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Das Buch enthält Anekdoten, kleine Geschichten und interessante Fakten zu 222 Bahnhöfen in Europa. Kleine Anekdoten, interessante Fakten und historische und aktuelle Geschichten zu 222 europäischen Bahnstationen von Amsterdam bis Zagreb, von Helsinki bis Lissabon. Für alle, die auf Bahnhöfe(n) abfahren.
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Seitenzahl: 153
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Machnower Str. 65
14165 Berlin
Titel Innenseite: alter Bahnhof von s-Hertogenbosch (Wikipedia)
Vorwort
Nordeuropa
1.1 Schweden
1.2 Norwegen
1.3 Dänemark
1.4 Finnland
1.5 Baltikum
Benelux
2.1 Niederlande-Randstad
2.2 Übrige Niederlande
2.3 Belgien
Frankreich
3.1 Paris und der Norden
3.2 Elsaß und Lothringen
3.3 Übriges Frankreich
Großbritannien und Irland
4.1 Raum London
4.2 Südengland
4.3 Mittel- und Nordengland
4.4 Schottland
4.5 Wales und Insel Man
4.6 Nordirland
4.7 Republik Irland
Südeuropa
5.1 Italien
5.2 Spanien
5.3 Portugal
5.4 Griechenland
5.5 Zypern und Malta
Mittel und Osteuropa
6.1 Polen
6.2 Tschechische Republik
6.3 Slowakei
6.4 Ungarn
Südosteuropa
7.1 Slowenien
7.2 Kroatien
7.3 Serbien und Montenegro
7.4 Makedonien und Kosovo
7.5 Rumänien
7.6 Bulgarien
7.7 Türkei
Russland und die Ukraine
8.1 Ukraine
8.2 Russland- europäischer Teil
8.3 Sibirien
Kaukasus
Anhang
Literatur
Eisenbahnbücher gibt es viele, aber Bücher zu Bahnhöfen schon weniger. Vor allem fehlt es an leicht lesbaren internationalen Übersichten zu interessanten Bahnhöfen.
Im Sommer 2007 brachte ich deshalb das Taschenbuch Palast der tausend Winde und Stachelbeerbahnhof heraus, welches kleine Geschichten, interessante Fakten und Anekdoten zu 200 Bahnhöfen weltweit enthielt. Im Laufe der Zeit sammelten sich weitere Anekdoten an. Anfang 2009 publizierte ich schließlich einen zweiten Band ‚Der Lebkuchenbahnhof am Ende der Welt’ mit 200 Anekdoten zu Bahnhöfen außerhalb Europas. Mittlerweile ist ein weiterer Band zu amerikanischen Bahnhöfen dazugekommen (‚Grand Central Terminal und Pampabahnhof‘).
Doch da es zu Bahnhöfen in Europa noch weitere Anekdoten und interessante Fakten gibt, ergab sich die Notwendigkeit eines eigenen Europabandes, um alle Geschichten unterzubringen.
Das vorliegende Buch enthält somit Anekdoten und Fakten zu 222 europäischen Bahnhöfen (außerhalb Deutschlands und den Alpenländern).
Gegenüber der letzten, im Sommer 2014 publizierten Auflage neu aufgenommene Bahnhöfe sind mit einer Raute gekennzeichnet, besondere Geschichten mit einem Stern .
Eine Neuauflage ist alle zwei Jahre geplant. Der Autor reist selbst viel mit der Bahn und hofft, dass die eine oder andere Geschichte, für Reisende, die auf Bahnhöfe(n) abfahren, interessant ist.
Jörg Berkes (Langen) möchte ich für Hinweise zu dieser Auflage herzlich danken.
Bonn, im August 2019
Richard Deiss
Vassijaure und das Einschussloch
An der Erzbahn Kiruna-Narvik, 7 km vor der norwegischen Grenze, liegt der Bahnhof Vassijaure. Am 20. Mai 1940 stand hier Sven Sjöberg, ein junger schwedischer Ranger, am Bahnsteig und wartete auf einen Brief, der mit dem Zug kommen sollte. Doch plötzlich tauchte ein deutsches Amphibienflugzeug auf, das in niedriger Höhe auf die Bahnstation zuflog. Da die Deutschen zuvor Norwegen besetzt hatten und die Station in Grenznähe lag, war sie mit Geschützen ausgestattet und sogar ein gepanzerter Zug war hier stationiert. So wurde das Feuer auf das Flugzeug eröffnet. Die Deutschen erwiderten es und Sjöberg wurde getroffen. Schwer verletzt wurde er mit dem Zug nach Kiruna gebracht, doch er starb noch während der Fahrt. Am nächsten Tag traf am Bahnhof Vassijaure Post für Sjöberg ein - die Erlaubnis den Dienst zu verlassen, um seinen Eltern auf dem Bauernhof zu helfen. Bei der Nachricht seines Todes brach seine Mutter zusammen und erholte sich nicht mehr. Der Bahnhof soll immer noch Einschusslöcher des Schusswechsels aufweisen und an Sjöberg erinnert eine Gedenkplatte auf dem Bahnsteig.
Kiruna
Die nordschwedische Stadt Kiruna lebt vom Bergbau. Der unterhöhlte Untergrund führt jedoch zu Senkungen und immer mehr Gebäudeschäden. Deshalb wurde beschlossen, die Stadt bis 2022 (ursprünglich war 2012 geplant) um 4 km an einen sicheren Hang zu verlegen. Als eines der ersten Gebäude muss der Bahnhof von Kiruna verlegt werden. Auch sonst tut sich Ungewöhnliches in der Gegend. In der Nähe (in Jukkasjärvi) gibt es ein Eishotel, das jeden Winter neu aufgebaut wird und der britische Unternehmer Branson möchte bei Kiruna einen `Spaceport´ für Weltraumtouristen errichten. Außerdem gibt es eine Station der Weltraumagentur ESA.
Stockholm CS
Vor dem Hauptbahnhof von Stockholm steht ein Standbild, und zwar nicht eines Königs, sondern des Ingenieurs Nils Ericson (1802-1870), der so maßgeblich am Aufbau der Eisenbahn im Lande beteiligt war, dass er fast schon als `Vater der schwedischen Eisenbahn´ gelten kann. Kurz vor Vollendung des Bahnhofs im Jahre 1871 starb Ericson. Die Bahnhofsfassade hat sich seither kaum verändert, doch innen sieht es heute anders aus. Die gewölbte Halle, in der die Dampfloks ausschmauchten, ist jetzt ein Wartesaal und der Bahnhof vom Kopf- zum Durchgangsbahnhof geworden. An den Bahnhof schließt sich ein Busbahnhof und das schwedische World Trade Center an. Dieses Gebäude war von Anfang an energietechnisch so optimiert, dass es nur 15 Prozent seines Energieverbrauches bei den Stadtwerken einkaufen muss, zeitweise wird sogar dem städtischen Fernwärmesystem Energie eingespeist. Dies wird unter anderem durch ein gewölbtes, transparentes Dach erreicht, welches Energie einfängt, aber auch im Sommer zur Kühlung beiträgt. Im Winter wird sogar Wärmeenergie aus den 25000 Passanten gewonnen, die täglich durch das World Trade Center gehen. Das brachte den Bahnhofsbetreiber Jernhusen auf die Idee, Ähnliches im Bahnhofsbereich zu versuchen. Im Frühjahr 2008 verkündete man, dass man in Zukunft auch die Wärmeenergie, die täglich über 200 000 Passanten in den Bahnhof tragen, nutzen wolle, um ein 13-stöckiges Bürogebäude am Bahnhof zu heizen. Bis zu 15 Prozent der für Heizung des Gebäudes aufgewandter Energie wollte man so gewinnen.
Im Erdgeschoss des Stockholmer Bahnhofs gibt es eine kreisrunde Öffnung, durch die man in die tiefer gelegene Verteilerebene schauen kann. Im Volksmund wird die Öffnung Spucknapf (spottkoppen) genannt.
Laholm - das kleine Haus in der Prärie
Als man die Bahnlinie Malmö-Göteborg für den Eisenbahnschnellverkehr begradigte bekam der Ort Laholm an der neuen Strecke einen neuen Bahnhof. Das Empfangsgebäude, ein kleines Ziegelhäuschen am Bahnsteig, fiel jedoch bescheiden aus. Weil es zudem 3 km vom Ortszentrum entfernt liegt, hatte es im Volksmund, inspiriert von einer amerikanischen TV-Serie ('Lilla huset in het Prärie' in Deutschland lief sie in den 1980ern unter dem Titel ‚Unsere kleine Farm‘) bald den Spitznamen 'das kleine Haus in der Prärie'.
Malmö und das Ufo
Im Jahr 2000 wurde die feste Öresundverbindung eröffnet, damit waren Kopenhagen und Malmö per Eisenbahn verbunden. Doch in Malmös Hauptbahnhof müssen die Züge Kopf machen und von dort muss die Stadt umfahren werden, um zur Brücke zu gelangen. Deshalb ist ein Citytunnel im Bau, der Malmö Centralen zum Durchgangsbahnhof machen wird und im Stadtgebiet weitere Halte aufweist. Der wichtigste neue Bahnhof (täglich werden 40 000 Fahrgäste erwartet) wird die an einem dreieckigen Platz gelegene unterirdische Station Triangeln sein. Ende 2010 soll die Strecke eröffnet werden, doch die Glaskuppel des Lichtschachtes der Station Triangeln ist im Straßenbild bereits zu sehen. Wegen der Anmutung des linsenförmigen Daches schrieb eine örtliche Zeitung im März 2010 „Ufo mitten in Malmö gelandet“.
Oslo - der Bahnhof der Tigerstadt
Vor dem Hauptbahnhof von Oslo befindet sich die Bronzeskulptur eines Tigers. Oslo hat in den letzten Jahren nach einem Symbol gesucht und Tiger sind heute positiv besetzt. Wirtschaftlich erfolgreiche Länder werden etwa als `Tiger´ bezeichnet, so Island als `arktischer Tiger´ und Finnland als `nordischer Tiger´. Doch im 19. Jahrhundert waren die Lebensbedingungen noch schwierig (man denke an Knut Hamsuns Roman `Hunger´, 1890) und die Stadt galt als so unbarmherzig, dass der Schriftsteller Bjǿrnsterne Bjǿrnson sie 1870 in einem Gedicht als `Tigerstadt´ bezeichnete, was sich als Beiname der Stadt etablierte. Damals gehörte Oslo übrigens noch zu Dänemark und hieß Christiania (ab 1878 auch Kristiania), und die wichtigste Station war noch der 1882 eröffnete Ostbahnhof (daran anschließend wurde 1980 der moderne Zentralbahnhof errichtet). Erst 1925 wurde der alte Name Oslo wieder eingeführt. Trotz Ölbooms gab es seit den 1990er immer mehr Bettler (norwegisch `Tigger´), die sich auf dem Bahnhofsplatz aufhielten. Oslo wurde deshalb spöttisch bereits auch `Tiggerstaden´ genannt.
Hell frozen over
In Norwegen gibt es eine Bahnstation auf der Linie von Trondheim nach Bodø namens Hell. Der Halt wird vom Schaffner auch Englisch ausgerufen “Next stop Hell”. Auf dem Bahnhofsgelände befindet sich ein Güterschuppen mit der Aufschrift „Gods Expedition“ (Güterbeförderung), was für Englischsprachige ebenfalls den Namen des Bahnhofs auf interessante Art ergänzt. Im Winter ist die Station oft von Schnee und Eis bedeckt, was Englischsprachige wiederum zum Ausdruck `Hell frozen over´ animiert.
Finse 1222
Ein spezieller Bahnhof, Finse 1222, findet sich auch auf der norwegischen Bergenlinie. Dieser liegt 1222.2 Meter über dem Meer und ist damit der höchstgelegene Nordeuropas. Unweit vom Bahnhof findet sich ein Hotel, das ebenfalls mit dieser Zahl wirbt, Finse 1222.
Trondheim und die Synagoge
Trondheim liegt nördlich des 63. Breitengrades und diese geographische Lage führt zu mehreren, teilweise vermeintlichen Rekorden. Mit der Grakallen-Linie hat Trondheim die nördlichste Straßenbahnstrecke der Welt. Der im Stadtviertel Kalvskinnet am Wasser gelegene erste Bahnhof Trondheims beherbergt heute die angeblich nördlichste Synagoge der Welt. Jedoch findet sich die nördlichste in Murmansk, die Synagoge von Trondheim, die die kleine jüdische Gemeinde der Stadt nach dem Erwerb des still gelegten Bahnhofs dort 1925 einrichtete, liegt lediglich an fünfter Stelle (ist jedoch sicher die nördlichste Norwegens). Trondheim war übrigens im Mittelalter wegen dem im Trondheimer Dom begrabenen heilig gesprochenen König Olav wichtigstes Pilgerzentrum Nordeuropas und galt deshalb als ‚Jerusalem des Nordens‘.
Trondheim und der Erdrutsch
1877 baute man in Trondheim auf einer künstlichen Insel im Hafen einen neuen Bahnhof, um gute Anschlüsse an die Schifffahrt zu gewährleisten. Doch besonders stabil war das neu geschaffene Terrain nicht, denn bereits im April 1888 gab der Boden nach, es kam zu einem Erdrutsch und 180 Meter Gleise wurden vom Meer verschlungen. Der Bahnhof wurde dreimal umbenannt, denn ebenso oft änderte sich der Name der Stadt. Bei seiner Eröffnung hieß die Stadt Throndhjem, später Trondhjem, dann Nidarors und ab 1931 schließlich, wie noch heute, Trondheim.
Kopenhagen - das Interrailer-Paradies
In den 80er Jahren, als noch viele junge Leute mit Interrailbahnpass unterwegs waren, hatte der 1911 erbaute Hauptbahnhof von Kopenhagen bei diesen einen guten Ruf. Er war der erste Bahnhof, der ein spezielles Interrailer-Center hatte, mit Kochplätzen, Duschen und Reiseinformationen. Aber der Bahnhof ist nicht nur Interrailer-Treffpunkt: Auch Kopenhagener sagen `mǿd mig under uret´, `treffen wir uns unter der Bahnhofsuhr´.
Høje Taastrup
Der Bahnhof des Kopenhagener Vororts Høje Taastrup wurde 1986 eröffnet und ist sogar Halt von Zügen nach Hamburg. Mit seinen drei Bögen hat das Empfangsgebäude über den Gleisen, das zum Symbol der Gemeinde wurde, Anlass zu einem Wortspiel gegeben. Høje Taastrup wird wegen des Bahnhofs ‚Buernes By‘ (Stadt der Bögen) genannt, was fast so klingt wie Byernes By (‚Stadt der Städte‘). Am Südende des Bahnhofskomplexes steht ‚Thors Turm‘, mit 26 Metern die höchste Skulptur Skandinaviens.
Aarhus
Die Kopenhagener halten sich für die einzigen Großstädter Dänemarks. Eine Bemerkung von ihnen ist, wieso die Fernzüge eigentlich Intercity hießen, es gäbe doch nur eine City im Land. Die Kopenhagener machen zudem gerne Witze über die Jütländer beziehungsweise die Einwohner von Aarhus. Einer geht so: Wieso hängen die Aarhuser die Türen der Toiletten aus? Damit niemand durchs Schlüsselloch schauen kann. Ob dies auch für den Hauptbahnhof von Aarhus gilt immerhin ist er mit 17 000 Fahrgästen und über 30 000 Bahnhofsnutzern pro Tag der belebteste dänische Bahnhof außerhalb von Kopenhagen.
• Køge Nord und der neue Bahnhofsschlauch
Der im Mai 2019 eröffnete Bahnhof Køge Nord verknüpft die neue Hochgeschwindigkeitesstrecke Kopenhagen-Ringsted mit der S-Bahn, verschiedenen Fahrradwegen und einer Autobahn. In Städten mit stärkeren Beinamentraditionen, so etwa London, Rotterdam oder Berlin hätte die lange Fußgängerüberführung längst den Beinamen Schlauch, Tausendfüßler oder Enddarm. In Dänemark ist jedoch noch nichts von einem Beinamen zu hören. Zu hoffen, dass langfristig durch Vandalismus und Abnutzung aus dem langgezogenen Bau der Büros COBE sowie DISSING+WEITLING kein `langes Elend´wird.
• Helsingør und Hamlet
Im dänischen Helsingør liegt die Festung Kronberg. Kronberg wird auch Hamletschloss genannt, denn in William Shakespeares Hamlet lebt der Held (`Sein oder Nichtsein´) in dieser Festung. Kaum hat man den Bahnhof verlassen, stößt man links vom Portal auf eine Bronze-Statue von Hamlet, rechts davon eine Statue seiner Geliebten Ophelia. 1937 hatte sie der dänische Bildhauer Rudolph Tegner geschaffen. 1938 wurden sie in einem Park beim Schloss Marienlyst aufgestellt, in welchem Bürgermeister Christensen ein Hamletmuseum einrichten wollte. Dafür sollte eine Statue von Shakespeare plus Statuen der drei wichtigsten Figuren des Stückes geschaffen werden. Doch nur zwei Statuen wurden realisiert. 1980 wurden sie aus dem Park entfernt und in einem Depot eingelagert. 1983 wurden sie in der Innenstadt aufgestellt, 1996 zogen sie in die Nähe des Schlosses um. Wegen Bauarbeiten mussten sie 2008 noch mal auf Zeit umziehen, diesmal an den Bahnhof. Und dort stehen sie noch heute.
Helsinki Hbf - der Bahnhof mit Riesen
Im Jahre 1904 wurde ein Wettbewerb für einen neuen Hauptbahnhof Helsinkis ausgeschrieben. Gewinner war der junge Architekt Eliel Saarinen (1873-1950) mit einem nationalromantischen Entwurf in neoromanischem Stil. Dies löste jedoch eine Debatte aus, in welcher sich Stimmen für modernere Formen stark machten. Schließlich überarbeitete Saarinen seinen Entwurf radikal in Richtung einer moderneren und klareren Jugendstilarchitektur. Der Bahnhof hat eine 50 Quadratmeter Warte-Lounge, die einst speziell für den russischen Zaren erbaut wurde, doch später dem finnischen Präsidenten vorbehalten war. Denn als der Bahnhof 1919 eröffnet wurde, war Finnland bereits nicht mehr Teil Russlands. Der Stationsname wurde in zwei Sprachen angebracht - Finnisch und Schwedisch. Die klare Formensprache des Bahnhofs, mit mächtigem Uhrturm, ausgeführt in rosa Granit und Riesen als Lampenträgern, beeindruckt noch heute. Sein Architekt Eliel Saarinen wanderte 1923 in die USA aus. Sein Sohn Eero Saarinen wurde u.a. durch das TWA-Terminal am John F. Kennedy-Flughafen in New York berühmt Neben dem Bahnhof von Helsinki wurde auch bereits der 1905 erbaute Jugendstilbahnhof der Stadt Kajaani als `schönster Bahnhof Finnlands´ bezeichnet.
Nokia - der unscheinbare Bahnhof
Die Firma Nokia wurde 1865 in der finnischen Kleinstadt Nokia gegründet und stellte einst Papiererzeugnisse und Gummistiefel her. Heute telefonieren weltweit über 1 Milliarde Menschen mit Nokia-Handys und es ist bereits vorgekommen, dass Asiaten, in Finnland zu Besuch, extra mit dem Zug nach Nokia fahren. Dort sind sie jedoch enttäuscht, dass sie keinen Hightech-Bahnhof vorfinden, sondern nur ein paar Bahnsteige ohne Empfangsgebäude. Einen Nokia-Bahnhof gab es zeitweise auch in Bochum (durch Werksschließung in Bochum-Riemke umbenannt).
Einmal nach Inari
Im Sommer 1998 kam der 1997 gedrehte Film `Zugvögel - einmal nach Inari´ in die deutschen Kinos. Regisseur war Peter Lichtefeld. Der Protagonist Hannes wurde von Joachim Krol dargestellt. Hannes ist Bierfahrer in Dortmund, hat aber hauptsächlich Zugverbindungen im Kopf. Unbedingt möchte er am Kursbuchwettbewerb im nordfinnischen Inari teilnehmen. Hannes packt die Koffer, reicht den Urlaub ein. Doch plötzlich sitzt ein neuer Boss im Chefsessel und will Hannes nicht gehen lassen. Hannes dreht durch, schlägt den Chef k.o. und macht sich auf die Bahnreise an den Polarkreis. Die Ironie der Geschichte: Inari, am Inari-See in Lappland gelegen, liegt in Wirklichkeit weit von jeder Bahnstrecke und also auch von jedem Bahnhof entfernt.
Der Protagonist muss deshalb vom Bahnhof von Kemijärvi, wohin auch nur einmal am Tag ein Zug fährt, mit dem Bus nach Inari weiterreisen. Lichtefeld kam die Idee zum Film angeblich 1994 auf der Rückreise per Bahn von Sodankylä nach Helsinki. Doch auch in Sodankylä selbst gibt es keinen Bahnhof.
Der Bahnhof von Humppila und die Posträuber
Im Jahre 1973 brannte der Bahnhof von Humppila ab. Einbrecher hatten versucht, den Safe des nahe gelegenen Postamtes aufzubrechen. Als sie Geräusche hörten, machten sie sich Hals über Kopf davon, ließen jedoch den Schweißbrenner mit offener Flamme liegen. So brannte nicht nur das Postamt ab, sondern auch der benachbarte Bahnhof. Erst zehn Jahre später wurde das neue funktionale Empfangsgebäude Humppilas fertig.
Der Bahnhof von Kolari
Der Bahnhof von Kolari ist der nördlichste der Finnischen Eisenbahn. Von hier sind es über 1060 km bis zum Hauptbahnhof von Helsinki. Kolari liegt in Lappland an der Grenze zu Schweden und ist über eine Stichstrecke an Tornio Grenzstation zu Schweden, angebunden.
Das 2000 errichtete Empfangsgebäude hat ein kegelförmiges Dachelement, welches den Stil einer Lappenhütte nachahmt. Lappenhütten haben, zwecks Rauchabzug, ebenfalls solche kegelartigen Dächer. Der Bahnhof von Kolari ist vor allem in der Wintersaison belebt; dann kommen hier zahlreiche Skifahrer aus dem Süden des Landes an.
Mannerheims Salonwagen in Mikkeli
In der ostfinnischen Stadt Mikkeli befand sich im Zweiten Weltkrieg das Hauptquartier der finnischen Armee. Der Salonwagen, mit welchem Feldmarschall Mannerheim 1939-1946 fast 80 000 km durch Finnland zurücklegte, ist am Bahnhof von Mikkeli ausgestellt und kann jedes Jahr am 4. Juni (Mannerheims Geburtstag) besichtigt werden.
Mannerheims Salonwagen im Bhf von Mikkeli
Littoinen und Lenin
Im Jahr 1907 versuchte der russische Revolutionär Wladimir Iljitsch Lenin vom damals noch zu Russland gehörenden Finnland nach Schweden flüchten. Er nahm in einem Vorort Helsinkis einen Zug nach Turku, von wo aus es mit dem Schiff weitergehen sollte. Im Zug wähnte sich Lenin jedoch von zwei Mitgliedern der Geheimpolizei des Zaren verfolgt. Um seine Verfolger abzuschütteln, sprang Lenin im Bahnhof Littonen, kurz vor Turku aus dem gerade abfahrenden Zug. Lenin wurde leicht verletzt, konnte sich aber bis zum Hafen von Turku durchschlagen. Dort war der Dampfer nach Schweden aber bereits abgefahren. Mit Hilfe von Sympathisanten gelang es Lenin, auf dem zwischen Finnland und Schweden gelegene Inselarchipel Zuflucht zu finden und von dort später ein Schiff nach Schweden zu nehmen. Von Schweden gelangte Lenin schließlich nach Deutschland und in die Schweiz. Heute erinnert eine Gedenktafel im Bahnhof Littoinen an Lenins Sprung aus dem Zug.
Lahti und noch einmal Lenin
Im Frühling 1917 kehrte Lenin per Bahn aus der Schweiz über Deutschland, Schweden und Finnland nach St. Petersburg zurück. Die russische Revolution war in Gang gekommen und Deutschland besorgte für Lenin Fahrkarten und Visa, denn durch die Revolution glaubte man den Kriegsgegner Russland schwächen zu können. Doch noch einmal bekamen traditionelle russische Kräfte die Oberhand und Lenin musste im Juli 1917 ein letztes Mal aus Russland fliehen. Als Heizer verkleidet ging es auf einer Lokomotive nach Helsinki. Doch bereits im Bahnhof von Lahti musste Lenin seine Position verlassen, denn die Hitze der Dampflok ließ das Wachs schmelzen, das die Maske auf Lenins leicht erkennbarem Gesicht hielt.
Der prächtige Bahnhof von Haapsalu (Estland)