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Eine temperamentvolle Gastfamilie, ein geheimnisvoller Prinz, der in einem verfallenden Kloster residiert, und ein extrem gut aussehender Sonnyboy, der mit allen Mitteln ihr Herz erobern will - Elena Hallson kann wirklich nicht über Langeweile oder mangelnde Bekanntschaften in ihrem Urlaub auf Sizilien klagen. Nach ihrem Abschluss im Hotelfach und einer wirklich nervenaufreibenden Zeit wollte sie eigentlich in Ruhe über ihre Zukunft nachdenken, aber das wird nicht einfacher, wenn man zwischen zwei Männern steht. Mr. Sunshine ist nämlich keineswegs so charmant und harmlos, wie er sich gibt, und in Prinz Simons Leben ist kein Platz für die Liebe ...
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Seitenzahl: 110
Cover
Impressum
Amore im Herzen
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: shutterstock / Zoom Team
Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-5180-4
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Amore im Herzen
Elena und ihr italienisches Sommermärchen
Von Clarissa von Lausitz
Eine temperamentvolle Gastfamilie, ein geheimnisvoller Prinz, der in einem verfallenden Kloster residiert, und ein extrem gut aussehender Sonnyboy, der mit allen Mitteln ihr Herz erobern will – Elena Hallson kann wirklich nicht über Langeweile oder mangelnde Bekanntschaften in ihrem Urlaub auf Sizilien klagen. Nach ihrem Abschluss im Hotelfach und einer wirklich nervenaufreibenden Zeit wollte sie eigentlich in Ruhe über ihre Zukunft nachdenken, aber das wird nicht einfacher, wenn man zwischen zwei Männern steht. Mr. Sunshine ist nämlich keineswegs so charmant und harmlos, wie er sich gibt, und in Prinz Simons Leben ist kein Platz für die Liebe …
»Passen Sie doch auf! Wie ungeschickt kann ein Mensch eigentlich sein! So was Rücksichtsloses!«
Das Gezeter aus Reihe 9 war – mindestens – bis in Reihe 17 deutlich zu hören. Ein älterer Herr mit Sonnenhut und grellbunter Windjacke hatte versucht, seine offensichtlich ungeheuer schwere Tasche in das Fach fürs Handgepäck zu wuchten. Damit hatte er sich übernommen: Die Tasche war ihm entglitten und einer korpulenten Mittfünfzigerin auf die Schulter gefallen. Eine herbeigeeilte Stewardess versuchte, die Schimpfkanonade der Frau einzudämmen, vorerst allerdings ohne Erfolg.
Die übrigen Fluggäste reagierten gleichmütig auf den Vorfall. Auch der Reisenden in Reihe 17 vermochten die lautstarken Unmutsäußerungen nicht die Stimmung zu verderben – aber an diesem Tag gab es ohnehin nichts, was Elena Hallson die Stimmung hätte verderben können.
Die junge Frau lächelte vergnügt und streckte ihre langen Beine so weit aus, wie es eben ging. Mit ihrer schlanken Figur hatte Elena keine Probleme, auf dem knapp bemessenen Sitz in diesem Flieger Platz zu finden. Doch sie war froh, »nur« 1,70 Meter groß zu sein – für alle Menschen darüber musste der Bewegungsspielraum stark eingegrenzt sein.
Die Stewardess stellte den zerstrittenen Sitznachbarn in Reihe 9 ein kostenloses Getränk in Aussicht, das nach dem Start serviert werden würde. Dann ertönte die Aufforderung zum Anschnallen, gefolgt von der obligatorischen Sicherheitseinweisung. Das Dröhnen der Triebwerke wurde lauter, die Gebäude des Flughafens schienen am Fenster vorbeizurauschen. Elena spürte, wie sie in den Sitz gedrückt wurde – und dann befand sie sich in der Luft.
Es geht los, dachte Elena, und das Lächeln auf ihrem Gesicht vertiefte sich. Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Zwei Stunden und zwanzig Minuten – dann würde sie in Trapani landen, im Nordwesten Siziliens. Endlich.
Seit Wochen träumte Elena von dieser Reise – seit sie ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau als Landesbeste abgeschlossen hatte. Ihr Vater hatte sie gefragt, was sie sich als Belohnung für ihre ausgezeichneten Leistungen wünschte.
»Überleg nicht, Elena, sag mir, was dir als Erstes durch den Kopf geht«, hatte Lutz Hallson sein einziges Kind aufgefordert.
»Sizilien!«, war es aus Elena herausgeplatzt. »Ich möchte nach Sizilien – für eine richtig lange Zeit!«
Einen Moment lang hatte Lutz Hallson seine Tochter nachdenklich angesehen – nachdenklich und ein wenig traurig, wie Elena bemerkte. Doch dann hatte er genickt und gelächelt.
»Sizilien ist eine gute Wahl, Elena«, hatte er gesagt und ihre Hand gedrückt. »Dann schauen wir mal, wie wir dich am besten und vor allem am schnellsten dorthin bekommen.«
Das Flugzeug hatte inzwischen seine endgültige Flughöhe erreicht. Die Stewardess brachte eine Piccolo-Flasche Sekt und einen Rotwein zu Reihe 9, wo die ehemaligen Kontrahenten friedlich miteinander anstießen.
Elena ließ sich wieder in den Sitz zurücksinken und hing lange ihren Gedanken nach. Auch sie würde heute Abend einen schönen Vino tinto genießen – vielleicht auf dem Balkon ihrer Ferienwohnung, die sie noch gar nicht kannte. Wie es dort wohl aussah? Und würde sie sich auf der riesigen, mitunter wilden Insel einigermaßen verständigen können?
Immerhin: Ein wenig Italienisch hatte Elena vor ihrer Reise gepaukt. Die melodische Sprache schien ihr noch vertraut, obwohl es über zehn Jahre her war, dass ihre Mutter, eine gebürtige Sizilianerin, die Familie verlassen hatte. Arianna Di Russo, eine bildschöne Südländerin, hatte in Elenas Zuhause häufig Italienisch gesprochen – bis sie sich in einen vermögenden, US-amerikanischen Casinobesitzer verliebt hatte. Hals über Kopf hatte Arianna ihren Mann mitsamt der gemeinsamen Tochter in Deutschland sitzen lassen und war ihrer großen Liebe nach Nevada gefolgt.
Zurück blieben Lutz Hallson, der als Eigentümer einer namhaften deutschen Hotelkette ebenfalls recht vermögend war, und Ariannas Ebenbild Elena. Die zarte Figur, die langen, braunen Locken, die schräg stehenden Augen, das umwerfende Lächeln: All das verdankte Elena ihrer Mutter. Nur ihre Augenfarbe, ein intensives, leuchtendes Blau, hatte Elena von ihrem Vater. Sowie ihren Ehrgeiz und ihre Entschlossenheit.
»Sei froh, dass du nicht mit Extra-Beinfreiheit gebucht hast«, flüsterte in diesem Moment eine Stimme aus der Reihe hinter Elena und riss die junge Frau aus ihren Erinnerungen. Elena drehte sich überrascht um. Aus der Lücke zwischen den Lehnen der Sitze 17C und 17B zwinkerte ihr ein Paar hellblauer Augen zu.
»Dann hättest du zwar Beinfreiheit – aber kaum noch Luft zum Atmen«, flüsterte die Stimme weiter.
Ein Finger zeigte nach vorn: In einer Sitzreihe am Notausgang, wo zumindest nach vorn mehr Platz war, war ein schmaler Herr zwischen zwei wahre Hünen links und rechts gequetscht worden. Er schien sich überhaupt nicht bewegen zu können und sandte flehentliche Blicke um Hilfe in Richtung der Stewardessen.
Elena musste kichern. So hatte sich der arme Mann die Extra-Freiheit vermutlich nicht vorgestellt.
»Also freuen wir uns über unsere Otto-Normalverbraucher-Plätze«, erklang die Stimme hinter Elena wieder, dieses Mal etwas lauter.
Sie wandte sich wieder um. Der Reisende hinter ihr war aufgestanden und reichte ihr die Hand.
»Darf ich mich vorstellen: Fabian Ruge. Architektur-Student und Rucksacktourist.«
Er strahlte Elena an. Fabian war mindestens 1,80 Meter groß, braun gebrannt und durchtrainiert. Seine blonden Haare fielen in einem lässigen Scheitel nach links, und auf seinen muskulösen Oberarmen ringelten sich ornamentartige Tätowierungen. Er schien nur wenige Jahre älter als Elena zu sein und hatte ein einnehmendes Lächeln.
Elena streckte ebenfalls die Hand aus. »Elena Hallson. Hotelkauffrau und ebenfalls Touristin.«
Fabian schmunzelte. »Du bist wirklich Touristin? Du könntest genauso gut eine waschechte Italienerin sein, wenn du mir diese Bemerkung gestattest.«
Mehrere andere Fluggäste beobachteten die Begegnung von Elena und Fabian neugierig, was Elena unangenehm war.
»Komm, setz dich neben mich«, forderte Fabian sie auf und wies auf seine Sitzreihe, in der sonst niemand saß. »Wir wollen doch kein Aufsehen erregen.« Wieder schmunzelte er.
»Okay«, meinte Elena zögerlich.
Dass sie so schnell eine Bekanntschaft machen würde, hätte sie nicht gedacht. Aber warum sollte sie sich nicht mit diesem netten Studenten unterhalten? So würde die Zeit bis zur Ankunft gewiss schnell vergehen.
»Erzähl: Was verschlägt dich nach Sizilien?« Fabian sah sie interessiert an.
»Ich habe gerade meinen Abschluss gemacht«, erklärte Elena. »Hotelfach. Jetzt überlege ich, wie es weitergehen soll.«
»Und da soll dich Sizilien inspirieren? Eine sehr gute Idee.« Fabian nickte. »Die Insel ist toll. Obwohl sie ja so groß ist, dass man gar nicht das Gefühl hat, auf einer Insel zu sein. Kennst du Sizilien?«
»Ich war als Kind einige Mal dort«, gab Elena zurück. »Mit meiner Mutter, sie ist Sizilianerin.«
»Also doch eine Einheimische!«, rief Fabian. »Zumindest zur Hälfte. Dann kannst du bestimmt Italienisch, oder?«
»Es geht. Meine Kenntnisse sind ziemlich eingerostet«, erklärte Elena. »Warum fährst du denn nach Sizilien?«
»Ich musste mal raus.« Fabian zuckte mit den Schultern. »Das Semester ist fast zu Ende, und ich habe meine Arbeiten vorzeitig abgegeben. Dann habe ich überlegt, wo jetzt die Sonne scheint, und nach günstigen Flügen gesucht. Tja, und hier bin ich.«
»Auch nicht übel – so ganz spontan loszureisen.« Elena nickte. »Weißt du schon, wohin genau du willst?«
»Nein.« Fabian schüttelte den Kopf. »Ich werde mir am Flughafen einen Roller mieten und einfach drauflos fahren. Und du?«
»Ich werde abgeholt, von Bekannten meines Vaters«, erwiderte Elena. »Es ist eine befreundete Familie, ein Ehepaar mit drei Kindern. Sie haben ein Haus mit einer Ferienwohnung für mich in Cefalù. Hast du davon schon gehört?«
»Ja, klar.« Fabian strahlte wieder. »Das ist eine Stadt an der Nordküste, soll sehr hübsch sein. Gibt es dort nicht einen berühmten Berg?«
»Den Rocca di Cefalù, ja«, entgegnete Elena. »Das ist aber kein richtiger Berg, sondern ein Kalkfelsen. Man kann hinaufwandern.«
»Klasse. Willst du mit mir den Rocca erobern – oder heißt es die Rocca?«
»Ich weiß nicht.« Elena überlegte. »Auf Italienisch heißt es ›la Rocca‹ – also ›die‹. Aber auf der Deutsch sagt man vermutlich ›der Rocca‹.«
»Wie auch immer: Wollen wir zusammen hinauf? Bitte, bitte.« Fabian sah Elena so treuherzig an, dass sie lachen musste.
»Also gut«, erklärte sie. »Meinetwegen. Aber erst einmal möchte ich in Ruhe ankommen und mich einrichten.«
»Kein Problem. Ich bin flexibel.« Fabian winkte lässig ab. »Sag mir einfach Bescheid – und ich eile zu dir.«
Er zückte sein Handy und tippte auf Elenas Anweisung ihre Nummer ein. Gleich nach der Landung würde er diese anwählen.
»Ich klingel kurz durch, wenn telefonieren wieder erlaubt ist«, meinte Fabian zufrieden. »Dann hast du meine Nummer auch.«
Ein Gong unterbrach die beiden jungen Leute. Elena sah überrascht auf. Das Anschnallzeichen leuchtete auf, und aus den Lautsprechern ertönte die Stimme des Piloten, der ankündigte, dass das Flugzeug zur Landung ansetzen würde.
Die junge Frau staunte. Die Zeit war wirklich schnell vergangen. Sie schnallte sich an und spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Das Abenteuer konnte beginnen.
***
Der gepflegte, dunkelgrüne Jeep rollte die staubige Auffahrt zum ehemaligen Kloster Santa Anna hinauf. Die drei lang gestreckten, aus Sandstein gemauerten Gebäude der einstigen Abtei lagen still und verlassen in der kräftigen Vormittagssonne.
Im Hof vor dem Hauptportal standen rostige Gerätschaften rund um einen Brunnen, aus dem seit Jahrzehnten kein Wasser mehr geschöpft worden war. Von den morschen Holzrahmen der hohen, bogenförmigen Fenster blätterte die Farbe. Mehrere Rosen versuchten tapfer, zwischen dem bröckelnden Putz der Wände emporzuranken, doch die meisten ihrer Blätter waren braun verfärbt. Einige Palmen ragten neben dem rechten Seitenflügel auf, ihre zerrupften Wedel bewegten sich leicht im Wind.
Der Jeep kam zum Stehen. Die Fahrertür öffnete sich, und heraus trat ein großer, schlanker Mann Anfang sechzig mit kurzen, grauen Haaren und blitzenden grauen Augen. Er trug ein frisch gebügeltes, kurzärmliges Hemd, eine dunkle Stoffhose und praktische, halbhohe Stiefel.
»Eine Schande ist das.« Cornelius Fürst von Vahlensee sah sich kopfschüttelnd um.
»Das sagst du jedes Mal, wenn wir hier ankommen.« Auch Margarete Fürstin von Vahlensee war aus dem Wagen gestiegen und betrachtete ihren Mann nachsichtig. Sie war deutlich kleiner als der Fürst und eher mollig, wirkte aber gleichzeitig dynamisch und energiegeladen. Ihr schönes, silberfarbenes Haar trug Margarete in einem eleganten Pagenschnitt, und ihre warmen, braunen Augen waren von Lachfältchen umkränzt. Sie war ähnlich schlicht und praktisch gekleidet wie ihr Mann, hatte statt eines Hemdes aber eine hellblaue Bluse gewählt.
»Ich denke es ja auch jedes Mal, wenn wir hier ankommen«, erwiderte Fürst Cornelius. »Solch eine traumhafte Anlage findet sich kein zweites Mal auf Sizilien. Ich verstehe nicht, dass Simon diesem Verfall so tatenlos zusehen kann.«
Er wies erst auf die Abtei und dann weiter Richtung Süden, auf den zum ehemaligen Kloster gehörenden, sanft ansteigenden Weinberg, dessen Ende sich am Horizont verlor. Zahlreiche leere Drahtrahmen reihten sich aneinander und zeugten davon, dass auf dem Berg einst die Reben dicht an dicht gestanden haben mussten.
»Dass du kein Verständnis hast, hast du bereits mehr als deutlich und mehr als ausführlich dargelegt«, sagte die Fürstin mit strengem Unterton. »Es wäre schön, wenn du heute darauf verzichten könntest, auf Simon …«
Fröhliches Bellen unterbrach Margaretes Mahnung. Ein mittelgroßer, hellbrauner, schlanker Hund mit großen, fledermausartigen Ohren kam auf den Hof gelaufen. Er entdeckte den Fürsten und die Fürstin und sprang begeistert wedelnd auf Margarete zu.
»Panjo!«, rief die Fürstin und beugte sich hinab, um den Hund zu streicheln. »Das ist ja eine freundliche Begrüßung.«
»Nun, sein Herrchen ist anscheinend weniger erfreut, uns zu sehen«, kommentierte der Fürst trocken und sah dem jungen Mann entgegen, der langsam herbeischlenderte.
Groß gewachsen, schmal und sehnig und mit scharf geschnittenen Gesichtszügen schien es sich um eine jüngere Ausgabe von Cornelius zu handeln. Sogar die intelligenten grauen Augen hatte der Fürst seinem jüngsten Sohn Simon vererbt. Anders als sein Vater wirkte der Prinz von Vahlensee jedoch weder freundlich noch tatkräftig. Um Simons Mund lag ein verbitterter Zug, seine gesamte Gestalt schien mitten im sizilianischen Sonnenschein von Düsternis umgeben. Seine dichten, braunen Haare hätten einen Friseurbesuch vertragen können. Simon steckte in verblichenen Jeans und einem alten T-Shirt. Er sah seine Eltern ernst und ohne die Spur eines Lächelns an.
»Wollt ihr mal wieder nach dem Rechten sehen?«, fragte Simon und ging auf seine Mutter zu. Sie umarmte ihn und strahlte.
»Wir waren heute Morgen auf dem Markt in Cefalù«, erklärte sie. »Da dachten wir uns, dass wir auf dem Rückweg eben einen Abstecher nach Castelbuono machen. Wir haben so lange nichts mehr von dir gehört.«
»Es gibt auch nichts zu hören«, gab Simon barsch zurück. »Wie ihr unschwer erkennen könnt, ist hier alles beim Alten geblieben.«
»Wobei ›alt‹ ja noch vorsichtig formuliert ist, mein lieber Sohn«, bemerkte der Fürst mit hochgezogenen Augenbrauen.