Nordsee-Pilgerweg in Nordfriesland mit Hund - Christian Hottas - E-Book

Nordsee-Pilgerweg in Nordfriesland mit Hund E-Book

Christian Hottas

0,0

Beschreibung

Der Nordsee-Pilgerweg von Lunden nach Tønder bzw. Løgumkloster existiert erst seit 2021. Er durchquert die gesamte historische Region (und damit auch den Kreis) Nordfriesland von Süd nach Nord und gibt dabei vielfältige Einblicke in die Geschichte der Menschen und der Orte entlang der Strecke sowie der deutsch-dänischen Grenzregion. Dabei folgt der Pilgerweg weitgehend (zumindest von ihrer Ausrichtung her) dem Verlauf der Westroute des mittelalterlichen Handelswegs. Der Verfasser ging diesen Weg im Sommer 2024 gemeinsam mit seinem Hund Kito, wobei beide bei den Kirchengemeinden entlang des Wegs gastfreundlich aufgenommen wurden. Den Haupt- und Ehrenamtlern dieser Gemeinden gilt daher unser besonderer Dank.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 76

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



INHALTSVERZEICHNIS

Vorgeschichte

Der „neue“ Nordsee-Pilgerweg von 2021

Packliste Sommer 2024

Tag 1 (1.7.2024): von Lunden nach Oldenswort

Tag 2 (2.7.2024): von Oldenswort nach Husum

Nachtrag (26.7.2024): auf dem Deich von Uelvesbüll nach Finkhaus

Tag 3 (3.7.2024): von Husum nach Breklum und weiter bis Bordelum

Tag 4 (4.7.2024): von Bordelum nach Leck

Tag 5 (5.7.2024): von Leck nach Niebüll

Tag 6 (6.7.2024): von Niebüll nach Tønder

Tag 7 (7.7.2024): Extratour von Tønder nach Løgumkloster

Rückblick und persönliches Fazit

Einkaufsmöglichkeiten am Pilgerweg im Sommer 2024

Unsere Unterkünfte

Über den Autor

Weitere Pilger-Erlebnisberichte des Autors

Karte Nordfrieslands von 1651 (Ausschnitt)

VORGESCHICHTE

Nachdem ich im Sommer 2022 gemeinsam mit meinem treuen 4-Pfoten-Pilgerbegleiter Kito den Dithmarscher Jakobsweg von Friedrichstadt bis nach Glückstadt und von dort auf dem Hauptweg der Via Jutlandica über Stade bis zum Anschluss an die Via Baltica in Harsefeld gegangen war, entdeckte ich Anfang 2023, dass es bereits seit Juli 2021 einen weiteren, noch relativ unbekannten nördlichen Pilgerweg gibt.

Eigentlich gibt es ihn ja nicht erst seit 2021, sondern seit gut 1000 Jahren als Handels- und Pilgerweg. Nur hatte er in den letzten Jahrhunderten nach und nach an Bedeutung verloren und war dementsprechend weitgehend in Vergessenheit geraten.

Wie der dänische Pastor und Heimatforscher Mads Lidegaard bereits in den 1980er Jahren in seinen Büchern – u.a. „Haervejen fra Limfjorden til Dannevirke“ (1988) – ausführte, gab es im Mittelalter in Jütland drei Hauptwege, über die der Handel und Verkehr in Nord-Süd-Richtung liefen:

auf dem Geestrücken von Alborg über Viborg und Schleswig bis Wedel der

Hærvej

(Heerweg, bei uns in Deutschland ist er eher als

Ochsenweg

bekannt),

etwas weiter westlich von Skive bis Husum der

Studevej

und

ganz im Westen der von Lidegaard so genannte

Ravvej

(Bernsteinweg), dessen beide Arme von Lemvig bzw. Struer und Holstebro sich in Skjern trafen und zu dem es in Ribe jeweils Zubringer vom Hærvejen und Studevejen gab.

Südlich der Stadt Tondern / Tønder vereinigen sich der Ravvej und der Studevej und ziehen gemeinsam weiter nach Husum.

Alle drei Haupthandelswege haben Zubringer aus dem Norden Jütlands jenseits des Limfjords.

Ganz offenbar handelt es sich bei dem von Lidegaard so genannten Ravvej (Bernsteinweg) und dem heute unter dem Namen Drivvej (Treibweg, Driftweg) markierten Weg in Südwestdänemark um ein und denselben Weg. Er durchquert südlich von Tondern / Tønder die Region Nordfriesland und setzt sich später in der südlich angrenzenden, bis 1559 teilautonomen Region Dithmarschen als Dellweg fort.

Der neue Nordsee-Pilgerweg durchquert nicht nur (wie der einstige Handelsweg) den heutigen Kreis Nordfriesland von Süd nach Nord, sondern zugleich auch die historische Region Nordfriesland (nordfriesisch Nordfraschlönj, Nordfriislon, Nuurdfriisklun u. a.; plattdeutsch Noordfreesland; dänisch Nordfrisland), die etwa ein Drittel kleiner ist als das Kreisgebiet, das auch Teile der jütisch-dänisch besiedelten Schleswigschen Geest und Teile Stapelholms umfasst.

Diese Region Nordfriesland, bestehend aus den nordfriesischen Inseln und Halligen sowie dem Küstenstreifen zwischen Eider und heutiger deutsch-dänischer Grenze sowie Helgoland, war vor dem Jahr 800 weitgehend unbewohnt gewesen. Um 800 und nochmals um 1100 kamen dann friesische Siedler hierher, wobei die zweite Einwanderungswelle um 1100 deutlich größer war als die erste um 800. Die erste urkundliche Erwähnung der Nordfriesen geht auf das Jahr 1200 zurück, in dem Saxo Grammaticus eine ausführliche Beschreibung „Kleinfrieslands“ gab. Nach den großen Sturmfluten im 14. und 15. Jahrhundert siedelten sich Friesen auch am Rande der Schleswigschen Geest an, also weiter binnenlandig.

Mit den Landesherren, also den Herzögen von Schleswig und den dänischen Königen gab es zahlreiche Konflikte um Steuern und Abgaben. Die Friesen selbst betrachteten sich als weitgehend unabhängig von Dänemark. Die friesisch besiedelten Gebiete waren im Mittelalter in einer eigenen Verwaltungsstruktur organisiert und besaßen ein eigenständiges Rechtssystem.

Dieser Streit um Steuern und Abgaben spiegelt sich auch u.a. in der von Achim Reichel vertonten Ballade „Pidder Lüng“ von Detlev von Liliencron wider, ebenso wie er der Grund für die Schlacht bei Oldenswort vom 29. Juni 1252 war, an die direkt neben unserem Weg ein Gedenkstein erinnert. Damals hatte der dänische König Abel die Weigerung der Friesen als persönliche Missachtung aufgefasst und mit einem Feldzug beantwortet. Er hatte damit allerdings kein Glück, sondern fiel in dieser Schlacht.

Quelle: Wikipedia

DER „NEUE“ NORDSEE-PILGERWEG VON 2021

Der „neue“ Nordsee-Pilgerweg von 2021 verläuft zwischen Husum und Tondern / Tønder eigentlich im Bereich des historischen westlichen Ochsenwegs (Ravvejen bzw. Drivvejen). Die Initiatoren des Nordsee-Pilgerwegs hatten durchaus auch Kenntnis dieses historischen Wegs. Gleichwohl entsprechen nur kurze Abschnitte dessen Wegverlauf. Insbesondere die ersten, weiter südlichen Etappen des Nordsee-Pilgerwegs weichen bewusst von ihm ab und folgen stattdessen schönen und verkehrsarmen bzw. verkehrsfreien Wegen.

Der neue Pilgerweg wurde am 13. Mai 2021 (Christi Himmelfahrt) mit einem feierlichen Gottesdienst unter der Leitung von Pröpstin Annegret Wegner-Braun eingeweiht. Bischof Gothart Magaard hielt die Predigt. Sein Motto

„Pilgern ist die Einladung, einen Weg ins Innere zu gehen, zu mir

selbst und zu Gott.“

findet sich auch in seinem Geleitwort zur Pilgerwegbroschüre dieses Wegs.

Diese Broschüre besteht aus einem kleinen Heft mit allgemeinen Informationen zu diesem Weg sowie zu diversen zusätzlichen Exkursionen und sechs Faltblättern mit Streckenbeschreibung und Karte zu den sechs empfohlenen Tagesetappen. Sie ist in den Tourismusinformationen am Pilgerweg sowie bei Pastorin Inke Thomsen-Krüger ([email protected]) zu beziehen und kostet 4,95 € (plus 1,60 € Porto).

Die empfohlenen Tagesetappen:

Tag 1 von Lunden nach Oldenswort, ca. 17 km

Tag 2 von Oldenswort nach Husum, ca. 27 km

Tag 3 von Husum nach Breklum, ca. 22 km

Tag 4 von Breklum nach Leck, ca. 25,5 km

Tag 5 von Leck nach Niebüll, ca. 19,5 km

Tag 6 von Niebüll nach Tondern, ca. 27,5 km

möglicher Anschlusstag: von Tondern nach Løgumkloster, ca. 21 km

In Oldenswort gibt es eine Pilgerunterkunft im Gemeindehaus. Ansonsten werden Jugendherbergen bzw. kirchliche Bildungseinrichtungen empfohlen.

Meine erste Recherche ergibt, dass Kito zumindest in Oldenswort und in der Jugendherberge in Tondern willkommen ist. In den übrigens gelisteten Unterkünften ist dies nicht der Fall, weshalb ich meine Übernachtungsplanung auf kirchliche Gemeindehäuser in den Zielorten (oder deren Nähe) ausrichte.

Natürlich frage ich dort sicherheitshalber zuvor per Mail an und erhalte rechtzeitig die erhofften Zusagen, wobei wir die jeweiligen Gemeindehäuser fast immer ganz für uns haben.

PACKLISTE SOMMER 2024

Bei nur sechs Pilgertagen mit dem 4-Pfoten-Pilger nehme ich nur leichtes Gepäck mit. Die Packliste sieht wie folgt aus:

Transport & Schlafen:

45-l-Rucksack mit passendem Regenschutz

Indoor-Deckenschlafsack (rechteckig, um mehr Fußraum für Kito zu haben)

Isomatte (aufblasbar)

Kleidung:

Regenjacke

Folienponcho (65 g, schützt zusätzlich den Rucksack)

Fleecejacke (am Körper)

3 T-Shirts (eins am Körper, zwei im Rucksack)

2 lange Wanderhosen (eine am Körper, eine im Rucksack)

Wanderschuhe (am Körper)

Mütze / Basecap

Ausrüstung:

Stirnlampe mit Ersatzbatterien

Handy mit Ladegerät

Kamera Canon 100D mit 2 Ersatzakkus und Ladegerät

Laptop mit Netzteil & Maus

Brustbeutel (Klarsicht)

Gürtel mit Flaschenhalter

Trinkflasche, Becher & Besteck

Dokumente etc.:

Personalausweis, Impfnachweis

Bargeld, EC-Karte

Fahrkarten (Anreise)

Pilgerpässe

Unterkunftsliste, Buchungsunterlagen (im Laptop)

Pilgerführer & Wanderkarten

Notizbuch & Kugelschreiber

Körperpflege etc.:

Zahnbürste & Zahnpasta (Minitube),

Shampoo (Minipackung)

Papiertaschentücher

Handtuch

Melkfett

Clotrimazol (Fußpilzcreme, sicher ist sicher!)

Pflaster bzw. Tape

Kito:

Regenschutz

3 leichte Plastikschälchen für Wasser & Futter

Trockenfutter, Leckerlis & Sticks

„Schietbüddel“

Verpflegung:

2-4 Brötchen (täglich neu gekauft)

1 Dose Teewurst (hält sich ungekühlt am besten)

Camembert (reift im Rucksack nach, ohne zu verderben)

2 Cabanossi (zusammen 300 g, ungekühlt haltbar)

1 Krakauer (375 g, ungekühlt haltbar)

1 Tütensuppe

Weingummi & Kaubonbons

Je nach Temperaturen und Regenwahrscheinlichkeit wäre darüber hinaus mehr warme Kleidung und auch eine Regenhose angebracht.

01.07.2024 – TAG 1 VON LUNDEN NACH OLDENSWORT 21,2 KM

Nachdem ich gestern noch bis weit nach Mitternacht diverse liegengebliebene Aufgaben abgearbeitet habe, stehe ich heute früh um sieben Uhr auf, packe die bereitgelegten Ausrüstungsteile in den Rucksack und schaffe – wie geplant – die S-Bahn um 8:38 Uhr. Kurz vor Ohlsdorf, unserer vierten Station, realisiere ich jedoch, dass das Netzkabel meines Laptops noch zu Hause liegt. Das jedoch ist unverzichtbar.

Also fahren Kito und ich zurück, holen das Teil und sind um 9:28 Uhr wieder in der S 1. Wir fahren bis Altona durch, kaufen dort noch ein paar Brötchen und nehmen den sehr vollen RE 6 nach Westerland, der uns kurz nach halb eins in Lunden abliefert. Kito ist lieb und entspannt und schläft, auf meiner Fleecejacke liegend, die meiste Zeit.

In Lunden finden wir rasch und problemlos den Weg zur St. Laurentius-Kirche. Hier waren wir vor fast genau zwei Jahren schon einmal, als wir den Dithmarscher Jakobsweg pilgerten.

Das Besondere an dieser Kirche ist der ihn umgebende Geschlechterfriedhof