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Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration. Wo immer Sascha Soldau in Erscheinung trat, war er Mittelpunkt. Ein Strahlemann, an dem es nichts auszusetzen gab, meinte jeder, der ihn kennenlernte, den einzigen Sohn und Erben von Alex Soldau, der mit seinem umwerfenden Charme auch die Herzen der Frauen gewann. Auch Dr. Norden mochte ihn, obgleich er ihm nicht kritiklos begegnete, denn ausersehen, die Nachfolge seines Vaters in einem großen Unternehmen anzutreten, wäre er nach Dr. Nordens Meinung ein bedeutend besserer Schauspieler geworden. Dafür brachte er wahrhaftig alles mit, auch eine überdurchschnittliche Intelligenz, die ihn davor bewahrt hätte, sich in ein Klischee drängen zu lassen. Sascha war auch der Meinung, daß sein Vater noch jung und vital genug sei, sein Unternehmen zu leiten und ihm noch den Freiraum zu gewähren, den er für seine persönliche Entfaltung beanspruchte. Für ihn war es immer selbstverständlich gewesen, daß ihm jeder Wunsch erfüllt wurde. Seine Mutter verwöhnte ihn, sein Vater hatte nichts dagegen, da Sascha in der Schule und auch sonst keine Schwierigkeiten bereitete. Auch sein Jurastudium absolvierte er glänzend und lernte ganz nebenbei auch Betriebswirtschaft und Sprachen, für die er ohnehin begabt war. Ein Allroundtalent und dabei von solcher Attraktivität, daß er zum Erfolg geboren schien. Er wollte auch überall der Beste sein. Seinem Charme konnte selbst Daniela Leonardo nicht widerstehen, obgleich sie ein durchaus ernsthaftes Mädchen war, und an Flirts überhaupt nicht interessiert. Sie hatte auch keine Zeit dafür, denn neben ihrem Botanikstudium, das sie auch sehr ernst nahm, versorgte sie auch noch ihren Vater, der an einem schweren Bandscheibenschaden litt. Franco Leonardo war ein
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Seitenzahl: 140
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Wo immer Sascha Soldau in Erscheinung trat, war er Mittelpunkt. Ein Strahlemann, an dem es nichts auszusetzen gab, meinte jeder, der ihn kennenlernte, den einzigen Sohn und Erben von Alex Soldau, der mit seinem umwerfenden Charme auch die Herzen der Frauen gewann.
Auch Dr. Norden mochte ihn, obgleich er ihm nicht kritiklos begegnete, denn ausersehen, die Nachfolge seines Vaters in einem großen Unternehmen anzutreten, wäre er nach Dr. Nordens Meinung ein bedeutend besserer Schauspieler geworden. Dafür brachte er wahrhaftig alles mit, auch eine überdurchschnittliche Intelligenz, die ihn davor bewahrt hätte, sich in ein Klischee drängen zu lassen.
Sascha war auch der Meinung, daß sein Vater noch jung und vital genug sei, sein Unternehmen zu leiten und ihm noch den Freiraum zu gewähren, den er für seine persönliche Entfaltung beanspruchte.
Für ihn war es immer selbstverständlich gewesen, daß ihm jeder Wunsch erfüllt wurde. Seine Mutter verwöhnte ihn, sein Vater hatte nichts dagegen, da Sascha in der Schule und auch sonst keine Schwierigkeiten bereitete. Auch sein Jurastudium absolvierte er glänzend und lernte ganz nebenbei auch Betriebswirtschaft und Sprachen, für die er ohnehin begabt war. Ein Allroundtalent und dabei von solcher Attraktivität, daß er zum Erfolg geboren schien. Er wollte auch überall der Beste sein.
Seinem Charme konnte selbst Daniela Leonardo nicht widerstehen, obgleich sie ein durchaus ernsthaftes Mädchen war, und an Flirts überhaupt nicht interessiert. Sie hatte auch keine Zeit dafür, denn neben ihrem Botanikstudium, das sie auch sehr ernst nahm, versorgte sie auch noch ihren Vater, der an einem schweren Bandscheibenschaden litt.
Franco Leonardo war ein bekannter, ja, berühmter Gartenarchitekt, aber seit vielen Wochen konnte er sich nur mühsam fortbewegen. Dr. Norden betreute ihn schon seit Jahren, aber zu einer Operation hatte er den eigenwilligen, aber auch geduldigen Patienten noch nicht überreden können.
Seine von ihm über alles geliebte Frau, Danielas Mutter, war nach einer an sich nicht schwierigen Blinddarmoperation durch eine Infektion gestorben. Obgleich dem Chirurgen die Schuld nachgewiesen werden konnte, blieb Vater und Tochter nichts als Trauer. Daniela war zwölf Jahre alt gewesen, noch nicht erwachsen genug, um selbst für sich sorgen zu können, wenn der Vater unterwegs war, aber doch schon verständig genug, um zu begreifen, was menschliches Versagen anrichten konnte. Sie verstand auch, daß ihr Vater sich vor einer Operation fürchtete, obgleich es Dr. Norden gelungen war, daß sie zu ihm Vertrauen faßten, nachdem Franco Leonardo eine feste Anstellung bei einer Schlösserverwaltung angenommen hatte, um vor allem für Daniela eine Sicherheit zu schaffen, falls auch ihm ein früher Tod beschieden sein sollte.
Daniela war an jenem Herbsttag, an dem für ihren Vater die Schmerzen wieder einmal unerträglich wurden, zu Dr. Norden in die Praxis gekommen, um ein Rezept zu holen und mit ihm doch über eine mögliche Operation zu sprechen, denn sie konnte es kaum noch ansehen, wie sehr ihr Vater litt, war er doch der einzige Mensch, dem ihre ganze Liebe gehörte.
Sie hatte zwar in dem Architekten Marcus Colbert, der eng mit ihrem Vater zusammenarbeitete, einen guten Freund gefunden, aber an eine feste Bindung dachte Daniela nicht, und Marcus machte auch keinen Versuch, eine solche zu forcieren.
In Dr. Nordens Praxis traf sie Sascha Soldau, der gerade eine schwere Grippe überstanden hatte. Sascha war anfällig für Erkältungen aller Art, aber Impfungen vertrug er auch nicht. Dr. Norden hatte ihn schon ein paarmal gebeten, sich doch einmal einer gründlichen Untersuchung zu unterziehen, damit man feststellen könnte, woher diese Immuninsuffizienz möglicherweise kommen konnte, aber Sascha hatte abgewinkt. Sein Vater hätte das in jüngeren Jahren auch gehabt, und jetzt wäre davon nichts mehr zu spüren, war sein Argument. Nein, Sascha wollte auch von Krankheiten nichts wissen, und wenn ihn auch mal ein Fieber plagte, zeigte er sich keineswegs wehleidig, wie es bei Männern so oft der Fall war. Er ärgerte sich nur, wenn er nicht reiten, nicht Tennis spielen oder auf den Golfplatz gehen konnte. Er verzichtete auch nicht darauf, im offenen Wagen zu fahren, wenn es schon herbstlich war, sobald nur die Sonne schien.
Sascha sah Daniela und hielt den Atem an. Er kannte viele Frauen, aber das Ideal einer Frau war für ihn schon seit Jahren Fee Norden, doch sie war unerreichbar für ihn. Daniela Leonardo war das erste weibliche Wesen, das diesem Ideal nahekam, und sie war jung und ungebunden, blond, faszinierend, ausdrucksvoll, und die violetten Augen, umgeben von einem Kranz schwarzer, langer Wimpern machte den Zauber vollkommen, der wirklich atemberaubend war. Daniela war sich einer solchen Wirkung nicht bewußt, aber irgendwie fühlte sie sich auch eingefangen.
Sascha hatte nicht seinen strahlendsten Tag, weil ihm die Grippe noch in den Gliedern lag, aber in bezug auf Daniela war das für ihn von Vorteil, denn sonst hätte sie ihn wohl von vornherein als Playboy eingestuft. Alle jungen Männer, die blendend aussahen, elegant gekleidet waren und ihren Charme so reich verströmten, gehörten für Daniela in die Kategorie, zu der ihr Freund Marcus eben nicht gehörte, weil er eher schwerfällig wirkte, bedächtig, introvertiert. Aber Daniela war von Äußerlichkeiten nicht so leicht zu beeindrucken und auch nicht leicht entflammbar.
Es blieb auch bei diesem Blickaustausch, denn Dr. Norden hatte schon für Daniela Zeit. Sascha hatte ihren Namen gehört, und der Name Leonardo war sicher nicht allzu häufig. Er wollte Dorthe Harling nicht ausfragen, denn sie sah ihn schon mit einem so nachdenklichen Blick an. Dorthe gehörte zu den ganz wenigen Frauen, die sich von Sascha überhaupt nicht beeindrucken ließen. Als er zum erstenmal in die Praxis gekommen war, hatte Franzi, die sich gerade erst ein paar Wochen in der Ausbildung befand, gesagt, das wäre ein toller Mann, und Dorthe hatte ganz ruhig darauf erwidert, daß solch ein Mann niemals einer Frau allein gehöre, und Franzi hatte lächelnd darauf erwidert, daß sie sich so einen bestimmt auch nie einbilden würde. Franzi Spar war trotz ihrer Jugend ein überaus vernünftiges Mädchen, das mit beiden Beinen fest auf dem Boden stand und nur begierig war, viel zu lernen und im Leben voranzukommen. Dorthe Harling dagegen war eine Frau, die durch eine glücklose Ehe geprägt und sogar von ihrem einzigen Kind enttäuscht worden war, das nach der Scheidung beim Vater bleiben wollte Aber nun schrieb ihre Tochter Jocelyn immer häufiger, daß sie das Leben in Südafrika nicht mehr ertragen könne und nach München kommen wollte, aber ihr Vater war jetzt widerspenstiger denn je, nachdem ihn seine zweite Frau verlassen hatte. Er bildete sich wahrhaftig ein, daß er Dorthe bewegen könnte, wegen Jocelyn zu ihm zurückzukehren.
Für Dorthe gab es keinen Weg zurück, so schmerzlich ihr die Trennung von Jocelyn auch gewesen war, aber es lagen Jahre dazwischen, und Dorthe hatte sich eine neue Lebensaufgabe geschaffen. Sie, die damals wegen ihrer Heirat ihr Studium abgebrochen hatte, fühlte sich wohl in Dr. Nordens Praxis, und finanziell ging es ihr durch eine Erbschaft auch so gut, daß sie unabhängig leben konnte. Franzi und deren Mutter Lotte Spar waren jetzt für sie Ersatz für die Familie. Sie verstanden sich gut, da Lotte auch viel durchgemacht hatte, aber sie hatte nun wieder in dem netten und zuverlässigen Walter Erbach einen treuen Partner gefunden. Ja, was sich so alles schon in Dr. Nordens Praxis angebahnt hatte, konnte man gar nicht mehr aufzählen. Und auch ohne sein Dazutun war es allein durch Begegnungen in der Praxis zu mancher festen Bindung gekommen. Allerdings hatten er und vor allem seine Frau Fee auch manchmal ein bißchen nachgeholfen und Schicksal gespielt, wenn es ihnen angebracht schien.
Bei Sascha Soldau hätten sie nicht zu helfen brauchen und auch nicht nachgeholfen, da es um Daniela Leonardo ging, aber Sascha hatte jetzt nichts anderes im Sinn, als Daniela näher kennenzulernen, und wenn er sich etwas in den Kopf setzte, mußte die Tat auch gleich folgen.
Sascha schaute ins Telefonbuch und fand Franco Leonardos Telefonnummer und Adresse. Es behagte ihm durchaus nicht, daß dieses bezaubernde Geschöpf möglicherweise verheiratet sein könnte, und so wies er diesen Gedanken gleich von sich. Er wollte auch nicht anrufen, also notierte er sich die Adresse und fuhr auch sogleich dorthin. Die Gegend war ihm bekannt. Es war das alte Villenviertel am Kanal, aber auch dort hatten schon viele alte Villen modernen Häusern Platz machen müssen.
Nicht so das Haus, in dem Franco Leonardo mit seiner Tochter Daniela wohnte. Die Villa war stilvoll renoviert, nicht so riesig und auch keineswegs so verbaut wie manche andere. Hier war schon vor vielen Jahren ein weitsichtiger Architekt am Werk gewesen, und deshalb hatte sich Franco Leonardo auch für dieses Haus entschieden, als er nach München gekommen war. Deshalb und weil die Schulen nahe lagen und Daniela nicht über verkehrsreiche Straßen gehen mußte. Franco hatte immer an sein Kind gedacht, an sein ein und alles, dem Ebenbild seiner schönen, liebenswerten Mutter.
Der parkähnliche Garten war so, wie Daniela selber, eine zauberhafte Atmosphäre verbreitend. Sascha war ein Romantiker, jedenfalls zur Hälfte, wenngleich die andere Hälfte realen Dingen zugeneigt war. Aber jetzt kam er sich selbst vor wie in einem Märchen, denn er sah Daniela aus dem Haus kommen, und er dachte gar nicht daran, irgendwelche Ausflüchte zu suchen.
Ihre Augen weiteten sich staunend, als sie ihn gewahrte und erkannte.
Er machte eine leichte Verbeugung und stellte sich vor.
»Ich habe mir gewünscht, Sie wiederzusehen, und der Wunsch ging in Erfüllung«, gab er unumwunden zu, und damit zauberte er ein Lächeln um Danielas schönen Mund.
»Sie wußten also meinen Namen?« sagte sie.
»Ich habe ihn gehört und die Adresse aus dem Telefonbuch gelesen. Wer ist Franco Leonardo?«
Augenblicklich verwirrt durch diese direkte Frage erwiderte Daniela: »Mein Vater.«
Sascha seufzte erleichtert auf.
»Er hat hoffentlich nichts dagegen, wenn ich Sie zum Essen einlade«, sagte Sascha.
»Mein Vater ist krank. Er kommt morgen in die Klinik zu einer Operation. Ich habe noch sehr viel zu erledigen, und ich kann auch mein Studium nicht vernachlässigen«, erwiderte sie besonnen.
»Darf ich fragen, was Sie studieren? Sie wollten gerade gehen, darf ich Sie irgendwohin begleiten?«
»Ich fahre selbst«, erwiderte Daniela, nun schon wieder ruhig und gelassen. »Ich studiere Botanik, das können Sie ruhig wissen.« Sie lächelte wieder flüchtig, und er war hingerissen. Eigentlich hin und her gerissen, denn plötzlich erinnerte er sich auch an eine andere, der es ganz gewiß nicht gefallen würde, wenn er ihr den Abschied gab. Aber auch diesen Gedanken verbannte er.
»Wann darf ich Sie wiedersehen?« fragte er drängend.
»Das kann ich jetzt nicht sagen. Ich habe wirklich viel zu erledigen.«
Sascha war das auch nicht gewohnt, aber dadurch reizte es ihn noch mehr, jeden möglichen Widerstand auszuräumen.
»Darf ich Sie anrufen?« fragte er. »Bitte! Ich habe mir nie etwas so sehr gewünscht, als Sie kennenzulernen.«
Er hatte es vielleicht gerade im richtigen Augenblick und im richtigen Ton gesagt. Manchmal gab es solche Momente, in denen selbst reservierte Menschen empfänglich waren für bestimmte Gefühle, und Daniela konnte sich tatsächlich nicht gegen diesen Einfluß wehren, obwohl sie nicht verliebt war.
»Rufen Sie mich übermorgen nach achtzehn Uhr an«, sagte sie. »Ich muß jetzt gehen.«
»Ich würde Sie gern hinfahren, wohin Sie wollen«, sagte er.
»Ich brauche meinen eigenen Wagen, und es wäre für Sie auch zu umständlich. Sie haben doch sicher auch anderes zu tun.«
Flüchtig erinnerte er sich, daß er ja eigentlich mit Ramona Reuth verabredet war und daß er mit ihr irgendwie klarkommen mußte.
»Ja, ich hätte eine Besprechung«, sagte er. »Aber Ihretwegen hätte ich…«
»Nichts sollten Sie«, fiel ihm Daniela ins Wort. »Ich habe auch meine Grundsätze, Herr Soldau. Es wird sich schon mal Zeit für eine Unterhaltung ergeben.«
Sie verblüffte ihn mit dieser Selbstsicherheit. Sie war bestimmt noch sehr jung, aber er hatte auch junge Mädchen gekannt, und die hatten ihn alle angehimmelt. Auch das war er gewohnt. Andererseits aber auch arrogante Überheblichkeit von Frauen, die Geld hatten oder prominent waren. Aber auch von solchen hatte er schon größtes Entgegenkommen erfahren. Daniela Leonardo war für ihn Neuland, das sich aber zu erforschen lohnte. Und er wußte, daß seine Eltern begeistert sein würden, wenn er ihnen solche Schwiegertochter ins Haus bringen würde.
Daniela holte ihren kleinen Wagen aus der Garage, und er blickte ihr nach, als sie davonfuhr, bevor er sich in sein chromblitzendes teures Gefährt setzte. Dann fuhr er nach Hause. Es war Mittagszeit, und er wußte, daß er von seiner Mutter erwartet wurde. Irgendeine Laus schien ihr über die Leber gelaufen zu sein. »Diese Reuth hat schon dreimal angerufen, Sascha«, sagte sie abfällig. »Mußt du solchen Umgang haben?«
»Mama, ich bitte dich, ihr gehören zwei Einrichtungshäuser. Ich will sie ja nicht heiraten.«
»Das freut mich zu hören«, sagte Irene Soldau. »Ich hoffe, du wirst eine entsprechende Partie machen. Du könntest es dir doch wahrhaftig aussuchen.«
»Und was verstehst du unter entsprechend?« fragte er.
»Beste Herkunft und natürlich auch Vermögen.«
»Und Liebe?«
»Natürlich möchte ich, daß du glücklich wirst. Schließlich bin ich mit deinem Vater auch glücklich geworden, aber vor allem deshalb, weil alles stimmte. Übrigens kommt Alex zum Essen.«
»Tatsächlich, er eist sich mal
los?«
»Es hat da wohl einigen Ärger gegeben, aber mit mir spricht er ja nicht darüber.«
Aber mit seinem Sohn sprach Alex Soldau. Er war in gereizter Stimmung, dann wieder schien er deprimiert.
»Es wäre gut, wenn du endlich mitarbeiten würdest, Sascha«, sagte er heiser, »wir müssen etwas kürzer treten, und es könnte noch schlimmer kommen, wenn uns die Konkurrenz auch dieses Jahr die fettesten Brocken wegschnappt.«
»Wieso denn das, Papa?«
»Sie unterbieten uns. Es handelt sich um eine amerikanische Schwesternfirma. Sie lassen in den Ländern arbeiten, wo die Löhne billig sind, das haben wir versäumt.«
»Und was kann ich jetzt tun?« fragte Sascha.
»Du kannst deinen unwiderstehlichen Charme spielen lassen und mal Verbindungen anknüpfen, nicht nur herumjetten. Ich habe dir deine Jugend wirklich gegönnt, aber du bist jetzt sechsundzwanzig und ja auch nicht der Dümmste.«
»Also werde ich mich in die Arbeit stürzen«, sagte Sascha.
Sein Vater schien überrascht. »Ich höre es gern«, sagte er.
»Ich dachte, du bist so fit, daß du es gar nicht gern sehen würdest, wenn ich mich einmische«, sagte Sascha. »Du hast dir doch nie gern dreinreden lassen. Du siehst aus, als hättest du ernste Sorgen.«
»Die habe ich auch. Wir werden nächste Woche weiterreden.«
»Warum erst nächste Woche?«
»Weil ich verschiedene Konferenzen hinter mich bringen muß. Also, ich rechne damit, daß du dich im Betrieb nützlich machst.«
»Okay, ich komme morgen.«
»Ich freue mich, daß du vernünftig bist«, sagte Alex Soldau.
Er verließ das Haus wieder, aber bald danach rief Ramona wieder an.
»Erwische ich dich endlich«, sagte sie unwillig. »Ich habe einiges mit dir zu sprechen, Sascha, es ist wichtig.«
»Ist gut, ich bin schon unterwegs. Hatte gerade was mit Papa zu besprechen.«
»Ich warte«, sagte sie.
Und ich werde ihr sagen, daß es aus ist, dachte er, aber es sollte ganz anders kommen.
Ramona Reuth war eine attraktive Frau, schwarzhaarig und exotisch wirkend, wozu auch die samtdunklen Augen beitrugen. Sie war fünf Jahre älter als Sascha, aber bisher hatte ihn das nicht gestört. Er kannte sie schon drei Jahre, und das war das bisher längste Verhältnis in seinem Leben, wenngleich auch sie nicht interessiert gewesen war, das besonders publik werden zu lassen, denn auch Ramona hatte mehrere Eisen im Feuer und besonders solche, von denen sie auch geschäftlich profitierte, und sie war eine raffinierte Geschäftsfrau.
»Nun, was spricht der Papa?« fragte sie spöttisch, »pfeift er bereits auf dem letzten Loch?«
Sascha sah sie fassungslos an. »Rede nicht solchen Unsinn.«
»Lange wird es sich nicht mehr verheimlichen lassen, mein lieber Sascha. Es sieht schlecht aus für die Soldaus, aber schließlich bin ich ja auch noch da, und ich habe gute Verbindungen. Also bring deinen alten Herrschaften mal bei, daß sie nicht so hochnäsig tun sollen und ein bißchen freundlicher mit ihrer Schwiegertochter sind.«
Sascha war jetzt noch mehr aus der Fassung gebracht, aber etwas in ihrem Blick mahnte ihn zur Vorsicht.
»Ich habe wirklich gute Verbindungen, auch nach Übersee, Sascha, und du tust gut daran, mir zu glauben. Du kennst mich jetzt lange genug. Ich bin kein Püppchen, das sich beiseite schieben läßt.«
»Ich hatte eine schwere Grippe, Ramona«, sagte er stockend.
»Aber jetzt kannst du wieder herumfahren«, sagte sie hart.
»Wir waren für heute verabredet, und ich bin gekommen«, erklärte er heiser. »Und du überfällst mich mit einer Nachricht, die nicht stimmt.«
»Was stimmt, wirst du schon sehen«, sagte sie. »Ich mache ein Angebot nicht zweimal. Ich kann euch helfen, oder ich kann helfen, euch wegzupusten aus den Geschäften. Aber ich habe nun mal was für dich übrig. Ich will dich haben, Sascha. Ich habe viel Zeit damit verbracht, einen perfekten Liebhaber aus dir zu machen, und ich habe nicht die geringste Lust zu erleben, daß du deine Talente an andere verschwendest. Klarer kann ich mich nicht ausdrücken.«
»Es genügt«, sagte er tonlos.