Fluch des Wolfes - Patricia Briggs - E-Book

Fluch des Wolfes E-Book

Patricia Briggs

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Beschreibung

Atemberaubende Spannung, mysteriöse Wesen und die ganz große Liebe

Die Werwölfe sind an die Öffentlichkeit getreten und haben sich den Menschen zu erkennen gegeben. Doch wie fatal die Konsequenzen sein würden, konnte auch der Marrok, der mächtigste Werwolf Amerikas, nicht ahnen: In Boston treibt ein Serienkiller sein Unwesen — und all seine Opfer sind Werwölfe. Der Marrok schickt seinen Sohn Charles und dessen innig geliebte Gefährtin Anna in die Stadt, um herauszufinden, wer Jagd auf die Wölfe macht. Das ungleiche Traumpaar kommt dem Geheimnis schneller auf die Spur, als ihm lieb ist, denn nun geraten sie selbst in das Visier des Killers.

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Seitenzahl: 531

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PATRICIA BRIGGS

Fluch des Wolfes

Roman

Deutsche Erstausgabe

WILHELMHEYNEVERLAG

MÜNCHEN

Das Buch

Nach reiflicher Überlegung sind die Werwölfe an die Öffentlichkeit getreten und haben sich den Menschen zu erkennen gegeben. Die Hoffnungen auf ein friedliches Zusammenleben zwischen Menschen und Wölfen wird jedoch jäh zerstört, als ein brutaler Serienmörder in Boston Jagd auf Wölfe, Hexen und Feenwesen macht. Der Marrok, der mächtigste Werwolf Amerikas, schickt seinen Sohn Charles und dessen innig geliebte Gefährtin Anna in die Stadt, um die mysteriösen Morde aufzuklären. Das ungleiche Traumpaar kommt dem Geheimnis schneller auf die Spur als ihm lieb sein kann, denn nun geraten Anna und Charles selbst ins Visier des Killers …

Die Autorin

Patricia Briggs, Jahrgang 1965, wuchs in Montana auf und interessiert sich seit ihrer Kindheit für Fantastisches. So studierte sie neben Geschichte auch Deutsch, denn ihre große Liebe gilt Burgen und Märchen. Neben erfolgreichen und preisgekrönten Fantasy-Romanen wie Drachenzauber und Rabenzauber widmet sie sich ihrer Mystery-Saga um Mercy Thompson. Nach mehreren Umzügen lebt die Bestsellerautorin heute gemeinsam mit ihrer Familie in Washington State.

Die MERCY-THOMPSON-Serie

Erster Roman: Ruf des Mondes

Zweiter Roman: Bann des Blutes

Dritter Roman: Spur der Nacht

Vierter Roman: Zeit der Jäger

Fünfter Roman: Zeichen des Silbers

Sechster Roman: Siegel der Nacht

Die ALPHA & OMEGA-Serie

Erster Roman: Schatten des Wolfes

Zweiter Roman: Spiel der Wölfe

Dritter Roman: Fluch des Wolfes

www.twitter.com/HeyneFantasy/SF

@HeyneFantasySF

Titel der amerikanischen Originalausgabe

FAIR GAME

Deutsche Übersetzung von Vanessa Lamatsch

Deutsche Erstausgabe 02/2013

Redaktion: Kathrin Stachora

Copyright © 2012 Hurog, Inc.

Copyright © 2013 der deutschsprachigen Ausgabe by

Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: Animagic, Bielefeld

Karte: Michael Enzweiler

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN: 978-3-641-09417-1

www.heyne-magische-bestseller.de

Für all jene,

die im Dunkeln leben und gegen Monster kämpfen,damit wir anderen sicher sind.

Prolog

Es war einmal ein kleines Mädchen namens Leslie.

In dem Jahr, in dem sie acht wurde, passierten in ihrem Leben zwei Dinge: Ihre Mutter verließ Leslie und ihren Vater, um mit einem Börsenmakler nach Kalifornien zu ziehen; und mitten in einem sensationellen Mordprozess enthüllte das sagenumwobene Feenvolk aus den Märchen der Welt seine Existenz. Von ihrer Mutter hörte Leslie nie wieder etwas, doch beim Feenvolk war das anders.

Als sie neun Jahre alt war, nahm ihr Vater eine Stelle in einer fremden Stadt an. Sie zogen aus dem Haus, in dem Leslie aufgewachsen war, in eine Wohnung in Boston, wo sie die einzigen Schwarzen in einer sonst ausschließlich weißen Nachbarschaft waren. Ihre Wohnung lag im obersten Stockwerk eines schmalen Hauses, das Mrs. Cullinan gehörte, die im Erdgeschoss wohnte. Mrs. Cullinan passte auf Leslie auf, während ihr Vater arbeitete, und ihre stillschweigende Unterstützung erleichterte es Leslie, mit den Nachbarskindern in Kontakt zu kommen, die auf Kekse oder Limonade zu Besuch kamen. Unter Mrs. Cullinans kompetenter Aufsicht lernte Leslie Häkeln, Stricken, Nähen und Kochen, während ihr Dad das Haus und den Rasen der alten Frau perfekt in Ordnung hielt.

Selbst als Erwachsene war Leslie sich nicht sicher, ob ihr Dad die alte Frau bezahlt hatte oder ob diese sie ohne Absprache unter ihre Fittiche genommen hatte. Das hätte sie Mrs. Cullinan durchaus zugetraut.

Als Leslie in der dritten Klasse war, verschwand ein kleiner Junge aus dem Kindergarten. In der vierten Klasse verschwand eine ihrer Klassenkameradinnen, ein Mädchen namens Mandy. Im selben Zeitraum wurden auch viele Haustiere vermisst– überwiegend Kätzchen und junge Hunde. Nichts davon hätte Leslies Aufmerksamkeit erregt, wäre nicht Mrs. Cullinan gewesen. Auf ihren täglichen Spaziergängen (Mrs. Cullinan nannte sie »Kontrollbummel« und gab offen zu, dass sie herausfinden wollte, was die Leute in der Nachbarschaft so trieben) hielt die alte Dame vor Suchplakaten an Laternenpfählen und Ladenfenstern an, um dann ein kleines Notizbuch herauszuziehen und alle Informationen abzuschreiben.

»Suchen wir nach verlorenen Tieren?«, fragte Leslie schließlich. Überwiegend lernte sie durch Beobachtung und nicht durch Fragen, da die Leute ihrer Erfahrung nach besser mit Worten logen als mit Taten. Aber sie hatte keine gute Erklärung dafür gefunden, was mit den vermissten Haustieren geschehen sein konnte, und schließlich musste sie doch versuchen, mithilfe von Worten dahinterzukommen.

»Es ist immer gut, die Augen offen zu halten.« Das war keine richtige Antwort, aber Mrs. Cullinan klang besorgt, also hakte Leslie nicht weiter nach.

Als Leslies Geburtstagswelpe– ein Mischling mit braunen Augen und großen Pfoten– plötzlich verschwand, presste Mrs. Cullinan die Lippen zusammen und verkündete: »Es ist Zeit, dem ein Ende zu machen!« Leslie war sich ziemlich sicher, dass ihre Vermieterin nicht wusste, dass sie sie gehört hatte.

Ein paar Tage später aßen Leslie, ihr Vater und Mrs. Cullinan gerade zu Abend, als eine schicke Limousine vor Miss Nellie Michaelsons Haus hielt. Aus den dunklen Tiefen des glänzenden Wagens stiegen zwei Männer in Anzügen und eine Frau mit einem weiß geblümten Kleid, das zu sommerlich und luftig wirkte, um zu ihren Begleitern zu passen. Die Männer waren für eine Beerdigung gekleidet, sie dagegen für ein Picknick im Park.

Leslies Vater und Mrs. Cullinan verließen den Tisch, um unverhohlen aus dem Fenster zu starren, während die drei Leute, ohne anzuklopfen, Miss Nellies Haus betraten.

»Was…?« Der Gesichtsausdruck von Leslies Vater wechselte in einem Augenblick von neugierig (niemand besuchte je Miss Nellie) zu grimmig, und er packte seinen Revolver und seine Dienstmarke. Doch Mrs. Cullinan stoppte ihn auf der vorderen Veranda.

»Nein, Wes«, sagte sie seltsam leidenschaftlich. »Nein. Sie gehören zum Feenvolk, und sie sind hier, um einen Schlamassel des Feenvolkes zu bereinigen. Lass sie tun, was nötig ist!«

Leslie, die um die Beine der Erwachsenen herumspähte, sah endlich, was die beiden so in Aufregung versetzt hatte: Die zwei Männer trugen Nellie aus ihrem Haus. Sie wehrte sich, und ihr Mund war weit aufgerissen, als würde sie schreien, doch kein Laut drang heraus.

Leslie hatte immer gefunden, dass Nellie mit ihren traurigen blauen Augen und ihrem weichen Mund aussah, als wäre sie ein Model oder ein Filmstar. Aber im Moment sah sie nicht hübsch aus. Sie schien nicht verängstigt– sondern wütend. Ihr wunderschönes Gesicht war zu einer hässlichen Grimasse verzogen, die so beängstigend wirkte, dass sie Leslie selbst noch als Erwachsene in ihren Albträumen verfolgen sollte.

Die Frau in dem luftigen Feenkleid, die zusammen mit den Männern gekommen war, verließ das Haus genau in dem Moment, in dem die Männer Nellie endlich auf den Rücksitz der Limousine geschoben hatten. Sie verschloss die Haustür hinter sich, dann sah sie auf und entdeckte, dass drei Leute sie beobachteten. Nach kurzem Zögern schlenderte sie über die Straße und über den Gehweg auf sie zu. Die Frau schien sich nicht schnell zu bewegen, doch kaum hatte Leslie auch nur realisiert, dass sie auf sie zusteuerte, öffnete sie auch schon das Gartentor.

»Und was genau beobachtet ihr eurer Meinung nach hier gerade?«, fragte sie sanft, doch etwas in ihrer Stimme sorgte dafür, dass Leslies Vater die Pistole in seinem Holster entsicherte.

Mrs. Cullinan trat vor. Ihre Miene war so hart wie an dem Tag, als sie sich einer Gruppe Halbstarker gestellt hatte, die eine alte Frau für ein leichtes Opfer hielten. »Gerechtigkeit«, sagte sie mit derselben unterschwelligen Drohung in der Stimme, die dafür gesorgt hatte, dass sich die Jungs lieber nach anderer Beute umgesehen hatten. »Und werden Sie bloß nicht frech! Ich weiß, was Sie sind, und ich habe keine Angst vor Ihnen!«

Die seltsame Frau senkte in einer aggressiven Geste den Kopf, und ihre Schultern verspannten sich. Leslie trat hinter ihren Vater. Aber Mrs. Cullinans Antwort hatte die Aufmerksamkeit der Männer neben der Limousine erregt.

»Eve!«, rief einer der Männer leise, die Hand auf der offenen Autotür. Sein Akzent klang so deutlich irisch wie der von Mrs. Cullinan, seine Stimme voll und schön. Mühelos drang sie über die Straße, als handelte es sich um das einzige Geräusch weit und breit. »Komm zum Auto und leiste Gordie Gesellschaft, ja?« Selbst Leslie wusste, dass dies keine Bitte war.

Die Frau versteifte sich. Sie kniff die Augen zusammen, aber sie drehte sich um und ging. Nachdem sie seinen Platz am Auto eingenommen hatte, kam der Mann über die Straße.

»Sie müssen Mrs. Cullinan sein«, sagte er, sobald er nah genug für ein ruhiges Gespräch war. Er hatte eines dieser unauffällig gut aussehenden Gesichter, die in einer Menschenmenge nicht weiter herausstachen– bis auf die Augen. Egal, wie sehr sie sich bemühte, Leslie konnte sich nie daran erinnern, welche Farbe diese Augen hatten; nur daran, dass sie seltsam und wunderschön waren.

»Sie wissen, dass ich das bin«, entgegnete Mrs. Cullinan steif.

»Wir wissen zu schätzen, dass Sie uns angerufen haben, und ich würde Ihnen gern eine Belohnung hinterlassen.« Er hielt ihr eine Visitenkarte entgegen. »Einen Gefallen, wenn Sie ihn dringend brauchen.«

»Meine Belohnung besteht darin, dass die Kinder wieder sicher spielen können.« Sie stemmte die Hände in ihre Hüften und machte keinerlei Anstalten, dem Mann die Karte abzunehmen.

Er lächelte, ohne seine Hand zu senken. »Ich werde Ihnen nichts schuldig bleiben, Mrs. Cullinan.«

»Und ich bin nicht so dumm, ein Geschenk von den Feen anzunehmen!«, blaffte sie.

»Eine einmalige Belohnung«, beharrte er. »Etwas Kleines. Ich verspreche, dass Ihnen oder den Ihren kein absichtlicher Schaden zugefügt wird, solange ich lebe.« Dann fügte er mit schmeichelnder Stimme hinzu: »Kommen Sie! Ich kann nicht lügen. Wir leben in einer anderen Zeit, in der Ihre Art und unsere lernen müssen, zusammenzuleben. Sie hätten Ihre Vermutungen– die vollkommen richtig waren– auch der Polizei darlegen können. Hätten Sie das getan, wäre sie nicht verschwunden, ohne noch viel mehr Kinder zu töten als nur die, die sie bereits entführt hatte.« Er seufzte und warf einen Blick über seine Schulter zu den getönten Scheiben der Limousine. »Es ist schwer, sich zu verändern, wenn man so alt ist, und unsere Nellie hatte schon immer die Angewohnheit, kleine Dinge zu fressen.«

»Weswegen ich Sie gerufen habe«, erklärte Mrs. Cullinan beherzt. »Ich wusste nicht, wer die Kleinen entführt hatte, bis ich vor zwei Tagen Nellie in unserem Hinterhof gesehen habe und am nächsten Morgen der Welpe dieses Kindes fehlte.«

Der Feenmann schaute zum ersten Mal Leslie an, aber sie war zu durcheinander, um seine Miene zu deuten. »Kleine Dinge fressen«, hatte der Mann gesagt. Und Welpen waren klein.

»Ah«, entfuhr es ihm nach einem langen Moment. »Kind, lass dir zum Trost gereichen, dass der Tod deines Welpen bedeutet, dass niemand sonst mehr durch ihre Untaten sterben wird. Kaum eine faire Entschädigung, das weiß ich, aber immerhin etwas.«

»Geben Sie es ihr!«, verlangte Mrs. Cullinan plötzlich. »Ihr Welpe ist tot. Geben Sie ihr die Belohnung! Ich bin eine krebskranke alte Frau; ich werde das nächste Jahr nicht mehr erleben. Geben Sie sie ihr!«

Der Feenmann musterte Mrs. Cullinan, dann ging er vor Leslie auf ein Knie. Sie umklammerte mit tränenüberströmtem Gesicht die Hand ihres Vaters. Sie wusste nicht, ob sie um ihren Welpen weinte oder um die alte Frau, die mehr eine Mutter für sie war, als ihre Mutter es je gewesen war– oder um sich selbst.

»Ein Geschenk für einen Verlust«, erklärte er. »Nimm das und benutze es, wenn du es am dringendsten brauchst.«

Leslie versteckte ihre freie Hand hinter dem Rücken. Der Mann versuchte, den Tod ihres Welpen durch ein Geschenk wiedergutzumachen, genauso wie die Leute es versucht hatten, nachdem ihre Mom gegangen war. Geschenke machten nichts besser. Ihrer Erfahrung nach traf sogar das Gegenteil zu. Der riesige Teddybär, den ihre Mama ihr am Abend ihres Auszuges gegeben hatte, saß ganz hinten in Leslies Schrank vergraben. Sie schaffte es einfach nicht, ihn wegzuwerfen, aber sie konnte ihn auch nicht anschauen, ohne dass ihr schlecht wurde.

»Mit dem hier kannst du ein Auto oder ein Haus bekommen«, erläuterte der Mann. »Geld für eine Ausbildung.« Er lächelte recht freundlich– und sah plötzlich vollkommen anders aus, irgendwie realer, als er weitersprach: »Oder um einen anderen Welpen vor Monstern zu retten. Du musst es dir einfach nur ganz fest wünschen und die Karte zerreißen.«

»Jeder Wunsch?«, fragte Leslie misstrauisch und nahm die Karte, eher weil sie nicht mehr im Fokus der Aufmerksamkeit dieses Mannes stehen, als dass sie die Karte besitzen wollte. »Ich will meinen Welpen wiederhaben.«

»Ich kann nichts und niemanden wieder zum Leben erwecken«, erklärte er ihr traurig. »Könnte ich es, würde ich es tun. Aber davon mal abgesehen, kann ich fast alles.«

Sie starrte auf die Karte in ihrer Hand. Jemand hatte nur ein Wort darauf geschrieben: GESCHENK.

Er stand auf. Dann lächelte er– ein so fröhliches, strahlendes Lächeln, wie sie es noch nie gesehen hatte. »Und, Miss Leslie«, ergänzte er, obwohl er ihren Namen gar nicht hätte kennen dürfen, »nicht einfach mehr Wünsche wünschen! So funktioniert es nicht.«

Sie hatte sich gerade gefragt…

Der seltsame Mann drehte sich zu Mrs. Cullinan um, nahm ihre Hand und küsste sie. »Sie sind eine Dame von seltener Schönheit, schneller Auffassungsgabe und großzügigem Geist.«

»Ich bin eine neugierige alte Vettel, die sich überall einmischt«, erwiderte sie, aber Leslie merkte, dass sie trotzdem erfreut war.

Als Erwachsene bewahrte Leslie die Visitenkarte, die der Feenmann ihr gegeben hatte, hinter ihrem Führerschein auf. Sie war noch so frisch und sauber wie an dem Tag, als sie sie bekommen hatte. Zur großen Überraschung ihrer Ärzte verschwand Mrs. Cullinans Krebs auf wundersame Weise, und sie starb erst zwanzig Jahre später im Alter von vierundneunzig Jahren in ihrem eigenen Bett. Leslie vermisste sie immer noch.

Sie hatte an jenem Tag zwei wertvolle Dinge über das Feenvolk gelernt: Sie waren mächtig und charmant– und sie fraßen Kinder und Welpen.

1

Geh nach Hause!«, knurrte Bran Cornick Anna an.

Niemand, der ihn so sah, vergaß je, was hinter der freundlichen Fassade des Marrok lauerte. Aber nur dumme– oder verzweifelte– Leute riskierten es, seinen Zorn herauszufordern, und damit auch das Monster hinter der Maske des netten Kerls. Anna war verzweifelt.

»Wenn du mir versicherst, dass du meinen Ehemann nicht mehr rufen wirst, damit er Leute umbringt«, erklärte Anna verbissen. Sie schrie nicht, sie brüllte nicht, sie konnte jedoch auch nicht einfach aufgeben.

Offensichtlich hatte sie ihn bis an die äußersten Grenzen seiner Geduld und seines zivilisierten Verhaltens getrieben. Er schloss die Augen, wandte den Kopf ab und forderte sie sehr freundlich auf: »Anna. Geh nach Hause und beruhige dich!« Was er meinte, war, dass sie nach Hause gehen sollte, damit er selbst sich beruhigen konnte. Bran war Annas Schwiegervater, ihr Alpha und außerdem der Marrok, der alle Werwolfrudel in diesem Teil der Welt allein durch seinen Willen regierte.

»Bran…«

Mit der Kontrolle über seine Wut verlor er auch die Kontrolle über seine Macht. Die fünf anderen Wölfe im Raum, die sich neben Anna im Wohnzimmer seines Hauses aufhielten, ließen sich zu Boden fallen, selbst Brans Gefährtin Leah. Sie senkten ihre Köpfe und legten sie leicht schräg, um ihm ihre Kehlen darzubieten.

Bran machte keine drohende Geste, doch dass sie sich so schnell unterwarfen, bewies seine Wut und Dominanz. Nur Anna blieb, ein wenig überrascht über ihre eigene Kühnheit, auf den Beinen. Als Anna misshandelt und unterworfen nach Aspen Creek gekommen war, hätte sie sich schon für eine Woche in einer Ecke verkrochen, wenn jemand sie nur angeschrien hätte.

Sie suchte Brans Blick und fletschte leicht die Zähne, als die Welle seiner Macht wie eine Frühlingsbrise über sie hinwegwehte. Nicht dass sie keine Angst hatte, aber nicht vor Bran. Er würde sie niemals verletzen, das wusste sie, egal was ihr Stammhirn ihr einreden wollte.

Sie hatte panische Angst um ihren Gefährten. »Du irrst dich«, erklärte Anna ihm. »Du liegst falsch, falsch, falsch! Und du bist entschlossen, das nicht einzusehen, bis er über jede Heilung hinaus zerstört ist.«

»Werde erwachsen, kleines Mädchen!«, knurrte Bran, und jetzt waren seine Augen– in denen langsam ein heller Goldton das Haselnussbraun verdrängte– auf sie gerichtet und nicht mehr auf den Kamin in der Wand. »Das Leben ist kein Zuckerschlecken, und jemand muss die harten Aufgaben erledigen. Du wusstest, was Charles ist, als du ihn geheiratet und als deinen Gefährten angenommen hast.«

Er versuchte, es darzustellen, als ginge es um sie, damit er nicht auf sie hören musste. Er konnte nicht so blind sein! Es war seine Sturheit. Und deswegen machte sein Versuch, die Diskussion zu verschieben– wo es überhaupt keine Diskussion geben sollte–, Anna einfach nur wütend.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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