Rolf Gänsrichs Prenzlberger Ansichten - 1. Nachschlag - Rolf Gänsrich - E-Book

Rolf Gänsrichs Prenzlberger Ansichten - 1. Nachschlag E-Book

Rolf Gänsrich

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Beschreibung

Im Laufe von 28 Jahren habe ich in fast jeder monatlichen Ausgabe dieser Kiezzeitung mindestens einen Artikel gehabt. Richtig gesammelt habe ich die Texte erst seit 2004. Weil die Zeitung zum Jahresende 2024 eingestellt werden soll, habe ich mal all mein Material dafür zusammengefasst. Es ist sehr viel und reicht für vier Bände. Ziel war bzw. ist es, in der Zeitung selbst noch Werbung für diese Bücher zu machen, um ihren Verkauf zu fördern. In diesem Band 1 sind Langversionen von Artikeln von 2003 bis 2016, die später von der Redaktion oder mir selbst noch gekürzt wurden, damit sie in die Zeitung passen.

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Inhaltsverzeichnis

Schwanengesang und Vorwort 1

Pflanzt einen Baum … und wenn’s’n Bonsai ist! verfasst am 8./11./12.3.2008

Bötzow – Dezember 2011 - geschrieben am 11./21.11.2011

Bötzow - Januar 2012 – getextet am 14./19./20.12.2011

Bötzow II – Mai 2009 – am 21.4.2009

Bötzow – März 2011 – am 24.2.2011

Bötzowkiez - Februar 2011 - am 10./11./17./18.1.2011 >Radiotextteil< am 25.12.2010

Bötzowstraße – am 21.1.2010

Der Friedrichshain, der „Mont Klamott“ - am 22.3.2009 am 21./23.1.2012

Die Familie Bötzow – am 18./23.2.2010

Zwischen Gleimstraße und Arnimkiez – Februar 2012

Zwischen Gleimstraße und Arnimkiez – Februar 2012 am 20./21.2.2012

Göhrener Ei – am 12.4.2007

Helmholtz – November 2011- am 7.10.2011

Helmholtz – Oktober 2009 – am 21.9.2009

Hollywood am Helmholtzplatz (Helmholtz – Oktober 2011) am 19./21./23.9.2011

Helmholtzkiez – November 2010 - am 18.10.2010

Kastanienallee im Frühjahr 1931 - am 8.3.2011

Kastanienallee - erstellt am 2.7.09 auf der Basis zweier Texte vom 17.05.07 + 19./22.1.09

Die bittere Wahrheit über Rolf Gänsrich (Kolle-Kiez Juli 2011) am 7./20./21.6.2011

Oben31 - am 8./9.12.09

Zwischen Schönhauser Allee, Helmholtzplatz und Prenzlauer Allee - am 17./18./20./21.11.08

Die Gormannstraße - am 18.1.2014

Die Groterja(h)n-Brauerei - am 13.11.2014 überarbeiteter Text aus der Märzausgabe 2004

Helmholtz – am 19.6. 2013 - „Rund um die Berolina“

Helmholtzplatz - August 2012 - 13./20.7.2012

Zwischen „Schusterkugel“ und Kellergeschäft am 14./19.10.2009

Helmholtzplatz - September 2012 – am 13./21.8. (zweiter (zweiter Absatz basierend auf der nicht gedruckten Einleitung zur August-Ausgabe).

Kiez Helmholtzplatz Variante II - am 17. – 24.9.2010

Kiez Helmholtzplatz ohne „Kopf“ und „Schwanz“ am 17. – 22.9.2010

Hinterhöfe Teil 1 – am 21.10.2007

Im Kollwitz-Kiez – am 21.6.2011

Humannplatz – am 20.10.2006

Interview mit einem Mitbegründer der Vereinigung "Neues Forum", Bernd Kähne (BK)43 Fragender: Rolf Gänsrich (RG) – am 18.10.2007

Det schmeckt nach mehr – im Januar 05

Wo bleibt Paris Hilton?44 - Erstelldatum unbekannt

Wo der 1.April seine Spuren hinterließ? Erstelldatum unklar … vermutlich März 2010

Kastanienallee – Juli 2013 – cut 16.7.2013 Goethe im Prenzlauer Berg - am 10./16.7.2013

Kastanienallee46 – am 17.5.2007

Kastanienallee 193147 – am 23.3.2011

Kastanienallee - am 19.4.2011

Kastanienallee – am 19.8.2009

Die bittere Wahrheit über Rolf Gänsrich (Kolle-Kiez Juli 2011) - am 7./20./21.6.2011

Schliemannstraße - am 14.6.07

Relativ unbekannte Ecken oder Ereignisse am am Prenzlauer Berg - am 14.10.2013 heute: die Kleingartenanlage an der Stedinger Straße

Straßburger Str. / Saarbrücker Str. - am 19.2.2007

Teuto – Kastanie – April 2012 - am 16.3.2012

Teuto – Mai 2012 am 10./13./16./17./18.4.2012

Text August 09 / II - am 16. – 20. + 22.7.09

‘Kiezkantine’, Griebenow und Prenzlberger Protzebogen - am 22./23./24.2.09

Weihnachten zwischen Colloseum und Café Nord am 27.11.2009

Wins – Juni 2012 – am 14./15./18.5.2012

Wins – Juli 2012 - am 11./13./14./18.6.2012 Annäherung an „die Marie“

Aus einer E-Mail von mir, Erstelldatum unklar

Winsviertel September 2011 - am 15./20.8.2011

Was Immanuelkirche, Hans Rosenthal und U 10 gemein haben – am 23.8.2009

Schwanengesang und Vorwort 1

Die kleine, wunderbare Mitnehmzeitung „Prenzelberger Ansichten“ geht nun den Weg alles irdischen und segnete mit ihrer letzten Ausgabe, vermutlich für Dezember 2024, das Zeitliche.

Gegründet 1992 als Projekt der Humanistischen Bewegung, um aus den Anzeigen in der Zeitung einen Nachbarschaftsladen zu finanzieren. Ich stieß als Autor 1996 dazu und hatte im April des Jahres 96 meinen ersten Artikel darin. Im September 96 gründete sich daraus „TV vom Berg“, das via Fernsehen über das Nachbarschaftsprojekt und über das Leben am Prenzlauer Berg berichten sollte. Meine Radiosendung OKbeat begann ich am 13. April 1995 mit der ersten Sendung eigenständig beim damaligen Offenen-Kanal-berlin, OKB. Im Herbst 95 stieß ich dort im Haus auf die Humanisten, die dort parallel eine Radiosendung „Radio vom Berg“ machten. Übers Radio kam ich also auf diese Truppe. Das „Radio vom Berg“ wurde Ende 1996, nur wenige Monate nach dem Start von „TV vom Berg“ eingestellt.

Der Wunsch der Damen der Gruppe auf „eine geregelte Familie“, führte schließlich im frühen Herbst 1999 dazu, dass das gesamte Projekt der Humanisten schließlich ins Wanken geriet. Die „Kinderkrankheit“ machte sich im Verein breit und die Frauen wurden alle innerhalb weniger Monate schwanger. In dieser Zeit bestand für etwa ein halbes Jahr lang die Zeitung zu rund achtzig Prozent aus von mir verfassten Artikeln. Das „TV vom Berg“ wurde zum Jahresende 1999 von mir schließlich, wegen der fehlenden Woman- und Man-Power durch die ganzen Schwangerschaften eingestellt und als „OKbeat im TV“ noch bis April 2004 fortgesetzt. Als „das kleine TV-Studio“ im OKB aus Kostengründen abgeschaltet wurde, verzog ich mich im Fernsehen hinter die Kamera und machte bis zum Umzug des 2008 von OKB in alex-berlin umbenannten Senders von der Voltastraße in die Rudolfstraße im Februar 2017 die Fernsehregie in der Sendung „Der Spitze Kreis – Berliner Theaterkritiker im Gespräch“. Weil die mittlerweile greisen Macher der Sendung nicht mehr mit umziehen wollten, wurde diese Sendung im Dezember 2016, also noch vor dem Umzug, eingestellt.

Als im Jahr 2000 Kirch-Media im Verbund mit einigen Tageszeitungen die Frequenz des OKB-TV im Kabel in Berlin übernehmen wollten, DVBT war noch in weiter Ferne, konnte ich mit einigen anderen Radio- und TV-Machern beim OKB, im Gleichklang mit OKbeat, OKbeat im TV und den Prenzelberger Ansichten mit meinen Teil dazu beitragen, den OKB vor der Zerschlagung zu retten.

Nachdem nun das Nachbarschaftsprojekt, wie oben beschrieben, im Herbst 1999 von uns „Überlebenden“, Dirk, Micha, Bernd Kähne, Ulrike Düregger und mir für gescheitert erklärt worden war, überlegten wir, was wir mit der Zeitung machen könnten, denn diese lief in der Zeit finanziell noch ganz gut. Und so beschlossen wir, diese Zeitung endgültig vom Projekt der Humanisten abzukuppeln. Der Designer und Layouter Michael Steinbach übernahm die Führung und machte sich mit der Zeitung selbständig. Sein Stellvertreter Dirk Wanner lebte gleichfalls von der Zeitung. Für alle anderen fiel „ein bischen was bei ab“ in Form von Taschengeld. Micha und Dirk kümmerten sich um Layout, Anzeigen, Anzeigenlayout und vieles mehr.

Gleichzeitig mit diesen Neuerungen, wurde auch der Vertrieb der Zeitung geändert. „Unser“ Blatt war von je her eine reine kostenlose Mitnehmezeitung. Erliefen wir bis Mitte 1999 den Prenzlauer Berg komplett und hinterließen in fast allen Geschäften je drei bis fünf Exemplare jeden Monat von ihr, so wurde ab Mitte 1999 auf die Belieferung per PKW umgeschaltet und im allgemeinen nur noch Supermärkte von Kaiser's, Edeka und Rewe (die anderen Ketten duldeten unsere unabhängige Zeitung nicht auf ihren Packtischen), Bäckereien und Cafés angefahren und nur noch in Ausnahmefällen daneben liegende Geschäfte mit einer Hand voll Exemplare bedacht.

Jeden Monat drei Tage lang im Mietwagen von Robben & Wientjes je einen vollen Arbeitstag Dirk und ich von Geschäft zu Geschäft fahrend. Wie oft hab ich mich als Fahrer in zweiter Reihe stehend dem Unmut anderer Kraftfahrer, immer der Radfahrer und häufig noch der Fußgänger ausgesetzt. Ich kann es nicht sagen. Je am ersten Tag dieser Runden hielt sich meine gute Laune so noch die ersten zwei Stunden, am zweiten Tag vielleicht noch maximal dreißig Minuten und die letzte Runde begann ich schon von vornherein mit ganz, ganz mieser Laune. Das lag nie an Dirk, das lag schlicht am Berliner Straßenverkehr, der einen übellaunig macht.

Nach über zwanzig Jahren nahm ich den ersten Lockdown der Corona-Pandemie 2020 zum Anlass, das Ausfahren der Zeitung Michael, dem Chef, selbst zu überlassen.

Ich muss jedoch zugeben, dass diese Ausfahrerei auch ein Gutes für mich hatte. Bis Frühjahr 2001 hatte ich noch einen eigenen PKW, bis Mitte 2006 fuhr ich im Sommer hin und wieder den Zweitwagen meiner Eltern. Das Ausfahren der Zeitung erhielt mir von 2006 an meine Fahrroutine, bis ich mir 2015 mein Moped leistete (ein Auto konnte ich da schon nicht mehr unterhalten).

Außerdem sind meine Stadtführungen aus meinen Artikeln entstanden. Ich wurde über lange Jahre hinweg immer wieder gefragt, ob ich das nicht mal zeigen kann, über was ich da schreibe und schließlich überredete mich, mit einer Hand voll Euro-Noten, der Verein „Nächste Ausfahrt Wedding e.V.“, einmalig im Oktober 2010 mal eine Führung für die zu machen. Das machte mir so viel Spaß, dass ich seit Frühjahr 2011 nun jedes Wochenende meine eigenen Touren durch den Kiez anbiete und man mich obendrein auch noch buchen kann für Führungen durch den Prenzlauer Berg.

Im April 2020 erschienen die Prenzelberger Ansichten wegen Corona erstmals in ihrer Geschichte in einem Monat nicht. Danach hatte die Zeitung nur noch acht, statt davor zwölf Seiten. Viele Anzeigenkunden gaben in den Wochen und Monaten danach auf. Gleichzeitig hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits die Zeitungslandschaft international so weit verändert, dass reine Druckerzeugnisse im Niedergang begriffen waren. Und so wurden auch die Anzeigenkunden immer weniger. Um ihre Familien zu ernähren, nahmen Michael und Dirk zunächst irgendwo feste Minijobs an.

Das hieß aber auch weniger Engagement der beiden. Die Anzeigensituation verschlechterte sich dadurch weiter. Letztlich machten beide aus ihren Minijobs Vollzeitjobs. Die Bezahlung meiner Artikel erfolgte ab Mai 2020 auch nicht mehr monetär, sondern in Form von Naturalien. Ich bekam jeden Monat eine Anzeige für meine Führungen spendiert.

Und das ist der Stand heute: die letzten Prenzelberger Ansichten erschienen, vermutlich, mit der Dezember- Ausgabe 2024.

Warum „vermutlich“? Weil der Chef der Zeitung angab, sich von niemandem vorschreiben zu lassen, wann er sie wirklich einstellt. Die Info zur vermutlichen Einstellung bekam ich am 3. Mai 2024 und unmittelbar darauf setzte ich mich daran, zu schauen, was von mir an Texten noch auf meinem Rechner versteckt ist. Vier Bände werden es nun. Redaktionell fertig ist dieser erste Band im Juni 2024, und damit ist nicht absehbar, wann die Zeitung denn nun tatsächlich eingestellt wird. Auf jeden Fall kann aber zumindest garantiert dieser erste Teil der Reihe noch in der Zeitung selbst beworben werden.

Ich habe von jeder Ausgabe der Zeitung seit meinem Einstieg bei ihr mindestens noch je ein Exemplar von jedem Monat. Meine ersten Texte für die Zeitung tippte ich noch auf meiner alten „Continental“-Schreibmaschine, Baujahr 1910, die heute vermutlich viel Geld wert wäre, die ich aber als ich meinen ersten Windows-PC bekam entsorgte, „weil es sich nicht auf ihr schrieb“. Um Großbuchstaben zu tippen, musste man dabei mit den kleinen Fingern den „Wagen“ mit dem darin eingespannten Papier komplett anheben. Reines Eisen! Der Wagen wog mindestens zweieinhalb Kilo. Da hat man nach einer Seite Text wirklich Krämpfe in den Fingern. Nach einem Jahr schenkte mir Muttern deshalb ihre Reiseschreibmaschine „Erika“, Baujahr 1984. Für den Notfall hab ich die noch heute. Tippte sich leichter, weil man nun für Großbuchstaben den Korb mit den Lettern mit den kleinen Fingern nur noch nach unten drückte. Aber ziemlich auf die Tasten einhämmern muss man auf einer Schreibmaschine immer. Ich hab mal den Wirtschaftskaufmann als Beruf erlernt. Darin enthalten war auch Maschine schreiben mit zehn Fingern blind. Die schriftliche Facharbeiter-Abschlussarbeit musste getippt sein. Hundertprozentig blind schreibe ich bis heute nicht, aber etwa zu achtzig Prozent.

Nach einer Kur und einer darin enthaltenen Ergotherapie, die einen kleinen Computerkurs enthielt, legte ich mir im April 1998 einen kleinen gebrauchten Artari-Computer zu. Die Bildschirmdiagonale lag bei etwa 20 cm, der Schirm war grün, des Betriebssystem war auf einer 8 Zoll Floppy Disk, auf der dann auch der Text gespeichert wurde. Eine große Veränderung der Arbeitsweise für mich, denn nun konnte ich meine Texte im Nachhinein direkt verändern.

Ein Jahr später, bei Beibehaltung des winzigen Bildschirms, kam die Diskette, gleichfalls mit dem darauf befindlichen Schreibprogramm und dem anschließenden Speichern des Textes auf einer anderen Diskette. Wieder ein Jahr später mein erster Windowsrechner, nun mit „richtigem“ Bildschirm, mit Windows 3.1 und mit einem Nadeldrucker als Zubehör. Mussten meine Schreibmaschinentexte für die Zeitung noch von anderen mühsam von Hand in einen Computer im Nachbarschaftsladen gehackt werden, so gab ich dort mit dem Einzug des Computers bei mir, in der Redaktion nur noch meine Diskette ab. Im Jahr 2005 zog dann das Internet bei mir zu hause ein und die Übermittlung meines Textes erfolgte über ISDN, was natürlich etwas Zeit brauchte. Schließlich folgte 2008 schnelleres DSL und seit Januar 2024 Glasfaserkabel.

Weil die Speicherkapazitäten auf den Rechnern in den ersten Jahren lächerlich gering waren, der PC mit dem ersten Windows hatte nur eine Festplatte mit 4,5 GB Speicher, mein vorletzter Rechner lag noch bei 50 GB, der jetzige mit 500 GB müsste mal aufgeräumt werden, ist von meinen Artikeln aus der Zeit bis etwa 2004 auf meinem Rechner nichts mehr erhalten.

Von den Texten ab 2004 ist das Meiste vorhanden. Es handelt sich dabei jedoch fast immer um die unredigierten, meist ungeschliffenen Originalversionen, die obendrein noch nicht einmal auf Rechtschreibung und Grammatik geprüft sind. Meine Texte gingen so Roh immer an Dirk Wanner, der diese Prüfungen übernahm und der anschließend die von ihm korrigierten Texte an Michael Steinbach durchreichte, ohne mir die Korrekturen nochmals zurück zu schicken.

In einigen Fällen gibt es aber auch mehrere Versionen eines Textes von mir. Wenn was zu lang, zu politisch, zu klischeehaft oder so war, kam da auch mal was zurück und ich musste den Text verändern. Habe ich von einem meiner Artikel noch mehrere Versionen da, so werde ich versuchen, Ihnen die anderen Varianten hier mit ins Buch einzubringen oder zumindest die ursprünglichen Teile zu kennzeichnen oder als Fußnote mit unter zubringen.

Rechtschreibung und Grammatik korrigiere ich für dieses

Buch bei den Rohtexten nun selbst.

Ich versuche auch alles chronologisch in der richtigen Erscheinungsreihenfolge hier unter zu bringen, aber manche Folge fehlt schlicht.

Apropos … die Bilder zu meinen Texten in der Zeitung machte bis 2015 Bernd Kähne, der dann aber aus Altersgründen aus der Redaktion ausschied. Seit der Ausgabe Juni 2015 machte ich die Bilder selbst, mit Hilfe meines damals neuen Smartphones. Aber Bilder brauchen Speicherplatz auf den Geräten und so sind alle Bilder im Nirwana gelandet. Die Texte sind zeitlich, vom Schreiben her, als auch inhaltlich, ungeordnet und nur nach ihrem Dateinamen auf meinem Rechner sortiert. Die Überschriften in der Zeitung waren meist andere. In diesem ersten Band gibt’s Langversionen von in der Zeitung letztlich durch die Redaktion verkürzten Textfassungen. Außerdem sei mit der Hinweis gestattet, dass Sie hier drei deutsche Rechtschreibungen finden, die alte, die neue und meine. Die Interpunktion erfolgt dem Klangbild nach aus dem Bauch heraus. Und nun, auf geht’s! Lassen Sie uns in meinen alten Texten stöbern.

*

1 … geschrieben am 6. + 28.4. + 18.5.2024

Pflanzt einen Baum … und wenn’s’n Bonsai ist! verfasst am 8./11./12.3.2008

Ich hätte aus der Baumpflanzaktion einen kleinen, Fakten strotzenden Dreizeiler machen können:

„Am ... mmmh ... um ... trafen sich ..., um ... Bäume zu pflanzen. Organisiert wurde es vom ... . Die Anwohner beteiligten sich rege. Da es im Bezirk Pankow seit Jahren an Geldern mangelt, ... .“

So … . Tja, aber, das interessiert doch keinen, oder? Schon wieder irgendeine Initiative, die Geld ausgibt, das sie nicht hat. Bäume verschandeln ohnehin nur aufwendig restaurierte Häuserfassaden, verursachen Dreck durch die in ihnen nistenden Vögel, stehen eiligen Kraftfahrern gerade auf Brandenburgs Alleen zu häufig im Weg und verursachen somit Unfälle, außerdem verbrauchen sie unsinnig kostbares Regenwasser, sie beanspruchen Platz und Parkraum in der Innenstadt und sind sonst nur nutzlos. Wozu also Bäume pflanzen, die dann noch nicht mal gepflegt werden, könnte mancher denken.

Ich wollte mir die Initiative deshalb mal selber anschauen. So verabredete ich mich mit Caroline Schenck, von der wir die Infos über diese Aktion hatten und die die Fotos zu diesem Artikel hier gemacht hat, in der Kopenhagener Straße. Allgemeiner Treffpunkt für alle, die bei dieser Aktion mitmachen wollten war am 8. und 9. März je um 10 Uhr vor der Hausnummer 50, dem Ort, an dem der „Bürgerverein Gleimviertel“ sitzt. Caroline und ich hatten uns dort so gegen halb elf verabredet. Schon als ich in die Straße hinein fuhr, sah ich junge, begeisterte Leute mit Spitzhacken, Äxten und Spaten an den Stubben werkeln, die von der letzten Baumfällaktion des Bezirksamtes noch im Erdreich steckten. Am Anlieferungsplatz der erst noch zu pflanzenden Bäume standen, hielten sich mehrere Leute auf. Ganz typisch Journalist fragte ich dort nach einem Verantwortlichen und der verwies mich dann an die Pressesprecherin dieser Aktion. Mit ihr unterhielt ich mich nett. Das Bezirksamt, so wurde mir erklärt, fälle seit Jahren morsche Straßenbäume, ohne Ersatz dafür zu pflanzen. Es fehlt an Geld. Logisch! Berlin ist pleite!

[Frage mich dabei aber immer wieder, wie das sein kann? Der Bezirk hat kein Geld, die Stadt ist pleite, die Menschen leben nur noch von der Hand in den Mund, die kleinen und mittelständischen Firmen haben kein Geld und selbst Microsoftgründer Bill Gates ist nur noch der 3.reichste Mann der Welt, aber Steuern und Abgaben steigen und steigen. Wo bleibt das Geld? In Liechtenstein? ... Ich schweife ab...]

Jedenfalls weil der Bezirk kein Geld hat, deshalb nun diese Initiative vom „Bürgerverein Gleimviertel“, „B.U.N.D.“ und „Grüner Liga“. Man habe sich vorher erkundigt und nur robuste Bäume besorgt. „Winterlinden“ und „Schwedische Mehlbeere“. Die „Bäumchen“ sind schon ca. drei Meter hoch. Fünfzehn Stück werden von Anwohnern an die Stellen der gefällten Bäume gepflanzt. Etwa fünfzig Leute beteiligen sich. Man hofft, dass dadurch die „Konsumentenhaltung“ aufgegeben wird und dass diese Bäume dann auch von den Anwohnern gepflegt werden. Geldspender werden dringend gesucht, für weitere solcher Aktionen. Die Bäume müssen schließlich bezahlt werden. Ich finde diese Aktion gut! Straßenbäume lindern im Sommer die Hitze, sie binden Staub und Abgase.

[Vielleicht hätte man statt einer unsinnigen Umweltzone in Berlin besser ein paar tausend Bäume im Innenstadtbereich pflanzen sollen, auf Flächen, auf denen heute Einkaufstempel stehen. Nein, ich will neutral und objektiv bleiben. Diese Baumpflanzaktion finde ich dennoch gut. Leider finde ich Berlins Ober-Baum-Guru Ben Wargin nirgends, ist aber auch egal.]

Während ich interessiert zuschaue, wie andere arbeiten, schlendern Caroline und ich Richtung Schwedter Straße. Wir landen am Kinderbauernhof. Nach „nur“ acht Jahren Planung, [deutscher Bürokratie sei dank,] begann man 1998 mit dem Aufbau des „Spielhauses“ und der Ställe. Im Jahr 2000 war es fertig. Wie immer, so auch hier der chronische Geldmangel der Initiatoren. [Ich halte es seit jeher fatal, wenn sich Vereine auf den staatlichen Finanztropf verlassen. Um so mehr bewundere ich die Initiativen, die ohne dem auskommen.] Kletterfelsen, Kletterwand, Spielplatz auf dem Gelände, all das ist wichtig für Kinder. Das Highlight aber sind die lebenden Tiere. Hier lernen Kinder Verantwortung für andere Lebewesen zu übernehmen. Kinder, die mit Haustieren aufwachsen sind, da sind sich Psychologen einig, ausgeglichener, lernbereiter, aufnahmefähiger, als Kinder, denen diese Erfahrung fehlt.

[Und seien wir mal ehrlich, noch immer steckt in uns der Jäger! Als unsere Vorfahren vor ca. 6 Millionen Jahren begannen, tierisches Eiweiß, statt nur pflanzlicher Nahrung zu sich zu nehmen, begann die Zeit des Jägers. 99,9 % der Menschheitsgeschichte jagte der Mensch. Er tötete Tiere, weil er Hunger hatte. Die Felle kleideten ihn. Ich kann heute nichts heroisches daran entdecken, mit Hochleistungsknarren auf stolze Hirsche zu ballern, aus purem Jagdtrieb, aber damals mit Pfeil und Bogen aus Hunger schon. Manch eine Tierart gäbe es heute schon nicht mehr, wenn der Mensch sie nicht für sich ausgenutzt hätte. Pferd, Hund und Haushuhn seien nur Beispiele.]

Der Mauerpark mit dem Kinderbauernhof endet abrupt an den Gleisen der Ringbahn. Kaum vorstellbar, dass hier noch bis zum 11.Juli 1985 Güterverkehr durch die Deutsche Reichsbahn zum Güterbahnhof Eberswalder Straße statt fand (ich berichtete in der letzten Ausgabe darüber).

Nach dem Mauerbau am 13.August 1961 wurde ja bekanntlich auch das Bahnnetz in Berlin getrennt. Unzählige Publikationen gibt es darüber. Erst nach dem Ende des I.Weltkrieges und des deutschen Kaiserreiches wurde aus den einstigen Länderbahnen in der Weimarer Republik am 30.August 1924 die Deutsche Reichsbahn (DR) gegründet. Sie verblieb als Faustpfand für die Reparationen bei den Siegermächten. Mit der Machtergreifung Hitlers 1933 machte sich die DR direkt am Holocaust schuldig, transportierte sie doch zum günstigen „Tarif für Gruppenreisen“, welch ein Zynismus, die Juden in die Konzentrations- und Vernichtungslager. Während des Krieges hieß es „Räder rollen für den Sieg“. Damit war die DR am Krieg und somit an den Kriegsverbrechen, als wichtigster Nachschublieferant, beteiligt. Nach dem Ende des II.Weltkrieges hatte jede Besatzungszone in Deutschland, so auch die SBZ (Sowjetische Besatzungs- Zone) ihre eigene Reichsbahndirektion. Und nun die Fakten in der Reihenfolge, wie es zur Deutschen Teilung nach dem II.Weltkrieg kam, ohne weitere Wertung.

Am 21. Juni 1948 wurde in den drei Westzonen des von den Alliierten besetzten Deutschland die D-Mark eingeführt. Die SBZ zog erst Tage später mit dem Provisorium mit Marken beklebter Reichsmarkscheine nach. Nachdem die Westalliierten am 23.Juni auch in den Westberliner Bezirken die, mit einem „B“ gestempelte D-Mark einführte, kam es ab dem 24.Juni zur sogenannten Blockade Westberlins durch die Sowjetunion. Am 23.Mai 1949 trat das Deutsche Grundgesetz, welches zur Gründung der Bundesrepublik führte, in den drei Westzonen in Kraft.

Die DR in den drei Westzonen wurde am 7.September 49 zur „Deutschen Bundesbahn“. Erst am 7.Oktober 49 wurde die DDR gegründet. Noch Fragen? 5.Mai 1955 Gründung der Bundeswehr, 6.Mai 1955 beitritt zur NATO. 1.März 1956 Gründung der NVA der DDR und Beitritt zum Warschauer Pakt … Da Berlin ja bekanntlich unter dem „Vier-Mächte-Status“ stand, verblieb der Eisenbahnbetrieb auch in Westberlin bei der DR. Um die Betriebsrechte in Westberlin nicht zu verlieren, blieb die DR auch bei ihrem Namen. Deshalb hatte der „Arbeiter-und-Bauern“-Staat DDR eine Deutsche Reichsbahn.

Die DR ging am 1.1.94 in der Deutschen Bahn auf. Das Tarifsystem der Berliner S-Bahn, das bis zur Wiedervereinigung galt, basierte auf einem vereinfachten Tarifsystem, das schon mit Kriegsbeginn 1939 eingeführt worden war. Mit dem Bau der Berliner Mauer 1961 kam es in Westberlin zum sogenannten „S-Bahn-Boykott“ der Bürger. Die Westberliner fuhren einfach nicht mehr mit der S-Bahn, um „nicht mit unserer D-Mark Ulbrichts Mauer zu finanzieren“, so die einhellige RIAS-Propaganda. Entsprechend leer waren Züge und Bahnsteige. Nach einem Streik der Westberliner S-Bahnmitarbeiter 1980 übertrug die DR der BVG-West 1984 die S-Bahnnutzung und das vordem auf Verschleiß gefahrene Westberliner Rest-S-Bahnnetz zur Nutzung. Auf dem Nordring fuhren ab 1961 die Züge aus Richtung Schönhauser Allee alle über die „Ulbrichtkurve“ ohne Zwischenhalt nach Pankow.

Die S-Bahngleise waren direkt an der Norweger Straße, während die Fernbahngleise Richtung Westberlin lagen. Dann kam die Mauer, dahinter die Gleise der Westberliner S-Bahn und schließlich nochmals Fernbahngleise. Erst dahinter die eigentliche Sektorengrenze zum Wedding. Aber ich entsinne mich, dass in meiner Kindheit Richtung Westberlin nur ein durchsichtiger Maschendrahtzaun zu sehen war und man von der Ost-S-Bahn ungehindert nach Wedding schauen konnte. Manchmal sah man auch aus der fahrenden Ost-S-Bahn heraus die parallel fahrende West-S-Bahn. Der Postenweg der DDR-Grenzer war die Norweger Straße. Ich denke, bis Ende der 70-er Jahre hielt dieser Zustand, dann erst wurde diese weiße Wand zwischen Ost-Fernbahn und West-S-Bahn gebaut.

Am Südring in Treptow ähnliches. Die Ringbahn-Brücke von Treptow Richtung Köllnische Heide wurde erst 1988 für die Fernbahn Richtung Plänterwald umgebaut!

Aber nochmals zurück zum Nordring. Der S-Bahnhof Bornholmer Straße befindet sich auf dem Gebiet des Prenzlauer Berg. Als die Mauer noch stand, hielt die West- S-Bahn dort nicht.

Der Bahnhof Wollankstr. war zwar auch Pankower Gebiet, lag aber im Grenzstreifen. Er war aber ausschließlich für Westberliner S-Bahnreisende geöffnet. In Wilhelmsruh zweigte ursprünglich die „Heidekrautbahn“ über Blankenfelde, Schildow bis nach Basdorf und Wandlitz ab. Nach dem Mauerbau wurde der Ast von Basdorf bis nach Blankenfelde weiter betrieben. Die Gleise Richtung Wilhelmsruh wurden zwar nicht genutzt, überstanden aber die Zeiten, sie lagen teilweise direkt neben der Mauer, wenngleich auch der Bahnsteig der Heidekrautbahn in Wilhelmsruh, der auf Ost-Berliner Gebiet lag, abgerissen wurde.

All das hab ich aber Caroline nicht während unseres Rundganges erzählt. Ich merke schon jetzt, dass ich doppelt so viel geschrieben habe, wie ich für diesen Artikel eigentlich sollte. So belasse ich es jetzt hierbei. Einiges zum Gleimtunnel dann in einer späteren Ausgabe.

*

Bötzow – Dezember 2011 - geschrieben am 11./21.11.2011

Sie hieß Birgit, wohnte in der Bötzowstraße und war das ganze Gegenteil von dem Frauentyp, auf den ich normalerweise stehe (blond, blaue Augen, klein, pummelig, …). Ich wohnte erst einige Jahre im Prenzlauer Berg und hatte so richtig noch gar kein Verhältnis zu diesem Bezirk, denn Kumpels, Familie und Arbeitskollegen lebten da noch alle in Hohenschönhausen oder Lichtenberg.

Birgit war Kunde in dem Laden, in dem ich in Lichtenberg arbeitete und „gabelte“ da eher mich auf, nahm mich mit zu sich nach hause und vertrieb sich mit mir ihre Langeweile.

So lernte ich 1988 das Bötzowviertel kennen und lieben. Vor ihrem Schlafzimmerfenster fuhr laut scheppernd der 9er Bus vorbei.

Am Prenzlauer Berg gab es damals ein wesentlich größeres Buslinienangebot, als heute. In einem Fahrplanheft, das ich noch unter meinen Unterlagen entdeckt habe, kann man das nachlesen. „Städtischer Nahverkehr – Öffentlicher Personennahverkehr in der Hauptstadt der DDR – Berlin – 1.4.1990 – 31.3.1991 – 0,65 Mark“.

Die heutige Buslinie 156 ist noch immer fast mit der einstigen Linie 56 identisch, allerdings fuhr man vom S-Bf. Storkower Str. zunächst über Joseph-Orlopp- und Vulkanstr., bevor man kurz vor dem S-Bahnhof von der Leninallee in die Storkower Str. Richtung Gehringstr. abbog.

Der Bus 57 war von der Michelangelostraße über Am Friedrichshain bis Unter den Linden / Friedrichstraße identisch mit der heutigen Linie 200, nahm dann aber die Strecke der U 6 mit, die damals nur von Westberlinern benutzt werden konnte und fuhr über Bf. Friedrichstraße, Oranienburger Tor und Invalidenstraße bis zur Scharnhorststraße.

Allerdings fuhr noch bis Kriegsende eine Straßenbahn vom Königstor aus kommend über die Straße Am Friedrichshain entlang und endete dort, wo noch heute dieses Materiallager der Straßenbahn in der Kniprodestraße ist. Ein ähnliches Lager gab es bis 1991 übrigens noch auf dem letzten Zipfel des Schlachthofes2, dort wo die Ringbahn die beginnende Scheffelstr unterquert.

Ich rechne es der BVG heute hoch an, dass sie mit der Linie 200, einer DER City-Buslinien, eine Endhaltestelle mit dem entsprechenden Richtungsschild „Prenzlauer Berg …“ hat.

Dann gab es schon in den 70er Jahren die Buslinien 30 und 40, die beide vom Robert-Koch-Platz zum Ostbahnhof fuhren, die Linie 40 auf 5,9 km, die Linie 30 auf 20,9 km.

Wie kam das?

Die Linie 40 fuhr direkt dort hin.

Mit der Linie 30 machte man dagegen eine Weltreise.Vom Robert-Koch-Platz aus kommend ging es für beide Linien am Rosa-Luxemburg-Platz vorbei. Während der 30er dann aber in die Otto-Braun-Straße (damals Hans-Beimler-Str.) einbog, fuhr dort der 40er geradeaus auf der Mollstraße und dann weiter über Friedenstr. und Franz-Mehring-Platz. Nicht so der 30er, der dann über die Greifswalder Str. fuhr, in die John-Schehr-Str einbog, weiter über Conrad-Blenkle, Ebertystraße und Scheffelstr fuhr, weiter ging es über Möllendorf und Herzbergstraße, BVG-Betriebshof Lichtenberg, Alfredstr, Bf. Lichtenberg, Weitlingstr., Nöldner Platz, Boxhagener und Grünberger Str. bis er endlich am Ostbahnhof anlangte. Fahrtzeit eine gute Stunde. Wobei 1972 entlang Greifswalder, John-Schehr-Str und Conrad-Blenkle noch ein O-Bus über die Leninallee (Landsberger Allee) in Richtung Marzahn fuhr.

Im Bötzowviertel fuhr die Buslinie 9 teilweise im 3- 4 min-Takt. Sie begann Bötzow/John-Schehr-Str und fuhr u.a. am Alex vorbei, durch die Französische Str und endete vor dem Pariser Platz, bzw. vor der russischen Botschaft.

Ein Leser, der wohl schon lang nicht mehr in der Gegend war, staunte über die vielen, ja auch gut ummauerten Wohnviertel..

Ich verstehe bis heute nicht, warum Seniorenheime immer „mitten im Grünen“ oder direkt an Parkanlagen hingesetzt werden. Ist das, damit sich „die Alten“ schon mal an den Geruch frischer Erde gewöhnen können? Sinnvoller wäre es doch, wenn junge Familien mit ihren Kindern dort wohnten und dafür die Senioren mitten in der City. Da haben sie es kurzer zum Klatsch ins nächste Café oder im Supermarkt und die Angehörigen haben verkehrsgünstigere Bedingungen. Und mit der etwas höheren Lärmbelastung in der Innenstadt, Hinterhöfe sind, wahrscheinlich bis auf meinen, meist ruhig, und da wird das Hörgerät halt Nachts ausgemacht.

Fakt ist, entlang der Straße am Friedrichshain sind in den letzten Jahren sehr viele Eigentumswohnungen und Seniorenheime entstanden. Wir, als Redakteure der Prenzlberger Ansichten, kennen aber auch noch die „Rollheimer“, die auf den Brachen dort vor zehn Jahren noch kampierten, als sie aus der Innenstadt, vom Engelbecken und aus dem einstigen Mauerstreifen, vertrieben wurden. Wieder ein Stück Flair von (Überlebens-) Künstlern, das mit ihnen gegangen ist, als sie auch aus dem Prenzlauer Berg vertrieben wurden.

Heute gibt’s da die „Schweitzer Gärten“. Das ist ein beachtliches Wohnviertel, umgeben von einem gewaltigen Eisen geschmiedeten Zaun und mit Tonnen schweren Schiebetoren, wie man sie sonst nur von der Einfahrt neben dem Kanzleramt kennt. Es gibt ein einzelnes großes Haus direkt Am Friedrichshain und dann diese durch das Schiebe-Tor vermutlich ab abends abriegelte Privatstraße, an deren Einfahrt ein Postenhäuschen steht. Neben diesem und einer hohen, schweren Gittertür, gibt es an die dreihundert Klingelknöpfe für die einzelnen Wohnungen des gesamten, abgeschirmten Areals. Riesige hohe Mauern zu den angrenzenden Grundstücken hin gaukeln absolute Sicherheit vor. In wie weit das ganze Gelände an sich auch noch Videoüberwacht ist, hab ich nicht heraus bekommen. In ihrer Perversität erinnern mich die „Schweizer Gärten“ aber an die „Waldsiedlung“ der DDR-Oberen bei Wandlitz.

Diese Privatstraße endet an den Überresten der einstmals dort beheimateten „Schneider-Brauerei“, eine von um 1900 herum zwölf Brauereien im Prenzlauer Berg. Die UFO-Tonstudios bauen die Ruine gerade ins „Brauereistudio“ um. Das Viertel zwischen Arnswalder Platz und Am Friedrichshain soll eines der ersten gewesen sein, das nach dem Krieg neu gebaut wurde. Die Pläne für diese Bebauung stammten zum Teil noch von vor dem Krieg.3 Wobei angeblich die ersten wirklichen Nachkriegsneubauten schon ab Oktober 1945 in der Hohenschönhauser Goeckestraße entstanden.4

Trotz damals knappem Material und viel zu wenigen Arbeitskräften sind die Nachkriegsneubauten im Bötzowviertel solide gearbeitet. Leider werden nur noch wenige der damals in den Untergeschossen mit errichteten Gewerbeeinheiten heute noch von Firmen genutzt.

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2 … das Wort „alter Schlachthof“ ist eigentlich falsch, denn es handelte sich um den „Zentralviehhof“, auf dem u.a. zehntausend Rinder gehalten wurden, aber das korrigierte ich erst in späteren Artikeln. R.G. am 27.5.2024

3 Inhaltlich falsch … siehe spätere Artikel

4 … das ist nun wieder richtig!

Bötzow - Januar 2012 – getextet am 14./19./20.12.2011

Heute möchte ich als Einstieg da beginnen, wo ich auch meinen Kiezspaziergang am 7. Januar beginnen werde: am Königstor. Dabei will ich diesmal nicht am Prenzlauer Berg anfangen, sondern mit dem, was man vom Königstor aus sehen kann - also nicht mit dem Fernsehturm, denn den hat sicherlich schon das Lokalblatt aus Lübars mit verarbeitet …, aber dieses Lokalblatt gibt’s sicher nicht mehr. (Selbst schuld, wenn sie nicht über den Fernsehturm schreiben.)

An der Ecke am Königstor, Greifswalder Str. / Am Friedrichshain, fällt die große Kirche auf. Da wir den Georgenkirchhof schräg gegenüber haben und somit bereits am Prenzlauer Berg sind, und da es hinter der Kirche die Georgenkirchstraße gibt, war ich der festen Ansicht, es handele sich um die Georgen-Kirche – das wäre ja nicht unlogisch! Ich habe mehrere Tage gebraucht, um herauszubekommen, dass es sich bei dem imposanten Bau um die Bartholomäus-Kirche handelt. In der Georgenkirchstraße ist etwas ganz Wichtiges untergebracht: die Verwaltung der evangelischen Kirchengemeinden in Berlin und Brandenburg. Das große graue Haus hinter der Kirche, heute ein Hotel, war ehemals die Verwaltung des „VEB Kombinat Kraftwerksanlagenbau“.

In der Kaufhalle in der Niederbarnim-/Georgenkirchstraße arbeitete ich 1991 - 93. Kunden erzählten mir, dass das Areal, auf dem dieser Supermarkt steht, bis in die 1970er Jahre hinein ein Frauengefängnis war … wie passend!

Die Georgenkirchstraße selbst war vor dem „sozialistischen Umbau“ der Berliner Innenstadt Ost länger.

Ursprünglich und noch bis in die 60er Jahre hinein lief die damalige Lenin- heute Landsberger Allee vom jetzigen „Platz der Vereinten Nationen“ aus direkt auf den Alexanderplatz zu. Und genau dort, wo die Landsberger Allee auf den Alex stieß, endete auch die Georgenkirchstraße an der Georgenkirche. Die Lenin-/Landsberger Allee wurde beim Neubau der Innenstadt verlegt, die Georgenkirchstraße arg verkürzt und die gleichnamige Kirche - sie war im Krieg schwer zerstört worden - abgerissen und nicht mehr aufgebaut.

Eine ganz interessante Zahl hab ich von einem Teilnehmer der Kiezspaziergänge im letzten Monat gehört. Etwa nur 4.8005 betriebsfähige und im Einsatz befindliche Straßen-Gas-Laternen gibt es WELTWEIT noch, davon soll über die Hälfte allein in Berlin leuchten. Wie VIELE davon in Prenzlauer Berg sind habe ich nicht erfahren können - ich wüsste auch nicht wo! Unklar ist mir aber, ob die historischen Leuchten in der Husemannstraße mit Gas oder elektrisch betrieben werden. Die typischen Berliner Gaslaternen in Nähe von Prenzlauer Berg stehen meines Wissens nach erst in der Voltastraße in Wedding.

Und noch einen Exkurs gestatten Sie mir bitte. Ich möchte auf das Denkmal im Friedrichshain am Hang zur Margarete-Sommer-Straße, vormals„Werneuchener Straße“, hinweisen. Es ist das „Ehrenmal für den gemeinsamen Kampf der polnischen Soldaten und deutschen Antifaschisten im II. Weltkrieg“. Nach meiner Kenntnis der einzige Ort in Berlin, an dem man das DDR-Emblem noch nicht vernichtet hat. Der Platz an der Margarete-Sommer-Straße gehörte ursprünglich zum Friedrichshain und wurde in den 60er Jahren dem Prenzlauer Berg zugeschlagen. Er war eine Standortalternative für den Bau des Fernsehturms. Nachdem dieser dann am Alexanderplatz stand, hatte man Pläne für einen FDJ-Palast, der sicher eine Mischung aus dem heutigen FEZ - dem damaligen „Pionierpark“ in der Wuhlheide - und dem „Palast der Republik“ werden sollte. Was man derzeit mit der Brache plant ist unklar. Allerdings wäre eine Brache der Bebauung sicher vorzuziehen.

Wir haben im Archiv des Prenzlauer-Berg-Museum in der Mülhauser Straße wieder einige interessante Bilder für Sie ausgegraben. Eines davon zeigt „Max Schulzes Familienheim – Bier- & Actien-Brauerei“, vermutlich in der Immanuelkirchstraße. Unter dem Titel „Familienheim“ firmierten damals wie heute auch Genossenschaften, die sich dem Wohnungsbau widmeten. Der Name „Max Schulze“ taucht in diesem Zusammenhang mit alten Bildern aus dem Bötzowkiez relativ häufig auf. Nun ist „Schulze“, verzeihen Sie mir, eher ein „Sammelbegriff“ als ein Name, über den man bei den Recherchen um historische Ereignisse oder Kleinigkeiten nicht wirklich Greifbares erfährt.

Dann haben wir noch diese Abbildung eines Teils des Arnswalder Platzes, bzw. die Bötzowstraße mit diesem Platz auf der linken Seite. Aufgenommen sind die Bilder zum einen vor der Kreuzung an der Pasteurstraße und einmal an der Einmündung der heutigen Dietrich-Bonhoeffer-Str. (die von 1902 bis 1974 „Woldenberger Str.“ hieß) in die Bötzowstraße. Der Platz wirkt hier noch relativ kahl - klar, die Bäume sind erst frisch gepflanzt und nicht schon uralt.

Mich fasziniert an diesen alten Fotos immer das komplette Fehlen von Autos. Heute ist die Bötzowstraße durch die vielen geparkten Autos eher eng, und beim Zeitung ausfahren merken wir dann immer, wie eng! Damals war die Straße breit! Die Leute liefen teilweise auf der Fahrbahn. Hin und wieder mal ein einzelner Klepper vor einem Lieferwagen oder von fern eine Straßenbahn, das wars!

Ein weiteres Foto, das mich im Archiv faszinierte, ist eine Ruine (… nochmals vielen Dank an das Prenzlauer Berg Archiv für die freundliche Unterstützung!) Es müsste sich um das Eckhaus Danziger/Bötzowstraße handeln. Etwa achtzig Prozent des Wohnraums in Berlin waren nach dem Zweiten Weltkrieg beschädigt oder vernichtet. Dabei kam der Prenzlauer Berg noch relativ glimpflich bei weg. Es gab nur wenige echte Bombenlücken, vieles wurde erst in den Jahren danach abgetragen, beispielsweise wenn es sich nicht mehr lohnte, ein durch den Krieg beschädigtes Haus wieder aufzubauen.

Auch auf den Nachkriegsbildern sieht man immer wieder mit Pappe und Holz vernagelte Fenster. Damit hatte es folgende Bewandtnis: Eigentlich sollten, so ein guter Rat des Zivilschutzes im „III. Reich“, die Bewohner vor den Bombenangriffen ihre Fensterflügel aushängen und in Decken eingewickelt in den Wohnungen abstellen, damit die Scheiben nicht durch die Druckwellen der Bombenexplosionen zerstört werden. Das erzählte mir jüngst ein etwas betagterer Nachbar. Aber viele Menschen machten das in den letzten Kriegsmonaten nicht mehr. Es war kalt, es war Winter und so hofften die Anwohner, dass sie nach einem Bombenangriff, wenn sie aus den Luftschutzräumen wieder heraus durften, zurück in ihre wohlig warm geheizten Wohnungen könnten. Waren die Scheiben ganz geblieben war ja auch alles gut … bis zum nächsten Luftangriff! Aber man hatte auch vielfach Pech und die Fensterscheiben waren zerborsten, die Glassplitter in der ganzen Wohnung verteilt. Deshalb diese vielen vernagelten Fenster im und nach dem Krieg an Häusern und in U-, S-, Straßenbahnen und Bussen.

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5 … falsche Zahlen … es gibt weltweit noch knapp 40.000 Gaslaternen, von denen steht aber knapp die Hälfte in Berlin … die Berliner Gaslaterne ist ja schließlich auch eine Berlinerin, deren Erfinder auf dem Georgenfriedhof liegt

Bötzow II – Mai 2009 – am 21.4.2009

So schnell gerät Geschichte in Vergessenheit. Für mich war das Areal „Margarete-Sommer-Straße / Danziger / Am Friedrichhain“ immer nur Wiese und irgendwie dem F-hain zugehörig, aber unser Leser Ralf Rohrlach von den „Berliner Unterwelten e.V.“ stellte nun richtig, dass dieses Karree einst bebaut war (ich vermute, im gleichen Stil, wie die gesamte Gegend), dass diese Wohnhäuser dann aber schon im Krieg zerbombt wurden und die noch stehenden Ruinen schließlich, um vom Flakturm im F-hain ein besseres Schussfeld auf die vorrückende Sowjetarmee zu haben, auch noch kurz vor Kriegsende gesprengt wurden.6