Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Mysteriös, wirklich sehr mysteriös, was Felix diesmal alles so erlebt. Als wenn ein kleiner Vampir noch nicht aufregend genug wäre, kommen da auch noch Aliens und ein rätselhafter Toter ins Spiel. Wenn dann auch noch eine verrückte Schulstunde in einem verhexten Klassenzimmer stattfindet, na, dann kann doch wirklich nichts mehr richtig gerade laufen. Für Felix aber scheint das alles kein Problem zu sein. Er löst ganz sicher auch diese Dinge auf. Dass er letztendlich auch noch auf den Mars fliegt, scheint wohl total irre, oder?
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 224
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Der Tunnel
In San Francisco
Der Kompass
Papas Grab
Das Buch
Der Tote
Die Aliens – 1. Die Besucher
Die Aliens – 2. Das Böse
Die Aliens – 3
.
Die verrückte Schulstunde
Das verhexte Klassenzimmer
Ein Lied der Träume
Die verlorene Zeit
Im Wachsfigurenkabinett
Auf dem Mars
Der Erdstoß
Der kleine Vampir
Die Botschaft
Sternchens Rückkehr
Der Drache vom Himbeermilchsee
Der sagenhafte Vogel
Die schwarze Frau
Felix vor Gericht
Der Stern der Träume
Felix und der Teufel
Der kleine Felix war mal wieder auf großer Abenteuersuche. Erst vor wenigen Stunden hatte er Frau Kieselstein einen Ziegenbock vors Zimmer gestellt. Und nachdem daraufhin der Schultag ausfallen musste, weil Frau Kieselstein einfach nicht aus dem Zimmer gelassen wurde, hatte die Mami mit ihm noch ein ordentliches Hühnchen zu rupfen. Deswegen sann er nach Ablenkungen.
Er schritt den Seestern-Boulevard seiner Heimatstadt entlang und entdeckte ein großes Plakat an einer Häuserwand. Ein neuer Actionfilm wurde vorgestellt und Felix staunte über die verrückten Figuren, die darauf abgebildet waren. Er näherte sich dem Plakat und plötzlich ergriff ihn ein greller Lichtstrahl. Es war, als würde ihn der Strahl in das Plakat hineinziehen. Er konnte sich auch nirgendwo festhalten und fiel ins Bodenlose. Um ihn herum flirrten grelle bunte Lichter und er flog und flog und flog …
Es war wie in einem riesigen Tunnel, dessen gewölbte Decke sich ständig veränderte. Mal verformte sie sich zu einem seltsamen eckigen Gebilde, dann wurde sie wieder schlank und rund wie eine endlose Röhre. Doch nirgendwo gab es ein Halten, er flog einfach nur durch Raum und Zeit und tauchte schließlich in einen weißen Nebel ein. Es roch nach Frühlingsblumen und Kräutern.
Der Nebel verzog sich und Felix landete sanft und wohlbehalten auf einer grünen Wiese. Erschrocken schloss er seine Augen, weil er Angst hatte, in irgendeinem Erdloch zu verschwinden. Doch nichts dergleichen geschah. Zunächst blinzelte er noch, doch als er die helle Sonne über sich scheinen sah, öffnete er neugierig seine Augen.
Die grüne Wiese hatte eine runde Form. Und sie war nicht so endlos, wie sie ihm anfangs erschien. Um die Wiese herum standen kegelförmige Gebilde. Und neben ihm blinkten bunte Lampen auf einer kleinen Metallkonsole. Was hatte das zu bedeuten?
Am Rand der Wiese stand eine junge Frau in merkwürdiger Kleidung. Sie trug einen himmelblauen Overall und lächelte sympathisch zu Felix herüber. Der rief laut: „Wo bin ich?“
Die junge Frau kam über die Wiese gelaufen und meinte dann: „Na in Honigmond. Am Seestern-Boulevard.“
Felix schaute sich um. Das konnte doch unmöglich sein. An diesem Ort sah es eher aus wie in einem Garten. Sollte das wirklich der Seestern-Boulevard sein? Vor der Wiese entdeckte er ein tropfenförmiges weißes Gebilde.
Die junge Frau stellte sich vor: „Ich bin Lisa. Wenn Du willst, zeige ich Dir die Stadt? Das machen wir immer mit den Gästen, die durch den Transporttunnel gekommen sind.“
Felix schaute die vermeintliche Lisa misstrauisch an. Transporttunnel – was war denn das? War er etwa durch diesen Tunnel gereist? Egal! Er wollte wissen, ob er sich wirklich in Honigmond befand und lief Lisa entgegen. Die nahm Felix an die Hand und die beiden begaben sich zu dem weißen Tropfen vor der Wiese. Dieser öffnete sich, als die beiden davor standen und drinnen sah es ähnlich aus wie in einem Auto.
„Nimm Platz!“, rief Lisa freundlich und wies Felix mit einer Handbewegung ins Fahrzeug. Der setzte sich und als es sich Lisa neben ihm bequem gemacht hatte, schloss sich die ovale Luke und das Gefährt erhob sich geräuschlos in die Luft.
Felix staunte – nein, so etwas hatte er ja noch nie erlebt. Das Gefährt glitt elegant durch die Luft und blieb an so manchem Punkte stehen. Lisa erklärte dann, wo sie sich gerade befanden. Unter ihnen erstreckte sich der Honigmondboulevard und plötzlich rief Felix: „Da … da unten … mein Stern!“
Lisa schaute den kleinen Felix interessiert an und wollte sehr gern Genaueres von ihm wissen. „Was, Du hast dort unten einen Stern? Das ist ja toll. Wo denn?“
Felix deutete auf das Theater, welches viel größer war, als er es kannte. Dann meinte er verblüfft: „Es sieht so anders hier aus. Alles ist viel größer und das Theater dort, es funkelt ja in allen Farben. Wie kann das sein?“
Lisa lächelte wieder so sympathisch wie eben und meinte dann: „Ach so, ja, so sehen unsere berühmten Bauten aus. Sie sind mit einer organischen Schicht überzogen, die von selber leuchten und durch eine Fotosynthese Licht erzeugen. Das Theater wurde in den letzten hundert Jahren vollkommen verändert und um das Doppelte vergrößert. Man kann nun auch mit einem Raumgleiter dort landen. So haben die Gäste aus den Marsstädten ebenfalls die Möglichkeiten nach Honigmond zu kommen.“
Felix konnte kaum glauben, was er da hörte: die Gäste aus den Marsstädten – lebten dort etwa Menschen? Er ahnte längst, dass er sich in der Zukunft befand. Nur welches Jahr hatten die Leute hier gerade? Er fragte Lisa danach und die meinte, dass es das Jahr 2120 sei.
Felix blieb mal wieder der Mund weit offenstehen; eben wie immer, wenn er sich wunderte. Er sagte, dass er aus dem Jahre 2010 käme. Doch Lisa schien sich überhaupt nicht zu wundern. Sie wandte sich kurz von Felix ab und plötzlich erhob sich vor ihr ein großes Hologramm. Felix sah die Person nur von hinten und er hatte den Eindruck, die Person ähnelte seinem Papa. Allerdings konnte das nun wirklich nicht sein, denn wie sollte sein Papa in die Zukunft gelangt sein? Das war vollkommen unmöglich.
Schließlich verschwand das rätselhafte Hologramm und Lisa widmete sich wieder ihrem kleinen Gast aus der Vergangenheit. Sie sagte, dass der Transporttunnel noch ziemlich fehlerhaft sei. Er war ja eigentlich nur für intergalaktische Flüge gedacht. Aber weil es schon öfter diverse Fehler an diesem Tunnel gab, schien sie Felix alles zu glauben. Außerdem war er ja auch ein wirklich netter kleiner Junge, dem sie sehr gern alles erklärte, was sich so ereignet hatte in den vielen Jahren. Felix staunte, dass auf den funkelnden Bürgersteigen der Stadt lauter Sterne zu bewundern waren. Lisa bemerkte das und sagte schnell: „Ja, die Sterne sind nun auf allen Straßen Honigmonds zu bewundern, denn es gab und gibt viele große Stars und bemerkenswerte Menschen, denen man einen Stern gewidmet hat. Und da die Stadt größer geworden ist, hatte man schließlich diese wunderbare Idee.“
Felix fand das ganz toll und es sah von oben so schön aus, dass sich Felix gar nicht satt sehen konnte. Überall zwischen den neuen, pyramidenförmigen Häusern standen so merkwürdige Funktürme. Und Felix wollte wissen, was die zu bedeuten hatten.
„Die sind für die Abschirmung gefährlicher UV-Strahlungen und Kleinstmeteoriten aus dem Weltraum erbaut worden.“, entgegnete Lisa, „Sie erzeugen ein Antigravitationsfeld und reflektieren die schädlichen Einflüsse und Strahlungen wieder in den Kosmos hinaus. So ist es sicherer für die Menschen. Denn über die Jahre ist die Atmosphäre dünner geworden und musste mit künstlichem Sauerstoff angereichert werden. Damit der auch auf der Erde bleibt, wurden diese Säulen errichtet. Den genauen Funktionsverlauf kann Dir das Observatorium in West-Honigmond erklären.“
Felix hatte schon genug gehört. Er verstand ja gar nicht, wovon Lisa sprach. Er wusste nur, dass diese Türmchen gut für die Leute waren. Zum Observatorium wollte er nicht. Und das Gefährt flog weiter über die Stadt. Doch nicht nur dieses eine Fluggerät bewegte sich über den Pyramidenhäusern hinweg. Es gab unzählige solcher Fluggeräte. Sie bewegten sich alle nach einem bestimmten Schema durch die Luft. Es war, als gäbe es eine Luftordnung, nach der sich alle Fluggeräte richten mussten. Als er Lisa danach fragte, erklärte sie es ihm.
„Unsere Stadtgleiter halten sich an das Zufallsprinzip, welches von einem Rechner ständig neu berechnet wird. So wird jeder einzelne Stadtgleiter nach Bedarf höher oder niedriger am anderen vorbeigelotst, wenn die Flugbahn mal belegt sein sollte. So kommt sich niemand mehr in die Quere. Auch auf den unterirdischen Autobahnen funktioniert das so. Es ist alles aufs Genaueste ausgeklügelt. Außerdem haben wir dann noch die Transporttunnel, durch welchen auch Du gekommen bist. Durch sie können weitere Strecken mühelos und sekundenschnell überbrückt werden. Nur aus der Vergangenheit, da kam noch keiner hierher.“
Felix musste grinsen, denn solch ein Abenteuer würde ihm nicht einmal Frau Kieselstein glauben. Nur seine Mami, die würde staunen, wenn er davon erzählte.
So langsam kam ein gewisses Hungergefühl in ihm auf. Und diese ganze faszinierende Welt in hundert Jahren wurde ihm ein wenig zu viel. Er begriff es ja doch nicht und wollte eigentlich wieder zurück nach Hause. Lisa schaute Felix nachdenklich an und sagte: „Nun müssen wir mal sehen, was wir mit Dir machen. Eigentlich solltest Du ja wieder in Deine Zeit zurückgehen. Ich muss mal sehen, was ich da tun kann. Denn die Transporttunnel verwenden eine Art Überraum im Raum-Zeitgefüge, um Objekte zu transportieren. Wir fliegen zu dem Tunnel, durch welchen Du hierher gelangt bist und sehen einfach weiter.“
Lisa sprach einen Zahlencode und bestätigte diesen mit ihrem Passwort. Der Gleiter änderte sofort seine Flugrichtung und segelte über die leuchtend hellen Boulevards und die unzähligen Pyramidenhäuser zu der runden Wiese zurück. Dort stiegen die beiden aus und liefen zu der Metallkonsole mit den bunten Lichtern darauf. Felix sollte sich neben die Konsole in einen Kreis stellen, der ihm bei seinem Erscheinen gar nicht aufgefallen war, und warten. Lisa trat an die Konsole und sprach wieder einen seltsamen Zahlencode. Doch nichts passierte. Schließlich gab sie Felix noch ein Küsschen auf die Stirn und sagte leise: „Grüß mir das Jahr 2010 und nimm dieses Foto. Es zeigt Honigmond im Jahre 2120. Und nun gute Reise Felix!“
Sanft berührte sie einen blinkenden Sensor und augenblicklich tanzten um Felix die buntesten Farben. Wieder hatte er das Gefühl, als ob er ins Bodenlose fiele. Er fühlte sich leicht und frei wie ein Vogel. Der Tunnel verwandelte wieder seine Form und am Ende der Röhre entdeckte Felix ein weißes Licht. Dann würde er müde, sehr müde. Als er seine Augen wieder öffnete, fand er sich auf der Wiese vor dem Plakat wieder. Irritiert schaute er sich um, war er wirklich wieder daheim? Doch dann entdeckte er ein Straßenschild über der Straße: Seestern-Boulevard, und er war sich sicher, dass er in der richtigen Zeit angekommen war.
Allerdings schien niemand Notiz von ihm zu nehmen. Er stand auf und lief von der Wiese auf die Straße. Dann sprang er vergnügt über den Seestern-Boulevard und war doch froh wieder zu Hause zu sein. Ihm war es schon viel lieber, wieder die alt bekannten Autos und Häuser zu sehen. Nur die Mami, die würde wohl mit ihm schimpfen, denn den Streich mit der Ziege vor Frau Kieselsteins Zimmertür würde auf jeden Fall ein Nachspiel haben.
Als er sich der Schule näherte, sah er schon von weitem das blaue Polizeiauto. Schließlich wurde Frau Kieselstein aus der Schule geführt. Als Felix seine Lehrerein erblickte, wollte er gleich wieder davon laufen, doch die Lehrerin rief schon von weitem: „Felix, so warte doch! Ich muss Dir was sagen!“
Zögernd kam Felix näher und die Polizisten wollten von ihm wissen, ob er der kleine Junge war, der den wütenden Ziegenbock vor Frau Kieselsteins Büro angebunden hatte. Zunächst wusste Felix nicht, ob er alles zugeben sollte. Doch dann nickte er schuldbewusst mit seinem Kopf. Da klopfte ihm einer der Polizeibeamten freundschaftlich auf die Schulter und sagte dann: „Na, Du bist mir ja einer. Hast Frau Kieselstein das Leben gerettet. Dafür müsste man Dir einen Orden verleihen!“
Felix verstand noch immer nicht, was los war. Doch schließlich erfuhr er von der vollkommen aufgelösten Frau Kieselstein, dass es einen Amoklauf an der Schule gab. Der ehemalige Schüler sei betrunken durch die Schule gerannt und wollte sich an Frau Kieselstein rächen. Angeblich hatte sie ihm mal mehrere schlechte Zensuren gegeben. Doch als er bei Frau Kieselsteins Büro eintraf, empfing ihn schon der Ziegenbock, der furchtbar schlecht gelaunt war, weil ihn jemand in dieses Gebäude entführt hatte. Der Amokläufer kam ihm wie gerufen. Er versetzte ihm einen derart heftigen Stoß mit seinen Hörnern, dass der arme Junge meterweit durch die Luft flog und vor den verdutzten Polizisten, die Frau Kieselstein bereits gerufen hatte, liegen blieb. Schließlich riss sich der Ziegenbock los und wollte sich auch noch auf die Beamten stürzen. Doch die konnten das aufgebrachte Tier überwältigen und den Amokläufer, der nun selbst der Gejagte war, festnehmen.
Glücklicherweise blieb es nur bei dem schmerzenden Hosenboden des Amokläufers. Doch Frau Kieselstein hatte der Vorfall stark in Mitleidenschaft gezogen. Felix musste sie erst einmal wieder auf andere Gedanken bringen. Und deswegen erzählte er ihr auch sogleich von dem merkwürdigen Zeittunnel und Lisa, die ihn durch Honigmond des Jahres 2120 geführt hatte.
Frau Kieselstein verzog misstrauisch ihr Gesicht. Machte sich Felix etwa lustig über ihre missliche Lage? Sie spürte, wie ihre Kräfte zurückkehrten und wollte eigentlich gerade schimpfen. Doch dann fand sie, dass Felix eine Belohnung verdient hatte.
Sie gab ihm für die nächsten drei Tage Sonder-Schulfrei und Felix wollte sich schon darüber freuen. Allerdings hatte er da die Rechnung ohne seine Mami gemacht. Die fand es zwar wunderbar, dass Felix Frau Kieselstein auf eine solch kuriose Art und Weise das Leben gerettet hatte. Dennoch wusste sie irgendwie ziemlich genau, dass eigentlich ein ganz gemeiner Streich dahintersteckte und stellte ihren Sohn für die drei schulfreien Tage daheim für ihre recht üppige Hausarbeit an. Notgedrungen war Felix einverstanden, denn es hätte ja auch schlimmer kommen können. Immerhin war es ein ziemlich bösartiger Streich. Doch er fand sich mit allem ab, was die Mami mit ihm vorhatte und erzählte ihr schließlich von dem merkwürdigen Tunnel beim Plakat.
Die Mami lächelte und schwieg. Schließlich erzählte sie ihm, dass sie auch an dieser Stelle war. Sie war nämlich mal wieder auf der Suche nach ihm, weil ihn Frau Kieselstein nicht in der Schule gesehen hatte. Und dann zeigte sie Felix ein Foto von Papa. Er stand neben einer jungen Frau, die Felix recht bekannt vorkam: Lisa!
Wie konnte das nur sein? Die Mami meinte, dass Lisa ein Engel war, der sich um Papa kümmerte. Und die beiden sprachen noch lange über ihre unfassbaren Erlebnisse. Das Plakat allerdings wurde schon bald durch ein anders, nicht mehr so großes ersetzt. Felix schaute sich das Foto von Honigmond in der Zukunft an und wusste plötzlich, dass er dort vermutlich auch seinem Papa schon recht nahe gekommen war …
Endlich war es soweit! Felix und seine Mami fuhren nach San Francisco! Dort wollte er schon immer einmal hin. Nur reichte das Geld nie ganz aus, und die Mami vertröstete den kleinen Felix von einem Jahr zum anderen. Und nun, nach alldem endlosen Warten diese wundervolle Nachricht. Allein die Hinfahrt auf der breiten Autobahn war eine Attraktion.
Schon von weitem konnte Felix die riesige Silhouette dieser einzigartigen Stadt erkennen. Und er wäre am liebsten ausgestiegen, um sich an diesem Anblick satt zu sehen. Doch die Mami drängte ein wenig, denn sie wollte, dass sie zeitig genug in der Stadt eintrafen. Sie wollte nämlich zwei Tage dort bleiben, um Felix so viel wie nur möglich zu zeigen. Dazu hatte sie ein kleines Zimmer in einer gemütlichen Pension reserviert. Und es war auch wirklich sehr schön und komfortabel dort.
Die kleine Pension in der Hyde-Straße gefiel den beiden wirklich sehr gut. Aber noch viel besser gefiel dem kleinen Felix die Cable-Car-Straßenbahn. Diese historischen alten Wagen, die sich an einem Kabel durch die Straße bewegten fand er einfach genial. Am liebsten wäre er stundenlang mit den bunten Wagen durch die Straßen gefahren. Doch seine Mami wollte nicht, dass er ohne sie durch die Straßen zog. Sie befürchtete, dass Felix zu schnell abhandenkommen könnte. Und sie hatte ja auch schon so mancherlei erlebt mit ihrem neugierigen kleinen Sohn. Trotzdem wollte sie ihm den Wunsch erfüllen, mit einer solchen Straßenbahn zu fahren. Nachdem sie sich ein wenig ausgeruht hatten, gingen sie hinaus und fanden schnell eine Haltestelle der Bahn. Sie fuhr geradewegs die Hyde-Straße hinauf und Felix sprang ganz aufgeregt von einem Bein auf das andere, als sie vor seiner Nase anhielt. Schließlich rumpelte es und die Fahrt begann.
Es war schon faszinierend, welche Aussicht sich da bot. Man konnte bis zu der faszinierenden Bucht von San Francisco und einer Insel vor der Küste hinunterschauen und Felix war es, als würde er mit einem Riesenrad in den Himmel schweben. Schließlich fuhr die Bahn um eine Kurve und hielt an.
Doch plötzlich stürmten drei maskierte Männer aus einem Hauseingang genau auf die Straßenbahn zu. Felix bemerkte sie als erster. Doch als er seine Mami darauf hinwies, war es schon zu spät. Die drei sprangen in die Bahn und verlangten mit vorgehaltener Waffe nach Geld und Schmuckgegenständen.
Felix´ Mami hatte einen mächtigen Schrecken bekommen und große Angst um Felix. Doch der versteckte sich hinter seiner Mami und wartete erst einmal ab. Die Räuber kamen schließlich auch zu ihnen und schrien die Mami an, sie möge sofort ihre Uhr, sonstige Wertsachen und das gesamte Geld herausrücken. Felix, der sich noch immer hinter ihr versteckte, wurde das Ganze zu dumm. Er stellte sich vor seine Mami und rief ganz laut: „Nichts bekommt ihr! Wir haben so lange gespart, damit wir endlich mal nach San Francisco fahren konnten und nun nehmt Ihr uns alles weg. Das ist ungerecht! Wir geben Euch nichts!“
Doch die Gauner lachten nur hämisch und wollten Felix auf ihre Weise ruhig stellen. Da nahm die Mami ihre Armbanduhr vom Handgelenk und holte das restliche bisschen Geld aus der Börse. Schnell reichte sie alles einem der Gauner und sagte: „Hier, nehmen Sie das. Aber lassen Sie meinen Sohn in Ruhe!“
Die drei Gauner lachten wieder laut und forderten die Fahrgäste lautstark auf, die Bahn sofort zu verlassen. Sie wollten allein weiterfahren. Die Mami nahm ihren kleinen Felix an die Hand und die beiden stiegen zusammen mit den anderen Fahrgästen aus dem Wagen.
Irgendjemand hatte jedoch heimlich schon die Polizei alarmiert. Mit lautem Sirenengeheul bog die um die Ecke und wollte die Straßenbahn stoppen. Doch die Gauner ließen sich nicht mehr aufhalten. Sie setzten die Bahn in Bewegung und fuhren weiter den Berg hinauf.
Felix schaute dem Wagen traurig hinterher und ihm wurde schlagartig klar, dass dies nun das Ende der aufregenden Reise bedeutete. Denn sie hatten kein Geld mehr und würden zurück nach Hause fahren müssen. Einer der Fahrgäste, der ebenfalls bestohlen wurde, sagte leise: „Sei nicht traurig, wenn es eine Gerechtigkeit gibt, dann wird es den Gaunern noch leidtun, das kannst Du mir glauben.“
Damit streichelte er Felix übers Haar und lächelte die Mami so merkwürdig an.
Plötzlich verschwand er und die beiden konnten ihn nirgends mehr entdecken. Auf einmal hörten sie, wie die Bahn mitten auf dem Berg stehenblieb. Ihre Bremsen quietschten laut und irgendjemand schrie ganz furchtbar herum. Dann rumpelte es und die Bahn kam den Berg herunter gefahren. Doch wie war das nur möglich? Funktionierte das überhaupt mit einem solchen Kabel?
Felix, die Mami und die übrigen Fahrgäste, die sich bereits mit der Polizei unterhielten, starrten auf den heranrasenden Wagen. Der wurde schneller und schneller und preschte wie verrückt an ihnen vorbei. Da es ein ganzes Stück recht steil bergauf ging, musste der Wagen den gesamten Weg auch wieder herunter fahren. Als die Bahn an den Leuten vorüberraste, bemerkte Felix einen schwarz gekleideten Mann, der irgendetwas in der Hand hielt.
Die drei Räuber standen mit schreckverzerrten Gesichtern vor dem merkwürdigen Mann und wimmerten nur noch. Mehr konnte Felix nicht erkennen, denn der Wagen war schon vorbei gerast. Von weitem sah er, dass die Bahn bedenklich in den Gleisen schwankte. Es sah beinahe so aus, als würde sie jeden Moment aus ihrer Führung springen und sich vom Seil losreißen. Vorbeilaufende Passanten konnten sich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen und die Fahrzeuge fuhren schnellstens an die Straßenseite.
Als die Bahn unten war, hätte sie eigentlich gar nicht mehr weiterfahren können, denn es war Endstation und nicht mehr weit bis zum Meer. Offenbar funktionierten die Bremsen nicht. Mit einem lauten Knall schleuderte die Bahn aus dem Gleis und flog in hohem Bogen aufs Meer zu. Erschrocken befürchtete Felix schon das Schlimmste. Gleich würde der Wagen ins eiskalte Wasser stützen.
Doch das tat er nicht. Er flog bis zu einer vorgelagerten Insel. Die übrigen Fahrgäste, die ihre Stadt gut kannten, wussten, dass es sich bei der Insel um das stillgelegte berüchtigte Gefängnis von San Francisco handelte: Alcatraz!
Sie schauten sich schweigend in ihre entsetzten Gesichter und jeder wusste, dass hier gar nichts mehr mit rechten Dingen zugehen konnte. Schließlich verloren sie den Wagen aus den Augen und die Polizei nahm sofort die Verfolgung auf.
Als sie schließlich auf der Insel eintraf, brauchten sie gar nicht lange zu suchen. Der schwarz gekleidete Mann kam ihnen bereits entgegen. In seinem Schlepptau und in alten Handschellen, die er irgendwo im alten Gefängnistrakt gefunden haben musste, trabten die drei Gauner auf die staunenden Polizisten zu. Die Beamten konnten gar nicht glauben, was sie da sahen. So etwas hatten sie wirklich noch nie erlebt. Aber sie fanden es ganz toll, dass jemand die Ganoven geschnappt hatte.
Alle Fahrgäste und auch Felix´ Mami erhielten ihre Wertgegenstände und auch alles Geld zurück. Der sonderbare Retter sollte eine Belohnung erhalten. Und als er darum bat, die Belohnung für die Ergreifung der Räuber dem kleinen Felix geben zu dürfen, weil der sich so mutig den Gaunern in den Weg gestellt hatte, glaubte der, die Stimme seines Papas zu erkennen. Nur sehen konnte er ihn nicht, denn der fremde Mann hatte noch immer ein schwarzes Tuch vorm Mund.
Die Mami konnte ihr Glück gar nicht fassen. Nun konnte der Ausflug nach San Francisco doch weitergehen. Und Felix war überglücklich, dass sie noch nicht nach Hause fahren mussten.
Als die beiden an dem fremden Mann vorübergingen, beugte der sich zu Felix herab und meinte kurz: „Hier, nimm das Geld. Ich hab´s von den Cops bekommen. Es ist die Belohnung für Dich und Deine Mami. Macht Euch noch einen schönen Tag. Adieu!“
Felix wusste schon, wozu er das Geld ausgeben wollte. Er nahm kurz entschlossen seine Mami an die Hand und fuhr mit ihr den ganzen Nachmittag mit der Straßenbahn. Ja, die beiden hatten eine Menge Spaß. Und Felix wusste nun ganz genau, dass es sein Papa war, der die Ganoven geschnappt hatte.
Es war schon außergewöhnlich, dass unser kleiner Felix in seiner märchenhaften Stadt einen wunderschönen Stern auf dem Honigmondboulevard bekommen hatte. Er war auch wirklich sehr stolz darauf und lief mit seiner Mami oft dort entlang. Und manchmal schauten ihn die Leute an und dachten vielleicht: „Ist das dieser mutige Junge?“
Felix fühlte sich dann ganz stolz und wusste, dass er immer wieder anderen Menschen helfen würde, wenn sie in Not wären. Dieser Stern dort auf dem „Zimtstern-Pfad“ war so wunderschön und doch blieb er eben nur ein Stern. Denn eigentlich war es Felix, der ein Stern war, ein Star, ein Held. Deswegen schrieb man in der Presse von Honigmond ab und zu ein paar Zeilen über ihn. Seine Mami las ihm dann den Artikel vor und alle erinnerten sich an diesen Tag, an welchem er das kleine Mädchen aus dem brennenden Auto gerettet hatte.
Es schien ganz seltsam, aber immer, wenn Felix zum Himmel schaute, sah er Sternschnuppen oder Kometenschweife. Er wusste nicht, was all das zu bedeuten hatte und ging manchmal abends noch hinaus in den kleinen Vorgarten des Hauses und schaute in die Sterne. Es war eine ganz merkwürdige Verbundenheit, die er zu diesen himmlischen und doch so weit entfernten Objekten entwickelte. Er liebte sie auf seine Weise. Ach, so gern wäre er auf einem dieser fremden Welten dort draußen. Ob es dort Leben gab wie auf der Erde? Oder vielleicht noch viel Verrückteres, als Felix je erleben konnte? Er wusste es nicht und seine Mami hatte leider überhaupt keinen Sinn für solcherlei Märchenwelten. Sie hatte viel Arbeit in ihrer Agentur und musste die kleine Familie nach Papas Tod irgendwie durchbringen. Und da half es auch nicht, in einer Stadt wie Honigmond zu leben. Auch dort musste man sehen, wie man zurechtkam.
Dennoch war alles so geheimnisvoll an diesem Ort. Felix schaute in die Sterne und dachte oft an seinen Papa. Er war schon einige Jahre tot und doch schien es Felix manchmal, er sei ganz nah. Besonders, wenn er in die Sterne schaute, vielleicht nach seinem Papa dort draußen suchte, spürte er irgendwie ganz deutlich seine Anwesenheit. Seiner Mami erzählte er nichts davon, doch sie wusste längst, dass ihr kleiner Sohn so sehr an seinem Papa gehangen hatte. Dann beobachtete sie ihn abends heimlich, wenn er im Vorgarten stand und in die Sterne schaute. Sie verstand seine Sehnsüchte, immer wieder nach dem Papa zu suchen. Doch sie konnte ihm den Papa ja auch nicht zurück bringen. Aber sie waren ja in Honigmond, der Stadt der Träume.
Wen wunderte es da, dass sich Felix´ Papa manchmal zeigte. Felix aber gab sich nicht zufrieden damit, immer nur in die Sterne zu schauen. Er wollte vielmehr. Und so lief er eines Abends einfach hinaus, um draußen in der Natur nach dem Papa zu sehen. Vielleicht gelang es ihm ja doch noch, den Stern, auf dem Papa nun lebte, zu finden? Er lief immer weiter und entwickelte dabei eine erstaunliche Energie. Sie lag tief in seinem Inneren und an diesem Abend zeigte sie sich ganz deutlich.
Felix wollte den Papa wieder sehen, koste es, was es wolle. Es dauerte auch gar nicht lange, da hatte er die Stadt verlassen und fand sich auf einer unendlich erscheinenden Wiese wieder.
Allerdings konnte er es ja nicht so richtig erkennen, weil es ja dunkel war. Nur der Mond erbarmte sich und leuchtete ein bisschen, sodass Felix wenigstens sehen konnte, wohin er seine Schritte lenkte.
Irgendwo in den Pfannkuchen-Hügeln blieb er stehen und fand, dass dieser Ort genau der richtige war, um den Sternen ganz nahe zu sein. Und er setzte sich ins feuchte Gras und starrte in den funkelnden Sternenhimmel. Aber weder seinen Papa noch eine Sternschnuppe konnte er in dieser Nacht entdecken. Nur die glitzernden Lichtpunkte waren da, die pulsierten wie sein aufgeregtes kleines Kinderherz, das sich so sehr nach dem lange schon vermissten Papa sehnte.
Es war jedoch wie verhext. Ausgerechnet in dieser Nacht, wo er so weit gelaufen war, um den Papa sehen zu können, zeigte sich nicht die kleinste Sternschnuppe am Himmel.
So saß er stundenlang im Gras und musste plötzlich laut niesen. Wolken zogen auf und verdeckten den Mond und die Sicht in den Himmel. Felix stand auf, um mit hängendem Kopf wieder heim zu gehen.
Nur, in welche Richtung sollte er gehen? Er konnte ja nicht einmal mehr die Hand vor seinen Augen erkennen. Wie sollte er nun wissen, in welcher Richtung sich die Stadt befand? War sie links oder rechts oder vielleicht doch einfach nur geradeaus?