Ein Mädchen aus gutem Hause - Patricia Vandenberg - E-Book

Ein Mädchen aus gutem Hause E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration. Ein fröhliches Lied summend stieg Katja Behrend aus ihrem kleinen Auto. Der junge Mann, der gerade aus dem Garten kam, sah zuerst zwei lange, sehr wohlgeformte Beine, dann aber auch gleich ein bezauberndes Gesicht. Mit ihren topasfarbenen großen Augen sah Katja diesen jungen, ihr unbekannten Mann irritiert an, denn er kam aus ihrem Elternhaus. Er machte eine leichte Verbeugung. »Fräulein Behrend?« fragte er mit dunkler Stimme. Sie nickte, und ihr Blick wurde ängstlich. »Pauly«, stellte er sich vor. Den Namen hatte Katja schon vor ein paar Tagen gehört. »Dr. Pauly?« fragte sie verwundert. Er lächelte flüchtig. »Der neue Chemiker«, sagte er. »Ich habe den Boß hergebracht. Er fühlte sich nicht ganz wohl. Bitte, erschrecken Sie nicht, Dr. Norden ist schon bei ihm.

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Dr. Norden Bestseller – 349 –

Ein Mädchen aus gutem Hause

Patricia Vandenberg

Ein fröhliches Lied summend stieg Katja Behrend aus ihrem kleinen Auto. Der junge Mann, der gerade aus dem Garten kam, sah zuerst zwei lange, sehr wohlgeformte Beine, dann aber auch gleich ein bezauberndes Gesicht.

Mit ihren topasfarbenen großen Augen sah Katja diesen jungen, ihr unbekannten Mann irritiert an, denn er kam aus ihrem Elternhaus.

Er machte eine leichte Verbeugung. »Fräulein Behrend?« fragte er mit dunkler Stimme. Sie nickte, und ihr Blick wurde ängstlich.

»Pauly«, stellte er sich vor.

Den Namen hatte Katja schon vor ein paar Tagen gehört. »Dr. Pauly?« fragte sie verwundert.

Er lächelte flüchtig. »Der neue Chemiker«, sagte er. »Ich habe den Boß hergebracht. Er fühlte sich nicht ganz wohl. Bitte, erschrecken Sie nicht, Dr. Norden ist schon bei ihm. Anscheinend ist es eine Grippe.«

Katja war blaß geworden. »Danke, auf Wiedersehen«, stammelte sie, und schnell lief sie auf das Haus zu.

Lutz Pauly blickte ihr nach. Er hatte ihr Foto schon auf dem Schreibtisch seines neuen Chefs gesehen, aber in Wirklichkeit war sie noch bedeutend aparter als auf diesem. Und er hatte auch schon gehört, daß Dr. Joachim Behrend seine Tochter abgöttisch liebte. Jetzt aber hatte er auch gespürt, daß diese Zuneigung auf Gegenseitigkeit beruhte, als Katja so rasch davonlief.

Hannelore Behrend empfing ihre Tochter schon in der Diele. Sie hatte gerade den Telefonhörer aufgelegt.

»Was ist mit Papa?« fragte Katja bebend.

»Reg dich nicht gleich auf«, erwiderte Hannelore beruhigend. »Er wird ein paar Tage das Bett hüten müssen.« Doch ihre Stimme verriet, daß sie auch überaus besorgt war. Es war nicht nur eine Grippe, das wußte sie schon. Es war auch eine Kreislaufschwäche, und verwunderlich war das nicht, denn auf seine Gesundheit hatte Joachim Behrend eigentlich nie geachtet, seit er das Chemiewerk seines Onkels leitete. In den letzten Tagen war er schon auffällig nervös gewesen.

Jetzt wartete Katja voller Besorgnis, daß Dr. Norden aus dem Schlafzimmer kommen würde. Hannelore, ein Muster an Selbstbeherrschung, war indessen in die Küche gegangen, wo sie das Essen schon vorbereitet hatte. Appetit hatte aber jetzt keiner.

Wenn Joachim es möglich machen konnte, kam er mittags nach Hause, aber was war das heute für ein Schrecken für sie gewesen, als Dr. Pauly ihn heimbrachte.

Gesprochen hatte Joachim schon über den jungen Chemiker, der so vielversprechende Zeugnisse vorweisen konnte, und Hannelore war von seinem sympathischen Wesen gleich angetan gewesen, ihm dazu sehr dankbar, daß er sich so fürsorglich um seinen Chef kümmerte.

Endlich kam nun Dr. Norden aus dem Schlafzimmer, in das Joachim gleich gebracht worden war. Katja blickte ihn ängstlich und flehend an. Dr. Daniel Norden war ihr vertraut, und er genoß auch das Vertrauen ihrer Eltern. Sie war schon als Kind gern zu ihm gegangen, wenn ihr etwas fehlte, sie hatte nie Angst vor dem »Doktor« gehabt.

»Der Patient schläft jetzt«, sagte Dr. Norden tröstend. »Ich habe ihm eine Injektion verabreicht, und ich bringe das Rezept gleich selbst zur Apotheke. Holen Sie die Medikamente nachher bitte ab, Katja. Ich komme nach der Nachmittagssprechstunde wieder her. Wenn er aufwacht, muß er die Tropfen nehmen wie vorgeschrieben.«

Das sagte er zu Hannelore, und sie nickte. »Vielen Dank, daß Sie gleich gekommen sind, Dr. Norden.«

»Das ist doch selbstverständlich.«

»Ist es sehr schlimm?« fragte Katja bebend.

»Er braucht jetzt vor allem Ruhe«, erklärte Dr. Norden. »Mit der Grippe ist bei einem labilen Kreislauf nicht zu spaßen. Also darf er jetzt auf keinen Fall aufstehen.«

»Dafür werden wir schon sorgen«, erklärte Hannelore.

»Ich darf doch zu Paps?« fragte Katja.

»Freilich, aber schön aufpassen, daß er nicht gleich wieder aufsteht, wenn es ihm ein bißchen besser geht«, erklärte Dr. Norden nochmals eindringlich, denn er kannte solche Patienten, die einfach nicht krank sein wollten. In diesem Fall konnte man allerdings noch von Glück sagen, daß dieser tüchtige junge Dr. Pauly sofort den momentanen Ernst der Situation erfaßt hatte.

*

Katja hatte sich überreden lassen, ein paar Bissen zu essen. »Wir dürfen jetzt nicht auch noch krank werden, Katja«, sagte Hannelore mahnend. »Die Grippe scheint zur Epidemie zu werden.«

»Es wurde im Radio schon von der französischen Grippe geredet, Ma«, sagte Katja gedankenlos. »Übrigens habe ich den Studienplatz bekommen. Nun kann ich mich nicht mal mehr richtig freuen.«

»Natürlich sollst du dich freuen und wir uns auch. Es ist so schön für uns, daß du in München studieren kannst, daß wir dich nicht vermissen brauchen. Vielleicht hat Jo sich zusätzliche Sorgen gemacht, daß du fortgehen könntest.«

»Ach was, dann hätte ich doch lieber nicht studiert«, sagte Katja, »dann hätte ich mich in der Firma emporgedient.«

Hannelore betrachtete sie mit einem zärtlichen Ausdruck. »Ich bin so glücklich, daß sich nichts geändert hat, seit du weißt, daß wir dich adoptiert haben, Katja«, sagte sie leise.

»Ich kann doch nur dankbar sein, daß es das Schicksal so gut mit mir gemeint hat«, sagte Katja, »und ich muß euch dafür, daß ihr so lieb seid, doppelt dankbar sein. Ich liebe euch über alles, Ma, das wißt ihr hoffentlich. Ich will euch nie enttäuschen.«

»Du hast uns nie enttäuscht, Liebes. Wir sind besser dran als viele andere Eltern, die so viel Kummer mit ihren eigenen Kindern haben. Und wir hatten dich ja auch von ganz klein auf. Ich war so unendlich glücklich, als ich dich in die Arme nehmen und nach Hause bringen durfte.«

Katjas Augen hatten sich verdunkelt. »Und ich habe die allerbesten Eltern bekommen«, flüsterte sie und umarmte Hannelore.

Ein Jahr war es bereits her, daß Katja davon erfahren hatte, kurz nach ihrem achtzehnten Geburtstag. Lange hatten Joachim und Hannelore diese Wahrheit für sich behalten, aber dann waren sie durch einen Fall aufgeschreckt worden, daß plötzlich ein Mädchen seine leibliche Mutter durch einen Zufall kennenlernte, aber es war ein Mädchen, das von seinen Adoptiveltern nicht voll akzeptiert wurde, dem man bei kleinsten Versagen in der Schule vorhielt, daß sie eben doch nur ein adoptiertes Kind sei. Und das Mädchen hatte seine richtigen Eltern kennenlernen wollen.

Nein, Katja wollte das nicht. »Ihr seid meine Eltern, und ich bin glücklich und dankbar«, sagte sie, »und ich werde es genauso sagen, sollte mich der Zufall auch mit dieser anderen Frau mal zusammenführen.«

Katja setzte sich dann an Joachims Bett, und sie ließ ihren Paps nicht aus den Augen. Jede Regung, jeden Atemzug nahm sie aufmerksam zur Kenntnis, und ihr einziger Wunsch war, daß er bald wieder genesen solle, etwas anderes konnte sie gar nicht denken.

Inzwischen gab sich Hannelore, im Wohnraum sitzend, Erinnerungen hin. Ihre Silberhochzeit stand sozusagen schon vor der Tür. Im März sollte sie festlich begangen werden. Hannelore dachte daran, wie sehnsüchtig sie sich ein Kind gewünscht hatte und wie verzweifelt sie gewesen war, als ihr der Arzt nach fünfjähriger Ehe eröffnet hatte, daß sie niemals ein Kind gebären könne. Sie hatte sich von Joachim trennen wollen, ja, ihre Ehe war durch diese Einstellung in eine schwere Krise geraten, und dann hatte er ihr eines Tages eröffnet, daß er schon alles in die Wege geleitet hätte, daß sie ein Kind adoptieren könnten. Sie hatte sich mit diesem Gedanken nicht gleich vertraut machen können, aber Joachim hatte ihr eindringlich gesagt, daß er sich niemals von ihr trennen würde und sie deshalb mit seiner Entscheidung einverstanden sein solle.

Sie liebte ihn, sie liebte ihn so sehr, daß sie ihm den Weg hatte freimachen wollen zu einer anderen Frau, die ihm Kinder schenken könnte, aber er wollte es nicht.

Dann konnten sie das Kind holen, dieses süße kleine Mädchen, und es interessierte sie nicht mehr, welche Frau es auf die Welt gebracht hatte, warum sie es weggab. Sie liebte das kleine Wesen, als hätte sie es selbst geboren, und ihre Ehe bekam dadurch einen noch tieferen Sinn.

Während sie so zurückdachte, begann der fiebernde Joachim zu phantasieren.

»Sie ist mein Kind«, murmelte er, »ich bin ihr Vater, ich bin Katjas Vater.«

Katja hörte es ganz deutlich. Ihr Herz klopfte schmerzhaft. Sie streichelte seine Hände. »Ich liebe dich, Paps, du bist mein Vater, mein bester Freund«, flüsterte sie und legte ihre Wange auf seine fieberheißen Hände. »Ich werde immer bei euch bleiben«, fuhr sie fort. »Werde bald gesund, liebster Paps.«

Sie sprach über diese Fieberphantasie nicht mit Hannelore, die sie dann am Krankenbett ablöste, als sie zur Apotheke fuhr.

Sie traf dort ihre Schulfreundin Beatrice Thümen, deren Vater die Apotheke gehörte. Beatrice, Trixi wurde sie gerufen, machte einen niedergeschlagenen Eindruck. Katja erfuhr gleich den Grund. Trixi wollte Pharmazie studieren, hatte aber keinen Studienplatz bekommen.

»Mach dir nichts draus, Trixi«, sagte Katja, »dann wirst du eben Apothekenhelferin. Du wirst doch sowieso bald mal heiraten.«

»Wen denn«, murmelte Trixi. »Ja, wenn ich so aussehen würde wie du…«

»Ich bleibe lieber bei meinen Eltern«, sagte Katja rasch. »Und außerdem brauchst du über dein Aussehen nicht zu meckern. Ich habe keine Zeit, ich muß die Medikamente für meinen Vater abholen.«

»Ist er sehr krank?« fragte Trixi erschrocken, als sie die Medikamente und das Rezept brachte, denn sie verstand schon allerhand von solchen Verordnungen. »Das sind Antibiotika, und die verschreibt Dr. Norden nur, wenn es unbedingt nötig ist.«

Dr. Norden war in diesem Viertel der bekannteste Arzt, und er verschrieb tatsächlich nur, was er verantworten konnte.

»Paps hat ziemlich hohes Fieber«, sagte Katja. »Ich muß mich beeilen, Ma ist allein. Wir sehen uns ja noch öfter, Trixi. Laß den Kopf nicht hängen. Mir ist heute auch nicht gerade wohl, obgleich ich meinen Studienplatz bekommen habe.«

Sie bezahlte und war schon wieder draußen. Trixi sah ihr gedankenvoll nach.

»Daß die Behrends nicht mal eine ständige Haushaltshilfe haben«, murmelte sie. »Ein großes Haus und Geld haben sie doch genug.«

»Aber keine Spur arrogant«, sagte die schon ältere Apothekerin, und das war auf Frau Thümen gemünzt. Trixi wußte das sehr genau, und sie hätte nicht widersprechen können und wollen.

»Mama würde jedenfalls durchdrehen, wenn wir keine Haushälterin hätten«, meinte sie spöttisch. »Vielleicht soll ich mich doch anderswo um einen Studienplatz bemühen, damit ich mal rauskomme.«

Frau Reining dachte sich ihr Teil. Mit der Ehe der Thümens stand es nicht zum Besten. Die beiden Söhne studierten schon in Bonn und Göttingen, und so mußte Trixi allein alle Launen ihrer Mutter ertragen. Aber sie war so gern in München, weil sie hier ihre Freunde hatte.

Sie hatten in der Apotheke viel zu tun. Die Grippe, man nannte sie die französische Grippe, griff um sich, und manchmal konnte sie sich recht gefährlich auswirken.

*

Als Katja heimkam, läutete das Telefon. Hastig, noch atemlos, meldete sie sich. Dr. Pauly war am anderen Ende der Leitung. Er wollte sich nach dem Befinden des Chefs erkundigen.

Seine Stimme war so angenehm, daß Katja ein wohliges Kribbeln durch den Körper lief, das sich dann sogar wiederholte, als sie über ihn nachdachte. Höflich hatte er noch gefragt, ob er sich täglich erkundigen dürfe. Im Betrieb gäbe es keine besonderen Vorfälle, und er hoffe, daß sich der Boß bald erholen würde.

Leise betrat Katja das Schlafzimmer, nachdem sie sich gründlich die Hände gewaschen hatte. Müde und verstört saß Hannelore im Sessel. Joachim schlief jetzt ruhig.

»Du mußt jetzt was essen, Ma«, sagte Katja. »Ich mache frischen Kaffee, dann löse ich dich ab. Und du legst dich nieder und entspannst dich.«

Hoffentlich wird sie nicht auch krank, dachte Katja, denn Hannelore sah elend aus.

Aber sie kam dann in die Küche, als der frischgebrühte Kaffee seinen verlockend aromatischen Duft verbreitete. Toasts hatte Katja auch schon vorbereitet.

»Phantasiert Paps noch?« fragte Katja.

Hannelores Kopf ruckte empor. »Hat er vorhin auch geredet?« fragte sie heiser.

»Ja, daß er mein Vater ist und ich sein Kind.«

Nun hatte sie es doch gesagt, aber warum auch nicht?

Hannelore nickte mechanisch.

»Er scheint irgendwie doch innerliche Angst zu haben, daß du uns verlassen könntest, Katja«, sagte sie leise. »Wegen des Studiums«, fügte sie dann hastig hinzu.

»Hoffentlich ist er bald munter, damit ich ihm sagen kann, daß ich meinen Studienplatz habe. Er braucht sich doch keine Gedanken zu machen, in keinerlei Hinsicht, Ma. Ich muß doch nicht immer wieder sagen, daß ich glücklich und dankbar bin, euer Kind zu sein. Trixi hat keinen Studienplatz, sie scheint deprimiert zu sein. Aber sie versteht sich ja auch nicht so gut mit ihrer Mutter wie ich mit euch.«

Hannelore streichelte ihre Wange. »Wenn ich nur wüßte, was Jos Gedanken bewegt. Er war schon in den letzten Tagen so unruhig.«

»Er hat zuviel Arbeit, Ma. Er hätte sich schon früher schonen müssen. Ihr solltet mal eine Kur machen. Du kannst es auch brauchen. Fahrt doch mal wieder ein paar Wochen zur Insel der Hoffnung.«

»Dich allein lassen, das kommt gar nicht in Frage.«

»Ich kann doch zu Onkel Ludwig gehen.«

»Zu dem alten Griesgram, der nörgelt doch nur noch herum.«

»Ich komme aber ganz gut mit ihm aus, und Alma würde sich auch freuen, da bin ich sicher.«

»Lassen wir jetzt solche Überlegungen«, sagte Hannelore. »Jo läßt sich doch nicht reinreden.«

»Das überlaß nur mir, Ma«, sagte Katja mit einem Augenzwinkern. Dann ging sie wieder zu dem Kranken, und nach zehn Minuten schlug er die Augen auf. Verwirrt blickte er um sich.

»Was ist los mit mir, Katja?« fragte er schleppend.

»Die Grippe hat dich erwischt, Paps. Dr. Pauly hat dich heimgebracht, und jetzt wirst du brav folgen.«

»Es gibt so viel zu tun«, murmelte er.

»Es geht alles seinen Gang. Dr. Pauly hat schon angerufen. Und du wirst jetzt deine Medizin schlucken.«

Er verzog den Mund. »Muß das wirklich sein?« fragte er, aber seine Stimme klang schwach, und er protestierte auch nicht mehr, als ihm Katja die Tropfen einfüllte.

»Dich hat es nämlich ganz schön erwischt, Paps«, sagte sie.

»Und wenn ich euch anstecke, ist mir erst recht nicht wohl«, murmelte er.

»Wir schlucken fleißig Vitamine, das solltest du eben auch zur Vorbeugung tun und nicht erst, wenn du auf der Nase liegst«, sagte sie resolut. »Aber jetzt sollst du dich erst mal freuen. Mein Studienplatz ist schon sicher. Ich bleibe euch noch lange erhalten.«

Er atmete hörbar auf. »Ich bin froh, mein Liebling«, sagte er, »sehr froh«, und dann sank er schon wieder in tiefen Schlummer. Anscheinend war in den Tropfen auch ein Beruhigungsmittel enthalten.

Katja ließ sich die Medikamente aber genau erklären, als Dr. Norden kam, der recht zufrieden war, daß sich der Zustand des Patienten schon stabilisiert hatte.

Als angehende Chemikerin, so meinte Katja, würde sie ja bald mehr verstehen von solchen Medikamenten und ihrer Wirkung.