Boden wirklich überspannt und nur der gute Ruf seines Erzeugers hatte dafür gesorgt, dass er in Tansania nicht ins Gefängnis musste. Einen afrikanischen Knast hätte Raymond niemals überlebt. Zwar hatte er Kraft und Ausdauer, aber nicht die Gewaltbereitschaft, die man auf so hartem Pflaster brauchte.

 

Ein Räuspern riss Ray aus seinen Überlegungen. „Sie können jetzt zu ihm hineingehen“, kam es in mitfühlendem Ton von der Sekretärin seines Vaters. Wenn sie wüsste, was er gemacht hatte, würde sie nicht so teilnahmsvoll klingen. Deborah King hatte ein Herz für Tiere und sie lebte diese Leidenschaft auch nach außen. Auf ihrem Schreibtisch stand ein Aufstellkalender des örtlichen Tierheims und ihre Schreibtischunterlage wurde von Bildchen bedrohter Tierarten gesäumt.

Als Ray an ihr vorbei ins Zimmer seines Vaters schlich konnte er den Anflug eines megamäßig schlechten Gewissens nicht unterdrücken. Er hatte seine Aktivität für einen riesigen Spaß gehalten und sich dabei mit einer gefährlichen kriminellen Organisation eingelassen. Die letzten drei Monate seines Lebens waren komplett ein Fehler und wenn er könnte, würde er jede Minute davon rückgängig machen. Selbst sein amouröses Abenteuer mit dem Reiseführer im Ngorogoro-Krater war ein Fehler gewesen. Es gab keinerlei Gefühle zwischen ihnen und es kam ihm wie Zwang vor, zumindest aufseiten des Schwarzafrikaners. Wenn er heute zurückkönnte, würde er sofort in die Zeit vor dem Casinobesuch zurückkehren und sich meilenweit von dem Vergnügungsdampfer fernhalten. Aber er konnte nicht zurück. Er musste sich den Konsequenzen stellen und damit leben.

Angefangen hatte alles mit einem gemütlichen Spieleabend hier im Londoner Hafen in einem illegalen Casino auf einem ehemaligen Kreuzfahrtschiff. Die Betreiber umgingen die Konzessionsbestimmungen für Glücksspiel, indem sie ablegten und der Spielbetrieb erst startete, wenn die internationalen Gewässer erreicht waren. Hier hatte Ray den ersten Irrtum begangen. Er hatte alles für einen lustigen Spaß ohne Konsequenzen gehalten. Dem war nicht so.

Einer seiner sogenannten Freunde hatte ihn auf das Casinoschiff mitgenommen und geendet war es mit einer halben Million Euro Spielschulden. Ray hatte so viel Geld nicht. Mit seinen achtundzwanzig Jahren hätte er eigentlich schon sein Studium beenden, einen Platz bei Star-Rice finden und heiraten sollen.

Ray fühlte sich von seinem Umfeld grundlegend missverstanden, was schon damit anfing, dass er als Homosexueller eine Frau heiraten sollte. Dass er seiner Familie, von der nur sein Vater und seine beiden Großelternpaare übrig waren, seine Veranlagung nicht mitgeteilt hatte und diese sie gar nicht berücksichtigen konnte, ignorierte er in seinem Trotz. Folglich fand er sich in der prekären Lage wieder, die Schulden des Kredithais nicht bedienen zu können. Dieser bot ihm einen einzigen Ausweg. Er sollte in Tiertrophäen und mit Elfenbein bezahlen. Da Star-Rice in ganz Afrika Safari-Lodges und große Hotelanlagen betrieb, sollte es kein Problem sein eines der Hotels als Basis zu nutzen.

Funktioniert hatte es nur wenige Wochen. Bereits im dritten Hotel flog die Sache auf. Ray hatte um sein Leben gefürchtet, als er sich plötzlich von Angesicht zu Angesicht mit einer riesigen gefleckten Raubkatze wiederfand. Wie die Wildhüter es geschafft hatten einen Jaguar zu zähmen, um ihn so einsetzen zu können, war ihm ein absolutes Rätsel. Trotz alledem hatte man ihn erwischt und nur dem Hotelmanager verdankt er es, dass er nicht in einem afrikanischen Knast verschimmelte.

 

Mit hinter dem Rücken verschränkten Händen stand Walter Greenway vor dem riesigen Panoramafenster und blickte hinaus auf die Themse. Wieder einmal fragte er sich, was er bei der Erziehung seines Sohnes falsch gemacht hatte. Bis er ins Teenageralter kam hatte Ray keinerlei Probleme gemacht. Er war ein braves Kind und ein guter Schüler gewesen. Mit fünfzehn änderte sich plötzlich alles. Seine schulischen Leistungen fielen schlagartig in den Keller und sein Verhalten wandelte sich ins rebellische, aufmüpfige. Als der Junge volljährig wurde, wusste sich Walter nicht mehr zu helfen. Seine Frau hatte ihn vor fast zwanzig Jahren verlassen und lebte mittlerweile in Australien. Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass er so die Kontrolle über seinen Spross verlieren könnte. Frustrierenderweise hatte sich die Lage bisher nicht verbessert. Die Probleme waren größer als jemals zuvor. Jetzt stand sein Sohn mit einem Bein im Knast und er wirkte wie ein gehetzter verfolgter Kleinkrimineller. Seufzend drehte sich Walter zu seinem Junior um und sah ihn an. Ein einziges Wort kam über seine Lippen: „Warum?“

 

Mit verschränkten Armen stand Ray vor dem großen Schreibtisch und hatte sich schon Worte zurechtgelegt, als das eine hilflos gesprochene Wort seines Vaters all seinen Widerstand hinwegspülte. Sein Vater fühlte sich genauso hilflos wie er selbst. Schluchzend brach der junge Mann zusammen, sackte wie ein Häufchen Elend auf den edlen Teppich und würgte unter Schluchzern seine Erklärung hervor.

 

Anfangs hatte Walter massive Probleme seinen Sohn zu verstehen. Als er sich zu ihm auf den Boden gesetzt und ihn in seine Arme gezogen hatte, wurden die Worte klarer und deutlicher. Stockend und mit Pausen berichtete ihm Ray all seine Probleme, angefangen bei seiner Homosexualität. Innerlich musste Walter nur den Kopf schütteln. Warum machte Ray solch ein Aufhebens um seine Sexualität. Für Walter stellte es kein Problem dar. Wenn Ray mehr mit Männern anfangen konnte, sollte er. Aber als der Gedanke sich verfestigte, erkannte Walter, dass das Thema schwul, bi oder hetero bei ihnen nie zur Sprache gekommen war. Ray konnte nicht wissen, was er davon hielt und wie er dazu stand.

Seufzend erkannte Walter, dass alle Probleme seines Sohnes auf diesem einen Tatbestand fußte. Raymond fürchtete sich vor der Reaktion seines Vaters auf die Tatsache, dass er ihn hatte nicht sagen können, dass er kein bisschen auf Frauen stand. Jetzt galt es erst einmal Rays Verhältnis zu sich selbst geradezurücken und dann seine anderen Probleme lösen. Dazu wusste Walter nur eine Lösung.

Seattle – Washington

Müde verließ Ray den Abfertigungsbereich des Seattle-Tacoma International Airport. Anfangs hatte er gedacht, dass sein Vater den Vogel abschoss, indem er darauf bestand, ihn in die USA zu schicken. Dann erkannte Ray, dass er damit wirksam dem Kredithai entkommen konnte, bis sein Vater dieses Problem gelöst hatte. Zumindest hoffte Raymond, dass sein Vater es aus der Welt schaffen konnte. Wenn nicht, würde Rays Leben kurz werden und dazu noch schmerzhaft enden.

Seinen Gedanken nachhängend marschierte Ray durch die Flughalle an den Schaltern der verschiedenen Airlines vorbei und achtete kein Stück auf seine Umgebung.

Noch immer dachte Raymond über die überraschende Reaktion seines alten Herrn auf seine Beichte nach. Die Tatsache, dass er schwul war hatte sein Vater kein bisschen gestört. Stattdessen hat er ihm versichert, dass ihm einzig wichtig war, dass er ein glückliches und erfülltes Leben lebte. Dazu würden seine nachfolgenden Probleme gelöst werden müssen, angefangen bei seinen Verpflichtungen bei dem serbischen Verbrecher. Sein Dad würde erst einmal seine Schulden bezahlen und dann musste man sehen, wie Muscovic darauf reagierte. Hoffentlich gab er sich mit dem Geld zufrieden und vergas Raymond Greenway einfach.

Leider hatte Ray die dumpfe Befürchtung, dass es nicht so simpel werden würde.

 

Kopfschüttelnd folgte Bill Tanner seinem Schützling bis zu einer der breiten Ausgangstüren des Terminals. Der Junge hatte überhaupt keinen Selbsterhaltungstrieb. Keine Sekunde hatte er sich umgesehen, die Lage gecheckt oder gar Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Mit seiner Vorgeschichte sollte man definitiv aufmerksamer sein. Draußen am Taxistand sprach er ihn an: „Hallo Raymond.“

 

Ruckartig fuhr der jüngere Mann herum und starrte den Fremden hinter sich erschrocken an. Ray fand sich Auge in Auge mit einem Raubtier wieder, zumindest kam es ihm so vor. Trotz seines Schrecks musste er ehrlich zugeben, dass der ältere Mann sehr gut aussah, auch wenn er eher in die Altersklasse seines Dads gehörte als in die eigene. Aber die Tatsache tat dem optischen Genuss ja keinen Abbruch. Das latente Gefühl der Gefahr machte den Älteren noch attraktiver. Das scharfkantige Kinn wurde von einem dekorativen Dreitagebart geziert. Die ausdrucksstarken braunen Augen dominierten das markante Gesicht. Das raspelkurze dunkelblonde Haar zeigte ganz deutlich die militärische Herkunft des Fremden, wenn nicht schon die schwarze Militärhose mit den tausend aufgenähten Taschen und der dazu passende dünne schwarze Rollkragenpullover es verraten hätten. Das ganze Auftreten schrie „Soldat“. Seufzend erkannte Ray, dass er wohl dem Freund seines Dads gegenüberstand. „Sie sind Bill Tanner, ja?“

„Ja Kleiner, bin ich. Du bist leichtsinnig. Du solltest nicht so selbstvergessen durch die Gegend spazieren.“ Die Stimme klang nicht tadelnd, der Fremde sprach nur eine elementare Wahrheit aus. Trotzdem ärgerte es Ray maßlos. Der Kerl kannte ihn gar nicht.

Als er schon den Mund aufmachen wollte, um sich zu verteidigen, marschierte der Mittvierziger an ihm vorbei und deutete ihm mit einem Winken an zu folgen. Jetzt ärgerte sich Ray gleich doppelt. Er war kein Bummerhund, der jedem Dahergelaufenen folgte. Sein Vater hatte Einfluss und Macht in der Immobilienbranche und der Kerl behandelte ihn wie irgendeinen Dahergelaufenen.

 

Krampfhaft unterdrückte Bill ein herzerweichendes Seufzen. Der Kleine erinnerte ihn an einen störrischen Rekruten, der aus Prinzip alles besser wusste. Mit Raymond Greenway würde er noch seine helle Freude haben. Wenigsten sah er nicht wie das typische Muttersöhnchen aus. Bill kannte nur Fotos aus Raymonds Kindertagen. Von dem erwachsenen Greenway Junior hatte er nie ein Bild gesehen und er hatte etwas anderes erwartet. Als Kind war er klein und schmächtig. Jetzt hingegen war er beinahe so groß wie Bill und hatte eine ansprechende Figur.

Verständlicherweise hatte er die Bitte dessen Vater um Hilfe nicht abschlagen können. Walter hatte während eines Auslandsaufenthaltes seiner Einheit Bills Leben gerettet und dass, obwohl er als Zivilist gar nicht hätte in Kampfhandlungen verwickelt werden sollen. Ein kleines Grinsen zuckte an Bills Mundwinkeln. Kampfhandlungen hatte man es eigentlich nicht nennen können. Fakt war, dass sich Bill während eines Ausgangs mit einem Einheimischen auf der Toilette vergnügt hatte und ein anderer hatte es mitbekommen. Ein homophober Mob hatte ihm danach in der Seitenstraße aufgelauert. Im volltrunkenen Zustand hatten Bill zehn Afghanen überfallen und letzten Endes hatte er sich nur retten können, weil Walter Greenway, der das Ganze von seinem Hotelzimmer aus beobachtet hatte, mit seinem schweren Geländewagen wie ein Irrer in die schmale Gasse gebrettert war, worauf die Schläger flüchteten. Bill hatte ein paar Blutergüsse und eine angeknackste Rippe abbekommen. Ohne seinen Puma freizulassen, wäre er niemals aus dieser Situation herausgekommen.

Von dem Tag an pflegten er und Walter Greenway eine echte und andauernde Freundschaft. Damals war Walter noch Single und ohne Verpflichtung gewesen. Die Jahre vergingen, Walter heiratete, er wurde Vater, seine Frau verließ ihn und nur in Bills Leben änderte sich wenig, außer dass er beim Militär ausschied und ins Zivilleben wechselte. Mit der Zeit war dem Menschen aufgefallen, dass Bill irgendwie anders war. Bill stand vor der Wahl, die langjährige Freundschaft zu beenden oder Walter reinen Wein einzuschenken. Letzten Endes hatte er sich von seinem Freund nicht verabschieden wollen und erhielt die Erlaubnis seines Alphas, ihn einzuweihen. Keine Sekunde hatte Bill diese Entscheidung bereuen müssen. Walter hatte noch mehr zu ihm und der Gesellschaft der Wandler gehalten. Viele Wandler in England und weltweit arbeiteten für die Star-Rice Group.

Heute konnte er endlich seine Schulden zurückbezahlen, obwohl ihn die Zinsen wohl teuer zu stehen kommen würden. Der kleine Greenway hatte für Bill so seine Tücken. Einerseits handelte es sich bei dem jungen Mann, um einen ziel- und antriebslosen Tunichtgut, und andererseits roch er wie der Himmel. Bill konnte sich nicht erinnern, dass er jemals einen Menschen oder Wandler gerochen hatte, der so betörend duftete. So musste sich eine hohe Kompatibilität anfühlen und zu seinem Leidwesen musste er die Hände von dem Kerl lassen. Hinzu kam noch, dass der Kleine schwul war und somit in sein Beuteschema passte. Wie die meisten Wandler spielte für Bill das Geschlecht keine Rolle, sie entschieden vollkommen nach der Kompatibilität, wie gut die Sexpartner zueinander passten. Zähneknirschend überquerte Bill die Straße und lauschte, ob der Engländer ihm folgen würde; er folgte.

Obwohl sich Bill durchaus ein neues und modernes Auto leisten konnte, fuhr er noch immer sein allererstes Auto, einen 71er Mustang und liebte ihn heiß und innig. Leider war er kein Klassiker wie der 67er oder 68er, aber Bill genügte er. Dass Ray sichtlich unbeeindruckt war sah der Pumawandler deutlich. Rigoros nahm er dem Kleinen die Reisetasche aus der Hand, öffnete den Kofferraum und lies sie hineinfallen. Dann sah er kurz über die Schulter zu dem jungen Mann. „Einsteigen.“

 

Nach einem tiefen Durchatmen öffnete Ray die schwere Wagentür und kletterte in das Innere der alten Karre. Fairerweise musste er zugeben, dass es sich um ein gepflegtes Auto handelte. Es gab keine Abnutzungsspuren und kein Stäubchen verunzierte das Armaturenbrett.

Es verunsicherte Ray maßlos, dass er keinen Schimmer hatte, was in der nächsten Zeit auf ihn zukam. Einzig die Sicherheit vor den Handlangern des Kredithais gab ihm etwas Mut. „Wo fahren wir hin?“

 

Kurz blickte Bill hinüber zu seinem Gast. Der junge Greenway war seinem alten Herrn wie aus dem Gesicht geschnitten. Als er den Menschen damals kennenlernte, hatte er etwa dasselbe Alter und die Ähnlichkeit war frappierend. Die moderne Kurzhaarfrisur betonte die ausdrucksstarken grünen Augen und seine schlanke Statur ließ ihn geschmeidig wirken. Für Bill war Raymond die pure Versuchung und er musste ihr widerstehen. Vermutlich würde Walter kein Verständnis dafür aufbringen, wenn er mit seinem Sohn schlief. Konzentriert unterdrückte Bill ein Kopfschütteln. Bevor er Ray begegnet war, hatte er die Befürchtung gehegt, dass er ihn nicht würde gut behandeln können, da er für Wilderer nur Verachtung empfand. Jetzt sah die Sache ganz anders aus. Tatsächlich reagierte Bill auf den Kleinen wie eine Hausmieze auf Katzenminze.

„Wir fahren zu mir nach Hause“, kam es knapp von Bill. Bewusst hielt er jegliche falsch zu verstehende Betonung aus seiner Stimme heraus.

 

„Zu dir? Nicht in ein Hotel?“, kam es irritiert von Ray. Obwohl er den Freund seines Dads nur vom Namen her kannte sah er nicht ein diesen mit mehr Förmlichkeit zu betiteln als nötig, schließlich war Bill Tanner als erstes auf eine persönliche Ebene gewechselt.

Während er durch die blitzblank geputzte Windschutzscheibe sah, dachte er über seine aktuelle Situation nach. Musste er etwa bei dem Kerl wohnen? Leichte Panik machte sich in Raymond breit. Wie sollte er auf die Piste gehen und sich etwas zum Vögeln suchen, wenn er bei dem Freund seines Dads bleiben musste?