Jakobspilgern mit Hund von Hamburg nach Santiago de Compostela (III) - Christian Hottas - E-Book

Jakobspilgern mit Hund von Hamburg nach Santiago de Compostela (III) E-Book

Christian Hottas

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Beschreibung

Dieser dritte Band unserer Pilgerreise von Zuhause in Hamburg nach Santiago de Compostela ist, gleichermaßen vom Textumfang sowie der Anzahl der Fotos her, unser bislang ausführlichster Pilgerbericht. Er beschreibt unsere erste Weghälfte der Via Lemovicensis von Vézelay nach Limoges im September 2024 mit ihren vielen schönen Erlebnissen und Pilgerbegegnungen. Dieser bereits im 12. Jahrhundert beschriebene französische "Premium-Jakobsweg" unterscheidet sich deutlich von unseren bisherigen Wegabschnitten von Hamburg bis Vézelay. Das macht sich vor allem in der wesentlich besseren Infrastruktur und den zahlreicheren Übernachtungsangeboten, aber bei auch den Pilger-bezogenen Sehenswürdigkeiten und ihrer Historie, bemerkbar. Primär als persönlicher Rückblick gedacht, enthält dieses Buch auch für andere Pilger - vor allem solche mit Hund - viele wertvolle Informationen und Hinweise zu Unterkünften, Kosten und Logistik.

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Seitenzahl: 194

Veröffentlichungsjahr: 2025

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INHALTSVERZEICHNIS

Einleitung, neue Konzeptideen & Planungen

Ausrüstung

Vorbereitung & Packen

Meine Packliste

Die Via Lemovicensis

Die Landschaften entlang des Wegs von Vézelay bis nach Limoges

30.-31. August 2024: Anreise nach Sartrouville (bei Paris)

1. September 2024: Anreise per Bahn nach Sermizelles-Vézelay und zu Fuß nach Vézelay

2. September 2024: von Vézelay nach Anthien, Le Chemin

3. September 2024: von Anthien, Le Chemin nach Chaumot

4. September 2024: von Chaumot via St. Révérien nach Préméry

5. September 2024: von Préméry nach Guérigny

6. September 2024: von Guérigny nach Nevers

7. September 2024: von Nevers nach Saint-Parize-le-Chatel

8. September 2024: von Saint-Parize-le-Chatel nach Le Veurdre

9. September 2024: von Le Veurdre nach Valigny

10. September 2024: von Valigny nach Gâteau (hinter Saint-Pierre-les-Étieux)

11. September 2024: von Gâteau nach Saint-Amand-Montrond (halber Ruhetag)

12. September 2024: von Saint-Amand-Montrond nach Châtelet-en Berry

13. September 2024: von Châtelet-en Berry nach Le Maury (hinter Néret)

14. September 2024: von Le Maury nach Sarzay

15. September 2024: von Sarzay nach Hailé

16. September 2024: von Hailé nach Éguzon-Chantôme

17. September 2024: von Éguzon-Chantôme nach St. Germain Beaupré

18. September 2024: von St. Germain Beaupré nach La Souterraine (halber Ruhetag)

19. September 2024: von La Souterraine nach Les Rivailles (hinter Marsac)

20. September 2024: von Les Rivailles nach Châtelus-le-Marcheix

21. September 2024: von Châtelus-le-Marcheix nach Saint-Léonard-de-Noblat

22. September 2024: von Saint-Léonard-de-Noblat nach Limoges

23. September 2024: Schlusstag in Limoges & Heimfahrt bis Paris

24. September 2024: Heimfahrt von Paris nach Hamburg

Resümee

Unterwegs getroffene Mitpilger

Unsere Tagesetappen

Unsere Unterkünfte

Unsere Ausgaben

Über den Autor

Weitere Erlebnis-/Pilgerberichte des Autors

EINLEITUNG, NEUE KONZEPTIDEEN & PLANUNGEN

Im ersten Teil dieser Pilgerreise von Zuhause in Hamburg bis nach Santiago de Compostela, pilgerten meine Lebensgefährtin Christine, unser kleiner Pinscher-Mix Kito und ich im Herbst 2021, Frühjahr und Herbst 2022 bis nach Trier. Damit hatten wir gut 1000 Kilometer in Deutschland zurückgelegt und uns der deutsch-französischen Grenze genähert.

Ein Jahr später – vom 20. September bis 15. Oktober 2024 – stand dann der erste Wegabschnitt in Frankreich an, nämlich das Segment von Trier bis Vézelay und damit bis zum Beginn der Via Lemovicensis.

Bis Auxerre, zwei Tagesetappen vor Vézelay, hatten wir unseren Fahrradbuggy Croozer Kid for 1 mit dabei, in dem wir unsere Lebensmittel, aber auch Zelt, Isomatten und Schlafsäcke transportierten und der Kito bei Regen als trockener Schutzraum diente. Je nach Höhenprofil der jeweiligen Etappe und je nach Untergrund bzw. Bodenbeschaffenheit ließ er sich gut und problemlos oder auch nur schwer und mit Kraftaufwand schieben. Auf flachen Asphaltstrecken war er eine große Hilfe und Erleichterung, auf zugewucherten Graspfaden bergauf und bergab ein richtiger „Bremsklotz“. Kito mag den Buggy, aber dies allein ist kein ausreichender Grund, ihn weiter mitzuführen. Was indessen für den Buggy spricht, ist, dass er immer wieder – nicht nur bei Regen – ein Rückzugs- und Ruheplatz für Kito war.

Beim Etappenkonzept haben wir festgestellt, dass Tagesdistanzen von deutlich mehr als 30 oder gar 35 Kilometer unnötig und zu doll schlauchen, während 20-25 Kilometer im guten Wohlfühlbereich liegen und Distanzen um 15 Kilometer fast schon „Ruhetage“ sind.

Echte Ruhetage an einem Ort lohnen sich nur in Städten, die besonders interessant und reich an Geschichte und Bausubstanz sind, weil wir dann je nach Gusto einmal mehr, einmal weniger unternehmen oder wirklich nur ruhen können.

In der zweiten Hälfte des letzten Pilgerblocks – in der Champagne und Bourgogne – hatten wir testhalber, und weil es sich halt so ergab, unser bisheriges Sicherheitskonzept mit starr geplanten Etappen und vorgebuchten Quartieren verlassen und stattdessen spontaner erst am selben oder am Vortag telefonisch gebucht.

Wir tendieren dazu, dieses flexiblere und spontanere Konzept, je nach Wetter und Tagesform Quartiere zu suchen, weiter zu testen. Dafür sprechen auch unsere jüngsten, sehr guten Erfahrungen, dass die Franzosen im Allgemeinen und unsere französischen Gastgeber im Speziellen sehr viel entspannter bei Hunden sind und diese sehr viel mehr akzeptieren. (Ausnahmen gibt es natürlich immer einmal.)

Und da passt es ganz gut, dass wir für die Via Lemovicensis über einige detaillierte Unterkunftslisten mit vielen Optionen verfügen.

Ein weiteres Thema ist das kalendarische Zeitfenster 2024. Von Anfang April bis Ende Juni herrscht nach unserem Kenntnisstand auch in Frankreich wegen der Setz- und Brutzeit Leinenpflicht für Hunde. Christine schlägt daher einen Start Anfang März vor. Da ist es jedoch vermutlich noch zu kalt, und außerdem beginnen viele Herbergen ihre Saison erst Mitte März oder gar Anfang April. Also wird es – wie 2023 – wieder der Herbst.

AUSRÜSTUNG

Wie nach jedem Pilgersegment haben wir nach dem letzten Block von Trier nach Vézelay gecheckt, was wir von unseren mitgeschleppten Utensilien benötigten und was nicht und was uns fehlte. Und da gibt es wie immer ein paar Kleinigkeiten, auf die wir beim nächsten Segment verzichten könnten.

Sollten wir andererseits künftig ohne Buggy weitergehen, so müssten wir eventuell das (bislang nicht benötigte, aber für „Notfälle“ mitgenommene) Zelt in Frage stellen und unsere aufblasbaren Isomatten und Schlafsäcke künftig wieder selbst schleppen.

Um das zu vermeiden, hat Christine in der zweiten Juli-Hälfte eine „größere Neuanschaffung“ getätigt und sich einen Pilgerwagen nebst stabiler und schwerer Transportbox zugelegt. Und weil sie bei solchen Entscheidungen keine Kompromisse mag, hat sie sich einen BENPACKER (Modell Trek-PACKER German Expedition / TP GEX rot mit zusätzlichen Disc-Safern und Tailbone, 1.191,00 € inkl. MWSt) und dazu die sBASE-Box Expedition-Lite gegönnt, quasi den Mercedes unter den Pilgerwagen. Unsere bisherigen Tests im Hamburger Umland hat er sehr gut bestanden, und so soll er statt des Croozer zum Einsatz kommen und unser Zelt, die Isomatten und die Schlafsäcke bzw. Kitos Futter, unsere Lebensmittel und Christines Rucksack aufnehmen.

Einziger Nachteil dieser Änderung ist, dass Kito sich nicht mehr zum Ausruhen oder zum Schutz vor Regen in den Buggy legen kann. Aber da muss er künftig halt durch.

In Sachen „Wegfindung & Planung“ sind wir diesmal super ausgestattet: Neben zwei Navigationsgeräten (Garmin etrex touch 35 & etrex 20) haben wir den gelben Outdoor-Pilgerführer aus dem Conrad-Stein-Verlag, einen französischen Pilgerführer von Francois Lepere und Celine Heckmann, einen niederländischen Führer mit englischer Wegbeschreibung und genauen ergänzenden Karten im pdf-Format (den wir uns zu Hause ausgedruckt haben und dessen jeweilige Seiten ich im Dokumenten-Brustbeutel jederzeit einsehen kann) und eine detaillierte Liste aller Orte mit Quartierangeboten und sonstiger Infrastruktur.

27.-29. AUGUST 2024 VORBEREITUNG & PACKEN

Da wir ja diesmal bereits an einem Freitag (und nicht erst am Sonntag oder Montag) von Zuhause starten wollen, sind die letzten Werktage davor sehr ausgefüllt.

Am Dienstag, dem 27.8., kann ich meinen HOMMIE Rucksack 45 L vom Schneider meines Vertrauens abholen. Ich hatte dort die Tragegurte mit Quernähten versehen lassen, da sich die eigentlich flachen Polster in den Gurten zuletzt immer wieder aufgerollt hatten und dann drückten. Das ist jetzt nicht mehr möglich.

Meine Excel-Packliste des vergangenen Herbsts, also von Trier nach Vézelay, ist inzwischen nach wechselseitigen Rücksprachen mit Christine erweitert bzw. ergänzt und muss jetzt „nur noch“ umgesetzt werden.

Zur Etappenplanung und Vorauswahl der Unterkünfte sind wir dagegen noch gar nicht gekommen. Mit anderen Worten: Wir sind schlecht bis fast gar nicht vorbereitet.

romanisches Portal der Kirche Saint-Georges in Saint-Jeanrvin

MEINE PACKLISTE

Transport & Schlafen:

Hommie 45-l-Rucksack mit passendem Regenschutz (700 g)

Folienponcho (2 Stück, je 65 g)

Mountrex Deckenschlafsack ultraleicht (rechteckig, um mehr Fußraum für Kito zu haben, 730 g)

Nordmut Isomatte ultraleicht (aufblasbar, 510 g)

Zelt

Kleidung:

Regenjacke

Folienponcho (65 g, schützt zusätzlich den Rucksack)

zweilagige dünne Sportjacke (Windbreaker)

3 T-Shirts (eins am Körper, zwei im Rucksack)

1 Polo-Shirt

2 lange Wanderhosen (eine am Körper, eine im Rucksack)

1 kurze Wanderhose

Wanderschuhe (am Körper)

Mütze / Basecap

Ausrüstung:

2 Stirnlampen mit Ersatzbatterien

Handy mit Ladegerät

Kamera Canon 100D mit 2 Ersatzakkus und Ladegerät

Laptop mit Netzteil & Maus

2 Brustbeutel (Klarsicht, einer für die Pilgerpässe, einer für Streckentexte/-karten)

Gürtel mit Flaschenhalter

Trinkflasche, Thermobecher & Besteck

Dokumente etc.:

Personalausweis, Impfnachweis

Bargeld, EC-Karte

Fahrkarten (Anreise)

Pilgerpässe

Unterkunftsliste, Buchungsunterlagen (im Laptop)

Pilgerführer & Wanderkarten

Notizbuch & Kugelschreiber

Mund-Nase-Maske (1)

Körperpflege etc.:

Zahnbürste & Zahnpasta (Minitube)

Shampoo (Minipackung)

Papiertaschentücher

Handtuch (leicht und schnelltrocknend)

Melkfett

Clotrimazol (Fußpilzcreme, sicher ist sicher!)

Pflaster bzw. Tape

Kito:

Heimtierausweis

Regenschutz

warmer Mantel

Kuscheldecke

Handtuch

3 leichte Plastikschälchen für Wasser & Futter

Trockenfutter

Leckerlis & Sticks

„Schietbüddel“

Verpflegung:

Brötchen bzw. Baguettes (täglich neu gekauft)

Teewurst oder Chorizo etc. (hält sich ungekühlt am besten)

Camembert (reift ggfs. im Rucksack nach, ohne zu verderben)

2 Cabanossi (zusammen 300 g, ungekühlt haltbar)

3 Asia-Tütensuppe

Weingummi & Kaubonbons, Schokolade

Kaffee & Tee

Wasser

Je nach Temperaturen und Regenwahrscheinlichkeit wäre darüber hinaus mehr warme Kleidung und auch eine Regenhose angebracht.

DIE VIA LEMOVICENSIS

Die Via Lemovicensis – häufig auch Voie de Vézelay genannt – ist eine der vier historischen Haupt-Pilgerrouten durch Frankreich, die alle bereits im 12. Jahrhundert im Codex Calixtinus (Liber Sancti Jacobi) beschrieben wurden.

Quelle: Wikipedia

Nur diese vier Wege werden in Frankreich offiziell „Jakobswege“ genannt, während alle übrigen Zubringer- und Verbindungswege „Wege der Jakobspilger“ sind. Die UNESCO, die diese Wege sowie einige der wichtigsten Kirchen dort 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe „Wege der Jakobspilger in Frankreich“ erklärt hat, bezeichnet dagegen nur den Camino Francés als „Jakobsweg“.

Obgleich es Hinweise darauf gibt, dass der unterhalb von Vézelay im Tal gelegene Ort Asquins mit seiner zum Weltkulturerbe gehörenden Kirche Saint-Jacques d’Asquins und seinen Wiesen- und Weideflächen der historische Sammel- und Startort der Jakobspilger auf der Via Lemovicensis gewesen ist, gilt heutzutage die Basilika Sainte-Marie-Madeleine in Vézelay als Anfang dieses Wegs. Für uns spielt dies keine Rolle, weil wir auf dem Fußweg vom Bahnhof Sermizelles-Vézelay nach Vézelay auch durch Asquins und an der dortigen Kirche vorbei gehen.

Im ersten Abschnitt hat die Via Lemovicensis zwei Wegvarianten: die rund 60 Kilometer lange nördliche Route über La Charité-sur-Loire mit der Kirche Notre-Dame, Bourges und Châteauroux, und die gut 80 Kilometer lange südliche Route, die oft als die „historische Route“ bezeichnet wird und über Nevers, Châteaumeillant und die Stiftskirche von Neuvy-Saint-Sépulchre führt. Beide Varianten vereinigen sich in Gargilesse-Dampierre an der Creuse.

Von dort führt die Via Lemovicensis südwestlich über Saint-Léonardde-Noblat, Limoges (das für den lateinischen Namen ausschlaggebend war) und Périgueux. Bei Sainte-Foy-la-Grande überquert sie die Dordogne, in La Réole die Gironde, und eine Tagesetappe nach Montde-Marsan an der Abtei Saint-Sever die Adour. Im baskischen Ostabat trifft sie auf die Via Turonensis (von Tours kommend) und die Via Podiensis (von Le Puy-en-Velay kommend). Und eine gemeinsame Tagesetappe später ist dann Saint-Jean-Pied-de-Port erreicht, wo der Camino Francés beginnt.

Alternativ zu den rund 940 Kilometern des gesamten Wegs käme auch eine Zweiteilung in Frage, wobei sich dann Limoges, das ziemlich gut in der Mitte der Wegstrecke liegt, als Zwischenziel anbietet. Nachteil einer Zweiteilung ist dann jedoch der Zeit- und Geldaufwand für eine zusätzliche An- und Abreise.

DIE LANDSCHAFTEN ENTLANG DES WEGS VON VÈZELAY BIS LIMOGES

Prägend für den ersten etwa 30 Kilometer langen Abschnitt der Via Lemovicensis / Voie de Vézelay ist der Morvan, ein Granitmassiv, das geologisch zum Zentralmassiv gehört und seiner dichten Mischwälder und Heideflächen (mit viel Farn- und Ginstervorkommen) wegen auch als La Montagne Noir („Schwarzes Gebirge“) bezeichnet wird.

Vézelay liegt im Nordwesten des Morvan. Dementsprechend anspruchsvoll ist dieses Anfangsstück des Pilgerwegs.

physische Karte Burgunds (Quelle: Wikipedia)

Der Morvan gehört zur Landschaft Burgund (französisch Bourgogne), die von 1956 bis 2015 auch eine eigenständige politische Region war. 2015 wurde sie dann mit der Region Franche-Comté zur neuen Region Bourgogne-Franche-Comté zusammengelegt.

Nachdem wir 2023 auf dem Lothringischen Jakobsweg, von Trier kommend, bei Tonnere Burgund erreicht hatten und von Auxerre flussaufwärts entlang der Yonne bis Cravant und von dort nach Vézelay gegangen waren, führt uns der Weg durchs Burgund nun nach Nevers. Danach überqueren wir bei Le Veurdre den Allier, einen 421 Kilometer langen Nebenfluss der Loire, und sind dann in der Auvergne.

Die Auvergne ist eine der historischen Provinzen Frankreichs. Ihr Name leitet sich von den Arvernern ab, einem gallischen Volk, das zur Zeit der Eroberung durch die Römer in dieser Gegend siedelte. Im 5. Jahrhundert wurde die Auvergne in von den Westgoten erobert und ging zu Beginn des 6. Jahrhunderts im Frankenreich auf.

Nach der französischen Revolution wurde die historische Provinz 1790 in die heutigen Départements aufgeteilt. Mit der Einrichtung der politischen Regionen 1960 entstand die Auvergne neu. Schließlich wurde sie am 1. Januar 2016 mit der benachbarten Region Rhône-Alpes zu einer neuen Region mit dem Namen Auvergne-Rhône-Alpes fusioniert.

Dass wir uns in Le Veurdre in der Auvergne befinden, ist in der örtlichen Pilgerherberge nicht zu übersehen. Hier gibt es zu dieser Landschaft bzw. Region einiges an Infomaterial. Und mit der in Clermont-Ferrand beginnenden Via Arverna hat die Auvergne sogar einen eigenen Pilgerweg anzubieten.

Knapp zwei Tage später verlassen wir zwischen Ainay-le-Château und Charenton-du-Cher die Auvergne und sind nun in der Region Centre-Val de Loire bzw. der Landschaft Berry. Das Berry war eine der historischen Provinzen Frankreichs, bis diese 1790 durch die Départements ersetzt wurden. Das landwirtschaftlich geprägte Berry, das zwischen 1360 und 1820 (mit Unterbrechungen) auch Herzogtum war, sich dabei jedoch überwiegend im Besitz des französischen Königshauses befand, ist vor allem auch bekannt als Geburtsregion mehrerer Könige und anderer Mitglieder der königlichen Familie, ebenso wie von George Sand und Alexandre Dumas.

Gut drei Kilometer hinter Éguzon-Chantôme betreten wir nach rund einer Woche in der Region Centre-Val de Loire nun die Landschaft des Limousin. Bis Anfang 2016 gab es auch eine gleichnamige Region mit den Départements Corrèze, Creuse und Haute-Vienne, die mit einer Fläche von 16.942 km2und 727.177 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) eine der am dünnsten besiedelten Regionen Frankreichs war. Am 1. Januar 2016 wurde sie mit den Nachbarregionen Poitou-Charentes und Aquitaine zur Region Nouvelle-Aquitaine zusammengeschlossen.

Unser letzter Streckenabschnitt im Bereich der Monts de Saint-Goussaud bzw. Monts d’Ambazac, einem Mittelgebirgsmassiv, das zu den westlichen Vorposten des Zentralmassivs gehört, ist wieder deutlich schwieriger. Der höchste Punkt dieses Pilgerwegabschnitts erreicht bei Saint-Goussaud 668 m NN. Auch die letzten beiden Tage bis nach Limoges gibt es immer wieder knackige und auch lange Anstiege zu meistern.

Verlauf der Via Lemovicensis von Vézelay bis Limoges auf einer Landkarte mit den alten (bis 2016 geltenden) Regionen (Foto einer Karte in der Gîte communal des pèlerins in Le Veurdre)

30. & 31. AUGUST 2024 ANREISE NACH SATROUVILLE (BEI PARIS)

Am Freitagmorgen des 30.8. wird es ernst: Christine und ich haben jeweils unsere Ausrüstung komplett parat und einiges auch bereits verpackt. Es kann also eigentlich losgehen. Wir sind jedoch nach dem Stress der letzten Tage und auch der Hitze einfach so ausgebrannt und platt, dass ich ins Gespräch bringe, diese Pilgerreise auszusetzen, 10-14 Tage in Ruhe zu entspannen, dabei zu Hause einiges zu ordnen und dann vielleicht irgendeinen näheren, nur 8-10 Tage kurzen Weg zu gehen. Außerdem ist uns beiden der Zeitrahmen für die gesamte Via Lemovicensis inzwischen zu eng und zu stressig.

Nach kurzer Diskussion entscheiden wir schließlich, diesmal die nur erste Weghälfte bis Limoges zu gehen, von dort heimzufahren und die restlichen Tage zu Hause in Ruhe zu nutzen.

Für die Anreise nach Sartrouville, einer Vorstadt im Großraum Paris, haben wir zwei Tage Zeit eingeplant. Wo wir unterwegs übernachten wollen, möchte Christine je nach Zeitablauf spontan entscheiden. Der Vorteil einer Anreise per Auto ist ja, dass man stets flexibel bleibt und die Anreise nicht an verpassten Zügen oder Flügen scheitert.

Um 16:30 Uhr rollen wir endlich vom Hof. Das Navi prognostiziert unsere Ankunft in Sartrouville für 2:30 Uhr nachts und in Simmerath, wo es ein günstiges Hotel gibt, für 22:30 Uhr. Allerdings verlieren wir im Freitagnachmittagsverkehr bereits im Großraum Hamburg mehr als eine Stunde, so dass wir uns schließlich das G & P Hotel Boardinghaus in Leverkusen aussuchen. Christine bucht uns (als Beifahrerin) von der Autobahn aus ein, und um 22:15 Uhr sind wir dann auch dort. Das Zimmer ist hell, groß und geräumig und gut ausgestattet.

Wir essen jeder noch eines unserer mitgebrachten Schinkenbrötchen und lassen den Abend bei einem Schluck Weißwein ausklingen.

Am Samstagmorgen des 31.08. wachen wir gut erholt zu unserer üblichen Zeit zwischen 7 und 8 Uhr auf. Nach Kitos Frührunde frühstücken wir entspannt bei frischem Kaffee und mitgebrachten Brötchen. Kurz nach halb zehn sind wir wieder unterwegs.

Wir fahren erst noch ins Ortszentrum, wo wir uns in einer Bäckerei mit frischen Brötchen sowie einem Apfelberliner und einer Rosinenschnecke versorgen. Dann nehmen wir Kurs auf die Autobahn in Richtung Aachen, wobei uns die Strecke über die berühmt-berüchtigte Leverkusener Rheinbrücke führt. In Aachen tanken wir nochmals kurz vor der Grenze.

Die weitere Anreise durch Belgien in Richtung Paris verläuft ruhig und unaufgeregt, wobei wir kurz vor Namur ein erstes Mal rasten und nach Compiègne (nördlich von Paris) ein zweites Mal. Die Verkehrsführung nach Sartrouville ist in ihrem Schlussteil ein wenig „tricky“, aber mit gleich zwei Navis (dem im Auto und dem in Christines Handy) gleichwohl problemlos.

Um 16:40 Uhr steht Christines Auto auf seinem Platz in der vorgebuchten Tiefgarage neben dem Bahnhof Sartrouville. Zum Quartier „T2 accueil proche Paris“ sind es rund 500 Meter. Das Haus sieht alt und so gar nicht nach Unterkunft aus. Zudem ist der Vorgarten von einem hohen Zaun umgeben, und das Zugangstor hat keine Klingel. Doch rasch erscheint ein Mann, der uns teils auf Französisch, teils auf Englisch freundlich begrüßt und uns unsere Zimmer zeigt. Wir haben einen Wohnraum mit Couch und niedrigem Couchtisch, TV und einer Küchenzeile mit Mikrowelle, Herd, Kühlschrank und Gefrierschrank; im Untergeschoss gibt es ein Schlafzimmer mit Doppelbett, Ventilator sowie ein hübsches Bad. Der Hit ist aber das Zimmertürschloss, das gleich mit fünf waagrechten Riegeln und zudem senkrecht nach oben in den Türrahmen und nach unten in den Fußboden zuschließt! Damit wären wir auch ohne Kito sicher.

Die nächsten 80 Minuten verbringen wir damit, unser (vor allem Christines) Gepäck von sechs auf drei Wochen zu reduzieren. Zum einen ist die feste Box ihres Pilgerwagens doch selbst fast fünf Kilogramm schwer, sehr unhandlich, und zum zweiten passt nicht alles so hinein wie gewünscht. Mit reduziertem Gepäck und ohne die Box finden jetzt das Zelt und Christines Schlafsack (in einer gemeinsamen Plastikhülle) sowie ihr Rucksack bombenfesten Halt auf dem Pilgerwagen, der sich so auch wesentlich leichter ziehen und manövrieren lässt.

Die Box bringen wir anschließend gleich zum Auto. Und da wir schon mal beim Bahnhof sind, kaufen wir auch sogleich die Fahrkarten nach Paris hinein (15 €) und von Paris-Bercy nach Sermizelles-Vézelay (78 €). Der anschließende Stadtbummel führt uns kurz hinunter zum Seine-Ufer, ist aber insgesamt unspektakulär. Die Geschäfte haben an diesem Samstag bereits (seit 19 Uhr) geschlossen, und auch die Imbisse bzw. Restaurants sind entweder zu oder sagen uns nicht zu. So holen wir uns bei einer Pizzeria zwei kleine Pizzen mit Schinken und Pilzen, die wir in unserem Quartier verspeisen.

Kito, den ich bei unserer Ankunft im Parkhaus wegen zu langem und anhaltendem Gebell ausgeschimpft habe, ist sehr lieb und bettelt nicht, sondern wartet, bis wir Menschen fertig sind und er dran ist.

Danach erörtern wir unsere Quartieroptionen ab Vézelay und die sich daraus ergebende Reiseplanung. Da im Outdoor-Pilgerführer nur die Wegvariante über Nevers beschrieben ist, verwerfen wir die Option via Bourges und werden die 1-2 Tagesetappen längere, ältere Südroute gehen.

Mit Bahnanreise morgen von Bercy um 12:35 Uhr und Ankunft in Sermizelles um 14:52 Uhr haben wir gute Chancen, Vézelay bis kurz nach 18 Uhr zu Fuß zu erreichen. Da die Pilgerinformation dort bis 19 Uhr geöffnet ist, werden wir dort vorsprechen und dort wegen Quartier in Vézelay selbst nachfragen (mit der Jugendherberge mit angeschlossenem Campingplatz sowie mit unserem letztjährigen Hotel gibt es mindestens zwei Optionen) sowie um Tipps und telefonische Vorbuchungen für die folgenden 2-4 Tage bitten.

Auch mit früher Ankunft hier und ohne WLAN ist der Abend in Sartrouville rasch vergangen, und es wieder einmal kurz vor Mitternacht, als wir ins Bett krabbeln.

Erkenntnis bisher: Noch sind wir auf der Anreise, aber vieles ist bereits aufregend, auch weil wir diesmal so wenig wie noch nie vorgeplant haben. Aber wir sind sehr zuversichtlich, dass sich alles zum Guten fügen wird.

1. SEPTEMBER 2024 ANREISE PER BAHN NACH SERMIZELLES-VÉZELAY UND ZU FUSS NACH VÉZELAY

Heute haben wir uns bewusst Zeit mit der Weiterreise genommen. Der Zug frühmorgens gegen 6:20 Uhr war für uns als Langschläfer definitiv nicht in Frage gekommen, so dass der um 11:38 Uhr ab Sartrouville und um 12:35 Uhr ab Paris-Bercy die nächste Option ist.

Wir verlassen unser Quartier gegen 9:35 Uhr, deponieren noch eine große IKEA-Tasche mit den gestern aussortierten Sachen im Auto und nehmen kurz nach 10 Uhr den ziemlich vollen Zug der Linie A nach Paris Gare de Lyon. Von hier bummeln wir entspannt zum Gary de Bercy, wobei wir an der Arena Bercy, einer der paralympischen Wettkampfstätten, vorbeikommen.

Wir vertreiben uns die rund 80 Minuten Wartezeit bis zur Abfahrt unseres Zugs in einem schattigen Garten direkt neben dem Bahnhof. Hier habe ich drei Sitzplätze nebeneinander ergattert. Links von mir steht der Pilgerwagen, an den ich meinen großen, schweren Rucksack gelehnt habe. Als Christine nach einigen Minuten zu uns stößt, stellt sie ihren kleinen blauen Rucksack hinter meinen roten direkt an den Pilgerwagen. Das ist vielleicht nicht der sicherste Platz, aber ich vertraue auf Kitos Wachsamkeit. Aber als wir kurz nach zwölf dann aufstehen und schon mal zum Bahnsteig gehen wollen, ist der kleine blaue nicht mehr da! Geklaut! Wir sind total perplex und in maximaler Aufregung: Was war da alles drin und fehlt jetzt?

Während ich bei den Polizisten auf der Straße unter uns frage, was wir tun können (Anzeige bei der hiesigen Polizeistation, womit wir unseren Zug vergessen können, oder später in Vézelay oder in Limoges), checkt Christine den Verlust. Am ärgerlichsten ist (in absteigender Reihenfolge) der ihres Navis und des französischen Pilgerführers, ihres neu begonnenen Reisetagebuchs, der Wasserblase im Rucksack, einer Wasserflasche für Kito und der Tagesverpflegung. Und um den Rucksack selbst ist es natürlich auch sehr schade. Ihn hatten wir bereits im letzten Herbst bei unserem Ruhetag in Étourvy verloren geglaubt, damals jedoch nur auf einer Fensterbank hinter einem Vorhang vor uns selbst „versteckt“. Nun ist er aber wirklich weg!

Wir ärgern uns beide sehr über den Diebstahl wie auch über unsere Unachtsamkeit, aber zum Glück sind alle Dokumente, Geld und sonstigen Dinge von Wert (außer dem Navi) weiter bei uns. Nun wird also unser Zweit-Navi, das eigentlich meines ist, das ich jedoch selten nutze, zu unserem Erst- bzw. „One-and-only“-Navi.

Wir gehen also wie geplant zum Bahnsteig, wo unser Zug schon bereitsteht. Nach der Fahrkartenkontrolle müssen wir auf dem Bahnsteig noch etwas warten, ehe sich die Türen öffnen und wir uns unsere Plätze suchen können. Der Gang ist breit genug für den Pilgerwagen, wobei wir im normalen Sitzbereich dann aber keine Abstelloption für ihn haben. So wählen wir den Wagen mit Fahrradabstellbereich.



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