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Irgendwo auf einem wunderschönen und sonnigen Flecken dieser Welt lebt Felix, Felix Feuerholz. Woher er seinen Namen hat? Tja, das weiß niemand, vielleicht nur seine Eltern. Doch fest steht, dass ihm ständig die spannendsten Abenteuer widerfahren. Er kann es sich selbst nicht erklären und staunt, wohin ihn diese Abenteuer so treiben. Es ist eine Reise durch die unterschiedlichsten Lebensereignisse – und die Schule kommt natürlich auch nicht zu kurz. Manchmal scheint es fast, als wenn sich merkwürdige Dinge ereignen, Wunder vielleicht, die sonst keiner erlebt. Manchmal erscheint sogar eine sonderbare Silberwolke, die sich märchenhaft am sternenübersäten Himmelszelt fortbewegt. Was diese rätselhafte Wolke in sich birgt, kennt wohl nur Felix. Kommt einfach mit in Felix´ Welt und erlebt mit ihm die wundersamsten Dinge, die am Ende immer wieder gut ausgehen. Kommt mit Felix zusammen zu der Erkenntnis, dass alles um uns herum schön und spannend zugleich sein kann. Und freut Euch auf eine lustige Welt, die Welt von Felix Feuerholz.
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Seitenzahl: 230
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Felix und das große Wunder
Eine kleine Liebe
Heiliger Abend
Felix in Not
Die silberne Glocke
Der Traum
Der Freund
Der Clown
Der Schauspieler
Das große Abenteuer
Auf der Suche
Die verrückte Reise ins All
Das kleine Karussell
Masken
Ängste
Der Obdachlose
Die kranke Lehrerin
Das Wasser des Lebens
Die Weihnachtsgans
Der große Weihnachtsbaum
Stadt der Engel
Die Sterne
Piraten
Der Weihnachtsbriefkasten
Es war einmal ein kleiner Junge … Das heißt, eigentlich war er ja gar nicht mehr so klein. Er war ja schon sieben Jahre alt, hieß Felix Feuerholz und fühlte sich ziemlich erwachsen. Immerhin, er wusste viel und er kannte sich aus. Denn er lebte in einer schönen Stadt, in Honigmond. Aber es könnte auch überall auf dieser großen weiten Welt sein. Immer trottete er durch die vielen Straßen seiner schönen Stadt und suchte nach neuen Abenteuern. Natürlich fand er sie auch, doch manchmal wollte sich einfach keines einstellen.
Wie auch an diesem eigentlich so makellos herrlichen Sommertag. Felix kam gerade aus der Schule, wo er seiner Lehrerin Frau Kieselstein wie immer einige freche Streiche gespielt hatte, wo er aber sonst immer sehr brav lernte. Nachdenklich lief er durch die Straßen und wollte noch gar nicht nach Hause gehen. Vielleicht entdeckte er ja irgendetwas, das er bis dahin noch nie entdeckt hatte? Viele Kinder liefen durch die Straßen und manche waren wie er ziemlich lustig und sangen oder pfiffen sich irgendein fröhliches Liedchen. Felix aber setzte sich auf eine Bank, die auf einer kleinen Wiese eines Vorgartens stand und träumte. Ach, wie schön wäre es, wenn er die vielen Sterne vom Himmel holen könnte, wäre das nicht unglaublich verrückt?
Ja, es schien wirklich verrückt, denn am Tag sah man die Sterne ja nicht, weil es viel zu hell war. Da schob sich eine milchig aussehende Scheibe übers azurblaue Himmelszelt.
„Der Mond“, rief Felix, und lange blinzelte er zu der geheimnisvollen gelblichen Scheibe, die an diesem märchenhaften Sommertag recht merkwürdig zu grinsen schien.
„Den Mond müsste man vom Himmel holen“, flüsterte er leise in sich hinein und wusste doch genau, dass das eigentlich gar nicht möglich war. Ein wenig traurig stand er auf und lief langsam nach Hause. Dort empfing ihn seine Mami, die schon einige Zeit auf ihn gewartet hatte.
„Wieso kommst du denn erst jetzt“, erkundigte sie sich bei ihm und verwies den ahnungslos wirkenden Jungen auf die Abmachung vom gestrigen Abend. Denn die Mami wollte einige wichtige Dinge erledigen, hatte deswegen stundenlang auf ihren kleinen Sohn gewartet. Natürlich wusste sie nicht, dass der mal wieder seinen sonderbaren Träumen nachhing. Und so war sie wenig erfreut, dass Felix irgendwie gar nichts mehr von der Abmachung wissen wollte.
Als sie abgefahren war, dachte Felix an früher, als sein Papa noch lebte. Da war die Familie noch zusammen und nach seinem Tod waren nur noch die Mami und er auf der Welt. Da hatten sie sich geschworen, immer füreinander da zu sein und alles miteinander abzusprechen. Es war das grenzenlose Vertrauen, welches die kleine Familie seither zusammenhielt. Und nun hatte er sich nicht an die Abmachung gehalten. Nein, das war wirklich nicht so gut.
Als es Abend wurde, die Sonne langsam und feuerrot am Horizont versank, stand der kleine Felix noch lange auf der Terrasse des kleinen, nicht mehr ganz so neuen Hauses und schaute gebannt in den düsteren Himmel.
Ganz langsam schwamm der Mond in die Mitte des Firmamentes und schien sich unter all den plötzlich aufblitzenden Sternen irgendwie ziemlich wohl zu fühlen. Felix fiel sein Traum vom Nachmittag ein – ach, wie gern würde er diesen großen goldenen Mond vom Himmel holen, um ihn seiner Mami zu schenken. Doch er wusste ja, dass das nicht ging und so schlich er sich ins Haus zurück. Von seinem Zimmer aus schaute er dann doch wieder und wieder hinauf zum Himmelszelt und merkte gar nicht, wie die Nacht über die Stadt hereinbrach. Still war es draußen geworden und nur ein leiser Windhauch bewegte die Äste der Bäume, die leise knisternd aneinander stießen. Felix konnte einfach nicht schlafen und so schaute er eben aus dem Fenster.
Wie schön doch alles war, so in der Dunkelheit und so ganz allein. Plötzlich musste er weinen, denn er wollte seiner Mami doch eine Freude machen, weil er die Abmachung vergessen hatte. Immer wieder musste er sich die Tränen aus den Augen wischen, und auf einmal schien sein Traum vom Nachmittag den Mond am Himmel erreicht zu haben. Sein sonst immer gleichmäßig scheinendes grinsendes Gesicht wurde plötzlich recht ernst und seine Augen begannen sich zu bewegen. Nachdenklich schaute er zu dem kleinen traurigen Jungen auf der Erde und sprach dann leise zu ihm: „Na Felix, warum bist du denn so traurig?“ Felix, der bis dahin geglaubt hatte, allein aus dem Fenster zu schauen, erschrak ein wenig. Wer hatte da zu ihm gesprochen, es war doch gar keiner zu sehen?
Als er zum Mond am Himmel schaute, wollte er es anfangs nicht wahrhaben. Doch als der Mond schließlich erneut zu sprechen begann, glaubte er es dann doch.
„Warum bist du so traurig Felix, du hast doch alles, oder?“
Felix wischte sich die Tränen vom Kinn und schniefte laut. Dann holte er tief Luft und sagte: „Na weil ich meine Mami heute enttäuscht habe. Immer wollten wir füreinander da sein, und ich habe meiner Mami versprochen, dass ich ihr immer helfen werde. Außerdem sollte sie sich immer auf mich verlassen können und nun habe ich sie so sehr enttäuscht.“
Der Mond schloss seine Augen, und als er sie wieder öffnete, schaute er gar nicht mehr so traurig wie eben noch. Schließlich sagte er: „Aber Felix, du hast doch deine Mami nicht enttäuscht. Deine Mami weiß doch, dass du schon so viel für sie getan hast, dass du immer für sie da bist und sie liebt dich immer, auch, wenn du nichts für sie tust.“
Felix musste wieder weinen, und er verstand, was der Mond da zu ihm sagte. Dennoch ließ ihn das Gefühl nicht los, irgendetwas Gutes für seine Mami zu tun, etwas, worüber sie sich richtig freuen würde. Da sagte der Mond: „Ich hab da eine Idee. Weißt du was, ich mache mich ganz klein und komme zu dir. Dann steigst du auf mich drauf und wir fliegen zusammen zu deiner Mami. Wir holen sie einfach ab und sie wird sich sehr freuen, dass du an sie gedacht hast. Na, wär das was?“
Felix strahlte wieder und alle Traurigkeit schien vergessen.
„Na klar, das wär wirklich toll“, rief er vergnügt, und schon verkleinerte sich die große Scheibe des Mondes und ganz langsam driftete er zur Erde herab. Vor Felix´ Fenster blieb er stehen, formte sich zu einer Sichel, die aussah wie ein Schaukelstuhl und Felix kletterte auf ihn drauf. Er machte es sich so richtig bequem, und ehe er sich versah, ging es auch schon los. Der Mond stieg auf bis zum Himmelszelt und Felix staunte, denn von so weit oben hatte er seine Stadt noch niemals gesehen. Die vielen Lichter der Häuser, der Straßen und der Autos, es war schon faszinierend und beeindruckend zugleich. Schnell flogen sie zu Mimis Arbeitsstelle, einer kleinen Agentur in der Stadt und blieben vor dem Bürofenster der Mami stehen.
Vorsichtig beugte sich Felix ans Fenster und pochte laut dagegen. Als die Mami das Fenster öffnete und ihren kleinen Sohn auf der Sichel des Mondes sitzen sah, blieb ihr vor Erstaunen der Mund offenstehen. Wie konnte denn so etwas nur möglich sein, wie kam ihr kleiner Sohn auf den Mond, und wie kam letztlich dieser Mond bis hierher? Felix strahlte vor Freude, und dann bat er seine Mami, mit ihm und dem Mond nach Hause zu fliegen. Und weil die Mami ohnehin fertig war mit arbeiten, war sie einverstanden. Sie kletterte aus dem Fenster und nahm neben ihrem Sohn auf dem Mond Platz.
Als sie es sich gemütlich gemacht hatte, erhob sich der Mond und flog mit den beiden Gästen über die Stadt. Aber was war das? Irgendetwas schien sich dort unten auf der Straße zu tun, irgendetwas Schlimmes! Auch der Mond war erschrocken, denn eigentlich glaubte auch er, dass er nur zu Felix´ Haus fliegen bräuchte. Doch als er sah, dass auf der Straße unter ihnen ein Unfall zu sehen war, landete er schnellstens neben dem verunglückten Fahrzeug. Es war wohl in Brand geraten und die Flammen loderten bedrohlich in die Dunkelheit hinein.
Laute Schreie drangen an die Ohren von Felix, seiner Mami und des Mondes. Die beiden Fluggäste sprangen auf die Straße und Felix versuchte, eine der Autotüren, die noch nicht vom Flammenmeer erreicht wurden, zu öffnen. Es gelang, und inmitten des starken Rauchs entdeckte er ein kleines Mädchen. Am Steuer saß eine Frau, die bewusstlos sein mochte, denn sie rührte sich nicht. Felix´ Mami überlegte nicht lange, zog die leblos wirkende Frau hinterm Steuer hervor und zerrte sie bis zur Wiese des an der Straße stehenden Hauses. Felix zog unterdessen das Mädchen aus dem Auto, und kaum hatten sie die beiden in Sicherheit gebracht, knallte es und das Auto flog in die Luft. Der Mond fächelte währenddessen den Qualm so, dass er nicht zu den Unfallopfern auf der Wiese gelangte. Und Felix Mami rief den Notdienst, der rasch eintraf. Die beiden Verunglückten konnten glücklicherweise gerettet werden, doch es war wohl in allerletzter Sekunde.
„Länger hätten die beiden nicht im Rauch und dem Feuer sitzen dürfen“, sagte der Notarzt und dankte den beiden Rettern von ganzem Herzen.
Felix war froh, dass er das Mädchen vor dem sicheren Flammentod bewahren konnte und seine Mami war erleichtert, dass auch dessen Mutter am Leben geblieben war.
Schließlich war der Einsatz zu Ende und die beiden mutigen Retter kletterten auf den Mond, der sich alsbald langsam in den dunklen Nachthimmel erhob. Unterwegs unterhielten sich die Drei noch über das soeben Erlebte. Und als der kleine Felix schließlich in seinem Bettchen lag, winkte er noch einmal dem Mond bevor er hundemüde einschlief.
Am nächsten Morgen gab es nur dieses eine Thema, die aufregenden Erlebnisse der letzten Nacht! Und dann brachte es fast jede Nachrichtensendung: „Kleiner Junge und seine Mami retteten ein kleines Mädchen und seiner Mutter aus der tödlichen Flammenhölle!“
Felix, der an diesem Morgen noch ziemlich müde war, fühlte sich gut. „Das hast du wirklich gut gemacht, ich hab dich sehr lieb mein Junge“, sagte die Mami dann leise und Felix freute sich, denn er hatte genau das erreicht was er wollte: seiner Mami eine Freude gemacht.
An diesem Morgen musste er nicht gleich zur Schule, und so wunderte er sich, dass es nach dem Frühstück heftig an der Tür klingelte. Als er öffnete staunte er, denn da standen zwei sympathische Männer, die ihn baten, mit ihnen zu fahren. Natürlich fuhr seine Mami mit, und irgendwie schien es so, als wenn sie wüsste, worum es ging. Die Fahrt ging durch alle möglichen Straßen, bis sie schließlich auf dem Honigmondboulevard, dem berühmten „Zimtstern-Pfad“, wo viele seiner geliebten Stars aus dem Fernsehen einen Stern hatten, eintrafen. Es waren wunderschöne Sterne, die in den Gehweg eingelassen waren und genau dort standen viele Leute. Felix und seine Mami stiegen aus dem Wagen und die Menschen gaben einen nicht enden wollenden Beifall. Felix verstand die Welt nicht mehr, galt all dieser Applaus wirklich ihnen? Es galt ihnen, denn was der kleine Junge nicht wusste, er sollte an diesem Morgen für seine Heldentat der vergangenen Nacht geehrt werden. Und seine Mami schien sogar von alledem zu wissen.
Als er so hilflos wirkend auf dem berühmten Bürgersteig stand, bat ihn der Bürgermeister, ein rotes Tuch vom Gehweg herunterzunehmen. Felix tat es, und was er dann sah, konnte er nicht glauben: es war ein wunderschöner, funkelnder Stern, der seinen Namen trug. Dicke Tränen liefen dem mutigen Jungen übers Gesicht und seine Mami streichelte ihm wie immer sanft übers Haar. Sie war so unendlich stolz auf ihren kleinen Sohn, der ein kleines Mädchen gerettet hatte.
Aber, bei all dem Ruhm für ihn, sollte da nicht auch seine Mami …? Die schien seine Gedanken lesen zu können und sagte leis: „Ich brauche keinen Stern, denn ich habe ja schon einen.“
Felix wusste nicht, was seine Mami da meinte. Er wollte ihr doch auch eine große Freude bereiten, und dass nur er einen solch wundervollen Stern erhalten hatte, machte ihn dann doch ein wenig trübsinnig. Doch die Mami tröstete ihn schnell und meinte dann: „Ach Felix, sei nicht traurig, ich hab doch auch eine Auszeichnung erhalten. Ein Dankeschön und einen Schatz, den auch dieser schöne Stern hier nicht ersetzen könnte. Denn das, was ich habe, das bist doch du mein Sohn. Du bist für mich der Stern, der Dank und das Liebste, was eine Mutter je haben kann. Mehr brauche ich nicht und du bringst mir immer so viel Freude, das glaubst du gar nicht.“
Felix schaute schweigend, aber glücklich zu seiner Mami und dann zu den vielen Leuten, die um ihn herum standen. Es war, als wenn sie alle verstanden, was ihn gerade bewegte und dann klatschten sie wieder und riefen laut: „Es lebe unser kleiner, großer Held! Felix lebe hoch!“
Und es war ganz merkwürdig, denn der Mond, der kaum sichtbar am Himmelszelt schwamm, verzog ein wenig sein Gesicht. Aus seinen Augen schienen Tränen zu tropfen, die wie Sterntaler am Himmelszelt glitzerten und funkelten. Sie funkelten beinahe so geheimnisvoll wie dieser wunderschöne Stern, den Felix an diesem Tage bekommen hatte.
Der siebenjährige Felix lebte mit seiner Mami in der traumhaften Stadt Honigmond und hatte gerade erst seinen ersten Stern auf dem berühmten Fußweg, der sich „Zimtstern-Pfad“ nannte, bekommen. Dieses Wunder konnte Felix noch immer nicht fassen.
Doch als er das kleine Mädchen, welches er aus einem brennenden Auto gerettet hatte, im Krankenhaus besuchte, bemerkte er solch ein sonderbares Gefühl in seinem Herzen. Er kannte es nicht und er war ja auch erst sieben Jahre alt. Konnte er da solcherlei Gefühle wirklich schon haben? Er wusste nur, dass er dieses kleine Mädchen irgendwie sehr mochte. Wie sie in ihrem großen Bett im Krankenhaus lag und mit ihren noch viel größeren Augen zu ihm schaute, vergaß er einfach nicht. Sie hatte ihm einen feuerroten Feuerwehrmann als Dankeschön gebastelt. Dieser Feuerwehrmann war wohl das schönste, was er je bekommen hatte.
Doch als sie schließlich entlassen wurde, verlor sich ihre Spur. Sie hatte ihm nicht einmal geschrieben. Das ließ unseren kleinen Felix wirklich sehr traurig werden. Und immer wieder lief er zum Honigmondboulevard und schaute sehnsüchtig auf seinen großen funkelnden Stern. Ja, Felix war ein Star, ein richtig großer sogar! Und alle Feuerwehmänner des Distrikts waren unglaublich stolz auf ihn. Jeff, einer der Feuerwehrmänner, hatte sogar ein Foto von ihm in seinem Spind. Aber was brachte das Felix, wenn er dies kleine Mädchen, welches er aus der lodernden Flammenhölle gerettet hatte, nicht mehr fand. Immer wieder sah er ihre großen Augen und ihr lustiges Gesicht, welches ihn unablässig anlächelte. Nein, er musste sie wiederfinden.
Und so trottete er den Boulevard hinunter und kam an dutzenden Kinos vorbei. Ach, wenn er sie doch wenigstens auf einem dieser riesigen Plakate entdecken könnte. Vielleicht spielte sie sogar in einem dieser großartigen Verfilmungen mit? Doch so sehr er sich die vielen bunten Aushänge auch betrachtete, das kleine Mädchen fand er darauf nicht. Wo sie nur sein mochte?
Als er die Eierkuchen-Straße entlang lief und sich zur Ablenkung mal wieder ein Liedchen pfiff, sah er etwas weiter vor sich ein kleines Mädchen. Die kleine lief schnurstracks hinter einem großen Hund her und sah von hinten irgendwie aus wie das Mädchen, welches er so dringend suchte. Schnell hatte er sie eingeholt und er konnte es nicht fassen, denn sie war es! Auch das Mädchen schien erstaunt und schaute lange und ein wenig ungläubig zu Felix. Doch dann verzog sie ihr Sommersprossengesicht zu einem Lachen und drückte Felix die Hundeleine in die Hand. Dann rannte sie los und rief laut: „Fang mich!“ Und Felix, der noch unschlüssig mit der Hundeleine auf dem Bürgersteig stand lief los. Den erstaunten Hund zerrte er einfach hinter sich her.
Doch als er an eine recht belebte Kreuzung kam, sah er das Mädchen nicht mehr. Der Hund hatte Felix längst eingeholt und zerrte nun seinerseits recht heftig an der Leine. Felix konnte den großen Hund einfach nicht mehr halten und stolperte auf die Fahrbahn. Ein Auto hupte und Felix ließ vor Schreck die Hundeleine los. Der Hund sprang noch rechtzeitig auf die andere Straßenseite. Nur Felix schaffte es nicht mehr. Er sah nur noch das kleine Mädchen lachend irgendwo vor ihm verschwinden, dann wurde es dunkel um ihn herum. Diese Dunkelheit hielt jedoch nicht sehr lange an.
Aus der Ferne sah er ein Licht auf sich zurasen und dieses wundersame warme Licht kam rasch näher. War das seine Stadt? War das sein Haus, die Mami vielleicht? Es war nichts dergleichen. Es war eine hell leuchtende Silberwolke, in welche Felix hineintauchte. Ihm war irgendwie schwindelig und er hatte das seltsame Gefühl, immer tiefer zu fallen. Was konnte das nur sein? Er rief laut nach seiner Mami. Doch die war nirgends zu sehen. Und es war auch so still – wo war er nur? In der Silberwolke jedenfalls sah es wunderschön aus. Überall sah er hohe mächtige Säulen aus weißem Nebel und alles veränderte sich andauernd. Nichts blieb so, wie es war. Erst formte sich eine Säule, dann ein Regenbogen, schließlich wieder ein großes weißes Haus – es war einfach wunderschön. Und er fühlte sich so federleicht. So hatte er sich noch nie in seinem Leben gefühlt. In der Ferne sah er die Sterne. Doch von hier sahen sie anders aus. Verblüffend glichen sie seinem großen Stern auf dem Honigmondboulevard.
Ach, wie gern wäre er wieder zu Hause in Honigmond. Nur, wo war sein Zuhause? Er konnte außer dieser samtweichen Silberwolke nichts anderes entdecken. Da tauchte hinter einer der Säulen, die sich gerade erst gebildet hatte, zwischen all diesem weißen silbernen Nebel das kleine Mädchen auf. Es trug goldene Haare und ein weißes Kleidchen. Felix wollte gleich losrennen, um sie in die Arme zu nehmen. Doch er konnte sich nicht bewegen. Das Mädchen aber lächelte ihn an und hatte goldene Flügel auf dem Rücken. Kein Zweifel, Felix wusste, dass so etwas nur Engel hatten. Und als er ihr winken wollte, kam sie zu ihm geflogen und küsste ihn sanft auf die Wange. Da musste er weinen. Wie wunderbar doch alles war. Und er fühlte so viel in diesem Moment, viel mehr als daheim in der Stadt. Aber war da nicht auch dieser große Hund?
Und als würden seine Gedanken erhört, kam der plötzlich angerannt und sprang bellend um ihn herum. Dabei schaute er unseren Felix so unglaublich treuherzig an, dass der ihn so gern umarmt hätte. Nur versagten seine Arme und auch seine Beine. Er konnte sich nicht rühren. Trotzdem war alles so wunderbar, dass er ewig in dieser Wolke bleiben wollte. Das Mädchen streichelte Felix sanft übers Gesicht und sagte dann ganz leis: „Du musst nun wieder gehen. Aber es war so schön, Dich kennengelernt zu haben. Ich werde Dich nie vergessen!“
Felix liefen die Tränen über die Wangen und auch das kleine Mädchen mit seinen goldenen Haaren und den zarten Flügelchen weinte. Schließlich verschwand es hinter der Säule aus Nebel. Und der Hund schaute sich noch einmal kurz um, bis er sich ebenfalls in Luft auflöste. Felix war ganz traurig. Warum waren plötzlich alle fort? Und wo blieb eigentlich seine Mami? Und als ob auch dieser Wunsch erhört würde, kam sie plötzlich ganz langsam auf ihn zu. Sie schaute so besorgt wie noch nie zuvor und Felix machte sich bereits große Sorgen um sie. Besorgt fragte er sie: „Warum bist Du so traurig? Ich komme doch gleich wieder zurück. Wirst es sehen, gleich bin ich wieder bei Dir.“
Die Mami strich Felix übers Haar und nickte ihm zu. Dann verschwand auch sie und es wurde dunkel, wie schon einmal. Nichts war mehr zu sehen und Felix schien es als ob er wieder ins Bodenlose fiele. Er fühlte sich so einsam, so fern von allem, was er kannte. Wo war er nur? Wo war die Mami, wo das Mädchen, der Engel, der große Hund? Sie konnten ihn doch nicht einfach so im Stich lassen. Und wieder sah er in der Ferne ein Licht auf sich zukommen. Diesmal aber war es anders. Es war nicht mehr so intensiv und auch nicht so magisch. Rasch kam es näher und Felix hörte etwas pochen. Was war das nur? Wer pochte hier? Vorsichtig versuchte er, seine Augen zu öffnen. Gleißend helles Licht blendete ihn. Doch er war neugierig, wollte unbedingt wissen, wo er sich befand. Es strengte ihn zwar sehr an, doch als er die Augen ein klein wenig geöffnet hatte, sah er seine Mami vor sich. Und da wusste er, dass jenes Pochen nur sein eigener Herzschlag sein konnte. Mamis Tränen tropften auf sein Gesicht. Sie sagte irgendetwas und es hörte sich an wie: „Er kommt endlich wieder zu sich. Oh mein Gott, er lebt.“
Schließlich gelang es ihm, seine Augen ganz zu öffnen. Und da sah er das kleine Mädchen! Auch der große Hund stand neben ihr und etwas weiter hinten schaute ein Arzt im weißen Kittel besorgt zu ihm herüber. Aber wie kam dieses Mädchen nur hierher? Felix konnte es nicht fassen. „Wie bist Du aus der Wolke hierhergekommen“, fragte er das Mädchen.
Doch es kam keine Antwort, denn alle freuten sich, dass es Felix endlich wieder so gut ging. Schüchtern trat das Mädchen an Felix´ Bett und gab ihm ein Küsschen auf die Wange. Und Felix fühlte sich so gut, wie damals in der Silberwolke. So sanft und liebevoll hatte ihn bisher nur seine Mami geküsst. Und er wusste, dass er sie mochte. Die beiden lachten und Felix erzählte ihr von seinem Erlebnis in der Silberwolke. Er sagte, dass er sie dort gesehen habe. Da war sie allerdings ein Engel. Doch die Mami meinte plötzlich: „Von welchem Mädchen sprichst Du? Ich bin so froh, dass Du den Unfall überlebt hast. Mein kleiner Felix.“
Sie drückte ihren geliebten Sohn fest an ihr Herz und konnte ihn einfach nicht mehr loslassen. Es war ja auch wie ein Wunder und erschöpft schlief Felix schließlich ein.
Als er eine Woche später schließlich entlassen werden konnte, holte ihn seine Mami ab. Doch das kleine Mädchen mit dem großen Hund kam nicht. Ein wenig traurig fragte er die Mami, wo das Mädchen sei. Da antwortete die Mami: „Das Mädchen ist ganz sicher dort, wo es herkam. Denn Du weißt ja, sie ist ein Engel.“
Felix, ein kleiner siebenjähriger Junge, freute sich schon unglaublich auf das Weihnachtsfest. Er hielt es kaum noch aus und es würde gar nicht mehr lange dauern, wenn er mit seiner Mami die Tanne im Vorgarten und später auch den kleinen Weihnachtsbaum schmücken könnte.
Ach, darauf freute er sich schon so sehr. Und irgendwie schien es in diesem Jahr ein ganz besonderes Weihnachten zu werden. Schon im November schneite es ein ganz klein wenig und eine dünne Schneedecke überzog die Wiesen wie Puderzucker. Nur eines machte Felix so traurigseine Mami weinte oft heimlich im Bett. Sie wollte nicht, dass er es merkte, doch er hatte es so oft gehört.
Dabei sah er, wie sie sich Papas Bild anschaute und es an ihr Herz drückte. Ja, es war schon traurig, dass er nicht mehr da war. Und manchmal musste selbst der kleine Felix weinen. Aber an Weihnachten spürte er, dass sein Papa bei ihm war. Manchmal glaubte er sogar, dass sein Papa irgendwo in einer Ecke des Zimmers stand und ihn beobachtete, wie er die Weihnachtsgeschenke auspackte. Und manchmal glaubte Felix, den Papa neben dem Weihnachtsbaum gesehen zu haben. Er sah, wie ihm der Papa zuwinkte und dabei lachte. Ja, er erinnerte sich wirklich so gern an seinen lieben Papa. Doch leider war er ja nicht mehr da. Und Mami versuchte, immer zu lächeln und fröhlich zu sein. Aber leider gelang ihr das manchmal eben nicht. Nur, was sollte Felix nun tun? Konnte man da überhaupt noch etwas machen? Oft ging er mit ihr über den Honigmondboulevard, um ihr seinen Stern zu zeigen. Da freute sie sich so sehr, dass sie das Weinen beinahe vergaß. Aber eben nur beinahe, denn immer, wenn sie ihn dann an ihr Herze drückte, weinte sie schon wieder. Und nun kam das Weihnachtfest. Aber diesmal musste es eine Überraschung sein, die nur für sie ganz allein bestimmt war. Er dachte an einen richtig großen Weihnachtsbaum. Doch der kleine, den sie immer hatten, war so niedlich und so wunderschön, dass er eigentlich gar keinen anderen wollte.
Die Mami war auch mit dem kleinen Baum glücklich. Es musste schon etwas völlig anderes sein. Vielleicht sollte er extra lange und oft mit ihr über seinen Stern am Honigmondboulevard laufen. Dann wäre sie ja auch glücklich und würde sich freuen. Aber so ein richtiges Weihnachtsgeschenk konnte das nicht sein, denn das hatte er ja seiner Mami schon viel früher geschenkt.
Plötzlich wusste er es: er wollte seiner Mami das Lachen schenken. Nie mehr sollte sie weinen. Sie sollte immer fröhlich und guter Dinge sein. Aber der einzige, so glaubte Felix, der ihr das Lachen zurückgeben konnte, war der Papa. Und der war nicht da. Niedergeschlagen setzte sich Felix auf sein Bettchen und träumte davon, wenn sein Papa ganz plötzlich wieder zu ihnen zurückkäme. Da wäre die Freude riesengroß! Nicht nur die Mami würde immer fröhlich sein, auch er würde wohl immer lachen und herumhopsen wie ein Clown. Und als hätte er ein magisches Wort gesagt, wusste er auf einmal, wer der Mami das Lachen zurückgeben könnte: ein Clown!
Ja, ein Clown musste her! Papa hätte den bestimmt ganz wunderbar spielen können. Aber wenn der das könnte, vielleicht könnte das auch Felix? Skeptisch schaute er sich in seinem Zimmer um. Doch da gab es weder eine rote Pappnase noch ein Clownskostüm. Also, wie sollte er dann ein Clown sein? Vielleicht half es ja, wenn er zu Papa auf den Friedhof ging und ihn fragte, wie man all diese Sachen bekäme. Ob er Felix helfen konnte? Der hopste von seinem Bettchen und schaute aus dem Fenster. Wie gut, dass die Sonne so schön vom Himmel strahlte. Allerdings war die dünne Schneeschicht weggetaut. Bei diesem Wetter machte es sogar Freude, zu Papa zu gehen. Und er zog sich eine Jacke über und verschwand.
Da seine Mami noch nicht von ihrer Arbeit zurück war, brauchte er sich nicht einmal abzumelden. So lief er los. Unterwegs sah er viele Menschen, die sich freuten und lachten. Und er dachte bei sich, dass es vielleicht nicht schaden könnte, sie einfach zu fragen, wie sie zu diesem Lachen gekommen seien. Doch die Leute, die er ansprach, wunderten sich über diese wirklich etwas seltsame Frage. Die einen sagten, dass es ihnen einfach so zumute sein und sie sich wunderbar fühlten. Und andere meinten, dass es doch besser sei, das Leben fröhlich zu nehmen und über alles ein wenig zu schmunzeln, als sich über so manche Schwierigkeit zu ärgern. Ein alter Mann meinte sogar, dass das Lachen das Leben verlängerte, deswegen sei er auch so alt geworden. Er sagte zu Felix, dass er eigentlich gar keinen Grund brauchte, um sich zu freuen. Wenn er lachte, dann würde auch seine Mami lachen und alle wären froh. Felix schaute den alten Mann misstrauisch an und lief weiter.