Farben neu erleben mit der Regenbogenlogik - Christine Keller - E-Book

Farben neu erleben mit der Regenbogenlogik E-Book

Christine Keller

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Beschreibung

Die Regenbogenlogik vereint altes Wissen aus aller Welt mit einem absolut neuen Ansatz der Farbdeutung. Entdecken Sie das geheimnisvolle und energetische Zusammenspiel von Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo, Violett und Magenta als kosmische Kräfte und gestalten Sie anhand der vielen im Buch integrierten Übungen Ihren Alltag entspannter und harmonischer.

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Inhalt

Vorwort: Die neue Dimension der Farben

ROT UND VIOLETT: DIE ENDEN DES REGENBOGENS

Rote Lebensenergie

Die Farbtheoretiker und Rot

Mitgefühl und Mathematik

Blauer Planet zwischen Rot und Grün

PRAXISTEIL ROT

Mysteriöses Violett

Symbiose und Übergang

Das reinigende Nein

Urvertrauen und Kreativität

Kanal oder Kanalisation

PRAXISTEIL VIOLETT

MAGENTA UND ROSA: ZWISCHEN HEILUNG UND ILLUSION

Magenta: Das göttliche Kind

Die ewige Suche

Kein Rosa ohne Dornen

PRAXISTEIL MAGENTA/ROSA

GELB: DIE VERWANDLUNG DES LICHTS

Organisiertes Licht

Der richtige Moment

Die Farbe der Persönlichkeit

Die Rückkehr von Zitronengelb und Lemon

PRAXISTEIL GELB

ORANGE: DAS WESEN DER BINDUNG VERSTEHEN

Die Farbe des ersten Schrittes

Kreative Weisheit

Kommunikation

PRAXISTEIL ORANGE

Orange Schocktherapie

BLAU: RAUM DER WAHRHEIT

Unbegreifliches Blau

Urfarbe des Raums

Interaktion zwischen Blau und Gelb

Wahrheit und Heilung

INDIGO: DIE FARBE DER WAHRNEHMUNG

Die Gegenfunktion von Orange

Indigokinder als Spiegel unseres Wahrnehmungsdefizits

PRAXISTEIL BLAU/ INDIGO

GRÜN: IM ZENTRUM DER REGENBOGENLOGIK

Wachstum

Das grüne Selbst

Rotes Herz-grünes Herz

Spezialfarbe Türkis: Der Delfin unter den Farben

PRAXISTEIL GRÜN

Vorwort: Die neue Dimension der Farben

Farbenforschung war schon immer ein Teil meines Lebens. Ein »regenbogenfarbener« Faden zieht sich durch meine Tätigkeiten als Malerin, Lebensberaterin und Lehrerin. Allerdings musste ich mich durch mehrere Meter Fachliteratur hindurch lesen, bis ich endlich den Mut fasste, zu meiner eigenen Vision zu stehen. Diese Vision war ein inneres Bild, das immer wieder erschien, sich beinahe »aufdrängte«, es handelt sich um das Farbschema, das Sie hier in diesem Buch kennen lernen.

Die Farbenlehre der Regenbogenlogik ist tatsächlich ganz anders als alles, was bisher über Farben geschrieben wurde. Es ist ein Geschenk des Kosmos, bestehend aus den acht Farbfunktionen von Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo, Violett und Magenta, die sich gegenseitig ergänzen. Das wirklich Neue besteht darin, dass hier die einzelnen Farbaussagen erstmals in einem engen Zusammenhang gezeigt werden und dabei, wie der Titel ankündigt, ihre eigene Logik entfalten.

Warum habe ich den Regenbogen als Bild für meine Vision gewählt? Der Regenbogen zeigt besonders eindrücklich die prismatischen Farben und ist zudem ein altes Symbol für die Verbindung von Mensch und Gott. Ich versuche damit auch zu zeigen, dass die Beschäftigung mit Farben immer Körper und Geist gleichzeitig anspricht. Nur so lässt sich ihre unglaubliche Heilkraft überhaupt erklären.

Zuletzt möchte ich darauf hinweisen, dass dieses Buch ziemlich kulturkritisch daherkommt, was eindeutig die Folge meiner Auseinandersetzung mit den göttlichen Schöpfungs- und Farbgesetzen ist. Ich wurde im Laufe des Schreibens immer nachdenklicher und glaube nun wirklich, dass sich unsere Erde an einem Wendepunkt befindet, an welchem wir rasch und radikal unser Verhalten ändern müssen. Denn erst, wenn wir auf unserem Planeten alle acht Farbfunktionen in ihrem harmonischen Zusammenspiel leben, werden wir das Gleichgewicht, das heisst den Frieden finden!

ROT UND VIOLETT: DIE ENDEN DES REGENBOGENS

Rote Lebensenergie

Die Farbe des Blutes bedeutet Kraft und Sicherheit. 500 000 Jahre alte Grabbeilagen von rotem Ocker in Ostafrika bezeugen bereits den symbolischen Schutzcharakter von Rot. Immer wieder wurden und werden bis heute Rot-Rituale neu erfunden: vom römischen Hochzeitsschleier, über Bänder, Amulette, Körperbemalungen bis zu Lippenstift und Wangenrouge. Speziell beliebt ist das Glück bringende Rot auch in China.

Rot bedeutet Blut, und Blut galt schon immer als Sitz der Lebenskraft. Der Rot-Zauber ist daher eigentlich ein Blut-Zauber und zeugt von Macht über Leben und Tod. Denken wir an bekannte Volksmärchen, in denen Blut eine Rolle spielt. In Schneewittchen zum Beispiel kündigen die drei roten Blutstropfen der Königinmutter im Gegensatz zum »weissen Namen« der Tochter den dramatischen Überlebenskampf an!

Rot war auch eine zentrale Farbe der alten Jagdkulturen, wohingegen die späteren Fluss- und Agrarkulturen Grün- und Blautöne bevorzugten. So war Rot im alten Ägypten weniger eine Lebensfarbe, sondern bedeutete hauptsächlich Gefahr und Tod. Bei Ägyptens Geografie ist das besonders verständlich. Der Nil mit seinen jährlichen Überschwemmungen garantierte die Fruchtbarkeit des Bodens, während die rote Wüste ein lebensfeindliches Territorium darstellte.

Natürlich kennen wir auch heute noch das hohe Wirkpotential der Verbindung von Rot (Blut) und Gefahr aus verschiedenen Signalisationen. Ein aktuelles Beispiel ist das relativ neue rote Warnschild für Radioaktivität.

Rot ist aber nicht einfach gleich Rot: das Rot des Blutes wirkt offensichtlich ganz anders als das Orangerot des Feuers. Auch Orangerot ist übrigens mit einer Körpererfahrung verbunden: Wer kennt nicht das Kinderspiel, bei dem man die Augen schliesst und sich dem Licht zuwendet, wobei ein leuchtend orangerotes Farbenmeer erscheint!

Die Farbpsychologie ist sich natürlich bewusst, dass dunkelrote und hellrote Farbtöne ganz verschiedene Aussagen haben und deutet tendenziell das helle Zinnoberrot als männlich- aggressive Farbe gegenüber dem weiblichen, »tragenden« Weinrot.1 Hierbei ist zu beachten, dass die geschlechtsspezifische Interpretation von Farben (leider) ein Dauerbrenner ist! Gerade das archaische Rot ist dafür anfällig, denken wir an das volkstümliche Klischee vom »männlichen Rot« gegenüber dem »weiblichen Blau«.2

Doch zurück zu den ursprünglichen Assoziationen von Rot und Blut, von Rot und Überleben. Hinter Rot steht nämlich die physiologische Funktion des Blutkreislaufes. Hier stellt sich unweigerlich die philosophische Frage, warum beim Beginn des Menschenlebens überhaupt ein Herz entsteht, das immer weiter schlägt und den Takt des Lebens angibt! Die Vermutung liegt nah, dass hinter dem körperlichen ein geistiger Antrieb stehen muss. Wir haben es hier mit dem Geheimnis zu tun, wie das Geistige überhaupt ins Körperliche dringt. Deshalb müssen wir an dieser Stelle auch klar über eine Sammlung von Fakten und Interpretationen hinaussehen. Es ist eine geistig-schöpferische Grundfunktion, die gesucht wird, eine Grundfunktion, die sich uns durch Rot offenbart bzw. durch Rot symbolisiert wird!

Die Farbe Rot stellt uns also vor die Frage: Wie erfolgt der Antrieb des Lebens über den Kreislauf? Der Begriff Kreis-lauf drückt es schon selber aus. Es ist eine kontinuierliche, repetitive Angelegenheit, ein ständiger Impuls, der zum Puls des Lebens wird. Rot symbolisiert daher die Repetitionsfunktion. Sie entspricht dem Feuer, das Prometheus den Göttern gestohlen und zu den Menschen gebracht hat. Ins Physische übersetzt, offenbart der Mythos von Prometheus bzw. die Repetitionsfunktion eine Urkraft, die mit Wärme aber auch mit Gestaltung zu tun hat. Etwas von diesem »göttlichen Feuer« (in der indischen Chakrenlehre spricht man von Kundalinienergie) wohnt als schöpferischer Impuls in jedem Menschen. Dieser Impuls oder diese Kraft drückt sich nicht nur in jedem Individuum sondern auch in jeder Lebensphase anders aus. Beim Kind zum Beispiel sind die roten Lebenskräfte bis zur Pubertät noch im ganzen Körper verteilt. Darum haben Kinder ja einen so ungeheuren Antrieb. In der mittleren Lebenszeit konzentriert oder »staut« sich viel Rotkraft im Bauch und in den Fortpflanzungsorganen. Erst nach den hormonellen Umstellungen der Menopause, die ja Frauen wie Männer auf verschiedene Art erleben, wirken die Rotkräfte erneut im ganzen Körper. Darum haben ältere Menschen prinzipiell wieder wie Kinder ein grosses Heilerpotential.

In einem weiteren Schritt müssen wir überlegen, wie wir heute als menschliche Gesellschaft mit der Repetitionsfunktion umgehen. Und hier wird gleich deutlich, dass wir eine regelrechte Entfesselung der Rotkräfte feiern! Die Funktion der Repetition wird immer häufiger absolut gesetzt. Wir sehen es in der Wirtschaft und im Konsumverhalten, wo sich die Repetitionsfunktion zur Gier verselbständigt. Auch die Weltgeschichte der letzten Jahrhunderte entwickelte einen Hang zu repetitiven Ideen, sprich zu Ideologien.

Wenn wir uns nochmals dem Bild des Kreislaufs zuwenden, dann sehen wir, wo das Problem liegt: Die Repetitionsfunktion bedeutet ursprünglich ein geschlossenes System. Die Vorstellung eines grenzenlosen Wachstums kann deshalb nur Zerstörung bzw. Selbstzerstörung bedeuten.3

1 Vermutlich hängt diese Aufteilung von Dunkelrot und Hellrot in weibliche und männliche Aspekte mit einem polaren Denken zusammen, wie es bei den Symbolen von Yin und Yang vorkommt.

2 In abgeschwächter Form und mit diametralen Umdeutungen reicht diese Rot-Blau-Farbachse bis in die Pastellfarbenwelt der Babymode. Rosa galt erst als Jungen- und später als Mädchenfarbe. Gekippt hat die Interpretation anfangs des 20. Jahrhunderts, als Blau nicht mehr als Marienfarbe galt. Im Gegenteil wurden blaue Marineuniformen und Arbeitsanzüge nun Vorbilder für die Einkleidung des männlichen Nachwuchses. Vgl. Eva Heller: Wie Farben wirken, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989, S. 117f

3 Die dominante Stellung von Rot hat natürlich auch entwicklungsgeschichtliche Gründe. Gemäss den vergleichenden Sprachforschungen von Paul Kay und Brent Berlin erhält Rot nach Schwarz und Weiss aber vor allen andern Farben eine abstrakte Bezeichnung im Farbvokabular. Vgl. Basic Color Terms: Their Universality and Evolution, Berkeley 1969. Rot ist ebenfalls die erste Farbe, die nach einer Hirnverletzung wieder wahrgenommen wird!

Die Farbtheoretiker und Rot

Rot, das wird uns im Lauf der Regenbogenlogik immer bewusster werden, ist die grosse Herausforderung unserer Zeit. Deshalb ist es gerade hier sinnvoll, uns einen kleinen farbtheoretischen Überblick zu verschaffen. Die heraus gepickten Ansätze zeigen zudem bestens, wie verwirrend vielfältig die Farbenforschung selber ist.

Max Lüscher

… gilt natürlich als Meilenstein in der Farbinterpretation. Er stellte 1947 seinen Test vor, der unterdessen in unzählige Sprachen übersetzt wurde. Lüscher mag eigentlich keine »müden Farben« wie Grau und Schwarz. Das bestätigt er 50 Jahre später in einem Interview zum Thema ROT in Meyers Modeblatt.4 Im Gespräch mit Meta Zweifel stellt er zudem klar, dass verschiedene Rottöne auch verschiedene Aussagen tragen. Ein Mensch könne also nicht einfach nur ein »munterer Rottyp« sein.

Weiter kritisiert Lüscher eine Farbanalyse nach männlichen und weiblichen Gesichtspunkten. In seinem berühmten Achtfarbentest definierte er Rot allerdings noch folgendermassen:

Rot ist »Willenstosskraft« … Zeitlich entspricht Rot der Gegenwart, symbolisch der kraftvollen Männlichkeit, den aufstrebenden und phallischen Formen und dem Feuer als geistiger Entzündung, zum Beispiel den Flammen des Pfingstgeistes. Rot will durchdringen, umgestalten und erobern …5

Im gleichen Test gibt es übrigens ein kaltes Rot, eine Art düsteres Magenta, das Lüscher Violett nennt. Jetzt zeigt sich klar, dass Lüscher ein Kind unserer Industriegesellschaft ist. Die Lebendigkeit des Roten wird prinzipiell nicht »im Kreis laufend« als Puls oder Impuls, sondern extrovertiert definiert. In andern Worten: Rot gilt als eine Form der Aggression. Dafür spaltet sich dann die ursprüngliche Lebendigkeit von Rot in unserer Gesellschaft – wie es Lüscher beispielhaft demonstriert – in einen zweiten magisch wirkenden und nach innen gerichteten »violetten« Gegenpol. Das heisst, ein Teil der Eigenschaften von Rot wird auf eine andere Farbe projeziert!

1990 ordnet Lüscher Rot dann dem Begriff Selbstvertrauen und dem Prototypen Robinson zu.6 Das tönt zwar weniger kriegerisch, hat aber immer noch, wenn auch in milderer Form, seine aggressive, bzw. erobernde Grundkomponente bewahrt.

Heinrich Frieling und Nachfolge

Der berühmte Farbpsychologe Heinrich Frieling (1910-66) verbindet in seinem Test, dem »Farbenspiegel«, Rot mit Gefühlen, Rosa hingegen mit weiblichem Fühlen.7 Wer die frühen Werke Frielings liest, kann sich denken, dass er aus historischen Gründen Männlichkeit nicht mit Rosa verbinden konnte, schrieb er doch in einer Epoche, in der die Nazis Homosexuelle mit rosa Winkeln kennzeichneten und internierten!

Der Volksmund weiss: Rot ist die Liebe. So wie aber der Liebesbegriff dehnbar ist, so auch die Interpretation von Rot als Gefühlsfarbe. Beim Ehepaar Inge und Gerd Schilling, Schülern Frielings, heisst es dann: Im Rot sitzt über dem Herzen das Ich, das Ego: Hier bin Ich zu Hause.8

Rot, die astrologische »Löwenfarbe«, gehört in Schillings Buch nicht zum Denken, sondern zum Handeln, eine weitverbreitete Gleichschaltung. Die Schillings verbinden Rot, das Ich-Symbol, auch mit Tatendrang und Impulsivität, also mit der aktiven Seite ihres Farbenkreises. Der rote Farbbereich im Kreis wird dabei klar als das männliche Powerprinzip verstanden.

Werfen wir nochmals einen Blick auf Lüscher, für den Gefühle und Bindung durch Blau verkörpert werden. Im seinem Achtfarbentest bedeutet Dunkelblau (Indigo) Gefühlstiefe, was auf die passive Interpretation von Blau als Ruhe und Entspannung zurückgeht. Blau wird deshalb bei Lüscher Voraussetzung für Einfühlung, ästhetisches Erleben und besinnliches Nachdenken.9

Wenn auch solche Definitionsvergleiche wie zwischen Frieling und Lüscher zuerst irritieren, so sind sie doch nötig. Denn es wird etwas klar, was schon der gesunde Menschenverstand weiss, was aber bei all der theoretischen Präsentation wieder vergessen geht, nämlich dass das »Rot-Gefühl« Frielings nicht dem »Blau-Gefühl« Lüschers entspricht! Zwar haben beide Farbtheoretiker funktionierende Testverfahren geschaffen, dennoch bleibt die fixe Zuordnung der Kategorien »Fühlen« und »Denken« sowie »männlich« und »weiblich« zu bestimmten Farben ein fragwürdiges Unterfangen!

Aura Soma

Das System mit den Farbfläschchen wurde in den 80er Jahren durch die beinahe blinde (!) englische Apothekerin Vicky Wall geschaffen. Verschiedene philosophische Deutungsansätze, wie die Kabbala, machen die therapeutische Arbeit mit Aura-Soma unberechenbar aber auch spannend.10

Als alternative Heilprodukte füllte Vicky Wall zweifarbige Wasser-Öl-Emulsionen in Fläschchen ab, um sie anschliessend noch zu benennen. Die Namensgebungen bilden dabei den Schlüssel, um ihr System zu verstehen. Aus bescheidenen Anfängen ist über die Jahre hinweg eine eigentliche Fabrikation geworden und das Fläschchenarsenal (unterdessen über 100 Stück) wächst auch heute noch an. Das Sortiment an Farbkombinationen dient als Ausgangslage sowohl für Behandlungen als auch für Farbentests. Bei den Tests wählen die Klienten für ein sogenanntes »Reading« jeweils vier Fläschchen. Damit werden wie bei Lüschers populärem Test insgesamt acht Farben von links nach rechts interpretiert.

Rot, die Farbe der Lebensenergie, spielt bei Aura-Soma auf eher untergründige Art eine Hauptrolle. Vicky Wall behauptete nämlich beharrlich, dass jeder sein Hauptfarbenthema habe, das sich in der bevorzugten Wahl seiner »Seelenfarbenflasche« zeige. Dazu ihr Imperativ: Du bist die Farben, die du wählst. Die Lieblingsflasche von Vicky Wall (mit der sie sich also selber definierte), ist »Gelb über Rot« und trägt den schönen Namen Sonnenuntergangsflasche. Zusammengemischt ergeben Rot und Gelb die vitale gelbrote Marsfarbe aus Lüschers Achtfarbentest!

Die Anziehungskraft dieser Farbkombination lässt sich aus Vicky Walls Biografie erklären. Früh verlor sie ihre Mutter und erlebte dann ein eigentliches Stiefmutter-Trauma. Die Sonnenuntergangsflasche ist hier in der Tat die Farbkombination eines »Schneewittchens«, das seine Lebenskraft gegen den Schatten der Mutter durchsetzen muss.

Ein Mutterkomplex an der Basis der Aura-Soma-Organisation wird für mich durch einige Auffälligkeiten bestätigt. Das beginnt damit, dass die Flaschen selber wie Geschöpfe definiert werden. Sie werden im Jargon der Aura-Soma Begründerin und ihrer Nachfolger geboren und wie in einem Taufakt benannt. Dazu passt auch, dass die Gemeinschaft der Aura-Soma Praktizierenden oft als family angesprochen wird.

Rudolf Steiner

Wie fasst er als »geisteswissenschaftlicher« Verwalter von Goetheschem Gedankengut die Farbe Rot auf? Goethe selber verwendete ja in seinem sechsteiligen Farbenkreis ein feuriges Orangerot sowie ein Purpur, dessen Idealvorstellung er am ehesten durch das getrocknete Pigment von Karmin verwirklicht sah.11

Steiner ist seinem Vorbild Goethe natürlich nicht in allem gefolgt, doch auch er teilt den Rotbegriff auf. Der Ausdruck Pfirsichblüth steht bei ihm für das Inkarnat. Welcher Farbton genau damit gemeint ist, konnte man mir auch im Steinerschen Farblabor nicht erklären. In der Natur sind Pfirsichblüten rosa mit einem dunkelroten Zentrum. Wahrscheinlich ist mit Pfirsichblüth eine ganze Farbskala gemeint, die sich auf die Haut bezieht, eine Skala, die nach Steiner das lebendige Bild der Seele darstellt. Es ist in seinem Modell eine Bildfarbe im Gegensatz zum eigentlichen Rot (des Blutes?), einer sogenannten Glanzfarbe: Rot ist der Glanz des Lebendigen. Diese verschiedenen Farbebenen von Bild und Glanz könnten darauf hinweisen, dass Steiner radikaler als andere Theoretiker mit der Vitalität von Rot »gebrochen hat«.12

Sind es Lebensängste oder mangelndes Urvertrauen, die ihn sagen lassen: Wenn man im Rot erleben kann das Erstrahlen und Erglühen des göttlichen Zornes mit allem, was an Möglichkeiten des Bösen in der menschlichen Seele liegen kann …? 13 Durch Beten, fährt Steiner dann gleich fort, könne man zur göttlichen Barmherzigkeit im Kern gelangen, dargestellt durch Rosa-Violett. Die volle Opposition von Rot wie Blut und Feuer gegenüber dem gedämpften Inkarnat klingt hier an. Es ist eine Opposition, die an die jüdische Kabbala erinnert, wo Rot die Strenge und Blau (bei Steiner im Violett enthalten), die Barmherzigkeit Gottes bedeutet.

Steiner spricht sogar diametral zu vielen andern Farbpsychologen, Rot die Willenkomponente ab und verschiebt sie in den Blaubereich. Rot, der Lichtpol, vertritt bei ihm die Gedankenwelt. Die Gedanken wiederum stammen aus der Vergangenheit, eine Idee, die der Astronomie entlehnt sein könnte. Der Wille, der sich nach Steiner in der Materie, im blauen Dunkelpol, befindet, weist dann logischerweise in die Zukunft. 14

Wassily Kandinsky

Ganz anders schlägt sich der Künstler und Kunsttheoretiker Kandinsky mit der Lebendigkeit von Rot herum. Seine Beschreibungen der Farbwirkungen werden wegen ihrer Anschaulichkeit immer gerne zitiert:

Das Rot, so wie man es sich denkt, als grenzenlose, charakteristisch warme Farbe, wirkt innerlich als eine sehr lebendige, lebhafte, unruhige Farbe, die aber nicht den leichtsinnigen Charakter des sich nach allen Seiten verbrauchenden Gelb besitzt, sondern trotz aller Energie und Intensität eine starke Note von beinahe zielbewusster immenser Kraft zeugt. Es ist in diesem Brausen und Glühen, hauptsächlich in sich und sehr wenig nach aussen, eine sozusagen männliche Reife.15

Altbekannte Themen erscheinen hier wie die Zuordnung von Rot zum Männlichen. Dazu kommen später im Text musikalische Vergleiche mit Fanfaren, Tuba und Trommel.

In seinem polaren Schema platziert Kandinsky Rot zwischen dem exzentrischen Gelb und dem konzentrischen Blau, als Farbe, die Bewegung in sich hat. Das trifft genau das Bild des Blutkreislaufs, des Kreislaufs überhaupt.16 Als typischer Künstler geht Kandinsky auch gleich von einer ganzen Palette von Rottönen aus:

Dieses ideale Rot kann aber in realer Wirklichkeit grosse Änderungen, Abschweifungen und Verschiedenheiten dulden. Das Rot ist sehr reich und verschieden in der materiellen Form. Man denke sich nur: Saturnrot, Zinnoberrot, Englischrot, Krapplack, vom hellsten in die dunkelsten Töne!17

Im Sinne des Bewegungscharakters von Farben stellt Kandinsky fest, dass es Rot, je mehr Gelb darin enthalten ist, umso stärker zum Menschen zieht.18

Wahrscheinlich müsste man Kandinskys Einstellung zu Rot als unverkrampft bezeichnen. Unter den bereits erwähnten Theoretikern steht er natürlich näher bei Lüscher als bei Steiner. Das bestätigen seine angstfreien Beurteilungen der verschiedenen Rotwirkungen sowie die überraschend negative Bewertung von Violett-Rosa mit den Worten krankhaft, erlöscht und traurig.19 Wir erinnern uns: Steiner hatte in diesem Farbzusammenhang noch von Gnade gesprochen!

4 1996, Nr. 34, S. 57ff.

5 Prof. Dr. Max Lüscher: Der Lüscher Test, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1970, S. 26

6 Der 4-Farben-Mensch, Goldmann, München 1991, S. 26

7 Muster-Schmidt Verlag, Göttingen 1955, S. 15ff.

8 Symbolsprache Farbe, Knaur, München 1996, S. 52. Rosa ist auch bei ihnen ganz im Stil Frielings mit Zartheit/Zärtlichkeit verbunden, es ist das kraftlose Gegenstück von Rot