Franziskas Geheimnis - Toni Waidacher - E-Book

Franziskas Geheimnis E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. Franziska Lechthaler blickte ungläubig auf das Schreiben in ihrer Hand. »Wen soll ich denn beerbt haben?«, murmelte die Vierundzwanzigjährige kopfschüttelnd vor sich hin. Außer einer Großtante, der Schwester ihrer längst verstorbenen Großmutter, hatte sie, soweit sie wusste, keine lebenden Verwandten mehr. Tante Hedi selbst war nie verheiratet gewesen, und Franzis Eltern waren längst tot. Franziska verschob erst einmal den geplanten Gang zum Wochenmarkt und kehrte in ihre kleine Wohnung zurück, die sich im dritten Stockwerk eines Mietshauses befand. Sie setzte sich in die Küche und las den Brief noch einmal in aller Ruhe durch. Nein, kein Irrtum, wie sie zuerst geglaubt hatte. Ihr Name stand dort, ihre Anschrift, und am Wichtigsten war der Satz, sie möge so bald wie möglich in die Kanzlei des Notars kommen, um zu erfahren, wer der Erblasser war, und vor allem, was er ihr vererbt hatte. Als das Telefon klingelte, zuckte Franziska zusammen. Hastig warf sie einen Blick auf die Uhr. Vermutlich war es Angie, die anrief und wissen wollte, wo sie blieb. »Tut mir leid«, rief sie ins Telefon. »Bin schon unterwegs.« »Ich dachte, du schläfst noch«, lachte Angela Finke, von allen nur Angie genannt. »Keine Spur, ich wollte pünktlich los, doch dann fand ich diesen komischen Brief im Kasten …« »Was für einen Brief denn?« »Ich bring' ihn mit«

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Der Bergpfarrer – 278 –

Franziskas Geheimnis

Mark will unbedingt dahinter kommen

Toni Waidacher

Franziska Lechthaler blickte ungläubig auf das Schreiben in ihrer Hand. Es war eben mit der Post gekommen, Absender war ein Regensburger Anwalts- und Notariatsbüro, und unter der Betreffzeile stand etwas von einer Erbschafts-Angelegenheit …

»Wen soll ich denn beerbt haben?«, murmelte die Vierundzwanzigjährige kopfschüttelnd vor sich hin.

Außer einer Großtante, der Schwester ihrer längst verstorbenen Großmutter, hatte sie, soweit sie wusste, keine lebenden Verwandten mehr. Tante Hedi selbst war nie verheiratet gewesen, und Franzis Eltern waren längst tot.

Franziska verschob erst einmal den geplanten Gang zum Wochenmarkt und kehrte in ihre kleine Wohnung zurück, die sich im dritten Stockwerk eines Mietshauses befand. Sie setzte sich in die Küche und las den Brief noch einmal in aller Ruhe durch.

Nein, kein Irrtum, wie sie zuerst geglaubt hatte. Ihr Name stand dort, ihre Anschrift, und am Wichtigsten war der Satz, sie möge so bald wie möglich in die Kanzlei des Notars kommen, um zu erfahren, wer der Erblasser war, und vor allem, was er ihr vererbt hatte.

Als das Telefon klingelte, zuckte Franziska zusammen. Hastig warf sie einen Blick auf die Uhr. Vermutlich war es Angie, die anrief und wissen wollte, wo sie blieb.

»Tut mir leid«, rief sie ins Telefon. »Bin schon unterwegs.«

»Ich dachte, du schläfst noch«, lachte Angela Finke, von allen nur Angie genannt.

»Keine Spur, ich wollte pünktlich los, doch dann fand ich diesen komischen Brief im Kasten …«

»Was für einen Brief denn?«

»Ich bring’ ihn mit«, antwortete die junge Frau. »Wir treffen uns am Stand von Gustl.«

»Alles klar, bis gleich.«

Gustl Berghammer hatte einen Gemüsestand auf dem Wochenmarkt. Der Bauer aus dem Regensburger Umland bot nur ökologisch angebautes Gemüse an Franzi und ihr ganzer Bekanntenkreis kauften ausschließlich bei ihm. Nachdem sie frische Möhren, Lauch und Tomaten erstanden hatten, spazierten die beiden Frauen weiter über den Markt. Hier und da probierten sie das eine oder andere, am Brotstand kauften sie Baguette und Laugenbrezeln, und standen schließlich noch bei einer Bäuerin an, die Geflügel, Eier und hausgemachte Geflügelwurst anbot. Auch hier zählten die Freundinnen zu den Stammkundinnen und kauften ein paar Sachen ein.

»So, jetzt brauche ich aber erst mal einen Kaffee!«, sagte Angie.

Unweit des Marktplatzes gab es ein kleines Café, ein Abstecher dorthin gehörte zum samstäglichen Marktbummel. Sie hatten Glück und fanden einen Tisch im Freien. Franzi bestellte sich einen Cappuccino, während Angie lieber ›richtigen‹ Kaffee trinken wollte.

»So, was ist denn nun mit dem geheimnisvollen Brief?«, fragte sie, nachdem die Bedienung die Bestellung aufgenommen hatte.

Franzi holte das Schreiben hervor und reichte es der Freundin. Die las es durch und sah erstaunt auf.

»Na, dann mal herzlichen Glückwunsch!«, sagte Angela Finke. »Du hast tatsächlich geerbt!«

»Ja. Bloß was – und von wem?«

Angie blickte sie nachdenklich an.

»Überleg’ doch mal. Hast du wirklich keine Idee?«

Franzi schüttelte den Kopf.

»Die ganze Zeit denke ich darüber nach«, antwortete sie. »Das Einzige, was mir dazu eingefallen ist, ist, dass ich Tante Hedi anrufen könnte und sie frage, ob sie irgendeine Idee hat, wer mir was hinterlassen haben könnte …«

Indes wusste Hedwig Stadler auch nicht, wer ihre Großnichte in seinem Testament bedacht haben könnte.

»Vermutlich stellt sich doch noch alles als Irrtum heraus«, sagte Franzi resignierend, als sie ihr Handy wieder wegsteckte.

Dabei käme so eine Erbschaft jetzt gerade recht. Sie hatte bis vor einem Vierteljahr als Sekretärin in einer Gebäudereinigungsfirma gearbeitet, die Konkurs gegangen war, und war seither arbeitslos.

Eher mutlos machte Franzi sich am Montagvormittag auf den Weg in die Kanzlei Rohrbach und erlebte eine Überraschung …

Dr. Rohrbach empfing sie mit einem strahlenden Lächeln.

»Grüß Gott, Frau Lechthaler«, sagte er. »Schön, dass Sie so rasch herkommen konnten.«

Franzi zuckte die Schultern.

»Ich bin arbeitslos«, entgegnete sie. »Da hab’ ich Zeit ohne Ende.«

Leider, setzte sie in Gedanken hinzu.

Der Notar hatte sie an der Tür empfangen und geleitete sie zu seinem Schreibtisch.

»Nun, das ist net schön, aber ganz bestimmt ändert die Erbschaft Ihre persönliche Situation.«

Er bat sie, Platz zu nehmen und setzte sich in seinen Sessel. Vor ihm lagen mehrere Aktenordner. Dr. Rohrbach nahm einen davon und schlug ihn auf. Nachdem er einen kurzen Blick hineingeworfen hatte, setzte er seine Brille ab und sah Franziska fragend an.

»Franz Gundlach, sagt Ihnen der Name etwas?«, fragte er.

Sie dachte einen Moment nach, dann zuckte sie die Schultern und schüttelte den Kopf.

»Nein, den Namen habe ich noch nie gehört.«

Der Notar runzelte die Stirn.

»Wer soll das denn sein?«, hakte Franzi nach, als er nichts sagte.

»Tja, also, ich muss erst einmal vorausschicken, dass ich durch einen Münchner Kollegen beauftragt bin, das Testament hier zu vollstrecken«, erklärte er. »Und zwar hat jener Franz Gundlach ursprünglich nicht Sie als Erbin eingesetzt, sondern Anna Stadler, Ihre Mutter.«

*

Franziska Lechthaler war perplex.

»Meine Mutter?«, fragte sie ungläubig. »Aber die ist doch schon vor …«

Dr. Rohrbach hob die rechte Hand.

»Ihre Frau Mutter ist verstorben, ich weiß«, sagte er. »Vor nunmehr sechseinhalb Jahren. Und Sie, als ihre einzige Angehörige ersten Grades, treten in diesem Falle die Rechtsnachfolge Ihrer Mutter an. Das heißt, die Erbschaft fällt Ihnen zu.«

Nachdem der Notar von dem Münchner Kollegen den Auftrag erhalten hatte, war Dr. Rohrbach sofort darangegangen, Nachforschungen nach Anna Stadler anzustellen. Mehr als eine alte Anschrift gab es nicht als Anhaltspunkt. Indes fand er schnell heraus, dass die Frau nicht mehr lebte. Als Anna Lechthaler, geborene Stadler, war sie in Regensburg gemeldet gewesen, dass sie eine Tochter hatte, war ebenfalls dokumentiert.

»Es war also relativ einfach, Ihre Adresse herauszufinden«, meinte der Notar. »Jetzt muss ich Sie erst noch bitten, sich auszuweisen, damit ich sicher sein kann, dass Sie auch wirklich Franziska Lechthaler sind. Eine reine Formalität.«

Sie reichte ihm ihren Personalausweis. Der Notar schrieb die Ausweisnummer auf und gab ihr das Dokument zurück.

»So«, sagte er dann und setzte sich in seinem Sessel zurecht, »jetzt will ich Sie aber net länger auf die Folter spannen. Sicher sind S’ schon ganz neugierig, was Sie denn nun eigentlich geerbt haben.«

Franzi schluckte und nickte, während er wieder den Aktenordner nahm und aufschlug.

»Ich verlese nun den Teil des Testaments, der Sie, beziehungsweise Ihre Mutter, betrifft. Also, ich, Franz Gundlach, geboren am …«

Es folgten ein paar Daten, Anschrift und die Erklärung, das Testament im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte abgefasst zu haben, und dann das, was Franzi zusammenzucken ließ.

»… vermache ich hiermit die eine Hälfte meines Hauses in St. Johann, Frau Anna Stadler, in der Hoffnung, sie möge darin leben und glücklich werden.«

»Ein Haus?«

»Ja«, antwortete der Anwalt und Notar, »genauer gesagt, handelt es sich um eine Haushälfte, wie hier steht.«

Franzi schluckte, ein Haus!

Was bedeutete das jetzt für sie?

In Gedanken ging sie schon alles durch, ein Umzug vielleicht, keinen Gedanken mehr an die Arbeitslosigkeit, vielleicht sogar Geldeinnahmen. Immerhin handelte es sich um eine Haushälfte, die sie möglicherweise vermieten konnte, wenn sie in Regensburg bleiben und nicht nach …

Wie hieß der Ort noch gleich?

»St. Johann«, antwortete Dr. Rohrbach auf ihre Frage. »Ein kleines Dorf in Oberbayern. Genauer gesagt im Wachnertal, an der Grenze zu Österreich.«

Sie hatte noch nie davon gehört. Aber das spielte jetzt auch keine Rolle. Franzi wusste nicht, was ihre Mutter mit dem Dorf und diesem Franz Gundlach verband, aber vielleicht würde sie es dort erfahren.

»Dann stell’ ich Ihnen jetzt die obligatorische Frage«, bemerkte der Notar. »Nehmen Sie die Erbschaft an? Freilich haben S’ ja auch das Recht, sie abzulehnen.«

Die junge Frau überlegte nicht lange. Was hatte sie schon groß zu verlieren?

»Ja«, antwortete sie, mit fester Stimme, »ich nehme die Erbschaft an.«

»Wunderbar.«

Dr. Rohrbach suchte ein paar Papiere zusammen.

»Dann bekomm’ ich einige Unterschriften von Ihnen, und wenn Sie’s möchten, kümmre ich mich um den ganzen weiteren Ablauf, wie den Erbschein beim Nachlassgericht beantragen und alles, was dazugehört.«

Franziska Lechthaler nickte.

»Ja, Herr Doktor«, sagte sie, »das wäre mir sehr recht.«

Der Notar blickte auf seinen Kalender.

»Heut’ ist der zwanzigste«, meinte er, »ich denk’, Mitte nächsten Monats dürfte alles erledigt sein, und Ihrem Umzug nach St. Johann steht nichts mehr im Wege.«

Dr. Rohrbach gratulierte Ihr zu dem Erbe und händigte ihr eine Abschrift des Testaments aus. Dann geleitete er sie zur Tür und verabschiedete sich von ihr.

Franzi verließ wie in Trance die Kanzlei und ging gedankenverloren durch die Straßen. Erst jetzt wurde ihr so richtig bewusst, was geschehen war.

Sie hatte tatsächlich geerbt!

Wer immer auch Franz Gundlach gewesen sein mochte, sie war ihm jedenfalls unendlich dankbar. Als Erstes würde sie sein Grab aufsuchen, wenn sie in St. Johann angekommen war. Aber jetzt brauchte sie erst einmal eine Stärkung. Franzi ging in ihr Stammcafé und bestellte sich einen Milchkaffee und einen Croissant. In aller Ruhe und glücklich wie lange nicht, genoss sie ihr zweites Frühstück und versuchte dabei, sich vorzustellen, wie es wohl in St. Johann aussehen mochte.

*

»Sag’ mal, tut sich da was, beim Haus vom alten Gundlach?«, erkundigte sich Max beim Mittagessen im Pfarrhaus.

Sebastian Trenker sah seinen Bruder Schulter zuckend an.

»Keine Ahnung«, entgegnete der Bergpfarrer. »Wie kommst’ darauf?«

Nun war es der junge Polizist, der die Schultern zuckte.

»Ich weiß net genau, aber ich meinte vorhin, den Neffen vom Franz gesehen zu haben. Jedenfalls sah der Bursche, der in den Biergarten gegangen ist, ihm doch ziemlich ähnlich.«

Sebastian warf einen Blick auf den Kalender, der in der Küche neben dem Schrank hing.

»Schon möglich«, meinte er. »Die Testamentseröffnung war vor gut drei Wochen, da dürften inzwischen alle Formalitäten erledigt sein. Vermutlich ist Mark Wellmann hergekommen, um sein Erbe anzutreten.«

Max machte ein skeptisches Gesicht.

»Kannst du dir vorstellen, dass er in dem alten Kasten wohnen will?«

Der gute Hirte von St. Johann lächelte.

»Ach, vorstellen kann ich mir vieles«, antwortete er. »Freilich müsst’ das Haus ein bissel hergerichtet werden, aber dann wär’s ein richtiges Schmuckstück.«

»Ist der Bursche eigentlich Alleinerbe?«, erkundigte sich Max.

Sein Bruder nickte.

»Soviel ich weiß, war seine Mutter die einzige Verwandte, die Franz hatte. Vor einigen Jahren hat sie ihren Bruder noch regelmäßig besucht. Als sie dann krank wurd’ und net mehr reisen konnte, ist der Franz hin und wieder zu ihr gefahren. Die Kathrin Wellmann ist vor drei Jahren verstorben, aber Franz und sein Neffe hatten regelmäßigen Kontakt. Indes ist Mark sehr oft auch im Ausland unterwegs.«

»Was macht er denn beruflich?«

»Mark Wellmann ist Unternehmensberater, der von vielen Firmen beauftragt wird, die Abläufe zu koordinieren, Strukturen zu verbessern und dergleichen. Ich glaub’, er ist recht erfolgreich in seinem Beruf.«

Max löffelte den letzten Rest Kartoffelbrei aus der Schüssel. Zum Mittag hatte es Fleischpflanzerl, mit Zwiebelsauce, grünen Bohnen und Kartoffelbrei gegeben. Nun holte die Haushälterin den Nachtisch aus dem Kühlschrank. Der Polizeibeamte leckte sich die Lippen, als er den Obstsalat sah.

»Mit Vanillesoße?«, fragte er erwartungsvoll.

Sophie Tappert lächelte. Wäre heute Sonntag gewesen, hätte sie die frischen Früchte noch zusätzlich mit einem guten Schuss Maraschino gewürzt, so aber musste ein nussgroßes, fein geriebenes Stückchen Ingwer genügen.

Es schmeckte trotzdem himmlisch!

»Was macht eigentlich unser neuer Bekannter?«, fragte Max zwischen zwei Bissen. »Er ist ja wohl noch net abgereist?«

Sebastian schüttelte den Kopf.

»Torben Mahlberg wohnt immer noch im ›Löwen‹«, antwortete er. »Ich bin auch sicher, dass er uns noch ein Weilchen erhalten bleibt. Er ist mit Frau Vangaalen noch net fertig.«

Der Mann, von dem die Brüder sprachen, war vor Kurzem in St. Johann aufgetaucht und hatte die teuerste Suite im Hotel ›Zum Löwen‹ bezogen. Der Bergpfarrer machte seine Bekanntschaft, als Torben Mahlberg die Kirche besichtigte. Der Besucher war ihm nicht unsympathisch, auch wenn Mahlberg ein Geheimnis mit sich herumzutragen schien, das ihn wie eine geheimnisvolle Aura umgab.

Vorgestellt hatte er sich als Konrad Bender. Doch stellte sich sehr bald seine wahre Identität heraus. Claudia, Max’ Frau, die als Journalistin beim ›Kurier‹ in Garmisch Partenkirchen arbeitete, stöberte im Archiv der Zeitung und stieß dabei auf einen Artikel, in dem über ›Bender‹ berichtet wurde – allerdings hieß er da Torben Mahlberg und war zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden …

Mahlberg selbst offenbarte sich im Gespräch mit Pfarrer Trenker, und nach und nach wurde vieles von dem bestätigt, was sich Sebastian schon selbst zusammengereimt hatte.

Torben Mahlberg war ein Opfer der Machenschaften einer skrupellosen Geschäftsfrau. Patricia Vangaalen hatte ihn auf übelste Weise hereingelegt und durch gefälschte Beweise und gekaufte Zeugenaussagen dafür gesorgt, dass ihr einstiger Geschäftspartner vor Gericht keine Chance hatte. Fünf Jahre musste Mahlberg absitzen, dann wurde er wegen guter Führung entlassen.

Einer anderen Frau war es zu verdanken, dass ein Großteil seines Vermögens gerettet worden war, und Torben Mahlberg über genügend finanzielle Mittel verfügte, das auszuführen, was er sich fünf Jahre lang Tag für Tag vorgenommen hatte: Patricia Vangaalen aufzuspüren und sich an ihr zu rächen. Einen ersten Erfolg konnte er bereits verbuchen. Durch ein geschickt eingefädeltes Aktiengeschäft hatte die ›Vangaalen Privatbank‹, die seit geraumer Zeit ihren Sitz in St. Johann hatte, eine beträchtliche Summe verloren, während Mahlberg gut und gerne fünfzehn Millionen Euro Gewinn eingestrichen hatte. Indes behielt er das Geld nicht für sich, sondern spendete es anonym an verschiedene wohltätige Organisationen.

Eine Geste, die ihn in Pfarrer Trenkers Ansehen steigen ließ.

»Dann bin ich mal gespannt, was er sich noch so alles ausdenkt, um deine Intimfeindin zu ärgern«, meinte Max schmunzelnd.

›Intimfeindin‹ traf schon die richtige Bezeichnung für das, was Patricia Vangaalen und Sebastian Trenker verband. Nicht nur, weil es dem Bergpfarrer immer wieder gelang, die größenwahnsinnigen Pläne der ebenso schönen, wie skrupellosen Unternehmerin zu unterlaufen, hasste diese Frau den guten Hirten von St. Johann. Schlimmer noch war für sie, von ihm abgewiesen zu werden, als sie Sebastian ihre Liebe erklärte.

Und nichts auf der Welt konnte schlimmer sein, als sich den Hass einer Frau zuzuziehen, deren Liebe man verschmäht hatte!

*