Eric Holler: Wo ist Lisa? - Roman Just - E-Book
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Eric Holler: Wo ist Lisa? E-Book

Roman Just

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Beschreibung

Inhalt: Eine angeblich untreue und verschwundene Ehefrau, bei der es sich noch dazu um die Tochter eines Kriminalhauptkommissars handelt, ihr erstochener Mann, zwanzig Blechwannen mit neunzehn Toten – gleich in seinem ersten Fall hat Privatdetektiv Eric Holler viel zu tun. Wird er Lisa und Erklärungen für die mysteriösen Vorgänge finden?

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Inhaltsverzeichnis

01. Akt

Der Auftrag

Elisabeth alias Lisa

Rüdiger alias Harald

Eric Holler, Privatdetektiv

02. Akt

Verwirrungen

Überlegungen

Enthüllungen

Bindungen

03. Akt

Vermutungen

Wendungen

Hoffnungen

Verbindungen

04. Akt

Offenbarungen

Konfrontationen

Erniedrigungen

Berichtigungen

Hinweise:

Veröffentlichungen des Autors

Kontakt zum Autor:

Impressum:

Eric Holler:

Wo ist Lisa?

 

Ein Gelsenkrimi

von

Roman Just

01. Akt

Der Auftrag

»S

ie hat sich verändert, ich möchte den Grund erfahren«, sagte der eventuelle Klient im Büro von Eric Holler.

»Hegen Sie die Befürchtung, dass Ihre Frau fremdgeht?«

»Ich kann es nicht ausschließen«, entgegnete der vermeintliche Kunde, der mit dem seltsamen Titel und Namen Graf Harald von Hauenstein wegen eines Termins bei Eric angerufen hatte.

»Hat es Ihre Gattin verdient, beobachtet zu werden? Finden Sie es ihr gegenüber gerecht, mich auf sie anzusetzen?«

»Wie meinen Sie das?«

Die Miene des Privatdetektivs wurde ernster. »Waren Sie Ihrer Frau stets treu? Haben Sie Ihr Eheversprechen gehalten, oder gab es in der Vergangenheit Ihrerseits eine, vielleicht sogar mehrere Affären?«

»Was erlauben Sie sich?« Obwohl empört, machte der Adlige keine Anstalten, sich zu erheben, um das Büro beleidigt zu verlassen.

»Männer neigen dazu, alles zu unternehmen, falls ihnen ein Vorteil winkt, besonders dann, wenn eine Frau flachgelegt werden kann. Umgekehrt führen wir uns wie Moralapostel auf, falls es das weibliche Geschlecht uns heimzahlt. Hatte Ihre Gattin einen Anlass zur Vergeltung?«

»Sie sind unverschämt«, erwiderte der Graf brüsk.

»Sie wiederum weichen einer Antwort aus.«

Harald von Hauenstein biss sich auf die Unterlippe und entgegnete: »Wollen Sie den Job, ja oder nein?«

»Eigentlich nicht, aber ich übernehme ihn.«

»Es hört sich an, als ob ich Ihnen dafür dankbar sein müsste.«

»Nicht dankbar, eher kooperationsbereiter«, widersprach Eric und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

Der Graf fing an, die unbeantworteten Fragen, welche er noch in Erinnerung hatte, aufzugreifen. Der Anfang bestand aus einer Beschreibung über die Verhaltensweisen, die ihm an seiner Frau unangenehm aufgefallen waren. Der Bericht zog sich in die Länge und fand sein Ende erst, nachdem Eric zu den geschilderten Ereignissen um eine Einschätzung gebeten wurde.

»Nichts von alldem, was Sie erzählt haben, muss auf eine Liaison hindeuten.«

»Sind Sie verheiratet?«, erkundigte sich der Graf sichtlich gereizt.

»Nicht mehr.«

»Was würden Sie an meiner Stelle denken?«

Eric Holler hatte seine legere Sitzposition verändert und eine Haltung eingenommen, die der eines Richters ähnlich war. »Es gibt Menschen, insbesondere Männer, die sehen ihre Partnerin, egal ob Lebensgefährtin oder Ehefrau, als Eigentum an. Sind Sie ein ausübendes Organ dieser innerhalb einer Beziehung dominierenden Gattung?«

»Sie werden schon wieder beleidigend!«

»Sie sind voreingenommen und bilden sich womöglich nur aus einem Grund etwas ein: Vielleicht passt es Ihnen nicht, dass Ihre Gattin gewisse Fesseln abgelegt hat und nun selbständig agiert«, sagte er und sah sich das erhaltene Foto der Frau an.

»Blödsinn«, kommentierte der Graf die Aussage mit einem arroganten Unterton.

»Gelebte Freiheit in einer Partnerschaft ist keine Dummheit.«

Harald von Hauenstein warf das Thema mit einer Geste der Gleichgültigkeit ins Abseits. »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«

»Doch, das habe ich.«

»Sie denken ernsthaft, ich behandle meine Frau wie mein Hab und Gut.«

»Vielleicht nicht behandeln, aber als ein solches ansehen.«

Dem vermeintlichen Klienten schien die Vermutung nicht zu gefallen, trotzdem verzichtete er auf einen Einwand. Er sah so aus, als ob es ihm nicht gelingen würde, das Gegenteil der Behauptung überzeugend darzulegen. Stattdessen begann er Beispiele aufzuzählen, die es vollbringen sollten. »Sie ist nie so oft so spät nach Hause gekommen. Sie war früher nie so aufgedreht, andererseits so schnell träge. Irgendwie scheint sie nicht sie selbst zu sein.«

»Was macht Ihre Frau beruflich?«

»Das ist es ja: nichts.«

Der Privatdetektiv verbiss sich eine Äußerung, die den Grafen erneut auf die Palme gebracht hätte, dafür wurde Harald von Hauenstein mit Zahlen konfrontiert: »Eintausend Euro ist der Tagessatz, plus Spesen, versteht sich. Ich werde Ihre Frau eine Woche beschatten und gewähre Ihnen auf den Gesamtbetrag einen Rabatt von zehn Prozent. Die Vorauszahlung beträgt die Hälfte der Tagessätze.«

»Das ist üppig, sind Sie den Betrag wert?«, erkundigte sich der Graf skeptisch.

»Zweifellos.«

»Ich will jeden Schritt von ihr dokumentiert haben«, sagte der Klient fordernd.

»Sie bekommen alles nachgewiesen, auch die Uhrzeiten und Orte, an denen Ihre Gemahlin zur Toilette geht.«

»Das hört sich gut an. Ihr Job ist sofort erledigt, wenn Sie eine Affäre belegen. Auch dann, wenn es schon am ersten Tag passiert.«

»Einverstanden.«

Der Graf erhob sich. »Wann höre ich von Ihnen?«, fragte er und begann im Stehen einen Scheck auszufüllen.

Eric nahm wieder eine lockere Sitzposition ein. »Wenn es etwas zu berichten gibt, ansonsten erst in sieben Tagen.«

Harald von Hauenstein nickte unzufrieden, begab sich zur Bürotür und drehte sich dem Privatdetektiv zu. »Sie sagten, Sie waren verheiratet. Wie hätten Sie sich an meiner Stelle verhalten?«

»Anders.«

»Wie?«

»Ich hätte mit meiner Frau über meine Sorgen gesprochen.«

»Das ist kein guter Rat von einem Mann, der geschieden ist«, zog der Adlige ein Fazit.

»Ich bin nicht geschieden, Herr Graf von Hauenstein.«

Der Klient errötete. »Oh, das tut mir leid.«

»Dazu besteht kein Anlass. Sie haben meine Frau schließlich nicht umgebracht.« Der Angesprochene war dem Blick von Eric Holler verlegen ausgewichen und hatte die Tür geöffnet. »Eine Frage noch«, hielt ihn Eric zurück. »Wieso kauft man sich einen Adelstitel und wie viel kostet es?«, gab er dem Mann bewusst zu verstehen, dass er bereits ein paar Recherchen über ihn angestellt hatte. Pech war es, dass er nicht die Zeit haben würde, noch mehr Informationen über den Grafen zu sammeln.

Elisabeth alias Lisa

L

isa von Hauenstein war kein Kind von Traurigkeit, jedenfalls anders, als sie ihr Gatte beschrieben hatte. Sie genoss das Leben in vollen Zügen. Ihr Auftreten besaß nichts, womit man sie als unterwürfig, scheu oder bescheiden bezeichnet hätte. Im Gegenteil: Sie war gebildet, verfügte über eine unnachahmliche Lebensfreude und hatte einen ausgeprägten Sinn für Humor. Von Freunden wurde sie als eine selbstbewusste, anständige und äußerst höfliche Frau beschrieben, die sich kaum etwas vorschreiben ließ. Ihre Ehe war trotz der persönlichen Haltung in Bezug auf Freiräume intakt, obwohl kinderlos. Die positiven Seiten an Lisa bekamen durch ihr Aussehen Unterstützung. Sie hatte schulterlanges Haar und ihre Figur Rundungen, die durch die gierigen Blicke der Männerwelt zusätzlich betont wurden. Sie zog sich gern schick an, aber nicht zu aufreizend, und konnte es sich leisten, auf Schminke gänzlich zu verzichten. Ihre blauen Perlenaugen waren tiefer als ein Ozean und hatten die Macht, einen kompetenten Gesprächspartner aus dem Konzept zu bringen. Das Einzige, worüber sie unglücklich war, betraf ihre Körpergröße. Lisa übertraf alle Damen in ihrem Umfeld um eine Kopflänge. Sie befand sich damit immer auf Augenhöhe mit ihrem Mann, doch die Fügung konnte ihr den Verdruss über den bei einer Frau seltenen Wuchs nicht nehmen.

Einen hohen Stellenwert hatten bei Lisa von Hauenstein drei Komponenten, die sie ohne große Probleme vorzuleben wusste: Pünktlichkeit, die Einhaltung von vereinbarten Terminen und den Schutz der Privatsphäre. Sie sprach nur selten über ihre Ehe und das Zusammenleben mit ihrem Mann. Wenn, dann in einer zurückhaltenden Art, mit der sie nur preisgab, wozu sie Lust hatte. Das Eheleben, die Intimsphäre und der Ehemann waren ihr heilig. Nie war ihr durch Dritte ein böses Wort über ihren Gatten zu Ohren gekommen. Dass die Lebensgemeinschaft bis in die Gegenwart kinderlos geblieben war, schien sie nicht zu stören. Sie mochte Kinder, es war bei diversen Gelegenheiten sichtbar geworden, nur sah sie keinen Anlass, sich über den fehlenden Nachwuchs zu echauffieren. Einerseits hätte sie gerne eigene Kinder gehabt, andererseits war ihr immer bewusst, dass in einem solchen Fall das sorglose Leben vorbei wäre. Deshalb konnte sie mit den Situationen umgehen, ohne Groll, Selbstmitleid und Neid auf Freundinnen, die Kinder hatten.

Lisa kannte die Sorgen ihres Mannes und schob einen Teil seiner Eifersucht und Befürchtungen bezüglich ihrer Treue auf den Umstand der Kinderlosigkeit. Weder er noch sie hatten sich deswegen einer Untersuchung unterzogen, wodurch ein Patt zwischen ihnen entstanden war. Beide wollten erst einen Arzt aufsuchen, wenn der Partner es vorab machen würde. Ein Streit wurde wegen der unbefriedigenden Stellung von keiner Seite begonnen. Im Gegenteil, ihr Zusammenleben war, trotz allen Nebeneffekten, harmonisch und unbeschwert.

Rüdiger alias Harald

W

er von Lisa sprach, nahm nur lobende Worte in den Mund. Die Frau schien für ihre Umwelt ein Engel zu sein und fiel somit durch das Raster, das ihr Gatte über sie gelegt hatte. Harald von Hauensteins Aussagen wirkten im Nachhinein nüchtern, wenig einfühlsam, kaum differenziert, manchmal fast abwertend. Die Vorzüge seiner Ehefrau und ihre angenehme Ausstrahlung, die sie auf Dritte ausüben konnte, waren ihm nicht über die Lippen gekommen. Vielleicht hatten ihn seine Ängste über die Untreue seiner Gattin davon abgehalten, womöglich war das Schweigen eine Folge seiner offensichtlichen Eifersucht.

Die Gegebenheiten waren dabei, ein falsches Licht auf Harald zu werfen. In den meisten Angelegenheiten, die seine Person als Mann betrafen, wäre er in einen extra für ihn erschaffenen Frauenhimmel gehoben worden. Er besaß Wesenszüge, die bei Männern vom weiblichen Geschlecht oft vermisst wurden. Er hatte nichts von einem Weichei und Macho, sondern wäre ein Traummann, wenn er seine Minderwertigkeitskomplexe in Hinsicht auf Frauen im Griff gehabt hätte. Sie waren schuld an seiner Eifersucht. Die Eigenart, sich herabzusetzen, an sich zu zweifeln und mit sich stets unzufrieden zu sein, hatten bei ihm die Furcht geweckt, seine Frau zu verlieren. Die Selbstzweifel ließen es zu, dass von ihm der Adelstitel eines Grafen erworben wurde, der am Ende nur teuer und nichts wert war. Das Dokument hatte nämlich nicht die Eigenschaft, rotes Blut in eine blaue Flüssigkeit zu verwandeln. Immerhin half ihm der Titel zu einem Auftreten, mit dem er zumindest gelegentlich über seinen zögernden und mutlosen Schatten springen konnte. Erst danach hatte er Lisa kennengelernt und sie geheiratet.

Die Ehe war trotz der nicht vollständig besiegten und mit der Zeit wieder wachsenden Ängste glücklich. Harald las seiner Frau jeden Wunsch von den Lippen ab, ging ihr im Haushalt zur Hand und hatte sie mitgenommen, wenn er geschäftlich rund um den Globus unterwegs war. Sie hatten die Metropolen auf der ganzen Welt gesehen, insbesondere die Städte, die von Insidern als Spielerparadiese bezeichnet wurden. Von Beruf war er Pokerspieler, einer der erfolgreichsten in der Branche. Während eines Pokerspiels hatte Harald keine Komplexe, vielmehr befand er sich in einer Welt, die ihm vertraut war. Das Glück mit Lisa schien vollkommen zu sein, wäre nicht der unerfüllte Kinderwunsch geblieben und hätte sie nicht plötzlich auf die Flüge nach Las Vegas, Hongkong, Hawaii und auf die Bahamas freiwillig verzichtet. Dadurch bekam die immer anwesende Verlustangst eine neue Dimension, die er beherrschen musste, um Lisa nicht tatsächlich zu verlieren.

Eric Holler, Privatdetektiv

E

ric war aus Zufall in Gelsenkirchen gelandet, oder anders ausgedrückt, er war in der Stadt der tausend Feuer im wahrsten Sinne des Wortes gestrandet. In einer der angeblich hässlichsten Städte Deutschlands hatte er nicht vor, länger als notwendig zu bleiben. Sein finanzieller Status ließ ihn jedoch im Pott kentern. Inzwischen sah er trotz einiger Vorbehalte und Bedenken die ehemalige Bergarbeiterstadt aus einem Blickwinkel, der nichts mit Kohle, Ruß und Staub gemeinsam hatte. Es war unmöglich zu leugnen, vieles lag brach in der City, eigentlich überall im Revier. Der geplante Wandel Gelsenkirchens vom Bergbau zu einem Zentrum für Kultur und Wissenschaft wurde zu zaghaft angegangen und hatte mittlerweile einen Status erreicht, der als Klüngelei bezeichnet werden musste. Irgendwann würde er wegen des ausgeübten Berufes mit der Vetternwirtschaft in irgendeiner Weise aneinandergeraten, davon war er überzeugt. Dafür sprach auch sein Werdegang.

Die Lebensumstände in den Vereinigten Staaten hatten die Familie Holler zurück nach Deutschland geführt. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten war in Zustände abgerutscht, die bürgerkriegsähnliche und diktatorische Züge besaßen. Das Waffengesetz entsprach immer noch dem Wilden Westen, der Rassenhass war präsenter als zu Zeiten der Sklaverei, und durch Reformen war das Recht auf Selbstbestimmung mit Füßen getreten worden. Die Vereinigten Staaten von Amerika hatten sich von Lobbyisten und verblödeten Politikern spalten und in eine Epoche katapultieren lassen, in der es auf dem Kontinent noch keine Europäer, Afrikaner und Asiaten gab. Es waren seine deutschstämmigen Eltern, die eine Rückkehr nach Europa angestrebt und umgesetzt hatten. Das war kurz vor dem Ausbruch der Pandemie geschehen. Damit war der Familie die Erfahrung eines Lockdowns nicht erspart geblieben, doch dafür wurde ihr die Sicherheit gegeben, die sie in Amerika im Alltag vermisst hatten.

---ENDE DER LESEPROBE---