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"Was muss ich tun, damit der Zustand weiter so bleibt, wie er ist?", fragten sich die Mitarbeiter einer Firma, mit der es bergab ging. "Noch unfreundlicher zu unseren Kunden sein!", "Weitere Mitarbeiter auf Posten setzen, auf denen sie inkompetent sind.", "Das Betriebsklima verschlechtern", waren unter anderem die Antworten der Mitarbeiter auf der Personalversammlung. Diese Hinweise wurden dann in genau umgedrehter Form umgesetzt und der Firma ging es wieder besser." Und genau das soll dieser nicht ganz ernst gemeinte satirische Ratgeber bewirken. Er ist bissig-zynisch geschrieben und beinhaltet in kürzester Form all das, was man beachten sollte, wenn man einen Job garantiert NICHT will. Wir wissen schließlich alle, dass es ein "richtiges bewerben", die alles entscheidende Form oder genau das Vorgehen nicht gibt.
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Seitenzahl: 83
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I.I. Sie sind wichtig!
I.II. E-Mail? Brief? …. oder was?
I.II.I. Das Anschreiben
I.II.II. Das mit dem Freiberufler
I.II.III. Wie die Buden so ticken
I.IV. Der Lebenslauf
I.V. Das Passbild
I.VI. Die sogenannte „dritte Seite“
I.VII. Was muss noch mit reingeschrieben werden und was darf es auf keinen Fall?
I.VIII. Schul- und Arbeitszeugnisse
II.I. Wo und wie suche ich meine Stelle?
II.II. Was suche ich für Arbeit?
III.I. Das spontane in die Firma schneien
III.II.I. Das Bewerbungsgespräch
III.II.II. Wie bekomme ich den Job erst gar nicht?
III.II.III. Die Vorbereitung
III.II.IV. Das Gespräch
IV.I. Der Probetag
IV.II. Die halbjährige Probezeit
IV.III. Das Praktikum
IV.IV. MAE oder sonstige Maßnahmen
IV.V. Die Leiharbeitsbude
V. Epilog
Wer einen neuen Job braucht, muss sich wohl oder übel dafür auch bewerben, denn kein Job kommt auf einen zu geflogen, wie beispielsweise ein gebratenes Hühnerbein im Wienerwald. In vielen Jahren der Arbeitslosigkeit, Verzeihung, der beruflichen Neuorientierung, durfte ich in regelmäßigen Abständen an sogenannten „Maßnahmen“ der Bundesagentur für Arbeit und seiner untergeordneten Stelle, dem Jobcenter, mehr oder weniger freiwillig und deshalb eher unfreiwillig, schon an so was teilnehmen.
Dabei habe ich einiges gelernt, wie zum Beispiel Lebensläufe schreiben. In all den Jahren ist so häufig von anderen Menschen in meinem schriftlichen Lebenslauf herum gefuhrwerkt worden, dass ich ihn nicht mehr als meinen anerkennen kann, denn der, über den da die Rede ist, bin ich nicht. Mal auf die amerikanische Art, dann auf die italienische, aber mit angloamerikanischer Schreibweise der Daten, mal von hinten nach vorn, dann wieder auf die arabische Art von rechts nach links aber mit lateinischen Zahlen, dann wieder von vorn nach hinten, Tabellarisch, in Prosa, von Hand geschrieben, mit Riefen, ohne Riefen, mit Schatten, mit Uhrzeit, mit Bild oben links, oben rechts, in der Mitte, am Ende links neben der Unterschrift, am Anfang rechts neben dem Datum, über dem Datum, auf dem Datum … … …
Aufgefallen ist mir dabei: was immer du im letzten sogenannten „Coaching“ gelernt hast, in diesem hier ist es garantiert falsch. „Das macht man heute so nicht mehr!“ „Aha.“ Klar, die Firmen, die ein „wie bewerbe ich mich richtig“ anbieten, verdienen daran. Sie schaffen sich ihre eigenen Arbeitsplätze in dem sie anderen erzählen, wie sie an Arbeit kommen. Schlimm wäre es, für diese Bildungseinrichtungen, wenn das auch noch funktionieren würde, was sie da mit den armen Teilnehmern machen, denn dann würden diese Firmen ihrer Existenzberechtigung beraubt.
Auch gibt es tausende Publikationen zu diesem Thema. Kaufen Sie die! Lesen Sie die! Handeln Sie nach deren Ratschlägen! Genauso wie diese Coachings, Bewerbungstrainings nur denen, die sie durchführen, etwas nützen, so verdienen auch die Autoren der entsprechenden Fachliteratur an Ihrem Dilemma … und letztendlich auch ich, wenn Sie diesen kleinen Ratgeber hier wirklich gekauft haben!
Wir alle, die Bildungseinrichtungen, die hoch gelehrten Autoren und ich, sorry, ich hab leider nur'n normalen Facharbeiterabschluss, wollen nur Ihr Bestes! … Ihr Geld!
Um es in einem Satz zu sagen: Eine richtige Strategie, wie man sich bewerben sollte, gibt es nicht!
… und damit können Sie diesen kleinen Ratgeber hier bereits beiseite legen. Sie brauchen ihn nicht mehr.
Es gibt keine „richtige“ Bewerbung, keine „falsche“, keinen „falschen Lebenslauf“, nicht DEN Stil, DAS richtige Format. Wenn es das gäbe, gäbe es keine Arbeitslosen und keine Arbeitslosen ist der Supergau für die Marktwirtschaft.
Sehen Sie es mal so: sie werden als Arbeitsloser unbeschäftigt auf jeden Fall gebraucht!
Fühlen Sie Sich schon besser? Man braucht Sie als Arbeitslosen, um die eigenen Mitarbeiter noch mehr unbezahlte Überstunden machen zu lassen, denen noch weniger Geld zu geben und damit zu drohen: „Wenn du unser beschissenes Betriebsklima nicht magst, wirste Arbeitslos und alle Arbeitslosen sind faul, besaufen sich und versumpfen. Sie gehören dann zur untersten Schicht! Wollen sie etwa als schwer abhängiger Alkoholiker auf der untersten Stufe der Gesellschaft enden und den ganzen Tag lang Schlager von Helene Fischer hören? Nein? Na dann arbeiten sie hier mal gefälligst in unserer Drecksbude ab heute ihre Mittagspausen durch!“
Nun hab ich gemerkt, dass es zwei Arten von Menschen gibt und die ich jetzt gar nicht mal, ausnahmsweise, bewerten möchte.
Nein, über Bienchen und Blütchen und über die Frauenquote rede ich jetzt nicht!
Zum einen gibt es Menschen, und das sind die meisten, die brauchen eine vorgegebene Tagesstruktur. Die brauchen eine Arbeit, bei der sie etwas Sinnvolles machen und bei der man ihnen vor allem sagt, was sie wie zu machen haben.
„Sie fangen bei uns um zwischen acht und neun Uhr an, ihr Arbeitsplatz ist der Rechner auf dem linken Schreibtisch in Raum viertausendachthundertzwölf und dort bearbeiten sie heute die Zahlungseingänge und verbuchen die richtig. Von zwölf bis zwölf-Uhr-dreißig oder von dreizehn-Uhr bis dreizehn-Uhr-dreißig können sie im Aufenthaltsraum auf ihrer Etage ihre Mittagspause machen.
Feierabend haben sie zwischen zechzehnuhrdreißig und siebzehn Uhr. Privates Chatten im Internet ist bei uns nicht gestattet. Ich wünsche ihnen einen schönen Arbeitstag.“
So könnte die Begrüßung durch ihren neuen Chef aussehen … im Idealfalle!
Und die meisten Menschen, Sie vielleicht, sind damit vollkommen glücklich, denn nur so hat man eine echte Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben.
Renten-, Pflege-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung werden wie die Steuern automatisch vom Gehalt abgezogen und man weiß so ungefähr, was man am Monatsende an Geld zur Verfügung hat.
Sehr praktisch! … und ich für meinen Teil bewundere Leute, die das so können. Ich kann es nicht!
Und damit sind wir bei der zweiten Art von Menschen, den zwei bis drei Prozent, in Zahlen, von zweiundvierzig Millionen, die in Deutschland derzeit arbeiten gehen, gibt es eine Millionen, die als sogenannte Freiberufler gelten.
Das ist bei weitem schwieriger. Sozialabgaben und Steuern muss man selber errechnen. Wenn ich heute mal 'ne Stunde länger schlafe, esse ich wirklich erst um sechzehn Uhr mein Mittag! Wenn man vormittags in den sogenannten sozialen Netzwerken flirtet, muss man das an anderer Stelle wieder heraus holen. Der Typ von der DHL weiß genauso wie meine schwer depressive Bekannte Tina, dass ich vormittags meist zu hause bin, weil ich ja eigentlich am Rechner zu arbeiten habe. Und manchmal nervts dann schon, wenn man einen guten Gedanken hat, den man gerade in den PC hackt und da unterbricht einen der Typ der DHL und meine Nachbarin Elke, die das Glas Bohnen heute mal wieder nicht auf kriegt und die Laubbläser im Hinterhof, … was blasen die da überhaupt? … oder das schreiende Kleinkind aus dem Haus gegenüber.
Wochenendarbeit ist da genauso Usus, wie die Arbeitszeit bis Mitternacht und meinen letzten wirklich freien Tag hatte ich … hatte ich … hatte ich …???
Aber der große Vorteil ist: niemand sagt mir, mach das so und so, weil wir das so immer schon gemacht haben! Ich brauche meine ganzen Arzttermine nicht mit meinen Kollegen abzustimmen. Bis Donnerstag um spätestens 11.30 Uhr muss das Sendemanuskript für meine Hörfunkshow fertig ausgedruckt sein.
Wann ich das schreibe und drucke, ist in jedem Falle egal, trotz des Termins beim Dentisten am Mittwochnachmittag. Und wenn der Drucker mir am Donnerstag um 11.25 Uhr sagt, dass er mich gerade mal nicht leiden kann, weil seine Farbpatrone gerade jetzt eben leer ist, darf ich auf gar keinen Fall in Panik verfallen.
Wie gesagt, die meisten Menschen könnten vermutlich nicht so arbeiten, wie ich, der ich mir die Arbeit selber suchen muss. Ich könnte es nicht mehr als normaler Angestellter.
Was sind Sie eigentlich für ein Typ?
Ein Angestellter?
Ein Freiberufler?
Dann haben sie auf dem Arbeitsmarkt aber so was von schlechte Karten!
Lesen Sie als Freiberufler diesen kleinen Ratgeber mal trotzdem. Man weiß nie, wann das Amt mal wieder auf die Idee kommt, sie von ihrer derzeitigen freiberuflichen Arbeit abzubringen, um Sie in einer sogenannten „sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit“ unterzubringen.
Dem Amt sind nämlich Freiberufler grundsätzlich suspekt!
„Können sie denn nachweisen, was sie so verdient haben?“ „Naja, ich schreibe nicht immer Rechnungen oder gebe Eintrittskarten aus, manche Sachen mache ich auch auf Spendenbasis.“ „Also nachweisen können sie nicht alles?“ „.... ähm …. nööö ….“
„Und was so ihre Arbeitszeiten sind, da haben sie sicherlich auch nichts Schriftliches, oder?“
„Warum? Glauben sie mir etwa nicht, dass ich bis über sechzig Stunden pro Woche arbeite?“
„Na so war ja meine Frage auch nicht gemeint? Aber könnte es denn ein anderer irgendwie nachweisen?“
„Meinen sie etwa, meine Nachbarin schreibt sich akribisch auf, wann ich am Rechner sitze oder die Polizei besucht mich regelmäßig bei meinen Stadtführungen?“
„Nun werden sie mal nicht aggressiv! … Na dann muss ich hier wohl ihre Zahlen, die sie mir angegeben haben, glauben.“
Das tolle am Freiberufler ist, man kann ihnen nichts nachweisen! Und Sie können Sich Ihre Bescheinigungen für das Amt, immer gesetzt den Fall, Sie verdienen so wenig, dass Sie noch mit ALG II aufstocken müssen, selber ausstellen!
Beispiel: Das Amt gibt Ihnen mal wieder Montags um vierzehn Uhr einen Termin bei Ihrem Sachbearbeiter, obwohl das Amt genau weiß, oder wissen müsste, dass Sie grundsätzlich immer Montags von zehn bis fünfzehn Uhr ehrenamtlich bei der Essensausgabe im Obdachlosenasyl hinterm Bahnhof Zoo helfen. Die sind auf da am Zoo auf Sie angewiesen! Aber grundsätzlich gibt ihnen das Amt seine Termine immer Montags um diese Zeit.
Was tun?
Ehrenamtliche Tätigkeit ist schließlich keine versicherungspflichtige Tätigkeit, weshalb man ehrenamtlich ja nach Feierabend tätig sein kann. Dass Sie als Freiberufler dabei quasi ihren Feierabend vorgezogen und ihre Arbeit an diesem Tage dafür auf den Abend gelegt haben, versteht das Amt nicht. … Kann es nicht verstehen, denn das Amt ist eine Behörde und laut einer Behörde geht Arbeit nun mal nur tagsüber und nicht abends.
Also, was tun Sie in solch einem Falle als Freiberufler? Richtig! Sie bescheinigen Sich selbst und damit dem Amt, dass Sie genau an diesem Montag um vierzehn Uhr eine wichtige Tätigkeit ausüben, nach der Sie dann Ihre sogenannte Hilfebedürftigkeit für diesen Monat etwas vermindern und bitten um einen Ersatztermin, der bitte schön nicht Montags zwischen zehn und fünfzehn Uhr liegt.