Franzi geht aufs Ganze - Toni Waidacher - E-Book

Franzi geht aufs Ganze E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. Sommer, Sonnenschein und Urlaub! Für Jens Sommer konnte es nicht schöner sein. Seit einer Woche kutschierte der vierundzwanzigjährige Architekturstudent im geliehenen Campingbus durch Deutschland und freute sich, unterwegs viel Neues zu sehen. Im westfälischen Münster war er gestartet, hatte erst einen Abstecher nach Freiburg im Breisgau gemacht, wo er einen Brieffreund besuchte, und war dann Richtung Bodensee weitergefahren. Nachdem er sich dort umgesehen hatte, war Jens in München gewesen, aber da es bis zum Oktoberfest noch ein paar Monate hin war, verließ er die bayerische Landeshauptstadt gen Süden wieder. Als er jetzt, ohne zu ahnen, was dieser Tag ihm noch bringen würde, über die kurvige Bergstraße fuhr, sah er sich unversehens einer Polizeisperre gegenüber. »Ach du lieber Gott«, murmelte er halblaut. »Was wollen die denn?« Ein Polizeiwagen stand so, daß niemand an der Sperre vorbeifahren konnte. Mehrere Beamten hielten sich bereit, die Autos und die Fahrer zu kontrollieren. Einer von ihnen schwang eine Kelle. Jens spürte sein Herz unwillkürlich schneller klopfen. Zwar hatte er ein reines Gewissen, der Campingbus war ordnungsgemäß zugelassen und gerade erst vom TÜV abgenommen worden, und er war nicht zu schnell gefahren und hatte auch sonst keine Verkehrsübertretung begangen, aber offenbar war es so, daß man immer irgendwie nervös wurde, wenn einen die Polizei anhielt. Der Student fuhr rechts ran und kurbelte das Fenster herunter. Ein junger Polizeibeamter kam heran und tippte an den Schirm seiner Dienstmütze. »Grüß Gott, allgemeine Verkehrskontrolle«, sagte er. »Die Fahrzeugpapiere bitte.« Jens reichte die gewünschten Unterlagen, und der Beamte studierte sie gründlich. »Das ist net Ihr eigenes Fahrzeug.« Der Student

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Der Bergpfarrer –146–

Franzi geht aufs Ganze

Ein Madl ohne Furcht und Tadel

Toni Waidacher

Sommer, Sonnenschein und Urlaub!

Für Jens Sommer konnte es nicht schöner sein. Seit einer Woche kutschierte der vierundzwanzigjährige Architekturstudent im geliehenen Campingbus durch Deutschland und freute sich, unterwegs viel Neues zu sehen. Im westfälischen Münster war er gestartet, hatte erst einen Abstecher nach Freiburg im Breisgau gemacht, wo er einen Brieffreund besuchte, und war dann Richtung Bodensee weitergefahren. Nachdem er sich dort umgesehen hatte, war Jens in München gewesen, aber da es bis zum Oktoberfest noch ein paar Monate hin war, verließ er die bayerische Landeshauptstadt gen Süden wieder. Als er jetzt, ohne zu ahnen, was dieser Tag ihm noch bringen würde, über die kurvige Bergstraße fuhr, sah er sich unversehens einer Polizeisperre gegenüber.

»Ach du lieber Gott«, murmelte er halblaut. »Was wollen die denn?«

Ein Polizeiwagen stand so, daß niemand an der Sperre vorbeifahren konnte. Mehrere Beamten hielten sich bereit, die Autos und die Fahrer zu kontrollieren. Einer von ihnen schwang eine Kelle.

Jens spürte sein Herz unwillkürlich schneller klopfen. Zwar hatte er ein reines Gewissen, der Campingbus war ordnungsgemäß zugelassen und gerade erst vom TÜV abgenommen worden, und er war nicht zu schnell gefahren und hatte auch sonst keine Verkehrsübertretung begangen, aber offenbar war es so, daß man immer irgendwie nervös wurde, wenn einen die Polizei anhielt.

Der Student fuhr rechts ran und kurbelte das Fenster herunter. Ein junger Polizeibeamter kam heran und tippte an den Schirm seiner Dienstmütze.

»Grüß Gott, allgemeine Verkehrskontrolle«, sagte er. »Die Fahrzeugpapiere bitte.«

Jens reichte die gewünschten Unterlagen, und der Beamte studierte sie gründlich.

»Das ist net Ihr eigenes Fahrzeug.«

Der Student schüttelte den Kopf.

War das nun eine Frage oder eine Feststellung gewesen?

»Nein«, sagte er. »Der Fahrzeughalter ist mein Onkel.«

Der Polizist nickte.

»Dann steigen S’ bitt schön mal aus, Herr Sommer, und öffnen die Tür. Wir müssen den Bus kontrollieren.«

Achselzuckend kam Jens Sommer der Aufforderung nach. Gelassen stand er dabei und schaute zu, wie zwei Polizisten in den Bus stiegen und ihn tatsächlich von oben bis unten, von hinten bis vorn auseinandernahmen. Sie schauten in sämtliche Schränke, untersuchten das Bett und den Herd, räumten sogar das Eisfach des Kühlschranks leer.

Schließlich kamen sie wieder heraus.

»Da ist nix«, sagte der eine zu dem, der neben Jens stehengeblieben war.

»Das hätte ich Ihnen gleich sagen können«, erklärte Jens Sommer.

Er ärgerte sich ein wenig über das Chaos, das die Polizisten drinnen angerichtet hatten.

»Nix für ungut«, erwiderte Max Trenker. »Und das geht auch net gegen Sie persönlich.«

»Wonach suchen Sie denn eigentlich?«

»Wir fahnden nach einem Kunsträuber, der ein wertvolles Bild gestohlen hat«, erklärte der Bruder des Bergpfarrers.

»Ein Bild gestohlen? Dann muß es wohl wirklich sehr wertvoll sein. Wann war denn das? Ich dachte, ich komme hier in eine friedliche Gegend.«

Max Trenker lächelte.

»Das ist es hier auch, Herr Sommer«, antwortete er. »Nur leider kommt es hin und wieder vor, daß sich net jeder an die Gesetze hält. Das Bild wurde übrigens vor einer guten Woche im Pfarrhaus von Engelsbach entwendet.«

»Vor einer Woche? Da ist der Kerl doch längst über alle Berge!«

Der junge Polizist zuckte die Schultern.

»Das fürcht’ ich auch«, meinte er. »Aber man soll die Hoffnung net aufgeben. Also, wenn Sie alles wieder verstaut haben, können S’ weiterfahren. Gute Fahrt.«

»Tja, vielen Dank...« Jens nickte und machte sich an die Arbeit.

Eine halbe Stunde später war sein Ärger wieder verraucht. Er hatte ja Verständnis für die Maßnahmen der Polizei. Und er wollte sich seine Urlaubslaune auch nicht verderben lassen, also fuhr er gemütlich weiter und freute sich auch schon wieder darauf, den Ort zu erreichen, den er sich als nächstes Ziel auserkoren hatte.

Wenn er richtig geschaut hatte, waren es kaum noch zehn Kilometer zu fahren. Am Achsteinsee gab es laut Karte einen großen Campingplatz, und er hoffte, daß die Stellplätze noch nicht alle belegt waren. Allerdings schwand seine Hoffnung, als er wenig später an den Parkplatz kam und die vielen Autos sah, die dort standen. Der See mußte ein beliebtes Ausflugsziel sein.

Er folgte den Hinweisschildern, die ihn zum Empfang führten. Eine Schranke versperrte die Durchfahrt, und Jens mußte warten, bis ein Mann aus dem Häuschen kam.

»Da haben S’ aber wirklich Glück«, begrüßte er den Ankömmling. »Mit dem Bus können S’ grad noch herein, größer hätt’ Ihr Fahrzeug aber net sein dürfen.«

Jens lächelte.

»Wie lang’ wollen S’ bleiben?« erkundigte sich der Platzwart.

»Eine Woche erst mal.«

Der Student zahlte im voraus und bekam den Stellplatz zugewiesen. Er lag günstig in der Nähe der Sperre, so daß Jens bequem ein- und ausfahren konnte, wenn er mal irgendwohin wollte.

Er war seit dem Morgen unterwegs. Es war sehr heiß, und auch die Fahrt mit geöffnetem Fenster hatte nicht viel Abkühlung gebracht. Rasch zog er sich um und lief zum See hinunter.

Der bot vor der malerischen Kulisse der in den Himmel aufragenden Berge ein imposantes Bild. In dem fast blau scheinenden Wasser tummelten sich schon zahlreiche Badelustige, und besonders die Kinder tobten herum und kreischten vor Vergnügen.

Jens schwamm einige Runden, dann breitete er sein Handtuch aus und legte sich darauf.

Herrlich, dachte er, so laß ich es mir gefallen!

*

»Schau’ dir mal den an.«

Kathrin Brandner deutete verstohlen auf den gutaussehenden Burschen, der sich eben ein paar Schritte neben ihnen ausgestreckt hatte.

»Was ist denn mit dem?« fragte Franziska Hollacher, vor sich hindösend.

Sie lag auf dem Rücken, und eigentlich hatte sie gar keine Lust, sich aufzurichten. Doch die Freundin stieß sie in die Seite.

»Jetzt schau doch mal!«

Seufzend hob Franzi den Kopf, schob die Sonnenbrille von den Augen und blinzelte.

»Donnerwetter!« entfuhr es ihr.

»Sag’ ich ja!« grinste Kathi. »Das ist doch mal ein Mannsbild, was?«

»Laß das man net deinen Wolfgang hören!« Franzi mußte schmunzeln.

»Was er net weiß, macht ihn net heiß«, gab Kathi schulterzuckend zurück und schaute sich den Burschen ungeniert genau an.

»Jetzt starr’ ihn net so an!«

Franzi war es fast peinlich.

»Wieso?« fragte die Freundin. »Warum sollen immer nur die Männer mit dem Flirt anfangen?«

Die dunkelhaarige, junge Frau schüttelte den Kopf.

»Ach, Kathi«, meinte sie, »du meinst es ja doch net ernst.«

»Und ob ich das ernst meine!« sagte Kathi keck und stand auf. »Jetzt weiß ich, wie wir wieder heimkommen.«

»Nicht doch...!«

Franzi streckte vergebens ihre Hand nach der Freundin aus, denn die war schon zwei Schritte weiter gegangen und hockte sich neben den Burschen ins Gras.

»Grüß Gott«, sagte sie und lächelte ihn an.

Jens Sommer schaute verwirrt auf. Er hatte die Augen geschlossen gehabt und war wohl irgendwie ein wenig eingeschlafen. Jedenfalls glaubte er es, denn in einem Zustand zwischen Wachen und Träumen hatte er Bilder von Polizisten gesehen, die seinen Campingbus auseinander nahmen und durchsuchten.

Ach nein, das war ja gar kein Traum, dachte er, als er sich aufrichtete und fragend die junge Frau ansah, die ihn angesprochen hatte.

»Ja, bitte?«

Kathi Brandner lächelte ihr schönstes Lächeln.

»Entschuldige«, sagte sie. »Ich wußte net, daß du schläfst und wollt’ dich ganz bestimmt net wecken.«

»Schon gut«, erwiderte Jens. »Was gibt’s denn?«

»Tja, also..., ich wollt’ mal fragen, ob du nachher zufällig nach St. Johann fährst und mich und...«

Sie deutete auf Franzi, die am liebsten vor Scham im Erdboden versunken wäre.

»...meine Freundin mitnehmen könntest?«

Jens schaute zu Franzi hinüber, und als sich ihre Blicke begegneten, klopfte sein Herz plötzlich schneller.

»Ja!« sagte er sofort. »Klar doch. Überhaupt kein Problem.«

Kathi lächelte wieder.

»Hast’ net Lust, dich zu uns zu setzen?« fragte sie. »Ich heiße übrigens Katharina Brandner, aber alle sagen nur Kathi. Und das ist die Franziska Hollacher, aber du kannst einfach Franzi sagen.«

»Jens Sommer«, stellte er sich vor. »Student aus Münster in Westfalen.«

»Ach, da schau her«, schmunzelte Kathi. »Dann bleibst’ wohl net lang’, was?«

»Mal sehen«, meinte Jens und schaute wieder zu Franzi hinüber.

Er stand auf und kam zusammen mit Kathi zu ihr.

»Hallo, ich heiß Jens«, stellte er sich noch einmal vor. »Und du bist Franzi, hat mir deine Freundin verraten.«

Die junge Frau nickte. Ihr war es ähnlich wie ihm ergangen, sie hatte unwillkürlich schlucken müssen, als er sie anschaute, und jetzt schlug ihr das Herz bis zum Hals hinauf.

Der große, schlanke Student setzte sich neben sie. Er hatte kurzes, dunkles Haar, das sich vom Trocknen in der Sonne leicht kräuselte. Sein athletisch gebauter Körper streckte sich auf dem Handtuch aus, und Franzi mußte sich zwingen, ihn nicht immer wieder anzustarren.

»Jens macht Urlaub hier«, erklärte Kathi überflüssigerweise, denn das hatte Franzi sich schon selbst gedacht.

»Das ist aber nett, das du uns mitnimmst«, meinte sie.

»Überhaupt kein Problem«, grinste er. »Ihr müßt mir nur den Weg erklären.«

Überrascht sahen sich die Freundinnen an.

»Ach, ich dachte du wohnst in St. Johann«, sagte Kathi. »In einer Pension oder im Hotel.«

Jens schüttelte den Kopf.

»Das kann ich mir gar nicht leisten«, erklärte er. »Ich habe mir den Campingbus meines Onkels ausgeliehen. Das ist viel billiger. Er steht da drüben auf dem Platz.«

»Ach herrje«, entfuhr es Franzi. »Wir wollen dir aber keine Umstände machen.«

»Macht ihr nicht«, lachte er. »Ich geh’ schnell rüber und ziehe mich an, und wenn ihr fertig seid, kommt ihr nach.«

Jens stand auf und winkte ihnen zu.

»Bis gleich.«

»Na, was sagst du?« fragte Kathi, als der Student außer Hörweite war. »Ein toller Bursche, was?«

Franzi sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.

»Was wird nur der Wolfgang dazu sagen?« meinte sie.

Ihre Freundin lachte. »Ach, ich will doch gar nix von ihm«, sagte sie. »Aber dir würde ein kleiner Flirt mal ganz guttun. Also, eine Woche bleibt er, nutze die Zeit!«

»Und wie stellst du dir das vor? Soll ich ihm um den Hals fallen und erklären, daß er für eine Woche mein Freund ist?«

Franzi schüttelte lachend den Kopf.

»Na, du hast vielleicht Ideen!«

»Wart’s einfach ab«, erwiderte Kathi. »Mal sehen, wie sich die Dinge entwickeln.«

Sie packten ihre Sachen zusammen und zogen sich um. Als sie zum Campingplatz kamen, hatte Jens den Bus schon herausgefahren.

»Bitte, Platz zu nehmen«, sagte er. »Macht es euch bequem.«

»Tolle Kiste«, nickte Kathi anerkennend. »Scheint ja richtig gut ausgestattet zu sein.«

»Mit allem Komfort«, bestätigte der Student. »Mein Onkel legt Wert auf Bequemlichkeit und hat es bei der Ausstattung an nichts fehlen lassen.«

Zu dritt hatten sie auf der Vorderbank genug Platz. Franzi saß in der Mitte, und jedesmal wenn Jens eine Kurve fuhr, wurde sie an ihn gepreßt.

Eine Berührung, die ihr alles andere als unangenehm war – und die Straße hatte viele Kurven...

Während der Fahrt unterhielten sie sich. Die beiden Madln erfuhren, daß er Architektur studiere und noch ein gutes Jahr habe, bevor er fertig sein würde.

Im Gegenzug erzählten sie von sich. Die dunkelblonde zweiundzwanzigjährige Franzi Hollacher wohnte noch bei ihren Eltern. Sie hatte gerade eine Ausbildung als Erzieherin abgeschlossen und würde nach den Ferien ihre erste Stelle in einem Kindergarten antreten.

Kathi, die ein Jahr jünger war, hatte ebenfalls gerade Urlaub. Sie arbeitete bei der Post in der Stadt.

»Wirklich eine schöne Ecke hier«, sagte Jens und deutete auf die Berge. »Da kann man bestimmt schön wandern und klettern.«

»Aber das solltest’ net allein unternehmen«, mahnte Franzi. »Das ist viel zu gefährlich, wenn man sich net auskennt.«

Jens sah sie von der Seite her an und lächelte.

»Vielleicht kannst du mich ja begleiten?« meinte er mit einem vieldeutigen Blick.

Kathi grinste vor sich hin und stieß Franzi verstohlen in die Seite. Sie schürzte die Lippen, als die Freundin sie ansah, und nickte.

»Warum net?« sagte Franzi rasch und ärgerte sich, weil sie dabei rot wurde.

St. Johann lag nur ein paar Kilometer vom Achsteinsee entfernt, und die Fahrt war viel zu schnell zu Ende, fand der Student. Er setzte die beiden Madln vor dem Haus der Hollachers ab und stieg selbst auch aus.

»Ja, dann vielen Dank noch mal«, sagten die Freundinnen und reichten ihm die Hand.

»Gern geschehen«, nickte Jens und hielt die Hand von Franzi einen Moment länger fest als Kathis. »Hoffentlich sehen wir uns bald wieder... wegen der Bergtour...«

»Mal sehen«, antwortete sie. »Schau einfach mal vorbei.«

»Das mache ich«, erwiderte er und stieg in den Bus.

Er hupte einmal kurz, nachdem er gewendet hatte, und losfuhr.

»Na?«

Kathi grinste die Freundin diebisch an.

»Was, na?« entgegnete Franzi beinahe ein wenig ärgerlich. »Brauchst gar net so blöd’ zu schauen!«

Aber dabei lächelte sie.

»Ach, komm, jetzt tu’ net so«, lachte Kathi lauthals. »Ich seh’s dir doch an der Nasenspitze an, daß du bis über beide Ohren verknallt bist!«

*

Sebastian Trenker saß nachdenklich in seinem Arbeitszimmer, als Max ins Pfarrhaus kam.

»Immer noch keine Spur?« erkundigte sich der Geistliche.

Sein Bruder schüttelte den Kopf.

»Ich halte die ganze Aktion auch für überflüssig«, sagte er. »Vor mehr als einer Woche hat der Gruber das Bild gestohlen. Der wär’ ja ein schöner Depp, wenn er jetzt noch damit durch die Gegend fahren würd’. Sicher hat er’s längst verkauft und sich ins Ausland abgesetzt. Immerhin schätzt der Robert ja, daß das Kunstwerk an die dreihunderttausend Euro wert ist. Auch wenn Gruber es zu diesem Preis net hat verkaufen können, so war’s doch sicher genug, damit er sich mit dem Geld erst einmal ein schönes Leben machen kann.«

»Vermutlich hast du recht«, nickte der Bergpfarrer. »Und wir werden das Bild wohl kaum jemals wiedersehen. Hätt’ der Blasius bloß net so ein Geheimnis daraus gemacht!«