Lebendiges Leben - Melina Hilger - E-Book

Lebendiges Leben E-Book

Melina Hilger

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Beschreibung

Die 3 Kurzgeschichten erzählen von schwierigen Schicksalen und von Menschen, die wachsen und sich befreien. Übung macht frei Lebendiges Leben Sophie - oder neuer Lebensmut Mehr Geschichten von der gleichnamigen Autorin finden sie unter: hilger-geschichten.jimdo.com/buchvorstellung/

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Melina Hilger

Lebendiges Leben

Geschichten, die stärken

Geschrieben für Menschen, die sich aus schwierigen Situationen befreien wollen.BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Lebendiges Leben

Lebendiges Leben – oder „Wortlosigkeit“

 

Francin lebte glücklich in diesem Haus. Nichts belastete sie und das war gut so. „Friede im Herzen“ war ihr Motto. Früher als Kind war sie sehr ängstlich gewesen, so ängstlich, dass sie meist im Hause blieb während ihre Geschwister draußen spielten. Stattdessen schwelgte sie in Büchern und bereiste auf diese Weise ihre Wunschwelt und die war sehr spannend, denn sie konnte sich alles in lebhaften Bildern vorstellen.

„Francin“ tönte die Stimme ihres Vaters herauf, „hast Du schon wieder Deine Nase in den Büchern? Komm doch runter, mein Kind, wir wollen ein wenig im Garten arbeiten“. „Nein, Pa – ich bin gerade in Australien und es ist soooo spannend. Ich komme nach“, antwortete sie. Und dabei blieb es dann auch, sie vergaß ihr Versprechen sofort wieder. Stattdessen reiste sie mit den Aborigines durch die Landstriche und aß mit ihnen Schlangen und Wurzeln. Sie erlebte viele Abenteuer mit den Ureinwohnern und vergaß alles um sich herum. Sie würde sogar die Mahlzeiten und zur Schule zu gehen vergessen, wenn man sie nicht dazu auffordern würde.

Das Einzige, woran sie nicht erinnert werden musste, war die Ablaufzeit ihrer aus der Bücherei geliehenen Bücher. Die brachte sie schon immer weit vor dem Abgabedatum zurück und holte sich neuen Stoff. Francin lernte auf diese Weise sehr viel, mehr als in der Schule, wo sie kaum zuhörte, weil sie entweder über ihre „Lesesreisen“ nachdachte oder unter der Schulbank ihr neuestes Buch verborgen hielt und heimlich in den Seiten blätterte. So war Francin natürlich nicht gerade die Beste in der Klasse. Zwei Mal schon wurde sie nicht versetzt. Ihre Eltern merkten davon nicht viel, es interessierte sie nicht besonders. Sie waren mit anderen Dingen beschäftigt. Sie hatten es hingenommen, dass Francin nicht versetzt wurde und dachten, dass sie eben ein wenig zurückgeblieben war.

Als Francin 16 Jahre alt war, verbrachte sie immer noch ihre Tage mit Büchern in ihrem Zimmer. Nun musste sie nicht einmal mehr zur Schule und erledigte zu Hause ein paar Pflichten wie Abspülen und Betten machen. Zu mehr war sie in den Augen ihrer Eltern nicht fähig.

 

In letzter Zeit sprachen ihre Eltern oft über ihre Tochter, die so anders war. Eines Tages kam ihre Mutter wortlos in ihr Zimmer, packte einen Koffer mit ihren Kleidern. Ein Auto hielt vor der Tür. Die Mutter nahm Francin an der Hand und hieß sie in das Auto einzusteigen. Als das Auto anfuhr, stand die ganze Familie vor dem Haus und winkte.

Francin war nun voller Angst. Sie presste ihr Büchereibuch, das sie nicht aus den Händen gelegt hatte, und schlug es mit klopfenden Herzen auf. Es war die Geschichte von „Adolfo, den niemand liebte“. Sie konnte sich aber überhaupt nicht auf die Worte konzentrieren und blickte auf die vorbeifliegende Landschaft. Zum ersten Mal seit langer Zeit sah sie grüne Wiesen, wunderschöne Bäume und die Wolken am Himmel. Sie schielte auf den Fahrer mit seiner Mütze, der sie eindringlich im Rückspiegel beobachtete. Nach einer etwa drei Stunden dauernden Fahrt hielt er an, holte ihren Koffer aus dem hinteren Teil des Autos und öffnete ihr die Tür. „Aussteigen“ murmelte er nicht unfreundlich und Francin stieg mit bangen Herzen aus. Da sprang ein großer schwarzweiß gefleckter Hund auf der Treppe zu ihr herab, sprang freudig an ihr hoch und wedelte heftig mit dem Schwanz. Francin war noch nie einem Hund so nahe gekommen und war erstarrt vor Angst. Aber als nichts Schlimmes geschah und sie sogar wahrnahm, dass der große Hund sie anlächelte, hielt sie ihm instinktiv die flache Hand hin. Als dieser sie abschleckte, wagte sie es sogar ihn zu streicheln.