Freundschaftsgeschichten - Melina Hilger - E-Book

Freundschaftsgeschichten E-Book

Melina Hilger

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Beschreibung

Auf der Pirsch: Zwei Kinder verhindern die Tierquälerei eines Jägers und setzen sich mutig und pfiffig ein. Honolulu liegt in Bayern: Zwei Freunde, wie sie unterschiedlicher nicht sein können...Der geistig behinderte Fred ist befreundet mit Karl, dem Sohn einer alleinerziehenden Mutter, der viel Zeit allein verbringen muss, weil seine Mutter arbeitet. Zusammen haben die beiden aber mächtig Spaß, wie die Geschichte zeigt. Diese Geschichte ist die Titelgeschichte aus dem gleichnamigen Kinderbuch. Freundschaft: handelt von zwei Jungens, die sich in einer gefährlichen Situation mutig helfen und sich vertrauen. Titelbild: Illustration: von Joy Katzmarzik leap4joy.de

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Melina Hilger

Freundschaftsgeschichten

Geschichten von Vertrauen, Zusammenhalt und Mut

Geschrieben und gewidmet sind Geschichte allen, auch Lehrern, Erziehern und Eltern, die die Folgen von Ausgrenzungen und Anderssein ihren Schützlingen nahebringen möchten.BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Auf der Pirsch

 

In aller Herrgottsfrühe stieg Agi aus dem Fenster. Sie musste sich beeilen, um rechtzeitig am Treffpunkt zu sein. Ihre Freunde warteten bestimmt schon. Ihr Wecker hatte zwar pünktlich geläutet, aber sie war noch sooo müde gewesen und hatte noch einmal kurz die Augen geschlossen. Daraus wurde dann fast eine Stunde. Jetzt hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil ihre Freunde auf sie warten mussten. Beim Laufen peitschten ihr die Zweige um die Ohren, auch stolperte sie mehrmals über Baumwurzeln. Dort war die Lichtung! Sie lief darauf zu und sah niemanden. Waren sie schon gegangen? Hatte sie sich etwa in der Zeit geirrt? Agi stand ratlos zwischen den Bäumen, und beschloss, noch ein wenig zu warten. Sie nahm sich einen langen Grashalm, legte ihn zwischen die Daumen und blies schräge Töne in die Morgendämmerung. Als der Halm gerissen war, nahm sie einen Stock und schrieb Worte in den staubigen Waldboden: Gratumani, Scherikampo, Lagorini…. Komisch, was war das für eine Sprache, überlegte sie. Da krachte es hinter ihr. Torri kam atemlos herangestolpert. „Hi, ich bin spät dran, nicht wahr?“, meinte er. Agi nickte. „Wo sind denn die anderen?“, Agi zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung“. Torri, ein Junge mit sehr kurzen schwarzen Haaren, setzte sich neben sie. Er las die Worte, die auf dem Boden standen. „Was bedeutet das?“, wollte Torri wissen. „Das ist kirgistisch“, log das Mädchen. „Echt? Woher kannst du das?“ - „Ich bin heute aufgewacht und dann konnte ich das“, meinte Agi.

„Kannst du noch mehr?“ - „Natürlich“ erwiderte sie. Torri sah sie abwartend an. Agi griff zum Stock und schrieb: Barlanuso we garabolt anorsi parasti. „Was heißt das?“, wollte Torri wissen. „Das heißt, diese Stinkstiefel haben uns im Stich gelassen.“ Der Junge grinste sie an: „Na, dann machen wir es alleine oder?“ Agi nickte. Sie erhoben sich und liefen in Richtung aufgehende Sonne. Sie stoppten ihren Lauf als sie den Jägerstand ausmachen konnten. Torri legte den Zeigefinger auf die Lippen und sie schlichen beinahe lautlos weiter. Sie näherten sich von der Rückseite des Jägerstandes her. Der Jäger saß bereits dort oben, das Gewehr im Anschlag. Es war der alte Förster Eberl. Die Kinder hatten sich geschworen, ihm das Leben schwer zu machen. Seit ihm im letzten Jahr, sein 15 Jahre alter Jagdhund gestorben war konnten sich die vier Kinder unbemerkt nähern, um ihm die Jagd zu verderben. Vor zwei Jahren hatten die Waldpiraten, wie sie sich nannten, mitbekommen, dass der alte Eberl ein Reh geschossen hatte. Es war in ihre Seelen gefahren, denn der Alte sah schon recht schlecht und brauchte acht Schuss, ehe das Reh wirklich tot war. Daraufhin hatten sie den Pakt geschlossen und geschworen, dass sie seine Schlachtereien in Zukunft behindern würden.

Agi stieg auf den nächstliegenden Baum, um besser sehen zu können. Als sie gut und sicher auf dem untersten Ast saß, holte sie ihre Pfeife heraus und hielt Ausschau. Da, eben kam eine Rehmutter mit ihrem Kitz auf die Lichtung, gut sichtbar. Agi machte das verabredete Zeichen und beide hoben die Pfeifen an die Lippen. Ein ohrenbetäubender Lärm erklang, beide schlugen zu den grellen Pfeiftönen auch noch mit Stöcken auf die nächstliegenden Bäume. Agi sah noch, dass Reh und Kitz im Dickicht verschwanden, dann sprang sie gewandt vom Ast und beide Kinder rannten, so schnell sie konnten. Als sie nach zehn Minuten Dauersprint atemlos aus dem Wald keuchten, ließen sie sich ins Gras fallen und kicherten. „Mission erfüllt, schrieen sie aus vollem Halse und salutierten voreinander. Sie grinsten sich an, dann stoben sie in verschiedenen Richtungen auseinander. Während sie liefen, rief Torri noch „Morgen wieder – selbe Zeit, selber Ort“, und Agi schrie zurück: „Noch drei Nächte, dann ist Schonzeit!“

Honolulu liegt in Bayern

Honolulu liegt in Bayern

 

Karlchen war in der Schule noch nie gut gewesen. Er war unkonzentriert und immer in seine Träume verstrickt, meinten die Lehrer. Auch hielt es ihn nie lange auf seinem Platz. Sollte er einmal länger stillsitzen, scharrte er mit den Füßen oder sprang einfach auf und hüpfte herum. Erst nach strengen Ermahnungen war er wieder dazu zu bewegen sich hinzusetzen. Bei der Schuluntersuchung sprach der Klassenlehrer lange mit dem Doktor. Heraus kam bei dem Gespräch nicht viel. Das Ergebnis war ein blauer Brief, in dem stand, seine Mutter solle dringend in die Schule kommen, es gäbe da ein Medikament, das ihrem Sohn helfen würde, dem Unterricht aufmerksamer zu folgen und bessere Noten zu schreiben.

Der Lehrer schärfte Karl ein, den Brief wirklich seiner Mutter zu geben. Aber auch wenn Karlchen schlechte Noten schrieb – dumm war er nicht. Er öffnete den Brief vorsichtig und las den Inhalt. Dann steckte er das blaue Kuvert in seine Legokiste ganz unten und vergaß ihn schnell.

Er machte sein Mittagessen in der Mikrowelle warm, setzte sich an den Küchentisch und ließ es sich trotzdem schmecken. Nach dem Essen stellte er brav das Geschirr in die Spüle und zog sich die Schulkleidung aus. Er legte sie sorgsam über die Stuhllehne. Seine alte, speckige Lederhose war jetzt angesagt, denn er wollte zum Treffpunkt im Wald, wo sein Freund Fredl bestimmt schon auf ihn wartete. Fredl war ein wenig geistig zurück geblieben und hatte auch einen komischen Gang, aber Karl störte das nicht. Er war sein bester Freund geworden, da konnten ihn die anderen noch so sehr als Dorftrottel beschimpfen. Er kam mit ihm sehr gut aus und fand ihn gar nicht dumm oder trottelig.