Eiselfen: Das Bündnis - Josefine Gottwald - E-Book

Eiselfen: Das Bündnis E-Book

Josefine Gottwald

0,0
2,49 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Eine uralte Fehde zweier Völker. Ein Mann, der sie vereinen kann. Und eine Frau, die sich dafür opfern muss. Mit einem Ritual versucht die junge Priesterin Auriel ihr Volk zu retten, das gegen die Armee der Eiselfen in den Krieg zieht. Dem grausamen König Thírion scheint jedes Opfer recht, seine Feinde zu bezwingen, doch als er die gegnerische Prinzessin entführen lässt, weiß er noch nicht, was für verschlungene Pfade das Schicksal vorsieht. Auriel findet plötzlich alle Fäden in ihrer Hand, aber sie fürchtet, dass sie den Frieden mit ihrem Leben bezahlt. »Das Bündnis« bildet den Auftakt der neunteiligen EISELFEN-Saga, die von Feindschaften der Völker erzählt – und von Leidenschaft, die den Hass überwindet.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Josefine Gottwald

EISELFEN

DAS BÜNDNIS | Band 1

 

 

Copyright © 2021 Josefine Gottwald

Markt 9 | 01816 Bad Gottleuba-Berggießhübel | [email protected]

 

Umschlaggestaltung: Isis Sousa, www.helheimendesign.no

Innenillustrationen: Martin Mächler

Lektorat/Korrektorat: Jana Isabella Treuter

 

Alle Rechte vorbehalten.

Inhalt

Titel

Prolog

Die Eisfeste

Krieg der Elfen

Das Bündnis

Die Autorin

Zum Weiterlesen …

Prolog

Im ersten Licht des Morgens suchte die Priesterin nach Antworten. Während in den Weiden die Zikaden surrten, wanderte sie durch den heiligen Hain, bis hin zu dem Marmorpavillion, der im blassen Schein leuchtete. Der Tempel sah mystisch aus, fand Auriel, als sie sich ihm näherte –, wie ein Schrein der Feenwesen, die sie bisweilen in den Auen sah. An den Säulen kletterten Efeuranken empor und formten ein durchlässiges Dach, das das Licht ins Innere des Tempels ließ. Er bildete den Altar des Dreigesichts: Der drei Schwestern Sgermee, Seley und Sgeray, die die Nacht, den Tag und die Dämmerung verkörperten und zugleich ein und dieselbe waren. Man sagte von ihnen, dass sie die ersten Auenelfen aus sich selbst geformt hatten, und dass ihre Arme nun das schützende Dach der Zweige über ihnen trugen. Ihre Augen sahen alles und zu jeder Zeit. Nur sie konnten wissen, was geschehen würde.

Damit die Schwestern auch ihr einen Blick gewährten, wollte Auriel ihnen ein Lied weihen. Sie trug ihre dreizehnsaitige Leier mit sich und legte sie auf dem Rand des Beckens ab, das im Herzen des Tempels auf einem zierlichen Sockel thronte. Daneben stand eine silberne Karaffe für das heilige Wasser, das die Rituale brauchten. Auriel nahm das Gefäß und trug es barfuß durch die Feuchtwiese. Die Knospen der Nachtschattengewächse um sie herum glommen im letzten Sternenlicht, als könnten sie die Magie spüren, die Auriel in ihre gemurmelten Worte legte, während sie sich darauf konzentrierte, ihren Geist von allen Gedanken zu reinigen und das Wesen der Natur in sich aufzunehmen: Die sanfte Brise, die flüsternd durch das Weidenlaub strich und mit ihrem welligen Haar spielte … das rote Morgenlicht, das sie umfloss, als ob es ihr auf ihrem Weg folgen wollte … das weiche, raschelnde Gras, das ihre Zehen und den Saum ihres Gebetsgewands benetzte, während Auriel immer weiterging. Dabei wiederholte sie unablässig die Formel, die das Dreigesicht rufen sollte:

 

Heim an forull, Sgermee, tilkoma!

Heim an forull, Seley, tilkoma!

Heim an forull, Sgeray, tilkoma!

 

»Kommt zu mir«, flüsterte sie zuletzt, »kehrt heim!«

Das Rauschen des Wassers übertönte ihren Sing­sang. Von riesigen Felsen stürzte es in einen Bach, der sich zu ihren Füßen bildete. Sie hob das silberne Gefäß unter den Wasserfall und wiederholte ihre Worte, bis es randvoll war.

Schweigend wanderte Auriel zurück und gab acht, keinen einzigen Tropfen zu verschütten. Als sie das Becken im Tempel füllte, schienen die Zikaden vor Ehrfurcht in ihrem Lied innezuhalten – so still war es plötzlich im Hain. Mit zwei Fingern berührte sie die Wasseroberfläche und benetzte ihre Stirn und ihre Lider als Zeichen dafür, dass sie den Göttern ihre Tränen und ihren Schmerz opferte. Sie wollte Erlösung und Frieden für ihr Volk und sie war bereit, dafür alles zu geben, was sie war und besaß. Nur konnte ihr niemand einen Preis nennen, der das Schicksal milde stimmte.

Leise sang sie das uralte Lied, das die Ahnen in ihrer Weisheit pries und ihren Schutz erbat. Die Leier spielte sich fast von selbst; Beinahe ihr ganzes Leben hatte Auriel dem Studium der Gebetsrituale und der Legenden gewidmet, die die Priester sich in den Auen weitergaben.

Die Melodie war erhaben in ihrer Einfachheit und hallte durch den Hain, als würden in ihm nur die Harmonie und das Wissen der Weiden leben. Für Auriel war es eine Huldigung, eine Anbetung der Götter, in der zugleich ein verzweifelter Hilferuf lag.

Während die letzten Töne verklangen, stellte sie ihre Frage nach dem Ausgang des Krieges – danach, was sie tun konnte – und erwartungsvoll beugte sie sich über den Wasserspiegel. Doch was sie sah, beschwor all ihre Ängste herauf.

Ein eisiges Gesicht blickte ihr entgegen – kalte, verschlagene Züge, auch wenn sie fein geschnitten waren. Der Krieger, der sie anstarrte, schien direkt hinter ihr zu stehen. Er trug ein Fell über seinem Umhang und darunter silbern glänzende Rüstungsteile, die erhobene Klinge brach das Licht. Sein Haar, beinahe so weiß wie der Schnee im Norden, fiel einen Moment vor seine Augen, aber als Auriel sie wieder sah, gefror ihr das Blut in den Adern. Stechend, wie der Blick eines Habichts, hielt sie seine Pupille gefangen, umgeben von einer hell leuchtenden Iris, wie sie sie noch nie gesehen hatte. Sie wusste im selben Moment, dass sie dem Feind ins Auge blickte, aber vor Entsetzen vergaß sie, was man sie über das Deuten von Bildern gelehrt hatte. Etwas war anders.

Plötzlich griff eine Hand an ihr vorbei und zerschlug die Vision, sodass das Wasser über ihr Gewand spritzte. Auriel wich einen Schritt zurück und prallte gegen den Mann, der sie festhielt. Sie rang die Hände, aber sein Griff war eisern. Er wollte ihr das Instrument entwinden, aber sie schlang beide Arme darum. Plötzlich waren überall Männer, die sie fesselten und ihr eine Kapuze über den Kopf stülpten. Sie atmete so panisch, dass sie glaubte, an dem dicken Stoff zu ersticken. Dann wurde sie hochgehoben und aus dem Tempel geschleppt. Sie hörte noch, wie die Karaffe auf den Marmorboden fiel, während man sie selbst auf ein Pferd warf. Eine fremde Hand packte sie grob und hielt sie fest; dann setzte sich das Tier in Trab und die Männer lachten, während sie dem entweihten Hain den Rücken kehrten.

Auriel bemühte sich, ein Gebet zu finden, mit dem sie eine Verbindung aufbauen, Hilfe rufen konnte. Aber ihre Sinne waren durcheinander und das Seil, mit dem man ihre Hände gebunden hatte, schien ihre Magie zu blockieren. Verzweifelt rieb sie ihre Finger aneinander und lockerte Stück für Stück einen goldenen Ring von ihrer Hand, der aus drei geflochtenen Bändern bestand. Er war das Zeichen ihres göttergeweihten Lebens, das Symbol des Dreigesichts. Und ihre letzte Möglichkeit. Einen kurzen Augenblick drehte sie ihn zwischen den Fingerspitzen und sandte eine Botschaft in das Metall, das dem Finder ihr Unglück verraten sollte. Dann ließ sie ihn ins nasse Gras fallen, wo er unter den schmatzenden Hufen der Pferde begraben wurde.

Durch das Tuch hindurch versuchte Auriel, den Sonnenaufgang zu ahnen. Sgermee, war das Letzte, was sie dachte, rette mein Volk! Dann ergab sie sich ihrem Schicksal.

 

Die Eisfeste

»Verfluchtes Ding, nichts als Ärger hat man!« Jordis stolperte über die Felsspitzen. Sie konnte sich gerade noch abfangen, als ihre Sohle auf einem Flechtenteppich ausglitt und sie das Gleichgewicht verlor. Sie ruderte mit den Armen und hielt sich hilflos an der kleinen Spitze des Findlings fest, den sie soeben erklommen hatte. Im gleichen Moment wehte eine Brise in ihr Gesicht und klappte die Haube auf ihrem Kopf zurück. Eine Strähne, die sich aus dem Zopf gelöst hatte, fiel in ihre Augen, und sie blinzelte und schüttelte den Kopf. Dabei verlor sie die weiße Wolle des Lamms aus dem Blickfeld, als es hinter der nächsten Biegung verschwand – oder sich vielmehr einen engen Schlupfwinkel suchte, denn das Gelände des Nordgebirges war so unwegsam, dass die Dorf­leute nahezu niemals einen Fuß hineinsetzten. Die Ältesten nannten es sogar das Geistergebirge, und dabei flüsterten sie den Namen, als könne allein seine Aussprache Unheil beschwören.

Wenn Jordis hinauf zu den eisigen Gipfeln blickte, die in der Ferne immer höher aufragten, überkam sie ein unheimliches Gefühl, das sie gern akzeptieren ließ, dass irgendwo dort Trolle, Elfen und Riesen lebten, und wahrscheinlich noch ganz andere Wesen mit einer unberechenbaren Magie. Aber glaubte man den Legenden, war es nie einem Menschen gelungen, einen Weg in das Gebirge zu finden. Oder zumindest nicht wieder heraus.

Jordis schauderte unter einer erneuten Brise und schlang die Arme um das Lammfell an ihrer Weste. Ärgerlich und ungeschickt – und noch mehr verärgert über ihr Ungeschick – kletterte sie von dem Findling und löste dabei das Geröll zu ihren Füßen, sodass sie schon wieder mit den Armen ruderte, bis sie schlitternd im feuchten Moos zum Stehen kam.

Warum musste dieses verfluchte Lamm auch davonlaufen? Jordis hatte nicht einmal genau gesehen, wovor sich das Tier erschreckt hatte, so schnell war es hinfortgesprungen, und sie hatte sich gezwungen gesehen, den Hund bei der Herde zu lassen und die Verfolgung aufzunehmen. Und nun war sie hier hinaufgeraten. Hinter ihr lag die gräserne Ebene mit ihren sanften Hügeln und klaren Bachläufen und vor ihr die zerklüfteten Schluchten und Felsnadeln der Geisterberge. Allein würde es das Lamm dort niemals schaffen.

Entschlossen schritt Jordis weiter aus und setzte ihre Suche fort. Dabei schlug die kleine Rohrpfeife, auf der sie spielte, während die Schafe weideten, rhythmisch gegen ihr Bein. An den Stellen, wo der Boden weich war, suchte sie nach Spuren und fand schnell die Biegung wieder, wo sie das Lamm zuletzt gesehen hatte. Noch immer versuchte sie zu verstehen, wie etwas das Tier so erschrecken konnte, dass es blindlings die Flucht ergriff und seine sichere Herde verließ.

Während sie einer steilen Wand folgte, sprangen ihre Augen über die Findlinge, um den verschlungenen Pfad nachzuempfinden, den das Tier gewählt haben musste.

Sie entdeckte das Lamm nicht sofort, denn ihr Blick wurde von einem rauschenden Wasserfall angezogen, der wie ein Vorhang von einem der Felsen fiel. Doch da stand es, an seinem Fuße, die eigenen Hufe im Wasser, und blickte sich immer wieder schwer atmend um, während der Durst es zu überwältigen drohte. Endlich vergaß es die Angst und senkte den Kopf, um zu trinken.

Jordis verlor keinen Moment, ging auf das Tier zu und redete dabei ruhig auf es ein. Plötzlich schoss der kleine Kopf hoch, das Lamm machte einen Satz und landete inmitten des flachen Wassers, das nach allen Seiten spritzte. Es blökte in Jordis' Richtung und stakste ungeschickt weiter, einen kleinen Geröllhaufen hinauf – als könnte die Höhe es in Sicherheit wiegen.

Jordis blickte sich erstaunt um, weil sie nicht glauben konnte, dass sie der Grund dieser Aufregung war. Und tatsächlich stand nicht weit hinter ihr ein mächtiges Tier, dessen Anblick sie beinahe ebenso auf den Steinhügel flüchten ließ.

Es war ein Silberfuchs, so groß, dass er bequem an ihre Hüfte reichte, und mit seinem buschigen Schwanz so lang wie ein Pferd.

Jordis schreckte zurück und das Tier senkte den Kopf und fixierte sie mit bernsteinfarbenen Augen.

»Verschwinde!«, zischte sie ihm entgegen. Gleichzeitig versuchte sie, näher an das Lamm zu kommen, aber es kletterte blökend immer höher und drängte sich an die Felswand neben dem Wasserfall.

Jordis fluchte einmal mehr über die Dummheit des Tiers und streckte die Arme nach ihm aus. Da trat das Lamm einen Schritt zurück und rutschte über die Felskante. Es stürzte, überschlug sich einmal und landete auf der Seite mitten im Wasser. Sofort rappelte es sich auf, schüttelte die Wolle und machte einen weiteren Satz, als Jordis sich zu schnell bewegte.

Sie musste das Lamm fangen, bevor es der seltsame Fuchs tat. Vor ihr hatte er anscheinend genug Respekt, um die Szene vorerst aus der Ferne zu beobachten. Trotzdem, wenn Jordis in seine glühenden Augen blickte, musste sie an ihrer Wahrnehmung zweifeln, wenn sie nicht vor Angst verrückt werden wollte. Konnte das ein Wesen der Geisterberge sein?

Sie beschloss, alles zu riskieren, und stürzte sich noch einmal auf das Lamm. Sie hatte schon tausendmal Schafe gefangen, und es war eigentlich nichts dabei, wenn man es schaffte, sie zu überraschen. Doch das Lamm war in Alarmbereitschaft und sprang so schnell fort, dass Jordis das Gleichgewicht verlor und durch den Bach stolperte, während das Tier unter den Wasserfall flüchtete.

Augenblicklich kam der Fuchs näher heran, streifte Jordis' Bein, ohne sie zu beachten, und folgte seiner Beute mit einem Sprung geradewegs durch den Wasservorhang. Jordis starrte einen Moment auf die Stelle, wo er verschwunden war und wartete, aber plötzlich war eine Stille eingekehrt, als wären beide Tiere geradewegs vom Wasser verschluckt worden. Sie stolperte näher an den Wasserfall heran und beäugte ihn von allen Seiten – dabei glitt sie immer wieder auf den nassen Steinen aus, während die Kälte in ihre Schuhe sickerte –, doch auch dahinter war außer der blanken Felswand nichts zu erkennen. Vorsichtig hielt sie eine Hand unter das Wasser und schrak zurück, als sie nicht hindurchging, sondern geradewegs darin zu verschwinden schien. Das Wasser machte sich nicht die Mühe, sich zu teilen; statt sie zu benetzen, kribbelte es nur auf ihrer Haut, und ihre Finger tauchten auf der anderen Seite nicht wieder auf.

---ENDE DER LESEPROBE---