Polly - Melina Hilger - E-Book

Polly E-Book

Melina Hilger

0,0
0,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Diese Erzählung ist für große und kleine Menschen, die einen Sinn im Leben suchen. Und die daran glauben, dass wir hier auf diese Welt gekommen sind, um eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Die achtjährige Polly, lief eines Tages von zu Hause fort, weil sie es nicht mehr aushielt. Sie lief ziellos umher, bis sie auf eine Frau traf, bei der sie schließlich eine Weile bleiben konnte. Dort konnte sie sich erholen und Vieles kennenlernen, was sie bisher nicht kannte und erfuhr in ihrem kurzen Leben zum erstenmal, was bedingungslose Liebe ist.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Melina Hilger

Polly

Das vergessene Kind

Gewidmet ist diese Erzählung allen kleinen und großen Menschen mit offenen Herzen und freien Geist.BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Das vergessene Kind

Polly kam schon wieder zu spät zur Schule – hatte sich wieder vertrödelt auf dem Schulweg. Sollte sie überhaupt noch ins Klassenzimmer gehen? Sie zögerte und machte vor der Klassenzimmertüre schnell einen Schlenker in Richtung Treppe. Sie hörte eine Türe gehen und hastete schnell die Treppe hoch. Ganz oben drückte sie sich in die Nische am Kamin und lauschte. Folgte ihr jemand? Nein, es blieb alles ruhig. Ihr Blick fiel auf eine alte verschnörkelte Türe – hier oben war sie noch nie gewesen – ob sie wohl verschlossen war? Sie schlich sich hin und rüttelte vorsichtig an der Klinke. Sie öffnete sich tatsächlich einen Spalt, dann klemmte sie. Polly warf einen Blick ins Treppenhaus – alles ruhig, dann zog sie kräftig an der Türe, ging hindurch und schloss sie schnell hinter sich.

Sie befand sich vor einer steilen Holztreppe, die offensichtlich auf den Dachboden führte. Leise und langsam – um das Knarren der Stufen zu vermeiden – stieg sie höher und höher. Allmählich gewöhnten sich ihre Augen an das Dämmerlicht und sie umrundete den riesigen Dachboden und schaute neugierig in alle Ecken und Schränke. Die meisten Schränke waren verschlossen, aber es gab dennoch sehr viel zu entdecken. Sie fand uralte zerkratzte Schulbänke mit eingeritzten Namen und Ausdrücken zum Beispiel: Die Ruth, die muht, Irene die Sirene. Auch Polly riefen sie immer Ausdrücke hinterher: Polly Molly oder Polly Volli. Dabei war sie gar nicht so dick – na, sie war wirklich ein wenig mollig, aber nicht dick. Sie hasste es, wenn man sie so rief, überhaupt konnte sie ihre Klassenkameraden nicht besonders leiden. Die Lehrerin (ausgerechnet ihre Lieblingslehrerin) hatte sie einmal „Polly die Träumerin“ genannt und seitdem ärgerten sie ihre Mitschüler, indem sie immer riefen: Polly erwache, sonst bist du die Schwache. Wenn sie das riefen wurde alles noch schlimmer, sie verfiel dann immer mehr in „außergewöhnliche Zustände“ in denen sie total abschaltete. Sie wusste auch nicht warum das so war, aber sie fand die Schule immer ätzender und hatte schon am Morgen immer Bauchkrämpfe, wenn sie hin musste.

 

Polly kramte weiter in den Bergen von Büchern, sie waren alt und verstaubt - aber schöne Bilder waren manchmal darin. Und dann fand sie ein ganz in ledergebundenes schweres Buch, sie schlug es irgendwo auf und sah ein faszinierendes Bild. Es war eine fast nackte Gestalt eines Mannes, er hatte nur ein Lendentuch um die Hüfte. Er war an einem Baum gefesselt und in dem Leib steckten fünf Pfeile: einer im Hals, einer in der Brust, einer in der rechten Schulter, einer im Bauch und einer im linken Schenkel. Und an den getroffenen Stellen floss reichlich rotes Blut. Der Blick der Gestalt war gegen den Himmel gerichtet und hatte einen unaussprechlich leidenden Ausdruck. Polly war wie gelähmt von dem Anblick – unten auf der Seite stand: Hl. Sebastian. Lange konnte sie den Blick nicht von dem Bild lösen, dann blätterte sie weiter zum nächsten Bild. Dort sah sie einen jungen Mann abgebildet, der vor einem Mann mit Bart kniete und mit demütiger Gebärde sein Haupt bis zum Boden neigte. Über ihm breitete der Bärtige seine Arme aus, er hatte einen warmherzigen Ausdruck in seinen Augen – er freute sich offensichtlich. Darunter stand: Die Heimkehr des verlorenen Sohns.