Frische Schnecken E-Book

Rolf Gänsrich

• Herausgeber: Books on Demand
• Kategorie: Poesie und Drama
• Sprache: Deutsch
• Veröffentlichungsjahr: 2022

Seitenzahl: 108

Beschreibung

Der erste Teil ist ein winziges Kochbuch, das auch Haushaltstipps beinhaltet, der zweite Teil des Buches sind Kurzgeschichten, Gedichte und Radiotexte von mir.

Leseprobe

Inhalt

Vorwort

Schnell kochen mit Rolf – Gerichte und Tipps für den Alltag

Stammtisch Staffel 10

Stammtisch Staffel 11

Kurzgeschichten & Gedichte

Radiotexte von 2020

Radiotexte von 2021

Radiotexte von 2022

Die Besonderheiten des entmilitarisierten Berlins

...

außerdem Erschienen...

Schreiben Sie Sich einen Liebesbrief

Vorwort

Rolf Gänsrich am 23.3.2022

Die Veröffentlichung meiner beiden gesammelten Werke von Kurzgeschichten und Gedichten ist mittlerweile fast zwei Jahre, die der Radiotexte etwa anderthalb Jahre her. Die neuen Texte, ...jedes für sich, als eigenes Buch, dafür ist es zu wenig. Gesammelt hab ich auch ein paar Haushaltstipps und die Gerichte, die ich selbst koche. Für ein "richtiges" Kochbuch ist auch das zu wenig. Warum dann nicht das, was an Material alles da ist, zu einem neuen Buch zusammenfassen, mit vielen bunt gemischten Texten? Zuerst das "Kochbuch", dann die Edelsteine der Radiotexte, die seit dem Redaktionsschluss für meine Radio-Anthologie angefallen sind. Und schließlich Texte und Gedichte, die seit den beiden genannte Bänden zustande kamen. Das ist die Idee dahinter. Und wie bei all meinen bisherigen Büchern, so gilt auch hier: es gibt drei Arten der Rechtschreibung, die alte, die neue und meine, ... das gilt insbesondere für die mundartlichen Texte.

Als eigene Erinnerung für einen möglichen Folge-Band dieser "Resteküche" sei mir der Hinweis gestattet, daß ich hierfür bis Einschließlich der 1018. Ausgabe des OKbeat am 24.3.2022 und für Rockradio.de bis zur 383. Ausgabe von „pommes-rot-weiß“ vom 22.3.2022 die Sendemanuskripte zusammengesammelt hab.

Schnell kochen mit Rolf Gerichte und Haushaltstipps

Rolf Gänsrich 4./17.1./ab 5.2.2022 – 26.3.2022

Vorwort

Das ganze war mal geplant als kleine zusätzliche Serie für die Prenzlberger Ansichten. Einleitung und das erste Gericht waren quasi die Pilotfolgen. Wenn ein Produzent sich in Radio oder TV eine neue Serie ausdenkt, macht er meist erstmal einen "Piloten", um zu sehen, ob der zunächst einmal bei möglichen Abnehmern der Serie ankommt. Unter Umständen muss man damit sogar Klinken putzen gehen. Diese Abnehmer machen dann aber auch erstmal noch eine Vorführung vor Testpublikum und erst wenn diese beiden Vorstellungen okay sind, wird die Serie produziert. Die Einleitung und das erste Gericht floppten bei der Zeitung sofort, bei einigen meiner Testleser jedoch nicht und so hab ich mich entschlossen, immer dann, wenn ich mir ein neues Gericht ausgedacht oder ein altes Wiederbelebt hab, es mal aufzuschreiben und daraus ein Büchlein für den Singlehaushalt zu machen, der neben Zeit vor allem Geld sparen will oder muss

Zeitungseinleitung

Ich hab jahrelang im Lebensmitteleinzelhandel gearbeitet und bin anschließend durch einige Großküchen und Restaurants als ungelernter Koch getingelt. Außerdem lebe ich seit fast vierzig Jahren allein und legte dennoch über die Jahre an Gewicht zu. Erstaunen ruft immer hervor, wenn ich mal in einer Runde erzähle, dass ich für mich allein koche. Und so möchte ich ab diesem Monat in jeder Ausgabe ein kleines Rezept für Sie hier parat haben. Das ist selten vegan, ist überwiegend internationale Küche, basierend auf deutscher Hausmannskost, mit hohen Anteilen an Teilfertigprodukten.

Es sind immer die Angaben für eine Person für eine Mahlzeit für einen Tag oder bei Eintöpfen auch für zwei Tage.

Es kommt nicht darauf an, immer warm, sondern eher abwechslungsreich zu essen, und da kann es dann auch mal was Kaltes zum Mittag sein. Wollen Sie abnehmen, hab ich nur einen guten Rat für Sie: f.d.H.! Morgens und Abends nur je eine Scheibe Brot, keine Schmiere unter den Belag, zum Mittag den Teller nur halb voll, keine Zwischenmahlzeiten und als Betthupferl eine Hand voll Obst. Als Getränk Saftschorle oder Getränkegrundstoffe mit Mineralwasser. Sirups gibt’s mittlerweile in unübertrefflich vielen Sorten.

Fisch oder was?

Und nun zu unserem ersten Gericht.

In eine Auflaufform geben sie einen Tupfer Öl und ein gefrorenes Pangasius- oder unpaniertes Alaskaseelachsfilet. Mit hinein ein Viertelpfund halbierte / geviertelte frische Champignons, es darf statt dessen auch eine halbe, geschälte und gewürfelte Aubergine oder Zucchini sein. Auf einem Stück Backpapier verteilen Sie eine Hand voll gefrorener Pommes. Mit beidem in den Backofen und auf die oberste Schiene. Die mittlere Heizstufe wählen. Haben sie den Ofen 5 min vorgeheizt, reichen 20 min, haben sie ihn nicht vorgeheizt 22 min beides backen und im geschlossenen Ofen nochmals ca. 5 min abkühlen lassen. Beides auf einen flachen Teller. Dazu noch ein Teelöffel voll Majo und / oder Ketchup, in das sie beim essen das Gemüse und die Pommes tunken.

Nudeln mit Rindfleisch

Im Filmklassiker "Drei Männer im Schnee" nach dem gleichnamigen Roman von Erich Kästner wird von der guten Hausmannskost geschwärmt und davon, dass der eine der beiden Hauptprotagonisten gern "Nudeln mit Rindfleisch" isst. Hier zwei Versionen, die Sie aber beide innerhalb einer Woche kochen sollten.

Es gibt im Supermarkt so Gläser mit fertigem Rindfleisch-, Geflügel- oder Gemüsefonds. Deren Inhalt ist doppelt konzentriert. Das heißt, das Zeugs ist verdammt salzig und man muss es deshalb mit der doppelten Menge Wasser zusätzlich zur Einlage kochen. Wenn Sie als Single ein komplettes Glas mit rund 350 ml Inhalt mit Wasser verdoppeln und noch die Einlage dazu geben, dann haben sie einen Liter Suppe, an dem sie mindestens vier Tage zu tun haben und die Fleisch-Einlage darin ist etwas dürftig. Nun mag ich Gemüsebrühe nicht und Geflügel ist mir zu labberig, deshalb bleib ich bei Rind.

Sie kochen zweimal, mit einigen Tagen Abstand dazwischen. Grundstoff für alle Eintöpfe bei mir ist im Topf glasig angeschmorte, gewürfelte Zwiebel, die in dem Moment, wo sie glasig wird, noch mit zwei Teelöffeln Rohrzucker karamellisiert wird. Für die erste Mischung holen sie sich ein Viertelpfund (125 g) Rinderhack vom Fleischer, oder ein Pfund abgepackt im Supermarkt (den Rest des Rinderhack portionieren sie in gleiche Teile und frieren es ein, falls sie wieder einmal diese Suppe kochen).

Das Rinderhack schmoren sie nun mit der Zwiebel an und geben dann nur ein halbes Glas des genannten Rinderfonds hinzu. Beachten sie, dass das im Glas oben abgesetzte Fett und das darin enthaltene Fleisch im Glas verbleiben. Das nehmen sie dann für die zweite Mischung. Das Glas für diese zweite Mischung stellen sie bitte in den Kühlschrank. Sie sollten diese zweite Mischung innerhalb einer Woche verbrauchen.

Den Fond in beiden Fällen im Topf dann bitte unbedingt mit mindestens der doppelten Menge Wasser auffüllen, besser mit der anderthalbfachen Menge dessen, was sie aus dem Glas entnommen haben. Nun wieder zwei Varianten. Will man später bereits mit Suppengemüse versetztes Tomatenmark hinzu geben oder nur einfaches Tomatenmark, das nur aus Tomate besteht. In beiden Fällen ist es salzig. Deshalb nochmal ein halbes Trinkglas Wasser zugeben. Bei einfachem Tomatenmark ein oder zwei Teelöffel voll getrocknetem Suppengemüse hinzu.

Ist das im Tomatenmark bereits enthalten, lassen sie es hier weg. In dem Suppengemüse sind Sellerie, Petersilie, Möhre, Lauch usw. Das gibt dem ganzen einen runden Geschmack. Nachdem sie das einmal kurz aufgekocht haben, geben sie jetzt das Mischgemüse dazu. Das kann eine Dose oder eine Hand voll gefrorenen Gemüses aus dem Tiefkühlfach sein. Nun geben sie eine Hand voll Suppennudeln dazu.

Vorsicht mit Fadennudeln, die nur kurz aufkochen, alle anderen, ca. fünf Minuten leicht köcheln lassen. Am Ende geben sie noch wegen der Sämigkeit und wegen der Farbe, das Tomatenmark dazu. Sie können auch noch etwas Paprikapulver oder eine Messerspitze Chilipaste beim kochen dazu geben. Nach dem kochen abkühlen lassen. Das ganze reicht für zwei Tage. Am zweiten Tag kochen sie es einfach nur einmal kurz auf.

Nun können sie ja zwei Tage lang etwas anderes essen, fertige Pizza aus der Tiefkühltruhe oder sich einen Döner in der Dönerbude ihres Vertrauens schießen. Für die zweite Mischung der Nudeln mit Rindfleisch glasieren und karamellisieren sie wiederum als Suppenbasis die Zwiebeln. Nun geben sie die andere Hälfte des fertigen Rinderfonds aus dem Glas, mit der darin enthaltenen fleischigen Einlage und dem Rinderfett oben drauf, verdoppeln mit der anderthalbfachen Menge an Wasser und verfahren mit dem Suppengrün, dem Tomatenmark und den Nudeln wie bei der ersten Mischung. Auch hier reicht die Suppe zwei Tage.

Bratkartoffeln à la Gratin

Nehmen sie eine Gratinform und fetten sie deren Boden ein. In die Form schneiden sie eine Schicht einer Gemüsesorte, entweder Champignons oder Aubergine, Zucchini oder Schmorgurke hinein. Darüber geben sie eine Schicht vorgegarter Bratkartoffeln aus der Kühltheke. Schneiden sie zum Schluss entweder eine Scheibe Raclette- oder Toastschmelzkäste über das ganze. Salzen mit einer Brise "Aromat" oder "Fondor". Das alles auf der mittleren Schiene im Backofen bei mittlerer Temperatur rund 20 – 25 min garen. Eine Tüte der vorgegarten Bratkartoffeln reicht für etwa drei Tage / Mahlzeiten.

Toast Hawaii

Toastbrot auf beiden Seiten in einer Pfanne oder im Toaster leicht anrösten. In Schichten eine Scheibe Wurst (Salami, Kochschinken), eine Schicht gekochtes und geschnittenes Ei, eine Ananasscheibe, eine Scheibe leicht schmelzenden Käses (Schmelzkäse, Emmentaler, Romadour, Blauschimmelkäse). Im vorgeheizten Ofen auf Backpapier 10 – 12 min (bis der Käse zerlaufen oder angebräunt ist) garen.

Quark mit Leinöl

Das war mal ein "Arme-Leute-Essen" und ist heute das Superfood schlecht hin. Eine Packung Quark (nicht Magerquark, sondern 20 % Fett i. Tr., 40 % wird dagegen wiederum zu fett) mit etwa 100 ml (in einer Flasche sind meist 250 ml) Leinöl vermengen. Das sind die besten ungesättigten Fettsäuren, die es überhaupt gibt, die sind im Leinöl und Quark ist reines Protein. Das ganze salzen. Eine Zwiebel dazu kann man, muss man aber nicht, weil Zwiebel zu viel Eigengeschmack hat. Dazu Pell- oder normale Salzkartoffeln, die in beiden Fällen von einer mehlig kochenden Sorte sein sollten. Diese Quark-Leinöl-Mischung reicht für zwei Tage / Mahlzeiten. Das Leinöl setzt sich nach einem Tag übrigens auf dem Quark oben ab. Hab mal bei einer Markenmeierei nachgefragt, ob die Quark mit Leinöl nicht schon als fertige Mischung anbieten können, aber weil sich die beiden Produkte immer von einander absetzen, ist vermutlich die Herstellung dessen zu aufwendig, bzw. die potenzielle Käuferkaste dafür zu gering. Man kann Quark-Leinöl auch als Brotaufstrich verwenden oder als Dipp für Salzgebäck. Oder, noch einfacher, Leinöl pur von einer Untertasse mit Brot aufdippen. Es sättigt ungemein!

Tomatensaft aus Konzentrat

Ich hab Flugangst, trinke aber dennoch ganz gern mal Tomatensaft. Reiner, normaler Tomatensaft ist mir immer ein Stück weit zu teuer und mir ist dann auch ein ganzer Liter im Tetrapack von der Menge her zu viel. Woraus wird denn der hergestellt? Richtig, aus Tomatenkonzentrat. Und wo ist ganz viel Tomate als Konzentrat noch drin? Natürlich in Tomatenmark. Ich stelle mir meinen Tomatensaft immer selbst daraus her. In einem Glas Wasser einen gehäuften Teelöffel voll Mark auflösen, abschmecken mit Fondor/Aromat, Pfeffer, je nach Lust und Laune noch einen Spritzer Worcestersoße, Zitronensaft oder eine Messerspitze voll Chilipaste oder Paprikapulver dazu, alles verrühren, fertig. Statt des Tomatenmark kann man auch passierte Tomaten oder mit einem Pürierstab zerkleinerte Pizzatomaten nehmen, das mit Wasser im Verhältnis 1 : 1 mischen und wiederum mit den genannten Gewürzen abschmecken. Solch hergestellter Tomatensaft eignet sich, ohne Chili, auch hervorragend als Getränk bei Durchfall oder als cooler Drink an heißen Tagen, um mit den darin enthaltenen Salzen die an solchen Tagen etwas angeschlagenen eigenen inneren Depots an Mineralien wieder nachzufüllen.

Spaghetti nach Art "Berlin - Hauptstadt der DDR"

Maccaroni mit Tomatensoße war vermutlich das Lieblingsessen der meisten Ostdeutschen in ihrer Kindheit. Wobei es einen Mangel an Tomaten in der DDR gab und Ketchup oder Tomatensoße nicht zwangsläufig aus nur Tomaten bestehen musste, sondern oft mehr als die Hälfte darin Apfel- und Pflaumenmus (bei Fruchtketschup) oder Sellerie, Kohlrabi, Zichorie ("gemeine Wegwarte", "Chicorée") und Kohlrübe (Gemüseketchup) war. In Westdeutschland nahmen Ravioli aus der Dose diesen Platz ein. Nur in "Berlin – Hauptstadt der DDR" war mal wieder alles anders.

Alle halbe Jahre wälzte man in Westberlin die "Senatsreserven" an Lebensmitteln, die man sich seit der Berlin-Blockade 1948/49 einlagerte. Das, was dann mit seinem Mindesthaltbarkeitsdatum an seine Grenzen kam, wurde natürlich von Bolle, Reichelt, Spar oder Kaisers nicht an die Westberliner verkauft, sondern billig nach Ostberlin verscherbelt. Darunter waren immer güldene Büchsen. Man wusste nie so ganz genau, was darin und wer der Hersteller war, denn die Dosen hatten kein Etikett und keinen Aufdruck. Die größeren, darin war Schmalzfleisch vom Schwein, die nur halb so großen, die aber in Ostberlin zum selben Preis wie die mit Schmalzfleisch verkauft wurden, hatten Rindfleisch im eigenen Saft als Inhalt. Ich glaube 1,65 Mark kosteten die.

Diese Büchsen gab es nur etwa alle paar Monate und nur im Einzelhandel in Ostberlin. Und natürlich kochte, nicht nur das Fleisch darin, sondern die Gerüchteküche drum herum. Gut möglich, dass diese Senatsreserve für Westberlin sogar im "VEB Fleischkombinat Berlin" am Prenzlauer Berg, Ostberlin, hergestellt worden waren. Heute kommt es von den Firmen Dreistern oder Jola und hat einen Aufdruck. Spaghetti mit diesem Schmalzfleisch war in meiner Kindheit das bevorzugte Samstagessen im Sommer. Wir