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Die Taschenbuchausgabe zu diesem eBook umfasst 612 Seiten.
Weihnachten, für den Großteil der Menschen das Fest der Liebe, der Besinnung, der Freude und der Gemeinschaftlichkeit; doch es gibt auch einige, für die ist es ein »Fest« des Hasses, des Neides und der Kaltblütigkeit. Und diese Menschen nehmen Weihnachten zum Anlass, sich an ihren Mitmenschen zu rächen, sie zu hintergehen, sie zu betrügen oder manchmal auch aus dem Weg zu räumen …
Zu »DER WEIHNACHTS-SCHLITZER«: Jedes Jahr an Weihnachten verbreitet ein Mörder, den sie nur den Weihnachts-Schlitzer nennen, Angst und Schrecken. Jedes Jahr seit zehn Jahren tötet er an Heiligabend einen Menschen, und das auf grausame Weise. Er lebt mitten unter ihnen und wird doch von den meisten nicht wahrgenommen. Zwischen seinen Opfern scheint es keine Gemeinsamkeiten zu geben, jeder könnte das nächste Opfer sein …
In diesem Band sind folgende Krimis und Krimi-Erzählungen zum Fest enthalten:
Der Weihnachts-Schlitzer – von Pascal Gillessen
Blut in der Krippe – von Hans-Jürgen Raben
Mord in Dillon Beach – von Stefan Hensch
Der Baum brennt nicht – von Hans-Jürgen Raben
Last Christmas – von A.F. Morland
Mord im Berghotel – von Rainer Keip
»Zufällig Mord« – von Wilfried A. Hary
Der Weihnachtsmann ist tot – von Hans-Jürgen Raben
Weihnachtliche Rachelust – von Alea Raboi
Feuernebel – von Lion Obra
Erinnerungen an das Reich Tschaikowskis – von Christian Dörge
Bonus-Geschichte:
Der Lebkuchenmann – von Niklas Quast
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Hans-Jürgen Raben, Rainer Keip, A. F. Morland, Wilfried A. Hary, Stefan Hensch, Lion Obra, Alea Raboi, Pascal Gillessen, Christian Dörge sowie eine Bonusgeschichte von NiklasQuast
Ein kriminelles Weihnachtsfest
- Der Baum brennt nicht -
11 Krimis und Krimi-Erzählungen zum Fest
Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv
Cover: © by Kathrin Peschel, 2021
Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Der Weihnachts-Schlitzer
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
Blut in der Krippe
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
Mord in Dillon Beach
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
Der Baum brennt nicht
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
Last Christmas
Mord im Berghotel
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
»Zufällig Mord«
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
Der Weihnachtsmann ist tot
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6.Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
Weihnachtliche Rachelust
Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
Epilog
Feuernebel
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
Nachwort
Erinnerungen an das Reich Tschaikowskis
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
Der Lebkuchenmann
Weitere Weihnachtsbände sind erhältlich:
Weihnachten, für den Großteil der Menschen das Fest der Liebe, der Besinnung, der Freude und der Gemeinschaftlichkeit; doch es gibt auch einige, für die ist es ein »Fest« des Hasses, des Neides und der Kaltblütigkeit. Und diese Menschen nehmen Weihnachten zum Anlass, sich an ihren Mitmenschen zu rächen, sie zu hintergehen, sie zu betrügen oder manchmal auch aus dem Weg zu räumen …
Zu »DER WEIHNACHTS-SCHLITZER«: Jedes Jahr an Weihnachten verbreitet ein Mörder, den sie nur den Weihnachts-Schlitzer nennen, Angst und Schrecken. Jedes Jahr seit zehn Jahren tötet er an Heiligabend einen Menschen, und das auf grausame Weise. Er lebt mitten unter ihnen und wird doch von den meisten nicht wahrgenommen. Zwischen seinen Opfern scheint es keine Gemeinsamkeiten zu geben, jeder könnte das nächste Opfer sein …
In diesem Band sind folgende Krimis und Krimi-Erzählungen zum Fest enthalten:
Der Weihnachts-Schlitzer – von Pascal Gillessen
Blut in der Krippe – von Hans-Jürgen Raben
Mord in Dillon Beach – von Stefan Hensch
Der Baum brennt nicht – von Hans-Jürgen Raben
Last Christmas – von A.F. Morland
Mord im Berghotel – von Rainer Keip
»Zufällig Mord« – von Wilfried A. Hary
Der Weihnachtsmann ist tot – von Hans-Jürgen Raben
Weihnachtliche Rachelust – von Alea Raboi
Feuernebel – von Lion Obra
Erinnerungen an das Reich Tschaikowskis – von Christian Dörge
Bonus-Geschichte:
Der Lebkuchenmann – von Niklas Quast
***
von Pascal Gillessen
Seine Finger verkrampften sich um das Lenkrad. Er spürte, wie sein Magen rebellierte. Das nervöse Zittern in seinem rechten Bein wurde schlimmer.
Mit diesen körperlichen Anzeichen wollte ihm sein Innerstes zu verstehen geben: Ich will nicht hier sein! Starte den Motor und fahr’ wieder nach Hause! Lass jemand anderes an diesem Mist verzweifeln!
Doch das konnte er nicht. Es war sein Job, sich darum zu kümmern. Das gefiel ihm nicht, er hätte gerne mit einem Kollegen getauscht. Aber es war nun mal nicht möglich. Hier zu sitzen und durchzudrehen, änderte ebenfalls überhaupt nichts daran. Wenn er nicht bald ausstieg und an die Arbeit ging, würde einer der anderen zum Wagen kommen und ihn holen. Würde ihm Fragen über sein Verhalten stellen, ob alles gut war. Die müsste er dann beantworten oder sich herausreden – zusätzlich zu der Arbeit, an welcher er sowieso nicht vorbeikam. Also war es deutlich klüger, einfach auszusteigen und die Situation nicht unnötig schlimmer zu machen.
Er löste seine Hände vom Steuer, musste sie beinahe losreißen. Ein kurzer Blick durch die Windschutzscheibe nach draußen, anschließend in den Rückspiegel. In beiden Richtungen gab es nichts für ihn zu sehen. Bloß eine alte Angewohnheit, um ein paar Sekunden Zeit zu schinden. Bevor man sich sehenden Auges ins Chaos außerhalb des Wagens warf.
Einen Moment später stand er draußen und warf die Fahrertür hinter sich zu. Mehrmals zog und zerrte er an seinem Mantel, in der sinnlosen Hoffnung, sich dadurch die Kälte besser vom Leib halten zu können. Doch der Wind schien einfach hindurchzustechen. Machte es bei dieser Kälte überhaupt noch einen Unterschied, ob man einen Mantel über seinem Anzug trug oder nicht? Wenn es nach seiner Frau ging, schon. Deshalb erinnerte sie ihn auch stets daran, Handschuhe und Schal nicht zu vergessen. Er nahm sie aus seinen Manteltaschen und zog sie über.
Anschließend machte er sich mit hängendem Kopf auf den Weg.
Sein Name war Bradley Stark. Er war Detective beim OCPD, dem Oldwood City Police Department. Seit zwanzig Jahren war er Teil der Mordkommission.
Und er hasste Weihnachten.
Stark setzte einen Fuß vor den anderen. Er hatte direkt am Waldrand geparkt und steuerte nun auf den einsamen Officer zu, der zwischen zwei Bäumen stand und ihm zuwinkte. Für einen Moment wirkte der Mann wie der Wächter zur Hölle. Was von einem bestimmten Standpunkt aus betrachtet nicht einmal übertrieben war.
Schnee fiel in dicken Flocken vom Himmel, legte sich auf Starks Gesicht und schmolz dort langsam. Seine Haut war bereits nach einer knappen Minute nahezu taub. Unter seinen Schuhen, die für dieses Wetter vollkommen ungeeignet waren, knirschte es laut bei jedem Schritt. Als Detective war er leider an einen bestimmten Dresscode gebunden. Ob ihm hier draußen deshalb die Zehen abfroren oder er ausrutschte und sich die Hüfte brach, spielte keine Rolle. Wenigstens konnte er sich besonders dicke Socken anziehen, ohne eine Ermahnung fürchten zu müssen.
Es war ungefähr zehn Uhr morgens, trotzdem war das Tageslicht eher spärlich. Dichte graue Wolken hingen über allem, verbannten die Sonne und deckten die gesamte Stadt mit einem weißen Leichentuch ein. Ein äußerst passendes Bild. Vielleicht gab es da oben ja doch jemanden, der die Geschehnisse auf der Erde im Auge behielt.
Stark erreichte den Officer, der sofort einen ersten Bericht abgeben wollte. Aber der Detective hob herrisch die rechte Hand, um ihm das Wort abzuschneiden. Er wusste bereits, was der Kerl ihm sagen wollte. Kannte den Vortrag praktisch schon auswendig.
»Bringen Sie mich einfach zur Leiche«, forderte er den Officer auf.
Der Uniformierte reagierte verwirrt, dann nickte er verstehend. Er kannte die Geschichten. So wie alle anderen sie kannten. Und durch einen dummen Zufall, weil er ausgerechnet heute in ausgerechnet diesem Teil der Stadt Dienst schob, wurde er nun plötzlich selbst zu einem Teil dieser Geschichten. Zu einem kleinen, vollkommen unbedeutenden Teil. Er hatte nicht einmal Text. Dennoch würde er noch seinen Enkeln und allen anderen, die es hören wollten, davon erzählen. Auch denen, die es nicht hören wollten.
Stumm übernahm der Officer die Führung und führte Stark durch den Wald. Sobald die Nadelhölzer dichter standen, nahm das Tageslicht sogar noch weiter ab. Es fehlte nicht mehr viel und sie mussten sich mit Taschenlampen aushelfen.
Stark blickte nach links und rechts, versuchte zwischen den unendlich scheinenden Baumreihen etwas zu entdecken. Ein Eichhörnchen vielleicht oder ein Reh. Irgendein Anzeichen von Leben an diesem düsteren Ort. Doch sämtliche Tiere lagen entweder in einem warmen Versteck oder flohen vor dem lauten Getrampel der Menschen. So blieben nur Stille, Einsamkeit und Finsternis in dem Wald zurück.
Er war ein erwachsener Mann, ein Polizist noch dazu. In seinem Leben hatte Stark bereits sehr viele Tote gesehen. Manch einer davon war äußerst übel zugerichtet worden. Er hatte auch Überlebende gesehen, die nach ihrem Martyrium fast nichts menschenähnliches mehr an sich hatten. Trotzdem lief ihm in diesem Augenblick ein Schauer über den Rücken. Und das kam nicht vom kalten Wind. Die Atmosphäre hier war beängstigend. Wie mochte sich da erst das Opfer gefühlt haben? Aber vermutlich war es zu diesem Zeitpunkt sowieso schon tot gewesen.
Während Stark dem Officer folgte, hielt dieser sich an einen schmalen Trampelpfad, der mitten durch den Wald verlief. Der Pfad endete auf einer kleinen Lichtung, von der wiederum mehrere Wege in unterschiedliche Richtungen abgingen. Im Zentrum der Kreuzung lag die Leiche.
Bilder blitzten durch seinen Verstand, Erinnerungen und Albträume vermischten sich. Es war wie bei den anderen Neun.
Aber etwas war auch anders. Oder besser gesagt: jemand.
Stark kniff misstrauisch die Augen zu. Da war die Leiche, die auf dem gefrorenen Boden lag. Da waren der Officer, der ihn hergeführt hatte und einige andere Kollegen, welche den Tatort absperrten und als helfende Hände fungierten, falls man sie brauchte. Auch die Spurensicherung war zugegen, machte Fotos, nahm Proben. Aber es war kein erfahrener Detective vor Ort, der ihn begrüßte und ihm anschließend voll hämischer Freude den Fall überließ. Er war froh darüber, diesen Mist für sich abhaken zu können. Stattdessen bibberte und zitterte eine junge Frau in ihrem Mantel und sah der Spurensicherung bei der Arbeit zu. Sie bemerkte Starks Eintreffen gar nicht, dermaßen fasziniert war sie anscheinend von der Tätigkeit der anderen. Als hätte sie etwas Vergleichbares noch nie zuvor gesehen. Woraus der Detective schloss, es nicht gerade mit einem erfahrenen Profi zu tun zu haben.
Warum schickte man ausgerechnet eine Anfängerin an diesen besonderen Tatort? Etwas an der Sache war faul. Es stank nach Politik. Nach behördlicher Willkür. Und Korruption. Was es am Ende auch war, Stark wollte nichts damit zu schaffen haben.
Die Frau drehte sich um und erschrak kurz bei seinem Anblick. Dann setzte sie ein freundliches Lächeln auf und kam mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. »Justina Kemp. Sind Sie Bradley Stark?«
Er ergriff ihre Hand und schüttelte sie. »Leider ja. Die Zentrale hat mich zu Hause angerufen. Bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Hat etwas länger gedauert. Das Wetter …« Mit dem rechten Zeigefinger zeigte er zum Himmel. »Sie verstehen.«
»Kein Problem, Sir. Ich bin selbst erst vor einer Viertelstunde hier angekommen.«
Sir? Er war nicht ihr Vorgesetzter, sondern ein Detective, genau wie sie. Sie legte das Verhalten eines Streifenpolizisten an den Tag. Was bedeutete, die Detective-Prüfung lag bei ihr noch nicht lange zurück. Die Frau war somit nicht bloß unerfahren. Sie war ein Küken, das gerade erst geschlüpft war. Welcher verblödete Sesselfurzer hatte sie an diesen Ort geschickt?
»Alles klar, Kemp. Sagen Sie einfach Stark zu mir, das machen alle anderen auch. Verfügen Sie über irgendwelche Informationen, die mir die Officers und die Spurensicherung nicht geben können?«
Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, wie gesagt, ich bin erst seit ein paar Minuten hier.«
»Gut. Dann können Sie jetzt zurück zu Ihrem Wagen gehen und mir die Sache überlassen. Um die Formalitäten kümmern wir uns morgen. Ich komme zu Ihnen aufs Revier.« Damit war die Sache für ihn erledigt und er wendete sich von ihr ab. Seine Aufmerksamkeit galt jetzt den beiden Vertretern der Spurensicherung.
Da spürte er eine Hand an seinem rechten Oberarm. »Ich befürchte, da besteht ein Missverständnis, Stark.« Den Namen verwendete sie nur widerwillig, war nicht daran gewöhnt. »Ich bin nicht der übliche Detective am Tatort, der nur auf Ihre Ankunft wartet und den Fall dann einfach abgibt. Ich bin Ihre neue Partnerin.«
Für ganze zehn Sekunden wusste Stark nicht, was er darauf erwidern sollte. Jedes Wort dieser Behauptung klang dermaßen unmöglich … lächerlich … absurd. Im Grunde musste man das passende Wort erst erfinden, um das Gesagte korrekt einordnen zu können.
»Auf keinen Fall. Ich habe schon einen Partner«, brachte er schließlich hervor.
»Bis er wieder auf den Beinen ist, wurde ich Ihnen zugeteilt.« Kemp setzte einen entschuldigenden Gesichtsausdruck auf, als hätte sie die Entscheidung persönlich getroffen.
Bis er wieder auf den Beinen ist, war eine nette Umschreibung für: Bis Ihr Vollidiot von Partner aus dem Krankenhaus entlassen und sein Alkoholproblem unter Kontrolle bekommen hat. Vor allem Letzteres trat vermutlich niemals ein.
Um das unangenehme Schweigen zwischen ihnen zu brechen, hakte Kemp vorsichtig nach: »Er hatte einen Autounfall, oder?«
Langsam begann Stark mit dem Kopf zu schütteln, ohne sie auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. »Nein, so kann man das nicht sagen. Er hat sich sturzbetrunken ans Steuer gesetzt und den Wagen mit Vollgas in ein parkendes Auto gefahren. Drei Personen inklusive ihm selbst wurden dabei schwer verletzt. Nur seinem unverschämten Glück hat Simon es zu verdanken, dass es keine Toten gab. Mit einem Unfall hat das alles relativ wenig zu tun. Wenn er kein Cop wäre …«
Er musste den Satz nicht beenden. Jeder andere wäre an Simons Stelle erledigt gewesen. Verurteilung. Gefängnis. Das volle Programm. Aber weil er eben »Lucky Simon« war, übte er genau jenen Beruf aus, der es ihm ermöglichte, selbst aus einer solchen Situation noch mit einem blauen Auge davonzukommen. Seine Kollegen kehrten in den offiziellen Berichten die schlimmsten Details unter den Teppich. Plötzlich war der Promille-Wert viel niedriger als in der Realität. Und bei dem Auto, das er gesteuert hatte, handelte es sich auch nicht länger um einen Streifenwagen, den er einfach vom Parkplatz des Reviers gestohlen hatte. Dank dieser Art der »Ermittlung« blieb ihm ein Prozess wahrscheinlich erspart. Sofern die beiden Opfer keinen Zivilstreit planten.
Tatsächlich hörte Stark inzwischen Gerüchte, die besagten, man wollte Simon in den verfrühten Ruhestand schicken. Womit man ihn im Grunde für sein wahnsinniges Verhalten sogar noch belohnte. Unfassbar. Einfach nur unfassbar.
Er mochte Simon. Von ihrem ersten Tag bei der Mordkommission an waren die beiden schon Partner. Sie waren Freunde.
Aber Simon war auch ein grauenvoller Detective, noch schlimmer als der unterdurchschnittliche Durchschnitt in Oldwood. Was sein Privatleben betraf, war er ebenfalls eine komplette Katastrophe. Die genauen Umstände des »Unfalls« kannte Stark nicht, aber ohne jeden Zweifel spielte Simons gestörte Ehe bei der ganzen Sache eine tragende Rolle.
Eine sehr kalte Windböe fuhr plötzlich durch den Wald, riss Schnee von den Bäumen und ließ ihn über die Personen auf der Lichtung rieseln. Stark musste sich abwenden, um seine Augen zu schützen. Mit einem Mal verflogen die Gedanken an seinen krankgeschriebenen Partner.
Stattdessen konzentrierte er sich wieder auf Kemp. »Hat der Captain diesen Mist abgesegnet? Mir an den Weihnachtstagen einen neuen Partner aufs Auge zu drücken? Noch dazu, wo er wieder zugeschlagen hat? Was soll der Quatsch?«
Kemp versuchte es zu verbergen, aber ihr Gesichtsausdruck verriet ihre Kränkung. Eine Stimme in Starks Kopf, die sich sehr nach seiner Frau anhörte, erinnerte ihn daran, dass die Kollegin sich die Situation auch nicht ausgesucht hatte. Als man sie neu zuteilte und sie hier rausfuhr, war ihr bestimmt klar, wie man darauf reagierte. Sie hoffte, sich zu irren. Dass ihr neuer Partner seine Wut nicht an ihr ausließ. Sich an die Fakten hielt.
Manchmal war es sehr anstrengend, mit einer Frau verheiratet zu sein, die ständig recht hatte.
Anstatt sich für seinen ruppigen Tonfall zu entschuldigen, meinte Stark nur: »Ich habe jetzt keine Zeit, mich darüber aufzuregen. Wir müssen einen Mord aufklären.«
Seine Kollegin nickte stumm und stellte sich neben ihn, als er die Leiche zum ersten Mal wirklich betrachtete.
Ein Mann. Weiß. Ende Dreißig, schätzte Stark. Schlank. Diese Details und andere erfasste er automatisch. Dabei wusste er, sie waren kaum von Belang. Bei Serienkillern spielte oft das Aussehen, die Hautfarbe, das Geschlecht oder sogar die Religion eine Rolle. In diesem Fall gab es einen solchen verbindenden Faktor hingegen nicht. Die Opfer hatten absolut nichts gemeinsam, es gab keine Verbindungen zwischen ihnen. Mit diesem Problem schlugen sie sich nun schon seit Jahren herum und Stark verwettete sein letztes Monatsgehalt darauf, dass sich auch mit dieser Leiche nichts daran änderte.
Die einzigen Gemeinsamkeiten der Opfer gingen direkt auf den Täter zurück. Wie alle anderen auch, legte der Mörder den Toten auf ganz bestimmte Weise ab. Als hinge dieser an einem unsichtbaren Kreuz. Dann waren da die einzelne Stichwunde im Hals und das von einer Klinge zerfetzte Abdomen.
Er war der Täter. Kein Zweifel.
»Wir sind in ein paar Minuten fertig«, meinte einer der Kollegen von der Spurensicherung.
Stark nickte ihm zu, dann winkte er den nächstbesten Officer heran. »Geben Sie der Zentrale Bescheid. Die sollen jemanden herschicken, der die Leiche abholt.«
»Sind wir hier denn schon so weit?«, wollte der Uniformierte wissen.
»Glauben Sie mir, hier werden wir nichts Interessantes mehr finden.«
Trotzdem würden Spurensicherung und Officers natürlich das volle Programm durchziehen. Fotos. Abdrücke der Stiefel nehmen. Bodenproben. Die nähere Umgebung untersuchen.
Stark arbeitete jedoch schon zu lange an der Ergreifung dieses Serienkillers, um sich in dieser Hinsicht irgendwelche Hoffnungen zu machen. Das hier war nicht der Tatort, die Leiche wurde bloß hier abgelegt, damit sie anschließend gefunden wurde. Dementsprechend niedrig war auch die Wahrscheinlichkeit für verwertbare Hinweise. Bis auf die üblichen Abdrücke von Arbeitsschuhen, die sich jeden Morgen zehntausende von Menschen in der Stadt überzogen, hinterließ der Killer keine Spuren.
Die Leiche an sich nutzte ihnen hier überhaupt nichts mehr. Sollte der Pathologe sie unter die Lupe nehmen. Vielleicht fand sich ja ausnahmsweise etwas Verwertbares am Körper oder der Kleidung des Opfers. Oder seine genaue Identität brachte sie weiter.
Bis dahin würde Stark sich um seine neue Partnerin kümmern …
Er sah sie an und meinte: »Kommen Sie, wir fahren aufs Revier.«
Derselbe Officer, der Stark zum Tatort geführt hatte, brachte ihn auch jetzt zu seinem Wagen zurück. Eine sehr stille Justina Kemp folgte den beiden Männern. Sie fühlte sich offensichtlich genauso unwohl in ihrer Haut wie Stark selbst. Er konnte es bloß besser überspielen.
»Kennen Sie den Weg oder wollen Sie mir nachfahren, Kemp?«
»Ich bin ohne Auto hier. Eine Streife hat mich vorhin mitgenommen. Wegen der Feiertage haben die es nicht auf die Reihe bekommen, mir rechtzeitig einen Dienstwagen zu stellen.«
Das wurde ja immer besser, befand Stark. Er seufzte und bedeutete ihr, ihm zu folgen.
Zwei Minuten später ließen sie den Wald und den Tatort hinter sich zurück. Sie befanden sich in den nördlichen Außenbezirken Oldwoods und mussten eine ordentliche Strecke fahren, bis sie in die eigentliche Stadt vordrangen. Die zugeschneiten Straßen beschleunigten ihr Vorankommen nicht gerade. Ohne ihrer beider Leben zu bedrohen, konnte Stark unmöglich schneller fahren. Dabei wollte er diese unangenehme Situation doch nur möglichst bald beenden.
Ein Fluch lag ihm auf den Lippen. Im letzten Moment schluckte er ihn wieder hinunter, als er sich daran erinnerte, nicht alleine im Auto zu sitzen. Also beschränkte er sich darauf, das Wetter in Gedanken zu verdammen.
Neben ihm nahm Kemp die lächerliche Wollmütze vom Kopf, die sie die ganze Zeit über trug. Auch ihren Schal und ihre Handschuhe legte sie ab. Zum ersten Mal konnte er sie richtig mustern. Sie trug ihre braunen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, hatte braune Augen und eine sehr weiße Haut. Ihre Größe schätzte er auf maximal einen Meter fünfundsechzig, das Alter mochte bei Anfang dreißig liegen.
Das waren die Beobachtungen, die der rationale Teil seines Gehirns anstellte. Starks irrationale Seite sah in Kemp bloß eine Highschool-Schülerin, die sich als Detective verkleidet hatte.
»Warum wurden Sie denn ausgerechnet während der Feiertage versetzt?«, wollte er von ihr wissen.
Sie wich seinem Blick aus und starrte aus dem Fenster. »War nicht meine Entscheidung. Hat sich eben so entwickelt.«
Am liebsten hätte Stark laut aufgelacht. Eine Highschool-Schülerin, die sich als Detective ausgab, kein eigenes Auto hatte und die mit Abstand schlechteste Lügnerin aller Zeiten war. Aber er würde nicht tiefer bohren. Dazu bestand schließlich kein Anlass, würde er sie doch auf dem Revier loswerden. Denn wenn der Captain oder sonst wer glaubte, er ließ sich ausgerechnet jetzt einen neuen Partner vor die Nase setzen, würden sie ihr blaues Wunder erleben.
Kemp wechselte schlagartig das Thema. Die typische Masche eines schlechten Lügners. »Sie schienen eben ziemlich sicher, dass es eins seiner Opfer ist. Kein Zweifel?«
Es bestand für Stark überhaupt kein Grund, auf diese oder eine andere Frage seiner Kollegin zu antworten. Weil er sie wie gesagt nicht mehr lange an der Backe haben würde. Aber vielleicht verging auf diese Weise die Fahrt zum Revier schneller.
»Bevor ich jetzt eine breite Erklärung abgebe, müssen Sie mir erst mal ein wenig über sich erzählen, Kemp. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich kenne Sie überhaupt nicht. Weiß nichts über Sie. Und wenn ich ehrlich bin, kann ich mich auch nicht erinnern, Ihr Gesicht jemals zuvor gesehen zu haben.«
Zumindest Letzteres bedeutete so gut wie gar nichts. Oldwood war eine waschechte Metropole mit derzeit über sieben Millionen Einwohnern. Tatsächlich gab es einige Experten, die für die nächsten zwanzig bis dreißig Jahre einen Anstieg der Population auf über zehn Millionen Einwohner prophezeiten. Stark las erst vor ein paar Tagen in der Zeitung darüber. Dementsprechend schoben tausende von Cops in der Stadt ihren Dienst. Es war für eine einzelne Person vollkommen unmöglich, jeden einzelnen davon zu kennen. Oder ihn auch nur gesehen zu haben. Kemp war somit bloß einer der vielen unsichtbaren Kollegen, von deren Existenz Stark zwar theoretisch wusste, die für ihn jedoch mehr Zahl als Mensch waren. Er wollte wissen, wo sie vorher gearbeitet hat, wer ihre Kollegen waren. Vielleicht ließ sich auf diese Weise auch etwas finden, das er gegen sie verwenden konnte. Falls sich dies als letzte Möglichkeit herausstellte, sie wieder loszuwerden.
»Tja, das hätte mich auch sehr überrascht. Ich bin schließlich erst vor einer Woche in Oldwood angekommen. Bis vor ein paar Tagen habe ich noch an der Westküste gearbeitet.« Kemp sprach diese Worte ohne den geringsten Anflug von Humor aus. Sie meinte es vollkommen ernst – und dachte sich nicht einmal etwas dabei.
Stark war regelrecht sprachlos, angesichts dieser Enthüllung. Zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit hatte ihn diese Frau völlig aus dem Konzept gebracht.
Als er sich wieder unter Kontrolle hatte, sagte er laut: »Also bekomme ich nicht nur einen neuen Partner. Ohne jede Vorwarnung. Noch dazu an den Feiertagen. Während er zuschlägt. Nein, ich bekomme auch einen neuen Partner von außerhalb der Stadt.«
»Ich habe Ihre Frage beantwortet. Weihen Sie mich jetzt in den Fall des Weihnachts-Schlitzers ein?«, überging Kemp seinen Ausbruch einfach.
Er warf ihr einen säuerlichen Blick zu. Sie sah nicht nur aus wie eine kleine Göre, sie war anscheinend auch genauso frech.
Stark räusperte sich. »Zunächst: Nennen Sie diesen Mistkerl nicht den Weihnachts-Schlitzer! Verstanden? Diesen dämlichen Namen hat ihm die Presse verliehen. Und er wird der Wahrheit nicht ansatzweise gerecht. Wird seinen Verbrechen, den Opfern und den Hinterbliebenen nicht gerecht. Dieser Name ist nur ein weiterer Beweis dafür, wie sehr unsere Presse inzwischen elenden Aasgeiern gleicht, die alles in eine Show verwandeln müssen. Alles muss sich verkaufen können, sogar ein Serienkiller. Am Ende zählt nur die Quote, die Auflage, der Erlös, die Rendite. Nennen Sie mich altmodisch, Kemp, aber ich finde diesen billigen Sensationsjournalismus einfach nur widerlich.«
»Alles klar. Bitte entschuldigen Sie, Stark. Wie gesagt, ich bin nicht von hier. Ich kenne den Fall nur aus den Nachrichten. Aber ich werde es mir merken … Wie nennen Sie den Killer?«
»Für mich hat er so lange keinen Namen, bis ich ihn geschnappt und seine wahre Identität enthüllt habe.«
»Der Fall scheint Ihnen sehr wichtig zu sein, wenn Sie sogar auf solche Details achten«, stellte Kemp fest. In ihrer Stimme schwang ein Hauch Anerkennung mit. »Das entspricht nicht unbedingt dem Eindruck vom OCPD, den man mir im Vorfeld vermitteln wollte.«
Wieder bediente Kemp sich einer höflichen Umschreibung. Die Polizei in diesem Land hatte allgemein sehr viele Probleme, das größte und gefährlichste davon war vermutlich die Korruption. Und nirgends war die stärker ausgeprägt als in Oldwood. Hier einen Cop zu finden, der nicht auf die eine oder andere Weise mit dem organisierten Verbrechen zusammenarbeitete, war praktisch unmöglich. Überhaupt drangen die Syndikate inzwischen in jede Gesellschaftsschicht der Stadt vor. Das Verbrechen wucherte überall, ihm war gar nicht mehr beizukommen. Dann waren da noch die Konzerne, die dank ihrer Image-Kampagnen vielleicht einen besseren Ruf hatten als die Schläger der Kartelle. Am Ende waren aber auch sie bloß Gangster in teureren Anzügen, die sich auf Kosten der Schwachen bereicherten.
Nichts davon sagte Stark jedoch laut. Erstens würde Kemp schon früh genug herausfinden, wie es in Oldwood ablief. Es war immer besser, es mit eigenen Augen zu sehen, am eigenen Leib zu erfahren. Zweitens würde Stark den Teufel tun und sich selbst belasten. Denn er hielt ebenfalls regelmäßig die Hand auf. Darin sah er auch kein Problem. Anders bekam er das Haus nicht abbezahlt, von den College-Gebühren für seine beiden Töchter ganz zu schweigen. Um seiner Familie ein anständiges Leben zu bieten, sah er nur zu gerne weg, wenn die Syndikate ihre Drogen in der Stadt verkauften oder ihre illegalen Kasinos betrieben.
Aber: »Egal, was Sie auch gehört haben wollen, Kemp, es hat nichts mit diesem Fall zu tun. Verstanden? Die üblichen Regeln gelten hier nicht. Ich habe zehn Jahre lang verdammt gute Polizeiarbeit in der Sache geleistet. Alle Hebel in Bewegung gesetzt, jeden Stein umgedreht. Ich lasse mir wirklich alles vorwerfen, aber nicht, dass ich in diesem Fall keinen Einsatz gezeigt hätte.«
»So war das auch nicht gemeint.«
»Gut. Dann hören Sie jetzt genau zu, denn ich werde Ihnen das nicht zweimal sagen: Vor zehn Jahren wurde an Weihnachten eine Frau umgebracht. Das an sich ist zunächst nichts Besonderes. Aber die Art und Weise, wie man sie ermordet hatte … Harter Tobak, selbst für erfahrene Ermittler. Ich hatte damals bestimmt noch nichts Vergleichbares gesehen und Simon auch nicht. Also, wir beide sollten den Fall bearbeiten. Wir fuhren zum Fundort und die Leiche war wie gesagt richtig übel zugerichtet worden. Der Mörder war wütend auf das Opfer. Um das zu erkennen, brauchte ich keinen Profiler oder eine psychologische Analyse. Außerdem war die Leiche auf diese seltsame Weise drapiert, als hätte man sie gekreuzigt. Unter keinen Umständen handelte es sich um einen gewöhnlichen Mord, das spürten Simon und ich sofort.
Ich kann es heute nicht mehr beschwören, aber in meiner Erinnerung hat es damals keine Minute gedauert, bis mein Partner sich zu mir drehte und ein ganz bestimmtes Wort sagte. Wissen Sie, welches Wort das war?«
Stark beobachtete seine Kollegin aus dem Augenwinkel, als sie zögerlich antwortete: »Serienkiller?«
Ein kleines Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Sehr gut, Kemp. Genau das war es, was Simon damals sagte. So einen Fall hatten wir beide noch nie zuvor. Wir waren ganz aufgeregt, wofür ich mich heute ehrlich gesagt schäme. An die vielen Menschen, die unter den Taten dieses Monsters zu leiden hatten und haben, dachten wir nicht einen Moment. Wir waren plötzlich wieder kleine Jungs, die ein Abenteuer erlebten. Und vielleicht, wenn wir unseren Job gut machten, würden wir sogar eine Belobigung bekommen. Unsere Namen in der Presse finden und so weiter.«
»Aber dann kam alles anders, nicht wahr? Dieser Mörder verhielt sich nicht, wie man es von einem Serienkiller eigentlich erwartet. Denn es tauchten keine weiteren Opfer auf. Jedenfalls keine, die man ihm zuordnen konnte.«
Überrascht warf Stark ihr einen anerkennenden Blick zu. Das war eine gute Zusammenfassung der Wochen und Monate nach dem ersten Mord.
Detective Kemp lachte ein wenig verlegen, als sie erklärte: »Das habe ich aus einer Dokumentation über den Fall. War praktisch ein Zitat.«
»Verdammte Aasgeier«, war alles, was Stark dazu einfiel. »Trotzdem haben sie zumindest in der Sache recht. Denn es gab keine neuen Opfer. Obwohl alles darauf hindeutete, dass wir es mit einem Serienkiller zu tun hatten, passierte einfach nichts mehr. Spuren hatten wir auch keine. Also wurde der Fall zu den ungelösten Akten gelegt. Tatsächlich hatte ich die Sache schon beinahe vergessen, als ein Jahr später plötzlich an den Feiertagen mein Telefon klingelte. Es gab ein zweites Opfer, das auf die gleiche Weise umgebracht und abgelegt worden war wie das letzte. Von diesem Moment an war uns allen das Vorgehen dieses Mistkerls klar.« Er hielt inne und beschloss, Kemp ein weiteres Mal auf die Probe zu stellen. »Ist es Ihnen auch klar?«
Mit minimaler Verzögerung antwortete sie: »Natürlich. Er tötet immer nur ein Opfer im Jahr. Immer an Weihnachten. Seit zehn Jahren.«
»Was absolut ungewöhnlich für einen Serienkiller ist. Normalerweise töten sie schneller hintereinander. Und die Abstände zwischen den einzelnen Opfern werden auch immer kürzer, weil sie ihre Mord-Sucht nicht länger kontrollieren können.« Schlagartig wechselte Stark das Thema. »Was wissen Sie noch über ihn?«
Kemp atmete tief durch. »Nun, ich habe vorher schon ein paar Informationen über den Weihnachts-Schlitzer aufgefangen. Nicht gezielt, bloß hier und da. Wie die meisten anderen Menschen wohl auch. Aus der Zeitung. Aus dem Fernsehen. Aber als ich eben die Leiche sah … Er benutzt ein Messer. Damit sticht er seinen Opfern in die Halsschlagader. Nach wenigen Sekunden sind sie tot. Ausgeblutet. Danach reagiert er sich an den Leichen ab, sticht weiter auf sie ein …«
Als ihre Stimme immer leiser wurde und sie nicht weitersprach, übernahm Stark es, ihre Ausführungen zu beenden. »… anschließend schafft er ihre Leichen in den Wald und drapiert sie auf diese spezielle Weise. Es ist bei jedem Opfer das exakt gleiche Vorgehen.«
»Sein Modus Operandi.«
»Richtig.«
Inzwischen ließen sie die Wälder hinter sich zurück und die Umgebung ähnelte immer mehr dem, was man unter einer echten Stadt verstand. In zehn Minuten waren sie mitten in Oldwood und hatten noch eine etwas kürzere Strecke vor sich, bevor sie das Revier erreichten. Während ihnen das Wetter das Vorankommen erschwerte, kam ihnen der reduzierte Verkehr an den Feiertagen zugute.
Nach ihrem kleinen Austausch über den Fall sprachen die beiden Detectives eine ganze Weile nicht mehr miteinander. Sie hingen ihren eigenen Gedanken nach, ihren eigenen Problemen.
Stark fragte sich aber auch, was wohl das Geheimnis hinter Kemps plötzlichem Auftauchen war. Kein Cop arbeitete gerne an den Feiertagen. Er selbst tat es nur, weil er sich eben dazu verpflichtet fühlte. Diesem speziellen Fall verpflichtet fühlte. Ansonsten wäre er jetzt zu Hause bei seiner Familie. Kemp hingegen … Seiner Einschätzung nach machte sie das hier freiwillig, sie rannte vor etwas davon. Dafür nahm sie sogar jede Menge Strapazen auf sich. Für sie war das alles – die Versetzung zum Ende des Jahres hin, der neue Partner, die neue Stadt, das Arbeiten an den Feiertagen – eine Verbesserung. Was wiederum bedeutete, es musste vorher ziemlich schlimm gewesen sein.
Er hatte kein Recht, sie danach zu fragen. Außerdem wollte er sie sowieso wieder loswerden. Doch den Detective in sich konnte man nicht an- und ausschalten, wie es einem gerade passte. Es war längst seine Natur, alles und jeden zu beobachten und zu analysieren.
»Was wissen Sie über den Wald hier, Kemp?«, fragte er sie schließlich.
Falten bildeten sich auf ihrer Stirn. »Den Wald? Nun, er umgibt die gesamte Stadt. Ihm verdankt sie ihren Namen, soweit ich weiß.«
Stark nickte. »Sieben Millionen Menschen leben in dieser Stadt. Denken Sie mal darüber nach, nur einen Moment. Wie groß müssen diese verdammten Wälder um uns herum sein, wenn sie eine Metropole mit diesen Ausmaßen komplett umgeben können?«
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Diese Wälder sind praktisch unendlich. Niemand weiß, was darin noch lauert. Wie viele Leichen wir darin vielleicht noch finden.«
Der erste Mord
Er plante alles ganz genau. War vorbereitet. Durchdachte jedes Detail. Gleich war es so weit.
Rodney Wendig sah ungeduldig auf seine Armbanduhr. Es war ein billiges Stück, doch das war ihm egal, solange es seine Funktion erfüllte. Noch zwei Minuten. Zweimal sechzig Sekunden – bis zu seinem ersten Mord.
Sein Puls raste und trotz der winterlichen Temperaturen überzog ein dünner Schweißfilm seine gesamte Haut. Rasselnd drang sein Atem hervor, erzeugte kleine Wolken, die sich in der Luft auflösten, kaum dass sie seinen Körper verließen. Die Nase lief, weshalb er ständig schniefen musste. Am schlimmsten aber waren die ungeschützten Hände. Normalerweise trug er bei solchem Wetter Handschuhe, was heute Abend aber nicht möglich war. Denn mit übergezogenen Handschuhen konnte er das Messer nicht richtig halten. Er probierte es im Vorhinein aus.
Rodney hockte in einem Busch mitten im City-Park von Oldwood. Angesichts der Temperaturen und der Feiertage, an denen die meisten Menschen lieber zu Hause blieben, war hier vergleichsweise wenig los. Im Sommer kamen die Einwohner zu Tausenden her und nutzten die verschiedenen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Doch für Rodneys Pläne reichten die wenigen Besucher vollkommen aus. Immer wieder sah er eine einzelne Person, ein Pärchen oder eine kleinere Gruppe an seinem Versteck vorbeilaufen.
Schließlich waren die zwei Minuten um. Jetzt kam es drauf an. Fiel seine Planung wirklich so akkurat aus, wie er es sich selbst gegenüber behauptete? Oder machte er doch einen schrecklichen Fehler? Übersah er etwas Wichtiges? Kam ihm am Ende vielleicht eine unerwartete Entwicklung in die Quere?
Da erschien plötzlich das Opfer in seinem Sichtfeld und die Zweifel flüchteten aus seinem Verstand. Kurz zögerte Rodney, aber nicht lange. Er musste sich nur selbst daran erinnern, warum er das hier tat und wie es sein Leben für immer verändern würde. Zum Besseren wandeln würde. Alles, was es dafür brauchte, war ein wenig Mut. Einmal in seinem Leben durfte er kein Feigling sein, musste sich beweisen. Er schwor es sich immer und immer wieder. Nichts würde ihn davon abhalten, diese Sache, diesen Mord, durchzuziehen.
Sein Opfer hieß Magda Petrow, war über siebzig Jahre alt und lebte allein. Jeden Abend führte sie ihren kleinen Hund im City-Park aus, wobei sie stets dieselbe Strecke nahm und sich beinahe krankhaft an eine bestimmte Uhrzeit hielt. Ihre Wohnung befand sich im dritten Stock eines Mehrfamilienhauses, unweit vom Park entfernt. Für ihr Alter war sie noch erstaunlich fit und rüstig. Die Kälte schien ihr weniger auszumachen als ihrem Hund.
Rodney kannte Magda nicht persönlich. Alle Informationen, die er über sie zusammengetragen hatte, verdankte er alleine seinen Beobachtungen. Seinen Recherchen. Darauf war er wirklich sehr stolz. Denn es bewies, dass er nicht dumm war. Und das war wichtig.
Jetzt wartete er, bis Magda und ihr blöder Hund sein Versteck passiert hatten und kam einige Sekunden später daraus hervor. Er blickte sich in alle Richtungen um, doch niemand war zu sehen. Mit schnellen Schritten nahm er die Verfolgung auf. Der festgetretene Schnee unter seinen Stiefeln knirschte.
Der Abstand zwischen ihnen wurde immer kleiner. Meter um Meter verringerte er sich. Rodney schlug das Herz bis zum Hals, aber er weigerte sich mit aller Macht, einen Rückzieher zu machen.
Endlich erreichte er Magda, die ihn bisher noch gar nicht bemerkt hatte. Sie hörte nicht mehr gut. Rodney legte ihr von hinten die Hand auf die Schulter, woraufhin sie erschrocken zusammenzuckte und sich zu ihm umdrehte. Ohne Vorwarnung rammte er ihr das Messer in den Hals. Genau an die Stelle, wie er es im Vorfeld gelernt hatte. Wie er es geübt hatte. Eine Sekunde später zog er es wieder aus ihr heraus.
Magdas Beine versagten ihren Dienst, sie fiel hin. Aus ihrer Halsschlagader, der Arteria carotis wie Rodney inzwischen wusste, entleerte sich eine Unmenge von Blut. Einer Fontäne gleich verteilte es sich über den Schnee, der die warme rote Flüssigkeit gierig aufzusaugen schien. Verzweifelt streckte Magda ein letztes Mal die Arme in seine Richtung aus, bat ihn still um Hilfe. Schließlich wich das Leben aus ihren Augen und sie war tot.
Ein wunderschöner Anblick.
Rodney konnte nicht anders. Er musste lachen, sich freuen. Am liebsten hätte er auf der Stelle zu tanzen begonnen. Eine Welle der Euphorie und des Stolzes durchfuhr ihn, wie er sie nie zuvor erlebt hatte. Genau jetzt, in diesem Moment, verstand er zum ersten Mal, was es überhaupt bedeutete, glücklich zu sein.
Das Knurren und Bellen des Hundes riss ihn zurück in die Wirklichkeit. Mit gefletschten Zähnen stand das winzige Vieh da und drohte ihm. Gelangweilt trat Rodney ihm mit voller Wucht gegen die Seite. Einen Meter entfernt kam das Tier zum Liegen. Es stieß ein leises Jaulen aus, weswegen Rodney ihm lieber mit einem weiteren Tritt verpasste … Er konnte keine ungewollte Aufmerksamkeit gebrauchen.
Nun kam es auf jede Sekunde an. Er blickte sich erneut um. Immer noch war niemand zu sehen. Also packte er die Leiche der alten Frau und zog sie in die Büsche. Anschließend kehrte er zu der Stelle zurück, an welcher er sie umgebracht hatte, und häufte Schnee über das viele Blut. Er brauchte viel mehr Schnee, als er im Vorfeld gedacht hatte, weil da einfach viel mehr Blut war, als er in seiner Planung berücksichtigt hatte. Doch nach einer gefühlten Ewigkeit war kein roter Tropfen mehr zu sehen. Auch die rötliche Schleifspur, die in die Büsche führte, verbarg er unter einer dicken Schicht Schnee. Sogar den blöden Hund begrub er auf dieselbe Weise.
Damit waren die ersten Spuren verwischt und er konnte zurück in die Büsche laufen. Dort stand seine große Schubkarre schon bereit. Er hatte sie vor Umsetzung seines Planes ins Dickicht gefahren. Ohne Probleme hob er nun die tote Magda an und legte sie in die Schubkarre. Rodney war ein starker Kerl, das sagte man ihm immer wieder. Aber selbst ein schwächerer Mann hätte die alte Frau mit Leichtigkeit hochheben können, wog sie doch bloß knappe vierzig Kilo. Dank ihrer geringen Körpergröße von einem Meter sechzig passte sie auch perfekt in die Karre. Rodney musste lediglich ihre Arme und Beine ein wenig abknicken. Anschließend nutzte er einmal mehr den allgegenwärtigen Schnee, um Magda darunter verschwinden zu lassen.
Als er keine zwei Minuten später die Karre durch den abendlichen City-Park bewegte, begegnete er kaum einer Menschenseele. Die wenigen Personen, die ihn sahen, hielten ihn vermutlich bloß für einen großen Trottel in einer Arbeitsmontur, der eine Ladung Schnee herumkutschierte. Wie das Trottel nun mal so taten.
Zum ersten Mal in seinem Leben war Rodney froh, stets als verblödet belächelt zu werden.
Insgesamt kostete es ihn nur ein paar Minuten, aus dem Park zu verschwinden und seinen Wagen zu erreichen. Es handelte sich um einen geräumigen Transporter, den er normalerweise für die Arbeit brauchte. Zu dieser Jahreszeit fiel es Rodney nicht schwer, einen freien Parkplatz direkt beim City-Park zu finden.
Als wäre es das Normalste auf der Welt, schloss er die hinteren Türen des Transporters auf. Die gesamte Ladefläche des Fahrzeugs hatte er am Abend zuvor leergeräumt und zu guter Letzt eine große Plastikfolie auf dem Boden ausgelegt. Nun blickte er sich ein weiteres Mal um, ohne ungewollte Zeugen in seiner Nähe zu sehen. Anschließend griff er in den Haufen Schnee, den er in der Schubkarre herumfuhr, und hob Magda darunter hervor. Überall an ihrem Körper klebte noch immer der Schnee und verdeckte ihre Gesichtszüge sowie ihre Kleidung. Er warf sie auf die Ladefläche. Danach hob und schob er die Schubkarre hinterher. An der Innenseite des Transporters hingen einige Gurte, mit denen er die Karre fixierte, damit sie während der Fahrt nicht in Bewegung geriet.
Rodney nahm gar nicht richtig wahr, wie angespannt er die ganze Zeit über war. Erst nachdem er die Wagentür wieder geschlossen hatte, spürte er, wie ihm ein unsichtbares Gewicht von den Schultern zu fallen schien. Ja, er war stolz auf sich. Es war aufregend. Aber er fürchtete sich auch vor den möglichen Konsequenzen seines Tuns. Denn er wollte nicht ins Gefängnis. Zumindest noch nicht.
Er setzte sich ans Steuer und fuhr los. Dabei glitt sein Blick immer wieder zum Rückspiegel, in dem er die Leiche der alten Frau sah. Irgendwie war ihm der Gedanke, alleine mit einer Leiche in dem Transporter zu sitzen, plötzlich sehr unangenehm. Natürlich war dieses Gefühl vollkommen lächerlich, schließlich hatte er die Frau selbst umgebracht. Dennoch schaltete er das Radio ein, damit er sich nicht so einsam vorkam.
Einer der größten Fehler, den man als Mörder machen konnte, war es, den Tatort sowie den Fundort der Leiche nicht voneinander zu trennen. Auf diese Weise erleichterte man der Polizei die Arbeit bloß ungemein, weil man im Eifer des Gefechts zu viele Spuren hinterließ. Zwar hatte er das Blut und den blöden Hund unter einer Schneeschicht begraben, aber dabei handelte es sich lediglich um eine rudimentäre Vertuschung. Sie hätte niemals funktioniert, wenn er Magda einfach im Park liegen gelassen hätte. Also würde er sie jetzt in den Wald fahren, wo man sie schon bald finden sollte.
Natürlich war sein Plan nicht perfekt. Vielleicht wusste jemand, den er im Zuge seiner Beobachtungen übersehen hatte, dass Magda abends in den Park ging. Sie schien eine Einzelgängerin ohne menschliche Kontakte zu sein, aber Rodney kannte nicht jedes Detail ihres Lebens. Wenn man ihre Leiche fand und sie identifizierte, mochte die Polizei also im Zuge der Ermittlungen auch irgendwann im Park nach Spuren suchen. Durch das Bewegen der Leiche von A nach B verringerte Rodney jedoch auf jeden Fall das Risiko, geschnappt zu werden.
Und selbst wenn die Cops im Park herumschnüffelten: Die Anlage war riesig und für die nächsten Tage war schwerer Schneefall angesagt. Wie hoch waren wohl die Chancen der Ermittler, dort in ein paar Tagen noch etwas Verwertbares zu finden?
Rodney wischte sich über die Stirn. Obwohl es im Wagen fast genauso kalt war wie draußen, da die Heizung nicht funktionierte, schwitzte er furchtbar. An der nächsten roten Ampel zog er sich deshalb Jacke, Schal und Mütze aus und legte sie auf dem Beifahrersitz ab. Auf der Fahrt aus der Stadt in Richtung Wald beruhigte er sich ein wenig und sein Körper fuhr merklich runter.
Auch den Ablageort für die Leiche hatte er sich im Zuge seiner Vorbereitung ganz genau ausgesucht. Er kannte die Wälder rund um die Stadt. Seine Mom sagte manchmal, sie wären wie eine zweite Heimat für ihn. Er selbst ging sogar noch weiter: Die Wälder waren seine einzige Heimat. Nur hier fühlte er sich wirklich wohl. Wenn er alleine war, ohne andere Menschen, die ihn dumm und wertlos und Trottel nannten.
In Oldwood lebten durchaus einige Naturfreunde, die gerne in den Wäldern spazieren gingen, um dem lauten Trubel in der City zu entgehen. Nachdem Rodney die Leiche also auf einem der vielen Wander- und Trampelpfade abgelegt hatte, würden schon bald jemand über sie stolpern. Vielleicht würde sie auch ein Jäger oder jemand vom Forstamt finden.
Er schaffte die Leiche nicht vom Tatort, weil er sie auf ewig verstecken wollte. Magda sollte sehr wohl gefunden werden. Man sollte ihn nur nicht mit der Tat in Verbindung bringen können, weswegen er es der Polizei möglichst schwer machen musste.
Über Weihnachten wurde es bereits früh dunkel. Als er sein Ziel schließlich erreichte, konnte man ohne künstliches Licht in den Wäldern gar nichts mehr erkennen. Deshalb glaubte er auch nicht, hier über eine andere Person zu stolpern. Sollte sich allerdings jemand zwischen den Bäumen herumtreiben, würde Rodney das Licht einer Taschenlampe vorwarnen. Er hingegen stülpte sich ein Nachtsichtgerät über, mit dem er problemlos im Dunkeln sehen konnte und wesentlich weniger Aufmerksamkeit erregen würde.
Eine halbe Stunde dauerte es am Ende, Magda aus dem Wagen tiefer in den Wald zu tragen. Im Zuge seiner Planung hatte er überlegt, ob er die Schubkarre erneut benutzen sollte, verwarf den Gedanken aber schnell wieder. Der Waldweg war zu uneben dafür. Außerdem bestand die Möglichkeit, Spuren zu hinterlassen. Schuhabdrücke waren kein Problem, da er ganz gewöhnliche Arbeitsstiefel trug wie tausende andere Menschen auch. Fand man aber die passenden Schuhe und die passende Schubkarre bei ihm, dann mochte die Sache schon anders aussehen. Deshalb trug er die Leiche einfach.
Nun kam der schwierige Teil. Tatsächlich bereitete er ihm die größte Sorge. Denn er war noch nicht fertig. Rodney musste sich selbst gegenüber ehrlich sein, sich seine eigenen Gefühle eingestehen. Das tat er nicht gerne, schämte er sich doch dafür. Aber es musste sein, das wusste er instinktiv.
Rodney Wendig war kein glücklicher Mann. Diese Tatsache hatte ihn am Ende überhaupt dazu getrieben, Magda Petrow umzubringen. Er hatte nichts gegen die alte Dame, sie hatte ihm nie wehgetan. Andere hingegen schon. Gerne hätte er diese anderen anstatt von Magda umgebracht, doch das war nicht möglich. Denn diese Menschen standen ihm nah, was ihn im Falle eines Mordes sofort zum Verdächtigen gemacht hätte. Also musste er seine Wut an anderen auslassen, sie praktisch auf diese unbeteiligten Personen projizieren.
Mit einem einzigen Stich hatte er die alte Frau getötet. In jenem Moment im Park war er viel zu aufgeregt gewesen, um über das größere Ganze nachzudenken. Jetzt und hier sah die Sache völlig anders aus. Er konnte endlich tun, was er tun musste, um selbst halbwegs bei Verstand zu bleiben.
Vorsichtig legte er die Leiche auf den Waldboden. Danach zog er das Messer zum zweiten Mal an diesem Abend und stach auf Magda ein. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und immer wieder. Bis sein Arm taub wurde und er erschöpft innehielt.
Das fühlte sich gut an. Sich ein bestimmtes Gesicht vorzustellen und seiner Wut einfach freien Lauf zu lassen. Wenn er darüber nachdachte, fiel Rodney keine andere Gelegenheit in seinem Leben ein, bei der er jemals dermaßen zufrieden war. Lächelnd steckte er das Messer ein und stand auf.
Jetzt fehlte nur noch ein Detail, welches er zu erledigen hatte. Er griff nach Magdas Beinen, schob sie zusammen und streckte sie gleichzeitig aus. Ihre Arme legte er hingegen ausgestreckt zur Seite und nach oben. Das Kinn der Alten drückte er auf ihre Brust. Betrachtete man die Leiche nun von oben, sah sie ein wenig wie der am Kreuz hängende Jesus aus. Was nicht nur wegen der Feiertage sehr passend schien, sondern auch … Nun, es war immer gut, einen kleinen Witz auf Kosten seiner eigenen Eltern und deren Fanatismus zu machen.
Müde und gleichzeitig erleichtert, kehrte Rodney zum Transporter zurück und fuhr nach Hause. Auf dem Weg nach Hause warf er die Plane aus dem Wagen in einen zufällig ausgewählten Müllcontainer. Schubkarre und Ladefläche würde er später noch ausgiebig säubern. Er hatte schon alles dafür vorbereitet. Da er seinen Wagen und seine Ausrüstung stets sauber hielt, würde er damit noch nicht einmal Aufmerksamkeit erregen.
Von diesem Punkt an gab es dann nicht mehr viel für ihn zu tun. Er konnte bloß noch abwarten und ernten, was er soeben gesät hatte.
Auf dem Revier war nicht viel los, was Stark nicht wirklich überraschte. An den Weihnachtstagen zu arbeiten, war kein Vergnügen für einen Cop. Musste man sich den Rest des Jahres schon häufig mit irgendwelchem Blödsinn abgeben, explodierten die Familienstreitigkeiten und Fälle von häuslicher Gewalt um diese Jahreszeit regelrecht. Hinzu kam natürlich das Bedürfnis der Beamten, ein wenig besinnliche Zeit mit den eigenen Verwandten und Freunden zu verbringen. Alles für ein paar Tage hinter sich zu lassen.
Die Rumpfmannschaft, die derzeit die Dinge am Laufen hielt, bestand zum größten Teil aus Leuten, die Stark nur flüchtig oder teilweise sogar überhaupt nicht kannte. Manche der Uniformierten wurden sogar aus anderen Bereichen der Stadt hierher versetzt, um irgendwie jene Personalquote zu erfüllen, welche als Mindestmaß von oben vorgegeben war. Es war die eine Zeit im Jahr, da die Chefetage des OCPD sich zusammenriss und sich nicht gegenseitig im Weg stand.
Was Stark dann aber doch überraschte, waren die Abwesenheit des Captains und seine absolute Weigerung, zu Hause Anrufe entgegenzunehmen. Seine Vertretung blieb in dieser Hinsicht steinhart und rückte nicht einen Nanometer von der Position ab. Nur in einem absoluten Notfall durfte der Captain an seinen freien Tagen gestört werden. Eine Versetzung, die Stark nicht in den Kram passte und ein weiteres Opfer des Weihnachts-Schlitzers, das nun wirklich bereits jeder in Oldwood erwartet hatte, gehörten anscheinend nicht zu dieser Art von Notfall.
Somit blieb dem Detective nichts anderes übrig, als sich vorerst geschlagen zu geben. Wütend, mit seinen Argumenten gegen eine bürokratische Wand zu laufen, verließ er das Büro des Captains, in dem sich dessen Vertreter eingerichtet hatte.
Seine ungewollte neue Kollegin saß währenddessen an seinem eigenen Schreibtisch und wartete geduldig auf ihn. Nachdem er zu ihr zurückgekehrt war, gab sie vor, nichts mitbekommen zu haben. Aber aus Erfahrung wusste Stark, selbst bei geschlossener Tür dämmten die dünnen Wände hier nur unzureichend. Ohne Zweifel hatte Kemp jedes Wort der hitzigen Diskussion mit anhören können, die er soeben mit seinem Vorgesetzten geführt hatte.
Als er sich auf seinen Stuhl setzte und sich Kemp zuwandte, sah er nun auch, wie ihre Fassade bröckelte. Seine Aktion hatte sie offenbar verletzt. Und warum auch nicht? Er an ihrer Stelle hätte kaum anders reagiert. Immerhin traf sie in der Sache keine Schuld. Sie hatte lediglich um Versetzung gebeten, die Art und Weise, wie die Sache abgelaufen war, hatte sie nicht kontrollieren können.
Wieder erschien vor Starks geistigem Auge ein Bild seiner Frau und wie sie ihn daran erinnerte, sich Kemp gegenüber nicht ungerecht zu verhalten. Nun, dafür war es anscheinend bereits zu spät, oder etwa nicht?
Er beschloss, die unschöne Szene einfach nicht zu erwähnen. Stattdessen fragte er: »Wie sieht es aus, Kemp? Haben Sie bereits alles erledigt, was bei einem solchen Umzug anfällt? Brauchen Sie vielleicht ein wenig Zeit, um sich noch um ein paar Dinge zu kümmern?«
Sie verneinte knapp und wechselte schlagartig das Thema. »Was tun wir jetzt? Welche Möglichkeiten haben wir, den Fall betreffend, meine ich?«
Stark zuckte mit den Achseln. »Nicht viele. Wir müssen zunächst abwarten, was wir über das Opfer erfahren. Auch die Ergebnisse der Spurensicherung und des Pathologen könnten uns theoretisch weiterhelfen. Wenn es jedoch so läuft wie bei den anderen Morden, und es gibt für mich keinen Grund daran zu zweifeln, wird uns nichts davon auf die Spur des Killers führen.«
»Also sitzen wir bloß hier rum und tun gar nichts?« Kemp legte gerade ausreichend Humor in die Frage, um nicht vollkommen unverschämt zu klingen.
»Falsch. Ich habe Sie nicht ohne Grund nach Ihrem Umzug gefragt, Kemp. Keine Ahnung, was Sie jetzt tun, aber ich fahre nach Hause, versuche diesen ganzen Mist zu verdrängen und die Feiertage wieder mit meiner Familie zu verbringen. Darin habe ich inzwischen Übung.« Wie um sich zu verteidigen, fügte er hinzu: »Vor nächster Woche bekommen wir sowieso keine Ergebnisse in der Sache.«
Kemps Enttäuschung war offensichtlich. Sie hatte gehofft, sich voller Tatendrang in die Arbeit stürzen zu können, um ihre Probleme wenigstens zeitweise zu vergessen. Was auch immer das für Probleme sein mochten. »Verstehe.«
Innerlich seufzte Stark, angesichts dieses traurigen Anblicks. Er wollte sie nicht als seine Partnerin, aber das lag nicht etwa an Antipathie. Tatsächlich schien sie ihm eine aufgeweckte und sympathische Kollegin zu sein. Aber ihr Timing war erbärmlich, ob sie nun selbst daran schuld war oder nicht. Stark wusste nicht, was seine Vorgesetzten sich bei dieser Aktion gedacht hatten. Schließlich wusste die halbe Stadt, was er an den Feiertagen durchzustehen hatte. Nicht zu vergessen die Probleme mit seinem echten Partner …
Auch wenn sie äußerlich überhaupt keine Ähnlichkeit mit ihnen hatte, erinnerte Kemp ihn an seine beiden Töchter. Das war vermutlich auch der einzige Grund, weshalb er sich ihr gegenüber nicht wie ein totales Arschloch aufführte.
Plötzlich fing Stark wieder an zu reden, holte sogar weit aus. Ohne wirklich zu wissen, warum er es tat. Er hielt es in diesem Moment einfach für richtig. »Die Presse war damals nach dem ersten Mord gar nicht mehr einzukriegen. Nicht nur die lokalen Blätter wie die Oldwood Daily berichteten im großen Stil darüber – auch die nationalen Medien schlachteten die Geschichte wochenlang aus. Er muss sich damals wie der König der Welt vorgekommen sein, war sein Werk doch einfach überall. Man konnte ihm praktisch nicht entrinnen. Gerade deswegen haben wir damals alle darauf gesetzt, dass er schon bald wieder zuschlagen würde, verstehen Sie? Weil er den Ruhm und die Aufmerksamkeit genoss und ihn aufrechterhalten wollte. So ticken diese Typen halt. Serienkiller werden von ihren Trieben zu ihren Taten verleitet, aber sie genießen es auch, im Rampenlicht zu stehen.« Er unterbrach sich und zog eine der Schubladen seines Schreibtischs auf. »Da fällt mir etwas ein. Hier, was sagen Sie dazu, Kemp?«
Sie warf einen neugierigen Blick auf die alte Zeitung, die er soeben hervorgeholt und ihr hingelegt hatte. Das Papier war vergilbt, Text und Bilder verblassten langsam. Aber man konnte noch immer darin lesen.
»Eine Ausgabe der Oldwood Daily von vor zehn Jahren«, stellte Kemp mit einem Leuchten in den Augen fest. Anschließend murmelte sie leise: »In diesen Tagen fragt sich ganz Oldwood, wer der Schlitzer ist und wer wohl sein nächstes Opfer sein wird. Quellen innerhalb des Präsidiums zufolge tappt die Polizei noch immer völlig im Dunkeln.«
»Quellen«, stieß Stark das Wort abschätzig aus. »Wissen Sie, wer denen damals dieses Zitat verschafft hat? Es war Simon. Hat den Schmierfinken auch noch ein paar andere Details geliefert. Die Kohle dafür hat er anschließend mit mir geteilt.«
Kemp wirkte erstaunt, dass er ihr diese Information einfach anvertraute. »Wieso hat er das getan?«
»So läuft das eben in Oldwood. Wenn du eine Gelegenheit siehst, Geld zu verdienen, schlägst du sie nicht aus. Auch nicht als Cop. Außerdem hat es die Ermittlungen, die damals sowieso nirgendwohin führten, nicht behindert.«
»Sie hatten damals noch keine Ahnung, wie dieser Fall ihr Leben verändern würde, oder?«
Er nahm die Zeitung und legte sie zurück in die Schublade. »Diese Ausgabe wertlosen Pseudo-Journalismus ist mein einziges Erinnerungsstück aus der damaligen Zeit. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, warum ich sie nicht längst weggeworfen habe. Ihr Anblick erinnert mich bloß daran, wie es war, nicht andauernd in seinem Schatten stehen zu müssen.« Ein wenig peinlich berührt, räusperte Stark sich. »Ja, Sie haben absolut recht, Kemp. Damals hatte ich überhaupt keine Ahnung. Von gar nichts. Wir standen da wie die letzten Vollidioten. Insbesondere als es keinen zweiten Mord gab, der zum Schlitzer passte.«
»Jetzt benutzen Sie den Begriff ja doch«, bemerkte Kemp sofort neunmalklug.
Zähneknirschend erwiderte er: »Der Einfachheit halber. Aber das heißt nicht, dass ich diesen Spitznamen mag oder ihn gutheiße … Wie auch immer«, kam er zum eigentlichen Thema zurück, »Simon und ich machten uns am Ende vor, uns geirrt zu haben. Es war doch nicht der Beginn einer Serienkiller-Karriere. Irgendein Mistkerl erlaubte sich bloß einen Spaß mit uns. Auf die Weise versuchten wir, mit der Sache abzuschließen.«
»Wie erfuhren Sie damals vom zweiten Opfer?«
An diesen Moment erinnerte Stark sich noch, als wäre es gestern gewesen. »Ich spielte gerade mit meiner jüngsten Tochter und ihrem neuen Puppenhaus. Wir hatten es ihr erst ein paar Stunden zuvor zu Weihnachten geschenkt. Als das Telefon klingelte und meine Frau Gail dranging, da dachte ich noch, es handelte sich um irgendeinen Verwandten, der den üblichen Feiertags-Anruf machte. Stattdessen war es mein damaliger Captain. Der ist inzwischen in Rente …«
Stark konnte das Gesicht seiner Frau noch immer vor sich sehen. Sie rief nach ihm und drückte ihm den Hörer in die Hand. Dabei lag ein Ausdruck auf ihren Zügen, der gleichzeitig aus Vorwürfen und Mitleid zu bestehen schien. Sie war wütend, dass sie an Weihnachten durch die Arbeit gestört wurden, fühlte aber auch mit ihrem Ehemann.
»Er sagte mir damals nur, ich müsste sofort aufs Revier kommen. Ein Notfall. Simon sei schon auf dem Weg. Der Captain wollte uns dann gemeinsam über alles informieren.« Stark schüttelte den Kopf, um die Erinnerung abzuschütteln. »Von diesem Tag an habe ich, sobald man mir mitgeteilt hatte, dass der Schlitzer erneut zugeschlagen hatte, Weihnachten gehasst. Erst wollten Simon und ich es nicht glauben. Doch als wir das Opfer sahen, da wussten wir, dass er es war. Kein Nachahmungstäter. Das Original! Und wir wussten, er würde im nächsten Jahr abermals morden. Keine besinnlichen Tage mehr für uns beide.«
Für den Rest der Stadt war Weihnachten eine Zeit, auf die man sich freute. Man nahm frei, traf Familie und Freunde, die man sonst womöglich nicht regelmäßig sah. Es war ein seltsames Gefühl, daran nicht mehr teilhaben zu können.
Stell dir vor, wie es da wohl erst für jemanden sein muss, der ganz alleine in einer unbekannten Stadt ist, erklang da plötzlich Starks schlechtes Gewissen. Seltsamerweise sprach es stets mit der Stimme seiner Ehefrau. Dennoch war die Aussage an sich richtig. Ja, er wollte Kemp nicht als seine neue Partnerin. Andererseits hegte er ihr gegenüber aber auch keine bösen Absichten. Sie schien ein guter Mensch zu sein. Und war Weihnachten nicht das Fest der Nächstenliebe?
Es kostete Stark ziemliche Überwindung es laut auszusprechen, aber am Ende gelang es ihm doch. »Kemp, ich fahre jetzt nach Hause. Wollen Sie mitkommen?«
»Mitkommen?« Kemp war völlig vor den Kopf gestoßen. »Was ist mit Ihrer Familie?«
»Die würde sich über ein neues Gesicht bestimmt freuen. Wegen ihm können wir die Stadt an Weihnachten immerhin seit zehn Jahren nicht mehr verlassen. Keine Besuche bei der Verwandtschaft außerhalb. Und aus nachvollziehbaren Gründen will auch keiner zu uns kommen.«
Das war die Wahrheit, aber Stark ließ einige Punkte aus. Wie jede andere Beziehung auch, die länger anhielt, durchlebte seine Ehe einige Höhen und Tiefen. Seine besondere Verpflichtung an den Weihnachtstagen trug ihren Teil dazu bei. Letztes Jahr war es ganz schlimm, Gail stand kurz davor, die Scheidung einzureichen. Verdenken konnte er es ihr nicht. Mit einem Cop verheiratet zu sein, war grundsätzlich nicht leicht. Mit Bradley Stark verheiratet zu sein, noch ein wenig schwieriger. Irgendwie rauften sie sich jedoch wieder zusammen, was sie wohl vor allem ihren Töchtern zu verdanken hatten. Trotzdem fürchtete er sich ein wenig, die angespannten Feiertage mit seiner Frau alleine zu verbringen. In solchen Situationen brachen alte Wunden gerne neu auf. Ein Besucher mochte die Gemengelage zum Positiven ändern, weil sich alle gerne von ihrer besten Seite zeigten. Gail hatte jemanden, mit dem sie über ihren Mann herziehen konnte. Sogar seine Töchter würden sich bestimmt gut mit Kemp verstehen, war sie doch nicht so viel älter.
Laut fügte der Detective allerdings nur hinzu: »Ich glaube das wäre auch besser für Sie, Kemp. Immerhin sind Sie gerade erst in Oldwood angekommen. Und Sie haben offensichtlich über die Feiertage keinen Urlaub …«
Er verzichtete absichtlich darauf, den Gedankengang zu beenden, doch Kemp wollte unbedingt klare Fronten schaffen. »Was bedeutet, wenn ich nicht mit Ihnen und Ihrer Familie feiere, sitze ich nur ganz alleine zu Hause rum. Zwischen einem Haufen Umzugskartons, die noch nicht ausgepackt sind.«
An dieser Stelle konnte Stark nicht anders, er lächelte. Was er an Weihnachten wohl schon eine Weile nicht mehr getan hatte. Kemp stimmte vorsichtig mit ein.
»Vielen Dank, Stark. Das weiß ich wirklich zu schätzen. Eine Fremde einfach so einzuladen – das würden wohl nur die wenigsten tun. Sehr gerne nehme ich die Einladung an, und ich freue mich schon darauf, Ihre Familie kennenzulernen.«
»Dann fahren wir los. Vielleicht können wir Gail noch mit dem Essen helfen. Dann muss ich mir nicht wieder anhören, wie ich jede Gelegenheit nutze, um mich vor meinen Pflichten zu drücken.«
Der vierte Mord