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Das Netz der Zisterzienser-Wege, das seit 2015 in einem europaweiten Projekt erforscht und rekonstruiert wird, betrifft eigentlich primär keine Pilgerwege, sondern die Dienstwege der Ordensoberen. Diese waren nämlich verpflichtet, einmal jährlich alle Tochterklöster ihres eigenen Klosters zu "visitieren" und sich zudem - ebenfalls jährlich - zur Generalversammlung im Gründungskloster des Ordens in Citeaux (Burgund) zu treffen. Dabei nutzten sie natürlich keine eigenen, sondern die bereits vorhandenen Altstraßen, also die Straßen, auf denen auch andere Reisende, Händler, Boten, Kuriere und natürlich auch Pilger unterwegs waren und die über eine gewisse Infrastruktur verfügten. Da die meisten dieser Wege heutzutage bereits als Pilger- oder Wanderwege markiert sind, gibt es bei den Zisterzienser-Wegen nur ein gutes Webangebot mit Streckenbeschreibungen und Kartenmaterial (im pdf-Format) sowie Tracks, aber keine eigenen zusätzlichen Markierungen. Da der sehr engagierte Klosterverein Rehna für den Streckenabschnitt von Rehna nach Lauenburg auch Materialien als Print anbietet, nutzte ich dieses, um im Juni 2024 dieses 110 Kilometer lange, wunderschöne Segment gemeinsam mit meinem Hund Kito zu erkunden.
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Seitenzahl: 67
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Danksagung
Einleitung
Planung & Vorbereitung
Anreise
Kloster Rehna
14.6.2024: von Rehna nach Kneese Dorf
Einschub: Barber-Lyashchenko-Abkommen (Gadebuscher Vertrag)
14.6.2024: von Rehna nach Kneese Dorf (Fortsetzung)
15.6.2024: von Kneese Dorf nach Zarrentin
Kloster Zarrentin
16.6.2024: von Zarrentin nach Groß Bengerstorf
17.6.2024: von Groß Bengerstorf nach Boizenburg/Elbe
Einschub: Familie von Haase
17.6.2024: von Groß Bengerstorf nach Boizenburg/Elbe (Fortsetzung)
18.6.2024: von Boizenburg/Elbe nach Lauenburg/Elbe
Rückblick & Fazit
Unterkünfte
weitere Informationen
Über den Autor
weitere Erlebnis-/Pilgerberichte des Autors
Auch bei diesem Pilgerprojekt haben Kito und ich immer wieder Hilfe und freundliche Unterstützung erfahren, ohne die wir diesen Weg nicht so einfach und intensiv hätten erleben und erwandern können.
Stellvertretend für viele möchte ich hier nennen: Christine Schroeder, meine Partnerin und Kitos Frauchen, die uns nicht nur zum Start nach Rehna fuhr, sondern auch am Ende des ersten Tags von Kneese Dorf zur Pilgerherberge in Rehna und am folgenden Morgen wieder zurück nach Kneese Dorf; Angelika Krause, die als Kirchenälteste in Rehna auch für die dortige Pilgerherberge zuständig ist; Pastor Jürgen Meister und das Ehepaar Kloweit, die uns die Übernachtung im Gemeindehaus in Zarrentin ermöglichten; Familie Papenfuß, unsere Gastgeber in Groß Bengerstorf; und Britta Stolpmann vom Gemeindebüro in Boizenburg, die uns im Gemeindezentrum ebendort willkommen hieß.
Sie alle haben uns sehr herzlich und gastfreundlich unterstützt und uns diese erlebnisreiche und schöne Pilger-/Wanderreise ermöglicht.
Dieses Buch beschäftigt sich – wie schon der Name es beschreibt – nicht mit einem Jakobspilgerweg. Es beschreibt vielmehr ein Pilgerprojekt auf den Weg der Zisterzienser von Rehna nach Lauenburg. Dieses vom Klosterverein Rehna erarbeitete Angebot „Europäischer Zisterzienser Weg durch die UNESCO-Biosphärenreservate Schaalsee und Elbe“, zu dem der Verein eine Karte mit zusätzlichen Informationen herausgibt, ist eine regionale Modifizierung des europaweiten Zisterzienser-Wegenetzes, das sich über fünf europäische Länder erstreckt.
Unter dem Titel „Europäischer Weg der Zisterzienser“ werden seit 2015 die alten traditionellen Wege zwischen den Zisterzienserklöstern in Polen, Deutschland, Österreich, Tschechien und Frankreich erforscht und wieder zum Leben erweckt. Bei den Zisterziensern war es nämlich Usus, dass der Abt eines Mutterklosters (oder sein Beauftragter) die dazugehörigen Tochterklöster mindestens einmal jährlich visitierte (besuchte), um dort nach dem Rechten zu sehen. Zudem trafen sich alle Äbte einmal pro Jahr zur Generalversammlung im zentralen Gründungskloster der Zisterzienser in Citeaux (Burgund).
Bei so vielen Reisen lag es nahe, dass sich bestimmte Routen entwickelten, die in den kalten, nassen Monaten wohl eher über Höhenwege, in trockenen, heißen Sommern eher durch wasserführende Täler führten. Ein solcher gut 300 Kilometer langer Weg zwischen dem Kloster Loccum (in Niedersachsen) und seinem Mutterkloster Volkenroda (in Thüringen) ist bereits seit rund 15 Jahren als Pilgerweg ausgewiesen und markiert.
Viele der anderen Weg-Abschnitte wurden jedoch erst in den letzten knapp zehn Jahren wieder erschlossen, wobei es für die Zisterzienser-Wege kein eigenes zusätzliches Wegzeichen gibt. Da auch die Zisterzienser-Mönche auf ihren Dienstreisen dasselbe Netz an „Altstraßen“ und Städten nutzten, auf denen auch andere Reisende, Boten, Kuriere, Händler, Jakobspilger u.a. unterwegs waren, weist die im Web abrufbare Wegekarte (siehe www.zisterzienserweg.eu bzw. https://cisterscapes.eu/ ) lediglich aus, mit welchen bereits vorhandenen Wegzeichen die jeweiligen Streckenabschnitte markiert sind.
Kartenausschnitt des Zisterzienser-Wegenetzes in Norddeutschland. Quelle: www.cisterscapes.eu
Eigentlich kommt Rehna in dem dort dargestellten „offiziellen“ Verlauf des „Europäischen Wegs der Zisterzienser“ gar nicht vor. Der Zisterzienser-Weg im heutigen Norddeutschland führt vielmehr von Doberan über Schwerin nach Zarrentin und von dort dann weiter nach Boizenburg und Lauenburg. Dass Zarrentin zu diesem Wegenetz gehört, ist einleuchtend, denn das Kloster Zarrentin war schließlich durchgehend von seiner Gründung 1246 bis zu seiner Auflösung 1553 ein Zisterzienserinnenkloster.
Das 1254 gegründete Frauenkloster Rehna dagegen war erst ab 1518/19 bis zu seiner Auflösung 1552, also nur 33-34 Jahre lang, ein Zisterzienserinnenkloster. Andererseits muss es in diesen Jahrzehnten ja aber auch von irgendwoher visitiert worden sein.
Mit dem Projekt „Europäischer Zisterzienser Weg durch die UNESCO-Biosphärenreservate Schaalsee und Elbe“ modifiziert der Klosterverein Rehna also, was durchaus legitim ist, das Zisterzienserwegenetz. Dabei bedient er sich seines eigenen Pilgerwegs „Klosterdreieck Ratzeburg – Rehna – Zarrentin“, um von Rehna aus kurz vor Zarrentin den ausgewiesenen Verlauf des Zisterzienserwegs zu erreichen und diesem dann bis nach Lauenburg zu folgen. „Ganz nebenbei“ erschließt er zugleich auch, wie der Projektname beinhaltet, die beiden UNESCO-Biosphärenreservate, nämlich Schaalsee (bis Zarrentin) und Flusslandschaft Elbe Mecklenburg-Vorpommern.
Da ich es durchaus reizvoll finde, irgendwann einen Teil der Nordroute des „Europäischen Wegs der Zisterzienser“ – nämlich den von Doberan über Lauenburg und Lüneburg bis nach Loccum und von dort den Abzweig zum Loccumer Mutterkloster Volkenroda in Thüringen – zu gehen, kommt mir dieses Wegsegment von Rehna nach Lauenburg, quasi als Schnupperobjekt, durchaus gelegen. Mit gut 100 Kilometern ist es überschaubar kurz, so dass Kito und ich es je nach Übernachtungsoption in drei bis fünf Tagen schaffen können.
Die Planung dieser nur gut 100 Kilometer ist verhältnismäßig unkompliziert. Der erste Abschnitt von Rehna nach Zarrentin entspricht bis auf einen etwas verschlankten Anfang dem Nonnenweg des Klosterdreiecks. Diesen Weg sind wir bereits am 22. April gegangen. Laut Web war er 34,5 Kilometer lang, real aber ganze 41 Kilometer. Wir hatten damals das Anfangsstück genauso verschlankt, wie es der Weg der Zisterzienser macht, hatten im Mittelteil eine Schleife verpasst und waren ab Lassahn den Fuß-/Radweg entlang der Kreisstraße gegangen, womit wir auf 36,9 Kilometer kamen.
Dies war bei tagsüber um 12 °C gut machbar. Da ich aber von höheren Temperaturen im Juni ausgehe, möchte ich diese Etappe unbedingt auf zwei Tage aufteilen. Dazu verabrede ich mit meiner Partnerin Christine, dass sie am späten Nachmittag unseres ersten Pilgertags mit dem Auto vorbeikommt und Kito und mich nach Rehna zurückfährt, wo wir dann zu dritt in der Pilgerherberge übernachten. Am Morgen des zweiten Tages bringt sie uns zurück auf die Strecke und fährt dann wieder heim nach Hamburg, während Kito und ich nach Zarrentin weiterpilgern.
Die Übernachtungen in der Pilgerherberge Rehna und im Gemeindehaus der Ev.-lutherischen Kirchengemeinde Zarrentin kann ich am 4. Juni telefonisch sichern, ebenso die dritte Übernachtung in der Pension Papenfuß in Groß Bengerstorf. Damit werden unseren beiden ersten Etappen zusammen gut 41 Kilometer lang sein, Etappe 3 dann etwa 23,5 Kilometer.
Bis Boizenburg/Elbe sind es an Tag 4 dann weitere knapp 27 Kilometer und bis zum Ziel in Lauenburg nochmals 13 Kilometer. Für das Gemeindehaus der St.-Marien-Kirche in Boizenburg frage ich am 4. Juni schon mal per Mail an. Zwei Tage später erhalte ich auf demselben Weg die Zusage und Bestätigung.
Mein Pilgerrucksack ist sowieso immer halb gepackt: Waschzeug, eine dünne Isomatte, mein leichter Deckenschlafsack, und ein paar saubere Wäschestücke sind immer parat. So muss ich nur wenig hinzufügen.
Ich gönne mir vier Paar Socken für den täglichen Sockenwechsel, zwei Unterhosen, ein T-Shirt, dazu ein langärmliges Funktionsshirt und eine dünne Fleecejacke, einen 65 Gramm leichten Folienponcho. Dazu kommen noch Kitos Wasserflasche und Maulkorb (den er zwar nie braucht, aber den wir mitnehmen, falls es irgendwo Maulkorbpflicht geben sollte). Die letztgenannten Utensilien befestige ich mit kleinen Karabinerhaken außen am Rucksack.
Am Körper trage ich einen Gürtel mit einem Flaschenhalter, in dem eine 0,75-l-Flasche Wasser Platz findet, T-Shirt, Trekkinghose und -schuhe und natürlich eine Mütze als Sonnenschutz.
Die Wanderkarte kommt in einem DIN A5 Klarsicht-Brustbeutel mit, den ich entweder in der linken Hosenbeintasche unterbringe oder mir um den Hals hänge. In einem weiteren derartigen Brustbeutel verstaue ich unsere Pilgerpässe (Kito hat natürlich seinen eigenen), denn wir wollen selbstverständlich auch diesen Weg mit Stempeln dokumentieren.
Als Verpflegung nehme ich mit: 2-3 Brötchen, Teewurst in einer Plastikdose (hält sich von allen Wurstsorten ungekühlt am besten), Cabanossis, Kaffeegranulat in Stix, 2-3 Tütensuppen. In Rehna hat die Herberge eine Mikrowelle und einen Wasserkocher, in Zarrentin das Gemeindehaus einen Wasserkocher und eine Kaffeemaschine. Außerdem gibt es in 300 m Entfernung einen REWE-Supermarkt und einen Dönerladen.
Als Luxus leiste ich mir die Mitnahme meines Laptops und meiner Canon 100D. Sie ist das leichteste digitale Canon-Spiegelreflexmodell und beim Pilgern mit einem Reisezoomobjektiv bestückt. Dazu kommen die passenden Netzkabel für den Laptop und Ladegeräte und Reserveakkus.