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Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration. Pfingsten auf der Insel der Hoffnung! Fee Norden konnte es immer noch nicht glauben, daß es ihrem Mann, trotz einiger schwerer Fälle, gelungen war, sich loszueisen. Er hatte es seiner Frau und den Kindern versprochen, und er hielt sein Versprechen.Was war das für eine Freude, als sie kamen, und Lenni war natürlich auch dabei.Anne Cornelius hatte Tränen der Freude in den Augen, und auch Dr. Johannes Cornelius war so gerührt, daß Fee und Daniel spürten, wie groß die Sehnsucht gewesen war. Aber wie konnten die beiden erst strahlen, als die kleinen Zwillinge Ommi und Oppi riefen.»Klingt eigentlich viel lustiger«, stellte Anneka fest, als Danny erklärte, sie hätten es ihnen immer viel deutlicher vorgesagt.»Sie fremdeln gar nicht«, sagte Anne glücklich.»Sie wissen doch, wer lieb ist und zu uns gehört«, erklärte Felix.Dann, nach der ausgiebigen Begrüßung, mußten sich die drei Größeren, Danny, Felix und Anneka, erst auf der Insel umschauen, ob sich etwas verändert hatte.Mario war noch in der Schule, aber es war der letzte Schultag, und die Kinder freuten sich, daß sie von früh bis spät mit ihm zusammen sein konnten.Mario war der Adoptivsohn von Johannes und Anne Cornelius, geliebt von allen, jetzt schon dreizehn Jahre alt und Gymnasiast. Von dem konnten sie immer lernen, denn er war ein sehr guter Schüler.Jubelnd wurde er begrüßt, als er mit dem Bus aus der Kreisstadt kam. Nur die Zwillinge sahen ihn ein wenig mißtrauisch an, weil sie ihn selten gesehen und er sich dann auch immer verändert hatte. Lang aufgeschossen war er, und sein Gesicht war auch schmaler geworden.»Na, ihr zwei Süßen«, sagte er zu Jan und Jolly, »ihr seid aber auch gewachsen.»Na, sagt schon was«, meinte Anneka, »das ist doch Mario.»Majo, Majo«, riefen sie im Duett und klatschten in die Hände.
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Seitenzahl: 144
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Pfingsten auf der Insel der Hoffnung! Fee Norden konnte es immer noch nicht glauben, daß es ihrem Mann, trotz einiger schwerer Fälle, gelungen war, sich loszueisen. Er hatte es seiner Frau und den Kindern versprochen, und er hielt sein Versprechen.
Was war das für eine Freude, als sie kamen, und Lenni war natürlich auch dabei.
Anne Cornelius hatte Tränen der Freude in den Augen, und auch Dr. Johannes Cornelius war so gerührt, daß Fee und Daniel spürten, wie groß die Sehnsucht gewesen war. Aber wie konnten die beiden erst strahlen, als die kleinen Zwillinge Ommi und Oppi riefen.
»Klingt eigentlich viel lustiger«, stellte Anneka fest, als Danny erklärte, sie hätten es ihnen immer viel deutlicher vorgesagt.
»Sie fremdeln gar nicht«, sagte Anne glücklich.
»Sie wissen doch, wer lieb ist und zu uns gehört«, erklärte Felix.
Dann, nach der ausgiebigen Begrüßung, mußten sich die drei Größeren, Danny, Felix und Anneka, erst auf der Insel umschauen, ob sich etwas verändert hatte.
Mario war noch in der Schule, aber es war der letzte Schultag, und die Kinder freuten sich, daß sie von früh bis spät mit ihm zusammen sein konnten.
Mario war der Adoptivsohn von Johannes und Anne Cornelius, geliebt von allen, jetzt schon dreizehn Jahre alt und Gymnasiast. Von dem konnten sie immer lernen, denn er war ein sehr guter Schüler.
Jubelnd wurde er begrüßt, als er mit dem Bus aus der Kreisstadt kam. Nur die Zwillinge sahen ihn ein wenig mißtrauisch an, weil sie ihn selten gesehen und er sich dann auch immer verändert hatte. Lang aufgeschossen war er, und sein Gesicht war auch schmaler geworden.
»Na, ihr zwei Süßen«, sagte er zu Jan und Jolly, »ihr seid aber auch gewachsen.«
»Na, sagt schon was«, meinte Anneka, »das ist doch Mario.«
»Majo, Majo«, riefen sie im Duett und klatschten in die Hände.
»Sie sind wirklich süß«, sagte Anne glücklich. »Ist das schön, daß wir mal wieder alle zusammen sind! Die Delormes kommen auch für zwei Tage.«
»Wenn’s gewiß ist«, meinte Danny. Das war bei ihnen eine gebräuchliche Redensart, die oft auf den vielbeschäftigten Dr. Norden ebenso angewendet wurde wie auf den prominenten Pianisten und Dirigenten David Delorme, die mit ihren Terminen meist nicht so zurechtkamen, wie die Familie es sich wünschte.
Aber sie kamen am Samstag. David, Katja und die Kinder Mark und Felicia. Und es wurde ein richtiges Wiedersehensfest gefeiert.
»David hat sich die Zeit genommen, weil er morgen das Pfingstkonzert in der Marienkirche besuchen will«, sagte Katja verschmitzt.
Aber da war David gekränkt. »Ich habe gesagt, ich könnte mir bei der Gelegenheit mal das Wunderkind anhören«, erklärte er.
»Du meinst Penny, David?« fragte Mario sogleich.
»Du kennst sie?« fragte David.
»Jeder kennt sie, aber sie ist kein Kind mehr, sie ist eine richtige junge Dame«, erklärte Mario. »Und der Herr Pfarrer sagt Christina zu ihr…«
»Weil Penny Pfennig heißt?« fragte Danny, der schon ein paar englische Vokabeln und Ausdrücke kannte, weil er einen englischen Schulfreund hatte.
»Penny ist die Abkürzung für Penelope«, warf nun Marc Delorme ein. »Ich kenne eine, die so heißt. Aber sie ist nicht nett.«
Er und auch Felicia gingen in eine internationale Schule. David war gebürtiger Engländer, Katja Deutsche, und sie lebten überwiegend in der Schweiz, aber sie nahmen die Kinder nun auch so oft wie möglich mit auf die Konzertreisen, weil Katja doch eingesehen hatte, daß sie ihnen durch das Personal zu sehr entfremdet worden waren. Das hatte sogar zu zeitweiligen Differenzen mit Anne geführt, während sich David diplomatisch heraushielt, um mit seiner temperamentvollen Frau, die er über alles liebte, nur ja keinen Streit zu bekommen.
Johannes Cornelius und Anne, Eingeweihte wußten es, waren beide verwitwet gewesen, als sie sich kennengelernt hatten, als Anne auf die Insel der Hoffnung gekommen war, um hier die Verwaltungsarbeiten zu übernehmen.
Hannes, wie er genannt wurde, war Fees Vater, Katja war Annes Tochter, und man mußte Katjas Lebensfreude verstehen, denn sie war nach einem Lawinenunglück, bei dem sie verschüttet worden war, lange Zeit an den Rollstuhl gefesselt gewesen und erst auf der Insel der Hoffnung genesen, auch mit durch Davids Liebe. Und obgleich Katja ihrem berühmten Mann durch heftige Eifersucht das Leben oft sehr schwer gemacht hatte, war die Ehe immer noch glücklich.
Die Penny, die David morgen singen hören wollte, bildete dann der Grundstoff für die nächste Stunde während Mario mit den Kindern über die Insel wanderte, und die Zwillinge in einem Handwagen jauchzend mithielten.
Ja, hier konnten alle richtig entspannen, denn die Kinderschar war immer beschäftigt und fand auch immer etwas Neues zu erforschen.
Anne und Hannes kannten Penny nämlich auch, sie hatte auch schon auf der Insel gesungen, zur Freude der Patienten, die auch finanziell dazu beigetragen hatten, daß sie bei der Opernsängerin Georgia Tenkerken Gesangsunterricht nehmen konnte.
Anne konnte viel über Penny erzählen. Ihr Wissen bezog sie von Pfarrer Greiter.
»Sie entlockt ihm alles, was er nicht sagen will«, warf Hannes Cornelius neckend ein. »Sie hat ihn bezaubert.«
»Mach nicht solche Witze, Hannes«, sagte Anne errötend. »Greiter ist ein lieber Mensch, aber mit dir kann er doch wahrhaftig nicht konkurrieren.«
Alles lachte, und Hannes sagte schmunzelnd: »Hab’ ich doch auch nicht gesagt, Anneschatz.«
Ja, sie waren auch ein glückliches Paar, auch wenn sie sich erst im Herbst des Lebens gefunden hatten, aber sicher hatte Mario dazu beigetragen, daß sie in all ihren Ansichten jung blieben, und das wurde ihnen von niemandem geneidet.
Dann erzählte Anne weiter, was sie über Penny wußte. Vor neunzehn Jahren, am Heiligen Abend, wurde sie in London in einer Kirche gefunden, etwa zwei Wochen jung, warm eingepackt in einem Korb. Und ein Zettel lag dabei.
Bitte, seid gut zu ihr.
»So hat es Pfarrer Greiter erfahren«, erzählte Anne, und alle lauschten gespannt.
»Und weiter?« fragte Katja. »Was geschah dann mit ihr?«
»Sie wurde auf den Namen Christina getauft, weil sie am Heiligen Abend gefunden worden war. Aber die Mutter wurde nie gefunden. Dann wurde sie von einem älteren Ehepaar adoptiert, und es soll ihr recht gut gegangen sein. Ganz genau hat mir Pfarrer Greiter auch nicht alles erzählt, aber diese Adoptiveltern sind dann wohl gestorben, und eine Verwandte nahm sie mit nach Deutschland, die dann anscheinend entdeckte, daß das Mädchen eine schöne Stimme hatte, und so kam Christina, die von ihren Adoptiveltern Penny genannt wurde, in den Kirchenchor. Die Tante starb auch, und Pfarrer Greiter nahm das begabte Mädchen unter seine Fittiche. – So, das ist alles, was ich über Penny weiß, und daß sie lieber Penny gerufen werden will anstatt Christina. Sie ist reizend und lieb. Es ist nur recht, wenn ihr in das Konzert geht. Spendet nur fleißig.«
»Und wenn es nach Anne gegangen wäre, hätte sie Penny auch adoptiert«, sagte Hannes.
»Du etwa nicht?« fragte Anne sofort.
»Da war doch der Pfarrer dagegen. Außerdem ist sie jetzt mündig.«
»Sehr interessant«, sagte David nachdenklich.
»Und durch wen wurdest du auf sie aufmerksam, David?« fragte Fee.
»Durch Georgia. Keine Sorge, Katja ist nicht auf sie eifersüchtig. Sie ist fast siebzig, aber eine großartige Gesangspädagogin. Nur meint sie, daß sie Penny nichts mehr beibringen kann. Sie möchte, daß das Mädchen eine Chance zu einem großen öffentlichen Auftritt bekommt.«
»Und den willst du ihr verschaffen?« fragte Hannes.
»Ich werde sie mir erst einmal anhören«, meinte David. »Sie ist ja noch sehr jung.«
»Sie hat aber wirklich eine wunderschöne Stimme«, warf Anne ein.
Davon konnten sie sich anderntags überzeugen. Pfarrer Greiter sorgte dafür, daß sie einen guten Platz bekamen, war es doch eine Ehre für den ganzen Ort, daß David Delorme und Frau, und auch die Nordens, erschienen waren. Natürlich waren auch die Kinder mitgekommen.
Es wurde ihnen ein Kunstgenuß geboten, den sie nicht erwartet hatten. Schon der Organist hatte Format. David nickte zu seinem Spiel anerkennend. Dann der Chor! Später wurde gesagt, daß sie alle eine Sternstunde gehabt haben müßten, aber schließlich hatten sie ja auch erfahren, wer anwesend war.
Und dann ertönte Pennys glockenreine Stimme, ein Mezzosopran, den junge Sängerinnen selten besaßen.
Gebannt lauschte David, aber nicht nur er. Unwillkürlich hielten alle den Atem an, und dazu bot Penny auch noch einen bezaubernden Anblick.
»Wie ein Engel«, flüsterte Anneka ihrer Mutter zu.
Wie eine kleine Madonna, dachte Fee.
Langes, seidiges blondes Haar fiel bis auf die Schultern und umgab ein feines, zartes, schmales Gesicht, das von großen blauen Augen beherrscht wurde.
Trotz der schlichten Kleidung, weiße Bluse und schwarzer Samtrock, wirkte Penny wie eine Prinzessin. Das sagte Felicia, und sie hatte viel für Prinzessinnen übrig, da sie auch schon ein paar kennengelernt hatte.
Den Norden-Kindern imponierten Prinzessinnen weniger, sie waren dann schon mehr für Bezeichnungen wie »dufte« oder »klasse«. Aber Anneka blieb bei dem Engel.
In der Kirche gab es natürlich keinen Applaus, nur atemlose Stille, als der letzte Ton verklang. Und dann entschwand auch David schon ganz schnell.
Er konnte sich schon vorstellen, welchen Applaus dieses Mädchen in einem großen Konzert ernten würde.
»Jetzt hat er wieder einen Schützling«, sagte Katja, »aber ich denke, es wird sich lohnen.«
»Kann die Prinzessin dann bei uns wohnen, Mama?« fragte Felicia.
»Warum eigentlich nicht, wenn David sie mitnehmen will«, sagte Katja, und darüber wunderten sich Fee und Daniel sehr, denn Katja war auf alles, was jung und hübsch war, immer noch eifersüchtig, obgleich sie wirklich keine Konkurrenz zu fürchten brauchte, denn sie war eine ungewöhnlich aparte Frau.
David wollte sie nicht mitnehmen. Er meinte, daß München für Penny das richtige Sprungbrett wäre. Er war nicht dafür, sie erst durch die Provinz gehen zu lassen, das machte er dem Pfarrer Greiter klar, und außerdem konnte sie in München von Georgia Tenkerken weiterhin unter die Fittiche genommen werden und auch bei ihr wohnen. Pfarrer Greiter sagte, daß Georgia dies schon früher gewollt hätte, und David wußte das auch. Allerdings hatte er nicht geahnt, daß dieses junge Mädchen schon fast vollkommen ausgebildet war. Ein Naturtalent also, wie er auch, und er hatte auch das Glück gehabt, eine Mäzenin zu finden.
David hatte nicht vergessen, daß er aus sehr armen Verhältnissen gekommen war. Er hatte es auch nie geleugnet, wie so manche, die Gott weiß was für Märchen erfanden, wenn sie Erfolg im Leben hatten. Und gerade das machte ihn der ganzen Familie so liebenswert.
Penny war schrecklich verlegen geworden, als Pfarrer Greiter ihr sagte, daß David Delorme mit ihr sprechen wollte. Ihre Wangen glühten, als er sie mit anerkennenden Worten bedachte.
»Würden Sie mit uns zur Insel der Hoffnung kommen, Penny?« fragte er. »Wir würden gern einiges mit Ihnen besprechen.«
»Kommt der Herr Pfarrer auch mit?« fragte sie befangen.
Aber der sagte, sie sei nun erwachsen, und sie dürfe deshalb auch eigene Ansichten äußern und Entscheidungen treffen. Wenn sie einen Rat wünsche, könne sie ihn selbstverständlich fragen.
Und so fuhr Penny mit zur Insel der Hoffnung, und dort wurde sie auch von Anne und Hannes Cornelius freudig empfangen. Sie bat dann aber gleich darum, daß man doch du zu ihr sagen solle, weil sie das gewohnt sei? und davon wurde gern Gebrauch gemacht.
»Gefällt Ihnen denn wirklich, wie ich singe?« fragte sie auch schüchtern.
»Du hörst doch sicher auch Radio oder Schallplatten«, sagte David.
»Ja, das schon, aber das sind doch berühmte Sängerinnen, so werde ich nie sein.«
»Und warum nicht, meinst du?«
Sie lächelte scheu. »Es ist doch so schwer, eine Stellung an der Oper oder sonst in einem großen Chor zu bekommen«, erklärte sie schüchtern.
»Daran denke ich auch gar nicht«, sagte David. »Du sollst eine Karriere als Solistin machen, Penny.«
»Eine Karriere? Als Solistin?« fragte sie fassungslos. »Aber Frau Tenkerken sagte, daß ich nicht gleich übermütig werden soll, wenn ich gelobt werde.«
»Übermütig sollst du nicht werden, und fleißig mußt du auch weiterhin sein. Allerdings mußt du bereit sein, nach München zu gehen.«
»Aber ich kenne doch niemanden, und der Herr Pfarrer sagt, daß die Großstadt viele Gefahren birgt.« Sie machte eine kleine Pause. »Ich bin nämlich ein Findelkind. Meine Mutter hat mich ausgesetzt, und wohl deswegen, weil sie nicht verheiratet war. Der Herr Pfarrer hat mir alles genau erzählt und mich auch gewarnt. Und was werden die Menschen von mir denken, wenn ich wirklich Karriere mache, und sie erfahren die Wahrheit?«
»Was ist denn die Wahrheit, Penny?« mischte sich nun Daniel ein. »Die Wahrheit ist, daß du ein hochtalentiertes Mädchen bist, und alles andere geht die Leute überhaupt nichts an.« Im stillen dachte er, daß der gute Pfarrer Greiter mit seinen Ansichten ein bißchen zuviel geredet haben mochte. Oder er wollte es verhindern, daß Penny die Welt offenstehe.
»Ist es aber nicht undankbar, wenn ich weggehe?« fragte Penny leise.
»Warum sollte es undankbar sein? Denk doch auch daran, daß du schon mehrmals allein dastandest«, sagte Anne. »Nicht nur, daß du in der Kirche ausgesetzt wurdest.«
Penny verschlang die Hände ineinander. »Es waren sehr nette Menschen, die mich aufgenommen haben, und sie haben sehr viel für mich getan. Es war sehr traurig, als sie starben, aber sie waren ja leider auch schon ziemlich alt.«
»Und dann nahm dich die deutsche Tante mit«, sagte Anne.
»Es war ja keine Tante, es war eine Bekannte. Sie war krank, sie wollte nicht immer allein sein.«
»Und du wurdest Krankenpflegerin«, sagte Hannes Cornelius.
Penny errötete wieder. »Ich konnte doch froh sein. Ich durfte zur Schule gehen, dafür hat Pfarrer Greiter gesorgt, und ich durfte dann auch im Chor singen. Und dann durfte ich auch zweimal im Monat nach München fahren zu Madame Georgia, das hat bestimmt sehr viel Geld gekostet. Ich hatte doch kein Geld.«
»Pfarrer Greiter wird sich freuen, wenn du Erfolg hast, Penny«, sagte David. »Er will nur sichergehen, daß du gut aufgehoben bist, und dafür werden wir sorgen. Du brauchst nur ja zu sagen.«
»Ich würde es schon sehr gern tun«, erwiderte sie stockend, »aber ich möchte erst mit dem Herrn Pfarrer sprechen.«
Das sollte sie, aber David meinte besorgt, daß Greiter Penny hoffentlich nicht umstimmen würde. Doch das tat er nicht. Er war ja auch nicht mehr der Jüngste, und das hatte David ihm zuvor schon klargemacht. Penny sollte ihre Chance bekommen.
*
Die Adoptiveltern hatten Stanton geheißen, und so war dann auch amtlich eine Christina Penny Stanton registriert worden. Mit diesem Namen lebte sie, und sie hatte nie daran gedacht, zu versuchen zu erfahren, wie ihre Mutter geheißen hatte. Anfangs hatte Penny der Gedanke gequält, daß sie von ihrer Mutter lieblos im Stich gelassen wurde, aber später, als sie mehr Verstand hatte und viel nachdachte, als sie von anderen Schicksalen erfuhr, klammerte sie sich an den Gedanken, daß ihre Mutter so lieblos wohl nicht gewesen wäre, sonst hätte sie sie nicht ausgerechnet in einer Kirche ausgesetzt, wo doch anzunehmen war, daß gute Menschen sie finden würden.
Andere hatten begriffen, daß Penny nicht nur ein ungewöhnliches Talent in die Wiege gelegt worden war, sondern daß sie auch mit anderen Gaben ausgestattet war. Mit einer besonderen Anmut, mit Herzenswärme und Sinn für alles Schöne. Sie lernte leicht und interessierte sich für vielerlei Dinge. Und sie konnte auch träumen. Sie kam sich jetzt vor wie Sterntaler, das Mädchen, das vom Himmel mit Gaben überschüttet wurde.
Aber Penny begann keinen Höhenflug. Sie wollte sich verdienen, was ihr geboten wurde. David hatte ein langes Telefongespräch mit Georgia Tenkerken geführt, die ihm enthusiastisch dankte, daß er es fertiggebracht hatte, den Pfarrer zu überreden. Natürlich konnte Penny bei ihr wohnen, sie hatte sich das schon lange gewünscht. Und da Georgias Haus nicht weit von dem der Nordens stand, konnte man allseits zufrieden sein, einen engen Kontakt halten zu können.
David mußte schon am zweiten Pfingstfeiertag nach London fliegen. Katja blieb mit den Kindern noch auf der Insel, was Anne herzlich freute, denn die Nordens mußten sich am zweiten Feiertag auch wieder verabschieden, und sie nahmen Penny mit nach München. Es war aufregend für Penny, obgleich sie ja gewohnt war, mit Kindern zusammenzusein. Aber diese Kinder waren schon etwas Besonderes, und Fee hatte Pennys Herz im Sturm gewonnen.
Daniel begegnete sie mit großer Zurückhaltung. Da wirkten wohl Pfarrer Greiters Mahnungen nach, zu Männern immer besonders vorsichtig zu sein, aber dann merkte sie sehr schnell, daß bei Daniel Norden Vorsicht nicht nötig war.
Es war eine Familie, wie Penny sie noch nicht kennengelernt hatte, und weil sie erst spätabends ankamen, sollte sie die Nacht auch bei den Nordens verbringen.
Anneka verlangte gleich, daß Penny bei ihr im Zimmer schlafen sollte, Lenni wollte ihr ihr Bett überlassen. Aber Anneka trug den Sieg davon, denn sie hatte in ihrem Zimmer auch noch ein kleines Sofa, auf dem sie schlafen konnte.
Penny war überwältigt von so viel Herzlichkeit, und der Gedanke, daß sie in diesem Haus auch künftig immer willkommen sein würde, wie Fee ihr gleich gesagt hatte, machte sie glücklich.
»Sie ist bezaubernd«, sagte Fee, »aber ein bißchen kann ich schon verstehen, daß der Pfarrer um ihr Seelenheil bangt. Sie wird viele Verehrer haben, wenn sie erst auf der Bühne steht.«
»Sie ist ein ernsthaftes Geschöpf«, stellte Daniel fest. »Sie wird nicht vergessen, daß sie ein Findelkind ist und sich Gedanken über das Schicksal ihrer Mutter machen.«
Fees Gedanken schweiften in die Ferne. »Und wenn sie dann bekannt wird, ob sich die Mutter an sie erinnert? Wie mag es ihr dann zumute sein?«
»Wenn sie überhaupt noch lebt, Feelein. Es könnte ja auch sein, daß sie krank war und sehr arm und nicht weiter wußte. Verlassen von dem Mann, den sie womöglich liebte…«