Eine Ärztin hebt ab - Patricia Vandenberg - E-Book

Eine Ärztin hebt ab E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Nun gibt es eine Sonderausgabe – Dr. Norden Aktuell Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen. »Man muss dieses Gefühl der Freiheit erleben, um es verstehen zu können.« Von Kollegen umringt stand der Arzt Dr. Markus Wiefahrn in einem der Aufenthaltsräume für Ärzte und reichte Fotos herum. »Eigentlich fühlte ich mich ja immer frei. Aber als ich das erste Mal geflogen bin, erkannte ich, dass sich dieses Gefühl noch um einiges verstärken lässt«, geriet er unversehens ins Schwärmen. »Es gibt dafür wirklich keine Worte. Wenn man frei in der Luft schwebt und die Welt kleiner und kleiner wird, vergisst man einfach alle Sorgen und Probleme …« Versonnen hielt er inne und betrachtete ein Foto, das einen Gleitschirmflieger vor atemberaubender Bergkulisse zeigte. »Bist du das?«, erkundigte sich seine Kollegin Melanie Lohse fasziniert und deutete auf das Foto in ihrer Hand. »Ja! Das hat einer meiner Freunde kurz vor dem Abflug gemacht«, bestätigte Markus. Auch Dr. Daniel Norden stand in der Runde der Ärzte, die andächtig seiner begeisterten Erzählung lauschten. Aufgrund einer schweren Erkrankung der Chefin Jenny Behnisch hatte Daniel eine Weile die medizinische Leitung der Klinik innegehabt und unterstützte sie auch in den ersten Wochen ihrer Rückkehr mit Rat und Tat. Wie die anderen Kollegen auch betrachtete er die Bilder staunend, aber mit einer ebenso großen Portion Skepsis. »Ist das nicht wahnsinnig gefährlich?«, kommentierte er das Foto, das Melanie immer noch in Händen hielt.

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Dr. Norden Aktuell – 28 –

Eine Ärztin hebt ab

Unveröffentlichter Roman

Patricia Vandenberg

»Man muss dieses Gefühl der Freiheit erleben, um es verstehen zu können.« Von Kollegen umringt stand der Arzt Dr. Markus Wiefahrn in einem der Aufenthaltsräume für Ärzte und reichte Fotos herum. »Eigentlich fühlte ich mich ja immer frei. Aber als ich das erste Mal geflogen bin, erkannte ich, dass sich dieses Gefühl noch um einiges verstärken lässt«, geriet er unversehens ins Schwärmen. »Es gibt dafür wirklich keine Worte. Wenn man frei in der Luft schwebt und die Welt kleiner und kleiner wird, vergisst man einfach alle Sorgen und Probleme …« Versonnen hielt er inne und betrachtete ein Foto, das einen Gleitschirmflieger vor atemberaubender Bergkulisse zeigte.

»Bist du das?«, erkundigte sich seine Kollegin Melanie Lohse fasziniert und deutete auf das Foto in ihrer Hand.

»Ja! Das hat einer meiner Freunde kurz vor dem Abflug gemacht«, bestätigte Markus.

Auch Dr. Daniel Norden stand in der Runde der Ärzte, die andächtig seiner begeisterten Erzählung lauschten. Aufgrund einer schweren Erkrankung der Chefin Jenny Behnisch hatte Daniel eine Weile die medizinische Leitung der Klinik innegehabt und unterstützte sie auch in den ersten Wochen ihrer Rückkehr mit Rat und Tat.

Wie die anderen Kollegen auch betrachtete er die Bilder staunend, aber mit einer ebenso großen Portion Skepsis.

»Ist das nicht wahnsinnig gefährlich?«, kommentierte er das Foto, das Melanie immer noch in Händen hielt. Es zeigte Markus kurz vor dem Absprung in einen tiefen Abgrund und erinnerte Daniel an die Geschichte von Philippe Pozzo di Borgo, der mit seinem Gleitschirm abgestürzt und seither von den Halswirbeln abwärts gelähmt war. »Ich glaube, ich würde mich das nicht trauen.«

»Ich würde das sofort ausprobieren«, entgegnete Melanie ohne Zögern. Wie zum Beweis leuchtete die Begeisterung aus ihren grünbraunen Augen.

Markus Wiefahrn schickte ihr einen überraschten Blick.

»Daniel hat schon recht. Jedes Jahr haben ungefähr 250 deutsche Piloten im In- und Ausland meldepflichtige Unfälle. Ein Dutzend davon kommt nicht mit dem Leben davon«, erklärte er ernst. Auf keinen Fall wollte er die junge Kollegin zum Leichtsinn verführen.

Doch Melanie war nicht zu bremsen.

»Das ist nichts im Vergleich zu den Unfällen, die beim Autofahren passieren«, winkte sie ungerührt ab. »Mal abgesehen davon, dass Leben immer lebensgefährlich ist.« Wieder wanderte ihr Blick auf das Foto in ihrer Hand. »Seit ich ein Kind bin, träume ich vom Fliegen. Vielleicht ist das ein Wink des Schicksals, dass ich es endlich versuchen sollte.« Versonnen spielte sie mit der Spitze ihres blonden, geflochtenen Zopfs, der ihr über die Schulter hing. »Wer weiß, was ich schon alles verpasst habe!«

»Was sagt denn Ihr Mann dazu?« Wenn Daniel nur daran dachte, dass seine Frau Fee ein solches Wagnis einginge, wurde ihm angst und bang. »Wäre er damit einverstanden, dass Sie einem so gefährlichen Hobby nachgehen?«

Einen Moment lang sah Melanie ihren Kollegen überrascht an. Dann brach sie in heiteres Gelächter aus.

»Ich bin ein freier Mensch und kann tun und lassen, was ich will«, erklärte sie immer noch lachend. »Gregor würde niemals von mir erwarten, dass ich ihn um Erlaubnis frage.«

»Davon war ja nicht die Rede«, gab Daniel ein wenig pikiert zurück.

Offenbar kam es mehr und mehr aus der Mode, den Partner in solch schwerwiegenden Entscheidungen mit einzubeziehen. Individualismus, vielleicht sogar eine gute Portion Egoismus hatten inzwischen häufig Vorrang vor Verantwortung und Kompromissbereitschaft. »Mir ging es um die Kommunikation. Wenn Sie ihm von Ihrem Vorhaben erzählen und er etwas dagegen hätte …?«

Doch auch diese Frage wischte Melanie mit einer lässigen Handbewegung beiseite und gab Markus das Foto zurück.

»Wahrscheinlich würde ich ihm erst hinterher davon erzählen. Er soll sich ja nicht unnötig Sorgen machen.« Sie zuckte mit den Schultern und wollte noch etwas hinzufügen, als ein durchdringender Piepton dem Müßiggang ein jähes Ende bereitete.

»Schade«, erklärte Melanie mit einem Blick auf ihren Piepser. »Ich hätte dir gern noch ein paar Fragen gestellt«, sagte sie zu Markus gewandt. »Aber das muss leider bis später warten.«

»Kein Problem«, versicherte der Chirurg augenzwinkernd und steckte die Bilder zurück in die Fototasche. »Ich lauf ja nicht davon.«

»Hoffentlich!«, tat sie ihre Hoffnung kund und sah einen ihrer Kollegen, einen jungen Assistenzarzt, auffordernd an. »Kannst du vielleicht mitkommen, Jan? Eine Patientin hat postoperale Beschwerden. Vielleicht könntest du dir das mal ansehen.«

»Selbstverständlich!« Sofort begannen die Wangen des jungen Mannes zu glühen, und eifrig machte er sich an der Seite von Dr. Lohse auf den Weg.

Das war das Signal für die kleine Versammlung, sich aufzulösen, und Daniel Norden nutzte die Gelegenheit, dass Jenny ihn an diesem Tag nicht mehr brauchte, um sich auf den Weg in die Praxis zu machen.

Es fiel Gregor Lohse schwer, seinen Ärger vor dem Personal des Gasthofs in Zaum zu halten. Wieder einmal hatte seine Frau Melanie ihn versetzt und war nicht zu einem wichtigen Termin erschienen. Mit vorgeschützter Liebenswürdigkeit und tausend Entschuldigungen verabschiedete er sich von dem Paar, das er eine knappe halbe Stunde lang durch die Räumlichkeiten des ansehnlichen Gebäudes und über das dazugehörige Grundstück geführt hatte.

»Schade, dass Ihre Frau nicht kommen konnte«, erklärte Annegret Bergauer bevor sie in den Wagen einstieg. Sie schickte dem altehrwürdigen Gemäuer einen letzten sehnsüchtigen Blick. »Ich hatte gehofft, gleich Nägel mit Köpfen machen zu können.«

»Tut mir wirklich leid«, antwortete Gregor noch einmal zähneknirschend. »Sie wissen ja, dass meine Frau Ärztin ist. Bestimmt ist ihr eine wichtige Operation dazwischen gekommen.«

»Selbstverständlich hat ein Menschenleben absoluten Vorrang.« Der zweite Besucher, Franz Grün, schüttelte Gregors Hand. »Aber Sie verstehen bestimmt auch, dass wir langsam aber sicher zu einer Entscheidung kommen müssen. Wir haben noch ein anderes, sehr interessantes Objekt im Auge …« Der Rest des Satzes blieb unausgesprochen, doch Gregor verstand diese sanfte Drohung auch so.

»Selbstverständlich«, beeilte er sich zu versichern. »Ich melde mich bei Ihnen, sobald ich heute mit meiner Frau gesprochen habe.«

Er tauschte noch zwei, drei Höflichkeitsfloskeln, ehe er der schwarzen Limousine nachsah, die über den knirschenden Kies fuhr und am Waldrand um eine Kurve verschwand.

»Und? Haben sie Interesse?« Unbemerkt war Katharina hinter ihren Chef getreten. Sie war der gute Geist des Gasthauses, die Empfangsdame, Rezeptionistin, Kellnerin und Gesellschafterin in einer Person verkörperte.

Seufzend drehte sich Gregor zu ihr um.

»Zumindest haben sie bei der Besichtigung so geklungen«, sagte er bekümmert und steckte die Hände in die Hosentaschen. Seite an Seite mit Kathi wanderte er zurück zum Gasthaus. »Aber wenn sich Melanie weiterhin weigert, den Tatsachen ins Auge zu sehen, sind wir pleite, bevor jemand Gelegenheit hatte, den Teilhabervertrag zu unterschreiben. Das Haus muss dringend renoviert werden. Aber in diesem Zustand bekommen wir noch nicht einmal genug Gäste, um wenigstens die laufenden Kosten zu decken.« Am liebsten hätte er sich die Haare gerauft. »Es ist ein Teufelskreis, aus dem es nur so ein Entrinnen gibt.«

Der Kies knirschte unter seinen Füßen und schien seine Sorgen zu teilen.

»Einerseits verstehe ich Melli ja«, räumte Katharina ein und drückte die schwere Holztür des Gasthauses auf, bevor Gregor seine Hände aus den Hosentaschen ziehen konnte. »Mir würde es auch nicht leicht fallen, den Besitz, der schon seit so vielen Generationen in der Familie ist, aufzugeben.«

Gregor verdrehte die Augen gen Himmel.

»Es geht doch gerade darum, den Familienbesitz zu erhalten. Warum wollt ihr Frauen das nicht verstehen? Warum seid ihr so emotional statt einmal die Vernunft walten zu lassen? Wir brauchen das Geld der Investoren …«

»… die hier keinen Stein auf dem anderen lassen werden. Das ist wenigstens Melanies Befürchtung«, erklärte Kathi und sah sich traurig in dem alten, immer etwas kühlen Gemäuer um. »Und meine, ehrlich gesagt auch.«

»Annegret Bergauer und Franz Grün haben versprochen, jede bauliche Maßnahme mit uns abzusprechen«, wiederholte Gregor und betonte dabei jede Silbe. Manchmal fragte er sich, ob er chinesisch sprach.

Katharina lachte ungläubig.

»Uns wirfst du Emotionalität vor und selbst bist du blauäugig wie ein kleines Kind«, ließ die Retourkutsche nicht lange auf sich warten. »Aber warte nur ab, wenn es erst einmal so weit ist …« Weiter kam sie nicht, denn in diesem Augenblick fuhr ein Wagen vor dem Haus vor.

»Hallo!«, rief Melanie mit provozierend-fröhlicher Stimme über den Hof.

Gregor schickte Katharina einen bösen Blick und schickte sich dann an, seine Frau zu begrüßen. Als er in den warmen Sonnenschein trat, kam sie mit Unschuldsmiene auf ihn zu und küsste ihn demonstrativ auf den Mund.

»Da bist du ja, mein Schatz«, zwitscherte Melli harmlos. »Heute war wieder mal ein Betrieb in der Klinik, ich sag’s dir …«

Gregor spürte, wie die Wut wieder in ihm aufstieg. Nicht nur, dass Melanie genau wusste, dass sie ihn bei diesem Termin im Stich gelassen hatte, machte sie sich noch nicht einmal die Mühe, sich für ihr Verhalten zu entschuldigen.

»Du kommst spät!«, fauchte er ungehalten und starrte sie von oben herab ärgerlich an. »Die Investoren sind gerade gefahren. Sie haben es sehr bedauert, nicht in Verhandlungen treten zu können. Wenn wir Pech haben, entscheiden sie sich für ein anderes Objekt.«

Ungeachtet des Wutanfalles ihres Mannes hatte Melanie die hintere Wagentür geöffnet und nahm ihre Arzttasche und eine Jacke heraus. Am Morgen hatte es noch nach Regen ausgesehen, und sie hatte sie vorsichtshalber mitgenommen.

»Du weißt genau, dass ich mit diesen Leuten nicht verhandeln möchte.« Das Lächeln war von ihrem glatten Gesicht verschwunden, und energisch warf sie den geflochtenen Zopf in den Nacken. »Und mit Verlaub: Deine ewige Schwarzmalerei geht mir gehörig auf die Nerven.« Mit Wucht warf sie die Wagentür zu und stapfte an Gregor vorbei auf den Gasthof zu.

Der sah ihr nach und schüttelte bitter lachend den Kopf.

»Das ist mal wieder typisch für dich!«, rief er seiner Frau nach. »Du lebst in einer Traumwelt und willst die Tatsachen einfach nicht anerkennen.«

Melanie fuhr herum und funkelte ihn aus wütenden Augen an.

»Und du hast wie immer nur Geld im Sinn. Dir reicht mein Einkommen als Ärztin nicht, und du gierst nach dem großen Reichtum. Gib es doch wenigstens zu«, forderte sie ihn aufgebracht auf.

Es war nicht die erste Diskussion dieser Art. Trotzdem konnte Gregor es immer noch nicht glauben, dass Melanie so schlecht von ihm dachte.

»Dein Vertrauen ehrt mich«, gab er mit unterkühlter Ironie zurück und spürte, wie er sich innerlich hinter seine schützenden Mauern zurückzog. »Und egal, ob du der Wahrheit ins Gesicht sehen willst oder nicht: Wir stehen definitiv kurz vor der Pleite. Es gibt nur einen einzigen Weg, wie wir die drohende Schließung und Versteigerung verhindern können …«

Melanies Stimme war schneidend, als sie ihren Mann unterbrach.

»Wenn Investoren einsteigen, ist das alles hier bald nicht mehr wiederzuerkennen.« Langsam aber sicher wurde auch sie wütend. »Aber im Gegensatz zu dir bin ich hier groß geworden. Ich will mein Elternhaus so erhalten, wie es war und keine pompöse Hotelanlage daraus machen. Nur über meine Leiche!« Ihre Stimme zitterte wie ihre Hände, als sie in ihrer Handtasche nach etwas suchte und schließlich einen Umschlag herauszog. »Hier, das habe ich heute von der Chefin bekommen. Das ist eine Prämie von 1000 Euro für hervorragende Leistungen!« Sie fuchtelte mit dem Umschlag in der Luft herum.

Gregor ballte die Fäuste vor Ärger.

»Wie kannst du nur so naiv sein zu glauben, dass uns eine kleine Prämie vor dem Untergang retten könnte?«

Wie vom Donner gerührt stand Melanie vor der Tür des Gasthauses und starrte ihren Mann an. Langsam ließ sie die Hand mit dem Umschlag sinken, drehte sich schließlich um und verschwand im Haus.

Deprimiert sah Gregor ihr nach. Je schlechter es um den Betrieb stand, um so unerbittlicher wurden die Auseinandersetzungen zwischen ihnen. Wenn das noch länger so weiterging, würde nicht nur der Familienbesitz sondern mit ihm auch ihre Ehe untergehen.

Als Dr. Daniel Norden an diesem Abend aus der Praxis nach Hause kam, lieferten sich vier seiner fünf Kinder eine heiße Tischtennisschlacht im Garten.

»Geh hin, Dési! Mach schon!«, rief Felix, der per Los dazu verdonnert worden war, mit seiner jüngsten Schwester zu spielen. Gleich darauf brachen Anneka und Janni in lautstarkes Jubeln aus. »Oh, Mann, jetzt haben wir das Spiel verloren!«, schimpfte Felix und schickte der empörten Dési einen bösen Blick.

»Wenn du ständig vor mir stehst und mit dem Schläger vor meiner Nase rumfuchtelst, komme ich gar nicht an den Ball heran«, beschwerte sie sich lautstark und stampfte wie Rumpelstilzchen auf dem Boden auf. Glücklicherweise entdeckte sie in diesem Moment ihren heißgeliebten Papi, der sich über die Ausgelassenheit seiner Kinder amüsierte.

Schwere Zeiten lagen hinter ihm und seiner Familie, und ein ums andere Mal war er dankbar, dass seine Kinder nach all dem Unglück noch unbeschwert lachen und sich um solche Kleinigkeiten streiten konnten.

»Papi, Felix ist sowas von gemein!«, rief Dési, warf den Schläger auf die Platte und lief los.

Dabei übersah sie einen Stein, der auf dem Gartenweg lag und knickte mitten im Laufen um. Sie schrie auf und stürzte zu Boden.

»Dési, ach du liebe Zeit!« Schlagartig ließ Daniel seine Tasche fallen und lief zu seiner Tochter, die wimmernd am Boden saß, den Knöchel mit beiden Händen umklammert. »Lass mich mal sehen.« Rasch kniete er neben ihr nieder und nahm das schnell anschwellende Fußgelenk in Augenschein. »Kannst du den Schmerz beschreiben?«, fragte er, während er das Bein behutsam abtastete.

Trotz der Schmerzen sonnte sich das Mädchen in der Aufmerksamkeit ihres Vaters.

»Wie tausend Nadelstiche«, erwiderte sie kläglich und schielte hinüber zu Felix, der betroffen neben ihr stand und auf sie hinabblickte.

»Komm, wir versuchen, ob du den Fuß bewegen kannst«, sprach Daniel mit sanfter Stimme auf seine Tochter ein und bewegte das Gelenk behutsam hin und her. »Tut das sehr weh?«

»Geht schon!«